Die Jury – bestehend aus Experten aus Automobilindustrie und Mitgliedern der
Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes – hat die eingereichten
Projekte nach folgenden Kriterien beurteilt:
- Innovation in Bezug auf die gewählte Anwendung
- Originalität in Bezug auf die Anwendungsfelder in der Logistik
- Nutzen und Mehrwert aus Sicht der Hauptanwender
- Beschleunigungseffekte in der Wertschöpfungskette bzw. Auftragsabwicklung
- Entwicklungsmöglichkeit und Nachhaltigkeit
Die Jury prämierte in diesem Jahr insgesamt fünf eingereichte Lösungen (die Preisträger sind alphabetisch nach Unternehmensname des Anwenders gelistet):
>>> DHL Customer Solutions & Innovation mit der Lösung „Vision Picking“ im Schwerpunkt „Lösungen für Einzelprozesse“ (Umsetzung in Zusammenarbeit mit dem Dienstleister Ubimax GmbH):
Die Herausforderung: DHL ist als Dienstleister für den Kunden Ricoh im Bereich der Distribution von Fertigprodukten tätig und suchte nach Wegen, die Produktivität und Qualität der durchgeführten Kommissionierprozesse deutlich zu steigern und gleichzeitig die Ergonomie für die Mitarbeiter zu verbessern. Die neuen Anforderungen waren mit den herkömmlichenTechnologien nicht mehr erreichbar.
Die Lösung: Viele Unternehmen haben bereits Pilotprojekte mit Datenbrillen zur Unterstützung von Kommissionierprozessen durchgeführt. Die von DHL implementierte Kombination aus Hardware- und Software-Bausteinen geht über die meisten bisher bekannt gewordenen Individuallösungen hinaus. Die Jury lobte insbesondere die durchdachte Gesamtlösung aus einer modularen Software und der Möglichkeit einer Integration verschiedener Smart Glasses als
Hardware-Komponenten. Das Gesamtsystem ist durch die Skalierbarkeit und funktionale Erweiterungsmöglichkeit zukunftssicher, d.h. es können sukzessive weitere Smart Glasses aufgeschaltet werden und bei Bedarf sind weitere Funktionalitäten aktivierbar (z.B. Anzeige weiterer Informationen oder neue Steuerungsoptionen). Die implementierte Lösung trifft auf eine hohe Akzeptanz bei den Mitarbeitern.
>>> Dräxlmaier Group mit der Lösung „TISS - Transport-Informations- und Steuerungssystem“ im Schwerpunkt „Netzwerksteuerung“ (Umsetzung in Zusammenarbeit mit dem Dienstleister leogistics GmbH):
Die Herausforderung: Global agierende First-Tier-Lieferanten wie Dräxlmaier betreiben ein umfangreiches Transportnetzwerk zur Belieferung der eigenen Werke, zur Sicherstellung des konzerninternen Produktionsverbunds und zur Belieferung der Kundenwerke. Dieses Transportnetzwerk ändert sich täglich durch neue oder auslaufende Lieferanten, Verlagerung von Produktionsumfängen und neue sowie auslaufende Kundenprojekte. Die Herausforderung
bestand darin, für alle Transportarten ein durchgängiges System von der Bedarfsentstehung über die Durchführung bis hin zur Abrechnung zu etablieren. Dabei galt es, eine ebenso hohe Transparenz wie schnelle Datenverfügbarkeit zu erreichen.
Die Lösung: Die Dräxlmaier Group hat gemeinsam mit dem Dienstleister leogistics GmbH ein einzigartiges webbasiertes Transport-Steuerungs- und Planungs-Tool (TISS) entwickelt. Aufbauend auf einer bestehenden Software-Suite entstand die erste SAP-Lösung am Markt, die innerhalb einer integrierten Lösung alle Prozesse im Bereich der Inbound, Inhouse und
Outbound- Logistik flexibel abbilden kann. Die Anwendung gewährleistet die Steuerung, die Kontrolle und das Tracking von Transporten und Yards. Die schnelle Datenverfügbarkeit unterstützt sowohl die automatische als auch die manuelle Disposition. Die Jury hat insbesondere die flexible Erweiterbarkeit der Lösung um Informationen, Prozesse und Funktionen in der Prozesssteuerung begeistert. Diese Anpassungen können in einem großen Umfang über Konfiguration erfolgen, wodurch Änderungen durch das Anwender-Unternehmen
selbst realisiert werden können und teure Anpassungen durch Spezialisten entfallen können. Insgesamt wird eine schnittstellenfrei Online-Kommunikation in Echtzeit für alle Prozessteilnehmer realisiert.
>>> MAGNA International Europe GmbH mit der Lösung „Magna-Logistics-Planning-Tool“ im Schwerpunkt „Planungstool“ (Umsetzung in Zusammenarbeit mit dem Dienstleister RISC Software GmbH):
Die Herausforderung: Viele weltweit agierende Unternehmen stehen vor der permanenten Herausforderung der Planung von Logistikprozessen und Logistiksystemen innerhalb der eigenen Standorte und im gesamten Netzwerk mit Lieferanten und Kunden. Planungen sollen schnell und flexibel angestoßen werden können und systematisch das gesamte im Unternehmen bereits
vorhandene Planungs-Know-how berücksichtigen. Der Anspruch an die Planungsergebnisse ist vielfach sehr hoch: weltweit standardisierte Darstellung, nachvollziehbare Lösungen und flexible Erweiterbarkeit.
Die Lösung: Der Zulieferer MAGNA hat zusammen mit dem Dienstleister RISC Software eine IT-Plattform entwickelt, die alle oben beschriebenen Herausforderungen abdeckt. Für die Jury-Entscheidung maßgebend war die durchgängige Unterstützung der Planung von externen und internen Logistikprozessen, weil sich in der Praxis zeigt, dass nur eine integrierte Planung der „externen und internen Logistikwelt“ zu nachhaltig effektiven und effizienten Lösungen führt. Das entwickelte Planungstool standardisiert und strafft den Entstehungsprozess neuer Logistikprozesse und steigert die Qualität und Umsetzbarkeit der entwickelten logistischen Lösungen unter Berücksichtigung aller wichtigen Kriterien wie Kosten/Nutzen, benötigte technische Ausstattung, Personalaufwand, Carbon Footprint u.a.m. - und das für über 110 MAGNA-Werke im Produktionsnetzwerk in Europa.
>>> odelo Slovenjia d.o.o. mit der Lösung „Digitalisierung der Materialversorgung“ im Schwerpunkt „Gesamtlösung Materialversorgung“:
Die Herausforderung: Die effiziente und kostenoptimierte Organisation der Materialversorgungsprozesse ist eine große Chance für Automobilzulieferer zur Stärkung ihrer Wettbewerbsposition. Um die bestehenden Potenziale heben zu können, ist ein durchgängiges Konzept notwendig, das interne Prozesse (z.B. Routenzüge) und externe Zulieferprozesse (z.B. Milkruns) in eine umfassende Gesamtlösung integriert, deren Leitmotiv die konsequente Umsetzung des
Pull-Prinzips ist.
Die Lösung: Der Zulieferer Odelo hat für sein Werk in Slowenien ein Materialversorgungskonzept umgesetzt, das konsequent auf die Pull-Systematik mit e-Kanban setzt - inklusive der Vorteile eines web-basierten Materialmonitors für alle beteiligten Partner. Die Jury erkennt insbesondere an, mit welcher Konsequenz das Pull-Prinzip in den internen Prozessen und bei der externen
Zulieferung umgesetzt wurde. Dabei ist insbesondere positiv anzumerken, dass es gelungen ist, das verbrauchsgesteuerte Ziehprinzip in sehr unterschiedlichen Zulieferbeziehungen umzusetzen: für lokale Zulieferungen aus Slowenien im Milkrun, für EU-Lieferanten über Crossdocks aber auch für globale Lieferbeziehungen, die ein Zoll-Lager vor Ort erfordern. Odelo verfolgt mit der Neuorganisation der Materialsteuerung das übergeordnete Ziel einer
Digitalisierung des Materialflusses extern und intern. Bereits heute ist im slowenischen Werk flächendeckend RFID-Technologie zur Sicherung der Rückverfolgbarkeit im Einsatz - jetzt geht es weiter mit Planungen zur Automatisierung des Materialflusses in der Fabrik.
>>> Schaeffler AG mit der Lösung „Seamless Supply Information Integration“
im Schwerpunkt „Gesamtsteuerung Inbound“:
Die Herausforderung: Inbound-Logistikprozesse schlank gestalten - vor diese Aufgabe sehen sich viele Unternehmen in der Automobil- und Zulieferbranche gestellt. Der Lean-Gedanke der Reduzierung von Verschwendung in den logistischen Prozessen und beim Informationsaustausch lässt sich nur durchsetzen, wenn es gelingt, eine integrierte und standardisierte Gesamtlösung zu erarbeiten und zu implementieren - unter Einbeziehung aller beteiligten Partner in der Wertschöpfungskette einschließlich der Logistikdienstleister.
Die Lösung: Schaeffler hat sich dieser Herausforderung angenommen und zunächst in einem Werk in Großbritannien eine durchgängige Lösung implementiert, die Basis für das Ausrollen auf andere Konzernstandorte ist. Die Jury würdigt das umgesetzte Konzept für die Integration des gesamten Informationsflusses in den Inbound-Prozessen und für die Erreichung der Ziele
(Überbestände reduzieren, kurzfristige Produktionsumplanungen vermeiden, Verschwendung durch Doppelarbeit vermindern, schlecht ausgelastete Transporte reduzieren). Die intelligente Verknüpfung bestehender Instrumente und Standards (Transportmanagement-Plattform, Global Transport Label (GTL) und Lieferavise) verschlankt die Prozesse beim Zulieferer, beim Logistikdienstleister und beim Kunden Schaeffler und erhöht gleichzeitig die Flexibilität und Reaktionsfähigkeit bei Schwankungen und Störungen in der Supply Chain. Die höhere Aktualität und Verlässlichkeit der Daten erlaubt allen beteiligten Partnern ein stabileres, kostenreduziertes und fehlerreduziertes Arbeiten bei der Abwicklung der Materialversorgungsprozesse.
Weitere Details zu den prämierten Lösungen können beim AKJ Automotive erfragt werden (Kontakt s.u.). Auf Wunsch sind wir gerne bereit, den persönlichen Kontakt zum jeweiligen Preisträger herzustellen.
Der Arbeitskreis AKJ Automotive (www.akjnet.de) beschäftigt sich mit Strategien und Lösungen für die Neuausrichtung und Optimierung der Kernprozesse und Lieferbeziehungen in der Automobil- und Zulieferindustrie. Er versteht sich als Plattform zum Austausch von Erfahrungen für die drei beteiligten Parteien in der automobilen Wertschöpfungskette (OEM, Lieferanten und Logistikdienstleister) und bietet den Rahmen zur offenen Diskussion aktueller Fragestellungen in der
Zusammenarbeit.
Veröffentlichung frei. Wir bitten um Zusendung eines Belegexemplars. Vielen Dank.