Flughäfen sind bemüht, die Verweildauern ihrer Gäste so kurz wie möglich zu gestalten. Denn die wollen - egal ob geschäftlich oder privat unterwegs - verständlicherweise so schnell wie möglich an ihrem Bestimmungsort ankommen und dort gleich auch ihr Gepäck in Empfang nehmen. Dementsprechend zügig muss die Gepäckabfertigung vonstattengehen. Dabei werden in Zürich 1.200 Transportwagen eingesetzt, um das Gepäck sicher von A nach B zu bringen. Die 120 kg schweren Wagen werden voneinander unabhängig und ungekoppelt mittels Linearmotoren angetrieben und erreichen auf ihren achterbahnartigen Wegen Geschwindigkeiten von bis zu 8 m/s, das entspricht umgerechnet knapp 30 km/h. Beim Wechsel der verschiedenen Bahnen und bei der Ankunft kommt es dabei immer wieder zu kleineren und größeren Auffahrunfällen auf dieser Kofferachterbahn. In der Vergangenheit setzte der Flughafen Zürich auf einfache Schaumstoffdämpfer, um dieses Aufprallen abzufangen. Aufgrund des geringen Wirkungsgrades dieser Lösungen kam es jedoch immer wieder zu kostspieligen Schäden an den Stoßstangen sowie den Leichtmetallchassis der Wagen. Durch die Reparaturmaßnahmen war es demnach selten möglich, das Transportsystem mit voller Auslastung zu fahren. Um günstiger und effizienter arbeiten zu können und damit letzten Endes die Wartezeiten der Fluggäste weiter zu verkürzen, wandte sich der Bereich "Technischer Unterhalt" des Flughafens an die in der Schweiz beheimatete BIBUS AG. Das Unternehmen ist auch in der Alpenregion als Handels-, Dienstleistungs- und Fabrikationsspezialist bekannt. Die Kernkompetenz der Unternehmensgruppe umfasst Engineering, Logistik sowie Service und macht sie zu einem idealen Geschäftspartner für den Flughafen Zürich. Zudem vertreibt BIBUS als Distributor exklusiv in der Schweiz die hochwertigen Dämpfungslösungen der ACE Stoßdämpfer GmbH. Nach kurzer Rücksprache mit den Konstrukteuren dieses in Deutschland beheimateten Herstellers und unter Berücksichtigung aller Einsatzparameter entschied man sich im vorliegenden Fall für eine Mehrfachkonstruktion an den einzelnen Wagen des Transportsystems.
Zwei Produktfamilien angeschafft und dennoch Geld gespart
ACE wie BIBUS verstehen sich als Lösungspartner ihrer Kunden. Das zeigt sich daran, dass sie häufig ungewöhnliche, ja zunächst sogar unlogisch erscheinende Wege gehen, um Kunden zu Wettbewerbsvorteilen zu verhelfen und für diese das bestmögliche Resultat herauszuholen. Der Fall des Flughafen-Transportsystems dokumentiert dies in beeindruckender Weise:
Hier kommen mittlerweile sowohl Dämpfungsplatten aus der SLAB genannten Produktserie von ACE als auch Strukturdämpfer vom Typ TUBUS an der Vorder- und Hinterseite der Wagen zum Einsatz, um sie effizient zu schützen. Sowohl die aus Polyurethan hergestellten SLAB-Platten als auch die TUBUS getauften rohrförmigen Dämpfer kommen generell immer dann zum Einsatz, wenn eine bewegte Masse nicht positionsgenau abgebremst werden muss. Die zuschneidbaren Platten können aufgrund ihrer hohen inneren Dämpfung Stöße von bis ca. 1 m/s abfangen. In Zürich sind gleich drei verschiedene Platten des Typs SL-030 mit unterschiedlichen Stärken aufeinander geklebt und dann an den Wagenenden angebracht worden, um Geschwindigkeiten von bis zu 3 m/s tolerierbar zu machen und damit den Großteil aller zu erwartenden Stöße unschädlich zu machen.
Erst bei noch höheren Geschwindigkeiten werden die aus Co-Polyester Elastomer bestehenden TUBUS angefahren. Sie sind dann in der Lage, die weiter anfallenden Kräfte aufzunehmen. Eine Kombination verschiedener Sicherheitsprodukte macht in diesem Fall gleich in mehrfacher Hinsicht Sinn. Ein Aufeinanderkleben von acht Schichten SLAB-Platten an beiden Enden der Wagen würde deren Ausmaße unpraktikabel werden lassen, die TUBUS sind dagegen deutlich platzsparender. Da sie jedoch auf maximal 5 m/s ausgelegt sind, kommen auch sie ohne die zusätzliche SLAB-Hilfe mit dieser Aufgabenstellung nicht zurecht. Leistungsstärkere Industrie-Stoßdämpfer einzusetzen, wäre in der Anschaffung zu kostspielig und hätte ein weiteres Problem: Selbst ihre hohen Standzeiten von mehreren Millionen Lasthüben wären der Vielzahl der kleinen Aufpraller an den Wagen auf Dauer nicht gewachsen. Die Lebensdauer der preiswerteren TUBUS liegt mit ca. 1 Million Hüben nicht ganz im gleichen Bereich, doch da bei der pfiffigen Doppelkonstruktion die SLAB-Platten für den überwiegenden Teil der Stöße zuständig sind, spielt dies keine Rolle.
Phantasievolle Welt der Maschinenbauer
In Zürich sind aus der 80 Einzelprodukte umfassenden TUBUS-Familie diejenigen Strukturdämpfer des Typs TA 40-16 verbaut. Die von ihnen aufgenommenen, bis zu 80 Nm/Hub betragenden Kräfte werden bei ihnen, wie bei allen anderen Strukturdämpfern aus dem Hause ACE, durch Reibung in Wärme umgewandelt. Ein Teil der auftretenden Energie wird somit abgebaut, während der andere Teil durch die Rückstellung des Körpers in seine Ursprungslage wieder abgegeben wird. Die TA-Baureihe zeichnet sich durch hier benötigte degressive Kennlinien aus. Für andere Einsatzfälle bieten die Dämpfungsspezialisten BIBUS und ACE auch Typen mit linearen oder progressiven Kennlinien an. Sonderanfertigungen werden je nach Bedarf hergestellt. Das Beispiel des Flughafens Zürich zeigt, dass dies auch produktgruppenübergreifend möglich ist. Und so sind von Konstrukteursseite her alle Vorkehrungen getroffen, dass es am Flughafen Zürich "unter Tage" in Zukunft eher noch geschäftiger zugehen kann als bisher.