Circular statt linear – die Vorteile einer Kreislaufwirtschaft von IT-Geräten
Unternehmen haben gleich mehrere Vorteile, wenn sie ihre Gebrauchtgeräte dem Wirtschaftskreislauf zuführen, statt sie nur recyceln zu lassen. Die Weitergabe an einen IT-Refurbisher lohnt sich schon allein monetär: Für die gebrauchte Ware gibt es meistens deutlich mehr Geld als für Recyclingware. Vor allem profitiert die Umwelt. Elektroschrott ist ein globales Problem. Laut Global E-Waste Monitor wurden in 2019 von insgesamt 52,6 Millionen Tonnen nur 17,4 Prozent ordnungsgemäß recycelt und dokumentiert. Recycling sollte jedoch ohnehin erst am Lebensende eines IT-Geräts stehen. Wird nämlich die Nutzungsdauer von Laptop, Smartphone & Co verlängert, können wertvolle Rohstoffe wie z.B. Seltene Erden, Wasser und Strom eingespart werden. Zudem werden Emissionen wie CO2 deutlich reduziert. Auch human- oder wassertoxische Stoffe, die bei der Fertigung von Neugeräten entstehen, werden vermieden. Wie positiv sich die Verlängerung der Nutzungsdauer sowohl auf die Umwelt als auch auf die menschliche Gesundheit auswirkt, zeigt die Ökobilanzstudie der gemeinnützigen Klimaschutzorganisation myclimate aus 2021. Dabei wurden nicht nur hohe CO2-Einsparungen belegt, sondern auch weitere Umweltindikatoren wie Human- und Wassertoxizität erhoben. So führt beispielsweise die Verlängerung der Nutzungsdauer eines Smartphones von drei auf 4,5 Jahre zu einer Reduzierung von 45% der für Menschen schädlichen Stoffe, die in Luft, Boden oder Wasser gelangen, wie beispielsweise Stickoxid. Transparente Daten zur Klimaberichterstattung wie diese werden künftig für Unternehmen nicht nur aufgrund von Anforderungen wie der EU-Taxonomie wichtiger: Auch die Mitarbeitenden, Geschäftspartner und Stakeholder verlangen immer häufiger nach Informationen zur Klimatransformation.
Der Ablauf von IT-Refurbishing
Vom Desktop-Computer bis zum Smartphone: Nahezu jede Hardware lässt sich wieder in den Kreislauf zurückführen – Voraussetzung dafür ist ein sorgsamer Umgang mit den Geräten im Unternehmen. Da Unternehmen selbst selten die Expertise haben, um zu begutachten, ob das Material noch wiederverwertbar ist, sollten sie auf die Entscheidung von Experten vertrauen. So hat AfB im Jahr 2020 insgesamt 472.000 Geräte bearbeitet, wovon 68% wiedervermarktet werden konnten. Das zweite Leben der Geräte beginnt bereits mit der sorgsam gesicherten Abholung. Informationssicherheit und Datenschutz sind ohnehin in der gesamten Logistik gefordert, wie der Ablauf bei AfB zeigt: Hier wird die Hardware auf Wunsch in abschließbaren Rollgitterwagen und speziell entwickelten, gefahrgutkonformen Notebook-Boxen verstaut. Von einem geschulten Team wird sie mit einem eigenen Fuhrpark transportiert, bevor sie im videoüberwachten Sperrbereich erfasst wird. Der sensibelste Punkt ist aber die Datenlöschung: Alle intern gespeicherten Daten müssen vor der Wiederaufbereitung gelöscht werden. Hier ist absolute Verlässlichkeit gefordert, wie sie beispielsweise die Datenlöschsoftware Blancco gewährleistet, die auch auditfähige Löschberichte für Unternehmen ermöglicht. Nach diesem Prozess beginnt die Aufarbeitung der Geräte. Dazu gehören eine gründliche Reinigung und das Aufspielen der neuesten Software. Anschließend werden die Geräte in den Verkauf gegeben. Dabei bezeichnen verschiedene Güteklassen ihren Zustand.
Worauf müssen Unternehmen achten?
Die größte Sorge von Unternehmen ist in der Regel, dass während des Refurbishing-Prozesses sensible Daten in falsche Hände geraten könnten. Daher ist es wichtig, nur mit seriösen Anbietern zusammenzuarbeiten – denn auch in dieser Branche gibt es schwarze Schafe. Anerkannte Refurbisher bieten dagegen extrem hohe Standards, um Daten zu schützen und sicher zu löschen. Ein Blick auf die Website des Dienstleisters gibt Auskunft über die Referenzen durch Partnerunternehmen und Zertifikate: So belegt die ISO-Norm 27001 eine Einhaltung der Informationssicherheit während des gesamten Prozesses. Diese TÜV-Zertifizierung wird nur nach strikten Audits vergeben. „Wie sicher der Datenlöschungsprozess ist, kann auch ein Test im eigenen Labor des Unternehmens belegen“, erklärt Daniel Büchle. So hat beispielsweise der langjährige AfB-Partner Siemens versucht, durch AfB gelöschte Daten wiederherzustellen – vergeblich.
Worauf müssen Käufer von Gebrauchtware achten?
Auch für Käufer gilt es, hochqualifizierte Anbieter, die Wert auf geprüfte Qualität legen, von unseriösen zu unterscheiden. Dabei hilft potenziellen Kunden ein Blick in Bewertungsportale, auf Zertifikate und Referenzen. Auch wichtig ist es im Kleingedruckten nachzuforschen, was das Grading bei diesem Anbieter konkret bedeutet: Heißt Grade B, dass Kratzer auf der Rückseite sind oder auf dem Display? Bei der Auswahl ist dann der eigene Anspruch entscheidend: Muss es ein neuwertiges Gerät sein oder fällt die Wahl auf ein besonders günstiges, das Gebrauchtspuren aufweist?
Von der Fahrt auf Sicht zum Blick in eine nachhaltigere Zukunft
Die momentane Situation ist auch für Firmen wie AfB social & green IT eine schwer planbare „Fahrt auf Sicht“. „Wenn Firmen nicht wissen, ob und wann sie Neuware bekommen, tauschen sie ihre Geräte nicht aus. Wir Refurbisher erhalten somit auch weniger Gebrauchtgeräte bzw. müssen uns auf Spontanlieferungen einstellen. Kommen z.B. Anfragen von Unternehmen, die kurzfristig Ware erhalten haben, müssen die Altgeräte schnellstmöglich und dabei sicher abgeholt werden. Hier ist Flexibilität gefragt“, so Büchle. Daher hat AfB sowohl ein Best Case als auch ein Worst Case Szenario entwickelt und sich auf eine Planung von Monat zu Monat eingestellt.
Büchle schätzt, dass Refurbisher noch ein, zwei schwierige Jahre vor sich haben, weil das Angebot an gebrauchten IT- und Mobilgeräten knapp bleiben wird. Allerdings ist eine verlässliche Prognose schwierig: „Es ist wie der Blick in die Glaskugel: Ob die Lieferschwierigkeiten in 2022 oder 2023 aufhören, kann derzeit niemand sagen.“ Durch Corona hat es zudem einen Digitalisierungsschub gegeben und damit eine hohe Nachfrage nach Geräten - Tendenz steigend. So schätzt Büchle, dass der Markt vor allem im Bildungsbereich stark wachsen wird und dadurch auch wieder mehr Gebrauchtgeräte überarbeitet werden müssen. „Wo digitalisiert wird, werden immer auch Daten erfasst. Zertifizierte Datenvernichtung wird dadurch ein immer wichtigeres Thema. Die Welt wird vernetzter“, so Büchle. Neben der klassischen IT betrifft dies auch viele andere Bereiche, z.B. Smart Home oder Automotive. Denn auch hier werden Daten gespeichert, die vor einer Weiterverwendung von gut erhaltenen Gebrauchtgeräten sicher gelöscht werden müssen. In solchen Bereichen können sich ebenfalls Zweitmärkte entwickeln – mit Vorteilen für Unternehmen und Umwelt.
Dafür spricht auch, dass in vielen Unternehmen zurzeit die Position des Circular Solutions Managers geschaffen wird, um zu evaluieren, welche Produkte zweitgenutzt werden können. „Unternehmen, die diese Entwicklung ignorieren, machen sich angreifbar, denn auch der Druck von Konsumenten wird größer – auch jenseits der IT“, so das Fazit von Daniel Büchle. Mit der Etablierung einer Kreislaufwirtschaft zeigen Unternehmen dagegen, dass sie sich ernsthaft für die Klimawende engagieren. So können sich durch die Chipkrise echte Chancen ergeben.