Die Rückkehr von Donald Trump: Eine Gefahr für die Demokratie?
Mit dem erneuten Streben von Donald Trump nach der Präsidentschaft in den USA wächst weltweit die Sorge um die Zukunft der Demokratie. Die potenziellen Auswirkungen eines zweiten Trump-Amtes könnten weitreichende Folgen für die Stabilität demokratischer Institutionen in den USA und international haben. Trumps früheres Vorgehen zeigt bereits, dass seine Präsidentschaft als Präsident von 2017 bis 2021 mit ständigen Attacken auf Pressefreiheit, Justiz und internationale Bündnisse geprägt war. Diese Tendenzen könnten in einer neuen Amtszeit intensiviert werden und auch für Europa und andere Demokratien richtungsweisende Fragen aufwerfen.
Einer der größten Risikofaktoren in Zusammenhang mit einer möglichen Trump-Rückkehr ist seine Skepsis gegenüber demokratischen Prozessen und internationalen Verpflichtungen. Während seiner Amtszeit stellte er wiederholt die Integrität der Wahlen in Frage und erklärte, dass das Wahlsystem fehlerhaft sei, besonders, als seine Wiederwahl im Jahr 2020 scheiterte. Dies könnte künftig die Grundlage für eine gefährliche Polarisierung der amerikanischen Gesellschaft sein, da viele seiner Anhänger und Anhängerinnen die Legitimität von Wahlen infrage stellen könnten.
Zusätzlich sind Trumps Beziehungen zu autoritären Führern und seine ablehnende Haltung gegenüber traditionellen Allianzen wie der NATO alarmierend. Europa könnte, wie bereits in den vergangenen Jahren, vor einer schwächeren transatlantischen Partnerschaft stehen, die Auswirkungen auf die globale Sicherheitsstruktur haben könnte. Ein erstarkender Isolationismus der USA könnte zudem autoritären Regimen weltweit Aufwind geben und es diesen erleichtern, ihre antidemokratischen Agenden voranzutreiben.
Die Menschen sollten angesichts dieser Entwicklungen besondere Achtsamkeit für den Wert und die Bedeutung demokratischer Prozesse und Institutionen bewahren. Der Schutz freier und unabhängiger Medien, die Achtung der Gewaltenteilung und die Sicherung der Rechtsstaatlichkeit sind zentrale Elemente einer gesunden Demokratie. Die Ereignisse um den Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 haben deutlich gemacht, wie schnell ein Angriff auf demokratische Institutionen erfolgen kann, wenn der gesellschaftliche Zusammenhalt geschwächt ist.
Die mögliche Rückkehr von Donald Trump zur Macht ist weit mehr als nur eine innenpolitische Frage der USA. Die demokratischen Grundwerte weltweit könnten durch einen Präsidenten infrage gestellt werden, der wiederholt seine Verachtung gegenüber demokratischen Normen gezeigt hat. Trumps frühere Amtszeit hat gezeigt, dass seine Politik auf Spaltung, Misstrauen und einer Politik der Stärke fußt. Die Welt sollte sich deshalb auf ein mögliches Szenario vorbereiten, in dem die stärkste Demokratie der Welt in Richtung eines autoritären Führungsstils gedrängt wird.
In diesem Kontext müssen Demokratien ihre Werte verteidigen und gleichzeitig dafür sorgen, dass der Einfluss autoritärer Bewegungen und Politiker auf ein Minimum reduziert wird. Bildung, Transparenz und die Förderung von Dialog und Zusammenhalt innerhalb der Gesellschaft sind entscheidend, um diesen Herausforderungen entgegenzutreten. Nur durch kollektive Anstrengungen, insbesondere auf internationaler Ebene, kann sichergestellt werden, dass demokratische Prinzipien bestehen bleiben und die Menschen sich gegen antidemokratische Tendenzen wehren.
Apotheken in der Zwickmühle – Direktbezug oder Großhandel als optimale Versorgungsstrategie?
Die Versorgung von Apotheken mit Arzneimitteln ist komplexer denn je. Der Direktbezug von Medikamenten direkt bei Herstellern bietet Apotheken potenzielle Preisvorteile und Rabatte, die angesichts steigender Betriebskosten und eines erhöhten Wettbewerbsdrucks attraktiv wirken. Zugleich haben pharmazeutische Großhändler mit ihren eingespielten Logistikprozessen über Jahrzehnte für eine stabile Versorgung gesorgt. Dieser traditionelle Vertriebsweg hat seine eigenen Vorzüge, und so stehen Apotheken heute vor einer strategischen Entscheidung, die Vor- und Nachteile beider Modelle gegeneinander abzuwägen.
Der Direktbezug, der sich in den letzten Jahren zu einer weitverbreiteten Alternative entwickelt hat, erlaubt Apotheken eine flexiblere Preisgestaltung, oft mit attraktiven Rabatten und Skonti. Besonders für Apotheken in wirtschaftlicher Schieflage oder solche, die ihre Erträge steigern müssen, bietet der Direktbezug eine Möglichkeit, die Margen zu verbessern. Doch der Schein trügt. Häufig ist der Direktbezug geprägt von intransparenten Rechnungen und weniger stabilen Lieferketten. In der Praxis führen Lieferengpässe und Verzögerungen immer wieder zu Engpässen – ein Problem, das nicht nur Apotheken, sondern vor allem die Patientinnen und Patienten betrifft.
Die Großhändler wiederum stehen unter Druck, da ihnen Marktanteile verloren gehen könnten, sollten mehr Apotheken den Direktbezug vorziehen. Dabei sind sie für viele Apotheken ein unverzichtbarer Partner. Mit ausgeklügelten Logistiksystemen und einer breiten Aufstellung ermöglichen sie eine nahezu flächendeckende Verfügbarkeit von Medikamenten. Zudem bieten Großhändler Apotheken mehr Sicherheit in Bezug auf die Lieferfähigkeit und erleichtern durch ihre Dienstleistungen, wie etwa die Lagerhaltung, den täglichen Ablauf. Doch auch der Großhandel hat mit Schwierigkeiten zu kämpfen: Die Kosten steigen, und die Margen sinken. Zudem stellen viele Apotheken infrage, ob der Großhandel stets die günstigste Option ist, da hier oft keine Rabatte in gleicher Höhe wie beim Direktbezug erzielt werden können.
Die Frage, ob die Skonti, die dem Direktbezug erst seine Attraktivität verleihen, langfristig weiterhin gewährt werden dürfen, beschäftigt auch die Berufspolitik. Die ABDA, als Dachorganisation der deutschen Apothekerschaft, steht vor einer Wahlperiode. Ihre Mitgliederversammlung entscheidet über den Kurs, den die ABDA einschlagen wird, ohne dass die breite Basis der Apothekerschaft direkt abstimmen kann. Diese indirekte Entscheidungsstruktur sorgt bei vielen Apothekern für Unmut und das Gefühl, nur unzureichend Einfluss nehmen zu können. Die Ergebnisse der bevorstehenden Wahlen in der ABDA dürften kaum überraschend sein, da radikale Kursänderungen aufgrund der aktuellen Strukturen eher unwahrscheinlich sind.
Ein weiteres Thema, das die Branche bewegt, ist die elektronische Patientenakte (ePA). Diese soll durch die Digitalisierung den Austausch medizinischer Daten erleichtern und Transparenz schaffen. In der Realität ist die ePA jedoch nur eingeschränkt nutzbar, da Patienten selbst entscheiden können, ob und welche Daten gespeichert und freigegeben werden. Damit bleibt die versprochene Transparenz auf der Strecke, da das System stark von der individuellen Nutzung abhängt. Viele Experten und Patientenvertreter sehen die ePA daher kritisch und fragen sich, ob die hohe Erwartung an die Digitalisierung im Gesundheitswesen erfüllt werden kann, wenn die Nutzungsmöglichkeiten der ePA nur begrenzt ausschöpfbar sind.
Die Apothekerschaft in Deutschland steht an einem Wendepunkt: Der zunehmende Druck zur wirtschaftlichen Optimierung trifft auf die gleichzeitig steigenden Anforderungen an die Versorgungssicherheit. Die Entscheidung zwischen Direktbezug und Großhandel ist symptomatisch für diese Herausforderungen. Während der Direktbezug finanzielle Anreize schafft und Apotheken helfen kann, Kosten zu sparen, bleiben die Risiken hoch: Lieferengpässe, Intransparenz bei den Rechnungen und eine ungleich verteilte Verfügbarkeit machen diesen Weg für viele zur Gratwanderung. Gleichzeitig geht jedoch auch beim Großhandel die Stabilität zurück, da steigende Betriebskosten und ein zunehmend hartes Geschäftsumfeld die Margen schmälern und selbst etablierte Vertriebsstrukturen unter Druck setzen.
Die Rolle der ABDA in diesem Spannungsfeld ist von zentraler Bedeutung. Sie repräsentiert die Interessen der Apotheken gegenüber der Politik und trägt die Verantwortung, im Sinne der Apothekerinnen und Apotheker eine klare Position zu formulieren. Die indirekte Wahlstruktur, bei der die Mitgliederversammlung entscheidet, sorgt jedoch für Frustration. Viele in der Basis fühlen sich nicht ausreichend vertreten und fordern mehr Mitspracherecht, um den künftigen Kurs der ABDA aktiv mitzugestalten. Es scheint jedoch, als seien die Ergebnisse der Wahlen bereits vorgezeichnet – und grundlegende Veränderungen in der Struktur der ABDA bleiben wohl ein Wunschgedanke. Damit verpasst die Standesvertretung eine wertvolle Chance, auf die Bedürfnisse der Apothekenbasis besser einzugehen und ihre Position zu stärken.
Die elektronische Patientenakte, ein weiteres wichtiges Zukunftsthema, bringt ebenfalls unerwartete Herausforderungen mit sich. Die Idee, Transparenz zu schaffen und durch Digitalisierung die Gesundheitsversorgung zu verbessern, wird durch die faktische Nutzungsweise der ePA stark eingeschränkt. Patienten können ihre Daten gezielt steuern und damit in vielen Fällen die gewünschten Effekte der Vernetzung unterlaufen. Dies zeigt, dass Digitalisierung allein kein Allheilmittel für die strukturellen Probleme im Gesundheitswesen ist – vielmehr braucht es ein umfassendes Konzept, das sowohl die Bedürfnisse der Patienten als auch die der Apotheken und anderen Akteure im System berücksichtigt.
Letztlich ist die Lage der Apotheken heute von zahlreichen Unsicherheiten geprägt. Die wirtschaftlichen Vorteile des Direktbezugs locken, während die verlässliche Versorgung durch den Großhandel traditionell abgesichert scheint. Die berufspolitische Vertretung bleibt starr, und die Digitalisierung im Gesundheitswesen steht noch am Anfang. Für Apotheken in Deutschland heißt das, sich auf eine Phase des Wandels einzustellen, in der Flexibilität und Weitsicht gefragt sind, um sowohl wirtschaftlich als auch versorgungstechnisch zukunftsfähig zu bleiben.
Windstar-Umfrage: Apotheken verlieren weiter an Boden im OTC-Markt
Die Windstar Medical-Umfrage zeigt die Verschiebung im Einkaufsverhalten von Verbrauchern bei rezeptfreien Gesundheitsprodukten und wirft ein Schlaglicht auf die schwindende Bedeutung der Apotheken in diesem Bereich. Mit Marken wie S-O-S und Zirkulin, die vor allem in Drogerien vertreten sind, hat sich Windstar Medical als einer der zentralen Anbieter im Gesundheitssegment des Mass-Markets etabliert. Das Unternehmen ließ 1.015 Verbraucher zum Einkaufsverhalten im OTC-Bereich befragen und bestätigt mit den Ergebnissen den Abwärtstrend für Apotheken: Nur noch 35 Prozent der Befragten kaufen rezeptfreie Gesundheitsprodukte in Apotheken – das sind 7 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Vor wenigen Jahren, 2021, lag dieser Wert noch bei 43 Prozent.
Ein besonders starker Rückgang zeigt sich in der Kategorie Baby- und Kindergesundheit, in der der Anteil der Apothekenkäufer von vormals 43 Prozent im Jahr 2021 auf 37 Prozent gesunken ist. Auch für Produkte gegen Magen-Darm-Beschwerden sowie Rheuma und Muskeln zeigen Verbraucher zunehmend eine Präferenz für andere Verkaufsstellen, darunter Drogeriemärkte und Versandapotheken. Lediglich in den Kategorien Innere Schönheit, Prostata und Männergesundheit konnten Apotheken einen leichten Anstieg verzeichnen. Dennoch verdeutlichen die Zahlen, dass die Bindung der Kunden an Apotheken im OTC-Bereich schwindet, während Drogeriemärkte und Onlinehändler Marktanteile gewinnen.
Die Studie zeigt, dass sich Drogeriemärkte wie dm und Rossmann als erste Anlaufstellen für viele Gesundheitsprodukte etabliert haben. Zwar musste dm in diesem Jahr 3 Prozentpunkte abgeben, hält aber weiterhin die Spitzenposition im Mass Market. Rossmann und der Online-Riese Amazon folgen auf den Plätzen und machen den Apotheken weiter Konkurrenz. Versandapotheken wie die Shop-Apotheke gewinnen ebenfalls stark an Bedeutung, wobei 37 Prozent der Befragten angeben, ihre rezeptfreien Gesundheitsprodukte dort zu beziehen. Auch andere Online-Kanäle für Gesundheitsprodukte legten zu, und 19 Prozent der Verbraucher bestellen Drogerieartikel direkt im Internet.
Windstar-CEO Dr. Dominique Friederich sieht in den Ergebnissen eine klare Entwicklung und deutet auf ein strukturelles Problem der Apotheken hin: „Unsere jährliche Studie zum OTC-Markt in Deutschland zeigt seit Jahren, dass die Apotheken kontinuierlich an Bedeutung verlieren. In diesem Jahr war der Rückgang jedoch besonders deutlich.“ Er erläutert, dass Verbraucher zunehmend erkennen, dass qualitativ hochwertige Gesundheitsprodukte auch außerhalb der Apotheken verfügbar und oft zu günstigeren Preisen erhältlich sind. Laut der Umfrage sind nur noch 11 Prozent der Verbraucher darauf angewiesen, eine Vor-Ort-Apotheke für den Kauf rezeptfreier Produkte aufzusuchen.
Das Kaufverhalten spiegelt sich auch in der Beliebtheit bestimmter Kategorien wider: Vitamine und Mineralstoffe bleiben die meistgekauften Produkte im Bereich Selbstmedikation, gefolgt von Präparaten zur Erkältungs- und Abwehrsteigerung. Gleichzeitig verzeichneten Produkte zur Wundversorgung sowie Magen-Darm-Mittel eine Zunahme, wobei der Anteil derjenigen, die diese Produkte in den letzten zwölf Monaten gekauft haben, um 4 bzw. 2 Prozentpunkte stieg.
Der Bedeutungsverlust der Apotheken im OTC-Segment verdeutlicht, wie stark sich das Verbraucherverhalten verändert. Die heutigen Konsumenten legen zunehmend Wert auf Preis-Leistungs-Verhältnisse, Flexibilität und Zugang zu einem breiten Sortiment, was viele digitale Kanäle und Drogeriemärkte bieten. Die Untersuchung stellt Apotheken vor die Herausforderung, ihren Kunden gegenüber einen deutlicheren Mehrwert zu kommunizieren, um die Rolle als bevorzugte Bezugsquelle zurückzugewinnen.
Eine Lösung könnte sein, den Fokus auf Beratungskompetenz zu legen, die Drogeriemärkte und reine Versandapotheken in der Form nicht bieten können. Apotheken müssen ihre Vorteile, wie das persönliche Gespräch und die individuelle Beratung, offensiv in den Vordergrund stellen und verdeutlichen, warum der Kauf vor Ort eine bessere Entscheidung sein kann. In Ergänzung dazu wäre eine Modernisierung der Apothekenlandschaft durch eigene Online-Bestell- und Liefermöglichkeiten ratsam, um auf Augenhöhe mit den digitalen Konkurrenten zu agieren.
Der Trend zur Digitalisierung kann nicht mehr ignoriert werden, wenn Apotheken langfristig wettbewerbsfähig bleiben wollen. Besonders der Aufbau einer digitalen Präsenz, die es den Kunden erlaubt, Produkte online zu bestellen und bei Bedarf in der Apotheke abzuholen, könnte die Marktstellung nachhaltig verbessern. Schließlich ist es für viele Verbraucher bequemer, Produkte in einem Online-Shop zu bestellen und direkt nach Hause liefern zu lassen.
Apotheken könnten ebenfalls von einer breiteren Produktpalette und gezielten Marketingmaßnahmen profitieren, um auch jene Kundengruppen anzusprechen, die bisher andere Kanäle bevorzugen. Die Konkurrenz von Drogeriemärkten und Versandapotheken macht es unabdingbar, dass Apotheken sich weiterentwickeln, um ihre Position im Markt zu festigen.
Windstar Medical bringt Apotheken unter Druck – Drogerieprodukte als neue Konkurrenz
Windstar Medical hat in einer kürzlich durchgeführten Umfrage die Konkurrenzsituation im Apothekenmarkt beleuchtet und dabei insbesondere die Apotheken als relevanten Absatzkanal für freiverkäufliche Gesundheitsprodukte ins Visier genommen. Für die etablierten Apotheken ist diese Entwicklung keine Überraschung, doch die Intensität des Wettbewerbs nimmt zu. Das Unternehmen, bekannt für seine preisgünstigen Alternativen zu bekannten Markenprodukten, setzt verstärkt auf Drogerien und Supermärkte, wo Konsumenten ohne Rezept oder Beratung auf eine breite Palette an Gesundheitsprodukten zurückgreifen können. Damit entsteht für Apotheken eine spürbare Konkurrenz, die sich insbesondere durch niedrige Preise und hohe Verfügbarkeit auszeichnet.
Während Apotheken den Kunden umfassende Beratung und geprüfte Qualität bieten, zielt Windstar Medical auf das wachsende Segment der „Self-Care“-Produkte ab, die in Drogeriemärkten und anderen Retail-Kanälen zunehmend an Bedeutung gewinnen. Immer mehr Verbraucher entscheiden sich dafür, rezeptfreie Gesundheitsprodukte bequem neben anderen Einkäufen zu erwerben, ohne dafür extra eine Apotheke aufsuchen zu müssen. Dabei setzen Drogerieketten oft auf einen preislichen Vorteil und locken mit Eigenmarken, die qualitativ ansprechende und günstige Alternativen bieten. Diese Konkurrenz verstärkt sich durch die zunehmende Akzeptanz von Online-Angeboten, welche die Drogerieprodukte noch einfacher zugänglich machen.
Für Apotheken könnte dies langfristig bedeuten, dass ihre Marktposition als Hauptanbieter für freiverkäufliche Gesundheitsprodukte weiter ins Wanken gerät. Insbesondere die jüngere Generation, die an digitale Angebote gewöhnt ist, zeigt sich offener für den Kauf von Gesundheitsprodukten außerhalb traditioneller Apotheken. Hinzu kommt, dass die Preisunterschiede zwischen Drogerieartikeln und Apothekenprodukten für viele Konsumenten ausschlaggebend sind. Eine aktuelle Analyse der Beratungsfirma IQVIA zeigt, dass der Markt für OTC-Produkte in Deutschland wächst – aber nicht in den Apotheken. Die steigende Nachfrage wird zunehmend durch andere Vertriebskanäle abgedeckt, was den Handlungsdruck auf Apotheken erhöht.
Die Frage, wie Apotheken auf die wachsende Konkurrenz durch Drogeriemärkte und deren Gesundheitsprodukte reagieren sollten, ist komplex. Die Konkurrenzsituation wird sich weiter verschärfen, und Apotheken müssen ihren Mehrwert für Kunden klarer kommunizieren. Dabei spielt die Beratung eine zentrale Rolle. Kunden, die eine Apotheke aufsuchen, erwarten nicht nur qualitativ hochwertige Produkte, sondern auch fundierte, persönliche Beratung durch Fachkräfte. Apotheken sollten diesen Vorteil stärker betonen, indem sie verstärkt auf individuelle Kundenbedürfnisse eingehen und ihre Rolle als Berater im Gesundheitswesen sichtbar machen. Eine Möglichkeit, die Kundenbindung zu stärken, ist der Ausbau von zusätzlichen Serviceleistungen, wie Gesundheits-Checks oder persönliche Beratungstermine, die online gebucht werden können.
Apotheken könnten sich außerdem verstärkt auf Produkte fokussieren, die nicht im Drogeriemarkt erhältlich sind oder die nur unter fachlicher Beratung empfohlen werden sollten. Speziellere Produkte oder höherpreisige Gesundheitsprodukte, die eine bestimmte Wirkung oder Dosierung aufweisen, könnten Apotheken eine Nische bieten, die Drogerien nicht abdecken können. Zudem könnte eine Kooperation mit Online-Plattformen für Apotheken sinnvoll sein, um auch digital präsenter zu sein und so das eigene Angebot einer breiteren Zielgruppe zugänglich zu machen.
Langfristig müssen Apotheken ihre Position im Markt durch Innovationsbereitschaft und den Ausbau ihrer Stärken sichern. Der Fokus auf Qualität und Beratung sind dabei die zentralen Pfeiler, die eine Abgrenzung zur Konkurrenz schaffen können. Auch wenn Drogerien weiterhin eine kostengünstige Alternative darstellen, sollten Apotheken ihr Vertrauen in die Kompetenzen und das Wissen der Fachkräfte setzen – eine Dimension, die im Drogerie-Regal nicht geboten wird.
E-Rezept-Offensive im TV: Apo.com drängt in den digitalen Gesundheitsmarkt
Nach den großen Online-Apotheken Shop Apotheke und DocMorris erweitert nun auch Apo.com seine Werbeoffensive für das E-Rezept. Als drittgrößter Versandapotheker in Deutschland wirbt die Gruppe, zu der auch der Apodiscounter gehört, nun massiv in öffentlich-rechtlichen Sendern wie ARD und ZDF. Ziel der Kampagne ist die Bekanntmachung und Förderung der volldigitalen Einlösung des E-Rezepts über das sogenannte CardLink-System, welches den Prozess des Rezepts vollständig digitalisiert. Der Einstieg der Apo.com-Gruppe in die bundesweite Fernsehwerbung markiert einen signifikanten Schritt in der Entwicklung des deutschen E-Rezepts und zielt darauf ab, das Bewusstsein und die Nutzung digitaler Lösungen im Apothekenmarkt weiter zu stärken.
Durch die CardLink-Technologie wird es Patienten ermöglicht, E-Rezepte digital einzulösen und die verschriebenen Medikamente ohne Umwege direkt nach Hause zu bestellen. Diese neue Entwicklung verspricht nicht nur eine komfortable Abwicklung, sondern könnte auch eine Zunahme an Nutzerzahlen der Versandapotheken zur Folge haben, was den Wettbewerb zwischen klassischen Apotheken und Online-Anbietern verschärfen könnte. Apo.com hebt in seiner Werbung insbesondere die Benutzerfreundlichkeit und die schnelle Verfügbarkeit der Medikamente hervor und positioniert sich damit klar gegen lokale Apotheken, die sich noch immer mit den Herausforderungen der E-Rezept-Integration und der dazu nötigen Infrastruktur auseinandersetzen.
Brancheninsider sehen in dieser Entwicklung eine Verschärfung des Wettbewerbs, insbesondere da mit Apo.com nun ein weiteres Schwergewicht im Versandmarkt gezielt auf Kundenfang geht. Die Werbepräsenz im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ist auch ein klares Zeichen für die steigende Relevanz des digitalen Gesundheitsmarktes. Der Fokus auf eine volldigitale Einlösung durch CardLink könnte das bisherige Verhältnis der Patienten zu ihren lokalen Apotheken weiter schwächen und traditionelle Apotheken vor Herausforderungen stellen, die diese ohne Unterstützung durch staatliche Förderung nur schwerlich bewältigen könnten. Die Frage, wie diese Entwicklung von politischer Seite begleitet und reguliert wird, bleibt derzeit unbeantwortet und ist ein Punkt, der künftig intensiver in der Diskussion stehen dürfte.
Die Entscheidung von Apo.com, massiv in die Bewerbung des E-Rezepts im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu investieren, zeigt klar die Richtung: Der Apothekenmarkt steht am Scheideweg zwischen traditioneller, lokaler Versorgung und einem digitalen Wandel, der von großen Versandapotheken angetrieben wird. Mit einer zunehmenden Präsenz auf ARD und ZDF unterstreicht Apo.com die Ambition, sich als innovative und zukunftsorientierte Lösung für die Gesundheitsversorgung zu positionieren – eine Haltung, die viele klassische Apotheken oft aus technologischen, finanziellen oder strukturellen Gründen nur schwerlich einnehmen können.
Diese Marketingoffensive birgt jedoch ein grundlegendes Problem: Während die großen Versandapotheken die Vorteile des E-Rezepts nahezu exklusiv für sich beanspruchen und durch CardLink einen Zugang ohne Rezeptkopie ermöglichen, stehen lokale Apotheken vor enormen logistischen und finanziellen Herausforderungen. Die meisten kleinen und mittleren Apotheken kämpfen weiterhin mit der technischen Umsetzung und dem organisatorischen Aufwand, den das E-Rezept mit sich bringt, ohne dabei die Ressourcen zu haben, in ähnlicher Weise für ihre Dienstleistungen zu werben. Dadurch wird der Wettbewerb für sie zunehmend härter, zumal die Möglichkeit der schnellen und bequemen Medikamentenlieferung für viele Patienten durchaus attraktiv ist.
Hier stellt sich die Frage, wie fair dieser Wettbewerb tatsächlich ist. Während Online-Versandapotheken, oft mit Sitz im Ausland, die Vorteile der Digitalisierung voll ausnutzen können, fehlt den traditionellen Apotheken in Deutschland oft die Unterstützung und Förderung durch den Staat, um hier mithalten zu können. Wenn der Wandel zu einem digitalen Gesundheitswesen nur einigen wenigen Großakteuren zugutekommt, droht langfristig eine Entleerung der lokalen Apothekenlandschaft – ein Verlust, der gerade in ländlichen Gebieten das Versorgungsnetz empfindlich schwächen könnte. Der Staat ist gefragt, regulatorische Maßnahmen zu schaffen, die Chancengleichheit für alle Apotheken ermöglichen und gleichzeitig den Zugang zu digitalen Gesundheitsangeboten sichern. Die Zukunft des deutschen Apothekenmarkts darf nicht allein durch Werbebudgets und digitale Infrastrukturen der Versandriesen bestimmt werden.
Neue Regelung in Hamburg: RSV-Schutz für Säuglinge nur noch über Sprechstundenbedarf
In Hamburg gilt seit dem 28. Oktober eine neue Regelung zur RSV-Prävention bei Säuglingen. Die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg (KVH) und die gesetzlichen Krankenkassen der Stadt haben kurzfristig vereinbart, dass das Präparat Beyfortus (Nirsevimab) zur Immunisierung gegen das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) nur noch über den Sprechstundenbedarf angefordert werden kann. Einzelverordnungen zulasten der gesetzlichen Krankenversicherung sind damit für die Primärprophylaxe von Säuglingen nicht mehr zulässig. Diese Maßnahme, die vergangene Woche eingeführt wurde, soll den Zugang zur Immunisierung vereinfachen und rechtliche Risiken für Ärztinnen und Ärzte minimieren.
Die neue Regelung greift, nachdem Mitte September eine bundesweite Empfehlung ausgesprochen wurde, allen Säuglingen – unabhängig von individuellen Risikofaktoren – eine Immunisierung gegen RSV in ihrer ersten Saison zu ermöglichen. Nirsevimab ist dabei ein besonders geeignetes Mittel, da es als monoklonaler Antikörper gezielt gegen RSV wirkt und Säuglinge unmittelbar nach Verabreichung schützt. Anders als klassische Impfstoffe, die oft erst nach mehreren Dosen wirken, bietet Nirsevimab mit einer passiven Immunisierung sofortigen Schutz. Dies könnte sich angesichts der besonders hohen Infektionszahlen im Winter als wichtig erweisen.
Die neue Verordnung schließt jedoch Ausnahmen nicht aus: Kinder über ein Jahr mit spezifischen Risikofaktoren für schwere RSV-Verläufe können weiterhin eine Einzelverordnung für Nirsevimab zulasten der GKV erhalten. Gemäß den Richtlinien der Arzneimittelrichtlinie Anlage V darf das Medikament auch bei Kindern ab zwei Jahren unter besonderen Bedingungen direkt verordnet werden.
Für Ärzte bleibt die genaue Umsetzung dieser Regelung eine Herausforderung. Falsch ausgestellte Einzelverordnungen bergen das Risiko von Regressforderungen, eine Sorge, die die KVH durch diese neue Praxis minimieren will. Um Haftungsrisiken zu umgehen, wird die Anschaffung über den Sprechstundenbedarf empfohlen. Für die Kostenübernahme im zweiten Lebensjahr gelten weiterhin strenge Vorgaben, sodass nur Hochrisikopatienten über die GKV abgedeckt werden.
Die neue Regelung zur RSV-Prophylaxe zeigt deutlich, wie dringend eine flexible und koordinierte Umsetzung in der Gesundheitsversorgung ist. Der Winter steht vor der Tür, und die Zahl der RSV-Infektionen könnte erneut drastisch ansteigen. Mit Beyfortus steht ein wirksames Präventionsmittel zur Verfügung, das Säuglinge direkt schützt und dadurch schwere Krankheitsverläufe verhindern kann. Dennoch bleibt das Prozedere für Ärzte komplex, und die Gefahr von Regressforderungen bei einer fehlerhaften Verordnung ist nicht zu unterschätzen.
Dass die KVH gemeinsam mit den Krankenkassen Hamburgs schnell auf die Herausforderung reagiert hat, ist ein positives Signal, das anderen Bundesländern als Vorbild dienen könnte. Die Vereinfachung der Bestellung über den Sprechstundenbedarf verringert den administrativen Aufwand und gibt Ärzten eine klare Linie vor. Dennoch bleibt offen, ob diese Regelung angesichts der ungleichen RSV-Belastungen bundesweit zur Pflicht gemacht wird. Im Interesse der Patienten und des Gesundheitssystems wäre es sinnvoll, wenn ähnliche Maßnahmen in weiteren Regionen Deutschlands umgesetzt würden.
Pflegegehälter steigen kräftig – Belastung für Pflegebedürftige wächst
Die Gehälter von Pflegekräften in deutschen Pflegeeinrichtungen sind laut neuesten Angaben der Pflegekassen spürbar angestiegen. Wie der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV), der auch die Pflegekassen vertritt, mitteilt, erhöhten sich die durchschnittlichen Stundenlöhne im Vergleich zum Vorjahr um 8,8 Prozent auf 22,60 Euro. Diese Entwicklung markiert eine erhebliche Verbesserung, da die Löhne in den letzten Jahren lediglich durchschnittlich um rund zwei Prozent jährlich anstiegen. „Die höheren Durchschnittslöhne in der Altenpflege zeigen, dass sich Pflegekräfte insgesamt auf eine fairere Bezahlung verlassen können,“ sagte GKV-Verbandschefin Doris Pfeiffer gegenüber der Presse. Hintergrund für die Gehaltssteigerungen sei die Anbindung der Vergütung an tarifliche Entwicklungen, eine Maßnahme, die seit September 2022 von den Pflegekassen bei ihren Vertragspartnern verpflichtend eingefordert wird.
Pflegeeinrichtungen, die mit Pflegekassen zusammenarbeiten, müssen seither entweder an Tarifverträge gebunden sein oder eine vergleichbare Bezahlung bieten. Zwischen 2023 und 2024 haben zahlreiche Tarifverträge in der Pflegebranche außergewöhnliche Erhöhungen vorgesehen, die das bisherige Niveau deutlich übertreffen. So liegt der Durchschnittslohn für Pflegehilfskräfte ohne formelle Ausbildung nun bei 19,26 Euro pro Stunde, während die Löhne für Pflegefachkräfte um 9,2 Prozent auf einen Durchschnittswert von 25,93 Euro pro Stunde stiegen. Die aktuellen Daten beruhen auf einer Auswertung von mehr als 11.000 tarifgebundenen Pflegeeinrichtungen und bieten erstmals ein repräsentatives Bild der Lohnentwicklung in diesem Bereich.
Trotz der positiven Entwicklung auf der Gehaltsseite stoßen die Auswirkungen auf die Eigenanteile der Pflegebedürftigen auf Kritik. Die höheren Löhne könnten für viele Pflegebedürftige bedeuten, dass auch ihre eigenen Beiträge zur Pflegefinanzierung steigen. „Die Politik muss dringend eine Lösung finden, um die Belastung der Pflegebedürftigen in Grenzen zu halten,“ fordert Verbandschefin Pfeiffer und mahnt ein Handeln seitens der Regierung an. Auch die Deutsche Stiftung Patientenschutz drängt auf Entlastung bei den Zuzahlungen: Vorstand Eugen Brysch wies darauf hin, dass viele Pflegebedürftige zunehmend Schwierigkeiten haben, die Kosten selbst zu tragen. „Es ist wichtig und richtig, die Pflegekräfte angemessen zu entlohnen,“ erklärte Brysch, doch dürfe das nicht dazu führen, dass Pflegebedürftige zunehmend unter der finanziellen Last leiden.
Die Bundesregierung steht vor der Herausforderung, ein zukunftsfähiges Pflegegesetz auf den Weg zu bringen, das sowohl die finanzielle Lage der Pflegebedürftigen berücksichtigt als auch für eine attraktive Vergütung der Pflegekräfte sorgt. Ein entsprechendes Gesetz wird in den kommenden Wochen erwartet, das die drängenden Probleme im Pflegesektor angehen soll.
Die Lohnsteigerungen in der Altenpflege sind ein lange überfälliger Schritt zur Anerkennung und Wertschätzung der Pflegekräfte. In einem Bereich, der über Jahre hinweg von Arbeitsbelastung, Stress und oft auch finanzieller Unterbewertung geprägt war, zeigt der deutliche Anstieg der Gehälter eine positive Wende und stärkt die Attraktivität des Berufs.
Dennoch bleibt ein fader Beigeschmack. Denn die steigenden Löhne wirken sich unmittelbar auf die Eigenanteile der Pflegebedürftigen aus, die bereits jetzt oftmals schwer zu tragen sind. Ohne politische Maßnahmen wird das ohnehin fragile Gleichgewicht zwischen fairer Bezahlung und sozialverträglicher Finanzierung in der Pflege weiter belastet. Hier ist die Bundesregierung in der Pflicht, ein modernes Pflegegesetz zu schaffen, das die Interessen aller Beteiligten – der Pflegekräfte, Pflegebedürftigen und Angehörigen – berücksichtigt und langfristig tragfähige Lösungen bietet.
Angesichts der Alterung der Gesellschaft kann eine nachhaltige Pflegefinanzierung nicht länger aufgeschoben werden. Der Schritt zu höheren Löhnen in der Pflege ist notwendig und richtig, doch es darf nicht auf Kosten der Pflegebedürftigen gehen. Die Politik muss jetzt tragfähige Lösungen schaffen, die Pflegequalität, angemessene Bezahlung und bezahlbare Eigenanteile gleichermaßen sicherstellen.
Impfstoff-Engpass bei RSV-Immunisierung für Säuglinge sorgt für Alarm
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) hat angesichts akuter Engpässe beim Impfstoff Beyfortus (Nirsevimab), der Neugeborene und Säuglinge vor dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) schützen soll, scharfe Kritik geäußert. Dr. Axel Gerschlauer, Sprecher des BVKJ Nordrhein, machte die Krankenkassen und die Gesundheitspolitik verantwortlich, die Notwendigkeit einer umfassenden Bereitstellung der Impfung „schlicht verschlafen“ zu haben. Das RS-Virus, das in jeder Altersgruppe vorkommen kann, gilt besonders für junge Kinder als gefährlich. Auch wenn es häufig nur zu milden Atemwegsinfektionen führt, können Säuglinge und Kleinkinder schwere Verläufe erleiden, die im schlimmsten Fall tödlich enden können.
Zusätzlich bekräftigte der Vorsitzende des Apothekerverbands Nordrhein (AVNR), Thomas Preis, die bestehenden Lieferengpässe. Er erklärte, dass die Immunisierungskampagne für Babys wegen der eingeschränkten Verfügbarkeit von Nirsevimab nur schleppend anlaufe. Die Ständige Impfkommission hatte das Medikament im Sommer zur einmaligen Injektion bei Neugeborenen und Säuglingen empfohlen. Angesichts der hohen Nachfrage versucht der Hersteller Sanofi, zusätzliche Dosen aus Frankreich, Spanien und den USA zu importieren. Dennoch bleibt die Nachfrage ungestillt, und die Wartelisten für die Impfung sind lang.
Neben der Impfstoffknappheit fürchten Kinderärzte in diesem Winter erneut eine Überlastung der Kinderkliniken. Gerschlauer, der in Bonn praktiziert, betonte, dass sich strukturell bei der Medikamentenversorgung und der Klinikauslastung kaum etwas verändert habe. Die Erwartung sei, dass Kliniken abermals an ihre Belastungsgrenzen stoßen. Vor dem Hintergrund der bevorstehenden Krankenhausreform, die eine Neuordnung der Klinikfinanzierung und stärkere Spezialisierung bei komplizierten Eingriffen vorsieht, forderte Gerschlauer, Kinderbetten in Kliniken keinesfalls abzubauen. Laut der Reform sollen künftig auch Kliniken schließen, was Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bereits angekündigt hatte. Gerschlauer warnte eindringlich, dass die Versorgung kranker Kinder, besonders in ländlichen Regionen, massiv gefährdet sei. Bereits in der letzten Saison habe sich gezeigt, dass selbst in größeren Städten die Behandlungskapazitäten nicht ausgereicht hätten. Eine weitere Verschlechterung, so der Appell des Kinderarztes, könne fatale Folgen haben.
Der aktuelle Engpass beim RSV-Impfstoff für Säuglinge wirft ein bezeichnendes Licht auf Versäumnisse im deutschen Gesundheitswesen. Obwohl das Respiratorische Synzytial-Virus seit Jahren als Gefahr für Kleinkinder und Säuglinge bekannt ist, zeigt die Knappheit von Beyfortus, dass die Planung für eine umfassende Immunisierung nicht rechtzeitig erfolgte. Die verzögerte Reaktion der Krankenkassen und der Politik auf die Empfehlung der Ständigen Impfkommission unterstreicht die Dringlichkeit, präventive Maßnahmen nicht zu verschlafen. Der Engpass könnte weitreichende Folgen für die jungen Patienten und die ohnehin belasteten Kinderkliniken haben.
Im Zentrum dieser Problematik steht auch die geplante Krankenhausreform. Gerade für die Versorgung von Kindern braucht es ausreichende Kapazitäten und keine weitere Reduzierung. Die Schließung kleiner Kliniken und die geplante Fokussierung auf spezialisierte Behandlungszentren könnten die Versorgungslage insbesondere in ländlichen Regionen weiter verschärfen. Die anhaltende Belastung des Klinikpersonals und der Kinderärzte zeigt, dass strukturelle Probleme in der Gesundheitsversorgung nicht länger ignoriert werden dürfen. Gelingt es nicht, diese Herausforderungen zeitnah und nachhaltig anzugehen, könnte dies fatale Folgen für die gesundheitliche Versorgung von Kindern haben.
Cimicifuga und andere pflanzliche Alternativen in der Perimenopause: Eine neue Wahl für Frauen zwischen Effektivität und Sicherheit
In der Perimenopause, die Übergangsphase vor dem endgültigen Ausbleiben der Menstruation, erleben viele Frauen signifikante körperliche und emotionale Veränderungen. Die hormonellen Schwankungen führen oft zu vasomotorischen Beschwerden wie Hitzewallungen und Schweißausbrüchen sowie psychischen Symptomen wie Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen und Nervosität. Diese Symptomatik kann die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen und stellt die Betroffenen vor die Frage nach der bestmöglichen therapeutischen Unterstützung. Laut medizinischen Leitlinien gilt die Hormonersatztherapie (HRT) als wirksamste Methode zur Behandlung vasomotorischer Symptome, solange keine Kontraindikationen wie vaskuläre Risikofaktoren oder eine Vorgeschichte von Brustkrebs bestehen. Dennoch lehnen viele Frauen die HRT aus Angst vor Nebenwirkungen wie Ödemen, Gelenkschmerzen oder möglichen hormonellen Nebenwirkungen ab und suchen verstärkt nach pflanzlichen Alternativen.
Eine dieser Alternativen ist Cimicifuga racemosa, besser bekannt als Traubensilberkerze, die als Phyto-SERM (selektiver Estrogen-Rezeptor-Modulator) im Körper wirkt. Sie ist insbesondere in der deutschen Phytotherapie seit langem etabliert und wird aufgrund ihrer vermuteten Wirkung auf die Estrogen-Rezeptoren häufig zur Linderung von Hitzewallungen eingesetzt. Der Wirkmechanismus basiert auf der Modulation verschiedener Rezeptoren, darunter μ-Opioidrezeptoren, sowie Serotonin-, Dopamin- und GABA-Rezeptoren, was die Wirkung auf das zentrale Nervensystem erklärt. Klinische Daten deuten darauf hin, dass standardisierte Extrakte der Traubensilberkerze eine mögliche Reduktion der Frequenz und Intensität von Hitzewallungen bewirken könnten, jedoch ist die Studienlage noch uneinheitlich. Die aktuellen Leitlinien formulieren daher lediglich eine „Kann-Empfehlung“ mit Evidenzgrad 1b, was bedeutet, dass die Evidenz für eine gesicherte Wirksamkeit noch nicht ausreichend ist. Trotzdem setzt die Gesellschaft für Phytotherapie in Deutschland auf Cimicifuga und hebt den Nutzen isopropanolischer Extrakte hervor, da diese durch höhere Qualitätsstandards in der Produktion und Anwendung mehr Sicherheit bieten.
Neben Cimicifuga gibt es eine Vielzahl weiterer pflanzlicher Substanzen, die bei perimenopausalen Beschwerden Anwendung finden. Phytoestrogene, darunter Isoflavone aus Soja und Rotklee sowie Stilbene aus Rhabarber, gehören zu den meistuntersuchten Wirkstoffen in dieser Gruppe. Isoflavone, vor allem Genistein und Daidzein, zeigen in Studien positive Effekte bei Hitzewallungen und anderen vasomotorischen Symptomen. Diese Substanzen wirken durch Bindung an den Estrogenrezeptor-β, wodurch entzündungshemmende Effekte und die Produktion estrogenabhängiger Genprodukte angeregt werden. Die Ergebnisse sind jedoch uneinheitlich: Während manche Studien eine deutliche Symptomreduktion feststellten, bleiben die Effekte bei anderen Anwenderinnen aus, was auf individuelle Unterschiede im Stoffwechsel und der Darmflora zurückzuführen sein könnte. Zudem stellen hormonabhängige Krebserkrankungen eine Kontraindikation dar, weshalb Phytoestrogene nicht für alle Patientinnen geeignet sind.
Ein weiterer pflanzlicher Wirkstoff, der in der Perimenopause Anwendung findet, ist Johanniskraut (Hypericum perforatum), das traditionell zur Behandlung von leichten bis mittelschweren Depressionen eingesetzt wird. Johanniskraut enthält verschiedene Inhaltsstoffe, darunter Hypericin und Hyperforin, die eine antidepressive Wirkung entfalten. In zwei kleineren Studien wurde auch eine positive Wirkung auf Hitzewallungen beobachtet, was Johanniskraut zu einer möglichen Option für Frauen macht, die perimenopausale Beschwerden mit stimmungsaufhellenden Effekten verbinden möchten. Allerdings ist bei Johanniskraut-Präparaten auf mögliche Arzneimittelinteraktionen, insbesondere bei gleichzeitiger Einnahme von Antikoagulantien oder bestimmten Chemotherapeutika, zu achten.
Die Nachfrage nach pflanzlichen Alternativen in der Perimenopause zeigt sich im Apothekenalltag deutlich. Viele Frauen suchen nach natürlichen Präparaten, um ihre Beschwerden zu lindern und gleichzeitig das Risiko unerwünschter Nebenwirkungen gering zu halten. Experten empfehlen, bei der Beratung auf standardisierte Präparate zurückzugreifen, die eine gleichbleibende Qualität und Wirkung sicherstellen. Da die Wahl der Behandlung immer individuell getroffen werden sollte, raten Fachleute dazu, die Krankengeschichte und mögliche Kontraindikationen sorgfältig zu berücksichtigen. So lässt sich eine pflanzliche Therapieoption finden, die den Bedürfnissen und Präferenzen der Betroffenen entspricht.
Die Suche nach Alternativen zur Hormonersatztherapie zeigt ein grundlegendes Bedürfnis vieler Frauen, bei der Behandlung perimenopausaler Beschwerden eine natürliche und schonende Methode zu wählen. Pflanzliche Mittel wie Cimicifuga und Johanniskraut bieten potenzielle Alternativen, doch ist der wissenschaftliche Nachweis ihrer Wirksamkeit oft weniger fundiert als bei konventionellen Hormonpräparaten. Dieses Spannungsfeld zwischen natürlicher Selbstbestimmung und evidenzbasierter Medizin ist für viele Frauen in der Perimenopause herausfordernd. Während die HRT in den Leitlinien als bewährte und sichere Therapieoption gilt, haben pflanzliche Alternativen ihren Platz in der Therapielandschaft eingenommen – jedoch nicht ohne Einschränkungen.
Cimicifuga hat das Potenzial, Hitzewallungen und ähnliche Beschwerden zu lindern, wobei die Leitlinienautoren aus Gründen der unzureichenden Datenlage nur eine vorsichtige Empfehlung aussprechen. Dennoch findet die Traubensilberkerze in der Praxis breite Anwendung, was für den Wunsch vieler Frauen nach einer nicht-hormonellen Lösung spricht. Auch Johanniskraut wird zunehmend als multifunktionale Therapieoption geschätzt, da es stimmungsaufhellende Effekte mit einer möglichen Reduktion von Hitzewallungen vereinen kann.
Letztlich bleibt die Entscheidung für oder gegen pflanzliche Alternativen eine individuelle, die umfassend mit dem behandelnden Arzt oder Apotheker besprochen werden sollte. Dass viele Frauen auf diese Therapien setzen, zeigt die anhaltende Skepsis gegenüber synthetischen Hormonen und die wachsende Nachfrage nach pflanzlichen Präparaten im Apothekenalltag. In Zukunft wird es entscheidend sein, durch zusätzliche Forschung eine solide Grundlage für die Wirksamkeit und Sicherheit dieser Alternativen zu schaffen, um den betroffenen Frauen eine fundierte und sichere Entscheidung zu ermöglichen.
ICS-Formoterol-Kombination reduziert Exazerbationen und verbessert Asthmakontrolle: Neue Maßstäbe in der Bedarfstherapie
Die Wahl der optimalen Bedarfsmedikation bei Asthma steht vor einem möglichen Paradigmenwechsel: Eine umfassende Meta-Analyse untermauert, dass die Kombination aus inhalativen Glukokortikoiden (ICS) und Formoterol signifikant bessere Ergebnisse bei der Asthmakontrolle liefert als die bisher weitverbreitete Monotherapie mit kurzwirksamen Beta-Agonisten (SABA). Die Untersuchung, die im Fachjournal „JAMA Network“ veröffentlicht wurde, fasste die Ergebnisse von 27 kontrollierten klinischen Studien mit über 50.000 Patienten zusammen und zeigt, dass ICS-Formoterol das Risiko schwerer Asthma-Exazerbationen um 35 Prozent senken kann, während ICS-SABA die Exazerbationsrate um 16 Prozent reduziert.
Diese Erkenntnisse stützen die Empfehlungen der Globalen Initiative für Asthma (GINA) und anderer internationaler Gesundheitsleitlinien, die ICS-Formoterol für die Akutbehandlung bevorzugen. ICS-Formoterol kombiniert die entzündungshemmende Wirkung des Glukokortikoids mit der langanhaltenden bronchodilatatorischen Wirkung von Formoterol, was Asthmatikern bei akuter Atemnot eine sofortige und nachhaltige Erleichterung verschafft. Die Studie zeigt zudem, dass Patienten mit ICS-Formoterol eine sieben Prozent höhere Wahrscheinlichkeit haben, ihre Asthma-Symptome im Asthma-Control-Questionnaire (ACQ) signifikant zu verbessern. ICS-SABA erzielt hier eine Steigerung um neun Prozent, was ebenfalls die Überlegenheit der Kombinationen gegenüber reinen SABA-Therapien bestätigt.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Analyse ist die Verträglichkeit der ICS-Kombinationen, die mit der alleinigen SABA-Therapie vergleichbar ist. In den Studien war das Risiko schwerer Nebenwirkungen bei ICS-Formoterol nicht höher als bei SABA allein, und auch ICS-SABA zeigte keine erhöhte Nebenwirkungsrate. Dies unterstützt die Akzeptanz der ICS-Kombinationen als sichere und gleichzeitig effektivere Alternative zur klassischen SABA-Monotherapie, insbesondere im Hinblick auf die langfristige Asthmakontrolle und die Reduktion von Exazerbationen.
Dennoch bleibt die wissenschaftliche Datenlage in einigen Aspekten begrenzt: Bisher fehlen direkte Vergleichsstudien zwischen ICS-Formoterol und ICS-SABA, und nur wenige Studien untersuchten spezifisch die Auswirkungen der Bedarfsmedikation bei verschiedenen Patientengruppen oder schweren Exazerbationen. Trotz dieser Lücken weisen die Forscher darauf hin, dass die überwältigende Mehrheit der Studien zugunsten von ICS-Formoterol spricht und so die Bedarfsmedikation von Asthmatikern auf eine neue Grundlage stellen könnte.
Angesichts dieser Entwicklungen stellt sich die Frage, ob die Einführung von ICS-Formoterol in der Akuttherapie ein grundlegender Wendepunkt in der Asthmabehandlung sein könnte. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass ICS-Kombinationen nicht nur die Kontrolle der Krankheitssymptome verbessern, sondern auch das Risiko für schwerwiegende und potenziell lebensbedrohliche Exazerbationen reduzieren. Für Patienten könnte dies ein bedeutender Fortschritt sein, der langfristig die Lebensqualität verbessert und das Gesundheitssystem entlastet.
Die Erkenntnisse über die ICS-Formoterol-Kombination spiegeln eine wichtige Entwicklung in der Asthmabehandlung wider und werfen ein neues Licht auf die Bedarfsmedikation. Die Tatsache, dass die Kombinationstherapie sowohl die Asthmakontrolle verbessert als auch Exazerbationen effektiv reduziert, unterstreicht ihre Relevanz im klinischen Alltag. Für die über fünf Millionen Asthmatiker in Deutschland bedeutet dies die Aussicht auf eine sicherere und effizientere Behandlungsmethode, die nicht nur bei akuter Atemnot hilft, sondern auch langfristig die Krankheitslast verringern kann.
Allerdings sollte die Forschung weiter differenzieren, welche Patientengruppen von den verschiedenen Kombinationen besonders profitieren und wie diese neuen Therapieoptionen im Praxisalltag optimal eingesetzt werden können. Die Leitlinienempfehlungen zur ICS-Formoterol-Kombination basieren auf soliden Daten, und dennoch wäre es wichtig, die langfristigen Effekte und die genaue Anwendbarkeit in verschiedenen Patientenkontexten weiter zu untersuchen.
Mit der Einführung von neuen Medikamentenkombinationen wie ICS-SABA in den USA, etwa durch Airsupra, bleibt abzuwarten, ob auch in Europa ähnliche Innovationen Einzug finden. Die Erkenntnisse der aktuellen Meta-Analyse bieten eine wertvolle Grundlage, die therapeutischen Ansätze für Asthma weiterzuentwickeln und langfristig die Versorgung von Asthmatikern zu verbessern.
Haben die Vor-Ort-Apotheken noch eine Zukunft? – Versorgungssicherheit am Scheideweg
Die Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt weiterhin dramatisch und nähert sich einer historischen Tiefmarke von 17.000. Die ABDA, der Bundesverband der Apotheker, veröffentlichte jüngst aktuelle Zahlen, nach denen es Ende September 2024 nur noch 17.187 Apotheken gab – das sind 384 weniger als zu Jahresbeginn. Der Rückgang in den ersten neun Monaten dieses Jahres fällt damit deutlich stärker aus als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, in dem die Apothekenzahl um 335 Betriebsstätten schrumpfte. Diese Entwicklung betrifft gleichermaßen Hauptapotheken sowie ihre bis zu drei zulässigen Filialen und lässt eine bedrohliche Versorgungslücke entstehen, besonders in ländlichen Regionen.
ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening richtete einen eindringlichen Appell an die Politik. Sie fordert schnelle Maßnahmen, um diesen Rückgang zu stoppen, da mit jeder Apothekenschließung die Versorgungslage vielerorts schlechter werde. „Jede Apotheke, die schließen muss, verschlechtert die Versorgung für tausende Patientinnen und Patienten, weil die Wege zur nächsten Apotheke dann länger werden“, erklärte Overwiening und sprach von einer ernsthaften Gefährdung der gesundheitlichen Versorgungssicherheit. Vor allem der seit Jahren unveränderte Apothekenhonoraransatz sorge für eine prekäre finanzielle Lage und setze viele Apotheken wirtschaftlich unter Druck. Sie forderte deshalb eine Anpassung der Vergütungssätze, um den Apotheken wirtschaftlich wieder Luft zum Atmen zu geben.
Der wirtschaftliche Druck, der auf den Apotheken lastet, hat sich durch die Inflation und steigende Betriebskosten nochmals verstärkt. Apothekeninhaber berichten zunehmend von schwerwiegenden Entscheidungen, die sie treffen müssen, um ihre Kosten zu decken – und dies betrifft nicht nur Mieten und Personalkosten, sondern auch die Anschaffung digitaler Systeme und die Bereitstellung neuer Dienstleistungen. Viele Betreiber suchen bereits nach Alternativen und bieten kostenpflichtige Zusatzservices an, um neue Einnahmequellen zu erschließen. Einige nutzen zudem die Möglichkeit, bis zu drei Filialen zu eröffnen, um ihre Reichweite zu erhöhen, doch bedeutet dies auch höhere administrative und logistische Herausforderungen.
Ein weiteres Problem, das die Apothekenlandschaft derzeit stark beeinflusst, ist der anhaltende Fachkräftemangel. Besonders ländliche Apotheken haben große Schwierigkeiten, qualifiziertes Personal zu finden und zu halten. Viele Apothekenbetreiber versuchen daher, mit attraktiven Arbeitsbedingungen und Weiterbildungsangeboten gegenzusteuern. Diese Maßnahmen sind jedoch mit zusätzlichen Kosten verbunden und belasten die ohnehin knappen finanziellen Ressourcen weiter.
Die Digitalisierung bietet potenzielle Entlastung, bringt aber ebenfalls hohe Anfangsinvestitionen mit sich, die sich viele Apotheken kaum noch leisten können. Der E-Rezept-Prozess ist für viele Apotheken ein erster Schritt in die digitale Zukunft, doch die Einführung verläuft schleppend und ist mit erheblichen Umstellungskosten verbunden. In einer Branche, die sich derzeit auf einem schmalen Grat zwischen Tradition und notwendigem Wandel bewegt, steht die Frage im Raum, ob der Markt für kleine, unabhängige Apotheken überhaupt noch zukunftsfähig ist. Der Wettbewerb durch Online-Apotheken wächst rasant, und die Apotheken vor Ort kämpfen zunehmend darum, den persönlichen und beratungsintensiven Service zu bieten, den ihre Patienten zu schätzen wissen.
Mit einer unveränderten Vergütungspolitik und dem Fehlen gezielter Fördermaßnahmen könnte der Rückgang an Apothekenbetrieben jedoch weiter zunehmen, was letztlich das gesamte Gesundheitswesen belastet. „Ohne eine faire Vergütung und politische Unterstützung droht die Apotheke um die Ecke bald zu einem Relikt der Vergangenheit zu werden“, warnt Overwiening und betont die Dringlichkeit, die Rahmenbedingungen für Apotheken endlich anzupassen.
Der kontinuierliche Rückgang der Apotheken in Deutschland ist mehr als eine Zahl in einer Statistik – er ist ein Symptom für eine tiefergehende Krise im Gesundheitswesen, die nicht nur ländliche Regionen betrifft, sondern zunehmend auch städtische Gebiete. Mit jeder Apothekenschließung geht ein wichtiger Baustein in der Gesundheitsversorgung verloren. Gerade in Zeiten, in denen der persönliche Austausch und die schnelle Verfügbarkeit von Medikamenten essenziell sind, stellt das Aussterben der Vor-Ort-Apotheken einen herben Verlust dar. Die Politik kann und darf hier nicht länger zuschauen.
Ein zentraler Grund für die finanzielle Schieflage der Apotheken ist die starre Honorierung, die seit Jahren nicht an die realen Anforderungen angepasst wurde. Die Apothekenvergütung hat in den letzten Jahren weder die Inflation noch die kontinuierlich steigenden Betriebskosten berücksichtigt. Während Mieten, Personalkosten und technologische Investitionen steigen, bleibt die Vergütung pro Rezept unverändert – eine Rechnung, die kaum aufgehen kann. Die Folge ist, dass immer mehr Betreiber kapitulieren und ihre Türen schließen müssen, was für die Bevölkerung schwerwiegende Folgen hat.
Ein Blick in die Zukunft zeigt zudem, dass die zunehmende Digitalisierung zwar Chancen eröffnet, jedoch hohe Anfangskosten und eine umfassende Schulung des Personals erforderlich macht. Insbesondere der schleppend eingeführte E-Rezept-Prozess zeigt, wie groß die Herausforderungen sind. Ohne zusätzliche Förderungen droht die Digitalisierung für viele Apotheken eine unüberwindbare Hürde zu werden. In Kombination mit dem Fachkräftemangel und den immer anspruchsvolleren administrativen Anforderungen geraten viele Apotheken in einen Teufelskreis aus Mehrbelastung und sinkenden Einnahmen.
Es stellt sich die Frage, wie eine Lösung aussehen könnte, die das Apothekenwesen in Deutschland wieder zukunftssicher macht. Eine Erhöhung der Vergütung, wie sie von der ABDA gefordert wird, wäre sicherlich ein erster Schritt. Zusätzlich könnte die Politik über gezielte Förderprogramme nachdenken, die besonders ländliche Apotheken unterstützen und digitale Umstellungen erleichtern. Auch steuerliche Erleichterungen und die Förderung selbstständiger Zusatzservices könnten Apotheken helfen, sich in einem schwierigen Marktumfeld zu behaupten.
Eine nachhaltige Lösung muss jedoch nicht nur auf finanzielle Aspekte fokussieren, sondern auch den Wert der Apotheke als sozialen und gesundheitlichen Anlaufpunkt betonen. Die „Apotheke um die Ecke“ bietet weit mehr als nur Medikamente – sie ist ein Ort, an dem Menschen Beratung und Unterstützung finden. Diese Rolle gilt es zu bewahren, und hierfür ist ein struktureller Wandel notwendig, der den Apotheken als unverzichtbarem Teil des Gesundheitswesens gerecht wird.
Von Engin Günder, Fachjournalist