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Höhenrettung vom Windrad: Nichts für schwache Nerven

(PresseBox) (Wiesbaden, )
Im hessischen Windpark Weilrod übte kürzlich die Höhenrettungsgruppe Rheingau-Taunus: In schwindelnder Höhe simulierten die Feuerwehrleute die Bergung eines Technikers von einer Windkraftanlage. (Wiesbaden, 7. August 2019) Den ersten Sprung vom ‚Dreier‘ vergisst niemand. Die Zehen krallten sich um das Brettende, die Wasserfläche des Schwimmbads glitzerte bedrohlich und schien sich immer weiter zu entfernen. Der Arbeitsplatz von Björn Orth ist fast fünfzigmal so hoch wie ein Drei-Meter-Brett. Er ist Servicetechniker bei ABO Wind, einem Projektentwickler und Betriebsführer für erneuerbare Energien. Zwar werden Windkraftanlagen gewöhnlich vom Boden gesteuert, für Wartungs- oder Reparaturarbeiten müssen Orth und seine Kollegen aber regelmäßig hinauf durch den Turm bis in die enge Gondel.

Schwindelfrei sollte man für den Job also sein. Und im Ernstfall einen kühlen Kopf zu bewahren, ist ebenfalls von Vorteil. Denn sollte den Monteuren dort oben etwas Schwerwiegenderes zustoßen, müssen sie sich gedulden. Nicht nur die Anfahrt der Rettungskräfte, sondern vor allem der Transport von Mensch und Material bis in die Gondel kostet Zeit. Umso wichtiger ist das Training. Daher hat die Höhenrettungsgruppe (HÖRG) Rheingau-Taunus vor kurzem im Windpark Weilrod genau dieses Szenario simuliert. In 149 Metern Höhe spielte Björn Orth dabei die Rolle des Verletzten. Mit ihm in der Gondel befanden sich fünf Einsatzkräfte der HÖRG – alle in roten Einsatz-Overalls und ausgestattet mit einer Vielzahl von Karabinern, Seilen und anderem Equipment. Das zentrale Element der Übung, eine sogenannte Schleifkorbtrage, mussten sie mit dem Kran der Windkraftanlage nach oben ziehen. Diese ist wichtig, um bewusstlose Menschen zu retten oder Verletzten mit schweren Knochenbrüchen keine allzu großen Schmerzen zuzufügen.

Senkrecht ins Nichts

Auf ihr schnallten die Feuerwehrleute Björn Orth gut fest. Etwa so wie Hannibal Lecter in ‚Das Schweigen der Lämmer‘. Doch die größere Herausforderung stand der Truppe noch bevor. Zunächst mussten sie die Trage zu zweit in der engen Gondel über eine höhere Kante hieven, um sie danach mühevoll bis zur kleinen Luke zu schieben – dem einzig möglichen Rettungsweg in diesem Szenario. Die Luke ist nur etwas breiter als die Trage. „Daher mussten wir zunächst einen Flaschenzug installieren“, erklärte Höhenretter Florian Schön. So konnten die Einsatzkräfte die Trage kippen und langsam Richtung Boden ablassen. Schön hing zu dem Zeitpunkt schon draußen. Die Kameraden in der Gondel sicherten ihn mittels zweier Seilsysteme. In knapp 150 Meter Höhe nahm er die Trage mit dem verschnürten ‚Paket‘ in Empfang und brachte sie wieder in die Waagerechte.

Dadurch war die anschließende Abfahrt etwas weniger beschwerlich. Wäre da nicht der starke Wind. Mit zwölf Metern pro Sekunde ließ er Florian Schön und die Trage mit Björn Orth zunächst schlingern und schließlich um die eigene Achse rotieren. Knapp zehn Minuten dauerte es, bis zwei weitere Kollegen der Höhenrettung die Trage am Boden in Empfang nehmen und Orth behutsam befreien konnten. „Da oben musste ich mich schon überwinden“, so der Techniker, „150 Meter sind eine Hausnummer.“ Die Rettungsübungen unter Kollegen finden in der Regel in 17 Metern Höhe statt.

Ungewohnt sei daher vor allem das Drehen gewesen. „Wenn man sich auf die Unterhaltung mit dem Retter konzentriert und Augenkontakt hält, geht es. Insgesamt hab ich mich jedenfalls gut und sicher gefühlt.“

Höchst Konzentration und Ruhe bei der Arbeit gefragt

Für Florian Schön war es die dritte Übung an einer Windkraftanlage. „Es ist jedes Mal eine spezielle Herausforderung, und auch dieses Mal haben wir wieder Dinge gefunden, die wir optimieren können.“ Gerade der Platzmangel sei ein großes Problem. „Sobald man draußen hängt, ist es okay.“ Thomas Derstroff, Leiter der Höhenrettung, zog ebenfalls ein positives Fazit: „Für uns war die Übung auf jeden Fall sehr hilfreich. Gerade weil die Anzahl der Windräder in den kommenden Jahren sicher wachsen wird, ist es wichtig, sich auf einen möglichen Ernstfall bestmöglich vorzubereiten.“ Damit es nicht so weit kommt, sei es wichtig, stets hochkonzentriert zu bleiben, so Björn Orth. „Die Philosophie bei ABO Wind ist es, dass gerade wir Monteure ohne Zeitdruck arbeiten können. Aber falls mal etwas passieren sollte, weiß ich jetzt, wen ich anrufen werde.“

Die Höhenrettungsgruppe (HÖRG) Rheingau-Taunus besteht aus 16 Feuerwehrmännern und -frauen verschiedener Freiwilligen Feuerwehren aus dem Kreis. Derzeit sind neun von ihnen ausgebildete Höhenretter oder Ausbilder. Die restlichen Mitglieder werden voraussichtlich in diesem Jahr ihre Ausbildung beenden. Ihre Aufgaben reichen von der Rettung und Bergung von Menschen, Tieren und Sachwerten aus Höhen und Tiefen über die Sicherung von Einsatzkräften und Personen in absturzgefährdeten Bereichen bis hin zur technischen Hilfeleistung bei der Brandbekämpfung. Auch bei Suizideinsätzen von Brücken oder Baukränen wird die HÖRG gerufen.

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ABO Wind ist ein erfolgreicher Projektentwickler für Erneuerbare Energien. Seit 1996 hat das Unternehmen mit Sitz in Wiesbaden europaweit gut 650 Wind- und Solarenergieanlagen mit rund 1.400 Megawatt Leistung ans Netz gebracht. Jährlich errichten wir Anlagen mit einem Investitionsvolumen von 300 Millionen Euro. Rund 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten weltweit mit Elan an der Projektierung, Finanzierung, Errichtung, Betriebsführung und am Service von Anlagen für eine zukunftsfähige Energieversorgung.

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