Eine neue Dating-App aus Russland verspricht jetzt, jeden Menschen über ein einfaches Foto identifizieren zu können. Die Vorstellung der Macher von „FindFace“: Man sitzt in der U-Bahn und sieht eine Person, die einem gefällt. Unauffällig schießt man ein Foto, lädt es in der App hoch und bekommt dann den Namen und weitere Informationen ausgespuckt, damit man Kontakt aufnehmen kann. Und selbst wenn das Programm die entsprechende Person nicht finden sollte, bekommt man Personen vorgeschlagen, die derjenigen auf dem Foto ähnlich sehen, versprechen die Betreiber
Die Frage, ob das legal ist stellt sich in Deutschland derzeit glücklicherweise noch nicht, denn aktuell funktioniert die App nur in Russland über das dortige Social Network VKontakte. Dort machen sich die Betreiber eine Gesetzeslücke zu Nutze, denn die neue Technologie wird vom russischen Datenschutzgesetz noch nicht erfasst. In der EU sieht die Situation etwas anders aus, denn hier zählt das europäische Datenschutzrecht die biometrischen Angaben, die die App zur Identifizierung nutzt, ausdrücklich zu den besonders sensiblen Daten.
Die Macher der App interessiert das natürlich wenig. Ihrer Meinung nach, ist die Zukunft und damit der Einsatz von Technologien zur Gesichtserkennung nicht aufzuhalten. Ihr Traum ist es, dass irgendwann jede Überwachungskamera und Datenbank der Welt mit ihrem Programm ausgestattet ist. Ein erster Schritt sei schon getan: Die Moskauer Polizei hätte bereits Interesse bekundet. Hinzu kommt, dass FindFace längst nicht die Einzigen sind, die an einer solchen Software basteln. Außerhalb der EU nutzt beispielsweise Facebook in seiner Foto-App „Moments“ bereits jetzt eine Gesichtserkennungs-Software und auch Google arbeitet an entsprechenden Programmen.
Die Frage ist nur: Wollen wir in einer solchen Welt leben? Wollen wir wirklich, dass eine Dating-App beispielsweise auf Überwachungskameras zugreifen kann, um nicht nur Namen, Kontaktdaten zu liefern sondern um ganze Bewegungsprofile zu erstellen? Was, wenn der Verehrer gar nicht erwünscht ist und sich zu Stalker entwickelt? Wollen wir, dass ein potenzieller Arbeitgeber uns nicht nur über den Namen, sondern auch über biometrische Daten durchleuchtet und so vielleicht Profile unter einem Pseudonym entdeckt? Natürlich lässt sich die Zukunft nicht aufhalten, damit haben die FindFace-Entwickler Recht, aber muss man alles, was technisch machbar ist auch umsetzen? Im Hinblick auf den Schutz der Privatsphäre zumindest wäre es in diesem Fall nicht wünschenswert.