Anleihen Finder: Sehr geehrter Herr Balthasar, die B4H Brennstoffzelle4Home GmbH wagt sich erstmals auf den Kapitalmarkt. Wofür benötigen Sie bis zu 10 Mio. Euro konkret? Können Sie uns in diesem Zusammenhang Ihre Geschäftstätigkeit und das Unternehmen kurz vorstellen?
Wolfgang Balthasar: Wir sind Pionier und einer der Marktführer im Vertrieb und in der Installation von Wärmepumpen-, Solar- und Brennstoffzellensystemen. Unser Schwerpunkt liegt vor allem auf unserer hauseigenen Marke VISSOLAR, die für ein eigenentwickeltes Hybridsolar-Homesystem steht.
Im Fokus der Mittelverwendung steht die Warenvorfinanzierung von Solarwärmepumpen-Komplett-Energiesystemen, damit wir günstigere Einkaufskonditionen erreichen können. Konkret geht es dabei u. a. um Solarwärmepumpen, Solar-Hybridkollektor-Komplettanlagen, Hygiene-Kombispeicher und Stromspeichersysteme mit Notstromfunktion für weitere Installationen. Darüber hinaus möchten wir die frischen Mittel auch in den Ausbau unseres Vertriebsteams, vertriebsunterstützende Maßnahmen und den allgemeinen Geschäftsbetrieb investieren.
Anleihen Finder: Wärmepumpen sind ja aufgrund der aktuellen politischen Debatte in aller Munde und das Marktpotenzial scheint extrem groß. Wie läuft Ihr Geschäft aktuell, wie ist die Auftragslage und wo sind Sie überall tätig?
Wolfgang Balthasar: Wir sind mit der Geschäftsentwicklung sehr zufrieden, da wir unser starkes Wachstum des Vorjahres in 2023 erfolgreich fortsetzen. Zudem verfügen wir über einen Auftragsbestand von rund 50 Mio. Euro. Derzeit konzentrieren wir uns auf das stark wachsende Privatkunden-Geschäft beim typischen Ein- und Zweifamilienhaus und zwar ausschließlich in Deutschland. Nachdem wir erst im September eine neue VISSOLAR-Niederlassung in Ansbach eröffnet haben, soll noch im Oktober eine weitere in Marktheidenfeld folgen. Durch diese strategische Erweiterung unserer Marktpräsenz können wir im direkten Kontakt individuell auf Kundenanforderungen und noch besser auf regionale Besonderheiten eingehen sowie Markttrends frühzeitig erkennen.
Anleihen Finder: Was ist das Besondere an dem VISSOLAR-Heizsystem? Worin unterscheiden Sie sich von Wettbewerbern?
Wolfgang Balthasar: Wir grenzen uns von handelsüblichen Wärmepumpen durch unser eigenes zukunftsweisendes Hybridsolar-Homesystem ab, mit dem sich ohne fossile Brennstoffe bis zu 80 % der Energiekosten einsparen lassen. In Verbindung mit einer Strom-Cloud können Privathaushalte und Gewerbebetriebe sogar bis zu 100 % Energieautarkie erreichen. Im Vergleich zu reinen Wärmepumpen-Systemen amortisiert sich unsere VISSOLAR-Lösung in Abhängigkeit von den Energiepreisen bereits nach weniger als zehn Jahren. Die Einsparungen bei den Energiekosten betragen dabei im Schnitt bis zu 5.000 Euro jährlich. Zudem ist der finanzielle Anschaffungs- und Installationsaufwand unter Berücksichtigung der BAFA-Förderung nahezu genauso hoch wie für ein einfaches Wärmepumpensystem in Kombination mit einer klassischen Photovoltaikanlage.
„Im Vergleich zu reinen Wärmepumpen-Systemen amortisiert sich unsere VISSOLAR-Lösung in Abhängigkeit von den Energiepreisen bereits nach weniger als zehn Jahren“
Anleihen Finder: Welche Produkte / Dienstleistungen bieten Sie in diesem Zusammenhang noch an und welche Umsätze erzielen Sie mit der Marke VISSOLAR jährlich?
Wolfgang Balthasar: Der Umsatz entfällt nahezu vollständig auf VISSOLAR. Unser Hybridsolar-Homesystem kombiniert hocheffiziente Solar-Hybridkollektoren, Solarwärmepumpe, Hocheffizienz-Pufferspeicher und Batteriespeicher – mit optional zubuchbarer Strom-Cloud. Dadurch entsteht ein Synergieeffekt zwischen allen verwendeten Komponenten. Im Ergebnis können auf diese Weise höchste Jahresarbeitszahlen und ein Vielfaches an Betriebsstunden im Vergleich zu herkömmlichen Wärmepumpen erreicht werden.
Anleihen Finder: Wie haben sich die operativen Kennzahlen wie EBITDA und Gewinn in den letzten Jahren entwickelt?
Wolfgang Balthasar: Im Geschäftsjahr 2022 haben wir den Umsatz mit rund 7,0 Mio. Euro nahezu verdreifachen können. Das EBIT stieg dabei von 0,5 Mio. Euro auf 1,2 Mio. Euro, was einer EBIT-Marge von 16,8 % (2021: 17,9 %) entspricht. Der Jahresüberschuss erhöhte sich von 0,4 Mio. Euro auf 0,7 Mio. Euro. Im 1. Halbjahr 2023 konnten wir unser starkes Wachstum erfolgreich fortsetzen. Mit 8,2 Mio. Euro wurde der Gesamtjahresumsatz 2022 von 7,0 Mio. Euro bereits signifikant übertroffen. Gleiches gilt auch für das EBIT, das nach den ersten sechs Monaten 2023 bei 2,4 Mio. Euro (EBIT-Marge: 29,5 %) lag, gleichbedeutend mit einer Verdoppelung des EBIT 2022 von 1,2 Mio. Euro (EBIT-Marge: 16,8 %). Auch der Periodenüberschuss des 1. Halbjahres 2023 von 1,8 Mio. Euro überstieg deutlich den Jahresüberschuss 2022 von 0,7 Mio. Euro. Nachdem wir in den ersten sechs Monaten rund 500 Wärmepumpen verkauft haben, gehen wir für das Gesamtjahr 2023 von einem Absatz von insgesamt mehr als 1.000 Anlagen aus.
Hinweis: Diese Interview erschien zunächst in der neuen Ausgabe des Anleihen Finder Newsletters (Oktober-1-2023). Registrieren Sie sich hier für unseren kostenlosen Newsletter und seien Sie stets vorab informiert.
Anleihen Finder: Auf welchen finanziellen Säulen steht die B4H-Gruppe? Wer sind die Gesellschafter und wie hoch ist die Eigenkapitalausstattung?
Wolfgang Balthasar: Die Gesellschaftsanteile werden zu 100 % von der B4H Green Energy SE gehalten. Wir haben im Dezember 2022 über Econeers erfolgreich ein Nachrangdarlehen in Höhe von 0,9 Mio. Euro platziert, das über die Laufzeit von fünf Jahren mit 7 % p.a. verzinst ist. Weitere zinstragende Verbindlichkeiten bestehen nicht. Aufgrund der positiven Geschäftsentwicklung des 1. Halbjahres 2023 stieg das Eigenkapital von 1,2 Mio. Euro zum 31. Dezember 2022 auf 3,0 Mio. Euro zum 30. Juni 2023, was zu einer Verbesserung der Eigenkapitalquote von 39,7 % auf 45,0 % führte.
Anleihen Finder: Kommen wir nochmal zurück zur Anleihe: Warum haben Sie sich für dieses Finanzierungsinstrument entschieden (und somit womöglich gegen einen kostengünstigeren Bankkredit)? Wie wollen Sie die jährlich anfallenden Zinsen in Höhe von 9% bezahlen?
Wolfgang Balthasar: Die Anleihe stellt für uns einen attraktiven neuen Finanzierungsbaustein dar, den wir dauerhaft nutzen möchten. Zudem ist sie der nächste logische Schritt nach unserer erfolgreichen Crowd-Finanzierung. Die damit verbundenen Zinszahlungen werden wir vollumfänglich und pünktlich leisten können, da wir über ein margenstarkes Geschäft verfügen.
„Die Anleihe stellt für uns einen attraktiven neuen Finanzierungsbaustein dar, den wir dauerhaft nutzen möchten“
Anleihen Finder: Die Anleihe ist unbesichert. Warum haben Sie sich gegen eine Besicherung entschieden? Wie können Sie auch auf Sicherheiten bedachte Anleger von einem Investment überzeugen?
Wolfgang Balthasar: Das Anleihe-Konzept entstand in enger Abstimmung mit unserem Financial Advisor, der Lewisfield Deutschland GmbH. Wir sind davon überzeugt, dass wir auch ohne Besicherung ein attraktives Gesamtpaket bieten. Die Anleihebedingungen beinhalten als besondere Schutzrechte für die Anleger eine Negativverpflichtung, eine Transparenzverpflichtung und eine Positivverpflichtung. Zudem besteht ein Sonderkündigungsrecht bei einem Kontrollwechsel und Drittverzug. Außerdem setzen Anleger mit dem VISSOLAR Bond auf ein profitables Unternehmen mit einem starken Track-Record und guten Wachstumsperspektiven.
Anleihen Finder: Der Kapitalmarkt bringt für ein mittelständisches Unternehmen neue Herausforderungen (IR-Arbeit, Veröffentlichung von Geschäftszahlen, etc.) mit sich. Inwieweit haben Sie sich unternehmensintern darauf eingestellt und gewappnet? Welche Akteure begleiten Ihre Anleihe-Emission und Ihren Weg auf den Kapitalmarkt?
Wolfgang Balthasar: Wir sehen uns für diese Aufgaben bestens gewappnet, vor allem dank der Expertise der Lewisfield Deutschland GmbH. Denn wir haben uns bereits im Rahmen der erfolgreichen Crowd-Finanzierung im vergangenen Jahr zu einem regelmäßigen Reporting verpflichtet. Vor diesem Hintergrund sehen wir in einer börsennotierten Unternehmensanleihe und den festgelegten Anleihebedingungen in erster Linie den nächsten logischen Schritt, um unsere Kapitalmarktfähigkeit nachhaltig zu beweisen. Zusätzlich betreut werden wir dabei rechtlich von bdp Bormann, Demant & Partner und kommunikationsseitig von der Better Orange IR & HV AG.
Anleihen Finder: Wo liegen –trotz guter politischer Rahmenbedingungen – aktuell die größten Risiken/Schwierigkeiten in Ihrem Geschäftsmodell und Ihrer Tätigkeit?
Wolfgang Balthasar: Die größten Herausforderungen stellen sicherlich mögliche Material-, Personal- und Lieferengpässe sowie die regulatorischen Rahmenbedingungen und staatlichen Fördermaßnahmen dar. Die genannten Engpässe führten in der Vergangenheit dazu, dass wir die sprunghaft gestiegene Zahl der Aufträge vorübergehend nicht in der gewohnten Zeit bearbeiten und umsetzen konnten. Diese Probleme wurden jedoch inzwischen gelöst, nachdem wir uns im Innendienst und in der Montage personell verstärkt haben und die Lieferengpässe weitestgehend behoben wurden. Wir profitieren hier auch von unseren guten Lieferantenbeziehungen. In Bezug auf die regulatorischen Rahmenbedingungen und die Fördermaßnahmen herrscht dank der Verabschiedung des Gebäudeenergiegesetzes nun endlich Klarheit.
„Die größten Herausforderungen stellen sicherlich mögliche Material-, Personal- und Lieferengpässe sowie die regulatorischen Rahmenbedingungen und staatlichen Fördermaßnahmen dar“
Anleihen Finder: Welche konkreten Auswirkungen hat das neue Gebäudeenergiegesetz denn auf Ihr Unternehmen und die weiteren Geschäftsaussichten?
Wolfgang Balthasar: Kurz gesagt: keine. Denn unsere Planung basierte von Anfang an auf der grundsätzlichen Vorteilhaftigkeit von Wärmepumpen im Allgemeinen sowie von unseren VISSOLAR Solarwärmepumpen-Komplett-Energiesystemen im Speziellen und darüber hinaus auf der gesetzlichen Austauschpflicht, die bereits seit November 2020 im Gebäudeenergiegesetz geregelt ist. Demzufolge müssen bestimmte Öl- und Gasheizungen nach 30 Jahren ersetzt werden. Diese Austauschpflicht trifft also jedes Jahr aufs Neue zahlreiche Haushalte und sorgt damit für einen konstanten Bedarf. Im Jahr 2024 werden laut Bundesregierung insgesamt rund vier Millionen Öl- und Gasheizungen 30 Jahre alt, von denen nach unserer eigenen Einschätzung ein einstelliger Prozentsatz nicht unter eine der Ausnahmeregelungen fällt, sondern zwingend ausgetauscht werden muss. Zusätzlichen Rückenwind verleiht uns das Ziel der Bundesregierung, dass 2024 rund 500.000 neue Wärmepumpen in Deutschland installiert werden und bis 2030 ein Bestand von sechs Millionen Stück aufgebaut wird. Ende 2023 werden es voraussichtlich erst etwas mehr als zwei Millionen sein, sodass hier noch ein großer Nachholbedarf besteht.
Anleihen Finder: Welche Ziele möchten Sie mit Hilfe der Anleihe in diesem und den nächsten Jahren erreichen? Wie viele VISSOLAR-Anlagen sollen jährlich verkauft werden?
Wolfgang Balthasar: Wir möchten in den nächsten Jahren weiterhin profitabel wachsen – das ist unser klares Ziel. Dabei soll die Zielgröße von 1.000 verkauften Anlagen, die wir für das Gesamtjahr 2023 anstreben, kontinuierlich gesteigert werden. Mit Hilfe des VISSOLAR Bonds sind wir in der Lage, diese erwartete zusätzliche Wachstumsdynamik mit weiteren Finanzmitteln zu unterlegen. Über das Privatkunden-Geschäft beim typischen Ein- und Zweifamilienhaus hinaus erweitern wir schon jetzt unsere Aktivitäten auf gewerbliche Kunden, insbesondere Autohäuser und Hotels. Das erste Hybridsolar-Homesystem in einem Autohaus wurde bereits im Juni installiert und auch das erste sehr große Hotel hat schon ein Hybridsolar-Homesystem mit einem Wert von über einer halben Mio. Euro bei uns beauftragt. Diese Strategie werden wir in den kommenden Jahren zunehmend forcieren und auch zusätzliche Opportunitäten im DACH-Raum prüfen.
Anleihen Finder: Besten Dank, Herr Balthasar.