In den vergangenen Jahren hat der Nachhaltigkeitsgedanke verstärkt zu einem Wandel in der Baubranche geführt. Die Verwendung nachwachsender Rohstoffe – allen voran Holz – rückte stark in den Fokus von Planern und Projektverantwortlichen. Doch auch Holz ist eine wertvolle, endliche Ressource, deren Einsatz mit Maß erfolgen muss: Studien zufolge wird bereits heute mehr Holz verbraucht, als nachhaltig aus deutschen Wäldern entnommen werden kann. Wichtig ist daher die Nutzung kontrolliert nachhaltiger Ressourcen, um eine Gefährdung für die Wälder auszuschließen.
ALHO Holz-Hybrid: Stahl und Holz nachhaltig kombiniert
ALHO hat sich intensiv mit dieser Thematik auseinandergesetzt und pünktlich zur Bau 2023 das neue Holz-Hybridbausystem vorgestellt. Dieses Bausystem wurde mit dem Fokus auf einen hohen Vorfertigungsgrad, Digitalisierung und Optimierung des Bauprozesses enzwickelt und setzt dabei auf eine intelligente Kombination der Baustoffe Stahl und Holz: Dabei bildet der bewährte ALHO-Stahlrahmen das solide Rückgrat der Raumtragwerk-Konstruktion. Stahl verleiht Stabilität, sichert die Tragfähigkeit und erhöht durch seine schlanken Querschnitte die Flächeneffizienz. Die filigrane, freitragende Stahlrahmenkonstruktion mit ausschließlich nichttragenden Wänden gewährleistet eine dauerhafte Nutzungsflexibilität und somit ein möglichst langes Gebäudeleben. Der Einsatz von Holz erfolgt gezielt im Boden-, Wand- und Deckenaufbau, wo es zu einem gesunden und angenehmen Innenraumklima beitragen kann.
Wie viel Co2 kann mit der Stahl-Holz-Modulbauweise im Vergleich zur Massivbauweise einsparen?
Gebäude, die mit in der ALHO Holz-Hybridbausystem realisiert werden, erreichen in der Modulkonstruktion einen Holzvolumenanteil von rund 70 %, wobei 30 % Stahl für das Tragwerk verbleiben. Das im Gebäude verbaute Holz kann am Ende des Gebäudelebenszyklus beispielsweise als Bauholz wiederverwertet werden. Stahl wiederum ist heute das weltweit am meisten recycelte Material: 99 % des Baustahls werden recycelt, 88 % davon, indem er eingeschmolzen und zu neuem Stahl verarbeitet wird. Durch das Stahlrecycling werden allein in Deutschland jährlich mehr als 20 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr vermieden. Bei ALHO kommt seit 2023 zudem vermehrt „grüner“ Stahl zum Einsatz, der einen noch geringeren CO2-Fußabdruck aufweist und eine weitere CO2-Einsparung von rund 30 % möglich macht.
Das bedeutet: Die ALHO Stahl-Holz-Modulbauweise in Kombination mit grünem Stahl vereint technische Qualitäten mit einem geringen Fußabdruck und einem hohen Recyclingpotenzial und schont so natürliche Ressourcen.
Die Städtische Kindertageseinrichtung Herkenweg wurde in Stahl-Holz-Modulbauweise unter Verwendung von Recyclingstahl ausgeführt. Berechnungen haben ergeben, dass bei einem Bauwerk in ALHO Stahl-Holz-Modulbauweise durchschnittlich insgesamt rund 26 % CO2 im Vergleich zum Massivbau (hier: Stahlbetonbauweise) eingespart werden. Betrachtet man einzelne Bauteile, so schneidet beispielsweise ein Quadratmeter Außenwand, der im ALHO Holz-Hybridbausystem erstellt wurde, im Vergleich zu einem Quadratmeter Außenwand aus herkömmlichen Betonfertigteilen bei gleicher Dimensionierung sogar um 56 % besser ab.
Für die Städtische Kindertageseinrichtung Herkenweg in ALHO Stahl-Holz-Modulbauweise bedeutet das konkret: 76,6 Tonnen CO2-Einsparung im Vergleich zur Errichtung als Massivbau mit Betonfertigteilen – das entspricht dem Leergewicht eines durchschnittlichen Passagierflugzeugs oder dem von 14 ausgewachsenen afrikanischen Elefanten!
Nachhaltigkeit im Blick: Gute Entscheidung für Holz-Hybrid-Kita
1872 wurde die GEBAG als Duisburger Gemeinnützige Baugesellschaft AG gegründet und zählt heute zu den ältesten Wohnungsbaugesellschaften Deutschlands. Im Jahr 2023 hat die Stadt Duisburg den Neubau und die Sanierung sowie die technische wie kaufmännische Bewirtschaftung aller städtischen Kitas in einem eigenen Sondervermögen gebündelt und der GEBAG die Betriebsführung überlassen. „Als sinnvolle Ergänzung unseres Wohnbausektors tragen der Bau und die Bewirtschaftung der Duisburger Kitas zur ganzheitlichen Entwicklung unserer Quartiere bei“, schildert Bernd Wortmeyer, Geschäftsführer der GEBAG, die Situation. „Als nachhaltiges und soziales Wohnungsunternehmen sehen wir es zudem als unsere Pflicht an, beim Bauen neue Wege zu gehen und verantwortungsvoll für die nachfolgenden Generationen zu agieren“, so Wortmeyer weiter. „Dazu gehört, dass wir bei allen GEBAG-Bauprojekten die Themen Ressourcenschonung, den nachhaltigen, materialeffizienten Umgang mit Baumaterialien sowie Baustoffrecycling berücksichtigen und mitdenken.“ ALHO geht mit der Stahl-Holz-Modulbauweise genau diesen Weg. Bernd Wortmeyer: „Darum waren wir begeistert, als ALHO uns die nachhaltige, neue Bauweise als Duisburger Pilotprojekt vorschlug. Gerne haben wir uns für diesen innovativen Weg entschieden. Er erfüllt nicht nur unsere hohen Qualitätsansprüche an gesundes, nachhaltiges und zukunftsfähiges Bauen, sondern setzt zudem neue Maßstäbe im Bauwesen hinsichtlich Ressourcenschonung, Zero Waste und einer Kreislaufwirtschaft nach dem Cradle to Cradle-Prinzip.“
GEBAG setzt seit Jahren auf moderne Modulbauweise
Die Bestands-Kita im Herkenweg in Duisburg aus den 1970er Jahren war nach rund 50 langen Betriebsjahren nicht mehr zeitgemäß, weshalb sich die GEBAG sich für einen modernen, energieeffizienten Neubau entschied und das alte Gebäude abtragen ließ. „Die Städtische Kindertageseinrichtung Herkenweg ist ein Pilotprojekt in Sachen Stahl-Holz-Modulbauweise, sie ist aber nicht unsere erste Modulbau-Kita“, erklärt Bernd Wortmeyer und nennt auch gleich Gründe dafür: „Uns als Baugesellschaft garantiert die Modulbauweise eine hohe Planungs-, Termin-, und Kostensicherheit. Projekte lassen sich damit im Vergleich zur konventionellen Bauweise wesentlich schneller umsetzen und nutzen.“
Im Fall der Städtischen Kindertageseinrichtung Herkenweg basiert der Entwurf auf einer eigenen Gebäudeplanung der GEBAG, die von ALHO für die moderne Stahl-Holz-Modulbauweise angepasst wurde. In einer Bauzeit von nur vier Monaten wurden 14 im Werk präzise vorgefertigte Module zu einem hochwertigen Kita-Gebäude montiert und schlüsselfertig ausgebaut. Auf zwei Geschossen mit einer Gesamtfläche von rund 875 m2 haben vier Kita-Gruppen für insgesamt 80 Kinder Platz. Im Erdgeschoss sind zwei Gruppenräume mit den zugehörigen Nebenräumen und Garderobenzonen funktional angeordnet. Die sanitären Anlagen befinden sich nicht weit davon entfernt in einem innenliegenden Kern. Das Büro der Einrichtungsleitung liegt zentral und für die Eltern schnell erreichbar direkt am Eingang, der in ein großzügiges Foyer führt und anschließend in einen Spielflur übergeht. Eine Küche mit großem Vorratsraum stellt die Essensversorgung der Kinder und Erzieher in der Einrichtung sicher. Zudem verfügt jeder Gruppenraum über eine eigene „Kinderküche“, in der gemeinsam mit den Kindern und unabhängig vom Großbetrieb ein Imbiss zubereitet werden kann. Technik- und Hauswirtschaftsflächen sowie ein Außengeräteraum ergänzen das Raumprogramm auf dieser Etage.
Ein rollstuhlgerechtes WC sowie ein Aufzug gewährleisten die barrierefreie Nutzung des Gebäudes. Zudem führt ein abgeschlossenes Treppenhaus ins Obergeschoss. Dort befinden sich neben zwei weiteren Gruppenräumen inklusive Nebenraum und Schlafraum für die Kleinsten auch der Aufenthaltsraum für das Kita-Personal. Highlight ist der rund 64 m2 große, stützenfrei konzipierte Bewegungsraum: Je nach Bedarf können hier Spielfelder auf den Boden projiziert werden und weitere gemeinschaftliche Spiel-Angebot stattfinden, so dass die Kinder auch bei schlechtem Wetter nicht auf Bewegung verzichten müssen. Zudem bietet der Raum genügend Platz für Feste und größere Veranstaltungen der Einrichtung.
Helle, freundliche Innenräume, ökologische Qualität
Insgesamt prägen helle Farben und angenehme Materialien die Innenräume. So wurde in allen Gruppenräumen ein elastischer Vinyl-Designboden verlegt, im Indoor-Spielplatz sogar das Naturmaterial Linoleum mit Korkunterlage für maximalen Trittschallschutz in den darunterliegenden Räumen.
Große, bodentiefe Fenster und eine Lichtkuppel im Flachdach lassen viel Tageslicht ins Gebäude. Den Gruppenräumen ist im Obergeschoss ein Laubengang vorgelagert, der als Fluchtweg dient und den Kindern täglich einen direkten Zugang zum Garten ermöglicht. Mit seiner hell verputzten Wärmedämmverbundfassade fügt sich der Neubau gut in das Stadtbild von Rheinhausen ein. Gelbe Wandfelder setzen sonnige Farbakzente.
Zur ökologischen Qualität trägt auch das Flachdach mit seiner extensiven Begrünung bei: Es stärkt nicht nur die Biodiversität in der Stadt, sondern schützt auch die Innenräume im Sommer vor Überhitzung. So gleicht es die vom Neubau versiegelte Bodenfläche ökologisch aus. Außerdem trägt das Dach eine Photovoltaikanlage, die mit ihren insgesamt 61 Modulen eine Leistung von 23 kW Peak liefert – und damit ausreichend Strom für die Beheizung des Gebäudes mittels umweltfreundlicher Luft- Wasser-Wärmepumpe. Die Wärme wird im gesamten Haus über eine Fußbodenheizung verteilt, was den Kindern eine angenehme Aufenthalts- und Spielqualität garantiert.
„Wir freuen uns sehr, dass bei diesem Pilotprojekt die Zusammenarbeit mit ALHO insgesamt wieder sehr professionell und zuverlässig ablief – insbesondere im Hinblick auf eine termin- und kostengerechte sowie qualitätvolle Umsetzung der vereinbarten Leistungen“, fasst Bernd Wortmeyer abschießend zusammen. Bereits im März wurden die Räumlichkeiten an den Kita-Träger – das Jugendamt der Stadt Duisburg – übergeben. Dann konnten die Kinder ihrer Interims-Kita den Rücken kehren und das neue Haus voll und ganz in Beschlag nehmen, es mit Leben füllen und zu ihrem zweiten Zuhause machen.