Je mehr Ballast ein Fahrer in der WTCC an Bord seines Autos hat, desto erfolgreicher war er zuletzt. Dass in Porto alle fünf Piloten der BMW Länderteams Handicapgewicht mitführen, belegt die starke Performance des BMW 320si WTCC in den bisherigen Rennen. Zum zweiten Mal in Folge muss WM-Spitzenreiter Augusto Farfus (BRA) vom BMW Team Germany das maximale Erfolgsgewicht von 60 Kilogramm zuladen. Erstmals ist auch sein Teamkollege Jörg Müller (Hückelhoven), in der Fahrerwertung auf Platz zwei geführt, mit dem höchstmöglichen Ballast unterwegs.
Der WM-Dritte und Titelverteidiger Andy Priaulx (GBR) vom BMW Team UK tritt mit zusätzlichen 55 Kilogramm beim WM-Gastspiel in Portugal an. Nach seinem ersten Laufsieg in Brno (CZE) hat BMW Team Italy-Spain Fahrer Félix Porteiro (ESP) 30 Kilogramm im Auto. Sein Teamkollege Alessandro Zanardi (ITA), der in Tschechien als Dritter auf das Podium fuhr, nimmt zehn Kilogramm mit.
Die Bilanz von BMW im ersten Abschnitt der Saison kann sich sehen lassen. Fünf Siege, zwei Polepositions und sechs schnellste Rennrunden stehen für die Marke zu Buche. In der Herstellerwertung führt BMW mit 142 Punkten - SEAT folgt 38 Zähler dahinter auf Platz zwei.
BMW Motorsport Direktor Mario Theissen:
"In Porto endet die erste Saisonhälfte der Tourenwagen-Weltmeisterschaft. Unser Zwischenfazit fällt positiv aus. Fünf der zehn Läufe haben Fahrer der BMW Länderteams gewonnen. Augusto Farfus, Jörg Müller und Andy Priaulx liegen in der Fahrerwertung vorn, BMW führt das Herstellerklassement mit deutlichem Vorsprung an. Dies verdeutlicht: Der BMW 320si WTCC ist auch in diesem Jahr das beste Basisauto in dieser Meisterschaft. Veränderungen am Grundgewicht der Autos sowie der fliegende Start ins erste Rennen haben nichts daran geändert, dass unsere Piloten in der WM den Ton angeben. Wie schon in den beiden vergangenen Jahren bietet die Tourenwagen-Weltmeisterschaft auch in dieser Saison spannende Rennen und eine Menge Action auf der Strecke. Das Salz in der Suppe sind die Läufe auf Stadtkursen, so wie am kommenden Wochenende in Porto. Wir haben uns für den Rest der Saison eine exzellente Ausgangsbasis erarbeitet. Nun müssen unsere Teams das hohe Niveau halten, damit wir in Macau am Jahresende erneut Grund zum Feiern haben. Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg."
Historie und Hintergrund:
Nach Zandvoort (NLD) und Pau (FRA) ist Porto bereits der dritte Debütant in der diesjährigen Tourenwagen-Weltmeisterschaft. Dennoch kann der "Circuito de Boavista" auf eine lange Tradition zurückblicken und war sogar schon zwei Mal Schauplatz von Rennen der Formel-1-WM. 1958 verwies der spätere Weltmeister Stirling Moss (GBR) seine Landsmänner Mike Hawthorn und Stuart Lewis Ewans an der portugiesischen Atlantikküste auf die Plätze zwei und drei. Zwei Jahre später setzte sich der Australier Jack Brabham gegen Bruce McLaren (NZL) und Jim Clark (GBR) durch. Das erste Automobilrennen auf dem Stadtkurs hatte bereits 1931 stattgefunden.
Eine Besonderheit erlebten die portugiesischen Zuschauer im Rahmen des Grand Prix von Portugal 1958. Maria Teresa di Fillipis (ITA) war die erste Frau, die jemals an Rennen der Formel-1-WM teilnahm. Allerdings blieb sie in Porto glücklos und schied bereits nach sechs Runden aus.
Die Formel-1-Rennen fanden auf einem 7,5 Kilometer langen Kurs statt. Das Streckenlayout wurde allerdings in der Zwischenzeit erheblich verändert. Wenn die BMW Länderteams am Wochenende in Porto antreten, warten jeweils elf Runden á 4,720 Kilometer auf die Piloten. Um die erforderlichen Sicherheitsstandards des Automobil-Weltverbands FIA zu erfüllen, wurde unter anderem eine Schikane eliminiert und die Fahrbahn an mehreren Stellen verbreitert.
Nicht nur der Streckenverlauf, sondern auch die Infrastruktur rund um den Traditionskurs hat in jüngerer Vergangenheit zahlreiche Modernisierungen erfahren. So sind unter anderem drei neue Tribünen entstanden. Insgesamt bietet die Anlage nun 24 000 Sitzplätze.
Der "Circuito da Boavista" ist der langsamste der insgesamt drei Stadtkurse, die im WTCC-Kalender 2007 vorgesehen sind. Die höchsten Geschwindigkeiten werden in den Straßen von Macau (MAC) erreicht, wo am 18. November das Saisonfinale ausgetragen wird.
Porto, früher Oporto, liegt an der Mündung des Flusses Douro und hat 330 000 Einwohner. Damit ist es nach der Hauptstadt Lissabon die zweitgrößte Stadt Portugals. Im Großraum der Küstenstadt leben etwa 1,3 Millionen Menschen.
Die historische Altstadt am Nordufer des Douro wird von der UNESCO seit 1996 als Weltkulturerbe geführt. Auch außerhalb Europas ist Porto für eine alkoholische Spezialität bekannt: den Portwein. Die Trauben für diesen Wein dürfen nur im Douro-Tal geerntet werden. Der Reifungsprozess dauert mindestens zwei Jahre.
Wie bei allen neuen Strecken im Kalender steht den Fahrern auch in Porto eine 30-minütige Testsession zur Verfügung, um sich bereits am Freitag mit dem Kurs vertraut zu machen. Das erste Rennen beginnt am Sonntag um 10.05 Uhr (live auf Eurosport 2). Lauf zwei wird um 16.35 Uhr gestartet und ist auf Eurosport International zu sehen.