Die unter dem Namen Unsaflok zusammengefassten Sicherheitslücken wurden unter anderem von den Forschern Lennert Wouters und Ian Carroll bereits im September 2022 entdeckt. Wie das Magazin Wired berichtet, waren die Researcher zu einem privaten Hacking-Event in Las Vegas eingeladen, bei dem es darum ging, möglichst viele Sicherheitslücken in einem Hotelzimmer und den darin enthaltenen Geräten zu finden. Das Forscherteam konzentrierte sich dabei auf das elektronische Saflok-Schloss des Zimmers – und wurde fündig: Über die von ihnen entdeckte Sicherheitslücke ließ sich nicht nur dieses Zimmer, sondern auch jede andere Tür des Hotels öffnen.
Dafür benötigten sie lediglich eine einzige Schlüsselkarte des Hotels. Die Forscher bauten dann die Software des Herstellers Dormakaba sowie ein Gerät zur Programmierung der Schlösser nach. So konnten sie einen Generalschlüssel fälschen. Gefälschte Schlüsselkarten können mit jeder MIFARE Classic-Karte und jedem handelsüblichen Tool erstellt werden, das in der Lage ist, Daten auf diese Karten zu schreiben, einschließlich Proxmark3, Flipper Zero und sogar einem NFC-fähigen Android-Smartphone. Beim Ausnutzen der Schwachstellen werden mit der ersten Karte die Daten des Schlosses umgeschrieben und mit der zweiten Karte das Schloss geöffnet. Die Ausrüstung, die zur Erstellung der beiden im Angriff verwendeten Karten benötigt wird, kostet weniger als ein paar hundert US-Dollar.
Das Team wandte sich daraufhin im November 2022 an den Hersteller Dormakaba, um ihm Gelegenheit zu geben, an einer Lösung des Problems zu arbeiten und die betroffenen Hotels über die Sicherheitsbedenken zu informieren, bevor die Sicherheitsforscher ihre Erkenntnisse in der vergangenen Woche öffentlich machten. Weitere technische Details zu ihrem Angriff gaben sie jedoch nicht bekannt. Dormakaba arbeitet bereits seit November 2023 daran, die betroffenen Schlösser auszutauschen oder über Updates abzusichern. Da dazu jedoch auch sämtliche ausgegebenen Schlüsselkarten sowie die Encoder-Geräte getauscht werden müssen, ist das nicht nur ein teurer, sondern auch langwieriger Prozess.
Tatsächlich gab es bislang keine bekannten Fälle, bei denen Hacker Unsaflok ausgenutzt haben. Doch in Anbetracht der Tatsache, dass die zugrundeliegenden Sicherheitslücken bereits seit sage und schreibe 36 Jahren bestehen, könnte es durchaus sein, dass es trotzdem zu derartigen Vorfällen gekommen ist, die allerdings nicht gemeldet oder erkannt wurden. Wer seine Wertsachen auch im Urlaub oder auf Geschäftsreise schützen will, sollte also Wert auf einen ausreichend großen Hotelsafe im Zimmer legen und alle Wertsachen dort sicher deponieren.