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Altersvorsorge im Umbruch: Flexibel, aber unsicher?

Lindners pAV-Reform schafft neue Optionen, doch die Sorge um die Absicherung im Alter wächst

(PresseBox) (Karlsruhe, )
Die geplante Reform der privaten Altersvorsorge von Bundesfinanzminister Christian Lindner sorgt für heftige Debatten. Im Fokus stehen der Verzicht auf Garantien und die Einführung flexibler Auszahlungsmodelle. Während Experten wie der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) die Neuerungen als fortschrittlich loben, warnen andere, dass die lebenslange finanzielle Absicherung gefährdet sein könnte. Der Reformvorschlag stellt damit nicht nur einen Paradigmenwechsel in der Altersvorsorge dar, sondern auch die Frage, wie sicher die Zukunft der Sparer ist.

Bundesfinanzminister Christian Lindner hat mit seiner Reform der privaten Altersvorsorge (pAV) eine kontroverse Debatte entfacht. Die geplante Abkehr von einer 100-prozentigen Beitragsgarantie und der verpflichtenden Leibrente wird von verschiedenen Akteuren als radikaler Bruch mit den bisherigen Grundprinzipien der Altersvorsorge betrachtet. Das Bundesministerium der Finanzen hat die Ressortabstimmung für das Gesetz eingeleitet, das als „Konkurrenz zur Riester-Rente“ angesehen wird. In den kommenden Wochen haben verschiedene Verbände die Gelegenheit, Stellungnahmen abzugeben, bevor das Kabinett voraussichtlich Mitte November über den Entwurf beraten wird.

Der Kern der Reform liegt in der Einführung flexiblerer Modelle für die private Altersvorsorge. Künftig sollen Sparer zwischen einem traditionellen lebenslangen Rentenmodell und einem flexiblen Auszahlungsplan wählen können. Diese Neuerung stößt beim Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) auf breite Zustimmung. BVI-Hauptgeschäftsführer Thomas Richter bezeichnet die Reform als „revolutionär“, da sie Sparer von starren Vorgaben befreie und ihnen ermögliche, renditestärkere Anlagestrategien zu verfolgen. Die Wahlfreiheit bei der Auszahlungsphase sei ein zentrales Element der Reform, das es den Menschen ermögliche, ihre Rentenphase individuell zu gestalten. Dies könnte für viele Sparer attraktiv sein, da sie so die Möglichkeit hätten, sich höhere Erträge durch risikoaffinere Anlageprodukte zu sichern.

Doch diese Flexibilität wird nicht überall positiv aufgenommen. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) warnt davor, dass die Reform das Langlebigkeitsrisiko unzureichend berücksichtige. GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen betont, dass eine Altersvorsorge mehr als reiner Vermögensaufbau sein müsse. Die Stärken der Lebensversicherung lägen in der Absicherung gegen das Risiko, im hohen Alter ohne finanzielle Mittel dazustehen. Der Verzicht auf eine garantierte Leibrente birgt aus Sicht des GDV erhebliche Gefahren für die soziale Absicherung im Alter.

Diese Bedenken teilt auch Dr. Guido Bader, Vorstandsvorsitzender der Stuttgarter Lebensversicherung. Er kritisiert die Wahlmöglichkeit für Auszahlungspläne bis zum 85. Lebensjahr scharf und fordert stattdessen eine verpflichtende Absicherung durch eine lebenslange Rentenzahlung. Bader sieht in der Flexibilisierung eine Gefahr für die finanzielle Sicherheit im hohen Alter. Auszahlungspläne könnten dazu führen, dass im fortgeschrittenen Alter keine ausreichenden Mittel mehr zur Verfügung stehen, was eine Belastung für das Sozialsystem nach sich ziehen könnte. Daher fordert er, dass das Langlebigkeitsrisiko bei staatlich geförderten Altersvorsorgeprodukten zwingend abgesichert werden müsse.

Ein weiterer Streitpunkt betrifft die Beratungsstandards. Der Bundesverband Finanzdienstleistung (AfW) und der Bund der Versicherungskaufleute (BVK) plädieren für eine qualifizierte Beratung der Verbraucher, die sich für renditeorientierte Produkte ohne Garantie entscheiden. Sie sehen die Gefahr, dass viele Sparer ohne ausreichende Information oder Beratung risikoreiche Entscheidungen treffen könnten, die langfristig zu finanziellen Engpässen führen. Insbesondere in einer Zeit, in der unqualifizierte Finanzberatung über soziale Medien zunimmt, sei es entscheidend, dass Verbraucher Zugang zu fundierter und umfassender Beratung erhalten. Nur so könne sichergestellt werden, dass die Sparer die Risiken und Chancen ihrer Anlageentscheidungen vollständig verstehen.

Das Reformgesetz sieht darüber hinaus eine Reihe weiterer Neuerungen vor. So soll ab dem Jahr 2030 eine Anhebung der Eigenbeiträge auf bis zu 3.500 Euro möglich sein, gekoppelt mit einer stärkeren Förderung von Geringverdienern und Berufseinsteigern. Zudem wird die Einführung einer digitalen Vergleichsplattform angestrebt, die Transparenz und Wettbewerb unter den Anbietern von Altersvorsorgeprodukten fördern soll. Diese Plattform soll es den Sparern ermöglichen, Produkte einfach zu vergleichen und das passende Angebot für ihre individuelle Situation auszuwählen. Auch bereits bestehende Riester-Verträge sollen von den Reformen profitieren, indem die Möglichkeit geschaffen wird, auf Garantien zu verzichten, was den Sparern zusätzliche Flexibilität bieten könnte.

Es ist unbestritten, dass die private Altersvorsorge in Deutschland vor großen Herausforderungen steht. Die Riester-Rente hat sich in den letzten Jahren als immer weniger attraktiv erwiesen, und die Menschen suchen nach alternativen Modellen, die höhere Renditen bei gleichzeitig überschaubarem Risiko bieten. Die pAV-Reform bietet in dieser Hinsicht eine vielversprechende Grundlage für die Zukunft der Altersvorsorge. Doch wie bei jeder grundlegenden Veränderung bleibt die Frage, ob die neuen Modelle auch in der Praxis die gewünschten Ergebnisse liefern werden. Der Verzicht auf Garantien mag zwar kurzfristig höhere Renditen ermöglichen, könnte aber langfristig das Risiko erhöhen, dass Sparer im Alter ohne ausreichende Mittel dastehen. Es bleibt abzuwarten, wie die verschiedenen Akteure auf die endgültige Fassung des Gesetzes reagieren werden.

Kommentar:

Die von Christian Lindner angestoßene Reform der privaten Altersvorsorge ist zweifellos ein mutiger Schritt. Die Einführung flexiblerer Modelle und der Verzicht auf starre Garantien könnte die Altersvorsorge für viele Menschen attraktiver machen. Insbesondere jüngere Sparer, die bereit sind, höhere Risiken einzugehen, könnten von den renditestärkeren Anlagemöglichkeiten profitieren.

Doch Flexibilität hat ihren Preis. Der Verzicht auf eine lebenslange Leibrente birgt das Risiko, dass Menschen im hohen Alter ohne ausreichende finanzielle Mittel dastehen. Dies könnte nicht nur die Betroffenen selbst in eine prekäre Lage bringen, sondern auch das Sozialsystem stark belasten. Die Forderung nach einer verpflichtenden Absicherung des Langlebigkeitsrisikos ist daher berechtigt.

Auch die Frage nach den Beratungsstandards darf nicht vernachlässigt werden. In einer Zeit, in der unqualifizierte Finanzberatung zunehmend über soziale Medien verbreitet wird, ist es umso wichtiger, dass Verbraucher Zugang zu fundierter und unabhängiger Beratung erhalten. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Sparer die Risiken und Chancen ihrer Anlageentscheidungen vollständig verstehen.

Letztlich wird sich die pAV-Reform daran messen lassen müssen, ob sie den Spagat zwischen Rendite und Sicherheit schafft. Die Einführung flexiblerer Modelle ist ein Schritt in die richtige Richtung, doch es bleibt abzuwarten, ob sie auch die langfristige finanzielle Absicherung der Bürger gewährleisten kann.

Von Engin Günder, Fachjournalist

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