Die fest verankerte, genormte Sitzschiene ist die Schnittstelle der Sitze zum Flugzeug. Bei der heutigen Serienfertigung von Sitzschienen werden die Profile zunächst konventionell eloxiert. Sie erhalten dann einen Primer (Cr6+-haltig) und einen Decklack, jeweils als Spritzapplikation. In der Praxis sind oftmals ein verbesserter Korrosions- und Verschleißschutz wünschenswert. Das hat folgende Vorteile:
• Die Wartungsintervalle können verlängert werden.
• Aluminium-Schienen lassen sich auch im Nassbereich einsetzen. Dort werden bisher Titan-Legierungen verwendet.
• Die Schienen verfügen über eine ausreichende Abriebfestigkeit, die durch das Verschieben der Sitze erforderlich ist.
• Zusätzlich kann die Bewegung Sitz gegen Schiene erleichtert werden.
Diese Vorteile bietet eine Beschichtung der Sitzschienen mit einer speziellen Variante des Harteloxal-Verfahrens der AHC, das Spezialverfahren HART-COAT®-P (HC-P), Schichtdicke ca. 35 μm, Heißwasser-nachverdichtet.
HART-COAT®, kurz HC, ist eine hartanodische Oberflächenveredelung von Aluminiumwerkstoffen, auch Hartcoatieren genannt. Sie dient hauptsächlich dem Zweck, Aluminiumbauteile vor Korrosion, Verschleiß und hohen Temperaturbelastungen zu schützen. Das Aluminiumwerkstück wird als Anode an eine Stromquelle angeschlossen und in ein mit Elektrolytflüssigkeit gefülltes Beschichtungsbad gehängt. Die Kathode befindet sich am Badrand. Durch die Einwirkung des elektrischen Stromes erfolgt die Bildung der Oberflächenschicht aufgrund der Umwandlung der ursprünglichen Aluminiumoberfläche in Aluminiumoxid und nicht durch Materialauftrag von außen. Diese Oxidschicht wächst an der Oberfläche des Grundwerkstoffs bei der Umwandlung in etwa zu gleichen Teilen nach innen und außen, wobei eine Volumenzunahme stattfindet.
Die zum Schutz von Sitzschienen für Flugzeuge verwendete HART-COAT®-Variante (HC-P) wird mit definierten elektrischen Kennzahlen gefahren. In langen Testreihen haben sich gute Ergebnisse bezüglich Korrosionsschutz und Abriebbeständigkeit gezeigt. So beträgt die Korrosionsbeständigkeit ca. 1.000 h nach DIN EN ISO (essigsaurer Salzsprühtest). Die Abriebbeständigkeit verbessert sich deutlich, da es sich bei der Beschichtung um keine auf Lack basierende Lösung handelt. Die Dauerschwingfestigkeit wird nur um 3% gegenüber dem unbeschichteten Bauteil beeinträchtigt.
Die Befestigung der Sitze in der Sitzschiene erfolgt über so genannte Front Studs und Rear Fittings. Werden diese Teile zusätzlich mit PTFE-DURNI-DISP beschichtet, erhöht sich die Gängigkeit der Sitzverschiebung spürbar. Bei PTFE-DURNI-DISP handelt es sich um eine Chemische Vernickelung mit eingelagerten PTFE-Partikeln, ein weiteres Beschichtungsverfahren der AHC. Bei dem Beschichtungsverfahren scheiden sich Nickel-Phosphor-Legierungsschichten haftfest auf Oberflächen ab. Der Beschichtungsprozess erfolgt in einem wässrigen Elektrolyten mit gelösten Nickelionen. Ein Reduktionsmittel liefert den Phosphor, der gleichmäßig in die Nickelschicht eingebaut wird. Die Legierungsabscheidung beruht auf einer chemischen Reaktion, weswegen keine äußere Stromquelle benötigt wird. Dieses stromlose Verfahren ermöglicht, anders als eine galvanische Beschichtung, eine konturengetreue Abbildung der Oberfläche mit einer überall gleichmäßigen Schichtdicke. Eine Variante des Beschichtungsverfahrens ist das bei der hier beschriebenen Problemstellung verwendete PTFE-DURNI-DISP-Verfahren. Hierbei wird festes Polytetrafluorethylen (PTFE) homogen verteilt mit in die Chemisch-Nickel-Schicht eingebaut. Die PTFE-DURNI-DISP-Schicht vereinigt die Eigenschaften einer stromlos abgeschiedenen Nickelschicht mit denen des PTFE’s: Verschleißfestigkeit wird mit Gleiteigenschaften kombiniert, die tribologischen Eigenschaften der Oberfläche werden wesentlich verbessert.
Die verwendeten Beschichtungslösungen werden nicht nur den Anforderungen der Sitzschienen-Hersteller gerecht, sondern erhöhen auch den Komfort für die Fluggäste.