Täglich durchlaufen Millionen Sicherheitssignale die Microsoft Cloud. Das interne Cyber Security Team hat diese Signale für das Jahr 2018 aufbereitet und daraus vier Kernresümees gezogen: Ransomware-Attacken gehen zurück, Kryptowährungs-Mining hat sich weltweit ausgebreitet, infiltrierte Software-Lieferketten stellen ein großes Risiko dar und Phishing bleibt für Hacker die beliebteste Angriffsmethode.
Ransomware-Attacken gehen stark zurück
Der Rückgang der Ransomware-Angriffe um 73 Prozent, der in den Daten von 2018 sichtbar wurde, ist ein Beispiel dafür, wie die Online-Sicherheitsindustrie Cyberkriminelle zur Anpassung zwingt. Im Jahr 2017 stellte Ransomware – auch Erpressungstrojaner genannt – noch eine große Bedrohung dar. Kriminelle verschickten per E-Mail Schadprogramme, mit deren Hilfe Daten eines einzelnen Rechners oder gar eines ganzen Netzwerks verschlüsselt wurden. Dadurch wird den eigentlichen Eigentümern der Daten der Zugriff auf sie verwehrt. Zur Entschlüsselung forderten die Cyberkriminellen in der Regel ein Lösegeld. Mittlerweile sehen Angreifer immer häufiger von solchen Methoden ab. Zum einen, weil Internetnutzer inzwischen sensibler mit Spam umgehen, zum anderen weil Betrüger bei einer Erpressung ihre Identität nur schlecht verstecken können. Die Ergebnisse des Berichts zeigen, dass sie stattdessen zu anonymen Attacken wie Cryptojacking oder Phishing übergegangen sind.
Kryptowährungs-Mining ist weit verbreitet
Auch wenn der Rückgang von Ransomware-Attacken auf der einen Seite eine gute Nachricht ist, zeigt die Analyse, dass sich Krypto-Mining auf der anderen Seite immer weiter ausbreitet. Für Mining, also das Schürfen nach Bitcoin & Co., ist eine hohe Rechenleistung erforderlich, die einen enormen Stromverbrauch erzeugt. Miner werden für ihre Rechenleistung großzügig entlohnt, im Fall Bitcoin erhalten sie pro Block 12,5 Coins, was beim aktuellen Kurs rund 42.000 Euro entspricht. Wegen erhöhter Strompreise lohnt sich das Mining jedoch nur noch in vereinzelten Ländern – es sei denn, man lässt andere für sich rechnen. Deshalb installieren Angreifer Malware auf fremden Computern und können so die erforderliche Rechenleistung für ihr Mining stehlen und auf fremden PCs Coins schürfen. Dadurch sparen sie sich den benötigten Strom, erhalten aber trotzdem den Lohn für ihre Mining-Dienste. In der Security-Szene spricht man bei solchen Hacking-Angriffen vom sogenannten "Cryptojacking".
Infiltrierte Software-Lieferketten stellen ein großes Risiko dar
Angriffe auf Software-Lieferketten sind ein weiterer Trend, den Sicherheitsexperten seit mehreren Jahren verfolgen. Eine von Angreifern angewendete Lieferketten-Taktik besteht darin, eine Malware-behaftete Komponente in ein Anwendungs- oder Aktualisierungspaket zu integrieren, das über die Software unter den Nutzern verbreitet wird. Anders als bei Ransomware-Angriffen gelangen die schädlichen Programme hier also nicht per E-Mail, sondern per Update auf fremde Rechner. Angriffe durch infiltrierte Software-Lieferketten sind sehr schwer zu identifizieren, da sie das Vertrauen der Nutzer in ihren Softwareanbieter ausnutzen.
Anzahl der Phishing-Attacken steigt um 250 Prozent
Phishing ist weiterhin die beliebteste Angriffsmethode bei Hackern, um Datendiebstahl oder Betrug zu begehen. Durch gefälschte E-Mails fordern die Kriminellen im Namen eines Unternehmens dazu auf, persönliche Daten freizugeben oder Zahlungen zu tätigen. Von allen E-Mails, die Microsoft im Rahmen des Berichts untersucht hat, waren 0,4 Prozent ein Phishing-Versuch. Und so stieg die Anzahl der Phishing-Attacken im Vergleich zu 2017 um stolze 250 Prozent. Phishing wird bei Hackern immer beliebter, weil es nach wie vor sehr effektiv ist und so rechnet man bei Microsoft mit weiteren Steigerungsraten in den nächsten Jahren.
Cyberkriminalität stellt im digitalen Zeitalter weiterhin eine Bedrohung dar. Allerdings machen Analysen wie jene von Microsoft deutlich, dass IT-Sicherheit und Awareness für Informationssicherheit Wirkung zeigen: Effektive Security-Tools zwingen Hacker dazu, ihre Taktiken ständig zu ändern, da die alten nach kürzester Zeit nicht mehr funktionieren. Geschulte Mitarbeiter erkennen Attacken und reagieren richtig. Doch Cyberkriminelle denken sich stetig neue Methoden aus und so wird auch die IT-Sicherheitsindustrie nicht zur Ruhe kommen und sich fortlaufend weiterentwickeln.