Apotheken in der Existenzkrise: Warum wirtschaftliche Unabhängigkeit unverzichtbar ist
Die wirtschaftliche Situation deutscher Apotheken hat einen besorgniserregenden Tiefpunkt erreicht. Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) schlug kürzlich Alarm: Seit 2009 haben etwa 4000 öffentliche Apotheken in Deutschland ihre Tätigkeit eingestellt – allein im Jahr 2023 waren es 500. Diese Entwicklung ist nicht nur Ausdruck einer anhaltenden Unterfinanzierung, sondern auch ein Indikator für strukturelle Probleme, die das Gesundheitssystem insgesamt gefährden.
„Diese Entwicklung ist dramatisch und zeigt, dass das System seit Jahren unterfinanziert ist“, erklärte Gerlach auf einer Fachveranstaltung. Sie forderte eine „angemessene“ Vergütung für Apotheken, um deren wirtschaftliche Unabhängigkeit zu schützen und die flächendeckende Versorgung sicherzustellen. Insbesondere in ländlichen Regionen, aber auch zunehmend in städtischen Gebieten, geraten Apotheken in wirtschaftliche Not. Neben der klassischen Medikamentenabgabe fungieren Apotheken als niedrigschwellige Gesundheitsberater und Anlaufstellen – eine Funktion, die bei weiterem Rückgang der Apothekenzahl nicht mehr gewährleistet werden kann.
Apothekenbetreiber stehen vor der Herausforderung, ihre Betriebe in einem schwierigen Marktumfeld wirtschaftlich stabil zu halten. Die immer noch stagnierende Vergütung durch die Politik reicht längst nicht aus, um steigende Betriebskosten auszugleichen. Gleichzeitig sorgen wachsende bürokratische Anforderungen, steigende Personal- und Energiekosten sowie der zunehmende Wettbewerb durch den Versandhandel für zusätzliche Belastungen.
Um dieser Lage zu begegnen, sollten Apothekenbetreiber gezielt Maßnahmen ergreifen, die ihre wirtschaftliche Stabilität fördern. Dazu zählen die Diversifikation der Einnahmequellen durch Selbstzahlerleistungen wie Blutdruckmessungen, Impfungen oder Beratungen zu Präventionsmaßnahmen. Auch der Ausbau pharmazeutischer Dienstleistungen, die zunehmend honoriert werden, kann ein Ansatz sein. Effiziente Kostenkontrolle, die Nutzung von Synergien durch Kooperationen und die Anpassung der Personalstruktur sind weitere Hebel, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.
Die Politik ist indes gefordert, die Weichen für eine nachhaltige Zukunft des Apothekenwesens zu stellen. Neben einer Anhebung des Apothekenhonorars braucht es auch eine umfassende Entbürokratisierung, um Ressourcen freizusetzen. Digitale Lösungen könnten nicht nur Arbeitsabläufe vereinfachen, sondern auch neue Geschäftsmodelle fördern, etwa durch Telepharmazie.
Ohne zügiges Handeln droht eine weitere Ausdünnung des Apothekennetzes, was besonders für vulnerable Bevölkerungsgruppen, wie chronisch Kranke und ältere Menschen, gravierende Folgen hätte.
Die Schließung von 4000 Apotheken in nur 14 Jahren ist ein stiller, aber eindringlicher Hilfeschrei eines Berufsstands, der unter der Last eines unzureichenden Systems zusammenzubrechen droht. Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach hat mit ihrem Appell recht: Das Apothekenwesen steht an einem Scheideweg. Doch ihre Worte müssen Taten folgen – und zwar auf mehreren Ebenen.
Erstens muss die Politik die finanzielle Basis der Apotheken stärken. Das stagnierende Fixhonorar pro Rezeptposition spiegelt die Realität der steigenden Kosten längst nicht mehr wider. Zudem erfordert die zunehmende Verantwortung der Apotheken im Bereich der pharmazeutischen Dienstleistungen eine angemessene Vergütung. Hierbei sollte die Politik nicht nur kurzfristig denken, sondern auch langfristige Strategien entwickeln, die die wirtschaftliche Unabhängigkeit der Apotheken sichern.
Zweitens bedarf es einer Reform der bürokratischen Vorgaben, die den Betrieb erschweren. Vom Medikationsmanagement bis zur Abrechnung pharmazeutischer Dienstleistungen – viele Prozesse könnten durch digitale Lösungen effizienter gestaltet werden. Die Digitalisierung sollte dabei nicht als zusätzliche Last, sondern als Erleichterung verstanden und aktiv gefördert werden.
Auch die Betreiber selbst stehen in der Verantwortung. Wirtschaftliche Stabilität erfordert nicht nur Anpassungsfähigkeit, sondern auch Mut, neue Wege zu gehen. Selbstzahlerleistungen, Kooperationen und ein stärkeres Engagement in Präventionsprogrammen können zusätzliche Einnahmequellen erschließen. Zugleich müssen Apothekenbetreiber verstärkt auf betriebswirtschaftliche Optimierung achten, um langfristig konkurrenzfähig zu bleiben.
Nicht zuletzt spielt die Gesellschaft eine Rolle. Patienten, die den Service und die persönliche Beratung in Apotheken schätzen, müssen sich bewusst machen, dass diese Leistungen nicht selbstverständlich sind. Der unreflektierte Wechsel zum günstigsten Anbieter im Onlinehandel trägt ebenfalls zur Krise bei.
Die wirtschaftliche Unabhängigkeit der Apotheken ist keine Frage des Komforts, sondern eine Notwendigkeit für die Sicherstellung der Gesundheitsversorgung. Ein System, das Apotheken in die Knie zwingt, gefährdet letztlich die Patienten. Es ist Zeit, dass Politik, Betreiber und Gesellschaft gemeinsam Verantwortung übernehmen, um eine weitere Eskalation zu verhindern.
Robert Habeck: Ein Kanzlerkandidat mit Potenzial und Risiken
Robert Habeck, Bundeswirtschaftsminister und Co-Vorsitzender der Grünen, steht zunehmend im Fokus als möglicher Kanzlerkandidat seiner Partei für die nächste Bundestagswahl. Die Spekulationen über seine Spitzenkandidatur gewinnen an Fahrt, da die Grünen sich strategisch auf die Zeit nach der Ampel-Koalition vorbereiten. Während sich Habeck bereits in seiner aktuellen Rolle als Krisenmanager in der Energie- und Klimapolitik profiliert hat, stellt sich die Frage, ob er auch für das Amt des Kanzlers überzeugen kann – und ob die Partei hinter ihm geschlossen auftreten würde.
Intern gilt Habeck seit Langem als einer der aussichtsreichsten Köpfe der Grünen. Seine Fähigkeit, Themen wie den Klimaschutz, die Energiewende und wirtschaftliche Transformation nicht nur in der Sprache der Politik, sondern auch für breite Gesellschaftsschichten verständlich zu vermitteln, hat ihm eine beachtliche Popularität verschafft. Dennoch hat auch seine bisherige Amtszeit Schattenseiten. Die Bewältigung der Energiekrise wurde von Kritik an vermeintlich zögerlichem Handeln begleitet, während die geplante Heizungswende eine Polarisierung in der Bevölkerung und erhebliche Reibungen in der Ampel-Koalition auslöste.
Die Grünen befinden sich strategisch in einer Zwickmühle: Sie müssen ihre Position als progressive Kraft im politischen Spektrum behaupten und zugleich Wähler aus der Mitte gewinnen, ohne ihre Kernanhängerschaft zu verlieren. Habeck könnte als Kanzlerkandidat genau diese Brücke schlagen. Er steht für Pragmatismus und Vision gleichermaßen – ein Image, das in den derzeitigen Krisenzeiten durchaus gefragt ist. Doch ob dies ausreicht, um sich gegen die Konkurrenz von Olaf Scholz (SPD) oder Friedrich Merz (CDU) durchzusetzen, bleibt abzuwarten.
Ein weiteres Problem könnte die parteiinterne Dynamik sein. Die Grünen hatten bereits 2021 eine Kanzlerkandidatin aufgestellt, Annalena Baerbock, die jedoch aufgrund von strategischen Fehlern und persönlicher Angriffe massiv unter Druck geriet. Viele in der Partei sehen daher die Aufstellung eines Kanzlerkandidaten als riskant. Dennoch wäre die Entscheidung für Habeck eine klare Ansage: Die Grünen wollen nicht nur regieren, sondern auch führen.
Hinzu kommt die Frage, wie Habeck die Grünen in einer veränderten politischen Landschaft positionieren kann. Die Herausforderungen reichen von der Sicherung von Mehrheiten über mögliche Koalitionen bis hin zur Bewältigung des Klimawandels und sozialer Ungleichheiten. Als Kanzlerkandidat müsste Habeck eine Strategie entwickeln, die nicht nur kurzfristige Krisen adressiert, sondern langfristige Visionen vermittelt.
Die mögliche Kanzlerkandidatur von Robert Habeck ist für die Grünen sowohl Chance als auch Risiko. Einerseits ist Habeck unbestritten eine der charismatischsten Persönlichkeiten der Partei. Seine politische Laufbahn zeigt, dass er in der Lage ist, komplexe Themen auf eine Weise zu kommunizieren, die sowohl Fachleute als auch die breite Bevölkerung anspricht. Dies könnte in einem Wahlkampf, der von Unsicherheit und Krisen geprägt sein wird, ein entscheidender Vorteil sein.
Doch Habecks Stärken allein könnten nicht ausreichen, um ihn erfolgreich ins Kanzleramt zu führen. Seine Amtszeit als Wirtschaftsminister war geprägt von Herausforderungen, die ihn sowohl als visionären Politiker als auch als Krisenmanager in den Mittelpunkt rückten. Die Energiekrise hat gezeigt, dass er bereit ist, unpopuläre Entscheidungen zu treffen, wenn er sie für notwendig hält. Gleichzeitig hat er aber auch an Glaubwürdigkeit verloren, insbesondere bei Themen wie der Heizungswende, die ihm den Ruf eines ideologisch fixierten Ministers eingebracht hat.
Für die Grünen stellt sich die Frage, wie sie mit Habeck als Kanzlerkandidaten eine Brücke zwischen ihren Kernwählern und der breiten Mitte der Gesellschaft schlagen können. Dies erfordert eine klare Botschaft, die zeigt, dass die Grünen nicht nur Klimapolitik, sondern auch Wirtschaftskompetenz, soziale Gerechtigkeit und politische Stabilität bieten können. Habeck könnte diese Rolle ausfüllen, wenn es ihm gelingt, die Balance zwischen Idealismus und Pragmatismus zu halten.
Dennoch birgt eine Kanzlerkandidatur von Habeck erhebliche Risiken. Die Partei muss geschlossen hinter ihm stehen, um einen strategischen Fehler wie 2021 zu vermeiden, als interne Uneinigkeiten und fehlende Unterstützung Baerbocks Kandidatur erschwerten. Zudem muss Habeck als Kanzlerkandidat über die Grüne Stammwählerschaft hinaus Wähler ansprechen und sich klar von Olaf Scholz und Friedrich Merz abgrenzen.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass Habecks Kanzlerkandidatur ein Wagnis wäre – ein mutiger Schritt, der das Potenzial hat, die Grünen stärker als jemals zuvor im politischen Zentrum zu verankern. Doch Erfolg wird nur möglich sein, wenn Partei und Kandidat eine klare, überzeugende und realistische Vision für die Zukunft Deutschlands präsentieren können. Ein solcher Wahlkampf verlangt Geschlossenheit, strategische Exzellenz und das Vertrauen, dass Habeck nicht nur ein Kanzlerkandidat der Grünen, sondern ein Kanzlerkandidat für ganz Deutschland sein kann.
Habeck gegen Merz: Deutschlands Weg aus der Krise
Inmitten wirtschaftlicher Herausforderungen und einer zunehmend polarisierten politischen Landschaft treffen Robert Habeck, Bundeswirtschaftsminister und Vertreter der Grünen, und Friedrich Merz, Oppositionsführer der CDU, aufeinander. Beide Politiker stehen für konträre Visionen, wie Deutschland die derzeitigen Krisen bewältigen kann. Während Habeck den Schwerpunkt auf den ökologischen Umbau der Wirtschaft legt, setzt Merz auf marktwirtschaftliche Prinzipien und Entlastungen für Unternehmen.
Habeck betont, dass der Klimaschutz die Grundlage für wirtschaftlichen Wohlstand im 21. Jahrhundert sei. Seine Pläne beinhalten massive Investitionen in erneuerbare Energien, Energieeffizienz und Infrastruktur. Gleichzeitig sieht er die Notwendigkeit von Entlastungen für Bürger, um die sozialen Härten der Transformation abzufedern. Kritiker werfen ihm jedoch vor, die Wirtschaft mit Bürokratie und steigenden Kosten zu belasten, was in einer Rezession kontraproduktiv sei.
Merz hingegen plädiert für eine Rückkehr zu bewährten marktwirtschaftlichen Prinzipien. Deregulierung, Steuersenkungen und eine stärkere Förderung des Mittelstands stehen im Zentrum seiner Agenda. Er sieht die Energiewende skeptisch und fordert eine Verlängerung der Nutzung fossiler Energien, um Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit zu gewährleisten. Gegner werfen ihm vor, die Herausforderungen des Klimawandels zu ignorieren und notwendige Reformen zu blockieren.
Deutschland steht am Scheideweg: Die Wirtschaft kämpft mit einer Inflationsrate auf hohem Niveau, Energiekrise und einem Fachkräftemangel, der viele Branchen lähmt. Die Frage ist, welcher Kurs dem Land den Weg aus der Krise weist. Für Unternehmen und Bürger stehen entscheidende Jahre bevor, in denen Weichenstellungen die Zukunft Deutschlands maßgeblich beeinflussen werden.
Das Duell zwischen Habeck und Merz spiegelt nicht nur einen politischen Wettstreit wider, sondern auch die Frage, welche Grundwerte die Bundesrepublik in einer Zeit tiefgreifender Umbrüche prägen sollen. Habecks Vision eines ökologischen Umbaus ist langfristig unvermeidlich, doch die Geschwindigkeit und soziale Verträglichkeit der Maßnahmen bleiben fraglich. Seine Pläne sind ambitioniert, aber ohne eine stabile wirtschaftliche Basis riskieren sie, genau die Akzeptanz zu verlieren, die sie dringend benötigen.
Merz hingegen steht für ein Deutschland, das auf Traditionen setzt und Risiken scheut. Sein Fokus auf wirtschaftliche Entlastung mag kurzfristig attraktiv wirken, doch ohne Innovationen in der Energie- und Klimapolitik könnte Deutschland international ins Hintertreffen geraten.
Deutschland braucht keine ideologischen Grabenkämpfe, sondern eine pragmatische Politik, die Ökologie und Ökonomie miteinander verbindet. Dies erfordert jedoch Dialogbereitschaft, Kompromisse und den Mut, langfristig zu denken – Werte, die derzeit in der politischen Debatte oft zu kurz kommen.
Finanzamt scheitert erneut bei Kaufpreisaufteilung: Gericht stärkt Wohnungskäufer
Die Kaufpreisaufteilung bei Immobilien erweist sich erneut als Streitpunkt zwischen Finanzämtern und Wohnungskäufern. Laut einem aktuellen Urteil des Finanzgerichts München dürfen Käufer von Eigentumswohnungen auf eine im Notarvertrag festgelegte Aufteilung von Grund und Boden sowie Gebäude vertrauen – auch wenn das Finanzamt diese als ungünstig einstuft. Das Gericht entschied zugunsten eines Klägers, dessen Gebäudeanteil vom Finanzamt unzulässig gekürzt worden war.
Im Mittelpunkt steht die Abschreibungsmöglichkeit für den Gebäudeanteil. Diese beeinflusst maßgeblich die steuerliche Belastung der Eigentümer, da nur der Wert des Gebäudes, nicht jedoch der Grund und Boden, abgeschrieben werden kann. Während Käufer naturgemäß daran interessiert sind, den Gebäudeanteil möglichst hoch anzusetzen, um von höheren Abschreibungen zu profitieren, argumentieren Finanzämter oft mit pauschalen Vorgaben und setzen den Gebäudeanteil eigenmächtig herab. Diese Praxis wurde nun erneut gerichtlich als rechtswidrig eingestuft.
Das Urteil stärkt die Position der Käufer und zeigt auf, dass pauschale Kürzungen ohne individuelle Begründung keinen Bestand haben. Laut den Richtern ist die im Kaufvertrag dokumentierte Aufteilung maßgeblich, sofern sie den realen Verhältnissen entspricht und keine Anhaltspunkte für eine absichtliche Verzerrung bestehen.
Dieses Urteil könnte Signalwirkung für ähnliche Fälle haben. Experten raten Käufern, die Festlegung im Notarvertrag sorgfältig zu prüfen und gegebenenfalls auf sachverständige Gutachten zu setzen, um Streitigkeiten mit dem Finanzamt zu vermeiden.
Das Urteil des Finanzgerichts München setzt ein klares Zeichen gegen die oft willkürliche Praxis der Finanzämter, Kaufpreisaufteilungen zu kürzen. Eigentümer dürfen zu Recht darauf vertrauen, dass die von beiden Vertragsparteien einvernehmlich festgelegte Aufteilung Bestand hat. Dies stärkt nicht nur die Rechtssicherheit, sondern auch das Vertrauen in die steuerliche Gerechtigkeit.
Es ist höchste Zeit, dass Finanzämter ihre pauschalen Vorgaben überdenken und stattdessen individuelle Gegebenheiten stärker berücksichtigen. Schließlich geht es um erhebliche Beträge, die für Wohnungskäufer oftmals eine finanzielle Belastung darstellen. Der Gesetzgeber könnte hier zusätzlich Klarheit schaffen, um langwierige Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden.
Dieses Urteil ist ein wichtiger Schritt hin zu einer ausgewogeneren Steuerpraxis und zeigt, dass sich Widerstand gegen ungerechtfertigte Kürzungen lohnt. Käufer sollten ihre Rechte kennen und, falls nötig, auch gerichtlich durchsetzen. Das stärkt nicht nur den Einzelnen, sondern letztlich das gesamte Steuersystem.
Apotheken weltweit unter Druck: Zwischen Krise und Zukunftschancen
Die Apothekenbranche weltweit steht an einem Scheideweg. In zahlreichen Ländern prägen wirtschaftliche, regulatorische und strukturelle Herausforderungen den Alltag der Betreiber. Während die Probleme je nach Region variieren, ist der Kern der Herausforderungen identisch: sinkende Margen, zunehmender Online-Wettbewerb und unzureichende Vergütungsmodelle für verschreibungspflichtige Medikamente.
In den USA verdeutlichen die Entwicklungen bei zwei der größten Apothekenketten die Schwere der Krise. Rite Aid, einst Betreiber von 5.000 Filialen, hat Insolvenz nach Chapter 11 angemeldet und betreibt heute weniger als 1.400 Standorte. Der Fall von Walgreens Boots Alliance zeigt die Schwierigkeiten selbst bei Marktführern. Mit einem weltweiten Netz von rund 13.000 Apotheken und einem Jahresumsatz von über 140 Milliarden US-Dollar steht das Unternehmen vor massiven Restrukturierungen. Bis zu 1.200 Filialen sollen geschlossen werden, und der Börsenwert liegt bei lediglich 6 % des Umsatzes – ein klares Signal für Investorenmisstrauen. Gleichzeitig macht der Einfluss der Pharmacy Benefit Managers (PBMs), die im Auftrag der Krankenversicherungen Preis- und Margendruck ausüben, die Situation noch schwieriger.
Auch Europa kämpft mit ähnlichen Problemen. In Großbritannien stehen viele Apotheken finanziell am Abgrund, während in Frankreich und den Niederlanden Apothekenangestellte aufgrund niedriger Gehälter Protestaktionen starten. In der Schweiz und Österreich hingegen sorgen regulative Schutzmechanismen und klarere Strukturen für mehr Stabilität, auch wenn steigende Gesundheitskosten und höhere Beiträge zur Krankenversicherung zunehmend Druck erzeugen.
Deutschland zeigt sich in diesem Kontext als ein System mit einzigartigen Herausforderungen und Chancen. Der Kontrahierungszwang, der alle Apotheken verpflichtet, verschreibungspflichtige Medikamente an Versicherte abzugeben, bietet eine gewisse Sicherheit. Ohne diesen Schutzmechanismus wäre die Marktlandschaft wohl bereits stärker von Ketten und großen Online-Händlern dominiert. Doch auch hierzulande belasten stagnierende Honorare, wachsende Betriebskosten und der Wettbewerb durch Versandapotheken die Betreiber erheblich.
Die Zukunft der Branche hängt entscheidend von ihrer Fähigkeit ab, Innovationen umzusetzen und politische Unterstützung zu gewinnen. Digitale Transformationen, wie die Einführung von Telemedizin-Services oder die Erweiterung des Leistungsportfolios, könnten langfristig neue Einnahmequellen schaffen. Doch diese Entwicklungen erfordern Investitionen, die viele Apotheken aktuell nicht leisten können. Gleichzeitig muss die Vergütung für pharmazeutische Dienstleistungen und verschreibungspflichtige Medikamente dringend reformiert werden, um die Wirtschaftlichkeit zu sichern.
Die Apothekenbranche steht an einem Wendepunkt, der weit über die nationalen Grenzen hinausgeht. Der Blick auf die USA zeigt die möglichen Konsequenzen eines Systems, das von Preisdruck, Online-Wettbewerb und fehlenden regulatorischen Schutzmaßnahmen dominiert wird. Wenn selbst Branchenriesen wie Walgreens Boots Alliance und CVS mit milliardenschweren Umsätzen unter Restrukturierungsdruck stehen, sollte dies ein klares Warnsignal für andere Märkte sein.
Deutschland hat mit dem Kontrahierungszwang einen entscheidenden Vorteil, der die flächendeckende Versorgung sichert und das System vor den schlimmsten Szenarien bewahrt. Doch dieser Schutz allein reicht nicht aus, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Die Branche muss jetzt handeln, um sich den veränderten Rahmenbedingungen anzupassen. Dazu gehört eine stärkere Digitalisierung, beispielsweise durch die Integration von Telemedizin und die Erweiterung digitaler Services. Auch eine bessere Nutzung von Datenanalysen könnte dazu beitragen, die Effizienz zu steigern und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln.
Ein weiterer zentraler Punkt ist die politische Einflussnahme. Apothekenbetreiber müssen ihre Interessen klar und mit Nachdruck vertreten, um eine angemessene Vergütung für ihre Leistungen zu erzielen. Dabei geht es nicht nur um höhere Honorare, sondern auch um eine strukturelle Reform des Gesundheitssystems, die die Bedeutung der Apotheken als zentrale Anlaufstellen für die Patientenversorgung anerkennt.
Die internationalen Beispiele zeigen auch, dass Kooperationen eine entscheidende Rolle spielen könnten. Partnerschaften mit Krankenkassen, Pharmaunternehmen oder anderen Akteuren im Gesundheitswesen könnten helfen, Synergien zu nutzen und die finanzielle Basis zu stärken. Gleichzeitig sollten Apotheken ihre Leistungen breiter aufstellen, etwa durch Impfservices, Gesundheitsberatung oder Schulungen zur Gesundheitsprävention.
Die Apothekenbranche hat das Potenzial, sich als unersetzlicher Teil des Gesundheitssystems zu positionieren. Doch dazu sind Mut, Entschlossenheit und Innovationsbereitschaft notwendig. Es liegt nun an den Akteuren der Branche, diese Herausforderungen anzunehmen und aktiv an ihrer Zukunft zu arbeiten, bevor äußere Einflüsse die Handlungsspielräume weiter einschränken.
Sparmaßnahmen und Strategien: Wege aus der finanziellen Engpass-Situation
In einer Zeit, in der Kosten stetig steigen und Betriebsergebnisse stagnieren oder rückläufig sind, geraten sowohl private als auch betriebliche Ausgaben zunehmend ins Visier. Apotheker und andere Unternehmer stehen vor der Herausforderung, finanzielle Ressourcen effektiver zu nutzen, um wirtschaftliche Engpässe zu überbrücken und einer Abwärtsspirale zu entkommen.
Ein zentraler Ansatzpunkt ist die systematische Analyse der verfügbaren finanziellen Mittel. Auf betrieblicher Ebene erfordert dies eine genaue Beobachtung des Rohertrags, unter Einbeziehung von Lagerbestandsveränderungen und buchhalterischen Abgrenzungen. Hilfreich ist die Nutzung digitaler Tools, um Durchschnittswerte und Prognosen zu berechnen. Doch auch der private Bereich bleibt nicht verschont. Immobilieneigentum, Ferienimmobilien oder luxuriöse Fahrzeuge gehören häufig zu den größten finanziellen Belastungen. Kritiker sehen hierin ungenutzte Potenziale, da gebundenes Kapital nicht für betrieblich rentable Investitionen verfügbar ist.
Eine weitere Herausforderung stellen Investitionen dar, insbesondere solche, die auf Kreditbasis erfolgen. Während notwendige Reparaturen unumgänglich sind, sollten geplante Anschaffungen wie Lagerautomaten oder Umbauten nur dann umgesetzt werden, wenn deren Rentabilität nachweisbar ist. Oftmals übersehen Unternehmer, dass vermeintlich sinnvolle Ausgaben langfristig keine Kostenersparnisse bringen und die Liquidität belasten können.
Ein kontrovers diskutierter Ansatz ist das Modell „Sale and rent back“. Durch den Verkauf betrieblicher Immobilien und deren Rückmiete können liquide Mittel freigesetzt werden, um in modernere und rentablere Geschäftsmodelle zu investieren. Diese Methode, in der Unternehmenswelt verbreitet, birgt jedoch Risiken: Die Mietkosten dürfen nicht die wirtschaftliche Rendite übersteigen, und der Verlust von Eigentum kann langfristige strategische Nachteile mit sich bringen. Dennoch bietet dieses Konzept die Möglichkeit, eingefahrene Strukturen zu durchbrechen und neue finanzielle Spielräume zu schaffen.
Die Debatte, wie weit Sparmaßnahmen gehen dürfen und wo die Grenze zwischen wirtschaftlicher Vernunft und persönlichem Wohlgefühl liegt, bleibt dabei zentral. Ob private Luxusgüter oder unternehmerische „Heiligtümer“ wie eigene Betriebsräume: Die Bereitschaft, alte Denkmuster zu hinterfragen, ist essenziell, um zukunftsfähig zu bleiben.
Die wirtschaftliche Realität zwingt viele Unternehmer dazu, sich unbequemen Wahrheiten zu stellen. Die Krise offenbart Schwachstellen, die in wirtschaftlich besseren Zeiten oft ignoriert werden konnten. Doch genau hier liegt auch die Chance: Nur durch eine ehrliche Bestandsaufnahme und eine kühle, strategische Kalkulation können nachhaltige Lösungen gefunden werden.
Es mag unbequem sein, gewohnte Lebens- und Geschäftsmodelle infrage zu stellen, doch die Alternative – das Festhalten an unrentablen Strukturen – birgt größere Risiken. Der Mut, auch unkonventionelle Wege wie „Sale and rent back“ oder eine Reduktion privater Ausgaben zu gehen, erfordert Kreativität und unternehmerischen Weitblick.
Gleichzeitig ist Vorsicht geboten: Nicht jede vermeintlich innovative Lösung führt automatisch zu besseren Ergebnissen. Entscheidend bleibt, ob die Maßnahmen langfristig tragen und die Liquidität sichern. Wirtschaftliche Vernunft, gepaart mit Weitsicht und Flexibilität, ist die beste Antwort auf die aktuellen Herausforderungen.
In einer Welt, die sich ständig verändert, darf Stillstand keine Option sein. Unternehmer müssen den Mut haben, ihre Strategien anzupassen – zum Wohl ihrer Betriebe und ihrer persönlichen Zukunft.
Einschreiben statt Standardbrief: Apotheken im Spannungsfeld von Zeitdruck und Kosten
Ab dem kommenden Jahr werden sich Änderungen in der Briefzustellung der Deutschen Post bemerkbar machen. Die gesetzlich vorgeschriebene Lieferzeit für Briefe wird verlängert. Was früher am nächsten Werktag im Briefkasten landete, darf künftig länger unterwegs sein. Besonders für Branchen, in denen termingerechte Zustellungen essenziell sind, birgt dies Herausforderungen – darunter auch Apotheken.
Für eilige Sendungen, wie Rezepte oder dringende Dokumente, bleibt das Einschreiben die Alternative. Doch diese Lösung hat ihren Preis. Die Kosten für Einschreiben sind bereits gestiegen, und Apotheker müssen mit weiteren Preiserhöhungen rechnen. Gleichzeitig steigen die Erwartungen an die rechtssichere Zustellung, insbesondere im Umgang mit sensiblen Gesundheitsdaten und BtM-Rezepten, die strenge Vorgaben erfüllen müssen.
Der erhöhte Aufwand könnte jedoch auch den betrieblichen Ablauf in Apotheken beeinträchtigen. Viele Apotheker setzen bisher auf den Standardversand, um Kosten zu sparen. Doch die Verzögerung bei der Zustellung könnte für Verärgerung bei Patienten und Partnern sorgen, wenn Dokumente oder wichtige Medikamente nicht rechtzeitig eintreffen.
Zudem sind organisatorische Anpassungen notwendig. Die Kosten für Einschreiben müssen in die Kalkulation einfließen, während alternative digitale Lösungen geprüft werden sollten. Elektronische Rezepte und Dokumente könnten langfristig den Druck auf den postalischen Versand verringern. Apotheker sollten frühzeitig ihre Prozesse analysieren und die wirtschaftlichen Auswirkungen der geänderten Postregelungen bewerten.
Die Neuregelung der Briefzustellung trifft Apotheken ins Mark. Was für viele Privatpersonen eine lästige Verzögerung darstellt, kann für Apotheker gravierende Folgen haben. Rezepte, Lieferbestätigungen oder Vertragsunterlagen müssen rechtzeitig ankommen – ein Anspruch, der mit den verlängerten Lieferzeiten der Deutschen Post schwerer zu erfüllen ist.
Das Einschreiben scheint auf den ersten Blick eine Lösung, doch es bedeutet eine weitere finanzielle Belastung in einem ohnehin herausfordernden Umfeld. Steigende Betriebskosten und stagnierende Honorare machen es für Apotheken schwer, zusätzliche Kosten zu kompensieren.
Gleichzeitig zeigt die Situation auch die Dringlichkeit, digitale Alternativen stärker zu fördern. Das E-Rezept ist nur ein Beispiel für die Chancen, die in der Digitalisierung liegen. Doch auch hier hapert es noch an der flächendeckenden Umsetzung und Akzeptanz.
Die Apothekerschaft steht an einem Scheideweg: Entweder man passt sich den neuen Rahmenbedingungen an und investiert in digitale Prozesse, oder man riskiert zusätzliche Belastungen, die langfristig den Betrieb gefährden könnten. Die Politik ist gefragt, Apotheken bei diesen Herausforderungen zu unterstützen – sei es durch finanzielle Anreize oder eine beschleunigte Digitalisierung.
Eins ist klar: Zeit wird für Apotheker zu einem immer kostbareren Gut.
Goldpreis unter Druck nach US-Wahl: Ein Rücksetzer statt eines Trends
Nach einer monatelangen Rally, die den Goldpreis auf beeindruckende Höhen geführt hatte, zeigt der Markt nun eine deutliche Korrektur. Die US-Wahlen haben für erhebliche Bewegung gesorgt, wobei die jüngsten Ergebnisse und die wirtschaftspolitischen Erwartungen die Anleger verunsicherten. Am Tag nach der Wahl fiel der Goldpreis um mehr als 2 Prozent und unterschritt die psychologisch wichtige Marke von 1.900 US-Dollar pro Unze.
Hinter dem Preisrückgang stehen mehrere Faktoren. Einerseits haben Signale auf einen möglichen geldpolitischen Kurswechsel der US-Notenbank Anleger dazu bewegt, risikoreichere Investments zu bevorzugen. Andererseits scheint der Markt optimistisch auf eine baldige wirtschaftliche Stabilisierung zu setzen, was die Attraktivität von Gold als sicheren Hafen verringert.
Trotz des Rückgangs sehen Experten keinen Grund zur Panik. „Die fundamentalen Treiber für Gold sind weiterhin intakt“, erklärte ein Marktanalyst in New York. Die anhaltende Inflation, geopolitische Unsicherheiten und mögliche fiskalpolitische Stimuli könnten dem Edelmetall langfristig wieder Aufwind geben. Auch die hohe Nachfrage aus Schwellenländern und die strategische Rolle von Gold in Zentralbankreserven sprechen für ein stabiles Umfeld.
Historisch gesehen sind Preisrückgänge wie diese nicht unüblich nach größeren politischen Ereignissen. Sie spiegeln die Unsicherheit und kurzfristige Umschichtungen im Markt wider, ohne zwangsläufig auf einen langfristigen Abwärtstrend hinzuweisen.
Für Privatanleger rät es sich nun, Ruhe zu bewahren. Gold bleibt ein bewährtes Absicherungsinstrument gegen Unsicherheiten, auch wenn kurzfristige Schwankungen zur Natur des Marktes gehören.
Der Rückgang des Goldpreises nach der US-Wahl hat bei vielen Anlegern die Frage aufgeworfen, ob die glorreichen Zeiten des Edelmetalls vorbei sind. Dabei ist Vorsicht geboten: Es handelt sich um eine normale Marktkorrektur, nicht um einen Wendepunkt.
Die jüngsten politischen Entwicklungen in den USA haben zwar für Bewegung gesorgt, doch die langfristigen Faktoren, die den Goldpreis treiben, bleiben bestehen. Insbesondere die anhaltend hohe Inflation und globale Unsicherheiten sind Katalysatoren, die Gold auch künftig als sicheren Hafen attraktiv machen.
Allerdings zeigt der aktuelle Rücksetzer, wie sensibel der Markt auf geldpolitische Signale reagiert. Die Aussicht auf höhere Zinsen oder eine stärkere US-Wirtschaft könnten kurzfristig weitere Rückgänge bedeuten. Dennoch sollten Anleger den langfristigen Horizont im Blick behalten: Gold ist weniger ein Instrument für schnelle Gewinne, sondern ein Schutzschild gegen Krisen.
Für Investoren ist dies der Moment, kühlen Kopf zu bewahren und auf bewährte Strategien zu setzen. Ein ausgewogenes Portfolio, das auch in turbulenten Zeiten stabil bleibt, ist wichtiger denn je. Gold mag kurzfristig unter Druck geraten, doch es bleibt ein unverzichtbarer Baustein für langfristige Sicherheit.
Datenschutz im Fokus: Wenn Kundendaten die Apotheke verlassen
Der Schutz von Kundendaten zählt zu den zentralen Herausforderungen für Apothekenbetreiber, insbesondere wenn Angestellte den Arbeitsplatz wechseln. In diesen sensiblen Situationen besteht das Risiko, dass personenbezogene Daten wie Medikationshistorien oder Kontaktdaten unrechtmäßig kopiert und in das neue Beschäftigungsverhältnis eingebracht werden. Solche Daten gelten jedoch als Betriebsgeheimnisse und sind nach § 17 des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) besonders geschützt.
Rechtsanwälte weisen darauf hin, dass die unbefugte Weitergabe solcher Daten einen schweren Verstoß darstellt und nicht nur arbeitsrechtliche Konsequenzen, sondern auch strafrechtliche Folgen nach sich ziehen kann. Arbeitgeber sind berechtigt, verdächtige Fälle konsequent zu verfolgen und Anzeige zu erstatten. Zudem ist es wichtig, dass Apotheken beim Offboarding klar geregelte Prozesse einführen. Dazu gehört, dass Zugriffsrechte zeitnah entzogen, Übergaben sauber dokumentiert und vertrauliche Informationen vor einem Datenabfluss geschützt werden.
Eine Vertrauensschaden-Versicherung kann dabei helfen, finanzielle Schäden abzufedern, wenn Mitarbeiter vorsätzlich Betriebsgeheimnisse verraten oder Vermögenswerte gefährden. Diese Versicherung nimmt eine besondere Rolle ein, da Apotheken als Gesundheitsdienstleister auf das Vertrauen ihrer Kunden angewiesen sind. Ein Datenleck kann nicht nur rechtliche und finanzielle Folgen haben, sondern auch das Ansehen der Apotheke nachhaltig schädigen.
Experten raten Apothekenbetreibern, präventive Maßnahmen wie die Schulung ihrer Mitarbeiter in Datenschutz und die regelmäßige Kontrolle der Einhaltung von Compliance-Richtlinien zu priorisieren. Darüber hinaus sollte eine enge Abstimmung mit Datenschutzbeauftragten und IT-Experten erfolgen, um die Systeme gegen Angriffe von innen wie außen zu sichern.
Der Schutz von Kundendaten ist mehr als nur eine rechtliche Pflicht – er ist ein Vertrauensbeweis gegenüber den Patienten, die sich mit ihren Gesundheitsproblemen der Apotheke anvertrauen. Gerade in Zeiten zunehmender Cyberangriffe und wachsender Anforderungen an den Datenschutz dürfen Apothekenbetreiber dieses Thema nicht auf die leichte Schulter nehmen.
Ein Wechsel von Angestellten darf kein Einfallstor für den Verlust sensibler Daten sein. Hier ist nicht nur Vorsicht, sondern auch Konsequenz gefragt. Klare Regelungen, technische Barrieren und die Einbindung einer Vertrauensschaden-Versicherung schaffen die notwendige Grundlage, um sich gegen finanzielle und rufschädigende Folgen abzusichern. Gleichzeitig sollten Betreiber das Thema nicht als bürokratische Last, sondern als Investition in die Zukunft und Sicherheit ihrer Apotheke begreifen.
Wer Datenschutz ernst nimmt, investiert nicht nur in den Schutz vor Verlusten, sondern in die Beziehung zu seinen Kunden – und diese Beziehung ist unbezahlbar.
Sterbegeldversicherung: Wie sie den Nachlass und die Erbschaftsteuer beeinflusst
Der Bundesfinanzhof (BFH) hat mit einem aktuellen Urteil die steuerliche Behandlung von Sterbegeldversicherungen, die an Bestattungsunternehmen abgetreten werden, präzisiert. Dabei entschied das oberste Steuergericht, dass solche Leistungen den Nachlasswert der Erben um den Sachleistungsanspruch gegen das Bestattungsunternehmen erhöhen. Gleichzeitig können die tatsächlichen Bestattungskosten vollständig als Nachlassverbindlichkeiten abgezogen werden, was die Erbschaftsteuerlast mindern kann.
Im verhandelten Fall hatten der Kläger und seine Schwester die verstorbene Tante beerbt. Die Erblasserin hatte zu Lebzeiten eine Sterbegeldversicherung abgeschlossen und deren Versicherungssumme zur Deckung der Bestattungskosten an einen Bestatter abgetreten. Nach dem Tod der Tante stellte das Bestattungsunternehmen eine Rechnung über 11.653,96 Euro aus, von denen 6.864,82 Euro durch die Versicherung abgedeckt wurden. Das zuständige Finanzamt rechnete diesen Betrag zum Nachlass hinzu und setzte die Erbschaftsteuer entsprechend fest. Gleichzeitig wurden jedoch nur die Pauschale für Erbfallkosten gemäß § 10 Abs. 5 Nr. 3 Satz 2 ErbStG in Höhe von 10.300 Euro als abziehbare Nachlassverbindlichkeit anerkannt.
Der BFH hob diese Vorgehensweise auf. Das Gericht stellte klar, dass die Bestattungskosten nicht auf die Pauschale beschränkt sind, sondern gemäß § 10 Abs. 5 Nr. 3 Satz 1 ErbStG in voller Höhe abzugsfähig sind. Dies schließt auch die Kosten ein, die über die Deckung durch die Sterbegeldversicherung hinausgehen. Damit korrigierte der BFH die Entscheidung der Vorinstanz, die den tatsächlichen Aufwand für die Bestattung unberücksichtigt gelassen hatte. Da die genauen Kosten im vorliegenden Fall nicht abschließend geprüft wurden, verwies der BFH den Fall zurück an die Vorinstanz.
Das Urteil hat erhebliche Bedeutung für Erben und Steuerberater. Es zeigt, dass Leistungen aus Sterbegeldversicherungen zwar den Nachlasswert erhöhen können, gleichzeitig aber alle Bestattungskosten steuerlich geltend gemacht werden können. Dies erfordert jedoch eine sorgfältige Dokumentation der tatsächlichen Ausgaben, um steuerliche Nachteile zu vermeiden.
Das Urteil des Bundesfinanzhofs zur Behandlung von Sterbegeldversicherungen setzt ein wichtiges Zeichen für mehr Gerechtigkeit bei der Erbschaftsteuer. Es zeigt, dass die steuerliche Belastung von Erben nicht allein durch starre Pauschalen geregelt werden kann, sondern eine differenzierte Betrachtung des Einzelfalls erforderlich ist. Besonders begrüßenswert ist die Klarstellung, dass die tatsächlichen Bestattungskosten vollständig als Nachlassverbindlichkeiten anerkannt werden müssen. Damit wird verhindert, dass Erben doppelt belastet werden – einerseits durch die Anrechnung von Sachleistungsansprüchen und andererseits durch unzureichend berücksichtigte Ausgaben.
Dieses Urteil sollte auch als Anstoß für eine breitere Diskussion über die Angemessenheit von Pauschalen im Steuerrecht dienen. Pauschalbeträge sind oft praxisnah, können jedoch in individuellen Fällen zu ungerechten Ergebnissen führen. Eine flexiblere Regelung, die den realen Aufwand berücksichtigt, wäre ein sinnvoller Schritt.
Erben sollten aus diesem Urteil lernen, die Abwicklung von Nachlässen sorgfältig zu planen und die tatsächlichen Kosten präzise zu dokumentieren. Steuerberater sind gefordert, ihre Mandanten auf diese Möglichkeiten hinzuweisen, um unnötige steuerliche Belastungen zu vermeiden.
Umsatzsteuer und Wohnungsvermietung: Neue Hürden für Investitionen in Nachhaltigkeit
Die Vermietung von Wohnraum ist in Deutschland traditionell von der Umsatzsteuer befreit, was sie für viele Eigentümer zu einem steuerlich unkomplizierten Geschäftsmodell machte. Diese Praxis könnte jedoch durch ein aktuelles Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) ins Wanken geraten. Die Entscheidung betrifft den Vorsteuerabzug für Ausgaben, die in direktem Zusammenhang mit umsatzsteuerfreien Tätigkeiten stehen – ein Umstand, der sich auch auf Vermieter auswirken dürfte.
Konkret bedeutet das: Vermieter, die in energetische Modernisierungen wie den Einbau von Heizungsanlagen oder die Installation von Photovoltaik-Anlagen investieren, könnten künftig keinen Vorsteuerabzug mehr geltend machen, wenn die Mieteinnahmen weiterhin steuerfrei bleiben. Das Urteil stützt sich auf den Grundsatz, dass die Umsatzsteuerbefreiung auch Einschränkungen beim Vorsteuerabzug mit sich bringt.
Dies hat weitreichende Folgen, insbesondere für Vermieter, die auf Nachhaltigkeit setzen oder gesetzliche Anforderungen wie die Umstellung auf klimafreundliche Heizsysteme erfüllen müssen. Bereits jetzt sorgt die Entscheidung für Unsicherheit. Steuerberater warnen davor, dass diese Regelung insbesondere kleine Vermieter treffen könnte, deren Gewinnmargen ohnehin schmal sind. Ein Vermieter, der beispielsweise eine neue Wärmepumpe für sein Mietobjekt installiert, könnte die Mehrwertsteuer auf die Anschaffungskosten nicht zurückfordern, was zu deutlich höheren Investitionskosten führt.
Die Immobilienbranche kritisiert, dass die Entscheidung die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen im Gebäudesektor behindern könnte. Dies stehe im Widerspruch zu politischen Zielen wie der Erreichung von CO₂-Neutralität bis 2045. Vertreter von Eigentümerverbänden fordern deshalb eine Anpassung der deutschen Steuerregelungen, um die Nachteile für Vermieter zu minimieren. Dabei geht es nicht nur um die Förderung von Investitionen in nachhaltige Technologien, sondern auch um die Wahrung der sozialen Verantwortung, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und zu erhalten.
Die Bundesregierung steht vor der Herausforderung, die Rechtsprechung des EuGH in nationales Recht umzusetzen, ohne dabei den Gebäudesektor finanziell zu belasten oder wichtige Klimaziele zu gefährden. Denkbar wäre, eine Option zur freiwilligen Umsatzsteuerpflicht für Vermieter einzuführen, die nachhaltige Investitionen fördern könnte. Doch bisher bleiben konkrete Lösungen aus.
Fachleute warnen davor, dass die Unsicherheiten zu einem Investitionsstopp führen könnten, insbesondere bei kleineren Eigentümern. Gleichzeitig könnte der Markt für erneuerbare Energien und innovative Gebäudetechnologien ins Stocken geraten. Für viele Vermieter stellt sich die Frage: Lohnt sich der finanzielle Mehraufwand, oder wird die Umsetzung nachhaltiger Projekte zur ökonomischen Sackgasse?
Die jüngste Rechtsprechung des EuGH zur Umsatzsteuerfreiheit bei der Wohnungsvermietung wirft ein Schlaglicht auf ein lange vernachlässigtes Thema. Was auf den ersten Blick wie eine juristische Feinheit wirkt, könnte in der Praxis tiefgreifende Konsequenzen für Vermieter und den Wohnungsmarkt insgesamt haben.
Der Wegfall des Vorsteuerabzugs für Investitionen in umsatzsteuerbefreite Mietobjekte trifft Vermieter besonders hart, die gesetzliche Anforderungen oder ökologische Standards erfüllen wollen. Gerade kleinere Vermieter, die nur ein oder zwei Objekte besitzen, stehen vor der Herausforderung, mit begrenzten Ressourcen größere Investitionen zu stemmen. Ohne die Möglichkeit, die Vorsteuer abzuziehen, steigen die Kosten erheblich – ein Problem, das durch die ohnehin steigenden Bau- und Materialkosten verschärft wird.
Besonders besorgniserregend ist der Widerspruch zu den Klimazielen der Bundesregierung. Der Gebäudesektor spielt eine zentrale Rolle bei der Reduktion von CO₂-Emissionen. Wer Vermietern durch steuerliche Hürden den Zugang zu nachhaltigen Technologien erschwert, bremst nicht nur deren individuelle Klimaschutzbemühungen, sondern auch den Fortschritt auf nationaler Ebene. Angesichts der bevorstehenden Umstellung auf erneuerbare Energien in Gebäuden ist diese Entscheidung kontraproduktiv.
Die Politik steht vor einem Dilemma: Die Umsetzung der EuGH-Rechtsprechung ist unausweichlich, doch sie muss so gestaltet werden, dass Vermieter nicht übermäßig belastet werden. Eine Option zur freiwilligen Umsatzsteuerpflicht für Wohnungsvermieter wäre ein erster Schritt, um den Vorsteuerabzug weiterhin zu ermöglichen und nachhaltige Investitionen attraktiv zu machen. Zusätzlich wäre eine klare steuerliche Förderung von Modernisierungen wie Photovoltaik oder Wärmepumpen notwendig, um die soziale und ökologische Verantwortung in Einklang zu bringen.
Letztlich wird auch die Frage der Rechtssicherheit eine entscheidende Rolle spielen. Vermieter und Investoren brauchen Planungssicherheit, um langfristige Entscheidungen treffen zu können. Ohne eine rasche Klärung droht ein Investitionsstau, der nicht nur den Wohnungsmarkt, sondern auch die Energiewende erheblich beeinträchtigen könnte. Es liegt nun an der Politik, pragmatische und nachhaltige Lösungen zu finden, um den Gebäudesektor zu stärken und den Bedürfnissen von Mietern und Vermietern gleichermaßen gerecht zu werden.
Apothekertag: Delegierte fordern Stärkung der Hauptversammlung statt Entmachtung"
Die geplante Satzungsänderung der ABDA sorgt weiterhin für erhebliche Spannungen in der Berufspolitik. Beim Deutschen Apothekertag in München haben die Delegierten mit einem Adhoc-Antrag ein starkes Zeichen gesetzt: Sie verlangen nicht nur die Rücknahme der Reform, sondern auch eine umfassende Prüfung, wie die Hauptversammlung als zentrales Organ der Apothekerschaft gestärkt werden kann. Der Antrag, eingebracht vom hessischen Kammerdelegierten Dr. Robin Brünn, erhielt deutliche Unterstützung und zeigt die tiefe Unzufriedenheit innerhalb des Berufsstandes mit der bisherigen Entwicklung.
Nach der geplanten Reform sollen die Beschlüsse des Apothekertags künftig nicht mehr bindend für die ABDA sein, zudem verliert die Hauptversammlung ihren Status als Organ der Standesvertretung. Diese Änderungen stoßen jedoch auf Widerstand. Brünn, der den Antrag formulierte, kritisierte, dass die geplante Satzungsänderung die Transparenz der Entscheidungsprozesse gefährde und die Basis der Apothekerinnen und Apotheker weiter von ihrer berufspolitischen Vertretung entferne. Stattdessen fordert er, den Apothekertag zu einem schlagkräftigen und demokratisch legitimierten Organ weiterzuentwickeln. Konkrete Vorschläge, wie etwa die Einführung eigener Satzungen oder die direkte Wahl des ABDA-Vorstands durch die Delegierten, sollen geprüft werden.
Die Delegierten verabschiedeten den umfassenderen Antrag, während ein alternativer Vorschlag, der lediglich die Rücknahme der Satzungsänderung vorsah, keine Abstimmung mehr erhielt. Die Kritik richtet sich jedoch nicht nur gegen die geplante Reform, sondern auch gegen die bestehende Intransparenz innerhalb der ABDA. „Berufspolitik darf nicht hinter verschlossenen Türen stattfinden“, warnte Brünn. Auch in den Reihen der Mitgliedsorganisationen mehren sich kritische Stimmen.
Die ABDA-Mitgliederversammlung steht nun vor einer entscheidenden Weichenstellung. Zwar sieht die Rechtsabteilung der ABDA keine Bindungswirkung des Adhoc-Antrags, doch die Forderungen der Delegierten und die öffentliche Aufmerksamkeit erhöhen den Druck auf die Verantwortlichen, die Kritik ernst zu nehmen. Wie die Mitgliederversammlung mit dem Prüfauftrag umgehen wird, bleibt vorerst offen.
Für Apothekerinnen und Apotheker sind die Entwicklungen von weitreichender Bedeutung. Die Frage, ob die Hauptversammlung künftig gestärkt oder weiter geschwächt wird, könnte die Richtung der Berufspolitik nachhaltig beeinflussen. Die Delegierten haben klar gemacht, dass sie die Entmachtung der Hauptversammlung nicht kampflos hinnehmen wollen.
Die Debatte um die Hauptversammlung der Apothekerschaft ist symptomatisch für ein tiefer liegendes Problem: die wachsende Kluft zwischen den berufspolitischen Gremien und der Basis. Dass die Delegierten des Apothekertags mit einer klaren Mehrheit für die Stärkung der Hauptversammlung gestimmt haben, zeigt den Wunsch nach mehr Mitbestimmung und Transparenz.
Die ABDA täte gut daran, diesen Impuls nicht als bloßen Widerstand abzutun, sondern als Chance zu sehen. Die Hauptversammlung könnte, bei entsprechender Weiterentwicklung, ein modernes und demokratisches Forum für die Apothekerschaft werden. Statt Entscheidungsprozesse weiter zu zentralisieren, sollte die Standesvertretung die Delegierten und damit die Basis stärker einbinden. Nur so kann die ABDA ihre Legitimation bewahren und das Vertrauen der Apothekerschaft zurückgewinnen.
Die Apothekerinnen und Apotheker erwarten zu Recht, dass ihre Anliegen nicht hinter verschlossenen Türen verhandelt werden. Die Berufspolitik braucht keine weiteren Hürden, sondern eine offene und nachvollziehbare Struktur. Der Adhoc-Antrag ist ein deutliches Signal: Die Basis will gehört werden – und das sollte die ABDA ernst nehmen, bevor der Graben zwischen Standesvertretung und Berufsstand unüberwindbar wird.
Indigene Wissenschaft und westliche Forschung: Ein Vergleich zweier Welten
Die indigene Wissenschaft, insbesondere das Lakota-System, bietet einen tiefgreifenden Einblick in alternative Ansätze der Wissensschaffung und -nutzung, die sich fundamental von westlichen Modellen unterscheiden. Yvette Running Horse Collin, sowohl in der westlichen Wissenschaft als auch im Lakota-System ausgebildet, beschreibt in einem Interview mit „Science“ die Eigenheiten und Stärken des Lakota-Ansatzes. Dieser betont die ganzheitliche Verbindung zwischen Mensch, Natur und Wissenschaft, während westliche Methoden häufig auf objektiver Distanz und Spezialisierung basieren.
Im Kern unterscheidet sich die indigene Wissenschaft durch ihren dynamischen Charakter und ihre enge Verflechtung mit dem Leben. Forschung ist hier keine isolierte Aktivität, sondern ein integraler Bestandteil der Lebenspraxis. Lakota-Wissenschaftler betrachten sich als Teilnehmer eines größeren Netzwerks von Lebensformen und stellen sicher, dass ihre Erkenntnisse verantwortungsvoll und im Einklang mit der Umwelt angewendet werden.
Ein wesentlicher Unterschied zeigt sich im Peer-Review-Prozess. Während westliche Wissenschaft auf anonyme Gutachten setzt, erfolgt die Qualitätssicherung im Lakota-System durch eine persönliche Überprüfung durch Wissensbewahrer. Dabei wird nicht nur das Verständnis des Wissenschaftlers, sondern auch dessen Charakter und Verantwortungsbewusstsein bewertet. Dieses Prinzip stellt sicher, dass Forschungsergebnisse sowohl ethisch fundiert als auch praxisrelevant sind.
Running Horse Collin betont zudem, dass das Lakota-System alle Lebensformen als gleichwertig betrachtet. In Experimenten oder Forschungen wird keine Hierarchie zwischen Mensch, Tier, Pflanze oder Element gezogen. Dieser Ansatz könnte, so Collin, auch der westlichen Wissenschaft Impulse geben, insbesondere in Bereichen wie Nachhaltigkeit und Naturschutz.
Dennoch bleibt die indigene Wissenschaft häufig ungehört. Kolonialpolitik und gesellschaftliche Marginalisierung haben lange Zeit verhindert, dass indigene Ansätze global anerkannt wurden. Dies führt dazu, dass indigene Völker ihre Erkenntnisse oft nicht in größeren wissenschaftlichen Kontexten einbringen können.
Collin fordert deshalb eine stärkere Zusammenarbeit zwischen westlichen und indigenen Wissenschaftlern. Beide Systeme könnten voneinander lernen und durch ihren Austausch transformative Veränderungen bewirken. Die westliche Wissenschaft könnte von der ganzheitlichen Perspektive indigener Ansätze profitieren, während indigene Völker Unterstützung bei der weltweiten Kommunikation ihrer Ideen erhalten.
„Wir dienen dem Leben“, fasst Collin die Essenz des Lakota-Wissenschaftssystems zusammen. Diese Verantwortung, gepaart mit einem Verständnis für die Verflechtungen des Lebens, bietet nicht nur eine Alternative, sondern möglicherweise eine dringend notwendige Ergänzung zur westlichen Wissenschaft.
Die Perspektive indigener Wissenschaft wie der des Lakota-Systems ist eine wertvolle Erinnerung daran, dass Wissen nicht nur im Labor, sondern auch in der Natur und im Leben selbst entsteht. In einer Zeit, in der westliche Wissenschaft trotz ihrer Errungenschaften oft an gesellschaftlicher Akzeptanz verliert, könnte die Integration indigener Ansätze frischen Wind bringen. Es ist eine Wissenschaft, die nicht nur beobachtet, sondern lebt, nicht nur analysiert, sondern verantwortungsvoll handelt.
Die Herausforderung liegt darin, diese Systeme auf Augenhöhe zusammenzubringen. Der westlichen Wissenschaft fällt es schwer, alternative Ansätze als gleichwertig anzuerkennen. Doch genau hier liegt die Chance: Ein Austausch, der die Stärken beider Systeme vereint, könnte Lösungen für globale Probleme wie Klimawandel und soziale Ungleichheit hervorbringen.
Die Welt kann es sich nicht leisten, weiterhin wegzuhören. Indigene Wissenschaftler wie Running Horse Collin zeigen uns, wie Wissenschaft mit Ethik, Verantwortung und Respekt verbunden werden kann. Es ist ein Modell, das uns lehrt, dass der Mensch nicht getrennt von der Natur existiert – eine Lektion, die heute wichtiger ist denn je.
Von Engin Günder, Fachjournalist