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Gubor-Vorstand: „Sind einer der wenigen bedeutenden Akteure auf dem Markt für Saisonschokolade“

Interview mit CEO Claus Cersovsky und CFO Udo Zimmer, Gubor Schokoladen GmbH

(PresseBox) (Brechen, )
Erstmals in der Firmengeschichte begibt der Schokoladenhersteller Gubor eine Unternehmensanleihe. Die fünfjährige Anleihe (ISIN: DE000A383SJ3) mit einem Zielvolumen von 60 Mio. Euro wird in einer Zinsspanne zwischen 7,50% und 8,50% p.a. verzinst. Bis Ende November 2024 kann der Schokoladen-Bond ab einer Mindestanlage von 1.000 Euro sowohl direkt über die Emittentin als auch über die Zeichnungsfunktionalität DirectPlace der Deutsche Börse AG gezeichnet werden. Gubor-CEO Claus Cersovsky und Finanzvorstand Udo Zimmer stellen uns die Gubor Gruppe vor und erläutern die Hintergründe der ersten Anleihe-Emission.

Anleihen Finder: Sehr geehrter Cersovsky, Sie sind der geschäftsführende Gesellschafter des Familienunternehmens Gubor und begeben mit selbigen nun erstmals eine öffentliche Unternehmensanleihe. Warum ist das gerade jetzt der richtige Schritt?

Claus Cersovsky: In der Vergangenheit sind wir durch strategische Übernahmen kontinuierlich gewachsen, haben unser Sortiment gezielt ergänzt und dabei Skaleneffekte genutzt. Heute sind wir einer der führenden Schokoladenhersteller in Familienbesitz und größter Private Label Saisonartikel Schokoladenhersteller in Europa. Durch die Begebung der Unternehmensanleihe möchten wir nun unsere Marktpräsenz, insbesondere im Bereich der saisonalen Eigenmarkenschokolade, weiter stärken und unsere Position langfristig sichern. Dazu soll die Diversifizierung unserer Finanzierungsstruktur beitragen.

Anleihen Finder: Herr Zimmer, das Mindestemissionsvolumen liegt bei 50 Mio. Euro – das Zielvolumen bei 60 Mio. Euro. Wofür benötigen Sie Erlöse in dieser Höhe konkret, in welchen Bereichen haben Sie Investitionsbedarf und warum rechnet sich das Gesamt-Vorhaben erst ab 50 Mio. Euro?

„Mit dem Emissionserlös wollen wir eine bestehende Bankfinanzierung reduzieren sowie zukünftig die Sockelfinanzierung durch die Anleihemittel abdecken“

Udo Zimmer: Der Schritt an den Kapitalmarkt ist für uns ein entscheidender strategischer Meilenstein. Mit der erstmaligen Begebung einer Anleihe wollen wir unsere mittel- bis langfristige Finanzierungsstruktur auf eine breitere Basis stellen und so die Grundlage für eine stabile und nachhaltige Finanzierung unseres zukünftigen Wachstums schaffen. Mit dem Emissionserlös wollen wir eine bestehende Bankfinanzierung reduzieren sowie zukünftig die Sockelfinanzierung durch die Anleihemittel abdecken. Nur noch die Saison-Spitzenfinanzierung soll durch Banken dargestellt werden. Sie müssen wissen, dass unser Geschäft stark durch Vorfinanzierungen geprägt ist und wir bereits heute mit den Vorbestellungen und der Produktion für das Ostergeschäft 2025 beginnen. Darüber hinaus streben wir mit dem Emissionserlös eine Komplettübernahme der Anteile an der Hans Riegelein & Sohn GmbH & Co. KG an. Das Mindestemissionsvolumen, das auch als Liquiditätssignal für alle Investoren dient, haben wir dementsprechend auf 50 Mio. Euro festgelegt.

„Wir streben eine Komplettübernahme der Anteile an der Hans Riegelein & Sohn GmbH & Co. KG an“

Anleihen Finder: Um zunächst einen besseren Überblick zu bekommen: Welche Marken, Produkte und Firmen gehören zur Unternehmensgruppe?

Claus Cersovsky: Wir stellen Süßwaren unter unseren fünf eigenen Marken Riegelein, Sun Rice, Gubor, Friedel und Eichetti her. Unser Sortiment besteht aus Schokoladen-Saisonartikeln, insbesondere für Weihnachten und Ostern, sowie ganzjährig Tafelschokolade, Dragees, Premium-Produkten, Eiskonfekt-Spezialitäten, Zuckerwaren sowie Brauseartikeln. Durch unseren Fokus auf die Herstellung von saisonalen Private Label-Produkten haben wir uns als etablierter Partner des nationalen und internationalen Handels positioniert. Zusätzlich zum Kernmarkt Deutschland werden die Produkte in rund 50 weiteren Ländern vertrieben.Neben der Gubor Schokoladen GmbH mit Sitz in Dettingen/Teck als Konzernobergesellschaft gehören zu unserer Unternehmensgruppe unsere Tochterunternehmen Rübezahl Schokoladen GmbH, die wiederum alle Anteile an der Eichetti GmbH hält, Hans Riegelein & Sohn GmbH & Co. KG, Wergona Schokoladen GmbH, Weseke Dragees GmbH, und die polnischen Pomorskie Pralinki Sp. z o.o..

Anleihen Finder: Wie ist die Wettbewerbssituation im Schokoladen-Business? Wo liegen Chancen und Risiken?

„Sind unangefochtener Marktführer im Bereich der Eigenmarken-Hohlkörperschokolade“

Claus Cersovsky: Wir zeichnen uns als einer der wenigen bedeutenden Akteure auf dem Markt für Saisonschokolade aus und sind unangefochtener Marktführer im Bereich der Eigenmarken-Hohlkörperschokolade. Dank unserer hohen Produktqualität, Lieferzuverlässigkeit, Spezialisierung auf das Saisongeschäft und Produktinnovation haben wir uns als etablierter Partner des nationalen und internationalen Handels positioniert. Unsere Fähigkeit, saisonale Schokoladenprodukte schnell und in großem Umfang herzustellen, verschafft uns einen unbestrittenen Wettbewerbsvorteil gegenüber kleineren Konkurrenten in der Branche und schafft hohe Eintrittsbarrieren.

Anleihen Finder:
 Können Sie uns die Begrifflichkeit „Private Label Saison-Schokoladen-Markt“ erläutern? Was bedeutet das konkret und wie meistern Sie die Herausforderungen eines saisonalen Geschäfts?

Claus Cersovsky: Gerne. Wir produzieren als Private Label-Hersteller sowohl ganzjährig aber insbesondere für Weihnachten und Ostern Schokoladenartikel für die großen Discounter und Einzelhändler in Deutschland, bspw. Aldi, Lidl, Edeka und Rewe. Für die Weihnachtszeit also etwa die klassischen Schokoladen-Weihnachtsmänner und für Ostern die Osterhasen, die diese dann unter ihren jeweiligen Eigenmarken verkaufen. Wie Sie schon richtig angemerkt haben, braucht man dafür hohe Produktionskapazitäten und eine belastbare Logistik, um die großen Mengen zuverlässig liefern zu können. Beides haben wir. Unsere Maschinen laufen das ganze Jahr mindestens im Zweischicht-, meistens im Dreischichtbetrieb, außer in der Zeit um Ostern, wenn wir die Maschinen warten. Im Mai starten wir dann mit der Weihnachtsproduktion und ab Oktober mit der Herstellung für Ostern. Wir sind dabei der führende Private Label Saisonartikel Schokoladenhersteller in Europa.

„Im Mai starten wir mit der Weihnachtsproduktion und ab Oktober mit der Herstellung für Ostern“

Anleihen Finder: Wo produzieren Sie „Ihre“ Schokolade und woher beziehen Sie die Rohstoffe wie Kakao und Zucker? Was sind die Hauptabsatzmärkte?

Claus Cersovsky: Wir produzieren unsere Schokoladenprodukte und Zuckerwaren mit rund 1.700 Mitarbeitenden auf einer Gesamtproduktionsfläche von ca. 122.600 m² in fünf modernen Produktionsstätten in Deutschland (Dettingen/Teck, Cadolzburg, Borken-Weseke, Wernigerode und Werneck) sowie einem Werk in Polen (Tuchola). Unseren Kakao beziehen wir hauptsächlich aus Westafrika, Côte d’Ivoire/Elfenbeinküste und Ghana sowie den Edelkakao aus Madagaskar, den größten Anteil des Zuckers aus Deutschland. Neben dem Kernmarkt Deutschland, in dem wir im vergangenen Geschäftsjahr knapp 60 Prozent unseres Nettoumsatzes erwirtschaftet haben, werden unsere Produkte weltweit in rund 50 weiteren Ländern vertrieben.

Anleihen Finder: Die Rohstoffe haben sich in den letzten Jahren immens verteuert. Wie ist die Preisentwicklung am Schokoladenmarkt und warum ist das Schokoladen-Business weiterhin lukrativ?

Udo Zimmer: Da haben Sie Recht, die Preise für unsere Rohstoffe, im Wesentlichen Kakaobohnen, Zucker, Kakaobutter und Vollmilchpulver haben sich in den letzten Jahren sehr verteuert, liegen derzeit aber auch wieder deutlich unter ihren Höchstständen. Wir sichern unsere Rohstoffpreise allerdings immer ab. Bei unseren Vertragsabschlüssen, jeweils im Herbst für das nächste Jahr, kaufen wir die Rohstoffe immer physisch auf Ziel, gehen also nie mit offenen Positionen in ein Geschäftsjahr oder eine Saison. Unsere Kunden haben dabei akzeptiert, dass unsere Produkte deutlich teurer werden mussten, das hat uns als Hersteller dementsprechend keine Marge gekostet. Dabei kommt uns auch zugute, dass wir eine entsprechende Größe erreicht haben, sodass der Handel nur schwer an uns als Hersteller vorbeikommt.

„Der Handel kommt an uns als Hersteller nur schwer vorbei“

Anleihen Finder: Inwiefern spielen ESG-Themen eine gewichtige Rolle in Ihrem Geschäftsmodell und wie adressieren Sie diese Thematik in Ihrem Unternehmen?

Claus Cersovsky: Wir sind uns unserer Verantwortung für die Umwelt, die Gesellschaft und unseren Mitarbeitenden sehr bewusst und zeichnen uns durch ein hohes ESG-Engagement aus. Als einer der Mitbegründer des Forums für Nachhaltigen Kakao spielt Nachhaltigkeit für unsere Unternehmensgruppe sowohl bei der Rohstoffbeschaffung als auch der Produktion eine sehr große Rolle. Unsere Rohstoffe beziehen wir von seriösen und zertifizierten Lieferanten. So verwenden wir für unsere Produkte fast ausschließlich zertifizierten Kakao, der nach dem Nachhaltigkeitsstandard RAINFOREST ALLIANCE zertifiziert oder im Rahmen des Fairtrade Kakao-Programms nach Fairtrade-Standards gehandelt wurde. Auch beim Thema Verpackung achten wir auf proaktive Innovation sowie die Reduzierung von Verpackung und Abfall. Darüber hinaus verfügen wir über eine Vielzahl von Zertifikaten sowie Mitgliedschaften und haben damit begonnen, unsere Scope 1, 2 und 3 Emissionen jährlich zu erfassen.

Anleihen Finder: Welche Umsätze und Ergebnisse haben Sie in den letzten Jahren erzielt? Wie haben sich die Finanzkennzahlen generell entwickelt?

Udo Zimmer: Wir haben in den letzten Jahren ein kontinuierliches Umsatzwachstum erreicht und im abgelaufenen Geschäftsjahr 23/24 Umsatzerlöse von rund 312 Mio. Euro erzielt. Nach einem von einmaligen Sondereinflüssen geprägten Geschäftsjahr 22/23 haben wir im abgelaufenen Geschäftsjahr 23/24 ein adj. EBITDA von ca. 22,3 Mio. Euro in schwierigen Beschaffungsmärkten erzielt. Der operative Cash-Flow konnte in den vergangenen zwei Geschäftsjahren von 13,1 Mio. Euro auf 25,3 Mio. Euro ausgebaut werden.

„Haben den operativen Cash-Flow auf 25,3 Mio. EUR ausgebaut“

Anleihen Finder: Wie hoch sind gegenwärtig die Eigenkapitalquote und der Verschuldungsgrad? Wie sieht diesbezüglich Ihre zukünftige Finanzplanung aus?

Udo Zimmer: Die Eigenkapitalquote liegt zum Abschluss unsers Geschäftsjahres 23/24 (30. April 2024) bei ca. 16 % auf einem Niveau, welches wir in den kommenden Geschäftsjahren ausbauen werden. Dies wird unterstützt mit der Verpflichtung in den Anleihebedingungen, dass in den nächsten drei Geschäftsjahren auf Dividendenzahlungen an die Gesellschafter verzichtet wird. Der Verschuldungsgrad NetDebt zu adj. EBITDA liegt bei ca. 3.

Anleihen Finder: Die Anleihe wird in einer Zinsspanne zwischen 7,50 % und 8,50% p.a. verzinst. Wie gewährleisten Sie jährliche Kuponzahlungen von ca. 5 Mio. Euro?

Udo Zimmer: Die jährlichen Zinszahlungen werden halbjährlich an die Anleihegläubiger ausbezahlt und werden aus dem laufenden Cash-Flow bestritten. Die Gesellschafter haben sich zudem für die ersten drei Jahre der Anleihelaufzeit jedwede Ausschüttungen untersagt.

Anleihen Finder: Abschließend: Welche operativen und unternehmerischen Ziele verfolgen Sie mit dem Familienunternehmen?

Claus Cersovsky: Wir sind führender Hersteller von Produkten im Private Label Saison-Schokoladen-Markt und wollen unsere Marktposition in den nächsten Jahren weiter ausbauen. Mit einer starken und motivierten Belegschaft und einem sehr erfahrenen Führungs-Team sollte uns das gelingen. Die stabilen und vertrauensvollen Kundenbeziehungen in Kombination mit unserer Aufstellung in Produktion und Technik wird uns optimal unterstützen, um die Ziele zu erreichen. Neben dem Saisongeschäft wollen wir den Ganzjahres-Artikel-Bereich mit Produkt-Innovationen aber auch mit dem vorhandenen Produktportfolio ausbauen.

Anleihen Finder: Herr Cersovsky, Herr Zimmer, vielen Dank.

INFO: Der Wertpapierprospekt der Gubor-Anleihe 2024/29 kann hier eingesehen werden

Hinweis: Dieses Interview erschien zunächst in der neuen Ausgabe des Anleihen Finder Newsletters (17-2024). Registrieren Sie sich hier für unseren KOSTENLOSER NEWSLETTER und seien Sie stets informiert.

 

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