Glosse: Pillen statt Pommes
Die Apothekenwelt steht Kopf. Während die klassische Offizin mit Fachpersonal und handgeschriebener Beratung langsam in die Bedeutungslosigkeit abrutscht, hat sich die Idee der Terminalapotheke als vermeintlicher Heilsbringer herauskristallisiert. Man könnte meinen, die Digitalisierung sei über Nacht zur Wunderwaffe gegen den Niedergang der Arzneimittelversorgung geworden. Doch wie so oft liegt auch hier die Wahrheit irgendwo zwischen Utopie und Kuriosität.
An jeder Ecke sprießen sie aus dem Boden: Apothekenterminals, die sich nahtlos in die Alltagswelt einfügen. Fahrkartenautomaten wurden kurzerhand umfunktioniert. Wo früher das nervige Piepen beim Deutschlandticket-Kauf die Geduld strapazierte, wird nun diskret ein Hustensaft in den virtuellen Einkaufswagen gelegt. Einziger Wermutstropfen: Die ICE-Apotheken punkten zwar mit einem schicken Design, aber ihre Lieferzeiten orientieren sich leider an den berühmt-berüchtigten Zugverspätungen. Ein Schmerzmittel gegen Wartezeitfrustration könnte hier das meistverkaufte Produkt werden.
Auch in der Gastronomie hat man das Potenzial erkannt. Bei McDonald's gibt es jetzt statt Menüvorschlägen personalisierte Medikationspläne auf der großen Tafel. Ein "BigMacillin" gefällig? Pommes gegen Pillen, lautet die Devise, und man fragt sich, ob der nächste Werbeslogan "Gesundheit für alle – aber bitte zum Mitnehmen" lauten könnte.
Selbst die schwedischen Einrichtungsgiganten haben sich ins Spiel gebracht. Bei Ikea werden Arzneimittelkäufe zu einer Art Exit-Game: Wer seine Hausapotheke nicht aufstockt, bleibt im Self-Checkout gefangen. Kunden berichten von einer seltsamen Befriedigung, wenn sie nach dem Kauf von Aspirin endlich das ersehnte Piepen hören und mit ihrer neuen Kommode nach Hause dürfen. Ob das nun ein Trick zur Verkaufsförderung oder ein innovativer Beitrag zur Gesundheitsvorsorge ist, bleibt wohl Ikea-Geheimnis.
Aber auch für die Freizeitgestaltung ist gesorgt. Während der Trockenhaube beim Friseur lassen sich bequem E-Rezepte einlösen – ein Service, der sogar eingefleischte Zeitschriftenleser verstummen lässt. In Clubs hingegen ist der Zugang noch niederschwelliger: Direkt hinter dem Türsteher wartet der "Elektrolytomat" auf durstige Feiernde, die ihre Partynacht mit einer Packung Elotrans retten wollen. Und wer lieber Oper statt Club mag, wird auch nicht enttäuscht. Zwischen den Arien gibt es jetzt eine kurze "Rezeptpause" – ganz diskret neben der Bühne. Tosca? Nein, Tavor.
Das absolute Highlight ist jedoch der mobile Service: Apothekenterminals auf Bofrost-Autos. Während Tiefkühlpizza und Eis an die Haustür geliefert werden, können Kunden ihre Medikamente direkt mitbestellen. Was wie ein Werbegag klingt, ist bereits Realität. Fraglich bleibt allerdings, ob man bei der Wahl zwischen Vanilleeis und Vitamin D jemals die richtige Entscheidung treffen kann.
Doch wo Licht ist, da ist auch Schatten. Nicht selten kommt es zu erbitterten Revierkämpfen. In Kamp-Bornhofen, einem beschaulichen Örtchen in Rheinland-Pfalz, haben gleich zwei Apotheker ihre digitalen Claims abgesteckt. Was nach einer modernen Lösung klingt, sorgt vor Ort für eine Art Wildwest-Atmosphäre. Der Bildschirmkrieg ist eröffnet, und man fragt sich, wann die ersten Rabattcoupons wie Konfetti durch die Straßen fliegen.
Eines ist klar: Die Apothekenterminals sind gekommen, um zu bleiben. Doch bei aller Innovation bleibt ein fader Beigeschmack. Kann ein Bildschirm das freundliche Lächeln und die kompetente Beratung einer Apothekerin ersetzen? Wohl kaum. Und während Gesundheitsminister Lauterbach sich in Interviews als Retter der Gesundheitsversorgung inszeniert, murmeln viele leise: Lieber eine echte Apotheke als eine noch so glänzende Attrappe. Aber wer hört im digitalen Getöse schon leise Stimmen?
Systematischer Betrug: Apothekerin kämpft gegen finanzielle und juristische Folgen
In einer Bremer Apotheke wurde eine approbierte Mitarbeiterin entlassen, nachdem sie über zwei Jahre hinweg systematisch die Preise im internen System zu ihren Gunsten manipuliert hatte. Der Betrug, der sich auf erhebliche Summen beläuft, blieb lange unentdeckt und stellte die Inhaberin vor massive finanzielle Verluste. Die betroffene Apothekerin reagierte nach der Entdeckung mit einer fristlosen Kündigung.
Doch damit endete der Fall nicht. Die ehemalige Mitarbeiterin, die eine Aufhebungsvereinbarung gefordert hatte, erhielt von der Inhaberin eine klare Absage. Kurz darauf ging ein anwaltliches Schreiben ein, in dem die Ex-Angestellte behauptete, sie sei während ihrer Beschäftigung nicht korrekt entlohnt worden. Diese Wendung bringt die Apothekerin zusätzlich in eine juristisch komplizierte Lage.
Die Mitarbeiterin hat inzwischen eine neue Stelle gefunden, während die Apothekerin weiterhin mit den Folgen des Betrugs kämpft. Der Vorfall zeigt, wie wichtig es für Apotheken ist, interne Abläufe streng zu kontrollieren und sich durch gezielte Maßnahmen, wie eine Vertrauensschaden-Versicherung, gegen Vermögensschäden abzusichern. Solche Versicherungen können helfen, die wirtschaftlichen Folgen abzufedern, ersetzen jedoch nicht die Notwendigkeit eines durchdachten Risikomanagements.
Dieser Fall aus Bremen ist ein ernüchterndes Beispiel dafür, wie schwerwiegend die Folgen von Vertrauensmissbrauch für Apothekenbetreiber sein können. Die finanziellen Verluste sind nur ein Teil des Problems. Der Vertrauensverlust innerhalb des Teams und die juristischen Komplikationen belasten den Betrieb oft noch stärker und langfristiger.
Apothekenbetreiber müssen sich bewusst sein, dass selbst bei gutem Teamklima und hoher Fachkompetenz interne Kontrollmechanismen unverzichtbar sind. Regelmäßige Prüfungen der Warenwirtschaft, klare Rollenverteilungen und eingeschränkte Zugriffsrechte sind essenzielle Maßnahmen, um Missbrauch vorzubeugen. Zudem sollte das Vier-Augen-Prinzip für besonders sensible Aufgaben zur Standardpraxis gehören.
Eine Vertrauensschaden-Versicherung stellt eine wichtige Schutzmaßnahme dar. Sie bietet finanzielle Entlastung, wenn es zu einem Vorfall kommt, und hilft, den Betrieb in einer Krisensituation handlungsfähig zu halten. Doch Prävention bleibt der Schlüssel: Je klarer die internen Prozesse definiert sind, desto geringer ist das Risiko, dass es überhaupt zu einem Missbrauch kommt.
Dieser Fall mahnt Apothekenbetreiber auch dazu, rechtzeitig rechtliche und betriebswirtschaftliche Beratung in Anspruch zu nehmen. Die Kombination aus juristischen Auseinandersetzungen und wirtschaftlichem Schaden kann schnell existenzbedrohende Ausmaße annehmen. Deshalb sollten Betreiber nicht nur in ihre fachliche Expertise, sondern auch in den Schutz und die Sicherheit ihres Betriebs investieren. Vertrauen ist die Grundlage für jedes erfolgreiche Team – doch es muss durch klare Strukturen geschützt werden.
Apotheken: Retter in der Not und unverzichtbare Anlaufstellen
Apotheken sind die erste Adresse für viele Menschen, wenn es um gesundheitliche Fragen geht – oft sogar dann, wenn Arztpraxen längst geschlossen sind. Stephanie Isensee, Inhaberin der Pregizer Apotheke in Pforzheim, bringt diese Rolle treffend auf den Punkt: „Apotheken retten Leben, jeden Tag.“
Für sie und ihr Team ist das keine leere Phrase, sondern gelebte Realität. Gerade in Zeiten überfüllter Arztpraxen, langer Wartezeiten und knapper medizinischer Ressourcen seien Apotheken unverzichtbar. „Wir sind die erste Anlaufstelle, die Menschen hilft, wenn sie keine zeitnahen Arzttermine erhalten können“, sagt sie. Dabei geht es längst nicht nur um die Abgabe von Medikamenten. Isensee beschreibt ihre Apotheke als „Gesundheitslotsen“, die Patienten Orientierung geben, kritische Situationen erkennen und oft die entscheidende Brücke zur ärztlichen Versorgung schlagen.
Um die Relevanz der Vor-Ort-Apotheken greifbar zu machen, hat Isensee im Rahmen der Kampagne „Mission. Apotheke vor Ort“ drei ihrer Patienten eingeladen, ihre persönlichen Erfahrungen zu teilen. Ein 72-jähriger Mann berichtet, wie er bei einer Medikationsüberprüfung vor potenziell lebensgefährlichen Wechselwirkungen gewarnt wurde. Eine junge Mutter schildert, wie sie mitten in der Nacht dringend ein fiebersenkendes Mittel für ihr Kind benötigte, das sie in der Notdienstapotheke erhielt. Und eine Patientin mit chronischer Erkrankung erzählt, wie die individuelle Anfertigung ihrer Medikamente in der Apotheke ihr Leben erleichtert.
Solche Beispiele zeigen eindrucksvoll, wie essenziell Apotheken für die Gesundheitsversorgung sind. Doch die Herausforderungen, denen sich Apothekerinnen und Apotheker stellen müssen, wachsen. Lieferengpässe, bürokratische Hürden und wirtschaftliche Belastungen setzen vielen Betrieben zu. „Wir wollen auch in Zukunft für unsere Patienten da sein, aber dafür brauchen wir die richtigen Rahmenbedingungen“, mahnt Isensee.
Neben der alltäglichen Versorgung übernehmen Apotheken auch gesellschaftliche Aufgaben, etwa in der Prävention oder der Versorgung vulnerabler Gruppen. Insbesondere in ländlichen Regionen sind sie oft der einzige Gesundheitsdienstleister, der für die Bevölkerung direkt erreichbar ist.
Doch ohne politische Unterstützung, warnt Isensee, werde diese wichtige Rolle langfristig in Gefahr geraten. „Unsere Arbeit geht weit über das hinaus, was viele denken. Es ist nicht nur ein Beruf, es ist eine Berufung – für die Menschen, die auf uns zählen.“
Die Worte „Apotheken retten Leben“ mögen zunächst plakativ klingen, doch sie spiegeln eine Realität wider, die im hektischen Alltag leicht übersehen wird. Apotheken leisten täglich einen unschätzbaren Beitrag zur Gesundheitsversorgung in Deutschland. Sie stehen nicht nur für die schnelle Bereitstellung von Medikamenten, sondern auch für fundierte Beratung, Prävention und individuelle Betreuung.
Gerade in einem Gesundheitssystem, das zunehmend an seine Kapazitätsgrenzen stößt, sind Apotheken oft die einzige Hoffnung für Patienten, die dringend Hilfe benötigen. Die Beispiele aus der Pregizer Apotheke zeigen, wie vielfältig und wichtig die Aufgaben von Apotheken sind: von der schnellen Hilfe in Akutsituationen bis zur langfristigen Betreuung chronisch kranker Menschen.
Doch diese essenzielle Funktion wird durch zahlreiche Herausforderungen bedroht. Apothekerinnen und Apotheker kämpfen mit Bürokratie, Lieferengpässen und stagnierenden Honoraren. Hinzu kommt der zunehmende Fachkräftemangel, der die Arbeit vieler Teams erschwert. Diese Probleme sind keine abstrakten Zukunftsszenarien – sie sind Realität und betreffen die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung.
Die Politik ist in der Pflicht, die Apothekenlandschaft zu stärken. Das bedeutet nicht nur, bürokratische Belastungen zu reduzieren und faire Vergütungen zu gewährleisten, sondern auch, die Digitalisierung sinnvoll voranzutreiben, ohne zusätzliche Hürden zu schaffen. Gleichzeitig muss das Bewusstsein in der Gesellschaft geschärft werden, welche Rolle Apotheken tatsächlich spielen.
Es geht um mehr als die Verfügbarkeit von Medikamenten. Apotheken sind Vertrauensorte, die für viele Menschen einen entscheidenden Unterschied machen – sei es in der Nacht, am Wochenende oder in kritischen Momenten, in denen schnelle Hilfe zählt.
Die Kampagne „Mission. Apotheke vor Ort“ zeigt, dass es nicht nur um den Erhalt eines Berufsstandes geht, sondern um die Sicherung eines zentralen Pfeilers der Gesundheitsversorgung. Wer die Bedeutung von Apotheken unterschätzt, riskiert nicht weniger als die Gesundheit vieler Menschen. Die Unterstützung dieser Institutionen ist keine Option, sondern eine Notwendigkeit – für heute und für die Zukunft.
Apotheken in der Krise: Bürokratie, Fachkräftemangel und Wettbewerbsdruck gefährden Zukunft
Deutschlands Apotheken stehen zunehmend unter Druck: Eine Umfrage der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (Apobank) verdeutlicht die massiven Herausforderungen, mit denen niedergelassene Heilberufler konfrontiert sind. Zwei Drittel der Befragten – darunter Apotheker, Haus- und Fachärzte sowie Zahnärzte – sehen erhebliches Potenzial zur Optimierung ihrer Arbeitsabläufe und ihres Leistungsangebots. Doch Zeit- und Personalmangel lassen wenig Spielraum für strategische Weiterentwicklung. Besonders betroffen sind Apotheken, in denen rund 30 Prozent der Arbeitszeit auf Verwaltungstätigkeiten entfallen – ein Spitzenwert im Vergleich zu Arzt- und Zahnarztpraxen.
Neben den administrativen Aufgaben bleibt den Apothekeninhabern kaum Zeit für zentrale betriebliche Aktivitäten. Während 43 Prozent der Arbeitszeit auf die Kundenberatung entfallen, stehen für die strategische Weiterentwicklung des Betriebs nur sechs Prozent zur Verfügung, für die Mitarbeiterführung sieben Prozent und für Fortbildungen lediglich fünf Prozent. Dabei sehen die meisten Apotheker dringenden Handlungsbedarf, um wettbewerbsfähig zu bleiben und auf veränderte Marktanforderungen zu reagieren.
Die Konkurrenz durch den Versandhandel verschärft die Situation zusätzlich. Um ihre Position zu behaupten, setzen 88 Prozent der Apotheken auf Botendienste, während 65 Prozent innovative pharmazeutische Dienstleistungen (pDL) anbieten, um Kunden zu binden und neue Zielgruppen zu erschließen. Dennoch bleibt der Fachkräftemangel eines der größten Probleme. Laut der Umfrage berichten 42 Prozent der Apotheken von offenen Stellen. Die Besetzung dauert im Durchschnitt zehn Monate – länger als in Haus- und Zahnarztpraxen, wo die Personalsuche sieben bis acht Monate in Anspruch nimmt. Die besonders gefragten Pharmazeutisch-technischen Assistenten (PTA) und angestellten Apotheker sind oft schwer zu finden, was die ohnehin angespannte Situation zusätzlich belastet.
Die Umfrage zeigt, dass auch Arzt- und Zahnarztpraxen ähnliche Probleme haben. Hausärzte, die durchschnittlich 1400 Patienten pro Quartal versorgen, stoßen vielerorts an ihre Kapazitätsgrenzen. Ein Fünftel der befragten Praxen nimmt keine neuen Patienten mehr auf. Verwaltungsaufgaben machen hier etwa 18 Prozent der Arbeitszeit aus, während 68 Prozent der Zeit auf die Patientenversorgung entfallen. Fachärzte und Zahnärzte berichten von vergleichbaren Belastungen, wobei Zahnärzte mit knapp 50 Prozent die höchsten Schwierigkeiten bei der Personalgewinnung haben. Im Durchschnitt dauert die Suche nach geeignetem Personal in Zahnarztpraxen sieben Monate.
Die Apobank-Experten betonen, dass gezielte Modernisierungsmaßnahmen, eine intensivere Kostenkontrolle und effizientere Prozessgestaltung helfen könnten, den Teufelskreis aus Überlastung und fehlenden Ressourcen zu durchbrechen. Doch diese Ansätze sind oft schwer umsetzbar, wenn der Alltag von bürokratischen Anforderungen und akutem Personalmangel geprägt ist. „Ein modernes Arbeitsumfeld und wirtschaftliche Stabilität sind essenziell, um Mitarbeiter zu gewinnen und langfristig zu binden“, erklärt Daniel Zehnich, Leiter des Bereichs Gesundheitsmarkt und Beteiligungen bei der Apobank.
Der Bericht macht deutlich, dass die Branche dringend Entlastung durch Bürokratieabbau und bessere Rahmenbedingungen für die Personalgewinnung benötigt. Ohne grundlegende Reformen drohen nicht nur eine Verschärfung des Fachkräftemangels, sondern auch langfristige Einbußen bei der Versorgungsqualität für Patienten.
Die Ergebnisse der Apobank-Umfrage zeichnen ein alarmierendes Bild der aktuellen Lage in Deutschlands Apotheken und Praxen. Der Alltag vieler Heilberufler ist von einer hohen Arbeitsbelastung, bürokratischen Anforderungen und einem chronischen Mangel an Fachkräften geprägt. Gleichzeitig fordert der zunehmende Wettbewerb durch den Versandhandel kreative und nachhaltige Lösungen, um die Vor-Ort-Versorgung zu sichern. Doch genau hier liegt das Problem: Die nötigen Ressourcen, um strategische Veränderungen einzuleiten, fehlen.
Besonders dramatisch ist die Situation in Apotheken. Sie stehen nicht nur unter wirtschaftlichem Druck, sondern auch vor der Herausforderung, ihren Betrieb trotz begrenzter Personalressourcen und hoher administrativer Belastung aufrechtzuerhalten. Die Tatsache, dass ein Drittel der Arbeitszeit für Verwaltungstätigkeiten aufgewendet wird, ist ein klarer Indikator dafür, dass hier dringend Reformen notwendig sind. Die digitale Transformation könnte ein Schlüssel zur Entlastung sein, doch auch hierfür fehlt vielen Apotheken die Zeit und das Kapital.
Ein weiterer besorgniserregender Aspekt ist der Fachkräftemangel. Es ist kein Zufall, dass Apotheker länger nach qualifiziertem Personal suchen müssen als Ärzte oder Zahnärzte. Der Beruf des PTA, der eine zentrale Rolle im Apothekenalltag spielt, wird zunehmend unattraktiv, da die Arbeitsbedingungen in vielen Apotheken nicht den modernen Anforderungen an Work-Life-Balance und Gehalt entsprechen. Ohne eine Reform der Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen droht eine Verschärfung dieses Problems.
Auch die Politik steht in der Verantwortung. Während große Reformprojekte wie das Apothekenreformgesetz (ApoRG) diskutiert werden, fehlt es an konkreten Maßnahmen, die die Apotheken im Alltag entlasten. Ein Bürokratieabbau, der Apotheken Zeit für ihre Kernaufgaben schafft, ist ebenso überfällig wie ein langfristiger Plan zur Förderung von Fachkräften in der Branche. Die Einführung finanzieller Anreize für PTA, beispielsweise durch Zuschüsse für Weiterbildungen oder attraktivere Einstiegsgehälter, könnte ein erster Schritt sein.
Die aktuelle Krise ist ein Teufelskreis: Ohne genügend Personal bleibt keine Zeit für strategische Weiterentwicklung, und ohne Weiterentwicklung bleiben Apotheken langfristig unter Druck. Wenn es der Politik und den Apotheken nicht gelingt, diesen Kreislauf zu durchbrechen, droht ein schleichender Verlust an Wettbewerbsfähigkeit und letztlich eine Schwächung der flächendeckenden Versorgung. Jetzt ist der Zeitpunkt, klare Signale zu setzen und die Apotheken nicht allein im Hamsterrad zurückzulassen.
Kundenansturm in Hamburger Apotheke: Influencer schafft Rekordumsätze und neue Zielgruppen
Ein regelrechter Besucheransturm prägte das vergangene Wochenende in der An der Alster Apotheke in Hamburg. Der Grund: Friseurmeister und Instagram-Influencer Dejan Garz, bekannt für seine Expertise in Haar- und Hautpflege, war vor Ort, um im Auftrag der Marke Eucerin (Beiersdorf) Kunden zu beraten. Mit mehr als einer Million Followern auf Instagram hatte Garz eine große Anziehungskraft auf Fans, die aus Hamburg und sogar aus umliegenden Städten extra angereist waren, um den prominenten Experten persönlich zu treffen.
Die Aktion, die in Zusammenarbeit zwischen Eucerin und dem Apothekeninhaber Mohamad Chikh Saleh organisiert wurde, stellte sämtliche bisherigen Events der Apotheke in den Schatten. „Die Resonanz war überwältigend. Schon vor der Eröffnung bildete sich eine lange Schlange vor der Apotheke“, berichtete Chefkosmetikerin Birte Bauszus. Während der Beratung von Garz kamen die Kunden nicht nur in Kontakt mit den beworbenen Produkten, sondern erhielten auch individuelle Pflegetipps.
Die Veranstaltung führte zu einem außergewöhnlich hohen Umsatz. „Unser Tagesumsatz war weit überdurchschnittlich – etwa drei Mal höher als an einem normalen Tag“, so Bauszus. Besonders beliebt waren die von Garz empfohlenen Produkte aus der Eucerin-Linie, die für verschiedene Hautbedürfnisse maßgeschneidert sind.
Neben dem wirtschaftlichen Erfolg erzielte die Apotheke durch das Event auch eine stärkere Sichtbarkeit bei einer jüngeren, digitalaffinen Zielgruppe. „Viele der Besucher haben Fotos und Videos gemacht, die sie anschließend in den sozialen Medien teilten. Dadurch haben wir nicht nur die Teilnehmer vor Ort erreicht, sondern eine deutlich größere Reichweite in den Netzwerken generiert“, ergänzte Apothekenleiter Mohamad Chikh Saleh.
Die Aktion zeigte auch, wie Influencer-Marketing den stationären Handel in Zeiten des E-Commerce beleben kann. Gleichzeitig profitierte die Apotheke von ihrer beratungsintensiven Ausrichtung. „Es wurde deutlich, dass Kunden die persönliche Ansprache und die Fachkompetenz der Apotheke schätzen – ein Vorteil, den reine Online-Anbieter nicht bieten können“, betonte Bauszus.
Die Initiative der An der Alster Apotheke, einen Social-Media-Star wie Dejan Garz einzusetzen, ist ein Paradebeispiel für modernes Marketing im Apothekenwesen. Sie kombiniert die Stärken der stationären Apotheke – nämlich persönliche Beratung und Fachwissen – mit der enormen Reichweite und emotionalen Bindung, die Influencer auf digitalen Plattformen erzeugen können.
Dabei zeigt sich, dass die Kooperation mit einem Influencer nicht nur ein kurzfristiger Verkaufsanreiz ist, sondern langfristig eine strategische Investition darstellen kann. Durch die erhöhte Aufmerksamkeit konnte die Apotheke eine jüngere Zielgruppe erreichen, die üblicherweise weniger häufig in Apotheken anzutreffen ist. Diese Zielgruppe wird durch die persönliche Beratung vor Ort und die Möglichkeit, hochwertige Produkte direkt zu erwerben, angesprochen.
Gleichzeitig werden jedoch auch Herausforderungen deutlich. Nicht jede Apotheke verfügt über die Infrastruktur oder die finanziellen Mittel, um ein solches Event zu organisieren. Eine sorgfältige Planung ist essenziell, um die Glaubwürdigkeit der Apotheke nicht zu gefährden und den Mehrwert für die Kunden in den Vordergrund zu stellen. Authentizität, Expertise und ein gut abgestimmtes Team vor Ort sind Schlüsselfaktoren für den Erfolg.
Darüber hinaus wirft die Aktion eine strategische Frage für die gesamte Branche auf: Wie kann der stationäre Apothekenbetrieb in Zeiten des digitalen Wandels relevant bleiben? Der Einsatz von Influencern ist eine Möglichkeit, traditionelle Formate mit modernen Marketingansätzen zu verbinden. Doch um diese Ansätze langfristig zu etablieren, muss die Branche neue Wege finden, ihre einzigartigen Stärken – insbesondere persönliche Beratung und pharmazeutisches Wissen – mit innovativen Konzepten zu verbinden.
Die An der Alster Apotheke hat mit ihrem Event einen wichtigen Impuls gesetzt und gezeigt, wie sich Apotheken erfolgreich in einer digital geprägten Welt positionieren können. Die Herausforderung besteht nun darin, diesen Erfolg nachhaltig zu nutzen und ähnliche Aktionen in Zukunft gezielt einzusetzen, um die Bindung zu bestehenden Kunden zu stärken und neue Zielgruppen zu erschließen.
CDU-Landesliste: Müller führt Team in den Bundestagswahlkampf
Die CDU in Sachsen-Anhalt hat ihre Landesliste für die Bundestagswahl festgelegt und setzt auf bekannte Gesichter. Spitzenkandidat ist erneut der Unionsfraktionsvize Sepp Müller, der mit 81 Prozent der Stimmen das Vertrauen der Delegierten auf einer Landesvertreterversammlung in Zerbst erhielt. Der 35-jährige Müller, ein erfahrener Politiker mit Schwerpunkt auf Gesundheit und ostdeutsche Themen, vertritt seit 2017 erfolgreich den Wahlkreis Dessau-Wittenberg und wird für seine klaren Positionen geschätzt. In seiner Rede kritisierte Müller die Wirtschaftspolitik der Ampelregierung scharf und sprach von der „schlechtesten Wirtschaftspolitik seit Jahrzehnten“. Er forderte Reformen wie eine Unternehmenssteuerreform und die Abschaffung des Bürgergelds, um wirtschaftliche Dynamik zu schaffen.
Neben Müller finden sich auf der Liste weitere prominente und neue Namen. Dieter Stier, der Bundestagsabgeordnete aus dem Burgenlandkreis, belegt Platz zwei. Platz drei geht an die 26-jährige Agrarwissenschaftlerin Anna Aeikens aus der Börde, die mit frischen Ideen und bürgernaher Politik überzeugen möchte. Auf Platz vier wurde Tino Sorge gewählt, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Sorge rief seine Partei auf, den Fokus auf die eigene Stärke zu legen und Debatten über mögliche Koalitionen zu vermeiden.
Landeschef Sven Schulze nutzte die Veranstaltung, um die Parteibasis auf den bevorstehenden Wahlkampf einzustimmen. In einer kämpferischen Rede kritisierte Schulze die Bundesregierung unter Olaf Scholz (SPD) scharf. Er bezeichnete Scholz als „das Gesicht des Scheiterns der Ampel“ und forderte einen Politikwechsel. Schulze betonte die Notwendigkeit, die Wirtschaft wieder anzukurbeln, Energiekosten zu senken und bürokratische Hürden abzubauen. Ministerpräsident Reiner Haseloff ergänzte, dass es entscheidend sei, möglichst viele Direktmandate zu gewinnen, um eine stabile Mehrheit in Berlin zu sichern.
Die CDU geht somit mit einem klaren Profil und der Zielsetzung in den Wahlkampf, die derzeitige Bundesregierung abzulösen. Spitzenkandidat Müller und das Team setzen auf Themen wie wirtschaftliche Erneuerung, bürgernahe Politik und die Stärkung der ländlichen Räume, um die Wähler zu überzeugen.
Die CDU in Sachsen-Anhalt hat mit der Aufstellung ihrer Landesliste klare Signale gesendet. Sepp Müller, ein erfahrener Politiker mit breitem Rückhalt in der Partei, führt das Team mit einer deutlichen Agenda an. Seine Kritik an der Wirtschaftspolitik der Ampelregierung mag Zuspruch finden, doch entscheidend wird sein, ob die CDU es schafft, ihre Vorschläge konkret und nachvollziehbar zu machen. Die Nominierung der jungen Anna Aeikens auf Platz drei ist ein erfrischendes Zeichen für den Generationswechsel in der Partei. Gleichzeitig bleibt die Wahl von Tino Sorge auf Platz vier ein strategisches Signal: Die CDU will Gesundheitspolitik stärker in den Fokus rücken.
Die Rede von Landeschef Sven Schulze war deutlich und richtungsweisend. Mit scharfer Kritik an der Bundesregierung hat er den Ton für den Wahlkampf vorgegeben. Doch neben der klaren Opposition braucht die CDU auch ein eigenes, zukunftsfähiges Programm, um glaubwürdig zu bleiben. Reiner Haseloffs Appell für Klartext im Dialog mit den Wählern unterstreicht, dass der Erfolg der Partei maßgeblich von ihrer Fähigkeit abhängt, konkrete Lösungen für die drängenden Probleme der Menschen anzubieten.
Ob die CDU mit diesem Team und den gesetzten Themen überzeugen kann, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Eines ist jedoch klar: Ohne ein starkes wirtschaftliches und gesellschaftspolitisches Profil wird der Weg zurück an die Macht schwierig.
Minusstunden an Heiligabend: Rechte und Pflichten von Apothekenangestellten
Heiligabend und Silvester stellen regelmäßig Fragen nach Arbeitszeitregelungen und Minusstunden auf, insbesondere in Apotheken. Obwohl beide Tage als sogenannte Vorfeiertage gelten, sind sie keine gesetzlichen Feiertage und damit Werktage. Dennoch unterliegen sie besonderen gesetzlichen und tariflichen Regelungen, die nicht nur die Dienstzeiten, sondern auch mögliche Minusstunden betreffen.
Gemäß dem Ladenschlussgesetz dürfen Apotheken an Heiligabend nur bis 14 Uhr geöffnet sein, ausgenommen davon ist lediglich der Notdienst. Die Apothekenbetriebsordnung ergänzt dies durch eine Freistellung der Apotheken von der Dienstbereitschaft nach 14 Uhr an Heiligabend und Silvester. Für Angestellte wirft diese Regelung die Frage auf, ob und wie sich eine verkürzte Arbeitszeit auf ihr Arbeitszeitkonto auswirkt.
Liegen Jahresarbeitszeitkonten vor, müssen Apothekenangestellte ihre Wochenarbeitszeit nur im Durchschnitt des Jahres erreichen. Für Vollzeitkräfte bedeutet dies eine Sollarbeitszeit von 39 Stunden pro Woche, wobei eine Mindestgrenze von 29 Stunden nicht unterschritten werden darf. Wird Heiligabend nur bis 14 Uhr gearbeitet, muss den Angestellten Gelegenheit gegeben werden, die fehlenden Stunden auszugleichen, sodass das Konto am Jahresende ausgeglichen ist. Hingegen darf bei festen Wochenarbeitszeiten ohne Arbeitszeitkonto keine Forderung nach Minusstunden oder Urlaub gestellt werden. Sollte der Arbeitgeber dennoch keine weiteren Aufgaben nach 14 Uhr bereitstellen, liegt ein Annahmeverzug vor, der Minusstunden ausschließt.
Ein weiteres arbeitsrechtliches Detail betrifft die betriebliche Übung. Wurden Angestellte in den vergangenen drei Jahren regelmäßig an Heiligabend ab 14 Uhr bezahlt freigestellt, ohne Minusstunden anzurechnen, kann diese Praxis rechtlich bindend sein. Dies gilt auch bei einem Wechsel der Apothekenleitung.
Arbeitgeber sollten daher frühzeitig klären, wie Arbeitszeiten an Heiligabend organisiert werden, und diese Regelungen transparent kommunizieren. Mitarbeitende, die den gesamten Tag frei wünschen, sind darauf angewiesen, Urlaub zu beantragen, da laut Bundesurlaubsgesetz Urlaub nur tageweise genommen werden kann. Um Streitigkeiten zu vermeiden, sind klare Absprachen entscheidend.
Die Regelungen zu Heiligabend und Silvester werfen erneut ein Licht auf die komplexen Arbeitsbedingungen in Apotheken. Während gesetzliche Vorgaben den Betrieb klar regeln, bleibt die Praxis oft uneinheitlich. Für Angestellte und Arbeitgeber gleichermaßen ist dies ein Test für das Zusammenspiel von Organisation und Rechtssicherheit.
Angestellte sollten ihre Rechte kennen und bei Unklarheiten frühzeitig den Dialog suchen. Auf Arbeitgeberseite ist es essenziell, Transparenz zu schaffen und eine einheitliche Handhabung zu gewährleisten. Minusstunden an Tagen wie Heiligabend können schnell zu Konflikten führen, die vermeidbar wären, wenn Regelungen rechtzeitig und verbindlich kommuniziert würden.
Besonders die betriebliche Übung zeigt, wie wichtig eine konsistente Praxis ist. Arbeitgeber, die regelmäßig von festen Regelungen abweichen, schaffen mitunter unfreiwillig neue Verpflichtungen. Eine saubere Dokumentation und eine klare Kommunikation sind hier unerlässlich.
Apotheken sind auf engagierte Mitarbeitende angewiesen, gerade an Tagen mit besonderen Regelungen. Diese Wertschätzung sollte sich auch in der fairen und korrekten Handhabung von Arbeitszeitfragen widerspiegeln. Denn letztlich tragen klare Verhältnisse zu einem harmonischen Betriebsklima bei – ein Gewinn für alle Beteiligten.
Hoffnung für Arthrosepatienten: CBD-Gel zeigt vielversprechende Ergebnisse
Hand-Arthrose, eine der häufigsten Formen der degenerativen Gelenkerkrankung, stellt Betroffene vor erhebliche Herausforderungen. Chronische Schmerzen, Einschränkungen der Beweglichkeit und die fortschreitende Verschlechterung der Handfunktion erschweren den Alltag vieler Menschen. Eine aktuelle offene Machbarkeitsstudie liefert nun Hinweise, dass ein transdermales Gel mit Cannabidiol (CBD) eine potenzielle neue Therapieoption darstellen könnte.
Im Rahmen der Studie wurde 18 Patientinnen und Patienten mit aktiver, symptomatischer Hand-Arthrose ein CBD-Gel mit einer Konzentration von 4 Prozent (w/w) zur Anwendung verschrieben. Über einen Zeitraum von vier Wochen trugen die Teilnehmenden das Gel dreimal täglich auf die am stärksten schmerzende Hand auf. Ziel der Untersuchung war es, die schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkung von CBD zu evaluieren.
Die Ergebnisse sind vielversprechend: Bei 15 der 18 Teilnehmenden, die die Studie abschlossen, wurde eine deutliche Schmerzreduktion im Vergleich zu den Ausgangswerten vor der Behandlung festgestellt. Zusätzlich zeigte sich eine signifikante Verbesserung der Griffkraft in der behandelten Hand. Auch Parameter der Lebensqualität wie Schlaf, Steifheit und Angstzustände verbesserten sich. Diese Fortschritte wurden durch tägliche Griffkraftmessungen mit einem Bluetooth-Quetschball sowie durch Selbstberichtsfragebögen dokumentiert. Die Datenerfassung erfolgte über eine App, die eine präzise und kontinuierliche Dokumentation sicherstellte.
Trotz der erzielten Erfolge blieb die selbstberichtete Funktionalität der Hand unverändert. Ein weiterer interessanter Befund war die systemische Absorption des CBD: In allen untersuchten Urinproben konnten geringe Konzentrationen von CBD und seinen Metaboliten nachgewiesen werden. Während der Auswaschphase kehrten sowohl die Schmerzbewertungen als auch die Griffkraft in Richtung der Ausgangswerte zurück, was auf die direkte Wirkung des Gels während der Anwendungszeit hinweist.
Die Autoren der Studie betonen, dass weitere Forschung notwendig ist, um die Ergebnisse zu validieren. Besonders eine placebokontrollierte, randomisierte Studie sei entscheidend, um die Wirksamkeit und Sicherheit von CBD-Gelen bei der Behandlung von Hand-Arthrose abschließend zu beurteilen. Dennoch bieten die aktuellen Ergebnisse eine neue Perspektive für Patientinnen und Patienten, die auf konventionelle Behandlungen nicht ausreichend ansprechen.
Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie eröffnen neue Hoffnung für Menschen, die unter den Schmerzen und Einschränkungen von Hand-Arthrose leiden. Besonders bemerkenswert ist die deutliche Schmerzreduktion, die bereits nach wenigen Wochen erzielt werden konnte. Dass die Griffkraft messbar gesteigert wurde, ist ein weiterer positiver Aspekt, der den Alltag vieler Betroffener erleichtern könnte.
Jedoch bleibt die Frage offen, ob die Ergebnisse in einer größeren, placebokontrollierten Studie bestätigt werden können. Die Tatsache, dass sich die Wirkungen während der Auswaschphase zurückbildeten, unterstreicht die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Anwendung, was möglicherweise praktische und finanzielle Herausforderungen mit sich bringt.
Auch die geringe systemische Absorption des CBD wirft Fragen zur langfristigen Sicherheit und möglichen Nebenwirkungen auf. Hier sind detailliertere Untersuchungen erforderlich, um Risiken und Nutzen sorgfältig abzuwägen.
Ungeachtet dieser offenen Punkte zeigt die Studie, dass Innovationen im Bereich der Schmerztherapie und Arthrosebehandlung dringend notwendig sind. Die Integration von CBD-Gelen in die Therapiepraxis könnte eine willkommene Ergänzung zu bestehenden Optionen darstellen – vorausgesetzt, weitere Studien liefern belastbare Beweise.
Für viele Patientinnen und Patienten bleibt die Hoffnung, dass diese neuen Ansätze die Behandlung von Arthrose revolutionieren und das Leben mit der Krankheit erleichtern können. Bis dahin ist Geduld gefragt, aber die Forschung befindet sich eindeutig auf einem vielversprechenden Weg.
Wenig Sorge vor Corona – Aufarbeitung der Pandemie-Politik gefordert
Die Sorge vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus ist für viele Menschen in der Vorweihnachtszeit kaum noch ein Thema. Laut einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur gaben 69 Prozent der Befragten an, keinerlei Bedenken zu haben, sich während der Adventszeit oder an Weihnachten mit Corona zu infizieren. Nur 21 Prozent äußerten sich etwas besorgt, während lediglich 5 Prozent angaben, sehr besorgt zu sein. Diese Zahlen unterstreichen, dass die Pandemie im Alltag der Bevölkerung kaum noch eine Rolle spielt.
Dennoch zeigt die Umfrage, dass Vorsichtsmaßnahmen wie das Tragen von Masken oder das Durchführen von Tests bei Erkältungssymptomen von einer Minderheit beibehalten werden. So gaben 44 Prozent an, bei entsprechenden Symptomen einen Corona-Test durchzuführen, wobei 16 Prozent dieser Aussage voll und ganz zustimmten. Eine Mehrheit von 52 Prozent lehnte dies jedoch ab. Ähnlich verhält es sich beim Maskentragen: Nur 27 Prozent der Befragten ziehen es vor, in öffentlichen Verkehrsmitteln eine Maske zu tragen, und lediglich 25 Prozent würden dies in vollen Geschäften tun. Die ablehnende Haltung gegenüber Masken zeigt, dass Schutzmaßnahmen für viele keine Priorität mehr haben.
Gleichzeitig befürwortet eine Mehrheit der Bevölkerung eine umfassende Aufarbeitung der staatlichen Schutzmaßnahmen während der Pandemie. Laut der Umfrage halten 59 Prozent eine Analyse und Bewertung der politischen Entscheidungen, wie etwa die Maskenpflicht, Schul- und Geschäftsschließungen, für notwendig. Von diesen stimmten 32 Prozent voll und ganz zu. 54 Prozent der Befragten glauben zudem, dass eine solche Aufarbeitung dazu beitragen könnte, gesellschaftliche Konflikte zu entschärfen. Dennoch gibt es auch skeptische Stimmen: 29 Prozent lehnen eine politische Aufarbeitung ab, während 12 Prozent unentschlossen blieben.
Die Ergebnisse der Umfrage spiegeln wider, dass die gesellschaftliche Wahrnehmung der Pandemie eine deutliche Verschiebung erfahren hat. Während die unmittelbare Sorge vor einer Ansteckung abnimmt, bleibt die kritische Reflexion der Pandemiebekämpfung ein wichtiges Thema. In der aktuellen Wahlperiode des Bundestags konnte keine umfassende Analyse umgesetzt werden, was die Erwartungen an den neuen Bundestag erhöht.
Die Ergebnisse der Umfrage verdeutlichen einen gesellschaftlichen Wandel im Umgang mit Corona. Nach fast vier Jahren Pandemie sehnen sich viele nach Normalität und haben die Schutzmaßnahmen weitgehend hinter sich gelassen. Doch gerade in dieser Phase ist es entscheidend, die Erfahrungen der vergangenen Jahre sachlich aufzuarbeiten.
Die Pandemie-Politik hat tiefe Spuren hinterlassen – in der Gesellschaft, in der Wirtschaft und in der Politik. Entscheidungen wie die Maskenpflicht, Schulschließungen und Impfkampagnen waren stets umstritten und haben nicht nur die Bevölkerung, sondern auch politische Akteure gespalten. Eine umfassende und transparente Analyse der Maßnahmen ist daher unerlässlich, um Vertrauen zurückzugewinnen und aus den gemachten Fehlern zu lernen.
Dabei darf es nicht nur um Schuldzuweisungen gehen. Vielmehr sollten die Ergebnisse genutzt werden, um künftige Krisen besser bewältigen zu können. Die Tatsache, dass eine Mehrheit der Befragten eine Aufarbeitung fordert, zeigt, dass die Bevölkerung bereit ist, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen – vorausgesetzt, dies geschieht mit der nötigen Transparenz und Sachlichkeit.
Es liegt nun an der Politik, dieser Erwartung gerecht zu werden. Ein bloßes Abhaken der Maßnahmen wird nicht ausreichen, um die Gräben zu schließen. Die Diskussion muss offen, ehrlich und vor allem lösungsorientiert geführt werden. Nur so können Lehren aus der Pandemie gezogen und gleichzeitig die Grundlagen für ein besseres Krisenmanagement geschaffen werden.
Bayern forciert HIV-Prävention: Frühzeitige Tests als Schlüssel im Kampf gegen Aids
Im vergangenen Jahr haben sich nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) rund 280 Menschen in Bayern neu mit dem HI-Virus infiziert – ein Großteil davon unwissentlich. Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) hat zum Welt-Aids-Tag auf die Dringlichkeit frühzeitiger Diagnosen hingewiesen. Trotz bedeutender medizinischer Fortschritte bei der Behandlung von HIV werden viele Infektionen erst spät erkannt, was schwerwiegende Folgen für die Gesundheit der Betroffenen und die Ausbreitung des Virus haben kann.
„Noch immer erfolgt ein Teil der HIV-Diagnosen deutlich zu spät“, betonte Gerlach in einer öffentlichen Stellungnahme. Eine frühzeitige Diagnose sei nicht nur entscheidend, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern, sondern auch, um Infektionsketten wirksam zu unterbrechen. Moderne HIV-Medikamente ermöglichen es, die Virusvermehrung im Körper zu stoppen und so das Ausbrechen von Aids zu verhindern, wenn die Therapie rechtzeitig beginnt. Doch um von diesen Fortschritten zu profitieren, müsse das Bewusstsein für HIV und Aids in der Gesellschaft gestärkt werden.
Besonders nach Risikokontakten sei ein schneller HIV-Test unerlässlich, erklärte die Ministerin weiter. Sie appellierte an die Bevölkerung, solche Tests nicht hinauszuzögern. Laut RKI lebten Ende 2023 etwa 11.800 Menschen in Bayern mit HIV, von denen mehr als 990 noch keine Diagnose erhalten hatten. Deutschlandweit waren im gleichen Zeitraum mehr als 96.700 Menschen betroffen.
Bayern setzt seit über drei Jahrzehnten auf ein engmaschiges Netzwerk aus Prävention, Beratung und Unterstützung. Zehn psychosoziale Aids-Beratungsstellen und 76 Gesundheitsämter bieten landesweit anonym und kostenfrei HIV-Tests an. Seit 2008 hat der Freistaat über 56 Millionen Euro in die Eindämmung der Krankheit investiert. Die Ministerin betonte, dass diese Maßnahmen nicht nur medizinische Versorgung umfassen, sondern auch den Zugang zu Beratung und Bildung fördern, um die Bevölkerung über Risiken und Schutzmöglichkeiten aufzuklären.
Trotz der Erfolge in der Prävention und Behandlung sei es entscheidend, die gesellschaftliche Stigmatisierung von HIV-positiven Menschen abzubauen, so Gerlach. Ziel müsse es sein, Testbereitschaft zu fördern und Betroffene durch ein breites Unterstützungsangebot zu stärken. Mit ihrer Initiative setzt die Gesundheitsministerin ein deutliches Zeichen im Kampf gegen Aids und zeigt auf, wie Prävention und Aufklärung Hand in Hand gehen können.
Die Initiative von Judith Gerlach ist ein wichtiger Schritt im Kampf gegen HIV und Aids. Doch trotz medizinischer Erfolge zeigt die Statistik, dass weiterhin erhebliche Lücken in der frühzeitigen Diagnose bestehen. Dies liegt nicht zuletzt an der gesellschaftlichen Tabuisierung des Themas, die dazu führt, dass Menschen Tests meiden und mögliche Infektionen verschleppen.
Frühzeitige Tests sind jedoch ein unverzichtbares Instrument, um Infektionsketten zu durchbrechen und das Leben der Betroffenen nachhaltig zu verbessern. Niedrigschwellige Angebote, wie die kostenfreien Tests in Gesundheitsämtern, sind dabei ebenso wichtig wie eine breite Aufklärungskampagne, die Vorurteile abbaut und die Bevölkerung für Risiken sensibilisiert.
Dabei muss der Fokus auch auf die jüngere Generation gelegt werden, die HIV oft als ein Problem der Vergangenheit betrachtet. Es gilt, die Dringlichkeit von Prävention und Schutz ins Bewusstsein zu rücken und gleichzeitig die gesellschaftliche Verantwortung für den Umgang mit Betroffenen zu stärken. Bayern zeigt mit seinen Investitionen und Strukturen, dass ein langfristiger Ansatz notwendig ist. Doch es bleibt die Herausforderung, diesen Weg konsequent fortzusetzen und auf Bundesebene Vorbildcharakter zu beweisen.
„Grüner Lauch“: Apothekerpaar parodiert Jauch und verteidigt stationäre Apotheken
Mit einer humorvollen und zugleich nachdenklich stimmenden Video-Reihe haben Janet und Dr. Jan Olgemöller, das Inhaber-Paar der Schwanenbusch Apotheke in Essen, einen kreativen Weg gefunden, um auf die umstrittene Werbekampagne von Günther Jauch für die Shop Apotheke zu reagieren. Unter dem Titel „Grüner Lauch“ parodieren sie den bekannten Moderator von „Wer wird Millionär“ und machen auf unterhaltsame Weise auf die Herausforderungen aufmerksam, vor denen die stationären Apotheken stehen.
Die vierteilige Comedy-Serie greift humorvoll, aber dennoch gezielt die Stärken der Vor-Ort-Apotheken auf und hebt sie von den Angeboten der Versandapotheken ab. In kurzen, prägnanten Szenen verdeutlichen die Videos, warum persönliche Beratung, flächendeckender Notdienst und sofortige Verfügbarkeit von Medikamenten nicht nur unschätzbare, sondern oft lebensrettende Dienstleistungen sind. Die Olgemöllers verkörpern dabei die zentrale Botschaft: Apotheken sind mehr als bloße Lieferanten von Medikamenten – sie sind Gesundheitsdienstleister und oft die erste Anlaufstelle in medizinischen Fragen.
Auslöser der Videoserie war die massive Kritik an Günther Jauch, der als Werbefigur für die Shop Apotheke auftritt. Viele Apotheker empfinden diese Kampagne als Schlag ins Gesicht, da sie ihrer Meinung nach das ohnehin schwierige Marktumfeld weiter verschärft. Versandapotheken wie die Shop Apotheke hätten, so die Kritik, keine Möglichkeit, die komplexen und oft sofortigen Dienstleistungen einer stationären Apotheke zu ersetzen.
Die Videos von „Grüner Lauch“ verbreiteten sich innerhalb weniger Tage viral in sozialen Netzwerken. Kolleginnen und Kollegen aus der Apothekerschaft zeigten sich begeistert von der kreativen Umsetzung und der klaren Botschaft. Auch viele Kundinnen und Kunden lobten die Aktion als wichtigen Beitrag zur Bewusstseinsbildung über die Bedeutung von Apotheken in der Gesundheitsversorgung.
Doch die Aktion ist nicht nur ein kreativer PR-Coup, sondern auch ein Appell an die Politik. Die Apothekerschaft fordert seit Jahren bessere Rahmenbedingungen, um ihre unverzichtbaren Leistungen weiterhin anbieten zu können. Steigende Kosten, bürokratische Hürden und ein harter Wettbewerb mit Onlineanbietern setzen den Apotheken zunehmend zu. Mit „Grüner Lauch“ setzen die Olgemöllers ein positives Signal: Die Branche kann sich wehren – mit Humor, Kreativität und einer klaren Botschaft.
Die Videoserie „Grüner Lauch“ ist mehr als nur eine Parodie auf Günther Jauch und seine Werbeauftritte. Sie ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie kreativ und schlagfertig die stationären Apotheken auf die Herausforderungen des digitalen Zeitalters reagieren können. Während Versandapotheken mit günstigen Preisen und groß angelegten Werbekampagnen locken, zeigen die Olgemöllers, dass Vor-Ort-Apotheken mehr zu bieten haben – und dass es an der Zeit ist, dies selbstbewusst und lautstark zu kommunizieren.
Der Humor in der Parodie nimmt Jauch und die Versandapotheke nicht nur aufs Korn, sondern zeigt auch, worauf es wirklich ankommt: persönliche Nähe, schnelle Hilfe und eine echte Verantwortung gegenüber den Kunden. Apotheker sind oft Ansprechpartner bei komplexen Gesundheitsfragen und leisten in Notfällen einen unschätzbaren Beitrag zur Versorgung – eine Dimension, die im rein digitalen Geschäftsfeld der Versandapotheken vollständig fehlt.
Doch die Serie ist auch ein Weckruf. Die Herausforderungen, vor denen die Apotheken stehen, sind real: gesetzliche Vorgaben, die steigenden Betriebskosten, der anhaltende Fachkräftemangel und die erdrückende Konkurrenz durch Onlineanbieter bedrohen die Existenz vieler Apotheken, insbesondere im ländlichen Raum. Aktionen wie „Grüner Lauch“ sind daher mehr als bloße PR – sie sind ein Akt des Widerstands gegen die schleichende Marginalisierung einer systemrelevanten Branche.
Nicht zuletzt ist die Videoserie auch ein klares Signal an die Politik: Wenn Apotheken weiterhin die tragende Säule der Arzneimittelversorgung sein sollen, bedarf es nicht nur Anerkennung, sondern auch konkreter Unterstützung. Die Kritik an Jauchs Werbung und der Erfolg von „Grüner Lauch“ zeigen, dass die Diskussion über die Zukunft der Apotheken längst überfällig ist.
Die Olgemöllers liefern mit ihrer Aktion eine Vorlage, die Schule machen könnte: Kreative, mutige und öffentlichkeitswirksame Kampagnen, die die Stärken der stationären Apotheken klar herausstellen und die Bedeutung persönlicher Gesundheitsdienstleistungen betonen. „Grüner Lauch“ ist nicht nur Unterhaltung, sondern eine Botschaft: Die Apotheken sind bereit, für ihre Zukunft zu kämpfen – und sie haben dabei die Gesellschaft auf ihrer Seite.
Von Engin Günder, Fachjournalist