Bereits wenige Wochen nach dem Start in Deutschland hat es die chinesische Shopping-Plattform Temu in die Download-Charts der App-Stores geschafft. Seither hat sich das Portal zu einem der beliebtesten Shopping-Anbieter entwickelt, das sogar Amazon gefährlich werden könnte. Mit einem breit gefächerten Sortiment, das von Kleidung über Spielzeug und Technik bis hin zu Möbeln und Küchenutensilien reicht, und Preisen, die sich häufig im Cent-Bereich bewegen, zieht Temu eine stetig wachsende Zahl an Kunden an.
Das Prinzip, Waren zu niedrigsten Preisen direkt vom Hersteller in Asien zu beziehen, ist nicht neu. Das bekannteste Beispiel dürfte die App Wish sein. Doch bei Wish fielen an der Kasse noch Versandkosten für jeden einzelnen Artikel an, was den Preis in die Höhe trieb. Zudem waren die Lieferzeiten teils extrem lang und am Ende kamen oft noch Zollgebühren hinzu. Bei Temu hingegen kommt ein versandkostenfreies Paket pro Bestellung innerhalb einer relativ kurzen, vorher angegebenen Lieferfrist und die Zollgebühren sind laut Temu bereits in die Preise einkalkuliert. „Das macht es natürlich deutlich attraktiver, derartige Waren zu bestellen“, erklärt Götz Schartner vom Verein Sicherheit im Internet e.V., einem der Mitveranstalter von SpardaSurfSafe.
Doch trotz der stetig wachsenden Popularität sollte man nicht einfach dem Slogan des Unternehmens „Shoppe wie ein Millionär“ folgen. Denn Verbraucher- und Datenschützer warnen vor einigen Praktiken von Temu.
Allen voran gibt die Qualität der gelieferten Produkte immer wieder Anlass zu Beschwerden. Die Materialien und die Verarbeitung sind häufig minderwertig und so gehen die Produkte innerhalb kürzester Zeit kaputt. Besonders bei Elektrogeräten kann das auch schnell gefährlich werden, wenn diese beispielsweise an den Griffen zu heiß werden oder Stromkabel nicht ausreichend gesichert sind. Zudem existieren häufig keine Betriebsanleitungen, und wenn doch sind diese nicht auf Deutsch verfügbar. Auf eventuelle Gütesiegel wie das „CE“-Kennzeichen, das für alle in der EU verkauften Artikel verpflichtend ist, kann man sich bei den billigen China-Importen nicht verlassen, wie die Verbraucherzentrale warnt.
Ein weiterer Kritikpunkt, der häufig in Bezug auf Temu geäußert wird, sind die Arbeitsbedingungen, unter denen die Billigprodukte hergestellt werden. Es besteht der Verdacht, dass einige der angebotenen Waren unter ausbeuterischen Bedingungen hergestellt werden. Temu selbst gibt sich als Marktplatz wenig transparent und verweist darauf, dass die Händler, die die Plattform nutzen, für diese Informationen verantwortlich seien.
Hinzu kommt der Vorwurf, dass Temu der leider noch immer weit verbreiteten Wegwerfmentalität in die Karten spielt, denn die billigen, oft qualitativ minderwertigen Produkte landen früher oder später im Müll und belasten so die Umwelt. Auch die langen Lieferwege von Asien nach Europa stehen in der Kritik, denn der CO2-Ausstoß der Transportflüge, mit denen die vielen tausend orangenen Päckchen in alle Welt verschickt werden, ist immens.
Auch Datenschützer kritisieren vor allem unzureichende Sicherheitsmaßnahmen, den potenziellen Missbrauch von Kund:innenendaten und die vielen unnötigen Berechtigungen, die die Temu-App verlangt, darunter Zugriff auf Fotos und Videos. User bleiben vollkommen im Dunkeln, in welchem Umfang ihre persönlichen Daten erhoben und zu welchen Zwecken diese verarbeitet werden. Für diese fragwürdigen Praktiken hat Temu auch schon mehrfach Abmahnungen erhalten oder musste Unterlassungserklärungen unterzeichnen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Temu zweifellos eine schier grenzenlose Produktauswahl aus allen möglichen Bereichen zu fast unschlagbaren Preisen anbietet. Oft findet man hier Dinge, die man in anderen Online-Shops überhaupt nicht bekommt. Dennoch sollte man sich immer bewusst machen, dass die Qualität oft nicht den hierzulande gewohnten Standards entspricht und man unter Umständen nicht nur Geld umsonst ausgegeben hat, sondern sich durch die Nutzung sogar in Gefahr begeben kann – etwa weil ein Elektrogerät zu heiß wird oder gar Feuer fängt. Und wen dieses Risiko noch nicht abschreckt, der sollte bedenken, dass man die günstigen Preise in der App mit seinen persönlichen Daten bezahlt.
Weitere Informationen zum Thema stehen auf der Webseite von SpardaSurfSafe unter https://www.spardasurfsafe-bw.de/trends-phenomenons/e17e6b74-d17c-4a5a-80e4-edb521b867f2 zur Verfügung.
Über SpardaSurfSafe – eine Initiative der Stiftung Bildung und Soziales der Sparda-Bank Baden-Württemberg
Veranstalter und Träger von SpardaSurfSafe ist die Stiftung Bildung und Soziales der Sparda-Bank Baden-Württemberg, die gemeinsam mit dem Kultusministerium Baden-Württemberg, dem Verein Sicherheit im Internet e. V. und dem Landesmedienzentrum Baden-Württemberg das Großprojekt im achten Jahr durchführt. In Kooperation mit den IT-Sicherheitsexperten der 8com GmbH & Co. KG wurde ein Konzept entwickelt, das die Schüler im Rahmen des Unterrichts im Umgang mit den Neuen Medien aufklärt. „SpardaSurfSafe ist für uns ein Herzensprojekt, das wir mittlerweile in 32 verschiedenen Städten in Baden-Württemberg durchgeführt haben. Rund 450.000 Teilnehmer konnten seit dem Start von dem Programm profitieren. Dafür bekommen wir durchweg positives Feedback von den Teilnehmern, ob Schüler, Eltern oder Lehrer“, erklärt Martin Hettich, Stiftungsratsvorsitzender der Stiftung Bildung und Soziales der Sparda-Bank Baden-Württemberg.