Am Beginn des Angriffs steht die neue Malware, die sich als Banking-App bekannter südkoreanischer Finanzinstitute ausgibt und mit einem Kreditangebot mit besonders niedrigen Zinsen lockt. Zeigt das potenzielle Opfer Interesse, initiiert die Malware einen Anruf und spielt eine vorab aufgenommene Nachricht des Kundendienstes der Bank ab. Darin erhält das Opfer Anweisungen, wie es zu dem vermeintlich günstigen Kredit kommt.
Gleichzeitig tauscht die Malware die Telefonnummer des Angreifers mit der echten Nummer der Bank aus, um das Opfer davon zu überzeugen, dass das Gespräch mit einem echten Bankmitarbeiter geführt wird. Das Opfer wird schließlich dazu verleitet, die vorher abgefragten Kreditkartendaten zu bestätigen. In der Hoffnung auf einen Kredit zu besonders günstigen Konditionen dürften so einige auf diesen Trick hereinfallen.
Solche ausgefeilten Voice-Phishing-Kampagnen, gepaart mit Malware, die zur Tarnung neue Techniken verwendet, führen zu großen finanziellen Verlusten. Laut einem Bericht auf der offiziellen Website der südkoreanischen Regierung führte Voice-Phishing im Jahr 2020 zu Verlusten in Höhe von rund 600 Millionen US-Dollar. Die Zahl der betroffenen Personen wurde für den Zeitraum 2016 bis 2020 auf bis zu 170.000 geschätzt. Bei der aktuellen Untersuchung haben die Sicherheitsforscher mehr als 2.500 Fälle mit unterschiedlichen Kombinationen der nachgeahmten Finanzorganisationen und Umgehungstechniken entdeckt.
Die aktuelle Kampagne beschränkt sich derzeit noch auf Südkorea, doch auch hierzulande könnten Vishing-Versuche ein zunehmendes Problem werden. Um sich zu schützen, ist es daher wichtig, einige gängige Taktiken der Angreifer zu kennen. So können sie beispielsweise eine gefälschte Nummer verwenden, die scheinbar von einer legitimen Bank stammt, oder sie geben vor, von einer Regierungsbehörde oder einer anderen vertrauenswürdigen Organisation anzurufen. Die Caller-ID ist leider kein Garant dafür, dass der Anrufer tatsächlich von dort stammt, da sich diese mit einfachen technischen Mitteln fälschen lässt. Wer also einen verdächtigen Anruf erhält, sollte sich vergewissern, dass es sich tatsächlich um denjenigen handelt, der er vorgibt zu sein. So kann man beispielsweise auflegen und auf einer bekannten Nummer zurückrufen. Darüber hinaus sollten generell keine persönlichen Informationen am Telefon herausgegeben werden.