Wenn Rettungsboote auf Kreuzfahrten zum Einsatz kommen, ist schon einiges schief gelaufen. Verantwortungsbewusste Werften machen sich dennoch selbstverständlich auch für diesen Fall Gedanken, damit das Schreckensszenario nicht in einer Katastrophe endet. Der Einsatz der im Extremfall lebensrettenden Boote muss deshalb auch bei widrigen Wetterbedingungen und hohem Wellengang zuverlässig und störungsfrei verlaufen. Ein kniffliger Vorgang ist dabei das Zuwasserlassen, das so genannte Aussetzen. Das Unternehmen Fassmer, ein renommierter Zulieferer in der Schifffahrtsindustrie und Partner der MEYER WERFT, setzte bei speziell dafür entworfenen Aussetzvorrichtungen, den so genannten Davits, auf Schutzkörper aus Gummi, um bei einem eventuellen Kontakt zwischen Passagierschiff und Rettungsboot letzteres nicht zu beschädigen. Diese Schutzkörper, auch Fender genannt, stellte der Spezialist für Schiffbau, Rettungsboote, Deckzubehör und vieles mehr früher aus eigener Herstellung zur Verfügung. Das Material wurde aber auf Dauer laut Aussage der Konstrukteure den eigenen Ansprüchen des in fünfter Generation familiengeführten Betriebs nicht mehr gerecht. Das Problem war die Lebensdauer der Vorrichtung. Die rauen Umgebungsbedingungen machten die Gummielemente mit der Zeit spröde und rissig, so dass sie frühzeitig ausgetauscht werden mussten. Es galt also, ein Dämpfungselement aus einem Material zu finden, das mit Salzwasser und UV-Einstrahlung besser klar kommt.
Zwei große Zulieferer arbeiten Hand in Hand
Der Weg der Maritim-Spezialisten führte schnell zur ACE Stoßdämpfer GmbH. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe. Erstens gelten die Langenfelder als Spezialisten für Dämpfungslösungen aller Art, zweitens haben sie sich gerade auch in der Schifffahrtsindustrie einen guten Ruf erarbeitet – und das länderübergreifend. Denn neben dem gut organisierten Vertriebsnetz in Deutschland verfügt das Unternehmen auch über ein eigenes Mitarbeiterteam für die Benelux-Länder, in denen die Küstenregionen einen überproportional großen Anteil einnehmen. Es sollte sich zeigen, dass die Wahl von ACE in jeder Hinsicht eine gute war. Nach der Übermittlung aller relevanten Daten gingen die zuständigen ACE Mitarbeiter ans Werk. Schnell stellte sich heraus, dass die hohen Anforderungen gut von so genannten TUBUS Strukturdämpfern des Unternehmens erfüllt werden konnten.
Aus den über 140 Einzelprodukten dieser Dämpferserie fiel die Wahl in diesem Fall auf TUBUS des Typs TR188-108L-2 und TR188-108L-3. Hinter den drei Buchstaben in der Produktbezeichnung verbirgt sich ein radialer Rohrdämpfer in einer langen Version. Die TR-L Baureihe ist eine von insgesamt sieben Familien dieser innovativen Maschinenelemente, die in dieser Form eine sehr lange und weiche Abbremsung mit einem progressiven Energieabbau am Hubende ermöglichen. Sie wurden dabei speziell für Anwendungen mit niedrigen Endkräften entwickelt. Der TUBUS TR-L eignet sich für alle Einsatzfälle, die entlang einer geraden Linie einen Stoß- oder Kollisionsschutz fordern. Neben dem Verhindern von Zusammenstößen in der Schifffahrt sind dies unter anderem der Schutz von Lade- und Hebevorrichtungen, Gepäck und Transportbändern oder Schaufeln von Bergbaugeräten. Im maritimen Bereich erweist es sich nicht nur in diesem Fall als förderlich, dass das Material aus Co-Polyester Elastomer eine viel bessere UV-Resistenz als die früheren Lösungen aufweist und auch in punkto Meerwasser- und Temperaturbeständigkeit die Vorteile auf seiner Seite weiß. So bieten die wartungsfreien und einbaufertigen Maschinenelemente in Temperaturbereichen von -40 °C bis 90 °C eine gleichbleibende Dämpfung. Ihre Lebensdauer von bis zu 1 Million Lasthüben übertrifft Gummidämpfer um etwa das Zehnfache. Was dies angeht, wären Industriestoßdämpfer aus dem Hause ACE noch deutlich besser aufgestellt. Da es im vorliegenden Fall aber nicht darauf ankommt, Massen punktgenau abzustoppen, haben die TUBUS seitens Fassmer den Vorzug erhalten, da Stoßdämpfer auch hinsichtlich Leistung und Preis mit höheren Dimensionen aufwarten würden.
Auch Strukturdämpfer mit linearen und degressiven Kennlinien im Angebot
Die nun verwendeten Elemente haben zwar den gleichen Hub und den gleichen Außendurchmesser, weisen aber unterschiedliche Längen auf, die sich maßgeblich in der Energieaufnahme pro Hub niederschlagen. Die kürzere Variante kann im Dauerbetrieb bis zu 2.200 Nm und bei Notstopp-Anwendungen 3.080 Nm pro Lastwechsel aufnehmen. Bei der längeren erhöhen sich die Werte auf 3.300 Nm bzw. 4.620 Nm. Sie ist damit vollkommen ausreichend für die Verwendung bei den Rettungsbooten.
Neben weiteren radialen Serien hat ACE auch Strukturdämpfer mit linearen und degressiven Kennlinien sowie solche für den Einsatz in Krananlagen im Angebot. Die bereits erwähnte hohe Zahl an Einzelprodukten kommt zu Stande, weil jeweils große Kraftbereiche abgedeckt werden. Eine Stärke der innovativen Dämpfungselemente ist ihre leichte Integration in bestehende Konstruktionen. Trotz mannigfaltiger Ausprägungen der Dämpfer an sich kommt man jeweils mit wenig Zubehör aus. Dies liegt auch am geringen Eigengewicht sowie der platzsparenden Bauform. In diesem Fall führte das bei einem der größten Passagierschiffe der Welt dazu, dass eine bewährte Sicherheitslösung noch sicherer gemacht wurde. Zwei Zulieferern sei Dank.