SAP’s Idee, langfristig große Teile ihrer Software in Java zu schreiben, scheint gut. Für einige mittelständische Unternehmen wie die e.bootis ag in Essen ist das allerdings ein alter Hut: Sie praktiziert das für ihre Kunden bereits seit 2000. SAP-typisch ist der Weg von Walldorf nach Wien (auf SAP: Vienna) dann auch sehr umständlich, teuer und — für Fachleute klar — kaum machbar: Die R3 Client -Server Architektur zu nehmen, daraus Komponenten zu bilden sowie Objekte und Klassen zu formulieren, die dann auf einmal fast automatisch Webservices und XML generieren, grenzt daran zu glauben, dass Fliegende Fische eine Kreuzung aus Fischen und Vögeln sind. Hier ein neuer Versuch zu kreuzen?
Der Schachzug, mehrere hundert Vertriebsleute einstellen zu wollen, um besonders die Wachstumschancen im Mittelstand zu nutzen, macht den angekündigten Softwareansatz dabei weder besser noch für den Mittelstand geeigneter — oder hat neuerdings einer mehr Recht, weil er schreit? Im Gegenteil: Aufgebohrte Marketingmaschinerie und zitierter Entwicklungsweg verteuern die Sache nur. Aber die Zeche zahlt ja nur der (mittelständische) Kunde.
Für den ist Herr Kagermann nach Sättigung und Einbruch des Großkundengeschäfts aber immerhin bereit, alle Möglichkeiten einer intelligenten Preispolitik auszuschöpfen. Nein, nein, Missverständnis! Die SAP Produkte bleiben teuer, wie sie sind! In Walldorf nichts Neues! SAP ist kein Media Markt! Intelligenz steht hier nur für Leasing und Finanzierungen. Sie sollen den Mittelständler verleiten, in Zeiten knapper Kassen mehr Kohle leichter springen zu lassen.
Was ändert sich also unter’m Strich? Für Kunden? Nichts. Zumindest nicht wirklich, wenn man davon absieht, dass die Marketingmaschinerie jubelt. Ein Sturm im Wasserglas.
Karl Langenstein, Vorstandsvorsitzender e.bootis AG