„Der französische PSA-Konzern nimmt sich die deutschen Autohersteller als Vorbild in Sachen Profitabilität und VW hat sich Toyota als Maßstab für die Zukunft auserkoren. Dazu kommt eine Fülle an neuen Modellen, die in den nächsten Jahren erscheinen sollen. Um diese Herausforderungen zu stemmen, muss das Thema Produktivitätssteigerung in Europa neu durchdacht werden“, sagt Mike Herr, Europachef von TBM Consulting. Seine Beratungsfirma hilft Autoherstellern und Zulieferern, ihre Produktivität nachhaltig zu verbessern.
„Wenn VW-Chef Martin Winterkorn sagt, er wolle den Konzern bis 2010 jährlich um zehn Prozent effizienter machen und dazu noch den Absatz um mindestens den gleichen Wert steigern, ist das für einen deutschen Autohersteller schon sehr ambitioniert“, meint Produktivitätsexperte Mike Herr. Der Grund: Anders als der erklärte Rivale Toyota habe VW keine Jahrzehnte lange Erfahrung in der nachhaltigen Umsetzung von Lean Production-Methoden, so Herr.
„Was Toyota groß gemacht hat, ist die totale Verinnerlichung des Lean-Prinzips. Jeder Mitarbeiter dort sucht ständig nach Möglichkeiten, höhere Qualität in kürzerer Zeit mit geringerem Einsatz von Material zu erzielen. Und das seit vielen Jahren“, schildert TBM-Chef Mike Herr seine Erfahrungen mit dem japanischen Autohersteller. „Deutsche Unternehmen sind viel zu ungeduldig bei der Umsetzung produktivitätssteigernder Methoden. Sie wollen schnelle Erfolge und verschenken dabei den größeren Teil des Potenzials, das in ihren Prozessen steckt.“
Bei konsequenter Ausschöpfung des Produktivitätspotenzials bei Autoherstellern und ihren Zulieferern, meint Mike Herr, seien jährlich zehn Prozent Verbesserung kein Hexenwerk. „Wir begleiten viele unserer Kunden über Jahre und schaffen so Produktivitätszuwächse von bis zu 20 Prozent pro Jahr. Leute werden dabei aber nicht entlassen, im Gegenteil. Sie werden für das höhere Auftragsvolumen dringend gebraucht.“ Für die ehrgeizigen Pläne des VW-Chefs besteht also Hoffnung. Dann hätte die französische PSA (Peugeot/Citroën) auch ein frisches Vorbild, um „ein wenig deutsch“ zu werden, wie der PSA-Chef Christian Streiff vor kurzem ankündigte.