„Bei aller Leidenschaft und technischer Expertise, die wir in feuchtes Toilettenpapier stecken, müssen wir im Blick behalten, dass wir es mit einem Low-Interest-Produkt zu tun haben“, sagt Tenbusch. So werden im Marketing Konsumgüter bezeichnet, denen Verbraucher geringes Interesse entgegenbringen und die durch habituelles, also gewohnheitsmäßiges Kaufverhalten charakterisiert sind. Ebenso unreflektiert wie Toilettenpapier gekauft, benutzt und entsorgt wird, würden auch viele andere Hygieneartikel wie Babytücher, Tampons und Wattestäbchen im Bad benutzt und unsachgemäß gleich auf demselben Weg entsorgt: „Alle Hygieneprodukte, die im Bad verwendet werden, laufen Gefahr, unbedacht die Toilette heruntergespült zu werden. Auch das hat etwas mit Habitualisierung zu tun“, sagt der Geschäftsführer.
Basismaterialien mit unterschiedlicher Festigkeit
Baby- und Kosmetiktücher bestehend jedoch aus Spunlace, einem Verbund aus Viskose und Polyesterfasern. Diese Fasern sind mechanisch miteinander verkettet und enorm reißfest. In der Kanalisation verwinden sie sich dann mit Tampons, Küchenpapier und anderen Störstoffen zu reißfesten Verzopfungen, die Rohre verstopfen und Pumpwerke lahmlegen. Dabei gehören diese Hygieneartikel genauso wie Windeln in den Restmüll: „Sämtliche Spunlace-Produkte sind mit dem Hinweis gekennzeichnet, dass sie über den Hausmüll zu entsorgen sind“, sagt Tenbusch.
Ganz anders verhält sich feuchtes Toilettenpapier. Denn auch wenn sich feuchtes Toilettenpapier und Feuchttücher zur Babypflege und Haushaltsreinigung auf den ersten Blick ähneln, besitzen sie völlig unterschiedliche Materialeigenschaften. Die Albaad-Gruppe hat mit dem neuen Werkstoff Hydrofine ein Basismaterial für feuchtes Toilettenpapier entwickelt und an den Markt gebracht, das vollständig biologisch abbaubar ist und ohne chemische Binder und synthetische Fasern auskommt. Nach der Benutzung fängt es bereits nach wenigen Minuten an, sich in seine Faserbestandteile aufzulösen. In Deutschland wurden die feuchten Toilettenpapiere im vergangenen Jahr unter den Eigenmarken von Drogerie- und Handelsketten erfolgreich in den Markt eingeführt.
US-Branchenverband INDA hat Verzopfungen analysiert
Untersuchungen des nordamerikanischen Branchenverbands International Nonwoven and Disposable Association (INDA) bestätigen, dass in Pump- und Klärwerken zutage geförderte Verzopfungen zu 92 Prozent aus Tüchern für Haushalts- und Kosmetikanwendungen und anderen Hygieneprodukten bestehen. „Für den Abwassertechniker in der Kläranlage ist aber eine Unterscheidung, ob er es bei einer Verzopfung mit Baby- und Kosmetiktüchern oder feuchtem Toilettenpapier zu tun hat, schlichtweg nicht möglich“, sagt Tenbusch. Aus diesem Grund werde die Gesamtproblematik häufig und fälschlicherweise dem feuchten Toilettenpapier zugeschrieben.