Wärmepumpenheizung im Altbau: Darauf kommt es an
☛ Eine Fußbodenheizung oder neue Heizkörper benötigen Sie nicht zwingend.
☛ Selbsttest: Stellen Sie Ihre Heizung auf 55 Grad ein und haben ein warmes Haus? => Dann eignet sich eine Wärmepumpe.
☛ Hohe Heizlast im Altbau? => Kombinieren Sie die Wärmepumpe mit einer Öl- oder Gasheizung zu einem Hybridsystem.
☛ Eine Studie vom Fraunhofer Institut belegt: Wärmepumpen im Altbau arbeiten effizient.
Wärmepumpe und altes Haus: Das geht sehr gut!
Lange galt die Devise, dass eine Wärmepumpe im Altbau selten effizient arbeitet. Das ist längst überholt. Der technische Fortschritt hat leistungsstarke Wärmepumpen hervorgebracht, die den höheren Wärmebedarf eines Altbaus problemlos stemmen. Ohne die Stromkosten in exorbitante Höhen zu katapultieren. Sinnvoll sind zum Beispiel Wärmepumpen mit dem natürlichen Kältemittel Propan. Die produzieren ohne Weiteres hohe Vorlauftemperaturen. Wärmepumpen im Altbau sind also eine echt gute Idee – vorausgesetzt, ein erfahrener Heizungsbauer plant die Wärmepumpe passend für das alte Haus.
☛Tipp: Dass eine Flächenheizung wie eine Fußbodenheizung zwingend vorhanden sein muss, ist ebenfalls längst Geschichte. Denn eine Wärmepumpe arbeitet effizient, wenn die Heizkörper im Haus groß genug sind.
Wann eine Wärmepumpe im Altbau effizient arbeitet
Wände, Türen und Fenster ☛ sollten möglichst gut gedämmt sein (nicht zwingend!)
Vorlauftemperatur der Heizung ☛ idealerweise ist sie so niedrig wie möglich, am besten unter 55 Grad
Haus ☛ Ist genug Platz für eine Wärmepumpe und die zugehörige Verrohrung vorhanden?
Heizlast ☛ durch Heizungsfachbetrieb berechnen lassen
Hohe Heizlast ☛ Eine Hybrid-Wärmepumpe und eine verbesserte Dämmung sind zu empfehlen
Neue Heizkörper ☛ nicht zwingend notwendig
Warmwasserspeicher ☛ je mehr Volumen, desto mehr warmes Wasser auf Vorrat
Der Test: Funktioniert eine Wärmepumpe in Ihrem Bestandsgebäude?
Regeln Sie an der Heizungsanlage die Vorlauftemperatur auf 55 Grad herunter. Nun drehen Sie alle Heizkörper im Haus auf. Jetzt erreichen Sie eine angenehme Raumtemperatur? Perfekt – Ihr Gebäude ist grundsätzlich für eine Wärmepumpenheizung geeignet. Wenden Sie sich im nächsten Schritt an einen Heizungsinstallateur.
In 3 Schritten die Voraussetzungen für die Wärmepumpe im Altbau checken
Heizlast des Gebäudes prüfen
Berechnen Sie die Heizlast Ihres Gebäudes anhand folgender Formel:
Wohnfläche in m² × spezifischer Wärmebedarf in kW/m² = Heizlast in kW.
☛ Hier ein kleines Rechenbeispiel:
Ein Altbau komplett ohne Wärmedämmung benötigt etwa 0,12 kW/qm.
Das Haus hat 120 qm Wohnfläche.
120 qm x 0,12 kW = 14,4 kW Heizlast
☛ Den errechneten Bedarf muss eine Wärmepumpe an Leistung bringen, um effizient zu sein.
Tipp: Berechnen Sie die Heizlast mit dem Rechner des Bundesverband Wärmepumpe selbst. Das ersetzt aber nicht die Berechnung durch einen Fachbetrieb!
Ist die Heizlast besonders hoch, senken Sie zunächst den Energiebedarf: Zum Beispiel durch eine energetische Sanierung des Gebäudes. Ist diese nicht möglich, so empfiehlt sich eine Wärmepumpen-Hybridlösung mit einem fossilen System.
Höhe der maximalen Vorlauftemperatur
Beträgt die Höhe der maximalen Vorlauftemperatur 55 Grad Celsius, so ist das optimal.
Liegt die Höhe der Vorlauftemperatur darüber, so kann zum Beispiel das Wärmeverteilsystem modernisiert werden. Dazu können die Dämmung der Rohre oder der Einsatz einer elektronisch geregelten und lastabhängig arbeitenden Heizungspumpe gehören. Ihr Heizungsbauer weiß genau, was zu tun ist.
Höhe des Warmwasserbedarfs
Leben 3 bis 4 Personen in einem Haushalt, dann brauchen sie etwa 140 Liter Warmwasser pro Tag. Fasst der Warmwasserspeicher 180 Liter, dann schafft die Wärmepumpe es locker.
Dasselbe gilt bei einem hohen Warmwasserbedarf von etwa 240 Liter pro Tag, zum Beispiel bei 4-5 Personen mit Dusche und Badewanne sowie einem 300-Liter-Speicher für Warmwasser.
Liegt der Warmwasserbedarf über diesen Standardwerten, zum Beispiel mit einem Pool, so muss ein Fachbetrieb die Kombination mit der Wärmepumpe ganz individuell planen.
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Es gibt unterschiedliche Wärmepumpenarten, die für Ihre alte Immobilie infrage kommen:
☛ Tipp: Eine Wärmepumpe im Mehrfamilienhaus lohnt sich ebenfalls – auch im Bestand!
☛ In jedem Fall vorteilhaft: Eine Wärmepumpe wertet die alte Immobilie deutlich auf!
Wärmepumpe Altbau: Kosten
Abhängig davon, für welches System Sie sich in Ihrem Altbau entscheiden, kommen unterschiedlich hohe Wärmepumpe-Kosten auf Sie zu. Im Schnitt bewegen sie sich etwa zwischen 11.000 und 34.000 Euro – die durch 30 bis 70 Prozent Wärmepumpen-Förderung gesenkt werden können.
Die Kosten der Wärmepumpe setzen sich so zusammen:
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Anschaffungskosten
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Installationskosten
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ggf. Erdarbeiten wie Erdbohrungen, Wassergutachten etc.
So hoch sind Stromverbrauch und Stromkosten der Wärmepumpe im alten Haus
Die Stromkosten sind die wichtigsten laufenden Kosten einer Wärmepumpe. Berechnen Sie diese mit der folgenden Faustformel:
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Jährlicher Heizbedarf (kWh) : Jahresarbeitszahl = Stromverbrauch im Jahr
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Stromverbrauch pro Jahr x Stromkosten (Euro) pro kWh = jährliche Stromkosten (Euro)
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Info: Die Kennzahl JAZ beschreibt das Verhältnis der gelieferten Wärmemenge und der dafür benötigten elektrischen Antriebsenergie, wie die folgende
JAZ = Heizenergie : elektrische Energie
=> Je höher die JAZ, desto effizienter ist die Wärmepumpe.
Beispielrechnung: Sie besitzen ein Einfamilienhaus. Dieses umfasst etwa 120 Quadratmeter Wohnfläche und hat einen Heizwärmebedarf von 12.000 Kilowattstunden pro Jahr. Diesen teilen Sie durch die Jahresarbeitszahl (JAZ) der Wärmepumpe, die in diesem Beispiel 3 beträgt. Sie gibt die Energieeffizienz der Wärmepumpe an. Der jährliche Stromverbrauch beträgt in diesem Beispiel 4.000 Kilowattstunden.
Den berechneten Strombedarf multiplizieren Sie mit dem aktuellen Strompreis, sofern Sie Haushaltsstrom zum Betrieb verwenden. (Stand Oktober 2024: laut Verivox etwa 35 Cent pro Kilowattstunde Strom). Daraus ergeben sich Stromkosten von rund 1.400 Euro im Jahr.
Wenn die Wärmepumpe nicht reicht: Hybridheizung mit Öl oder Gas
Jeder Bestandsbau ist anders. Und wenn eine Dämmung nicht möglich ist, kann es sein, dass Wärmepumpenheizungen keine ausreichende Heizleistung erbringen. In so einem Fall kann ein Hybridystem den Heizenergiebedarf decken. Das heißt, eine Gas-Brennwertheizung oder eine Öl-Brennwertheizung wird mit einer Wärmepumpe kombiniert. Und wenn die mal nicht genug Wärme bereitstellen kann, springt die Brennwertheizung ein.
☛ So ein kombiniertes Heizsystem ist noch immer viel sparsamer als ein rein fossiles und schlimmstenfalls auch noch veraltetes Gerät.
Einige für den Altbau geeignete Wärmepumpenmodelle im Überblick:
Alpha Innotec Hybrox 16: nutzt Propan, hat eine Leistung von 16 kW und erreicht Vorlauftemperaturen von mehr als 78 Grad Celsius
Daikin Altherma 4 HS-S+: nutzt Propan und erreicht Vorlauftemperaturen von bis zu 75 Grad Celsius
Ochsner Air Hawk 726: deckt Heizlasten bis zu 20 kW ab, eignet sich für den Einsatz mit Radiatoren und erreicht Vorlauftemperaturen bis zu 65 Grad Celsius.
ÖkoFEN GreenFOX: Hat eine Leistung von 14 kW und erreicht Vorlauftemperaturen von 65 Grad Celsius. Die smarte Regelung erkennt, wann Strom günstig ist und wann er ökologisch erzeugt wird.
Fazit
Die Wärmepumpe ist durchaus für den Altbau geeignet. Wichtug ist eine gute Planung mit einem erfahrenen Handwerksbetrieb.
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