Die Daten, die in Zusammenarbeit mit der Universität Washington, Seattle (USA), erhoben wurden, werden von AiCuris Wissenschaftler und Projektleiter Dr. Alexander Birkmann präsentiert.
In der Phase II-Studie wurden 156 HSV?2 positive Patienten einer von vier AIC316 Dosis-Gruppen oder Placebo zugeordnet. Ziel war es, die Wirkung verschiedener Dosierungen (5, 25, oder 75 mg 1x täglich bzw. 400 mg 1x wöchentlich) hinsichtlich der Virusfreisetzung untereinander und mit Placebo zu vergleichen. Die Teilnehmer der Studie sammelten dazu täglich Abstriche aus der Genitalregion, die daraufhin auf das Vorhandensein und die Menge an viraler DNA analysiert wurden. Die Behandlung mit AIC316 wurde generell gut vertragen und zeigte ein vielversprechendes Sicherheitsprofil in allen verabreichten Dosierungen. Es konnten unter Behandlung sowohl eine statistisch signifikante und Dosis-abhängige Reduktion der Virus-Ausschüttung, als auch der Anzahl an Tagen mit einer Herpes-Läsion nachgewiesen werden.
Positive Abstriche wurden zusätzlich einer DNA-Sequenzanalyse der relevanten Gen-Bereiche in den viralen Genen UL5 Helicase und UL52 Primase unterworfen, deren Produkte die molekularen Angriffspunkte von AIC316 darstellen. Der Vergleich mit den HSV-2 Referenzsequenzen zeigte, dass unter der Behandlung mit AIC316 keine Viren aufkamen, die bekannte Resistenzmutationen aufwiesen.
"Die Tatsache, dass wir keine der bekannten Resistenzmutationen unter der AIC316-Therapie entdeckt haben, ist sehr ermutigend" kommentiert Prof. Helga Rübsamen-Schaeff, Geschäftsführerin von AiCuris. "Nachdem wir eine klare Dosis-Abhängigkeit in der Virus-Freisetzung gesehen haben, können wir nun schließen, dass es selbst bei der niedrigen Dosierung, die noch Virusvermehrung erlaubte, zu keiner Resistenzentwicklung kam."
Über Herpes Simplex
Herpes-simplex-Viren (HSV) sind in der Bevölkerung weit verbreitet (Seroprävalenz von bis zu 100 %, je nach geographischer Region und Bevölkerungsgruppe). Es werden zwei Herpes simplex-Virustypen unterschieden: Typ 1 (HSV-1) und Typ 2 (HSV-2). Während HSV-1 vor allem Läsionen im Mundbereich verursacht, manifestiert sich HSV-2 in der Genitalregion und wird meist sexuell übertragen. Allerdings wurden in den letzten Jahren vermehrt HSV-1-Genitalinfektionen gefunden. In einigen Ländern machen sie bereits mehr als die Hälfte aller pimären Erkrankungen an Genitalherpes aus. Lippen- und Genitalherpes gehen normalerweise von alleine wieder zurück, können aber wiederholt auftreten. Genitale HSV-Infektionen werden zudem mit einer dreifachen Erhöhung des Risikos für eine sexuelle Übertragung von HIV in Verbindung gebracht. Bei immungeschwächten Menschen kann es zu großen und schmerzhaften Geschwüren kommen. Neugeborene mit einer Herpes-Infektion können an einer lebensgefährlichen Herpes-Enzephalitis erkranken.
Die meisten der verfügbaren Therapien blockieren ein spezifisches Virusenzym, die DNA-Polymerase. Sie weisen denselben Wirkmechanismus auf und zeigen deshalb auch eine ähnliche Wirksamkeit. Es können zudem Resistenzen und Kreuzresistenzen auftreten. Im Gegensatz dazu hemmt die AiCuris-Substanz AIC316 ein anderes Enzym des Virus. Sie hat somit ein anderes und hoch-potentes Wirkprofil, welches auch Aktivität gegen resistente Viren einschließt.