- Vor zehn Jahren gründete Projektentwickler in Toulouse eine Tochtergesellschaft
- Frankreich hat sich als wichtigster Auslandsmarkt etabliert
- 18 Windparks mit 162 Megawatt ans Netz gebracht
- Nach Durststrecke knüpft ABO Wind SARL im Jubiläumsjahr an erfolgreiche Zeiten an
- Ende 2012 liegen baureife Genehmigungen für 58 Megawatt vor
Vor zehn Jahren hat der Wiesbadener Projektentwickler ABO Wind begonnen, in Frankreich Windparks zu errichten. Mittlerweile arbeiten 37 Kollegen in den Dependancen Toulouse, Orléans und Nantes. Frankreich ist der wichtigste Auslandsmarkt des Unternehmens. 18 Windparks mit 162 Megawatt Leistung hat ABO Wind dort bislang ans Netz gebracht und sich als zuverlässiger Partner der Kommunen, Bürger und Investoren etabliert. Bei einer Umfrage unter 700 französischen Bürgermeistern ist die ABO Wind SARL in diesem Jahr unter die beliebtesten Windkraftentwickler des Landes gewählt worden.
Die ersten zehn Jahre des französischen Tochterunternehmens verliefen turbulent. Schnell gelang es den Planern, 2005 im Département Moselle einen ersten Windpark in Betrieb zu nehmen. Die Projektrechte hatte ABO Wind aufgekauft, die Planungen zum Abschluss gebracht, eine Finanzierung eingeholt, einen Investor gefunden und die sechs 1,5-Megawatt-Anlagen errichtet. "Dabei haben wir alles gelernt, was man wissen muss, um in Frankreich Windparks zu bauen", erinnert sich Andreas Höllinger. Der heutige Vorstand der ABO Wind AG war damals mit dem Aufbau der französischen Tochter befasst. "Die Kommunikation mit dem Netzbetreiber läuft anders, die Besonderheiten französischer Erbpachtverträge mussten wir uns aneignen, Haftungsverpflichtungen unterscheiden sich in den jeweiligen Bauverträgen", nennt er einige der Unterschiede.
Bald nachdem die ersten Schritte im neuen Land getan waren, profitierte der Mutterkonzern vom neuen unternehmerischen Standbein. "2007 und 2008 waren tolle Jahre", schwärmt Andreas Höllinger. Zehn Windparks mit zusammen 79 Megawatt nahm ABO Wind in diesem Zeitraum in Frankreich in Betrieb. In Deutschland durchlief die Windkraft gerade eine Talsohle. "Der Erfolg der Tochter hat uns über manches hinweggeholfen."
Danach kehrte sich das Verhältnis um. Ab 2009 erschwerte die politische Großwetterlage die weitere Windkraftentwicklung im "Hexagon". In Deutschland dagegen geht es seit 2009 stetig aufwärts. Während die Ambitionen für einen weiteren Ausbau hierzulande ungebrochen sind, gibt neuerdings auch das Nachbarland wieder Anlass zur Freude. Im laufenden Jahr hat ABO Wind 38 Megawatt in Betrieb genommen und Genehmigungen für weitere 58 Megawatt erhalten, die nun baureif sind. In den nächsten Jahren möchte ABO Wind im Schnitt mindestens 40 Megawatt errichten.
Während in Deutschland der Ausstieg aus der Kernenergie politisch beschlossen ist und sukzessive vollzogen wird, setzt Frankreich weiter auf diese nach der Katastrophe im japanischen Fukushima vielfach gefürchtete Form der Stromerzeugung. Mit annähernd 80 Prozent hat das Land weltweit den höchsten prozentualen Anteil nuklear erzeugten Stroms. Immerhin haben sich bei einer repräsentativen Umfrage im Vorjahr 62 Prozent der Franzosen für einen Ausstieg aus der Kernenergie binnen 30 Jahren ausgesprochen; weitere 15 Prozent wollen schneller aussteigen.
In jedem Fall hat die Windkraftentwicklung in Frankreich wieder Fahrt aufgenommen. Die Windkraft- Ausbauziele der französischen Regierung sind ambitioniert. Bis 2020 sollen 25.000 Megawatt Leistung installiert sein. Bislang sind es keine 8.000 Megawatt. Für Planungsfirmen wie ABO Wind bleibt also viel zu tun − zumal die französische Gesetzgebung immer für eine Überraschung gut ist. "Der Abstand zwischen den Änderungen ist kürzer als der Planungszyklus eines Windparks", berichtet Höllinger. Zwischen Akquise und Inbetriebnahme vergehen in Frankreich drei bis fünf Jahre. Und die Regularien sind zu Beginn meist andere als zum Zeitpunkt des Netzanschlusses. Mitunter zielen die Regelungen in entgegengesetzte Richtungen. So galt lange die Vorschrift, dass ein Windpark nicht größer als 12 Megawatt sein dürfe. Später hieß es, ein Projekt müsse aus mindestens fünf Windenergieanlagen bestehen. Sicher ist nur, dass die Windparkplanung in Frankreich abwechslungsreich bleiben wird. "Und wir haben bereits bewiesen, dass wir damit zurecht kommen", sieht Vorstand Höllinger das Unternehmen dank eines exzellenten Rufs und hochqualifizierter und erfahrener Mitarbeiter für alle Eventualitäten gut gerüstet.