Allerdings hat diese Praxis auch ihre Tücken, wie in den vergangenen Wochen gleich zweimal deutlich geworden ist. Mitte Februar veröffentliche Project Zero eine bislang unbekannte Sicherheitslücke im Betriebssystem von Microsoft. Genau 90 Tage zuvor hatten Googles Sicherheitstechniker das Unternehmen aus Redmond darüber informiert, ein Update mit einem entsprechenden Patch war aber noch nicht ausgeliefert worden. Das sorgte verständlicherweise nicht nur beim Hersteller, sondern auch bei den Nutzern für Unmut, denn ab dem Zeitpunkt der Veröffentlichung konnten Kriminelle die Erkenntnisse von Project Zero für ihre Zwecke ausnutzen. Trotzdem: Google hielt an seiner 90-Tage-Regel fest und veröffentlichte Anfang dieser Woche erneut eine bislang nicht geschlossene Sicherheitslücke, diesmal in Microsofts Browsern Internet Explorer und Edge.
Damit sind aktuell gleich zwei gravierende Sicherheitslücken bei Microsoft bekannt. Im ersten Fall können Kriminelle durch einen Fehler bei der Speicherverarbeitung während des Öffnens von Windows Metafiles Speicher auslesen, im zweiten Fall können CSS und JavaScript dazu genutzt werden, beliebigen Code auf dem angegriffenen Rechner auszuführen. Dazu muss der Nutzer lediglich auf eine infizierte Webseite gelockt oder zur Ausführung des Scripts im Browser gebracht werden. Für beide Probleme wurde bislang keine Lösung geliefert.
Bereits 2015 hatte Microsoft die strikte 90-Tage-Regel scharf kritisiert, als Project Zero eine damals noch neue Lücke bekannt gab, bevor es ein passendes Patch gab. Warum Microsoft aus dieser Erfahrung nicht gelernt und die beiden Sicherheitslecks rechtzeitig geschlossen hat, ist nicht bekannt. Ein Zusammenhang mit dem verschobenen Patchday im Februar lässt sich nur vermuten. Es bleibt also zu hoffen, dass der nächste Patchday im März beide Lücken schließt.