Facharbeitskräfte braucht das Land – und zwar nicht nur Akademiker, sondern auch Menschen mit einer hochwertigen, klassischen Berufsausbildung. „Akademische und berufliche Bildung sind unterschiedlich, aber gleichwertig und beide sind tolle Sprungbretter in ein erfolgreiches Berufsleben“, bestätigt Bettina Stark-Watzinger, Bundesministerin für Bildung und Forschung im Rahmen der von der Bundesregierung aufgestellten „Exzellenzinitiative Berufliche Bildung“.
Das Berufsbildungszentrum Schleswig (BBZ) ist eine Einrichtung, die mit vielfältigen Aus-, Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten genau diese Bildungsperspektiven bietet: Es umfasst mehrere Vollzeitschulen sowie Berufsschulen in Schleswig und Kappeln für insgesamt rund 3.830 Schülerinnen und Schülern und ist damit die größte Schule des Kreises Schleswig-Flensburg.
Weil das alte Gebäude auf dem Campus in Schleswig, in dem Schüler in Berufsvorbereitung sowie die DaZ-Gruppen (Deutsch als Zweitsprache) ihren Platz hatten, überaltert und für die Nutzer nicht mehr zumutbar war, entschied sich der Kreis Schleswig-Flensburg für den Bau eines neuen Gebäudes. Gleichzeitig sollte damit auch den stetig steigenden Schülerzahlen in der Region Rechnung getragen werden.
Heiß ersehnt, schnell realisiert
Im November 2022 wurde das Gebäude vom Kreis Schleswig-Flensburg an das BBZ übergeben: „Mit dem Neubau zeigen wir, dass unsere Schule hier im Kreis innovativ ist und nach vorne denkt“, sagte Wolfgang Buschmann, Landrat des Kreises in seiner Ansprache zur feierlichen Schlüsselübergabe. Auch trage das innovative Bauwerk dazu bei, dass das Schleswiger Schulgelände als moderner Campus wahrgenommen wird, so der Landrat weiter. Die Schulleitung des BBZ wiederum freute sich darüber, dass mit dem Modulgebäude ein dringliches Raumproblem so schnell hat gelöst werden können: Von der Ausschreibung des Projekts bis zur Übergabe verging gerade einmal ein Jahr. 2021 hatte sich das Architekturbüro Leuschner Gänsicke aufgrund seiner langjährigen Erfahrung mit der Modulbauweise in einem öffentlichen Vergabeverfahren als „Wettbewerbssieger“ durchsetzen können. Bereits 1995 erstellte das Büro mit dem Gymnasium Sternberg mit ALHO sein erstes modulares Schulgebäude. Zahlreiche weitere Schulen, Kindergärten und Bürogebäude in modularer Bauweise folgten.
Die Planung des BBZ Schleswig basiert auf einem durchgehenden, einheitlichen Modulraster, mit einer sehr wirtschaftlichen Vorfertigung der insgesamt 34 Stahlmodule im ALHO Werk. „Die Raumtragwerke wurden bereits mit geschlossenen Außenwänden, einer geschützten Dachhaut und einem hohen Vorfertigungsgrad im Innenausbau auf die Baustelle geliefert und in nur zwei Wochen montiert“, erklärt Architekt Uwe Gänsicke. „So konnten eine extrem kurze Bauzeit und hohe Wirtschaftlichkeit garantiert werden. Mit konventioneller Bauweise wäre ein solcher Baufortschritt nicht möglich gewesen“, bestätigt der Architekt und weist noch auf einen weiteren großen Vorteil hin: „Durch die Modulbaukonstruktion gibt es im Gebäude keine tragenden Wände. Alle Raumteilungen erfolgen in Leichtbauwänden und können so für unterschiedliche Nutzungsanforderungen im Laufe des Gebäudelebens stets frei verändert werden. Das lässt den Nutzern auch in Zukunft alle Möglichkeiten und Anpassungen an neue pädagogische Konzepte offen.“
Herzstück des Schleswiger Schulcampus
Als zweigeschossiger Baukörper bildet der Neubau den nordwestlichen Rahmen der durch die Bestandsgebäude eingefassten zentralen Pausen- und Freiflächen und fügt sich so perfekt in das Ensemble ein. Die rund 220 qm große Foyer- und Pausenhalle im Neubau verbindet das Erd- und Obergeschoss über eine Freitreppe und ist der neue zentrale Treffpunkt des BBZ.
Mittels einer zentral gelegenen Aufzugsanlage ist der gesamte Neubau barrierefrei zugänglich. Er fasst insgesamt 16 Klassen- und Differenzierungsräume für unterschiedliche Berufsausbildungen. Die meisten Klassenräume sind teilbar geplant und ermöglichen so eine sehr flexible, multifunktionale Nutzung. Gruppenräume, eine Holzwerkstatt, Verwaltungsräume, Lehrerzimmer, Büros sowie sanitäre Anlagen gehören ebenfalls zum Raumprogramm.
Zusammen mit den direkt angrenzenden Klassenräumen kann das Foyer vergrößert und für diverse Schulveranstaltungen genutzt werden. Der Pausenhalle vorgelagert ist eine durch die Auskragung des Obergeschosses überdachte Terrasse.
Flexibilität ist Trumpf
„Unser neues Schulhaus wird von etwa 30 Lehrkräften, Coaches und Schul-Sozialarbeitern genutzt, dazu kommen rund 300 Schülerinnen und Schüler aus Klassen der Ausbildungsvorbereitung und dem Bereich „Deutsch als Zweitsprache“. Sie werden weniger auf spezifische Berufe vorbereitet, sondern befinden sich in der Berufsorientierung“, erklärt der stellvertretende Schulleiter Andre Stolte. „Wir profitieren sehr von der guten digitalen Ausstattung der Räume ebenso wie von der flexiblen Nutzbarkeit des Gebäudes: Durch die mobilen Trennwände können die Raumgrößen perfekt an die unterschiedlichen Bedürfnisse der einzelnen Lerngruppen angepasst werden. Künftig können wir uns nun sehr viel besser auf unterschiedliche Lernsituationen und Gruppengrößen einstellen“.
Große Fensterfronten geben dem Neubau einen modernen und freundlichen Charakter und lassen viel Tageslicht herein. Über Paneele mit feststehenden Lüftungslamellen ist die natürliche Belüftung auch unbesetzter Räume mit geöffneten Fenstern möglich, ohne hinsichtlich des Einbruchschutzes Risiken eingehen zu müssen. Dies ermöglicht ebenfalls eine energiesparende Nachtauskühlung in den heißen Sommermonaten.
Die Innenräume sind in einem stimmigen Farbkonzept in Rot, Schwarz und Weiß gehalten und mit insgesamt sehr hochwertigen Ausbaumaterialien ausgestattet – wie beispielsweise Linoleum für die Böden und Feinsteinzeug-Fliesen in den Sanitärbereichen. Designerleuchten und moderne Sitzlandschaften setzen in den Fluren und im Foyer gestalterische Akzente.
Elegante Fassade, klimafreundliches Dach
Die Fassaden der Bestandsgebäude auf dem Campus sollen nach und nach saniert und eine Fassadenverkleidung aus anthrazitfarbenen Metallpaneelen erhalten. Daran orientierte sich auch der Neubau – jedoch mit einer etwas eleganteren, sehr hochwertigen Version aus eigens für dieses Objekt entwickelten Zackenpaneelen in Dunkelbronze. Die Fensterelemente wurden darauf abgestimmt in einem helleren Bronzeton ausgeführt. Das Gründach trägt als Ausgleich für versiegelte Flächen seinen Teil zur Schonung des Klimas bei und wird außerdem für den Aufbau von Solarmodulen zur umweltfreundlichen Energiegewinnung vorbereitet. So ist der Neubau auch in Sachen Energie- und Klimatechnik ganz auf die Zukunft ausgerichtet.