Elektrische Leistung besteht aus Wirkleistung und Blindleistung. Während Wirkleistung in einem elektrischen Verbraucher in physikalische Arbeit umgewandelt und somit effektiv genutzt werden kann, ist hingegen Blindleistung allein für die Stabilität der Netzspannung bei Stromfluss im Netz notwendig. Diese Energie kann nicht weiter genutzt werden, belastet aber zusätzlich die Leitungen.
Durch die steigenden Stromtransite und der dadurch verbundenen höheren Netzauslastung wird dieser Effekt verstärkt. Dadurch verschlechtert sich die Spannungsstabilität. Der neue Kondensator, der jetzt im Umspannwerk Oberjettingen eingebaut wurde, wirkt dem entgegen. Ohne den Kondensator hätten aus Gründen der Spannungsstabilität neue Leitungen zugebaut werden müssen. Auch muss die entsprechende Blindleistung nicht mehr zusätzlich in den Kraftwerken erzeugt werden, sondern wird lokal dort bereitgestellt, wo sie benötigt wird. Der Kondensator schont somit die Umwelt.
Die Notwendigkeit für diese Baumaßnahme ist insbesondere eine Folge der Liberalisierung des Strommarkts sowie des rasanten Ausbaus der Windenergie im Norden Deutschlands. Dadurch haben die Energieflüsse nicht nur innerhalb Deutschlands sondern europaweit deutlich zugenommen. Deshalb muss die Übertragungskapazität des Höchstspannungsnetzes angepasst und auf die zukünftigen Anforderungen ausgerichtet werden. Denn die EnBW Transportnetze AG ist als Eigentümer und Betreiber des 220.000- und 380.000-Volt-Netzes gesetzlich verpflichtet, ihr Übertragungsnetz für den weiträumigen Stromtransport jedermann zur Verfügung zu stellen und fortwährend an den erwarteten Bedarf anzupassen. Vor allem durch den Zubau von Windkraftanlagen im nördlichen Teil von Deutschland auf eine installierte Leistung von derzeit rund 24 000 Megawatt stößt die Übertragungskapazität zeitweise an ihre Grenzen. Die im Norden erzeugten Kilowattstunden werden zu den Verbrauchsschwerpunkten im Süden Deutschlands und damit auch insbesondere über das badenwürttembergische Übertragungsnetz transportiert.