GWW-Geschäftsführer Christian Zeigermann: „Im GWW-Aufsichtsrat gab es ein breites Votum für die vorgestellten beeindruckenden Entwürfe und Konzepte.“ Einstimmig bestätigte der Aufsichtsrat die Arbeiten aus der Leistungsphase I und II und ebnete damit den Weg für die Weiterarbeit hin zur Erarbeitung der Bauanträge bis Jahresende.
„Vorgestellt wurden von den italienisch-deutschen Architektenbüros spannende Entwürfe, die die Europäische Moderne nach Wernigerode bringen werden und den Zeitgeist repräsentieren“, so Christian Zeigermann.
Das meine nicht nur die Architektur, sondern auch die ökologischen und nachhaltigen Konzepte dahinter. Beeindruckt sei er zum Beispiel von der Idee, den guten alten Wasserturm neu zu interpretieren, um Wohnungen mit Wärme und die Gartenanlagen mit ausreichend Nass durch Aufbereitung des Niederschlagswassers von den Dächern zu versorgen.
Für den GWW-Geschäftsführer zeigten die Projekte zudem, wie fruchtbringend es sein kann, wenn Architektur nicht aus der Vergangenheit heraus entsteht, sondern mutig aus dem Zukunftsgedanken. Nur so könne sich die Gesellschaft weiterentwickeln. Er freue sich dabei auch über den Gleichklang mit Oberbürgermeister Tobias Kascha, dass jetzt modernste europäische Stadtkultur in Wernigerode Einzug halte und auch hier zur Weiterentwicklung beitrage.
Als innovativ und beispielgebend wertet er auch die italienisch-deutschen Architektengemeinschaften, die sich im Zuge des Europan-Wettbewerbs für Wernigerode entwickelt hätten. Ihre Zusammenarbeit sei ein Muster, wie internationale Arbeitsteilung im Bereich Architektur funktionieren könne. Das sei etwas völlig Neues und Inspirierendes.
Christian Toechterle-Knuth, Inhaber des Architekturbüros catk-Studio zum Projekt DUET:
Christian Toechterle-Knuth, Inhaber des Architekturbüros catk-Studio, stellte die Entwürfe und Planungen für das Eckgrundstück Veckenstedter Weg und Gießerweg mit dem Arbeitstitel „DUET“ im GWW-Aufsichtsrat vor. Er sprach dabei im Namen der Arge PRACTICE+ aus Bassano del Grappa/Italien und catk-Studio Berlin, die sich zur Projektumsetzung für Wernigerode vor einigen Monaten bildete.
Im Rahmen des DUET-Projekts werden in einem Drei- und einem Viergeschosser 30 Wohnungen mit unterschiedlichen Grundrissen entstehen. Christian Toechterle-Knuth hebt beim Entwurf die einfache und sichtbare Trägerstruktur hervor, die die Fachwerktradition des Harzes modern interpretiert. Die Fassadengestaltung zur Straße und zum inneren großen Garten ist bewusst unterschiedlich gehalten. Während vorn Glas und Aluminiumbauteile zum Einsatz kommen, ist es zum Innenraum mit seinen Terrassen das Holz, das dominiert. Die Gebäudetransparenz erfüllt zudem den Zweck, über viel Glas die Sichtbeziehung zum Harz herzustellen oder zu erhalten.
Viel Raum in der Planung nahm laut dem catk-Studio-Inhaber auch die Umfeld- und Gartengestaltung ein, die das Gemeinschaftsgefühl unterstützen soll und Übergänge vom Privaten oder Halb-Öffentlichen bis ins Öffentliche schafft. Die Gebäude sollen gut mit dem Umfeld korrelieren.
Wichtig für die Gebäudekonstruktion war natürlich auch das Energiekonzept. Ziel ist, die Sonnenenergie für das Gebäude optimal nutzen zu können. Der Architekt spricht vom Anspruch einer hohen Energie-Autarkie, die die beiden Gebäude auszeichnen soll. Er hebt dabei als Energielieferanten Solar- und eventuell PV-Anlagen hervor sowie eine Wärmepumpe und Energiespeicher, die Reserven anlegen, wenn die Sonne nicht scheint. Ein Energie-Pavillon zwischen den Häusern dient als Zentrum und wird alle Elemente der technischen Versorgung, Energieerzeugung und -speicherung vereinen.
Als besondere planerische Herausforderungen nennt Christian Toechterle-Knuth die Leichtigkeit und Lichtheit der Gebäudeanmutungen mit den Anforderungen an Wärmeschutz, Akustik, Brandschutz und Sicherheitsanforderungen zu verbinden sowie eine gute Effizienz zwischen Miet- und Verkehrsflächen zu schaffen.
In der guten Zusammenarbeit zwischen den italienischen und deutschen Architektenteams sieht er sich als Koordinator und Möglichmacher. „Ich möchte den jungen italienischen Architekten mit meinem Erfahrungsschatz helfen, ihren Traum für Wernigerode auch tatsächlich Wirklichkeit werden zu lassen.“ Die Plangestaltung und alle Zeichnungen würden in Arbeitsteilung weiter vom italienischen Europan-Gewinnerteam realisiert. Die Koordination, Beratung und Vor-Ort-Arbeit vom deutschen. Die modernen Kommunikationsmöglichkeiten machten es beiden Teams einfach, schnell und unaufwendig zusammenarbeiten zu können, hebt Christian Toechterle-Knuth hervor.
Ralf Ludwig, Geschäftsführer der Hartung + Ludwig Architektur- und Planungsgesellschaft Weimar und Projektkoordinator Matthias Schmidt zum Projekt „Living the new ecological Porous Garden“:
Auch das zweite schon vielbeachtete Sieger-Projekt mit dem Titel „Living the new ecological Porous Garden“ wurde dem Aufsichtsrat vorgestellt. Als deutsche Partner der italienischen Architektengruppe Cope aus Padua/Italien präsentierten es Ralf Ludwig, Geschäftsführer der Hartung + Ludwig Architektur- und Planungsgesellschaft Weimar, und Projektkoordinator Matthias Schmidt. Alle hatten in den letzten Monaten hart daran gearbeitet, dass die architektonisch anspruchsvolle Wettbewerbsidee nun auch in die Realität überführt werden konnte. Markant im angepassten Entwurf bleibt die eindrucksvoll inszenierte Dachlandschaft der insgesamt fünf Gebäude, die in ihrer Form die Topografie des Harzes aufnehmen, und im Inneren einen großen gemeinschaftlich genutzten Innenhof umschließen.
„Insgesamt werden im Projekt am Veckenstedter Weg 34 neue Wohneinheiten entstehen“, erläutert Geschäftsführer Ralf Ludwig. „Die Mischung aus Wohnungen unterschiedlicher Typologie und Größe begünstigt ein generationsübergreifendes Zusammenleben. Ziel ist eine bunte soziale Mischung von der Familie bis zum Single, vom jungen Berufseinsteiger bis zum Senior.“ Die Erschließung der einzelnen Gebäude sei für ältere oder eingeschränkte Menschen gewährleistet und barrierefrei. Insgesamt würden 25 Wohnungen barrierefrei beziehungsweise barrierearm erstellt. „Im Erdgeschoss befinden sich zudem zwei rollstuhlgerechte Wohnungen. Einige Wohnungen im Dachgeschoss verfügen über interessante Duplex- und Triplex-Zuschnitte mit teilweise doppelter Raumhöhe und Oberlichtern auf den Dächern. Jede Wohnung erhält einen eigenen privaten Außenraum. Das kann ein Garten sein, ein Balkon oder eine eingeschnittene Loggia.“
„Alle Gebäude wurden von uns als Holzkonstruktion entworfen und mit hölzerner Außenfassade“, hebt Projektkoordinator Matthias Schmidt hervor. „Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, Kohlenstoffspeicher und wiederverwendbar. Es kann somit einen guten Beitrag für zukünftiges kreislaufgerechtes Bauen leisten.“ Im Sinne der Nachhaltigkeit solle das Holz aus der Region oder dem Alpenraum kommen, um längere Transportwege zu vermeiden. Ziel sei es, nachhaltige, weitgehend recycelbare Gebäude mit einer geringen CO2-Emission zu errichten.
Die Herausforderung für dieses Projekt sei, so beschreiben es Ralf Ludwig und Matthias Schmidt, die interessante Architektursprache mit Kosteneffizienz und deutschen Baurechtsanforderungen zu verbinden. Oder zum Beispiel, wie man ohne kostenintensive Tiefgarage die geforderte Stellplatzzahl für Autos und E-Mobile unterbringen kann und dabei den Gartenraum nicht zu stark dezimiert. Eine weitere Challenge: Alles, was an Niederschlägen auf die Dächer fällt, soll in Regenrückhaltebecken gesammelt werden und eine weitgehend autarke Gartenbewässerung ermöglichen.
Die Zusammenarbeit mit den italienischen Kollegen beschreiben beide als sehr fruchtbringend und vertrauensvoll. Man habe sich zum Start in einem Workshop in Weimar, später dann in Padua getroffen und nutze durchgehend alle neuen digitalen Möglichkeiten der Kommunikation miteinander. Für die beste 3-D-Architektursimulation habe man sogar Kontakte bis nach Kolumbien genutzt.
GWW-Geschäftsführer Christian Zeigermann abschließend: Miet-Wohnraum für junge Familien sei im Stadtgebiet von Wernigerode knapp. Die meisten müssten aufs Umfeld ausweichen.
Das wolle die GWW mit dem neuen Areal am Bürgerpark ändern. Hier werden über 50 Mietwohnungen in Mehr-Generationen-Häusern entstehen mit grünem Frei- und Gemeinschaftsraum für alle. Energetische und wirtschaftlich rentable Konzepte stünden im Vordergrund sowie Häuser mit einer klaren Baustruktur und gutem Raumkonzept, inspiriert von modernsten europäischen Architekturkonzepten. Christian Zeigermann weiter: „Wie die Präsentation vor dem Aufsichtsrat zeigte, sind wir dabei auf dem besten Weg."