Erst gestern ging die Meldung über die Wirtschafts-Ticker, dass die mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG und die SRH AlsterResearch AG ihre Zusammenarbeit intensivieren werden und AlsterResearch zukünftig als mwb research AG firmieren wird. Diese vertiefte Zusammenarbeit dürfte am Kapitalmarkt und insbesondere im Small- und MidCap-Bereich mit Interesse verfolgt werden. Die Anleihen Finder Redaktion hat die federführenden Beteiligten beider Parteien, Kai Jordan (mwb-Vorstand) und Thomas Wissler (AlsterResearch-Vorstand), zu den Hintergründen dieser Entscheidung befragt.
Anleihen Finder: Herr Jordan, Herr Wissler, was sind die Hintergründe dieser tiefergehenden Kooperation? Wo sehen Sie jeweils die Vorteile für mwb als auch für AlsterResearch?
Kai Jordan: Primäres Ziel unserer Partnerschaft ist ein verbessertes Angebot für unsere Kunden zu schaffen. Dafür kombinieren wir die Leistungen eines führenden Market Makers mit der reichweitenstärksten Research-Plattform in Deutschland. Davon profitieren nicht nur die bestehenden Kunden von mwb und mwb research, sondern es sollte auch für einen deutlichen Wachstumsschub sorgen.
Thomas Wissler: Wir erwarten von der Partnerschaft einen deutlichen Wachstumsschub für beide Seiten. Dieser resultiert zum einen aus dem attraktiveren Produktangebot für die Emittenten. Für mwb research bedeutet die Partnerschaft mit einer Wertpapierhandelsbank aber auch eine veränderte Wahrnehmung im Markt, die das Angebot auch für Kunden interessant macht, die ihre Research-Mandate bisher lieber an Banken vergeben haben.
Anleihen Finder: Inwiefern erwarten Sie denn eine Verbesserung der Marktposition für beide Seiten durch den Zusammenschluss?
Thomas Wissler: Von unserem gemeinsamen Marktauftritt erwarten wir für Emittenten und Investoren deutliche Vorteile. Die Kombination von mwb und mwb research führt zu einer verbesserten Sichtbarkeit der von uns betreuten Unternehmen am Kapitalmarkt. Ein Beispiel hierfür ist ein Paketangebot aus Designated Sponsoring und Equity Research. Der Designated Sponsor, die mwb, ist nah am Börsengeschehen und sieht die Bewegungen in der Aktie, während der Aktienanalyst von mwb research die fundamentalen Gründe für Kursbewegungen nachvollziehen kann. So erhält der Emittent alle notwendigen Informationen über seine Aktie aus einer Hand und kann seine Kapitalmarktaktivitäten darauf abstimmen.
Kai Jordan: Zusätzlich kommen Strukturierung, Research-Erstellung, Market Sounding, Platzierung und technische Abwicklung bei einer Transaktion aus einer Hand. Damit werden die Erfolgsaussichten deutlich verbessert. Durch die Verbindung der Mitarbeiter von mwb und mwb research entsteht eine additive Vertriebskraft.
„Erwarten eine verbesserte Sichtbarkeit der von uns betreuten Unternehmen am Kapitalmarkt“
Anleihen Finder: Wie groß ist denn der Anteil der mwb an der neuen mwb research nun konkret? Wie sind die Anteile verteilt?
Kai Jordan: Die mwb Wertpapierhandelsbank hat ihren Anteil auf über 25% und unter der nächsten meldepflichtigen Schwelle von 50% erhöht. Über die genaue Höhe der Beteiligung haben beide Unternehmen Stillschweigen vereinbart.
Anleihen Finder: Warum ist ein Zusammenschluss auch aus regulatorischer Sicht sinnvoll (Stichwort: MiFID)?
Kai Jordan: Die regulatorischen Rahmenbedingungen für Research und auch Betreuung institutioneller Kunden haben sich durch das Unbundling seit dem Inkrafttreten von MiFID II deutlich verändert. Beide Partner haben sich im veränderten Umfeld erfolgreich positioniert und fokussieren mit ihren Geschäftsmodellen Emittenten aus dem Bereich der KMUs. mwb research setzt diesen erfolgreichen Weg durch ein modernes und innovatives Konzept fort und veröffentlicht die Produkte in digitalisierter Form. Durch die Zusammenarbeit sind die Partner auch für künftige regulatorische Anpassungen durch die Überprüfung der Auswirkungen der MiFID optimal aufgestellt.
„Der gemeinsame Schulterschluss ist aus unserer Sicht quasi das Beste aus beiden Welten“
Thomas Wissler: Der gemeinsame Schulterschluss zwischen mwb fairtrade und mwb research ist aus unserer Sicht quasi das Beste aus beiden Welten. Auf der einen Seite erhöhen wir gemeinsam die Schlagkraft sowie Sichtbarkeit am Kapitalmarkt durch den Zusammenschluss eines der führenden Market Makers in Deutschland mit dem reichweitenstärksten Research in deutschsprachigen Raum. Auf der anderen Seite erlaubt uns die weiterhin gegebene Unabhängigkeit der mwb research auch unter regulatorischen Gesichtspunkten in unserer Nische frei von Interessenskonflikten zu agieren. Somit bleibt ein wesentliches Alleinstellungsmerkmal gegenüber traditionellen Brokern bestehen, was schlussendlich unseren Kunden wiederum zugutekommt in Form von einer erweiterten Reichweite. Zudem erlaubt uns die gewählte Struktur auch bei künftigen Anpassungen des regulatorischen Umfelds flexibel reagieren zu können.
Anleihen Finder: Sie haben schon vorher eng zusammengearbeitet. Weshalb ist gerade jetzt der richtige Zeitpunkt für diesen Schritt und wieso haben Sie sich dabei auch für eine Umfirmierung entschieden?
Thomas Wissler: Unsere Vision vor 3 Jahren war es, den ResearchHub als DIE Anlaufstelle für professionelle Investoren mit Interesse an Aktien aus der DACH-Region zu etablieren. Erfreulicherweise haben wir heute schon mit gut 100 Unternehmen und regelmäßigen Veranstaltungen dieses Ziel erreicht. In der Kombination mit mwb werden wir die Skalierung weiter vorantreiben und planen die Coverage jedes Jahr signifikant auszubauen. Die Umfirmierung bildet daher aus unserer Sicht daher den nächsten logischen Schritt, der nun erstmals auch nach außen unsere gemeinsame Spielidee dokumentieren soll.
Anleihen Finder: Befürchten Sie mit der Umfirmierung in mwb research nicht auch, dass darunter der Unabhängigkeits-Aspekt und damit evtl. auch das Vertrauen in das Research leiden könnte?
„mwb research bleibt ein selbstständiges Unternehmen und kombiniert die Vorteile der Integration des Produktangebotes mit dem Charme der Unabhängigkeit“
Kai Jordan: Als reguliertes und überwachtes Unternehmen halten wir selbstverständlich alle relevanten Regeln ein. Insofern ist die Unabhängigkeit eines Research-Angebotes bereits aus dieser Sicht gewährleistet. Weiterhin besteht ja weiterhin eine deutliche räumliche Trennung der beiden Unternehmen. Last but not least bleibt mwb research ja auch ein selbstständiges Unternehmen und kombiniert die Vorteile der Integration des Produktangebotes mit dem Charme der Unabhängigkeit.
Thomas Wissler: Neben dem neuen Markenauftritt glauben wir jedoch, dass das Vertrauen in das Research Produkt insbesondere durch die Qualität der Studien und Professionalität der handelnden Personen geschaffen wird. Das derzeitige Team bei mwb research besteht aus erfahrenden Analysten und Personen, die das Handwerk über Jahre bei renommierten Banken wie Berenberg, MM Warburg oder auch Hauck & Aufhäuser gelernt bzw. federführend mit aufgebaut haben. Somit glauben wir, dass mwb research nicht lange brauchen wird, um eine ähnlich hohe Akzeptanz bei Emittenten und professionellen Investoren zu erlangen.
Anleihen Finder: Warum ist ein Research generell und gerade im Small/Mid-Cap-Bereich von enormer Bedeutung?
Thomas Wissler: Small / Mid-Caps werden häufig im Kapitalmarkt vernachlässigt. Research kann hier einen bedeutenden Beitrag für eine stärkere Wahrnehmung und höhere Liquidität leisten. Wir verfügen über den ResearchHub, der eine kostenlose, offene Plattform für professionelles Aktienresearch ist und mit einer Reichweite von 30,000 Nutzern für entsprechende Aufmerksamkeit sorgt. Wir haben in diesem Jahr einen geschützten Bereich für Emittenten eingeführt, in dem z.B. Investorenprofile von Veranstaltungsteilnehmern eingesehen werden können. Darüber hinaus bauen wir derzeit die Funktionen für Investoren mit User-Account aus, z.B. können dort „Event“-Anmeldungen komfortabel verwaltet werden. Damit ist der ResearchHub nicht nur die führende offene Plattform für professionelles Aktienresearch in Deutschland, sondern auch eine leistungsfähige Event-Plattform.
Anleihen Finder: Worauf fokussiert sich mwb research in Zukunft? Inwiefern werden die Dienstleistungen oder gar das Geschäftsmodell ausgebaut/angepasst? Werden Sie womöglich eigene Kapitalmarkt-Konferenzen ins Leben rufen?
„mwb research geht konsequent den innovativen Weg in die digitale Welt“
Kai Jordan: Aus unserer Sicht gibt es in Deutschland ein Überangebot an physischen Kapitalmarkt-Konferenzen. Seit 2020 verschiebt sich alles in der Kapitalmarkt-Kommunikation in Richtung digitale Welt. Das sehen wir u.a. bei Hauptversammlungen, die nicht mehr mit physischer Präsenz durchgeführt werden. mwb research geht konsequent diesen innovativen Weg in die digitale Welt – genau das ist einer der Gründe für den engen Schulterschluss unserer beider Unternehmen.
„Für die Zukunft planen wir mehrere 100 Events jährlich“
Thomas Wissler: Im Jahr 2023 haben wir sechs gut besuchte digitale Themenkonferenzen durchgeführt, in diesem Jahr bereits eine zu Health Care und eine zu Wasserstoff. Die stetig steigenden Teilnehmerzahlen haben uns darin bestärkt, unser Angebot an Investorenkonferenzen weiter auszubauen. Neben den Themenkonferenzen führen wir ein neues Format ein, die German Small Cap Select. Am 9. April findet die digitale Auftaktveranstaltung mit zehn Unternehmen aus dem SDAX statt, künftig werden wir drei bis vier solcher Konferenzen pro Jahr veranstalten. Außerdem veranstalten wir regelmäßig Roundtables und Earnings Calls. Für die Zukunft planen wir mehrere 100 Events jährlich, um die am schnellsten wachsende Eventplattform im deutschen Kapitalmarkt weiter auszubauen. Weiterhin werden wir den ResearchHub für Bond-Research weiterentwickeln.
Anleihen Finder: Wie wird die Zusammenarbeit – beispielsweise bei einem Anleihe-Emittenten – konkret aussehen?
Thomas Wissler: Bereits bei der Identifikation von interessanten Mandaten können die Analysten bereits mit einer ersten Einschätzung den Auswahlprozess unterstützen im Vorfeld von Mandatierung und Due Diligence. Darüber hinaus begleiten sie die Entwicklung der Bondstory und erstellen schließlich ein hochwertiges Credit-Research und Berücksichtigung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Emittenten. Ebenso können Sie die Platzierung unterstützen. Letztlich denken wir auch darüber nach, ein solches Credit-Research ebenfalls auf dem Hub zu veröffentlichen und damit allen Investorenkreisen zur Verfügung zu stellen. So können die Anlageentscheidungen von Privatanlegern auch noch im Sekundärmarkt unterstützt werden.
Anleihen Finder: Abschließend noch eine Markteinschätzung: Welche Entwicklung erwarten Sie am KMU-Kapitalmarkt in den nächsten Monaten?
„Investments in Unternehmen aus dem KMU-Segment könnten in den nächsten 12 Monaten weiter reüssieren“
Kai Jordan: Seit dem dramatischen Anstieg der Inflationsraten in Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine hat sich das Umfeld für Finanzprodukte von Small- und Mid-Cap Unternehmen insgesamt als recht – wie sagt man heute – herausfordernd dargestellt. Es kam zu einigen Ausfällen bei dem Minibonds durch das dramatisch verschlechterte Umfeld und auch bei den Aktien konzentrierte sich das Interesse eher auf die großkapitalisierten Werte mit hoher Liquidität. Das Ganze wurde durch den Boom bei ETF-Investments und die Aufwärtsentwicklung bei den großen Technologiewerten kontinuierlich unterstützt. Das Interesse an bestehenden und neuen Emittenten hatte mit abnehmender Marktkapitalisierung unter dem vergleichsweise hohen allgemeinen Zinsniveau gelitten. Diese Entwicklung ist nicht untypisch und unsere Dienstleistungen zielen ja auch darauf ab, hier ein Stück weit gegenzusteuern. Nun zeichnet sich aber eine Entspannung bei den Inflationsraten ab und die Zentralbanken dies- und jenseits des Atlantiks signalisieren gute Chancen für erste Zinssenkungen in den nächsten Monaten. Die Aktien nehmen diese Entwicklung bereits vorweg. So sind der amerikanische Russel 2000 Index oder auch der SDAX seit Ende letzten Jahres bereits angesprungen und auch die noch weniger liquiden Titel werden hier folgen. Somit könnten Investments in Unternehmen aus dem KMU-Segment in den nächsten 12 Monaten weiter reüssieren.
Anleihen Finder: Herr Jordan, Herr Wissler, besten Dank.
Anleihen Finder: Herr Jordan, Herr Wissler, was sind die Hintergründe dieser tiefergehenden Kooperation? Wo sehen Sie jeweils die Vorteile für mwb als auch für AlsterResearch?
Kai Jordan: Primäres Ziel unserer Partnerschaft ist ein verbessertes Angebot für unsere Kunden zu schaffen. Dafür kombinieren wir die Leistungen eines führenden Market Makers mit der reichweitenstärksten Research-Plattform in Deutschland. Davon profitieren nicht nur die bestehenden Kunden von mwb und mwb research, sondern es sollte auch für einen deutlichen Wachstumsschub sorgen.
Thomas Wissler: Wir erwarten von der Partnerschaft einen deutlichen Wachstumsschub für beide Seiten. Dieser resultiert zum einen aus dem attraktiveren Produktangebot für die Emittenten. Für mwb research bedeutet die Partnerschaft mit einer Wertpapierhandelsbank aber auch eine veränderte Wahrnehmung im Markt, die das Angebot auch für Kunden interessant macht, die ihre Research-Mandate bisher lieber an Banken vergeben haben.
Anleihen Finder: Inwiefern erwarten Sie denn eine Verbesserung der Marktposition für beide Seiten durch den Zusammenschluss?
Thomas Wissler: Von unserem gemeinsamen Marktauftritt erwarten wir für Emittenten und Investoren deutliche Vorteile. Die Kombination von mwb und mwb research führt zu einer verbesserten Sichtbarkeit der von uns betreuten Unternehmen am Kapitalmarkt. Ein Beispiel hierfür ist ein Paketangebot aus Designated Sponsoring und Equity Research. Der Designated Sponsor, die mwb, ist nah am Börsengeschehen und sieht die Bewegungen in der Aktie, während der Aktienanalyst von mwb research die fundamentalen Gründe für Kursbewegungen nachvollziehen kann. So erhält der Emittent alle notwendigen Informationen über seine Aktie aus einer Hand und kann seine Kapitalmarktaktivitäten darauf abstimmen.
Kai Jordan: Zusätzlich kommen Strukturierung, Research-Erstellung, Market Sounding, Platzierung und technische Abwicklung bei einer Transaktion aus einer Hand. Damit werden die Erfolgsaussichten deutlich verbessert. Durch die Verbindung der Mitarbeiter von mwb und mwb research entsteht eine additive Vertriebskraft.
„Erwarten eine verbesserte Sichtbarkeit der von uns betreuten Unternehmen am Kapitalmarkt“
Anleihen Finder: Wie groß ist denn der Anteil der mwb an der neuen mwb research nun konkret? Wie sind die Anteile verteilt?
Kai Jordan: Die mwb Wertpapierhandelsbank hat ihren Anteil auf über 25% und unter der nächsten meldepflichtigen Schwelle von 50% erhöht. Über die genaue Höhe der Beteiligung haben beide Unternehmen Stillschweigen vereinbart.
Anleihen Finder: Warum ist ein Zusammenschluss auch aus regulatorischer Sicht sinnvoll (Stichwort: MiFID)?
Kai Jordan: Die regulatorischen Rahmenbedingungen für Research und auch Betreuung institutioneller Kunden haben sich durch das Unbundling seit dem Inkrafttreten von MiFID II deutlich verändert. Beide Partner haben sich im veränderten Umfeld erfolgreich positioniert und fokussieren mit ihren Geschäftsmodellen Emittenten aus dem Bereich der KMUs. mwb research setzt diesen erfolgreichen Weg durch ein modernes und innovatives Konzept fort und veröffentlicht die Produkte in digitalisierter Form. Durch die Zusammenarbeit sind die Partner auch für künftige regulatorische Anpassungen durch die Überprüfung der Auswirkungen der MiFID optimal aufgestellt.
„Der gemeinsame Schulterschluss ist aus unserer Sicht quasi das Beste aus beiden Welten“
Thomas Wissler: Der gemeinsame Schulterschluss zwischen mwb fairtrade und mwb research ist aus unserer Sicht quasi das Beste aus beiden Welten. Auf der einen Seite erhöhen wir gemeinsam die Schlagkraft sowie Sichtbarkeit am Kapitalmarkt durch den Zusammenschluss eines der führenden Market Makers in Deutschland mit dem reichweitenstärksten Research in deutschsprachigen Raum. Auf der anderen Seite erlaubt uns die weiterhin gegebene Unabhängigkeit der mwb research auch unter regulatorischen Gesichtspunkten in unserer Nische frei von Interessenskonflikten zu agieren. Somit bleibt ein wesentliches Alleinstellungsmerkmal gegenüber traditionellen Brokern bestehen, was schlussendlich unseren Kunden wiederum zugutekommt in Form von einer erweiterten Reichweite. Zudem erlaubt uns die gewählte Struktur auch bei künftigen Anpassungen des regulatorischen Umfelds flexibel reagieren zu können.
Anleihen Finder: Sie haben schon vorher eng zusammengearbeitet. Weshalb ist gerade jetzt der richtige Zeitpunkt für diesen Schritt und wieso haben Sie sich dabei auch für eine Umfirmierung entschieden?
Thomas Wissler: Unsere Vision vor 3 Jahren war es, den ResearchHub als DIE Anlaufstelle für professionelle Investoren mit Interesse an Aktien aus der DACH-Region zu etablieren. Erfreulicherweise haben wir heute schon mit gut 100 Unternehmen und regelmäßigen Veranstaltungen dieses Ziel erreicht. In der Kombination mit mwb werden wir die Skalierung weiter vorantreiben und planen die Coverage jedes Jahr signifikant auszubauen. Die Umfirmierung bildet daher aus unserer Sicht daher den nächsten logischen Schritt, der nun erstmals auch nach außen unsere gemeinsame Spielidee dokumentieren soll.
Anleihen Finder: Befürchten Sie mit der Umfirmierung in mwb research nicht auch, dass darunter der Unabhängigkeits-Aspekt und damit evtl. auch das Vertrauen in das Research leiden könnte?
„mwb research bleibt ein selbstständiges Unternehmen und kombiniert die Vorteile der Integration des Produktangebotes mit dem Charme der Unabhängigkeit“
Kai Jordan: Als reguliertes und überwachtes Unternehmen halten wir selbstverständlich alle relevanten Regeln ein. Insofern ist die Unabhängigkeit eines Research-Angebotes bereits aus dieser Sicht gewährleistet. Weiterhin besteht ja weiterhin eine deutliche räumliche Trennung der beiden Unternehmen. Last but not least bleibt mwb research ja auch ein selbstständiges Unternehmen und kombiniert die Vorteile der Integration des Produktangebotes mit dem Charme der Unabhängigkeit.
Thomas Wissler: Neben dem neuen Markenauftritt glauben wir jedoch, dass das Vertrauen in das Research Produkt insbesondere durch die Qualität der Studien und Professionalität der handelnden Personen geschaffen wird. Das derzeitige Team bei mwb research besteht aus erfahrenden Analysten und Personen, die das Handwerk über Jahre bei renommierten Banken wie Berenberg, MM Warburg oder auch Hauck & Aufhäuser gelernt bzw. federführend mit aufgebaut haben. Somit glauben wir, dass mwb research nicht lange brauchen wird, um eine ähnlich hohe Akzeptanz bei Emittenten und professionellen Investoren zu erlangen.
Anleihen Finder: Warum ist ein Research generell und gerade im Small/Mid-Cap-Bereich von enormer Bedeutung?
Thomas Wissler: Small / Mid-Caps werden häufig im Kapitalmarkt vernachlässigt. Research kann hier einen bedeutenden Beitrag für eine stärkere Wahrnehmung und höhere Liquidität leisten. Wir verfügen über den ResearchHub, der eine kostenlose, offene Plattform für professionelles Aktienresearch ist und mit einer Reichweite von 30,000 Nutzern für entsprechende Aufmerksamkeit sorgt. Wir haben in diesem Jahr einen geschützten Bereich für Emittenten eingeführt, in dem z.B. Investorenprofile von Veranstaltungsteilnehmern eingesehen werden können. Darüber hinaus bauen wir derzeit die Funktionen für Investoren mit User-Account aus, z.B. können dort „Event“-Anmeldungen komfortabel verwaltet werden. Damit ist der ResearchHub nicht nur die führende offene Plattform für professionelles Aktienresearch in Deutschland, sondern auch eine leistungsfähige Event-Plattform.
Anleihen Finder: Worauf fokussiert sich mwb research in Zukunft? Inwiefern werden die Dienstleistungen oder gar das Geschäftsmodell ausgebaut/angepasst? Werden Sie womöglich eigene Kapitalmarkt-Konferenzen ins Leben rufen?
„mwb research geht konsequent den innovativen Weg in die digitale Welt“
Kai Jordan: Aus unserer Sicht gibt es in Deutschland ein Überangebot an physischen Kapitalmarkt-Konferenzen. Seit 2020 verschiebt sich alles in der Kapitalmarkt-Kommunikation in Richtung digitale Welt. Das sehen wir u.a. bei Hauptversammlungen, die nicht mehr mit physischer Präsenz durchgeführt werden. mwb research geht konsequent diesen innovativen Weg in die digitale Welt – genau das ist einer der Gründe für den engen Schulterschluss unserer beider Unternehmen.
„Für die Zukunft planen wir mehrere 100 Events jährlich“
Thomas Wissler: Im Jahr 2023 haben wir sechs gut besuchte digitale Themenkonferenzen durchgeführt, in diesem Jahr bereits eine zu Health Care und eine zu Wasserstoff. Die stetig steigenden Teilnehmerzahlen haben uns darin bestärkt, unser Angebot an Investorenkonferenzen weiter auszubauen. Neben den Themenkonferenzen führen wir ein neues Format ein, die German Small Cap Select. Am 9. April findet die digitale Auftaktveranstaltung mit zehn Unternehmen aus dem SDAX statt, künftig werden wir drei bis vier solcher Konferenzen pro Jahr veranstalten. Außerdem veranstalten wir regelmäßig Roundtables und Earnings Calls. Für die Zukunft planen wir mehrere 100 Events jährlich, um die am schnellsten wachsende Eventplattform im deutschen Kapitalmarkt weiter auszubauen. Weiterhin werden wir den ResearchHub für Bond-Research weiterentwickeln.
Anleihen Finder: Wie wird die Zusammenarbeit – beispielsweise bei einem Anleihe-Emittenten – konkret aussehen?
Thomas Wissler: Bereits bei der Identifikation von interessanten Mandaten können die Analysten bereits mit einer ersten Einschätzung den Auswahlprozess unterstützen im Vorfeld von Mandatierung und Due Diligence. Darüber hinaus begleiten sie die Entwicklung der Bondstory und erstellen schließlich ein hochwertiges Credit-Research und Berücksichtigung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Emittenten. Ebenso können Sie die Platzierung unterstützen. Letztlich denken wir auch darüber nach, ein solches Credit-Research ebenfalls auf dem Hub zu veröffentlichen und damit allen Investorenkreisen zur Verfügung zu stellen. So können die Anlageentscheidungen von Privatanlegern auch noch im Sekundärmarkt unterstützt werden.
Anleihen Finder: Abschließend noch eine Markteinschätzung: Welche Entwicklung erwarten Sie am KMU-Kapitalmarkt in den nächsten Monaten?
„Investments in Unternehmen aus dem KMU-Segment könnten in den nächsten 12 Monaten weiter reüssieren“
Kai Jordan: Seit dem dramatischen Anstieg der Inflationsraten in Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine hat sich das Umfeld für Finanzprodukte von Small- und Mid-Cap Unternehmen insgesamt als recht – wie sagt man heute – herausfordernd dargestellt. Es kam zu einigen Ausfällen bei dem Minibonds durch das dramatisch verschlechterte Umfeld und auch bei den Aktien konzentrierte sich das Interesse eher auf die großkapitalisierten Werte mit hoher Liquidität. Das Ganze wurde durch den Boom bei ETF-Investments und die Aufwärtsentwicklung bei den großen Technologiewerten kontinuierlich unterstützt. Das Interesse an bestehenden und neuen Emittenten hatte mit abnehmender Marktkapitalisierung unter dem vergleichsweise hohen allgemeinen Zinsniveau gelitten. Diese Entwicklung ist nicht untypisch und unsere Dienstleistungen zielen ja auch darauf ab, hier ein Stück weit gegenzusteuern. Nun zeichnet sich aber eine Entspannung bei den Inflationsraten ab und die Zentralbanken dies- und jenseits des Atlantiks signalisieren gute Chancen für erste Zinssenkungen in den nächsten Monaten. Die Aktien nehmen diese Entwicklung bereits vorweg. So sind der amerikanische Russel 2000 Index oder auch der SDAX seit Ende letzten Jahres bereits angesprungen und auch die noch weniger liquiden Titel werden hier folgen. Somit könnten Investments in Unternehmen aus dem KMU-Segment in den nächsten 12 Monaten weiter reüssieren.
Anleihen Finder: Herr Jordan, Herr Wissler, besten Dank.
