Bedingt durch den demographischen Wandel und Fachkräftemangel stehen immer mehr eigentümergeführte Unternehmen in der Region Hannover vor der Herausforderung, rechtzeitig vorzusorgen und den eigenen Erhalt zu sichern. Die Gründe für eine Übergabe lassen sich in allen Fällen auf Alter (86 %), Tod (10 %) oder Krankheit (4 %) des Eigentümers zurückführen. Die Frage, wie es dann mit dem Betrieb weitergehen soll, stellt sich allerdings viel früher. "Die Schere zwischen Angebot und Nachfrage wird immer größer, schon jetzt stehen mehr Unternehmensübergaben an als es Interessenten gibt ", so Jagau.
Betroffen sind vor allem Klein- und Kleinstunternehmen mit bis zu 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die in der Region Hannover angesiedelt sind. "90 Prozent aller Übernahmen finden im regionalen Kontext statt. Daher ist eine regional ausgerichtete Beratung, Moderation und Betreuung die Kernaufgabe der kommunalen Wirtschaftsförderung", betont Alexander Skubowius, Leiter des Fachbereichs Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung der Region Hannover.
Der Unternehmensservice der Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung steht diesen Unternehmen von der Vorbereitung über die Kaufeinleitung bis zum Abschluss der Verkaufsverhandlungen und darüber hinaus beratend zur Seite. Das Beratungsangebot wird um neue niedrigschwellige Formate ausgebaut. Regelmäßige Infoveranstaltungen und ein offener Sprechtag beispielsweise sollen dazu dienen, Unternehmen frühzeitig für Fragen rund um das Thema Unternehmensnachfolge zu sensibilisieren. "Wir möchten die Vorbereitung einer Übernahme für beide Seiten erleichtern", so Skubowius.
Zu den Leistungen des Unternehmensservice zählt außerdem eine gebündelte Darstellung von Übergabeangeboten, die Unterstützung beim Erstellen von Business- und Finanzierungsplänen, Moderation bei Übernahmegesprächen sowie der Ausbau und die Pflege von Kontakten zu Banken, Steuerberatern und kommunalen Wirtschaftsförderern. "Wir greifen auf ein gutes Netzwerk von Multiplikatoren zurück und arbeiten eng mit anderen Einheiten der Wirtschaftsförderung wie zum Beispiel hannoverimpuls zusammen", sagt Skubowius.
Thomas Löhr vom Team Wirtschaftsförderung der Region Hannover ist einer von fünf Ansprechpartnern im Unternehmensservice, die Betriebe bei der Unternehmensnachfolge beraten. Die häufigsten Risiken, die eine Übernahme gefährden oder verhindern können - Unwissenheit, Zeitmangel, Alternativlosigkeit und Misstrauen - hofft Löhr durch das Beratungsangebot auszuräumen. "Es geht zunächst darum, Vertrauen aufzubauen und die gegenseitigen Erwartungen und Interessen, zum Beispiel in Bezug auf den Kaufpreis und die Zahlungsabwicklung, abzugleichen." Dabei berät der Unternehmensservice Käufer und Verkäufer gleichermaßen. "Wir sind als neutraler Partner für beide Seiten ein zuverlässiger Ansprechpartner."
Alle weiteren Schritte hängen davon ab, ob Käufer und Verkäufer sich bereits kennen und wie viel Zeit bis zur Übergabe bleibt. Das betrifft vor allem die realistische Einschätzung und Minimierung von Risikofaktoren, die Entwicklung einer Unternehmensstrategie, die bis über die Übergabe hinausreicht. "Wir denken dabei nicht nur an die Zukunft des Unternehmens, sondern auch an die Zukunft der ausscheidenden Unternehmer", betont Löhr.
Die offene Sprechstunde im Unternehmensservice ist ein Angebot zu allen Leistungen der Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung. Sie findet jeden Dienstag von 14 bis 16 Uhr im Haus der Wirtschaftsförderung an der Vahrenwalder Straße 7 statt. Interessierte Besucherinnen und Besucher melden sich dafür bitte beim Empfang im Foyer.