Kundenindividuelle Produkte kommen in vielen Branchen vor und der Trend zum individuellen Produkt steigt kontinuierlich an. Ergebnis ist eine kräftige Zunahme der Produkte mit Losgröße 1. In der Vergangenheit war diese Entwicklung bereits im Maschinen- und Anlagenbau sowie in der Automobilbranche zu erkennen. Mittlerweile ist fast jede Branche hiervon betroffen: vom individuellen Schoko-Weihnachtskalender über individuelle Kosmetikprodukte oder Dienstleistungsverträge bis hin zum individuellen Fertighaus. Überall erhofft man sich große Vorteile und Kosteneinsparpotenziale durch die digitale Datenversorgung der Produktion im Kontext zu Industrie 4.0. Doch wie passt das alles zusammen: Losgröße 1 und Bereitstellung digitaler Daten in der Produktion?
Für wiederholt zu fertigende Teile können selbstverständlich alle zur Produktion erforderlichen Daten (Stückliste, Arbeitsplan und Steuerprogramme für Produktionsmaschinen) auftragsunabhängig erstellt und für einen Auftrag bereitgehalten werden.
Besteht das kundenindividuelle Produkt aus einer Kombination wiederholt zu fertigender Baugruppen und Teile in einem Baukastensystem, so schlägt die Individualität nicht bis auf die Produktionsebene durch und betrifft vor allem die Montage.
Sind jedoch individuelle Teile zu fertigen, so können, da es sich ja um neue Teile handelt, keine digitalen Daten verfügbar sein. Für individuelle Teile ist es entscheidend, welche Daten zu Produktionsbeginn bereits in digitaler Form vorliegen und welche Generierungsprozesse für die erforderlichen Produktionsdaten eingesetzt werden.
Durch den Einsatz von Produktkonfiguratoren ist man in der Lage, zulässige kundenindividuelle Produkte bereits im Vertrieb zu konzipieren, zu kalkulieren und anzubieten. Wird vom Kunden dann ein Auftrag erteilt, werden mit einem Produktkonfigurator die zur Fertigung erforderlichen Daten erzeugt. Diese Prozesse beschränken sich nicht nur auf die Dokumente, Stückliste und Arbeitsplan. Es können ebenfalls die zur Produktion erforderlichen Maschinensteuerprogramme generiert werden und dies erheblich besser, fehlerfreier und prozesssicherer als mit dem Einsatz klassischer Entwicklungsverfahren.
Es ist also offensichtlich, dass durch den Einsatz eines Produktkonfigurators im Vertrieb bereits zu Beginn der Spezifikation eines neuen kundenindividuellen Produktes mit der Bereitstellung digitaler Daten begonnen wird, die anschließend im Auftragsfall zur Generierung der produktionsrelevanten Daten weiter genutzt werden.
Bei Einsatz eines Produktkonfigurators ist darauf zu achten, dass dieses Werkzeug auch in der Lage ist, sowohl den Vertrieb mit einer Kundensicht des Produktes als auch die Produktion mit einer Fertigungssicht des Produktes abzubilden. Viele Konfigurationswerkzeuge am Markt konzentrieren sich ausschließlich auf einen Bereich, z.B. die vertriebliche Anwendung auf Websites und in Vertriebssystemen oder auch ERP-integrierte Konfiguratoren die wiederum nur die Produktionssicht (Stücklisten) behandeln. Die ausschließlich bereichsbezogene Nutzung eines Konfigurators führt zu einem radikalen Bruch im Auftragsprozess, der nicht im Sinne einer durchgängigen Digitalisierung sein kann.
Erfahren Sie im nächsten Teil, wie Sie Ihren Vertrieb im Rahmen der Digitalisierung konkret unterstützen und einen durchgehend digitalen Prozess von Vertrieb zur Fertigung (Industrie 4.0) aufbauen.
Information
Der Artikel ist Teil der Reihe „Ein Unternehmen lebt nicht von dem, was es produziert, sondern von dem, was es verkauft.“:
Teil 1 - Variantenmanagement vs. Produktkonfiguration
Teil 2 - Digitalisierung und Industrie 4.0
Teil 3 - B2B-Webportal PROMETHEUS eBUSINESS
Teil 4 - Integration und Unabhängigkeit
Teil 5 - Resümee
Weitere Informationen unter www.acbis.de/digitalisierung-und-produktkonfiguration