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Retaxationen: Apotheken in der Kostenfalle

Konflikte um Rezeptur-Abrechnungen belasten Apotheken und gefährden die Versorgungssicherheit

(PresseBox) (Karlsruhe, )
Nach der Kündigung der Hilfstaxe stehen Apotheken in Deutschland vor einer massiven Retax-Welle. Unterschiedliche Auffassungen zwischen Krankenkassen und dem Deutschen Apothekerverband (DAV) über die korrekte Abrechnung von Rezepturen führen zu erheblichen finanziellen Kürzungen. Für viele Apotheken wird dies zu einer existenziellen Herausforderung, da sie gesetzlich verpflichtet sind, patientenindividuelle Anfertigungen herzustellen. Der Streit um die Abrechnungsgrundlagen gefährdet nicht nur die wirtschaftliche Stabilität der Apotheken, sondern könnte auch die Versorgungssicherheit für Patienten beeinträchtigen.

Seit der Anfang des Jahres eingeführten Neuregelung zur Abrechnung von Rezepturen sehen sich Apotheken in Deutschland zunehmend mit Retaxationen konfrontiert. Der Konflikt zwischen Apotheken und gesetzlichen Krankenkassen spitzt sich zu, nachdem die Hilfstaxe gekündigt wurde und die Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV) die neue Grundlage für die Abrechnung patientenindividueller Anfertigungen bildet. Das Problem: Während der Deutsche Apothekerverband (DAV) eine Abrechnung auf Basis des Einkaufspreises der üblichen Packungsgrößen empfiehlt, fordern die Krankenkassen eine anteilige Abrechnung nach der tatsächlich verwendeten Wirkstoffmenge. Diese Unstimmigkeiten führen nun zu erheblichen finanziellen Kürzungen bei Apotheken, die sich an die Vorgaben des DAV gehalten haben.

Viele Apothekeninhaber berichten von massiven Retaxationen durch die Kassen, die ihre bisherigen Abrechnungen infrage stellen. Ein Beispiel dafür ist Florian Haustein, Inhaber der Marien Apotheke in Freising. „Wir haben Retaxationen über elf Seiten erhalten, und allein im Januar sind sieben Kürzungen für Rezepturen dabei“, berichtet Haustein. Der finanzielle Verlust beläuft sich auf 250 Euro, doch die eigentliche Sorge liegt in der Zukunft: „Wenn das für die kommenden Monate so weitergeht, werden die Summen beträchtlich“, erklärt er. Der Konflikt zwischen den Apotheken und den Krankenkassen ist tief verankert, da viele Apotheken weiterhin den Anweisungen des DAV folgen, während die Krankenkassen auf ihrer Position beharren.

Die Ursache für diese Entwicklung liegt in der Aufhebung der Hilfstaxe, die bislang als Berechnungsgrundlage für Rezepturen diente. Mit der Einführung der AMPreisV sind Apotheken nun verpflichtet, nach den §§ 4 und 5 dieser Verordnung abzurechnen, was in vielen Fällen zu einer erheblichen Preissteigerung führt. Der DAV argumentiert, dass die Abrechnung nach dem Einkaufspreis der vollen Packung gesetzlich legitim sei, während die Kassen weiterhin eine anteilige Berechnung der Wirkstoffmengen verlangen. Diese Diskrepanz hat zur Folge, dass Apotheken, die sich an die Vorgaben des Verbandes halten, nun verstärkt Retaxationen fürchten müssen.

Eine besondere Herausforderung stellt der Kontrahierungszwang dar, der Apotheken verpflichtet, Rezepturen auf ärztliche Verordnung hin herzustellen. Ein Ablehnen dieser Aufträge ist rechtlich nicht möglich, was die finanzielle Belastung für Apotheken weiter verschärft. Bereits zu Beginn des Jahres warnte der Berliner Apothekerverein (BAV) davor, dass Retaxationen nicht auszuschließen seien. Apotheken sollten sich auf mögliche Kürzungen einstellen und entsprechende Rückstellungen bilden, um eventuelle Verluste abzufedern. Für viele Apotheken, die regelmäßig Rezepturen zulasten der gesetzlichen Krankenkassen herstellen, stellt dies eine erhebliche Herausforderung dar.

Ein weiteres Problem ergibt sich aus der technischen Infrastruktur der Krankenkassen. Viele Apotheken vermuten, dass die Software der Kassen nicht auf die neuen Abrechnungsmodalitäten angepasst wurde, was zu den vermehrten Kürzungen führt. „Es wirkt, als würden die Kassen mit veralteten Systemen arbeiten, die nicht auf die aktuelle Rechtslage eingestellt sind“, vermutet Haustein. Für die betroffenen Apotheken ist dies ein weiterer Unsicherheitsfaktor, der die ohnehin angespannte Lage zusätzlich belastet.

In dieser Situation stellt sich für viele Apothekenbetreiber die Frage, wie sie sich gegen die finanziellen Risiken von Retaxationen absichern können. Eine mögliche Option ist der Abschluss einer Retax-Versicherung, die finanzielle Verluste durch nicht akzeptierte Abrechnungen abfedert. Allerdings bleibt unklar, wie lange die aktuelle Unsicherheit anhält, und ob eine einheitliche Regelung zur Abrechnung von Rezepturen gefunden wird. Der DAV bemüht sich weiterhin um eine Klärung der Abrechnungsmodalitäten, doch bis dahin bleibt das Risiko für die Apotheken bestehen.

Kommentar:

Die anhaltende Retax-Welle, die viele Apotheken in Deutschland belastet, ist ein symptomatisches Zeichen für die wachsenden Probleme im Gesundheitssystem. Apotheken, die seit Jahren unter zunehmendem Kostendruck stehen, sehen sich nun mit einer Situation konfrontiert, in der sie für die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben finanziell bestraft werden. Der Konflikt zwischen den Krankenkassen und dem Deutschen Apothekerverband (DAV) über die richtige Abrechnungsmethode für Rezepturen ist längst kein technisches Detail mehr, sondern ein existenzielles Problem für viele Apothekenbetreiber.

Der Streit um die Abrechnung nach der Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV) zeigt deutlich, wie wenig Klarheit in den gesetzlichen Regelungen herrscht. Während die Krankenkassen auf einer anteiligen Berechnung bestehen, halten sich die Apotheken an die Vorgaben des DAV, der die Abrechnung nach dem Einkaufspreis der vollen Packung empfiehlt. Diese Diskrepanz führt dazu, dass Apotheken nun die Quittung für die unklare Gesetzeslage bekommen – und das in Form von Retaxationen, die ihre ohnehin knappen Margen weiter schmälern.

Was diese Situation besonders prekär macht, ist der gesetzlich verankerte Kontrahierungszwang. Apotheken sind verpflichtet, Rezepturen auf ärztliche Anordnung hin herzustellen, unabhängig davon, ob die Abrechnung später akzeptiert wird oder nicht. Diese Zwangssituation nimmt den Apotheken jegliche Möglichkeit, das finanzielle Risiko zu kontrollieren, und stellt sie vor die Wahl, entweder Verluste hinzunehmen oder die Versorgung ihrer Patienten zu gefährden.

Die Lösung dieses Problems erfordert dringendes Handeln. Der Deutsche Apothekerverband muss sich weiterhin dafür einsetzen, dass eine einheitliche und rechtlich verbindliche Regelung zur Abrechnung von Rezepturen gefunden wird. Gleichzeitig muss auf Seiten der Krankenkassen die Bereitschaft bestehen, die Abrechnungspraxis an die gesetzlichen Vorgaben anzupassen und Apotheken nicht durch veraltete Software in Schwierigkeiten zu bringen. Denn es kann nicht im Sinne des Gesundheitssystems sein, dass Apotheken für die Versorgung ihrer Patienten wirtschaftlich bestraft werden.

Eine mögliche Absicherung gegen die finanziellen Folgen von Retaxationen ist die Retax-Versicherung, die zumindest einen Teil des Risikos abfedern kann. Doch dies ist nur ein kurzfristiger Ansatz. Langfristig muss das Ziel sein, eine klare und gerechte Abrechnungsregelung zu etablieren, die Apotheken eine faire Vergütung für ihre Leistungen garantiert. Andernfalls droht eine Verschärfung der ohnehin angespannten wirtschaftlichen Lage in der Apothekenlandschaft – und damit eine Gefährdung der flächendeckenden Versorgung der Patienten.

Die Retaxationsproblematik verdeutlicht einmal mehr, wie wichtig es ist, dass Apotheken als wesentlicher Bestandteil des Gesundheitssystems fair behandelt werden. Nur durch klare Regelungen und ein Ende der unklaren Abrechnungspraktiken kann gewährleistet werden, dass Apotheken auch in Zukunft ihrer Rolle als unverzichtbarer Partner im Gesundheitswesen gerecht werden.

Von Engin Günder, Fachjournalist

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