"Dies ist der erste Fall, bei dem eine multi-Organ Erkrankung von Lunge, Darm und Auge erfolgreich mit AIC246 therapiert werden konnte" sagt die verantwortliche AiCuris Medizinerin Susanne Stoelben. "Während wir die Substanz schon im Labor so entworfen haben, dass sie resistenz-brechend ist und wir daher auch wussten, dass sie Viren unterdrücken kann, die gegen alle im Markt befindlichen Medikamente resistent sind, so ist dies doch der erste Fall, in dem AIC246 seine hohe Potenz in einer klinisch äußerst schwierigen Situation bewiesen hat" sagte die Geschäftsführerin von AiCuris, Prof. Helga Rübsamen-Schaeff. In einer vorangegangenen Phase IIa Studie hatte die Substanz bereits gute Aktivität gegen multiresistente Viren gezeigt. In diesem Fall handelte es sich aber um eine präemptive Behandlung, d. h., der Behandlung mit AIC246 von Patienten ohne Organerkrankung.
Aktuell wird die Substanz in einer Phase IIb Studie untersucht, in der Stammzell-transplantierte Patienten mit einem hohen Risiko für eine HCMV Erkrankung, AIC246 prophylaktisch nach der Transplantation erhalten. "Die Studie wird in den USA und Deutschland durchgeführt und wir freuen uns darauf zu sehen, ob die Substanz auch bei prophylaktischer Gabe ihre hohe Potenz beweist", sagte Dr. Holger Zimmermann, CSO von AiCuris.
Über HCMV
Das humane Cytomegalievirus (HCMV), ein Beta-Herpesvirus, stellt für immungeschwächte Menschen ein bedeutendes Pathogen dar. Es ist das häufigste Viruspathogen bei Transplantationsempfängern solider Organe (Niere, Herz, Leber und Bauchspeicheldrüse) sowie von Knochenmark und die Hauptursache für Morbidität und Mortalität in den ersten sechs Monaten nach einer Transplantation. Neben Transplantierten sind auch Neugeborene durch HCMV-Infektionen stark gefährdet. Die Infektion kann bereits im Mutterleib, während oder nach der Geburt erworben werden. Aufgrund der Nebenwirkungen bisheriger Therapien besteht kaum eine Möglichkeit, diese Kinder zu behandeln, und die Behandlung einer Schwangeren, die eine aktive HCMV-Infektion hat, ist ausgeschlossen.
Auch bei AIDS-Patienten, deren Immunsystem durch HIV bereits stark beeinträchtigt ist, kann eine HCMV-Infektion gefährliche Konsequenzen haben. Bei ihnen kann das Virus beispielsweise zur Erblindung oder zu einer lebensbedrohlichen Lungenentzündung führen. Aufgrund von HAART sind diese Fälle in der westlichen Welt relativ selten geworden, spielen aber in Ländern, in denen eine flächendeckende Versorgung mit Anti-HIV-Medikamenten nicht gewährleistet ist, noch immer eine Rolle.
Abgesehen von immun-geschwächten Patienten scheint eine weitere Patientengruppe von HCMV betroffen: Kürzlich fand eine amerikanische Forschergruppe heraus, dass HCMV auch für Patienten auf Intensivstationen (z.B. nach Herzinfarkt, vermuteter Sepsis oder Verbrennung) ein relevantes Risiko darstellt. In dieser Gruppe war eine aktive HCMV-Infektion assoziiert mit längerem Krankenhausaufenthalt oder Tod. Insgesamt mehren sich die Berichte, dass schon eine subklinische HCMV Vermehrung ernstzunehmende Auswirkungen hat, weil HCMV selbst das Immunsystem unterdrückt.
Die HCMV-Erkrankung ist charakterisiert durch Fieber, Leukopenie (Mangel an weißen Blutkörperchen) und Thrombozytopenie (Mangel an Blutplättchen) mit oder ohne Funktionsstörungen von Organen. Es haben sich zwei Strategien etabliert, HCMV-Erkrankungen zu verhindern: die prophylaktische Behandlung von Organempfängern mit antiviralen Substanzen sowie die präemptive Therapie solcher Transplantationsempfänger, bei denen ein Routinescreening Hinweise auf eine HCMV-Infektion ergeben hat.