Was genau passiert ist, weiß bislang niemand, denn darüber schweigt sich Amazon beharrlich aus. Sicher ist nur, dass tausende Kunden vom Konzern darüber informiert wurden, dass ihre Namen und ihre E-Mail-Adressen durch einen Fehler auf der Webseite von Amazon frei einsehbar gewesen seien. Kennwörter seien nicht betroffen und daher auch keine weiteren Schritte durch die Kunden nötig. Darüber hinaus sei der Fehler mittlerweile behoben. Für Kunden ist solch eine Nachricht – zumal offenbar ohne Anrede – nicht unbedingt vertrauenerweckend. Und so hielten viele Kunden die Nachricht zunächst für einen Phishing-Versuch. Sogar der Kundenservice von Amazon war offenbar nicht informiert. In Großbritannien erhielt ein Kunde auf Nachfrage die Auskunft, dass die Nachricht nicht von Amazon stamme und die Situation sowie Herkunft untersucht würden. Erst später bestätigte das Unternehmen offiziell die Echtheit der Nachricht.
Doch wer sich jetzt fragt, wann, wo genau, wie lange und für wen die eigenen Daten sichtbar waren, tappt weiter im Dunkeln. Über die genauen Umstände der Datenpanne sind bislang keine Informationen an die Öffentlichkeit gedrungen. Für Betroffene und Datenschützer eine absolut unbefriedigende Situation, zumal Unternehmen nach der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) seit Mai dieses Jahres dazu verpflichtet sind, ihre Kunden genau über mögliche Sicherheits- und Datenschutzprobleme zu informieren. Außerdem müsste Amazon auch die Datenschutzbehörden darüber in Kenntnis setzen, was genau passiert ist und wie groß der Schaden vermutlich war. Ausnahmen von dieser Regel gelten nur, wenn „die Rechte und Freiheiten“ der betroffenen Kunden nicht beeinträchtigt wurden. Die Krux dieser Regelung offenbart sich im aktuellen Fall, denn ob ein Risiko für die Rechte und Freiheiten bestand, liegt im Ermessen des Unternehmens. Darauf beruft sich Amazon derzeit. Da es sich nicht um einen Angriff oder einen Sicherheitsvorfall im eigentlichen Sinne gehandelt habe, sei selbst die Nachricht an die Kunden nur aus einem Übermaß an Vorsicht verschickt worden. Auch die von Kunden mittlerweile eingeschaltete britische Aufsichtsbehörde sieht aktuell keinen Anlass dafür, tätig zu werden, will die Situation aber weiterhin im Blick behalten.
Der Fall zeigt deutlich: Beim Umgang mit derartigen Sicherheitsvorfällen müssen selbst weltweit tätige Unternehmen wie Amazon noch einiges dazulernen. Sie müssen begreifen, dass es nicht nur um die Daten der Kunden geht, sondern auch um das Vertrauen der Konsumenten in das Unternehmen und in die Branche. Offenheit, Transparenz und rasche Aufklärung sollten daher die maßgeblichen Tugenden sein, nicht Geheimniskrämerei.