Dr. Sauer: Wir sind mit zwei Neuheiten hier auf dem Messestand angetreten. Das eine ist das Thermische Spritzen in der gesamten Bandbreite und Facette, in dem wir unser Produktportfolio erweitern wollen. Das zweite ist die Oxidation von Aluminium-Oberflächen mittels Laser durch das so genannte LASOX-COAT® - Verfahren.
In der Galvanotechnik ist es üblich, dass man Strom verwendet in einem Elektrolyten, der vorzugsweise aus Säure besteht, so dass man viel Energie braucht und große Anlagen, die mit diesen Chemikalien gefüllt sind. Die Idee bei der Entwicklung des LASOX-COAT® - Verfahrens war einfach, einen Laser zu benutzen und ein Reaktionsgas, um eine Oberfläche herzustellen, ähnlich wie die, die wir jetzt mit konventionellen Verfahren in Serie erzeugen. Das ist uns gelungen. Damit hoffen wir, dass wir einen Beitrag hinsichtlich Kostenreduktion, Qualitätsverbesserung und vor allem natürlich auch Umweltschutz leisten können. Das ist eine Vision für die nächsten drei, vier, fünf Jahre, dieses LASOX-COAT® - Verfahren mehr und mehr in der Industrie einzusetzen.
Frage: Welche Zielgruppen sprechen Sie denn konkret damit an?
Dr. Sauer: Im Endeffekt sind das zwei Hauptbereiche. Einmal ist das der allgemeine Maschinenbau. Diese LASOX-COAT®-Schicht besitzt neue Eigenschaften. Sie ist wesentlich härter als das, was wir bis jetzt kennen, sogar härter als Chrom. Wir erreichen hier Härten von 2.000 HV. Bei Chrom geht man normalerweise von 1.000 HV aus. Und das auf Aluminium, so dass da viel Kreativität, viel Spielraum für die Konstrukteure besteht, neue Ideen umzusetzen. Die andere Zielgruppe ist die Automobilindustrie, die natürlich immer auf der Suche nach Kostensparpotentialen ist. Durch die Beschichtung mit einem Laser ohne Flüssigkeit, ohne Trocknen, ohne Spülen usw., werden wir in der letzten Ausbaustufe in ein paar Jahren der Industrie auch ein kostengünstiges Verfahren anbieten können.
Frage: Wenn wir uns den Markt der Oberflächentechnik betrachten, welche Entwicklungen sehen Sie denn - sowohl in wirtschaftlicher als auch in technischer Hinsicht?
Dr. Sauer: Man findet sehr viele Beschichtungsunternehmen, die hochqualitative Schichten applizieren können. Wirtschaftlich wie technisch ist die Herausforderung jedoch, dies jeden Tag in großen Mengen mit der gleichen Qualität zu tun. Also die Innovationen oder die Herausforderungen, die wir jeden Tag sehen, liegen einfach in der Prozesstechnik. Fünf Teile zu beschichten ist das Eine, 25 Millionen Teile jedes Jahr mit der gleichen Qualität und zum richtigen Zeitpunkt abzuliefern, das ist eine ganz andere Herausforderung. Und da sehe ich in der Zukunft die größten Potentiale. Alle Kunden möchten natürlich 100 % i.O.-Teile und niemals ein Bauteil von uns bekommen, was nicht der Spezifikation entspricht, und da sehe ich ein großes Spielfeld und eine große Möglichkeit, Dinge noch zu verändern.
Frage: Die AHC ist ja in dem Markt fest verankert. Wo sehen Sie denn Ihr Unternehmen in etwa zwei Jahren?
Dr. Sauer: Wir sind ja Beschichter für technische Oberflächen. Diesen Bereich werden wir nicht verlassen. Wir konzentrieren uns auf funktionelle, technische Oberflächen. Mit dem Thermischen Spritzen haben wir jetzt den ersten Schritt gemacht, unser Portfolio zu erweitern. Also wir werden mehr Technologie ins Haus holen und weiterentwickeln und auch neu entwickeln, und wir werden uns gleichzeitig regional und überregional breiter aufstellen. Zur Zeit sind wir ganz aktiv in China. Wir diskutieren Aktivitäten in Amerika. Indien ist immer wieder ein Thema, aber auch West- oder Gesamt-Europa Richtung Polen und Tschechien, so dass wir halt unsere Technologie irgendwann - zwei Jahre ist da vielleicht zu kurz gegriffen - weltweit anbieten können. Denn unseren Kunden produzieren mittlerweile auch weltweit.