Cosmic Lynx ist seit mindestens einem Jahr aktiv, konnte jedoch bislang unter dem Radar bleiben. In ihrer Untersuchung identifizierten die Sicherheitsforscher Opfer in 46 Ländern auf sechs Kontinenten und gewannen auch einen Einblick in die ausgefeilte Vorgehensweise der Kriminellen. Deren Ziel waren hauptsächlich hochgestellte Mitarbeiter der Opferunternehmen. Sie erhielten eine gefälschte E-Mail vom CEO oder Eigentümer des Unternehmens, in der ihnen mitgeteilt wurde, dass eine asiatische Firma übernommen werden solle. Das sei sowohl geheim als auch zeitkritisch. Gleichzeitig enthielt die Mail den Hinweis, dass der Empfänger mit niemand anderem darüber sprechen solle. Das Besondere an den E-Mails von Cosmic Lynx ist die Art und Weise, wie geschickt der Text dieser Nachricht geschrieben und gestaltet ist, um tatsächlich den vermeintlichen Absender zu imitieren. In einer weiteren E-Mail wird dann ein vermeintlicher Anwalt in Kopie gesetzt, der sich um die Abwicklung der Finanztransaktion kümmern solle. Dieser nutzt scheinbar die E-Mail-Adresse einer real existierenden Kanzlei, meist in Großbritannien. Doch tatsächlich stecken auch dahinter die Kriminellen von Cosmic Lynx, die in der folgenden Konversation sogar den Sprach- und Schreibstil der echten Kanzlei imitieren. In einem letzten Schritt werden die Opfer dann überzeugt, hunderttausende Euro für die angebliche Unternehmensakquisition auf ein Konto in Hongkong zu überweisen, von dem es dann direkt an Cosmic Lynx fließt. Im für die Kriminellen besten Fall merkt das Opfer dabei zu keinem Zeitpunkt, dass es gerade auf einen raffinierten Betrug hereinfällt.
Insbesondere die Einbeziehung einer zweiten imitierten Person ist für BEC-Angriffe ungewöhnlich, da man hier zusätzliche Anstrengungen und Recherchearbeiten unternehmen muss. Doch die dadurch gewonnene Glaubwürdigkeit scheint diesen Aufwand zu rechtfertigen. Den Sicherheitsforschern zufolge lässt sich nicht genau sagen, wie viele Unternehmen der Vorgehensweise zum Opfer gefallen sind, jedoch gehen sie davon aus, dass Cosmic Lynx diese Masche bereits seit mindestens einem Jahr durchzieht. Vorher habe sich die Gruppe offenbar eher auf Angriffe mit Trojanern als auf gezieltes Phishing konzentriert. Der Strategiewechsel zeigt, wie lukrativ derartige Kampagnen sind und dass Unternehmen nicht vorsichtig genug sein können. Besonders geschickte Akteure wie Cosmic Lynx stellen ein enormes Risiko dar, denn ihre Kampagnen sind für die Opfer nur schwer zu erkennen.
Trotzdem ist es für Unternehmen möglich, sich effektiv zu schützen, beispielsweise durch eine offene Gesprächskultur innerhalb der Firma, bei der sich niemand scheut, auch bei den Vorgesetzten nachzufragen. Oder durch die Einführung eines Vier-Augen-Prinzips, bei dem Mitarbeiter, egal in welcher Position, keine großen Summen ohne Rücksprache mit anderen bewegen können. Aber auch der einzelne Mitarbeiter kann sich schützen. Oft hilft es bereits, die Antwort auf eine solche Anfrage in einer neuen E-Mail zu verfassen und an die Adresse des vermeintlichen Absenders zu schicken. So lässt sich das Problem des gefälschten Absenders umgehen.