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Apotheken-Nachrichten von heute: Cyberattacken und politische Reformen

Zwischen digitalen Bedrohungen, Streit um das Apothekenreform-Gesetz und neuen Technologien – Wie die Apothekenbranche den Wandel bewältigt

(PresseBox) (Karlsruhe, )
Die wachsende Bedrohung durch Cyberangriffe trifft nicht nur den Einzelhandel, wie die Schwarz-Gruppe mit alarmierenden Zahlen zeigt, sondern auch Apotheken müssen verstärkt auf digitale Sicherheit achten. Zeitgleich sorgt das E-Rezept-Pilotprojekt mit Scanacs für Diskussionen, während die AOK sich davon distanziert. Der Deutsche Apothekertag fordert eine Abkehr vom umstrittenen Apothekenreform-Gesetz und dringende Finanzhilfen, während Bundesgesundheitsminister Lauterbach seine Reformpläne verteidigt. Lieferengpässe bei Fiebersäften und die drohende Zahlungsunfähigkeit der Pflegeversicherung bringen weitere Herausforderungen für die Gesundheitsbranche. Auch der Einsatz von Künstlicher Intelligenz revolutioniert Apothekenprozesse und die Proteinforschung, wie die Verleihung des Chemie-Nobelpreises zeigt. Schließlich lenkt der Apostart-Award den Fokus auf Innovation, Nachwuchs und Vorsorge, während der Welttag der seelischen Gesundheit die Aufmerksamkeit auf Panikattacken lenkt.

Cyberangriffe auf den Einzelhandel nehmen zu: Was Apothekenbetreiber daraus lernen können

Die Schwarz-Gruppe, Muttergesellschaft der bekannten Handelsketten Lidl und Kaufland, berichtet von einer alarmierenden Zunahme an Cyberattacken, die vor allem aus Russland stammen. Nach Angaben des Unternehmens wird die IT-Infrastruktur der Gruppe täglich rund 350.000 Mal angegriffen. Diese Entwicklungen verdeutlichen die wachsende Bedrohung durch Cyberkriminalität im Einzelhandel und werfen zugleich ein Schlaglicht auf die Schwächen und Risiken, denen auch andere Branchen – wie Apotheken – zunehmend ausgesetzt sind. Apothekenbetreiber, die in den letzten Jahren verstärkt auf digitale Lösungen setzen, sind hierbei keine Ausnahme.

Angesichts der Digitalisierung des Gesundheitswesens und der vermehrten Nutzung von E-Rezepten und elektronischen Patientenakten sind Apotheken immer stärker auf sichere IT-Systeme angewiesen. Die Lehren aus den Cyberangriffen auf Großkonzerne wie Lidl und Kaufland sollten Apothekenbetreiber alarmieren: Eine robuste Cybersicherheit ist kein optionales Extra, sondern eine Notwendigkeit. Pharmadaten und persönliche Gesundheitsinformationen gehören zu den sensibelsten Daten überhaupt, und ihre Sicherheit muss höchste Priorität haben.

Die Bedrohung durch Cyberangriffe geht jedoch weit über das reine Stehlen von Daten hinaus. Im Einzelhandel sind die Attacken oft darauf ausgelegt, die Betriebsabläufe zu stören, Systeme lahmzulegen oder die Geschäftsprozesse gezielt zu sabotieren. Solche Angriffe können auch Apotheken lahmlegen, indem sie den Zugriff auf Patientendaten oder Bestellsysteme blockieren und so den reibungslosen Ablauf der Versorgung gefährden. Ein systematischer Schutz vor solchen Vorfällen sollte daher auch in Apotheken zur Routine gehören.

Experten raten dazu, dass Apothekenbetreiber, ähnlich wie Großunternehmen, in Cybersicherheitslösungen investieren sollten, um sich gegen die immer raffinierteren Angriffe zu schützen. Zu den wichtigen Maßnahmen zählen regelmäßige Updates der Software, Schulungen für das Personal, um Phishing-Angriffe zu erkennen, und der Einsatz von Firewalls sowie Verschlüsselungstechnologien. Auch die Sicherung von Backups ist entscheidend, um im Falle eines Angriffs schnell reagieren zu können.

Neben diesen technischen Aspekten spielt auch die Haftungsfrage eine zentrale Rolle. In Deutschland sind Apothekenbetreiber verpflichtet, den Schutz der ihnen anvertrauten Daten zu gewährleisten. Ein Sicherheitsverstoß könnte nicht nur das Vertrauen der Patienten erschüttern, sondern auch rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Der Einsatz von Cyberversicherungen kann hier ein wirksames Mittel sein, um das finanzielle Risiko eines erfolgreichen Angriffs abzufedern.

Ein weiteres Beispiel ist die vermehrte Nutzung von Cloud-Lösungen in Apotheken, um den Datenaustausch mit anderen Gesundheitseinrichtungen zu erleichtern. Auch hier gilt es, strenge Sicherheitsprotokolle einzuhalten, da der Zugriff auf sensible Daten von verschiedenen Standorten aus zusätzliche Angriffsflächen bietet.

Insgesamt ist es für Apothekenbetreiber unerlässlich, das Thema Cybersicherheit ernst zu nehmen. Die Attacken auf Lidl und Kaufland zeigen eindrücklich, dass die Gefahren allgegenwärtig und vielfältig sind. Je mehr Apotheken in digitale Technologien investieren, desto größer wird das Risiko, Opfer von Cyberkriminalität zu werden. Daher ist es notwendig, kontinuierlich in die eigene IT-Sicherheit zu investieren, um Patienten und das Unternehmen vor den Folgen eines Angriffs zu schützen.

Die jüngsten Angriffe auf die IT-Systeme der Schwarz-Gruppe verdeutlichen auf dramatische Weise, wie verwundbar Unternehmen in einer zunehmend digitalisierten Welt sind. Für Apotheken, die zunehmend digitale Dienstleistungen anbieten, bedeutet dies eine ernsthafte Warnung. Der Schutz sensibler Patientendaten und die Aufrechterhaltung betrieblicher Abläufe sind in der heutigen Zeit von entscheidender Bedeutung.

Während große Unternehmen wie Lidl über erhebliche Ressourcen verfügen, um in Cybersicherheit zu investieren, stehen viele Apotheken vor der Herausforderung, dies mit begrenzten Mitteln zu tun. Doch genau hier liegt der Schlüssel: Cybersicherheit darf nicht als Kostenfaktor betrachtet werden, sondern als wesentlicher Bestandteil der Unternehmensstrategie. Apotheken, die es versäumen, in ihre IT-Sicherheit zu investieren, riskieren nicht nur ihre Betriebsfähigkeit, sondern auch das Vertrauen der Patienten.

In einer Zeit, in der Daten das Rückgrat des Gesundheitswesens bilden, sollten Apothekenbetreiber keine Kompromisse eingehen. Sicherheitslücken können nicht nur hohe finanzielle Verluste bedeuten, sondern auch den Ruf einer Apotheke nachhaltig schädigen. Es ist höchste Zeit, dass Cybersicherheit in Apotheken zum Standard wird – bevor es zu spät ist.

AOK distanziert sich von Pilotprojekt mit Scanacs

Die Einführung der E-Rezepte in Deutschland wird derzeit durch verschiedene technische Pilotprojekte begleitet. Ein Unternehmen, das sich in diesem Bereich hervorgetan hat, ist Scanacs. Das Dresdner Unternehmen bietet Apotheken eine wöchentliche Direktabrechnung von E-Rezepten an. Laut Scanacs ist diese Dienstleistung in Baden-Württemberg bereits in einem Pilotprojekt verfügbar, an dem mehr als 80 Krankenkassen beteiligt sein sollen – darunter auch die Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK). Doch die AOK widerspricht diesen Angaben vehement.

Ein AOK-Sprecher teilte auf Anfrage mit, dass es keine offizielle Zusammenarbeit mit Scanacs gebe und man nicht von einem Pilotprojekt wisse. Diese Aussage wirft Fragen bezüglich der Kommunikation und der Koordination innerhalb des Gesundheitswesens auf. Insbesondere in einem Umfeld, in dem digitale Lösungen immer stärker gefordert werden, ist eine klare Abstimmung zwischen den Akteuren entscheidend.

Das Pilotprojekt in Baden-Württemberg soll Apotheken ermöglichen, E-Rezepte wöchentlich direkt mit den Krankenkassen abzurechnen, wodurch Verzögerungen und administrative Hürden minimiert würden. Laut Scanacs sind zahlreiche Krankenkassen in das Projekt involviert. Doch die öffentlich geäußerte Verwunderung der AOK deutet darauf hin, dass es möglicherweise Lücken in der Absprache oder der Einbindung von Partnern gibt.

Die Einführung des E-Rezepts ist eine der bedeutendsten Veränderungen im deutschen Gesundheitssystem seit Jahren. Sie soll Prozesse beschleunigen und die Effizienz steigern. Doch der Weg dorthin ist von technischer Komplexität, juristischen Hürden und organisatorischen Herausforderungen geprägt. Dass eine der größten Krankenkassen des Landes – die AOK – von einem Pilotprojekt, in dem sie angeblich beteiligt ist, nichts weiß, unterstreicht die Schwierigkeiten, die mit der Digitalisierung im Gesundheitswesen verbunden sind.

Für Apotheken könnte die wöchentliche Direktabrechnung jedoch eine erhebliche Erleichterung bedeuten. Weniger Papierarbeit und schnellere Zahlungsflüsse sind gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten von Vorteil. Doch wie viele Apotheken von dieser Technologie profitieren können und ob das Pilotprojekt tatsächlich von allen beteiligten Akteuren unterstützt wird, bleibt offen.

Die Verwirrung rund um das angebliche Pilotprojekt mit Scanacs zeigt, dass die Digitalisierung im Gesundheitswesen nicht nur technologische, sondern auch kommunikative Herausforderungen mit sich bringt. Während Unternehmen wie Scanacs innovative Lösungen bieten, scheint es in der Praxis oft an klarer Abstimmung zwischen den beteiligten Akteuren zu mangeln.

Für Apotheken und Krankenkassen ist die Einführung des E-Rezepts ein potenzieller Gamechanger. Doch dieser Wandel kann nur erfolgreich gelingen, wenn alle Beteiligten auf dem gleichen Stand sind und Transparenz in der Zusammenarbeit herrscht. Wenn eine der größten Krankenkassen im Land von einem Pilotprojekt, in das sie angeblich involviert ist, nichts weiß, ist das mehr als ein kleines Missverständnis – es wirft grundsätzliche Fragen zur Koordination auf.

Die digitale Transformation des Gesundheitswesens ist dringend notwendig, doch ohne klare Kommunikation und verbindliche Absprachen zwischen den Akteuren kann sie nicht gelingen. Apotheken, Krankenkassen und Softwareanbieter müssen enger zusammenarbeiten, um solche Irritationen zu vermeiden und den Patienten eine reibungslose Versorgung zu gewährleisten.

Apothekertag fordert klare Abkehr vom Apothekenreform-Gesetz und dringende Finanzhilfen

Der Deutsche Apothekertag (DAT) hat sich in einer überraschenden Reaktion deutlich gegen die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach vorgestellte Apothekenreform ausgesprochen. In einer kurzfristig einberufenen Diskussion verabschiedeten die Delegierten mit großer Mehrheit eine Resolution, die eine klare Ablehnung des Apothekenreform-Gesetzes (ApoRG) und die sofortige Bereitstellung finanzieller Hilfen für Apotheken fordert.

Die Hauptkritik richtet sich gegen die Pläne des Gesundheitsministers, die laut den Delegierten die bewährte Arzneimittelversorgung in Deutschland erheblich gefährden. Die Resolution „Mehr Apotheke wagen“ hebt hervor, dass die geplante Reform zur faktischen Abschaffung der Apothekerinnen in den Apotheken führen würde, was gravierende Auswirkungen auf die Qualität der Patientenversorgung hätte. Insbesondere die wohnortnahe Versorgung sei in Gefahr, da zahlreiche Dienstleistungen der vollversorgenden Apotheken ohne die Anwesenheit von qualifizierten Apothekerinnen nicht mehr erbracht werden könnten.

Zudem wurde betont, dass die Apotheken auf rasche finanzielle Hilfen angewiesen sind, um der aktuellen Schließungswelle entgegenzuwirken. ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening erklärte, dass diese Forderung nichts mit einer „milden Gabe“ zu tun habe, wie dies im Plenum angemerkt wurde. Vielmehr sei es eine dringende Notwendigkeit, Apotheken wirtschaftlich zu entlasten und so die Versorgung der Bevölkerung langfristig zu sichern. Die von Lauterbach geplanten Honorarerhöhungen, die frühestens 2026 in Kraft treten sollen, reichten nicht aus, um die aktuellen Herausforderungen der Apotheken zu bewältigen.

Die Resolution verdeutlicht die wachsende Kluft zwischen der Apothekerschaft und der Bundesregierung, die dringend eine Überarbeitung ihrer Reformpläne in Betracht ziehen muss, um die Zukunft der flächendeckenden Arzneimittelversorgung nicht zu gefährden.

Der Protest der Apothekerschaft gegen das Apothekenreform-Gesetz ist ein deutliches Signal an die Bundesregierung. Die von Karl Lauterbach vorgestellten Pläne treffen auf massiven Widerstand, weil sie die bewährte Struktur der Apotheken und ihre unverzichtbare Rolle in der Gesundheitsversorgung gefährden. Die Apotheker*innen sehen sich als unverzichtbaren Bestandteil des Gesundheitswesens, und ihre Sorgen um die Zukunft sind nicht unbegründet.

Die Reformpläne, die in erster Linie auf Kostenersparnisse abzielen, könnten zu einem gefährlichen Qualitätsverlust in der Patientenversorgung führen. Ohne die direkte Anwesenheit von qualifiziertem Personal in Apotheken droht eine Ausdünnung der wohnortnahen Versorgung, die besonders in ländlichen Regionen fatale Folgen haben könnte. Die Apotheken sind mehr als nur Verkaufsstellen für Arzneimittel – sie sind Anlaufstellen für kompetente Beratung, Notdienste und eine Vielzahl von Dienstleistungen, die im Zuge der Reform ausgedünnt würden.

Finanzielle Soforthilfen sind dringend erforderlich, um die akuten wirtschaftlichen Herausforderungen der Apotheken zu bewältigen. Die versprochenen Honorarerhöhungen ab 2026 kommen zu spät, um die jetzige Schließungswelle zu verhindern. Die Politik ist gefordert, schnelle Lösungen zu bieten, um die flächendeckende und qualitativ hochwertige Arzneimittelversorgung nicht zu gefährden.

Die Apotheker*innen haben ein klares Zeichen gesetzt: Ihre Rolle im Gesundheitswesen darf nicht untergraben werden.

Lauterbach verteidigt Reformpläne beim Deutschen Apothekertag

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat während des Deutschen Apothekertags (DAT) in seinem Grußwort die umstrittenen Reformpläne zur Stärkung der Apotheken in Deutschland erneut verteidigt. Dabei machte er deutlich, dass das geplante Apotheken-Reformgesetz (ApoRG) aus seiner Sicht unerlässlich ist, um die flächendeckende Versorgung durch Apotheken auch in Zukunft zu sichern. Die Reaktionen aus dem Plenum blieben jedoch gespalten, da viele Apotheker den geplanten Maßnahmen kritisch gegenüberstehen.

In seiner Ansprache betonte Lauterbach die Bedeutung der Apotheken als unverzichtbaren Teil des Gesundheitssystems, insbesondere im Hinblick auf die Herausforderungen einer alternden Gesellschaft und steigender Medikamentenbedarfe. „Ohne die Reform werden wir in einigen Jahren nicht mehr in der Lage sein, die flächendeckende Versorgung zu gewährleisten“, sagte Lauterbach. Er wies darauf hin, dass vor allem in ländlichen Gebieten Apotheken schließen könnten, wenn keine strukturellen Veränderungen vorgenommen würden. Das ApoRG soll daher vor allem eine Entlastung durch Bürokratieabbau sowie finanzielle Unterstützung bieten.

Die von Lauterbach vorgeschlagenen Maßnahmen beinhalten unter anderem eine bessere Vergütung für bestimmte Dienstleistungen wie die Medikationsberatung und Impfungen. Gleichzeitig will er die digitale Transformation der Apotheken weiter vorantreiben, um E-Rezepte flächendeckend zu etablieren und die Abrechnung zu vereinfachen. „Wir müssen die Digitalisierung als Chance begreifen, um Prozesse effizienter zu gestalten und zugleich die Versorgungsqualität zu verbessern“, erklärte Lauterbach. Er stellte auch klar, dass Apotheken ohne diese Reform zunehmend vom Wettbewerb mit Online-Anbietern und Versandhändlern bedroht wären.

Trotz der optimistischen Darstellung Lauterbachs zeigte sich im Plenum des DAT eine große Skepsis. Viele Apotheker befürchten, dass die geplanten Reformen nicht ausreichen, um den wirtschaftlichen Druck abzumildern. Insbesondere die finanzielle Lage vieler Apotheken sei kritisch, und die angedachten Maßnahmen reichten nach Ansicht vieler Teilnehmer nicht aus, um die langfristige Existenz zu sichern. „Die versprochenen Vergütungsanpassungen sind nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein“, äußerte sich ein Apotheker aus Nordrhein-Westfalen nach der Rede. Auch die bürokratischen Hürden seien weiterhin ein großes Problem.

Trotz dieser Kritik zeigte sich Lauterbach offen für weitere Gespräche. „Ich bin bereit, mit Ihnen gemeinsam Lösungen zu finden, die tragfähig sind und die flächendeckende Versorgung sichern“, sagte er zum Abschluss seiner Rede und deutete damit Gesprächsbereitschaft an, ohne jedoch konkrete Kompromisse in Aussicht zu stellen. Die Reaktionen auf dieses Angebot blieben verhalten, da viele Apotheker die Befürchtung haben, dass ihre Anliegen in der Politik nicht ernst genug genommen werden.

Die Rede von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach beim Deutschen Apothekertag lässt Raum für Interpretation. Auf den ersten Blick erscheint es, als wolle der Minister den Apothekern entgegenkommen und ihre Sorgen ernst nehmen. Doch bei genauerem Hinsehen wird klar: Lauterbach bleibt weitgehend bei seiner Linie. Die Reformen, die er vorschlägt, sollen vor allem die Digitalisierung und den Wettbewerb mit Versandapotheken adressieren. Ob dies ausreicht, um die existenziellen Sorgen vieler Apothekeninhaber zu zerstreuen, ist fraglich.

Die Apotheken in Deutschland stehen vor einer doppelten Herausforderung: Einerseits wächst der Druck durch Online-Apotheken, andererseits steigen die Betriebskosten, während die Vergütungen oft stagnieren. Lauterbachs Pläne für eine bessere Bezahlung von pharmazeutischen Dienstleistungen sind ein erster Schritt, aber sie reichen bei Weitem nicht aus, um die wirtschaftlichen Probleme vieler Apotheken zu lösen. Die angekündigten Maßnahmen wirken wie Flickwerk in einem System, das an mehreren Stellen bröckelt.

Lauterbachs Gesprächsangebot mag auf den ersten Blick positiv wirken, doch es bleibt unklar, wie ernsthaft die Bereitschaft zu echten Kompromissen ist. Solange keine grundlegenden strukturellen Änderungen, wie etwa eine Anpassung der Apothekenhonorare oder ein umfassender Bürokratieabbau, auf den Tisch kommen, dürften viele Apotheker den angekündigten Reformen skeptisch gegenüberstehen. Die Zeit drängt, und die Apotheken brauchen mehr als vage Versprechungen, um ihre Zukunft zu sichern.

Apothekenführung 2024: Ein Hauch von Veränderung, doch die alten Strukturen bleiben

Der Deutsche Apothekertag 2024, der vom 9. bis 11. Oktober in München stattfindet, ist erneut eine zentrale Plattform, um die Entwicklung in der Führungsriege der deutschen Apothekerschaft zu beleuchten. Während sich die personellen Veränderungen im Vergleich zum Vorjahr in Grenzen halten, gibt es dennoch einige bemerkenswerte Entwicklungen, die das langjährige Ungleichgewicht in der Besetzung der Spitzenpositionen nur geringfügig beeinflussen. Die Apothekerkammern und -verbände werden nach wie vor überwiegend von älteren, männlichen Führungskräften dominiert, obwohl es mittlerweile erste Anzeichen einer Öffnung für jüngere und weibliche Funktionsträger gibt.

In Deutschland existieren insgesamt 34 Apothekerkammern und -verbände, wobei jedes Bundesland jeweils eine Kammer und einen Verband hat. Nordrhein-Westfalen bildet hierbei eine Ausnahme, da es sowohl zwei Kammern als auch zwei Verbände gibt – für Nordrhein und Westfalen-Lippe. Diese regionalen Standesvertretungen sind die entscheidenden Akteure in der Apothekerschaft, wobei die Apothekerkammern die gesetzliche Interessenvertretung der Apotheker bilden, während die Apothekerverbände auf freiwilliger Basis die Interessen der Apothekeninhaber vertreten. Interessanterweise liegt der Organisationsgrad, also der Anteil der Apothekeninhaber, die Mitglieder der jeweiligen Verbände sind, in den meisten Bundesländern bei über 95 Prozent. Lediglich in Berlin liegt der Anteil mit 87,5 Prozent deutlich darunter.

Trotz der Tatsache, dass Frauen den größten Anteil der Apothekerschaft ausmachen, sind sie in den Spitzenpositionen der Kammern und Verbände weiterhin stark unterrepräsentiert. Im Vergleich zum Vorjahr gibt es dennoch einen leichten Anstieg des Frauenanteils: Andrea König übernahm im August 2024 die Führung des Apothekerverbandes Brandenburg von Olaf Behrendt. Damit gibt es nun fünf von 17 Verbänden, die von Frauen geleitet werden. Auch auf der Seite der Apothekerkammern bleibt das Bild ähnlich: Vier von 17 Kammern werden von Präsidentinnen geführt, wobei Dr. Ina Lucas aus Berlin die jüngste Präsidentin ist, die Anfang 2024 das Amt von Dr. Kerstin Kemmritz übernahm.

Während Frauen in den Spitzenämtern der Apothekerschaft langsam an Bedeutung gewinnen, bleibt der männliche Anteil weiterhin überwältigend. Der typische Präsident einer Apothekerkammer ist männlich, über 60 Jahre alt und besitzt durchschnittlich 1,2 Apotheken. Im Durchschnitt ist er seit 7,5 Jahren im Amt, was die starke Beständigkeit der Führungskräfte in der Apothekerschaft verdeutlicht. Besonders auffällig ist die lange Amtszeit von Dr. Jörn Graue, der seit 1985 den Hamburger Apothekerverein leitet und damit der dienstälteste Verbandsvorsitzende ist. Mit 91 Jahren ist er auch der älteste amtierende Verbandschef, während Susanne Koch, Vorsitzende des Saarländischen Apothekervereins, mit 40 Jahren die jüngste unter den Verbandschefs ist.

Auch in den Apothekerkammern zeigt sich ein ähnliches Bild: Der älteste Präsident, Klaus Scholz aus Bremen, ist 70 Jahre alt, während Dr. Ina Lucas aus Berlin mit 41 Jahren deutlich jünger ist. Der typische Verbandsvorsitzende ist knapp unter 60 Jahre alt, besitzt im Schnitt 1,9 Apotheken und ist etwa 10,5 Jahre im Amt. In den letzten Jahren haben sich zudem immer mehr Führungskräfte für die Unternehmensform der Offenen Handelsgesellschaft (OHG) entschieden. Während im Vorjahr nur Thomas Preis, der Vorsitzende des Apothekerverbandes Nordrhein, seine Apotheken als OHG betrieb, haben sich mittlerweile auch Andrea König und Jan-Niklas Francke für diese Betriebsform entschieden.

Diese Entwicklung zeigt, dass die OHG als Unternehmensstruktur zunehmend an Bedeutung gewinnt, da sie es den Apothekeninhabern ermöglicht, mehrere Apotheken gleichzeitig zu betreiben. Dr. Ina Lucas ist die einzige Präsidentin einer Apothekerkammer, die die maximal erlaubte Anzahl von vier Apotheken als OHG betreibt. Auch Susanne Koch aus dem Saarland und Holger Seyfarth, Vorsitzender des Hessischen Apothekerverbandes, haben sich für diese Unternehmensform entschieden.

Insgesamt bleibt jedoch festzuhalten, dass sich die Führungsstruktur der Apothekerschaft nur geringfügig verändert hat. Die Mehrheit der Spitzenpositionen wird weiterhin von Männern besetzt, die seit vielen Jahren im Amt sind. Frauen und jüngere Führungskräfte sind nach wie vor in der Minderheit, auch wenn es erste Anzeichen für eine Veränderung gibt.

Der Deutsche Apothekertag 2024 offenbart einmal mehr die festgefahrenen Strukturen in der Führung der deutschen Apothekerschaft. Zwar ist es positiv zu vermerken, dass der Frauenanteil in den Spitzenpositionen langsam steigt, doch bleibt der Wandel insgesamt marginal. Nach wie vor wird die Apothekenschaft von älteren, männlichen Funktionären dominiert, die seit vielen Jahren in ihren Ämtern verweilen. Die Apothekerschaft steht vor der Herausforderung, nicht nur die Geschlechterbalance in den Führungsetagen zu verbessern, sondern auch jüngere Apothekerinnen und Apotheker stärker in die Verantwortung zu bringen.

Die Altersstruktur der Führungskräfte verdeutlicht die Beständigkeit und die fehlende Durchlässigkeit innerhalb der Organisationen. Führungskräfte wie Dr. Jörn Graue, der seit fast vier Jahrzehnten den Hamburger Apothekerverein leitet, stehen sinnbildlich für dieses Phänomen. Während die Apothekerschaft in den vergangenen Jahren tiefgreifende Veränderungen durch Digitalisierung, gesetzliche Reformen und den demografischen Wandel erlebt hat, scheint das Spitzenpersonal in seinen Positionen fest verankert zu sein.

Die zunehmende Akzeptanz der Unternehmensform der OHG ist ein weiterer Hinweis darauf, dass die Apothekerschaft sich langsam den wirtschaftlichen Realitäten anpasst. Die OHG ermöglicht es Apothekeninhabern, mehrere Apotheken zu betreiben und damit flexibler auf die Herausforderungen des Marktes zu reagieren. Dennoch bleibt die grundlegende Struktur der Apothekerschaft konservativ und widerstandsfähig gegenüber tiefgreifenden Veränderungen.

Es wird Zeit, dass die Apothekerschaft nicht nur kosmetische Veränderungen in der Führungsriege vornimmt, sondern sich grundlegend modernisiert. Der Deutsche Apothekertag 2024 könnte der Ausgangspunkt für eine neue Generation von Führungskräften sein, die nicht nur den demografischen Wandel abbildet, sondern auch die Innovationskraft und Dynamik der Apothekenbranche verstärkt in den Fokus rückt. Ohne diesen Wandel droht die Apothekerschaft, sich von den Entwicklungen in der Gesundheitsbranche abzuschotten und langfristig den Anschluss zu verlieren.

Delegierte fordern mehr Mitbestimmung auf dem Deutschen Apothekertag

Auf dem Deutschen Apothekertag in München kam es zu einer intensiven Diskussion um die Rolle der Hauptversammlung und deren zukünftige Bedeutung für die Arbeit der ABDA-Gremien. Auslöser der Debatte war der Geschäftsbericht von Dr. Sebastian Schmitz, Hauptgeschäftsführer der ABDA, der die Delegierten darüber informierte, dass die Beschlüsse des Apothekertags künftig nicht mehr bindend für die Arbeit der ABDA-Gremien sein sollen. Bislang waren die Entscheidungen des Apothekertags verpflichtend, doch ab 2025 sollen diese nur noch als Empfehlungen betrachtet werden.

Schmitz betonte, dass die Hauptversammlung dennoch eine zentrale Rolle in der Meinungsbildung des Apothekerstandes einnehmen werde. Sie biete weiterhin einmal im Jahr die Möglichkeit, aktuelle Themen zu diskutieren, neue Prioritäten zu setzen und kollegial über wesentliche berufspolitische Fragen zu beraten. Die Delegierten kritisierten jedoch, dass diese Satzungsänderung die Rolle der Hauptversammlung schwäche und die Basisdemokratie untergrabe. Besonders der Antrag von Dr. Robin Brünn, Landesapothekerkammer Hessen, erhielt breite Zustimmung. Brünn sprach sich entschieden gegen die geplanten Änderungen aus und forderte, dass die Hauptversammlung als Gremium gestärkt werden müsse.

Brünn argumentierte, dass die geplante Einschränkung der Befugnisse der Hauptversammlung ein fatales Signal an die Basis sende. Dies würde das Engagement für ehrenamtliche Tätigkeiten als Delegierter unattraktiv machen. Er forderte stattdessen, die Hauptversammlung in eine basisdemokratische Struktur zu überführen, in der die Delegierten nicht nur über berufspolitische Themen, sondern auch über die Besetzung der Führungspositionen der ABDA mitentscheiden können. „Wir sollten mehr Apothekertag wagen – nicht weniger,“ appellierte Brünn.

In der folgenden Abstimmung stimmte die überwältigende Mehrheit der Delegierten für Brünns Antrag, der vorsieht, dass die beschlossenen Satzungsänderungen revidiert und die Rolle des Apothekertags gestärkt werden soll. Ein weiterer Antrag, der ebenfalls gegen die geplanten Änderungen gerichtet war, wurde daraufhin zurückgezogen.

Die ABDA-Mitgliederversammlung wird nun aufgefordert, die Satzungsänderungen nochmals zu überdenken und zu prüfen, inwiefern der Deutsche Apothekertag in Zukunft eine größere Rolle in der berufspolitischen Willensbildung einnehmen kann.

Die Diskussion auf dem Deutschen Apothekertag zeigt deutlich, dass die Basis der Apothekerschaft eine stärkere Mitbestimmung in den berufspolitischen Entscheidungsprozessen fordert. Die geplanten Änderungen der Satzung, die eine Entwertung der Hauptversammlungsbeschlüsse bedeuten, treffen auf deutlichen Widerstand – und das aus gutem Grund. Der Apothekertag ist seit jeher das zentrale Gremium für die Meinungsbildung innerhalb der Apothekerschaft. Ihn zu schwächen, würde nicht nur die Legitimität der Beschlüsse in Frage stellen, sondern auch das Engagement der Delegierten untergraben.

Die Forderung nach einer stärkeren Einbindung der Delegierten in die Entscheidungsprozesse ist mehr als gerechtfertigt. In einer Zeit, in der der Apothekerberuf vor großen Herausforderungen steht, sollten nicht weniger, sondern mehr Stimmen aus der Praxis gehört werden. Es geht um die Zukunft des Berufsstandes und um die Frage, wie sich die Apothekerschaft in einer sich wandelnden Gesundheitslandschaft positionieren will. Die Basis will nicht nur mitreden, sie will auch mitentscheiden. Dass die Delegierten mehr Apothekertag fordern, ist ein deutliches Zeichen dafür, dass eine stärkere Demokratisierung des Prozesses gewünscht wird.

Es bleibt abzuwarten, wie die ABDA-Mitgliederversammlung auf den deutlichen Protest reagieren wird. Klar ist jedoch, dass der Apothekertag eine gewichtige Rolle in der zukünftigen berufspolitischen Ausrichtung des Apothekerstandes spielen muss. Weniger Mitbestimmung ist hier definitiv der falsche Weg.

Sorge vor Lieferengpässen bei Fiebersäften für Kinder wächst

Mit Blick auf den bevorstehenden Herbst und Winter steigt die Sorge vor erneuten Lieferengpässen bei wichtigen Arzneimitteln. Besonders bei Fiebersäften für Kinder könnte es, wie bereits in der vergangenen Erkältungssaison, wieder zu Engpässen kommen. Die Vorstände der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) – Dr. Andreas Gassen, Dr. Stephan Hofmeister und Dr. Sibylle Steiner – äußern sich alarmiert über die Lage und fordern dringende Maßnahmen seitens der Politik. „Der Bundesgesundheitsminister muss handeln! Jetzt!“, appelliert die KBV in Richtung Karl Lauterbach, der jedoch eine weniger dramatische Einschätzung der Situation vornimmt.

Das im Jahr 2023 in Kraft getretene Gesetz zur Bekämpfung von Arzneimittel-Lieferengpässen (ALBVVG) zeigt laut KBV keine merkliche Wirkung. Laut dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) sind derzeit rund 500 Medikamente von Engpässen betroffen, darunter auch häufig verschriebene Präparate wie GLP-1-Rezeptor-Agonisten und Timolol. Besonders kritisch wird jedoch die drohende Knappheit bei Fiebersäften für Kinder bewertet, ein Problem, das bereits im letzten Winter für Unmut bei Eltern und Ärzten sorgte.

Die KBV führt die Problematik auch auf die gängigen Rabattverträge zurück, die Hersteller dazu verleiten könnten, die Produktion weniger lukrativer Medikamente zugunsten profitablerer Präparate zurückzufahren. Generika, die etwa 80 Prozent des deutschen Arzneimittelmarktes ausmachen, sind von dieser Problematik besonders betroffen. Häufig werden sie zu so niedrigen Preisen verkauft, dass die Margen für die Hersteller minimal sind. Dies führt dazu, dass die Verfügbarkeit solcher Präparate in Krisenzeiten stark eingeschränkt ist.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach sieht die Schuld an den Engpässen in den alten, äußerst günstigen Verträgen, die von den Krankenkassen mit Herstellern geschlossen wurden. „Lieferengpässe gibt es in ganz Europa“, betonte Lauterbach in seiner jüngsten Social-Media-Kampagne. Er verweist darauf, dass das Problem vor allem bei preiswerten Generika auftritt und versichert, dass die Regierung an der Verbesserung der Situation arbeite. Trotz seiner Bemühungen wird jedoch erwartet, dass auch in diesem Jahr erneut Engpässe bei bestimmten Medikamenten zu erwarten sind, insbesondere in der bevorstehenden Erkältungs- und Grippezeit.

Die Diskussion um die Medikamentenversorgung in Deutschland offenbart Schwächen, die seit Jahren bestehen und durch die Pandemie nochmals deutlich verschärft wurden. Rabattverträge, die ursprünglich dazu dienen sollten, die Kosten für das Gesundheitssystem zu senken, zeigen inzwischen ihre Schattenseiten. Sie schaffen Anreize für Hersteller, sich auf profitablere Präparate zu konzentrieren, während lebenswichtige Arzneimittel wie Fiebersäfte in den Hintergrund rücken. In Zeiten hoher Nachfrage, etwa während der Erkältungssaison, drohen so erhebliche Engpässe, die vor allem vulnerable Gruppen wie Kinder betreffen.

Minister Lauterbach betont zwar, dass an einer Lösung gearbeitet werde, doch der Vertrauensverlust bei Ärzten, Eltern und Apothekern ist bereits spürbar. Die Rufe nach einer grundlegenden Reform der Vertragsgestaltung werden lauter. Es bleibt abzuwarten, ob die politischen Maßnahmen rechtzeitig greifen werden, um eine erneute Versorgungskrise im Winter zu verhindern. Klar ist jedoch: Ohne ein Umdenken in der Gesundheitspolitik werden ähnliche Engpässe auch in Zukunft unvermeidlich sein.

Zahlungsunfähigkeit der Pflegeversicherung droht – Bundesregierung warnt vor finanzieller Schieflage

Die finanzielle Lage der gesetzlichen Pflegeversicherung spitzt sich dramatisch zu. Laut einem internen Bericht der Bundesregierung könnte die Pflegeversicherung bereits im Februar kommenden Jahres zahlungsunfähig werden. Diese Prognose zeichnet ein düsteres Bild über die Zukunft des Pflegesystems in Deutschland und sorgt für erhebliche Unruhe in Politik und Gesellschaft.

Besonders besorgniserregend ist, dass die Regierung offenbar seit Längerem von der prekären finanziellen Situation wusste, aber bisher keine wirkungsvollen Maßnahmen ergriffen hat, um die drohende Krise abzuwenden. Experten warnen, dass ohne sofortige Reformen und zusätzliche Finanzmittel die Versorgung von Millionen Pflegebedürftigen gefährdet sein könnte. Schon jetzt sei die Pflegeversicherung durch gestiegene Kosten, eine alternde Bevölkerung und den Fachkräftemangel stark belastet. Diese Faktoren haben zu einem massiven Defizit geführt, das sich durch kurzfristige Beitragserhöhungen allein nicht mehr ausgleichen lässt.

In der Öffentlichkeit wurden immer wieder Forderungen nach einer umfassenden Pflegereform laut. Doch bislang fehlen konkrete Vorschläge der Regierung, wie das System nachhaltig stabilisiert werden kann. Stattdessen wurden kleine Anpassungen vorgenommen, die das strukturelle Defizit jedoch nicht beheben konnten. Das Vertrauen der Bürger in die Pflegeversicherung könnte dadurch weiter schwinden, was insbesondere im Hinblick auf eine alternde Gesellschaft eine alarmierende Entwicklung darstellt.

Die drohende Zahlungsunfähigkeit der gesetzlichen Pflegeversicherung ist ein alarmierendes Signal für die gesamte Gesellschaft. Es zeigt deutlich, dass die bisherigen Reformen und Maßnahmen nicht ausreichen, um die Finanzierung des Pflegesystems langfristig zu sichern. Es ist unbegreiflich, dass die Politik trotz der bereits seit Jahren bekannten demografischen Herausforderungen nicht früher gehandelt hat.

Die Bundesregierung muss nun schnell handeln, um eine Versorgungskrise zu verhindern. Notwendig sind tiefgreifende Reformen, die sowohl die Finanzierung auf eine breitere Basis stellen als auch die Arbeitsbedingungen im Pflegebereich verbessern. Nur so kann das Vertrauen in das System wiederhergestellt und die notwendige Pflege für die wachsende Zahl älterer Menschen gewährleistet werden.

Es braucht einen breiten gesellschaftlichen Konsens und den politischen Willen, unangenehme, aber notwendige Entscheidungen zu treffen. Die Zeit für kosmetische Änderungen ist vorbei – jetzt steht die Zukunft der Pflegeversicherung auf dem Spiel.

KI als Revolution in Apotheken: Effizienzsteigerung und Patientensicherheit im Fokus

Die Apothekenlandschaft steht vor einem tiefgreifenden Wandel, ausgelöst durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI). Auf der diesjährigen Expopharm, Europas größter Messe für den Apotheken- und Pharmamarkt, stellte Norbert Wester, Product Unit Manager bei Lauer-Fischer, in einem Vortrag die Zukunft der Apotheke 2.0 vor. Dabei wurde deutlich, dass KI eine Schlüsselrolle spielen könnte, um Apotheken effizienter zu gestalten, die Patientensicherheit zu erhöhen und gleichzeitig Kosten zu senken.

Wester betonte, dass KI als eine Art „Co-Pilot“ fungieren könne, der das Apothekenpersonal bei einer Vielzahl von Aufgaben unterstützt. Dabei reiche das Spektrum der Anwendungsbereiche von der Warenwirtschaft über die Rezeptprüfung bis hin zur personalisierten Beratung. Der Einsatz von KI ermöglicht es Apotheken, schneller auf Daten zuzugreifen und Entscheidungen zu treffen, die durch große Datenmengen und komplexe Regelwerke gestützt werden. Dies sei insbesondere in Zeiten steigender Anforderungen an die Medikamentenversorgung und einer immer komplexer werdenden Arzneimitteltherapie von enormem Vorteil.

Ein besonders hervorzuhebendes Beispiel ist die Optimierung der Lagerbestände in Apotheken. KI-basierte Systeme könnten Bestellungen automatisch nach Bedarf und Rabattverträgen anpassen, wodurch Engpässe vermieden und gleichzeitig Kosten gesenkt würden. Doch nicht nur die Warenwirtschaft profitiert von KI: Auch in der Patientenberatung eröffnen sich neue Möglichkeiten. KI-Systeme sind in der Lage, patientenspezifische Daten wie Alter, Gewicht, Vorerkrankungen und aktuelle Medikationen zu analysieren und auf dieser Basis Empfehlungen zu geben. Dies könne das Risiko für Medikationsfehler und Wechselwirkungen erheblich reduzieren. Vor allem bei der Beratung komplexer Arzneimitteltherapien könne die Unterstützung durch KI essenziell sein, um Fehler zu vermeiden, die im hektischen Apothekenalltag möglicherweise unbemerkt blieben.

Auch die automatisierte Rezeptprüfung wurde als ein zentrales Einsatzgebiet hervorgehoben. KI-Systeme könnten Rezeptangaben in Echtzeit mit Datenbanken abgleichen und so Fehler oder Unstimmigkeiten sofort erkennen. Dies reduziere nicht nur das Risiko von Retaxationen durch Krankenkassen, sondern entlaste auch das Apothekenpersonal, das sich auf beratungsintensivere Aufgaben konzentrieren könne.

Wester ging zudem auf die Herausforderungen ein, die mit dem Einsatz von KI in Apotheken einhergehen. Insbesondere der Datenschutz wurde als kritischer Punkt identifiziert. Da KI-Systeme auf sensible Gesundheitsdaten zugreifen müssen, ist die strikte Einhaltung der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) unabdingbar. Technologische Hürden und rechtliche Unklarheiten stellen weitere Herausforderungen dar, die gelöst werden müssen, bevor KI flächendeckend in Apotheken Einzug halten kann. Dennoch machte Wester deutlich, dass der Einsatz von KI in Apotheken in den nächsten Jahren weiter zunehmen werde. Apothekerinnen und Apotheker könnten so von administrativen Aufgaben entlastet werden und sich verstärkt auf ihre fachliche Expertise konzentrieren.

Die Diskussion um den Einsatz von KI in Apotheken wird nicht nur auf technologischer Ebene geführt, sondern hat auch gesellschaftliche und rechtliche Implikationen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen entwickeln und ob die Akzeptanz bei Apothekerinnen, Apothekern und Patienten gleichermaßen wächst. Sicher ist jedoch, dass KI die Apothekenlandschaft nachhaltig verändern wird.

Der Einsatz von KI in Apotheken bietet zweifellos immense Chancen. Effizienzsteigerung, Fehlervermeidung und die Entlastung von Routineaufgaben sind klare Vorteile, die die tägliche Arbeit des Apothekenpersonals erleichtern könnten. Doch bei aller Euphorie sollte nicht übersehen werden, dass die Einführung solcher Technologien auch kritische Fragen aufwirft. Besonders der Datenschutz und die rechtlichen Rahmenbedingungen müssen klar geregelt sein, um Missbrauch und Sicherheitslücken zu vermeiden.

Ein weiterer Aspekt, der bedacht werden muss, ist die Rolle des Apothekers in einer zunehmend technisierten Welt. Die KI mag zwar in der Lage sein, komplexe Daten zu analysieren und präzise Empfehlungen abzugeben, aber wird sie langfristig die Fachkompetenz und das persönliche Gespräch ersetzen? Apothekerinnen und Apotheker sind nicht nur Medikamentenexperten, sondern auch Vertrauenspersonen, die auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten eingehen. Diese menschliche Komponente darf durch den Einsatz von KI nicht verloren gehen.

Zudem bleibt die Frage, wie breitflächig KI-Lösungen in Apotheken tatsächlich eingesetzt werden können. Gerade kleinere Apotheken könnten Schwierigkeiten haben, die nötigen finanziellen und technologischen Ressourcen bereitzustellen. Hier sind langfristige Investitionen und vielleicht auch staatliche Unterstützung gefragt, um zu verhindern, dass eine digitale Kluft zwischen großen und kleinen Apotheken entsteht.

KI wird zweifellos die Apothekenwelt revolutionieren – doch nur, wenn es gelingt, die Technologie verantwortungsvoll und im Sinne der Patientensicherheit zu nutzen. Apothekerinnen und Apotheker müssen weiterhin die zentrale Rolle spielen und dürfen sich nicht zu reinen Bedienern von Technologien degradieren lassen. KI sollte als Werkzeug verstanden werden, das die menschliche Expertise ergänzt, aber nicht ersetzt.

Künstliche Intelligenz revolutioniert Proteinforschung: Nobelpreis für bahnbrechende Errungenschaften

Die Nobelpreisträger für Chemie 2024, David Baker aus den USA sowie Demis Hassabis und John Jumper aus Großbritannien, haben mit ihrer Forschung das Gebiet der Proteinforschung auf ein völlig neues Niveau gehoben. Sie wurden für ihre bahnbrechenden Arbeiten auf dem Gebiet des computergestützten Proteindesigns und der KI-basierten Vorhersage von Proteinstrukturen geehrt. Diese Entwicklungen eröffnen der Biologie, Medizin und Chemie völlig neue Möglichkeiten und markieren einen Meilenstein in der Wissenschaft.

Proteine spielen eine zentrale Rolle in nahezu allen biologischen Prozessen, und ihre Funktion hängt maßgeblich von ihrer dreidimensionalen Struktur ab. Diese Struktur vorherzusagen, war jahrzehntelang eine der größten Herausforderungen in der Biochemie. Herkömmliche Methoden wie die Röntgenkristallographie konnten Proteinstrukturen zwar genau bestimmen, waren jedoch extrem zeitaufwändig und teuer.

David Baker, ein Biochemiker der University of Washington, begann bereits in den 1990er Jahren mit der Entwicklung der Software „Rosetta“, die Vorhersagen über die Faltung von Proteinen machte. Dies war der erste Schritt auf dem Weg zur computergestützten Analyse von Proteinstrukturen. Doch Baker ging einen Schritt weiter: Sein Ziel war es nicht nur, Proteinstrukturen vorherzusagen, sondern auch neue Proteine mit spezifischen Funktionen zu entwerfen. Dieser Ansatz hat die Entwicklung von Medikamenten, Impfstoffen und industriellen Anwendungen erheblich beschleunigt.

Parallel dazu haben Demis Hassabis und John Jumper bei der Google-Tochter DeepMind an der Entwicklung von „AlphaFold“ gearbeitet, einem KI-Modell, das die Faltung von Proteinen anhand ihrer Aminosäurensequenzen präzise vorhersagt. Mit der Veröffentlichung von „AlphaFold2“ im Jahr 2020 gelang ein wissenschaftlicher Durchbruch. Das KI-System kann Proteinstrukturen so genau vorhersagen, dass es die herkömmlichen experimentellen Methoden beinahe ersetzt. Dies revolutionierte die Art und Weise, wie Wissenschaftler an Krankheiten wie Alzheimer, Krebs oder Erbkrankheiten forschen.

Der Einsatz von „AlphaFold“ hat weltweit Forscher überrascht und beeindruckt. Patrick Cramer, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, beschreibt die Technologie als „revolutionär“ und betont, dass Tausende von Wissenschaftlern jahrelang an der Bestimmung von Proteinstrukturen gearbeitet haben, die nun in Bruchteilen der Zeit durch KI vorhergesagt werden können. Die Fähigkeit, Proteinstrukturen in wenigen Stunden zu berechnen, hat die Forschungsgeschwindigkeit enorm gesteigert und ebnet den Weg für schnelleres und zielgerichteteres Verständnis biologischer Prozesse.

Baker und sein Team haben nicht nur Methoden zur Vorhersage, sondern auch zur Erschaffung neuer Proteine entwickelt, die in der Natur nicht vorkommen. Diese synthetischen Proteine könnten in Zukunft für die Entwicklung neuer Medikamente, umweltfreundlicherer chemischer Prozesse und fortschrittlicher Nanotechnologien genutzt werden. Das Nobelkomitee betonte in seiner Begründung, dass diese Arbeiten der Menschheit in den kommenden Jahren großen Nutzen bringen könnten.

Mit der Weiterentwicklung dieser Technologien durch „AlphaFold3“ und anderen KI-basierten Systemen scheinen die Möglichkeiten für Wissenschaft und Industrie grenzenlos. Diese Fortschritte könnten nicht nur zur Bekämpfung von Krankheiten beitragen, sondern auch die Art und Weise, wie Medikamente entwickelt, getestet und eingesetzt werden, grundlegend verändern.

Der diesjährige Chemie-Nobelpreis zeigt, wie tiefgreifend Künstliche Intelligenz die wissenschaftliche Forschung verändert hat. Was früher Jahre an experimenteller Arbeit und immense Ressourcen erforderte, kann heute durch KI in kürzester Zeit bewältigt werden. Die Erfolge von Baker, Hassabis und Jumper verdeutlichen, dass wir am Beginn eines neuen wissenschaftlichen Zeitalters stehen, in dem digitale Technologien die biologische und medizinische Forschung beschleunigen und revolutionieren.

Die Bedeutung dieser Entwicklungen für die Zukunft der Medizin kann kaum überschätzt werden. Krankheiten, die einst als unheilbar galten, könnten durch gezielte therapeutische Ansätze, basierend auf der präzisen Vorhersage und Gestaltung von Proteinstrukturen, behandelt werden. Darüber hinaus ermöglichen es diese Fortschritte, kostengünstigere und umweltfreundlichere chemische Prozesse zu entwickeln, die weitreichende Auswirkungen auf die Industrie haben könnten.

Doch diese rasanten Fortschritte werfen auch ethische Fragen auf. Inwieweit kann und sollte die Menschheit auf KI vertrauen, wenn es um lebenswichtige medizinische Entscheidungen geht? Was bedeutet dies für die Rolle des menschlichen Forschers, wenn KI viele der Aufgaben übernimmt, die einst das Herzstück der wissenschaftlichen Arbeit bildeten? Es ist entscheidend, dass der technologische Fortschritt von ethischen und regulatorischen Rahmenbedingungen begleitet wird, die sicherstellen, dass KI verantwortungsvoll und zum Wohl der Menschheit eingesetzt wird.

Insgesamt markiert die Verleihung des Chemie-Nobelpreises 2024 einen Höhepunkt in der Integration von Technologie und Wissenschaft. Diese Entwicklungen werden das Leben vieler Menschen verbessern und möglicherweise sogar verlängern. Die Menschheit hat mit KI ein Werkzeug in der Hand, das es ermöglicht, einige der komplexesten Herausforderungen in Medizin und Biologie zu bewältigen – vorausgesetzt, wir gehen verantwortungsvoll damit um.

Innovation, Nachwuchs und Vorsorge im Fokus: Apostart-Award prämiert zukunftsweisende Apothekenprojekte

Bei der diesjährigen Verleihung des Apostart-Awards standen drei außergewöhnliche Projekte im Zentrum der Aufmerksamkeit, die die Apothekenbranche auf neue Wege führen könnten. Die prämierten Projekte deckten zentrale Bereiche ab: den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI), die Förderung des PTA-Nachwuchses sowie die Stärkung der Gesundheitsvorsorge in Apotheken. In drei Kategorien wurden Apotheken und Unternehmen ausgezeichnet, die nicht nur innovative Ansätze zur Prozessoptimierung und Wirtschaftlichkeitssteigerung aufzeigten, sondern auch kreative Lösungen für die Patientenversorgung vor Ort präsentierten.

Der erste Preis in der Kategorie „Wirtschaftlichkeit“ ging an Marc Kriesten, Inhaber der Glückauf Apotheke in Dinslaken. Sein Projekt setzt auf einen KI-Assistenten namens »Lena«, der auf Basis eines Large Language Modells eine Vielzahl von Aufgaben im Apothekenalltag übernimmt. Ob Protokollierung von Sitzungen, Zusammenfassung von Schwerpunkten oder die Analyse von Daten im Einkauf und Warenhandling – »Lena« unterstützt das Team in entscheidenden Prozessen. Kriesten betonte, dass der Einsatz von KI vor allem bei der Bewältigung von Bürokratie und Informationsflut eine enorme Erleichterung darstelle. Mit einer Zeitersparnis von bis zu 80 Prozent bei bestimmten Aufgaben wird die Effizienz der Apotheke deutlich gesteigert. Gleichzeitig hebt er hervor, dass der sichere Umgang mit KI-Modellen entscheidend sei, da die Ergebnisse immer nur so gut seien wie die eingespeisten Daten.

In der zweiten Kategorie wurde das Projekt »PTA Patenschaft« des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg prämiert. Ziel dieses Projekts ist es, den Kontakt zwischen Apotheken und PTA-Schülern frühzeitig zu fördern, um den Fachkräftemangel in Apotheken zu bekämpfen. Die Schüler absolvieren Praktika in den Apotheken und erhalten dort oft langfristige Anstellungen. Dies schafft eine Win-win-Situation: Apotheken sichern sich gut ausgebildete Nachwuchskräfte, während die Schüler wertvolle Berufserfahrung sammeln. Der stellvertretende Geschäftsführer des Verbands, Frank Eickmann, lobte das Projekt als wichtigen Beitrag zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit von Apotheken.

Den ersten Platz in der dritten Kategorie sicherte sich das Unternehmen Cabocheck mit seiner innovativen Lösung für Kapillarblutentnahmen. Apotheken können mit dieser Methode in Zusammenarbeit mit Laboren eine Vielzahl von Gesundheitsparametern bestimmen, wie etwa Cortisolwerte oder Vitaminspiegel. Die Lösung wird von einer Software begleitet, die den Apotheken von der Schulung bis zur Durchführung der Tests zur Seite steht. Innerhalb von nur fünf Minuten erfolgt die Blutentnahme, und die Auswertung wird in fachärztlich geführten Laboren vorgenommen. Heiko Fuchs, geschäftsführender Gesellschafter von Cabocheck, betonte die Bedeutung der Vorsorge und die wichtige Rolle, die Apotheken dabei spielen können. Cabocheck sieht in der Zusammenarbeit mit Apotheken eine Chance, das Gesundheitsbewusstsein der Menschen zu stärken und den Standort Apotheke weiter zu entwickeln.

Die diesjährige Verleihung des Apostart-Awards zeigt eindrucksvoll, wie Apotheken durch innovative Ansätze ihre Rolle in der Gesundheitsversorgung weiter festigen können. Insbesondere der Einsatz von Künstlicher Intelligenz eröffnet neue Möglichkeiten, um Arbeitsprozesse zu optimieren und die Effizienz zu steigern. Doch der technologische Fortschritt allein reicht nicht aus – auch die Nachwuchsgewinnung und die Stärkung der Präventionsangebote in Apotheken sind zentrale Bausteine, um die Zukunftsfähigkeit dieser wichtigen Institution zu sichern.

Während der Fachkräftemangel eine zunehmende Herausforderung darstellt, zeigt das »PTA Patenschaft«-Projekt, wie durch kreative Ansätze frühzeitig Talente für Apotheken gewonnen und langfristig gebunden werden können. Die Förderung junger PTA-Schüler ist eine Investition in die Zukunft und sichert die personelle Basis, die für den Fortbestand der Apothekenlandschaft unverzichtbar ist.

Mit der Lösung von Cabocheck für Kapillarblutentnahmen haben Apotheken zudem die Möglichkeit, eine aktive Rolle in der Gesundheitsvorsorge zu übernehmen. Diese Innovation zeigt, dass Apotheken nicht nur als Arzneimittellieferanten fungieren, sondern auch als zentrale Anlaufstelle für Vorsorge und Diagnostik vor Ort relevant bleiben können. Die Projekte der diesjährigen Preisträger verdeutlichen, dass die Apotheke der Zukunft vielseitig aufgestellt sein muss, um den Herausforderungen des Marktes gerecht zu werden – und der Apostart-Award hat die vielversprechendsten Ansätze hierfür prämiert.

Panikattacken: Wenn der Körper Alarm schlägt

Herzrasen, Atemnot, Schweißausbrüche – eine Panikattacke trifft Betroffene oft aus dem Nichts. Was in diesen Momenten im Körper passiert, gleicht einem Notfallmechanismus. Auch wenn die Symptome schwer zu ertragen sind, deuten sie nicht zwangsläufig auf eine ernsthafte Krankheit hin. In Deutschland erleben etwa 30 Prozent der Menschen im Laufe ihres Lebens eine Panikattacke, erklärt Professor Dr. Andreas Ströhle, Leiter der Angstambulanz an der Charité Berlin. Besonders der heutige Welttag der seelischen Gesundheit rückt diese oft missverstandene Reaktion des Körpers in den Fokus.

Panikattacken sind ein Phänomen, das häufig mit psychischen Erkrankungen wie Angststörungen in Verbindung gebracht wird. Tatsächlich berichten Krankenkassen wie die DAK Gesundheit von einem deutlichen Anstieg der Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen, insbesondere Depressionen und Angststörungen. Auch die IKK verzeichnete in den letzten zehn Jahren einen Zuwachs von mehr als 37 Prozent bei Versicherten, die von einer Angststörung betroffen sind. Trotz dieser Zahlen bleibt die Panikattacke ein Mechanismus, der evolutionär tief im menschlichen Verhalten verankert ist.

Professor Ströhle beschreibt Panikattacken als körpereigene Alarmanlage: „Es geht von 0 auf 100 und baut sich dann langsam wieder ab.“ Der Anfall ist eine Antwort auf die Wahrnehmung einer potenziellen Bedrohung, auch wenn diese nicht real sein muss. Diese Alarmreaktion wird von alten Hirnstrukturen wie dem Hirnstamm gesteuert. Diese Zentren regulieren Atmung, Kreislauf und Herzschlag und sind verantwortlich für die klassischen Symptome wie beschleunigten Puls, Hyperventilation und Schweißausbrüche. Der Körper bereitet sich in diesen Momenten auf Kampf oder Flucht vor, auch wenn die Situation im Alltag keine tatsächliche Gefahr birgt.

Eine Panikattacke ist nicht gleichzusetzen mit einer Panikstörung. Während die Panikattacke auch bei gesunden Menschen in besonders stressigen oder bedrohlichen Situationen auftreten kann, handelt es sich bei der Panikstörung um eine psychische Erkrankung, die mit wiederkehrenden, oft unerwarteten Attacken einhergeht. Menschen, die an einer Panikstörung leiden, beginnen häufig, bestimmte Situationen zu vermeiden und entwickeln eine zunehmende Angst vor den Attacken selbst. Das „Alarmsystem“ des Körpers ist dabei überempfindlich eingestellt und schlägt auch ohne reale Gefahr an.

Die Ursachen für Panikattacken und Panikstörungen sind vielfältig. Neben psychischen Erkrankungen spielen auch körperliche Faktoren, Drogen, Stress, Schlafmangel oder übermäßiger Koffeinkonsum eine Rolle. Bestimmte Phobien, wie die Angst vor Schlangen, können ebenfalls Panikattacken auslösen. Diese sind dann situationsbezogen und treten in konkreten Momenten auf. Besonders wichtig sei es, Panikattacken von Panikstörungen zu unterscheiden, so Ströhle. Während eine einmalige Attacke auch bei gesunden Menschen vorkommen kann, erfordert die Panikstörung eine gezielte Behandlung.

In der Angstambulanz der Charité werden Panikstörungen erfolgreich therapiert, berichtet Ströhle. Neben psychotherapeutischen Maßnahmen, vor allem der Verhaltenstherapie, können auch Medikamente wie Antidepressiva helfen, die Krankheit zu bewältigen. Die Erfolgsaussichten sind hoch, und viele Betroffene können durch die Therapie wieder ein normales Leben führen.

Trotz der guten Behandlungsmöglichkeiten ist die Häufigkeit von Panikstörungen in Deutschland nicht genau bekannt. Eine repräsentative Studie aus dem Jahr 2014 zeigte, dass etwa zwei Prozent der Bevölkerung an einer Panikstörung litten. Doch die Dunkelziffer könnte höher sein, da viele Betroffene lange zögern, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Panikattacken gehören zu den oft missverstandenen Phänomenen psychischer Gesundheit. Für Außenstehende wirken sie irrational oder übertrieben, doch für Betroffene sind sie eine existenzielle Bedrohung. Der Körper läuft auf Hochtouren, als stünde er einem echten Feind gegenüber. Dieses evolutionsbiologische Relikt soll uns eigentlich schützen – doch in unserer modernen Welt schlägt es oft ohne erkennbaren Grund an.

Was dabei oft übersehen wird, ist der Teufelskreis, der mit wiederkehrenden Panikattacken einhergeht. Die Angst vor der nächsten Attacke wird zur ständigen Begleiterin. Betroffene ziehen sich zurück, vermeiden soziale Kontakte und alltägliche Aktivitäten. So kann aus einer einmaligen Panikattacke schnell eine Panikstörung werden, die das Leben einschränkt.

Besonders erschreckend ist, dass Panikstörungen oft unerkannt bleiben. Die gesellschaftliche Stigmatisierung psychischer Krankheiten führt dazu, dass viele Betroffene schweigen. Dabei gibt es heute wirksame Behandlungsansätze. Verhaltenstherapie und Medikamente können das überaktive Alarmsystem des Körpers wieder auf ein normales Niveau zurücksetzen.

Es ist an der Zeit, dass wir Panikattacken und Angststörungen ernster nehmen. Sie sind nicht nur ein individuelles Problem, sondern auch eine Herausforderung für unser Gesundheitssystem. Steigende Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen sind ein deutliches Zeichen dafür, dass hier Handlungsbedarf besteht. Nur durch Aufklärung und Entstigmatisierung können wir den Betroffenen helfen, aus der Spirale der Angst auszubrechen.

Von Engin Günder, Fachjournalist

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