16 Ansiedlungen und Erweiterungen in 2022
Trotz eines schwierigen wirtschaftlichen Umfelds konnte die Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH (WFS) im vergangenen Jahr erneut 16 Ansiedlungen und Erweiterungen mit einem Volumen von 689,3 Mio. Euro realisieren. Damit wurden 1.265 Arbeitsplätze geschaffen bzw. erhalten. Die regionalen Schwerpunkte der Investoren aus Deutschland, Großbritannien, Finnland sowie Australien und Japan lagen in Leipzig, Dresden, den Landkreisen Mittelsachsen und Meißen sowie in den Strukturwandelregionen Lausitz und dem Mitteldeutschen Revier.
„Angesichts der anhaltend herausfordernden Rahmenbedingungen ist es nicht selbstverständlich, dass wir erneut eine positive Bilanz ziehen können. Insofern freuen wir uns, dass es auch in 2022 gelungen ist, Investoren für den Wirtschaftsstandort Sachsen zu gewinnen und Erweiterungen mit Unternehmen vor Ort umzusetzen. Vor allem der breite Branchenmix im Kontext mit den zahlreichen Forschungseinrichtungen macht den Wirtschaftsstandort Sachsen attraktiv. Dieses besondere Ökosystem überzeugt durch seine Potentiale für innovative branchenübergreifende Zusammenarbeit und den erfolgreichen Austausch mit einer breit aufgestellten Forschungs- und Entwicklungslandschaft sowie etablierten Branchennetzwerken. Hinzu kommt eine große Dynamik bei Technologie- und Zukunftsthemen“, erklärt WFS-Geschäftsführer Thomas Horn.
Martin Dulig, sächsischer Wirtschaftsminister und Aufsichtsratsvorsitzender der WFS, sagt: „Außenwirtschaft und Internationalisierung sind für die sächsische Wirtschaft von großer Bedeutung. Die Exporte haben sich seit 2010 mehr als verdoppelt und lagen 2022 trotz Pandemie und Energiepreiskrise auf einem neuen Rekordniveau. Die WFS war trotz der vielfältigen wirtschaftlichen Herausforderungen für die Unternehmen erneut ein wichtiger Partner und hat die sächsische Wirtschaft mit Branchen- und Netzwerkarbeit und außenwirtschaftlichen Projekten gezielt unterstützt. Unternehmen, die sich neu ansiedeln wollen, können auf ein gut organisiertes und eng vernetztes Umfeld in Sachsen bauen.“
Herausforderungen für Sachsen und Exportgeschäft bleiben hoch
Im Vergleich zu 2021 konnte Sachsen seine Ausfuhren auch unter Berücksichtigung gestiegener Exportpreise nochmals steigern. Insgesamt wurden Waren im Gesamtwert von 52,7 Mrd. Euro exportiert – vor allem nach China, die USA und die Nachbarländer Tschechien und Polen. Die Zahlen zeigen, dass sich Sachsens Exportwirtschaft weiterhin erfolgreich im globalen Wettbewerb behauptet. Mit einer Exportquote von gut 33 Prozent (Verhältnis Ausfuhren zum BIP) wird mittlerweile mehr als jeder dritte Euro im Ausland verdient. Das sichert nicht nur Arbeitsplätze vor Ort, sondern schafft auch neue Jobs in den exportierenden Unternehmen.
Thomas Horn: „Die aktuellen Exportzahlen für Tschechien und Polen, die mittlerweile auf Platz 3 und 4 vorgerückt sind, bestätigen unsere Einschätzung zur wachsenden Bedeutung der Nachbarmärkte. Internationale Liefer- und Wertschöpfungsketten haben sich durch die Pandemie neu ausgerichtet. Das hat auch zu einem gestiegenen Bedarf an Logistikstandorten geführt. Davon konnte Sachsen mit aktuellen Ansiedlungen in Großschirma (OT Siebenlehn) und Glaubitz als Drehscheibe in der Mitte Europas profitieren. Trotz ihrer großen Relevanz für das Funktionieren unseres hochgradig arbeitsteiligen Wirtschaftsstandorts wird die Branche in der öffentlichen Wahrnehmung oftmals unterschätzt. Dabei geht es längst nicht mehr nur um den reinen Transport oder die Lagerhaltung. Vielmehr sind weitere Dienstleistungen hinzugekommen, die z.T. auch die komplette Abwicklung von Bestell-, Versand-, Reklamations- und Retourenprozessen umfassen und Logistik nicht nur unternehmens-, sondern auch branchenübergreifend zu einer enorm wichtigen Schnittstelle machen.“
Martin Dulig betont: „Industrielle Produktion ist eine wichtige Grundlage für Wachstum, Gute Arbeit und Wohlstand. Der Industriestandort Sachsen steht vor großen Herausforderungen, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig und ein wichtiger Handelspartner für Unternehmen aus der ganzen Welt zu bleiben. Mit Innovation und Widerstandskraft kann die Transformation der Wirtschaft gelingen“. Für Unternehmensansiedlungen, so Dulig weiter, würden die drei „F“-Faktoren immer wichtiger: „Investoren erwarten ausreichend große Flächen, hochqualifizierte Fachkräfte und die erforderliche Facility, wie etwa die Verfügbarkeit erneuerbarer Energien. Dies sicherzustellen, bleibt eine Kernaufgabe unserer Ansiedlungsbestrebungen!“
WFS treibt Technologie- und Zukunftsthemen voran
„Im globalen Wettbewerb werden sich künftig vor allem Standorte durchsetzen, die mit besonderer Expertise und hoher Innovationsstärke bei wichtigen Technologie- und Zukunftsthemen punkten. Vor diesem Hintergrund treibt die WFS diese Themen mit verschiedenen Partnern intensiv voran. Dabei ist es vor allem die branchenübergreifende und interdisziplinäre Zusammenarbeit, die Sachsen hier auszeichnet. Beispielhaft genannt seien der Einsatz von Robotik und Digitalisierung im Life Sciences-Bereich, der Textilindustrie und der Landwirtschaft. Als Format dafür haben sich unsere Projektwerkstätten bewährt, die Partner der unterschiedlichen Branchen zusammenbringen und den Technologietransfer zielgerichtet unterstützen. Im vergangenen Jahr ist uns das bei 19 Projektwerkstätten mit über 1.100 Teilnehmern sehr erfolgreich gelungen“, bilanziert Thomas Horn.
Besonders hervorzuheben sind folgende Projektwerkstätten:
- Robotik SACHSEN! zur Einführung und Anwendung von Robotiklösungen für den Mittelstand mit 140 Teilnehmern
- WFS/SMEKUL-Workshops zu Agri-Photovoltaik mit 170 Teilnehmern
- DIANA-Forum – Point of Care zur Diagnostik im Gesundheitsbereich mit 90 Teilnehmern.
Zur Unterstützung der Exportaktivitäten sächsischer Unternehmen konnten im letzten Jahr 66 Außenwirtschaftsprojekte realisiert werden, darunter 13 Delegations- und Unternehmerreisen, u.a. nach Kanada, Großbritannien, Kasachstan, Rumänien und in die Niederlande sowie 19 Marktinformations- und Kooperationsveranstaltungen. Darüber hinaus haben wir sechs internationalen Delegationen den Standort Sachsen und spezielle Branchen- und Technologiekompetenzen vor Ort vorgestellt. So informierten sich usbekische Firmen über die Textilindustrie und beim BikeBusinessAdventure-Projekt mit Vertretern aus verschiedenen europäischen Ländern ging es um die sächsische Fahrradwirtschaft.
Die Internationalisierungsoffensive Sachsen (IOSax), die aus der Außenwirtschaftsinitiative Sachsen (AWIS) heraus entstanden ist, hat erneut zahlreiche sächsische Unternehmen beim Einstieg in ausländische Märkte unterstützt. Neben den außenwirtschaftlichen Beratungen der Exportscouts der IHKn und HWKn wurden Webinare zum Markteinstieg in Polen und Tschechien angeboten. Mit IOSax.express-Reisen zu Europas wichtigster Investorenkonferenz SLUSH in Helsinki und nach New York wurden sächsische Start-ups bei der Investorengewinnung sowie beim Markteinstieg in den USA unterstützt. Besonders hervorzuheben ist die bereits zum fünften Mal durchgeführte Online Marketing Challenge (OMC), bei der Teams aus Unternehmen, Studierenden und Werbeprofis digitale Vertriebskampagnen entwickeln.
Zudem organisierten wir für den Wirtschaftsstandort 18 Industrie-, Technologie- und Ernährungsmessen für 179 sächsische Unternehmen. Die hohe Zahl von Erstausstellern - 48 bei „Sachsen-live“-Gemeinschaftsständen und 17 bei Messen der Ernährungsbranche – unterstreichen die unverändert hohe Relevanz dieses Formats. Ein besonderer Höhepunkt im Messekalender 2022 war die InnoTrans in Berlin. Dort haben wir mit 29 Ausstellern auf dem bisher größten „Sachsen-live“-Gemeinschaftsstand die Bahntechnikbranche präsentiert. Auch positive Branchenentwicklungen spiegeln sich in unseren Messeaktivitäten wider. So gab es erstmals einen „Sachsen-live“-Gemeinschaftsstand auf der EuroBike in Frankfurt als Schaufenster für die dynamische Entwicklung der sächsischen Fahrradwirtschaft.
Martin Dulig ergänzt: „Wir ruhen uns auf der positiven Entwicklung der Exporte nicht aus. Der Freistaat unterstützt die sächsischen Unternehmen weiterhin dabei, sich international breiter aufzustellen und Kräfte zu bündeln. Die außenwirtschaftliche Jahresplanung sieht im laufenden Jahr mehr als 100 Angebote vor, beispielsweise Information und Beratung, Unternehmer- und Delegationsreisen sowie Gemeinschaftsbeteiligungen auf internationalen Messen. Damit können Kontakte einfacher und schneller aufgebaut werden als im Alleingang.“
Der sächsische Wirtschaftsminister plant in diesem Jahr Auslandsreisen nach Afrika und Asien. Der pandemiebedingt mehrfach verschobene Besuch in Japan und Südkorea ist nun im September geplant, um die Zusammenarbeit in Hochtechnologie-Bereichen wie Wasserstoff, Life Sciences, Mikroelektronik, Robotik und Automotive auszubauen. Bereits im Juni wird Dulig nach Mosambik reisen, um an die langjährige Zusammenarbeit anzuknüpfen und insbesondere die Themen Bergbau und Rohstoffe zu vertiefen. Gleichzeitig möchte er in Namibia bestehende Kontakte ausbauen, wobei ebenso der Bergbausektor, aber auch Wasserstoff und nachhaltige Energiesysteme im Fokus stehen werden.