Der kalkulatorische Unternehmerlohn hat sich als entscheidendes Instrument zur Bewertung der eigenen Arbeitsleistung für Apothekeninhaber etabliert und spielt eine zentrale Rolle in der finanziellen und strategischen Planung des Betriebes. Anders als fest vereinbarte Gehälter, die an angestellte Fachkräfte gezahlt werden, unterliegt der kalkulatorische Unternehmerlohn variablen Faktoren und muss an die individuellen Gegebenheiten der jeweiligen Apotheke angepasst werden. Hierbei fallen Faktoren wie die Anzahl der Mitarbeiter, die Lage der Apotheke – städtisch oder ländlich – und die örtlichen Lebenshaltungskosten ins Gewicht. In der Praxis bedeutet dies, dass eine Landapotheke mit einem kleineren Mitarbeiterstamm deutlich geringere Gehaltsansprüche verzeichnet als eine große Innenstadtapotheke in einer Metropole mit vielen Angestellten und höherem Umsatzvolumen.
Zur Berechnung des kalkulatorischen Unternehmerlohns dient das tarifliche Höchstgehalt für approbierte Mitarbeiter als Orientierung, das um Arbeitgeberanteile zu Sozialversicherung und Altersvorsorge sowie potenzielle Leistungszuschläge erweitert wird. Die dadurch entstandene Gehaltsspanne für Inhaber bewegt sich in der Regel zwischen 80.000 und 120.000 Euro im Jahr. Während kleinere Apotheken meist im unteren Bereich dieser Skala bleiben, da die finanziellen Ressourcen begrenzt sind, ermöglicht eine Innenstadtapotheke durch das höhere Patientenaufkommen und die größere Mitarbeiteranzahl oft eine Ansiedlung am oberen Rand der Skala.
Um jedoch ein realistisches Einkommen zu ermitteln, das sich mit den gezahlten Nettolöhnen vergleichen lässt, wird der kalkulatorische Unternehmerlohn netto angesetzt. Dies erfolgt, indem ein hypothetischer Bruttowert pauschal mit einem Steuersatz von 35 % belastet wird, sodass der verbleibende Nettobetrag als realistische Grundlage für das erste Planungsjahr dient. Dieser Nettobetrag spiegelt wider, was der Apothekeninhaber nach Steuern in etwa an Kaufkraft erwarten kann.
Ein weiteres entscheidendes Kriterium ist die jährliche Anpassung an die Inflationsrate, um sicherzustellen, dass die Kaufkraft des Inhabers konstant bleibt und die realen Lebenshaltungskosten gedeckt werden können. Die inflationäre Anpassung ist in der Apothekerbranche essenziell, da die Fixkosten, wie Personalkosten, Mieten und Investitionen in IT und Ausstattung, steigen. Ohne diese Anpassungen würde der Unternehmerlohn in seiner realen Wertigkeit sinken, was langfristig die finanzielle Stabilität der Apotheke gefährden könnte.
Apothekeninhaber sollten den kalkulatorischen Unternehmerlohn zudem als feste Größe in ihre betriebswirtschaftliche Planung einbeziehen, um ein realistisches Bild der Ertragskraft der Apotheke zu erhalten. Diese Perspektive ermöglicht einen Vergleich mit anderen Betrieben und Branchen, indem die tatsächlichen Kosten der eigenen Arbeitsleistung berücksichtigt werden. Dies ist insbesondere bei der Erstellung von Businessplänen, bei Kreditverhandlungen mit Banken und bei der langfristigen strategischen Planung unerlässlich, da es die wirtschaftliche Grundlage des Betriebes aufzeigt und dessen Zukunftsfähigkeit messbar macht.
Kommentar:
Die Einführung und korrekte Berechnung des kalkulatorischen Unternehmerlohns ist für Apothekeninhaber von zentraler Bedeutung, um ihre eigene Arbeitsleistung angemessen in die betriebswirtschaftliche Analyse einfließen zu lassen. Der kalkulatorische Unternehmerlohn trägt dazu bei, dass Inhaber sich nicht nur als Arbeitgeber, sondern auch als unternehmerische Arbeitskraft verstehen, deren Leistung finanziell honoriert werden sollte. Dies schafft Transparenz und ermöglicht eine realistische Bewertung der eigenen Apotheke als wirtschaftliches Unternehmen.
Gleichzeitig stellt die Berechnung des Unternehmerlohns viele Apothekeninhaber vor Herausforderungen: Die Festsetzung eines angemessenen Gehalts ist angesichts unterschiedlicher Lebenshaltungskosten und der schwankenden Umsatzstrukturen im Apothekenmarkt kein einfaches Unterfangen. Hinzu kommt die steuerliche Belastung, die den Nettowert des kalkulatorischen Unternehmerlohns beeinflusst und die jährliche Anpassung an die Inflation unumgänglich macht. Apothekeninhaber stehen vor der Aufgabe, den kalkulatorischen Unternehmerlohn so zu gestalten, dass die Apotheke weiterhin wirtschaftlich stabil bleibt und gleichzeitig das persönliche Einkommen des Inhabers auf einem nachhaltigen Niveau gehalten wird.
Insgesamt ist der kalkulatorische Unternehmerlohn ein wichtiger Gradmesser für die wirtschaftliche Gesundheit einer Apotheke und ein entscheidender Faktor bei der strategischen Planung und langfristigen Zukunftssicherung. Inhaber, die diesen Posten realistisch kalkulieren und regelmäßig anpassen, schaffen eine stabile finanzielle Basis und ermöglichen es, den Betrieb zukunftssicher und profitabel zu gestalten. Der kalkulatorische Unternehmerlohn wird somit zur Schlüsselgröße für den unternehmerischen Erfolg in der Apothekerbranche.
Von Engin Günder, Fachjournalist