Anleihen Finder: Sehr geehrter Herr Stromenger, nach der erfolgreichen Debüt-Anleihe im Frühjahr dieses Jahres begibt die E.M.E. Group nun ihre erste börsennotierte Anleihe mit einem Volumen von bis zu 10 Mio. Euro und zudem noch eine weitere kleine Kurzläufer-Anleihe mit einem Volumen von 250.000 Euro. Wofür sollen die Anleihemittel konkret verwendet werden?
Markus Stromenger: Beide Anleihen finanzieren die Planung sowie die Errichtung von vertraglich gebundenen Energieprojekten in mittelständischen Betrieben. Ziel ist die Senkung der Energieverbräuche in den Bereichen Strom, Wärme und Kälte und die Errichtung von Anlagen zur Erzeugung von sauberer und erneuerbarer Energie. Beides zusammen reduziert die CO2-Emissionen im Mittelstand erheblich und stärkt damit die Nachhaltigkeit unserer Vertragspartner.
Aus dem Emissionserlös der E.M.E. KMU-ENERGIE ANLEIHE 2 werden wir unter anderem die Energieanlagen eines vertraglich gebundenen Maschinenbauers im Bereich „Spezialbehälter“ mit einem Investitionsvolumen von 600.000 Euro umsetzen. Darüber hinaus werden weitere Maßnahmen der bestehenden Projekte Akademie Deutscher Genossenschaften e.V. auf Schloss Montabaur, dem Bildungsträger der Raiffeisen- und Volksbanken, sowie dem Mediacampus Frankfurt als Bildungsträger im Börsenverein des Deutschen Buchhandels realisiert.
Im Gegensatz dazu, handelt es sich bei der E.M.E. KMU-ENERGIE ANLEIHE 3 um einen Minibond, der sich durch eine kurze Laufzeit von nur 2 Jahren, einen Festzins von 7 % und einen umsatzabhängigen Bonuszins von bis zu 2 % auszeichnet. Die ANLEIHE 2 bietet als öffentliches Angebot einen Festzins von 9,25 % bei einer Laufzeit von 5 Jahren. Ein weiteres Highlight ist, dass die ANLEIHE 2 nach Platzierungsende an der Börse notiert wird und ohne Nachrangklausel auskommt. Die Mindestzeichnung beider Anleihen beträgt 1.000 Euro.
Hinweis: Hier finden Sie weitere Informationen zur E.M.E.-Anleihe 2 und E.M.E.-Anleihe 3 der E.M.E. Group
Anleihen Finder: Wen adressieren Sie mit den beiden Anleihen? Warum bündeln Sie das Angebot nicht in einer Unternehmensanleihe?
Markus Stromenger: Die ANLEIHE 2 richtet sich an private und semiinstitutionelle Anleger mit einem mittelfristigen Anlagehorizont von 5 Jahren, deren Absicht es ist, den deutschen Mittelstand bei der Erneuerung und Digitalisierung der Energieanlagen hin zu mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit zu unterstützen.
Zudem geben wir Anlegern mit einem Anlagehorizont von nur 2 Jahren mit der ANLEIHE 3 die Möglichkeit einer attraktiven Verzinsung von 7 % plus einen umsatzabhängigen Bonuszins von bis zu 2 %. Dieses Angebot ist jedoch zunächst auf 250.000 Euro Emissionsvolumen limitiert. Insofern ist es sinnvoll, eine Trennung der Anleihen vorzunehmen, um der Zielstellung der Anleger einerseits und dem Kapitalbedarf andererseits gerecht zu werden.
Anleihen Finder: Können Sie uns Ihr Geschäftsmodell noch einmal näher erläutern – welchen Service bietet die E.M.E. Group mit ihren Tochtergesellschaften konkret an und welche Vorteile haben Ihre Kunden dadurch?
„Unsere Ingenieure planen, realisieren und betreiben für ausgewählte Betriebe ganzheitliche Energiekonzepte, ohne dass der Betrieb selbst Eigen- oder Fremdkapital einzusetzen braucht“
Markus Stromenger: E.M.E. bringt zwei Welten zusammen: private Anleger finanzieren zusammen mit institutionellen Anlegern die Energiewende im energieintensiven Mittelstand hin zu weniger CO2-Emissionen und mehr Nachhaltigkeit. Der Mittelstand ist die Säule unseres Wohlstands und Betriebe stehen vor neuen Herausforderungen im Bereich Nachhaltigkeit und ESG-Fähigkeit. Allein in Deutschland gibt es über 50.000 solcher energieintensiven Betriebe. Der weitaus größte Teil ist mit der ganzheitlichen Erneuerung und Digitalisierung der Energiesysteme erheblich im Rückstand. Der Grund ist das fehlende Engineering-Know-how und, dass Eigen- und Fremdkapital priorisiert im Kerngeschäft investiert wird, denn dort wird das Geld verdient. Saubere und innovative Energielösungen bieten jedoch den größten Hebel bei der Senkung der CO2-Emissionen.
Und genau da setzt E.M.E. an. Unsere Ingenieure planen, realisieren und betreiben für ausgewählte Betriebe ganzheitliche Energiekonzepte, ohne dass der Betrieb selbst Eigen- oder Fremdkapital einzusetzen braucht. Erst die individuelle und vernetzte Betrachtung im „Systemgedanken“ reduziert die Energieverbräuche und optimiert die Erzeugung von sauberer und erneuerbarer Energie. Voraussetzung ist dabei technologieoffenes Handeln und unabhängig von Herstellerinteressen zu agieren. Nur so entstehen individuelle Lösungen mit einem Höchstmaß an Nachhaltigkeit und ESG-Fähigkeit. Andererseits suchen private und institutionelle Anleger attraktive Impact Investments. Die E.M.E. Group hat bei der Finanzierung und Umsetzung solcher Energielösungen im Mittelstand durch private und institutionelle Anleger eine Alleinstellung und mithin einen Unique Selling Point.
Anleihen Finder: Sie finanzieren Ihre Energie-Projekte auch mithilfe institutioneller Investoren – wie funktioniert das Finanzierungs-Modell im Detail?
Markus Stromenger: Die Projekte werden in den E.M.E. Projektgesellschaften E.M.E. Local Energy 1 und E.M.E. Local Energy 2 umgesetzt und langfristig betrieben. Hierzu wird mit dem jeweiligen Betrieb ein E.M.E. Energy Contracting 4.0 – Vertrag vereinbart, in dem die Energiemaßnahmen festgehalten werden. Die jeweilige E.M.E. Projektgesellschaft erzeugt mit diesen Anlagen Strom, Wärme und Kälte und verkauft diese Energie zum vereinbarten Preis an den Betrieb. Erzielte Einsparungen werden im Rahmen von Einspar-Contracting-Verträgen mit dem Betrieb in einem zuvor ausgehandelten Verhältnis geteilt.
Die E.M.E. Projektgesellschaften werden mit dem Kapital institutioneller Investoren über den E.M.E. CoGeneration Bond I finanziert. Hierzu gehören als Seed-Investoren die Babcock Pensionskasse sowie Versorgungswerke der Steuerberater und Apotheker, die bisher in Summe 6,5 Mio. Euro Kapital zur Verfügung gestellt haben.
Die Emittentin der ANLEIHEN 2 und 3, die E.M.E. Project Finance, ist alleinige Gesellschafterin der E.M.E. Local Energy 1 und E.M.E. Local Energy 2. Aus dem Nettoemissionserlös der ANLEIHEN wird dieses Kapital zur Umsetzung weiterer Maßnahmen für die bestehenden Projekte zur Verfügung gestellt. Dadurch profitieren die Anleger auch von bestehenden Projekten wie dem Campus Schloss Montabaur und dem Mediacampus Frankfurt.
Anleihen Finder: Worauf legen Sie derzeit operativ einen besonderen Fokus? Wo sehen Sie großes Potential am Energiemarkt?
„Wir konzentrieren uns auf bonitätsstarke mittelständische Betriebe“
Markus Stromenger: Wir konzentrieren uns auf bonitätsstarke mittelständische Betriebe, wie die Akademie Deutscher Genossenschaften auf Schloss Montabaur im Raiffeisen- und Volksbankenverbund oder auch den Mediacampus Frankfurt GmbH als Bildungsbetrieb des Börsenvereins des deutschen Buchhandels. Bei solchen Betrieben sind die historischen Energieverbräuche bekannt und deshalb sind auch die zukünftigen vertraglich vereinbarten Erlöse aus Energieerzeugung und Energielieferung gut planbar.
Gerade bei energieintensiven Mittelständlern muss jetzt gehandelt werden, damit die Voraussetzungen für mehr Nachhaltigkeit und ESG-Fähigkeit erfüllt werden können und Energie bietet diese messbaren Potentiale. Mit E.M.E. konzentriert der Betrieb seine Zeit und sein Kapital im Kerngeschäft, dort wo er auch Geld verdient. E.M.E. Contracting ist folglich als Full Service-Modell ein echter Mehrwert für den Mittelständler.
Anleihen Finder: Wie haben sich Ihre wichtigsten Finanzkennzahlen in den letzten Jahren entwickelt? Wie hoch ist das Eigenkapital von E.M.E.?
Markus Stromenger: Die E.M.E. Project Finance GmbH als Emittentin der ANLEIHEN 2 und 3 ist im Juni 2024 als reine Projekt- und Finanzierungsgesellschaft gegründet worden. Das Stammkapital beträgt insofern 25.000 Euro. Die Eröffnungsbilanz und die Zwischenbilanz zum 30. Juni wurde durch einen Wirtschaftsprüfer testiert und ist im Wertpapierprospekt der ANLEIHE 2 abgebildet. Mit der Muttergesellschaft E.M.E. Development GmbH wurde ein Ausschüttungsverbot der Jahresüberschüsse vereinbart, bis die Anleiheemissionen vollständig zurückgeführt worden sind. Zudem ist die Emittentin Alleingesellschafterin der bestehenden Projektgesellschaften E.M.E. Local Energy 1 GmbH sowie E.M.E. Local Energy 2 GmbH.
Anleihen Finder: Wie gestaltet sich die aktuelle Auftragslage? Mit welchen Finanzkennzahlen kalkulieren Sie auf Basis der aktuellen Entwicklung in den kommenden Jahren?
„Das Projektpipeline-Volumen liegt derzeit bei rund 40 Mio. Euro“
Markus Stromenger: Der E.M.E. CoGeneration Bond I emittiert bis zu EUR 50 Mio. und steht bis Ende 2025 institutionellen Investoren zur Zeichnung offen. Mit dem Investitionsvolumen der ANLEIHEN 2 und 3 von rund 10 Mio. Euro werden Projekte zunächst entwickelt und errichtet. Diese werden in Folge an eine E.M.E. Projektgesellschaft zur langfristigen Finanzierung weiterverkauft. Bei einem durchschnittlichen Investitionsvolumen von 1,5 Mio. Euro je Betrieb werden bis 2026 insgesamt ca. 30 Betriebe realisiert, wovon ca. 10 Projekte zunächst durch die Emittentin aus dem Nettoemissionserlös geplant und errichtet und in Folge an eine E.M.E. Projektgesellschaft veräußert werden. Das Projektpipeline-Volumen liegt derzeit bei rund 40 Mio. Euro, wovon sich rund die Hälfte in der Konzeption und Vertragsverhandlung und die andere Hälfte in der Phase der Evaluierung befindet.
Anleihen Finder: Sie öffnen sich nun zunehmend dem Kapitalmarkt und Investoren. Was versprechen Sie sich mit dem Gang auf den Kapitalmarkt und welche Ziele möchten Sie mit den Anleihen-Emissionen erreichen?
Markus Stromenger: Die Energiewende im Mittelstand und der Wohnungswirtschaft ist uns ein echtes Anliegen, weil die Gebäude und vor allem veraltete Energietechnik einen wesentlichen Impact auf CO2-Emissionen und damit die Umwelt haben. Der Betrieb konzentriert sich auf sein Kerngeschäft und E.M.E. erneuert und digitalisiert die Energietechnik. So wird zudem für den Betrieb die Grundlage für mehr Nachhaltigkeit und ESG-Fähigkeit geschaffen, ohne dass der Betrieb selbst Eigen- und Fremdkapital aufzunehmen braucht.
„Die Basis des E.M.E. Konzeptes ist es, dem Kapitalmarkt die Möglichkeit zu geben, die Energiewende im Mittelstand zu fördern“
Die Basis des E.M.E. Konzeptes ist es deshalb, dem Kapitalmarkt die Möglichkeit zu geben, die Energiewende im Mittelstand zu fördern. Es entsteht bei der Entwicklung individueller Energielösungen für Betriebe die größtmögliche Freiheit, da es sich um „unabhängiges Kapital“ handelt, was eben nicht von Herstellern und Energieversorgern mit Eigeninteressen kommt und institutionelle und private Anleger profitieren gleichermaßen von attraktiven Zinscoupons.
Anleihen Finder: Mit den ANLEIHEN entstehen natürlich auch Kosten. Wie gewährleisten Sie die jährlichen Zinszahlungen in Höhe von 9,25 %? Aus welchen Töpfen bedienen Sie diese Zahlungen und welche Sicherheiten können Sie Ihren Anlegern bieten?
Markus Stromenger: Die jährlichen Zinszahlungen resultieren unter anderem aus Zinserlösen aus Gesellschafterdarlehen an die E.M.E. Projektgesellschaften in Höhe von durchschnittlich 10,45 %. Im Wege von Gesellschafterdarlehen werden weitere Maßnahmen für bereits laufende Projekte wie Campus Schloss Montabaur oder den Börsenverein des deutschen Buchhandels umgesetzt. Dadurch profitieren die Anleger von bereits laufenden Projekten und den Erlösen aus Strom- und Wärmelieferungen, die bisher ausschließlich durch institutionelle Anleger finanziert wurden. Über einen Investmentberater und Mittelverwendungskontrolleur wird jedes einzelne Projekt in den E.M.E. Projektgesellschaften plausibilisiert und freigegeben. Sofern die Emittentin selbst Projekte errichtet, veräußert sie diese nach deren Inbetriebnahme zum Verkaufspreis von 10-15 % an eine E.M.E. Projektgesellschaft und erzielt bis dahin laufend stabile Erlöse aus der Erzeugung und Lieferung von Strom, Wärme und oder Kälte an den Betrieb. Die Emittentin hat sich zu einem Ausschüttungsverbot der entstehenden Jahresüberschüsse verpflichtet, solange aus dem Anleihen-Kapital noch offene Verbindlichkeiten bestehen. In den Contracting-Verträgen werden zudem mit dem jeweiligen Betrieb Mindestabnahmemengen vereinbart.
„Die Emittentin hat sich zu einem Ausschüttungsverbot der entstehenden Jahresüberschüsse verpflichtet, solange aus dem Anleihen-Kapital noch offene Verbindlichkeiten bestehen“
Anleihen Finder: Wo sehen Sie derzeit die größten Risiken und Herausforderungen in Ihrem Geschäftsmodell? Und wie sichern Sie sich dagegen ab?
Markus Stromenger: Es gibt eine überwältigende Anzahl an mittelständischen Betrieben, die ihre Energieanlagen und deren Erneuerung und Digitalisierung im Wege des Contractings outsourcen wollen, um sich mehr auf das Kerngeschäft zu konzentrieren und dennoch Nachhaltigkeit und ESG-Anforderungen erfüllen wollen oder müssen. Die Herausforderung ist es, insbesondere institutionelle Anleger im Kapitalmarkt zu gewinnen, neue Wege zu gehen und die Energiewende im Mittelstand im Sinne der Diversifikation zu begleiten. Mit den bestehenden Seed-Investoren wie der Babcock Pensionskasse und Versorgungswerken der Steuerberater und Apotheker haben wir ausgesprochen reputierte und erfahrene Partner, die auch für weitere institutionelle, aber auch private Anleger richtungsweisend sind. Dies in Kombination mit Projekten wie den Bildungsbetrieb der Raiffeisen und Volksbanken und den Bildungsbetrieb des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels in Frankfurt am Main vermittelt Qualität und Sicherheit.
Anleihen Finder: Warum setzt sich E.M.E. mit ihrem Konzept am umkämpften Energiemarkt durch?
Markus Stromenger: Entscheidend ist, dass wir aktiv über unsere Netzwerkpartner auf geeignete energieintensive Betriebe zugehen und die Erneuerung und Digitalisierung der Energiesysteme vorschlagen. Die technologische Unabhängigkeit und die Unabhängigkeit von Herstellern und Energieversorgern wird durch die Kapitalmarktfinanzierung erreicht, was den Mittelständler überzeugt, die Leidenschaft und Erfahrung eines Speed Bootes einem Öltanker vorzuziehen.
Anleihen Finder: Besten Dank, Herr Stromenger.