Digitale Sicherheit in Apotheken: Wie Betriebe sich vor Cyberangriffen wappnen
Mit der fortschreitenden Digitalisierung im Gesundheitswesen stehen Apotheken zunehmend vor der Herausforderung, ihre IT-Systeme gegen Cyberangriffe abzusichern. Die Einführung des E-Rezepts, digitale Abrechnungssysteme und die Speicherung sensibler Patientendaten machen Apotheken zu einem attraktiven Ziel für Cyberkriminelle. Doch während die Digitalisierung den Arbeitsalltag erleichtert, bringt sie gleichzeitig erhebliche Risiken mit sich. Datenlecks, Systemausfälle oder Angriffe durch Ransomware könnten nicht nur den Betrieb stören, sondern auch gravierende finanzielle und rechtliche Folgen nach sich ziehen.
Ein zentraler Punkt, den Apothekenbetreiber beachten müssen, ist die Einhaltung der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Diese fordert nicht nur den Schutz personenbezogener Daten, sondern verpflichtet Unternehmen dazu, im Falle eines Datenlecks die Behörden und Betroffenen schnell zu informieren. Kommt eine Apotheke dieser Pflicht nicht nach, drohen hohe Bußgelder. Gerade bei Apotheken, die täglich mit sensiblen Gesundheitsdaten arbeiten, ist die Implementierung einer sicheren IT-Infrastruktur unerlässlich. Dabei geht es nicht nur um technische Maßnahmen wie Firewalls oder regelmäßige Software-Updates, sondern auch um die Schulung der Mitarbeiter im Umgang mit Phishing-Mails und verdächtigen Online-Aktivitäten.
Viele Apothekenbetreiber setzen mittlerweile auf eine Cyber-Versicherung, die im Schadensfall Schutz vor den finanziellen Folgen eines Angriffs bietet. Eine solche Versicherung kann die Kosten für Datenwiederherstellung, Betriebsunterbrechung und mögliche rechtliche Auseinandersetzungen abdecken. Doch Experten betonen, dass eine Versicherung allein nicht ausreicht. Vielmehr sollte sie als Teil eines umfassenden Sicherheitskonzepts verstanden werden. Ein regelmäßiges IT-Sicherheitsaudit, die Überprüfung von Schwachstellen und der Einsatz aktueller Sicherheitslösungen sind Maßnahmen, die in jeder Apotheke zur Routine gehören sollten.
Auch in kleineren Apotheken, die nicht über große IT-Abteilungen verfügen, ist es notwendig, sich frühzeitig mit Cybersicherheit zu befassen. Ein Angreifer benötigt oft nur eine kleine Sicherheitslücke, um großen Schaden anzurichten. Daher sollten Apotheker, neben der Versicherung, auch in Sicherheitssoftware investieren und ihre Systeme regelmäßig auf Schwachstellen überprüfen lassen. Besonders in Zeiten, in denen viele Prozesse über das Internet abgewickelt werden, ist ein Ausfall der IT-Systeme mit erheblichen Umsatzeinbußen verbunden.
Cybersicherheit ist also kein optionaler Zusatz, sondern ein Muss für Apothekenbetreiber. Die zunehmende Vernetzung im Gesundheitssektor bringt neue Risiken mit sich, denen nur durch proaktive Schutzmaßnahmen begegnet werden kann. Apotheken, die heute in ihre Sicherheit investieren, sichern nicht nur ihren Betrieb, sondern auch das Vertrauen ihrer Patienten.
Die Bedeutung von Cybersicherheit für Apotheken darf nicht unterschätzt werden. Während der technologische Fortschritt unbestreitbare Vorteile mit sich bringt, erhöht er gleichzeitig die Anfälligkeit für Cyberangriffe. Apotheken, die sich auf veraltete Sicherheitsstandards verlassen oder sich allein auf eine Cyber-Versicherung verlassen, riskieren große Schäden. Die Kombination aus technischen Schutzmaßnahmen, einer umfassenden Sicherheitsstrategie und einer Cyber-Versicherung ist der beste Weg, um die digitalen Risiken im Griff zu behalten. Es geht nicht nur darum, Schäden zu minimieren, sondern auch um die langfristige Sicherung des Betriebs und den Schutz sensibler Daten.
Krankenkassen-Vorgaben blockieren dringende Medikamentenausgabe: Apotheke muss Rezept für entlassenes Kind verweigern
Ein aktueller Vorfall in einer Apotheke zeigt die wachsende Problematik für Apothekenbetreiber, die sich immer häufiger zwischen den strengen Vorgaben der Krankenkassen und den Bedürfnissen ihrer Patienten wiederfinden. Ein Vater, dessen Kind gerade aus dem Krankenhaus entlassen wurde, stand vor einer unerwarteten Hürde, als ihm die Abgabe eines dringend benötigten Medikaments verweigert wurde. Der Grund: Die strengen Abrechnungsvorschriften der Krankenkasse erlaubten keine sofortige Ausgabe des Medikaments, obwohl es dem Kind nach der Krankenhausentlassung verschrieben worden war.
Entlassrezepte, die eigentlich für eine reibungslose und schnelle Medikamentenversorgung sorgen sollen, unterliegen strengen formalen Vorgaben. Diese müssen exakt den Richtlinien der Krankenkassen entsprechen, um erstattungsfähig zu sein. Kleinste Fehler oder Unklarheiten im Rezept können dazu führen, dass die Krankenkassen die Kostenübernahme verweigern. Im vorliegenden Fall sah sich die Apotheke gezwungen, das Rezept abzulehnen, da das Risiko einer Retaxation – einer nachträglichen Kostenrückforderung – zu hoch war.
Für den Vater des Kindes bedeutete dies eine zusätzliche Belastung. Er musste sich erneut an den behandelnden Arzt wenden, um das Rezept korrigieren zu lassen, bevor er das Medikament schließlich in Empfang nehmen konnte. In Situationen, in denen schnelle Hilfe erforderlich ist, wird die ohnehin schon stressige Lage für Patienten und Angehörige durch bürokratische Hürden zusätzlich erschwert.
Dieser Fall verdeutlicht die Herausforderungen, denen Apothekenbetreiber tagtäglich gegenüberstehen. Einerseits tragen sie die Verantwortung, Patienten mit wichtigen Medikamenten zu versorgen, andererseits müssen sie strenge Regelungen der Krankenkassen einhalten, um finanzielle Verluste durch Retaxationen zu vermeiden. Der bürokratische Aufwand, der mit der Abrechnung von Rezepten einhergeht, steht häufig im Widerspruch zum dringenden Versorgungsbedarf der Patienten.
Apothekenleiter berichten immer häufiger von ähnlichen Fällen, in denen sie nicht in der Lage sind, die Versorgung sofort sicherzustellen, weil Krankenkassenregelungen zu komplizierten Verfahren führen. Während Apotheken das Risiko einer finanziellen Belastung durch falsch ausgestellte Rezepte tragen, bleibt der Patient auf der Strecke. Dies führt zu der Frage, ob die derzeitigen Regelungen noch zeitgemäß sind oder ob eine Reform notwendig ist, um sowohl die wirtschaftliche Sicherheit der Apotheken als auch die rasche und zuverlässige Versorgung der Patienten sicherzustellen.
Der aktuelle Fall wirft ein Schlaglicht auf ein zunehmend problematisches Thema im deutschen Gesundheitswesen: die Diskrepanz zwischen den Anforderungen der Krankenkassen und den Bedürfnissen der Patienten. Apotheken stehen in der Verantwortung, eine zeitnahe Medikamentenversorgung sicherzustellen, doch immer häufiger werden sie durch bürokratische Vorgaben behindert. Während Krankenkassen strenge Abrechnungsrichtlinien verfolgen, die potenziellen Missbrauch verhindern sollen, tragen Apotheken das Risiko, durch Retaxationen finanziell geschädigt zu werden. Dies führt zu einer Situation, in der Apotheken gezwungen sind, dringend benötigte Medikamente zurückzuhalten, selbst wenn der Versorgungsbedarf eindeutig ist.
Das eigentliche Ziel des Gesundheitssystems, den Patienten in den Mittelpunkt zu stellen, wird durch ein übermäßig komplexes Regelwerk behindert. Patienten, wie im aktuellen Fall der Vater mit seinem frisch entlassenen Kind, werden Opfer einer Bürokratie, die in ihrer jetzigen Form wenig flexibel ist. Statt schnell und unkompliziert Hilfe zu erhalten, müssen sie zusätzliche Wege auf sich nehmen, um formale Anforderungen zu erfüllen – Zeit, die in dringenden Fällen nicht vorhanden ist.
Es wird immer klarer, dass eine Reform der Abrechnungsregeln notwendig ist, um sowohl Apotheken als auch Patienten zu entlasten. Apotheken sollten in der Lage sein, ihrer Rolle als primäre Versorger im Gesundheitswesen gerecht zu werden, ohne dabei das Risiko hoher finanzieller Verluste einzugehen. Gleichzeitig darf die Patientenversorgung nicht länger unter formalen Hürden leiden. Politik und Krankenkassen sind gefordert, praxisnahe Lösungen zu entwickeln, die die Patientensicherheit erhöhen und die Apotheken in ihrer Arbeit unterstützen, anstatt sie durch unflexible Regelungen zu behindern.
Der Weg zur erfolgreichen Apothekensanierung: Strategien für eine nachhaltige Zukunft
Die Apothekenlandschaft in Deutschland steht vor tiefgreifenden Veränderungen. Steigende Kosten, zunehmender Wettbewerb durch Versandapotheken und neue gesetzliche Regelungen wie das Apothekenreformgesetz (ApoRG) belasten viele Apothekeninhaber. In dieser angespannten Lage wird die Frage nach einer erfolgreichen Sanierung von Apotheken immer drängender. Doch welche Schritte sind notwendig, um eine Apotheke wieder auf Kurs zu bringen? Experten sind sich einig: Eine Kombination aus Kostenoptimierung, Digitalisierung und verstärktem Patientenfokus ist entscheidend für den langfristigen Erfolg.
Der erste Schritt auf dem Weg zur Apothekensanierung ist eine gründliche Bestandsaufnahme der finanziellen Situation. Nur wer genau weiß, wo die Probleme liegen, kann gezielte Maßnahmen ergreifen. Dabei geht es nicht nur um eine oberflächliche Betrachtung der Einnahmen und Ausgaben, sondern um eine tiefgehende Analyse aller Kostenstellen. Oftmals lassen sich bereits durch die Optimierung des Warenwirtschaftssystems oder durch die Überprüfung der Personalkosten erhebliche Einsparpotenziale heben. In vielen Fällen kann die Hinzuziehung eines externen Beraters helfen, objektive Schwachstellen zu identifizieren und konkrete Handlungsempfehlungen zu geben.
Ein weiteres zentrales Element der Sanierung ist die Nutzung digitaler Möglichkeiten. In Zeiten, in denen immer mehr Menschen ihre Gesundheitsdienstleistungen online in Anspruch nehmen, müssen auch Apotheken auf diesen Zug aufspringen. Von der Einführung eines modernen Warenwirtschaftssystems bis hin zu digitalen Beratungsangeboten: Die Digitalisierung kann nicht nur die internen Prozesse optimieren, sondern auch neue Einnahmequellen erschließen. Besonders das Angebot von pharmazeutischen Dienstleistungen über digitale Kanäle wird zunehmend an Bedeutung gewinnen. Wer hier frühzeitig investiert, kann sich einen klaren Wettbewerbsvorteil sichern.
Neben den internen Umstrukturierungen darf der Fokus auf den Kunden nicht verloren gehen. Eine erfolgreiche Apotheke zeichnet sich durch exzellenten Service und individuelle Beratung aus. Viele Patienten schätzen die persönliche Betreuung vor Ort – ein Vorteil, den Versandapotheken nicht bieten können. Deshalb ist es wichtig, diesen persönlichen Kontakt zu stärken und den Patienten als Partner zu sehen. Gerade in Zeiten des zunehmenden Wettbewerbs sollten Apothekeninhaber verstärkt auf Kundenbindung setzen. Maßnahmen wie Treueprogramme oder erweiterte Beratungsangebote zu speziellen Gesundheitsfragen können hier den Unterschied machen.
Nicht zu unterschätzen ist auch die Rolle der Versicherungen in der Apothekensanierung. Viele Apotheken haben veraltete oder unzureichende Versicherungspolicen, die im Ernstfall nicht den benötigten Schutz bieten. Eine Überprüfung und Anpassung der Versicherungspakete, etwa durch Allrisk-Versicherungen mit Best-Performance-Garantie, kann nicht nur das Risiko minimieren, sondern auch Kosten senken. Gleichzeitig sollten Apothekeninhaber ihre Vorsorge- und Altersabsicherungsstrategien überdenken, um langfristig finanziell abgesichert zu sein.
Letztlich erfordert eine erfolgreiche Sanierung Mut und Weitsicht. Apothekeninhaber müssen bereit sein, alte Strukturen zu überdenken und neue Wege zu gehen. Wer bereit ist, die Herausforderungen der Zukunft anzunehmen, wird nicht nur die Sanierung seiner Apotheke meistern, sondern sich auch langfristig am Markt behaupten können.
Die Apothekensanierung ist ein herausfordernder Prozess, der von den Inhabern nicht nur betriebswirtschaftliches Geschick, sondern auch strategischen Weitblick verlangt. Es reicht nicht, nur auf Kostensenkungen zu setzen; vielmehr müssen Apotheken aktiv neue Geschäftsfelder erschließen, um im zunehmend digitalen Gesundheitsmarkt bestehen zu können. Die Digitalisierung ist dabei eine Chance, kein Risiko. Wer diese Chancen nutzt, kann sich vom Wettbewerb abheben und seine Apotheke auf eine stabile Zukunft ausrichten.
Doch auch der persönliche Service bleibt ein unverzichtbares Element des Erfolgs. Apothekeninhaber dürfen den Wert des persönlichen Kundenkontakts nicht unterschätzen, denn dieser bietet ein Differenzierungsmerkmal gegenüber den anonymen Versandapotheken. Es ist die Mischung aus Effizienzsteigerung und menschlicher Nähe, die den Königsweg zur Apothekensanierung darstellt.
Die Entscheidung, eine Apotheke zu sanieren, mag schwierig sein, aber sie ist oft der einzige Weg, um in einer sich rasch verändernden Branche zu überleben.
Retax-Fallen am Monatswechsel: Was Apotheken beachten müssen
In den letzten Monaten sind Apothekenbetreiber vermehrt mit komplexen Retaxationsfällen konfrontiert worden. Besonders kritisch wird es, wenn ein E-Rezept kurz vor dem Monatswechsel aus der Telematikinfrastruktur (TI) abgerufen wird, der Patient das Medikament jedoch erst im neuen Monat abholt. In solchen Fällen stehen Apotheken vor der Herausforderung, die formellen Anforderungen der Rezeptbearbeitung korrekt umzusetzen und dabei Retaxationsfallen zu vermeiden.
Eine der größten Stolperfallen ist der Wechsel des Rabattarzneimittels zum Monatsanfang. Rabatte und Preise können sich mit dem neuen Monat ändern, was dazu führt, dass das ursprünglich auf dem Rezept vermerkte Präparat möglicherweise nicht mehr erstattungsfähig ist. Apotheken müssen daher sicherstellen, dass sie vor der Abgabe an den Patienten prüfen, ob ein neues Rabattarzneimittel gilt und welche Preisänderungen sich ergeben haben.
Dies ist jedoch leichter gesagt als getan. Die Abrechnungssysteme sind häufig nicht in Echtzeit an die neuen Rabattvereinbarungen gekoppelt, was zu Verzögerungen bei der Anzeige der korrekten Präparate führen kann. Apothekenpersonal muss in solchen Situationen besonders wachsam sein und gegebenenfalls Rücksprache mit der Krankenkasse halten, um Klarheit zu schaffen. Eine falsche oder verspätete Verordnung kann zu erheblichen Retaxationsforderungen führen, bei denen die Apotheke das komplette Honorar zurückzahlen muss.
Ein weiteres Problem stellt die Preisänderung von Arzneimitteln dar. Wird das Medikament beispielsweise im neuen Monat teurer, obwohl es auf dem ursprünglichen Rezept einen niedrigeren Preis hatte, kann die Apotheke ebenfalls Gefahr laufen, retaxiert zu werden, wenn nicht die aktuell geltenden Preise berücksichtigt werden. Auch hier ist es entscheidend, dass Apotheken ihre Abrechnungssysteme regelmäßig aktualisieren und eine doppelte Prüfung der Preisangaben vornehmen.
In diesem Zusammenhang gewinnt die Retax-Versicherung an zentraler Bedeutung. Diese spezielle Versicherung schützt Apotheken vor den finanziellen Folgen von Retaxationen, indem sie bei Fehlern in der Rezeptbearbeitung oder Abrechnung einspringt. Besonders bei den oben beschriebenen Szenarien, die sich durch komplexe und sich ständig ändernde Rabatt- und Preismodelle auszeichnen, stellt die Retax-Versicherung eine wichtige Absicherung für Apotheken dar. Da eine einzige Retaxation bereits hohe finanzielle Belastungen für eine Apotheke bedeuten kann, ist der Abschluss einer solchen Versicherung von hoher Priorität.
Für Apothekenbetreiber ist es entscheidend, sich nicht nur auf die Sicherheitssysteme der Rezeptsoftware zu verlassen, sondern auch aktiv Maßnahmen zu ergreifen, um Retaxationen zu verhindern. Dazu gehört eine gründliche Schulung des Personals, um sicherzustellen, dass alle Mitarbeiter über die aktuellen Rabattvereinbarungen und Preisänderungen informiert sind. Auch der regelmäßige Abgleich von Rezeptdaten mit den aktuellen Abrechnungsrichtlinien ist ein Muss.
Zusätzlich sollte die Retax-Versicherung als integraler Bestandteil des Risikomanagements betrachtet werden. Diese Versicherung greift ein, wenn formelle Fehler oder Unstimmigkeiten in der Abrechnung auftreten, die sonst zu finanziellen Rückforderungen führen würden. In einem Marktumfeld, das von zunehmend komplexen Regelungen geprägt ist, ist es für Apothekenbetreiber unerlässlich, sich umfassend abzusichern und die Priorität der Retax-Versicherung nicht zu unterschätzen.
Die fortwährenden Änderungen im Bereich der Arzneimittelrabatte und Preise stellen Apotheken vor immense Herausforderungen. Der Monatswechsel erweist sich dabei immer wieder als Stolperstein, insbesondere wenn es um die Bearbeitung von E-Rezepten geht, die kurz vor Monatsende abgerufen, aber erst im Folgemonat eingelöst werden. Für Apotheken kann dies schnell zu einer riskanten Gratwanderung werden, da die Regularien oft wenig Spielraum für Verzögerungen oder Fehler lassen.
Die zunehmende Abhängigkeit von technischen Systemen, die nicht immer in Echtzeit funktionieren, verschärft das Problem. Eine Retax-Versicherung wird daher zum unverzichtbaren Schutzschild, das Apotheken vor finanziellen Rückforderungen bewahrt, die aufgrund von systembedingten Verzögerungen oder fehlerhaften Abrechnungen entstehen. In einem ohnehin von Kostendruck geprägten Umfeld sollten Apothekenbetreiber die Bedeutung einer solchen Versicherung nicht unterschätzen. Sie bietet nicht nur finanziellen Schutz, sondern auch eine gewisse Beruhigung in einem immer komplexer werdenden Abrechnungsdschungel.
Anforderungen an Hygiene und Wartung in der Apotheke: Blutdruckmessungen und Leihgeräte im Fokus
Apotheken spielen eine zentrale Rolle in der Gesundheitsversorgung, indem sie Patienten die Möglichkeit bieten, wichtige Vitalparameter wie Blutdruck, Blutzucker oder Cholesterin zu messen. Diese Dienstleistungen erfordern jedoch strenge Hygienestandards und die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften, um Patientensicherheit und Qualität zu gewährleisten. Besonders die Apothekenbetriebsordnung sowie die Medizinprodukte-Betreiberverordnung (MPBetreibV) legen fest, welche Maßnahmen Apothekenbetreiber in Bezug auf den Messplatz und Leihgeräte beachten müssen.
Für die Hygiene des Messplatzes ist entscheidend, dass dieser regelmäßig gereinigt und desinfiziert wird, um eine Übertragung von Krankheitserregern zu verhindern. Dies gilt insbesondere bei Blutdruckmessgeräten, die direkt mit der Haut des Patienten in Kontakt kommen. Auch Oberflächen, auf denen die Geräte aufgestellt werden, müssen regelmäßig desinfiziert werden. Jeder Apothekenmitarbeiter, der solche Messungen durchführt, muss über entsprechende Hygieneschulungen verfügen, um die Desinfektionsmaßnahmen sachgerecht umzusetzen.
Leihgeräte, die von Patienten zur Messung von Blutdruck oder Blutzucker ausgeliehen werden, stellen eine weitere Herausforderung dar. Diese Geräte müssen nach jeder Rückgabe gründlich gereinigt und desinfiziert werden. Die MPBetreibV schreibt vor, dass Medizinprodukte, die an Patienten ausgegeben werden, technisch einwandfrei und hygienisch aufbereitet sein müssen. Es ist Aufgabe der Apothekenleitung, sicherzustellen, dass ein lückenloses System zur Wartung und Desinfektion dieser Geräte etabliert ist.
Darüber hinaus müssen Apothekenbetreiber ein Wartungsprotokoll führen, das dokumentiert, wann und wie die Geräte gereinigt, überprüft und gegebenenfalls repariert wurden. Besonders wichtig ist dabei, dass die Geräte regelmäßig auf ihre Funktionstüchtigkeit hin überprüft werden, um fehlerhafte Messergebnisse und damit gesundheitliche Risiken für die Patienten zu vermeiden. In vielen Fällen kann es ratsam sein, spezialisierte Dienstleister mit der Wartung und Prüfung der Geräte zu beauftragen, um eine ordnungsgemäße Funktion sicherzustellen.
Die Verantwortung der Apothekenbetreiber in Bezug auf die Einhaltung von Hygiene- und Wartungsvorschriften darf nicht unterschätzt werden. Gerade in Zeiten erhöhter Gesundheitsrisiken durch Infektionskrankheiten ist die Gewährleistung einer einwandfreien Hygiene am Messplatz von großer Bedeutung. Es ist nicht nur ein Zeichen von Professionalität, sondern auch eine rechtliche Verpflichtung, dass die in der Apotheke angebotenen Messungen unter höchsten Hygienestandards durchgeführt werden. Leihgeräte stellen dabei ein besonderes Risiko dar, da sie direkt mit Patienten in Kontakt kommen und ohne sachgemäße Desinfektion Krankheitserreger übertragen können. Durch strenge Hygieneprotokolle und regelmäßige Wartung wird sichergestellt, dass Apotheken weiterhin einen wertvollen Beitrag zur Gesundheitsvorsorge leisten können – sicher und zuverlässig.
Ergänzungssortiment in Apotheken: Wirtschaftlicher Vorteil oder Kostenfalle?
Im September 2024 führte das IFH Köln im Rahmen des APOkix eine Befragung von Apothekenleitern durch, die das Ergänzungssortiment in den Mittelpunkt stellte. Dabei wurde nicht nur nach dem Anteil des Umsatzes gefragt, der durch das Ergänzungssortiment generiert wird, sondern auch nach der wirtschaftlichen Bedeutung, die diesem Sortiment von den Apothekenbetreibern beigemessen wird.
Die Ergebnisse zeigen, dass das Ergänzungssortiment für viele Apotheken eine entscheidende Rolle spielt, insbesondere in einem wirtschaftlich angespannten Umfeld. Rund 60 Prozent der befragten Apothekenleiter gaben an, dass sie dem Sortiment eine hohe oder sehr hohe Bedeutung für den wirtschaftlichen Erfolg ihrer Apotheke beimessen. Der Umsatzanteil, der durch das Ergänzungssortiment erzielt wird, liegt durchschnittlich bei etwa 15 Prozent. In Einzelfällen kann dieser Anteil jedoch deutlich höher ausfallen, vor allem in Apotheken, die sich gezielt auf bestimmte Produktkategorien spezialisiert haben.
Doch lohnt sich das Ergänzungssortiment wirklich für jede Apotheke? Eine Analyse der Sekundärdaten zeigt, dass der Erfolg stark von der Lage und dem Kundenstamm der Apotheke abhängt. Apotheken in ländlichen Regionen oder mit einer überwiegend älteren Kundschaft profitieren oft weniger vom Ergänzungssortiment als innerstädtische Apotheken, die eine jüngere und gesundheitsbewusste Klientel bedienen. Entscheidend ist, dass Apothekenbetreiber regelmäßig ihre Umsatzzahlen analysieren und das Ergänzungssortiment auf die Bedürfnisse ihrer Kunden anpassen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt, den Apothekenbetreiber beachten sollten, ist die Lagerhaltung. Überdimensionierte Bestände können zu finanziellen Engpässen führen, während ein gut kalkuliertes Sortiment die Kundenbindung stärkt und den Umsatz nachhaltig steigert. Auch der Verkaufsschulung des Personals kommt hier eine Schlüsselrolle zu, da gut informierte Mitarbeiter das Sortiment aktiv empfehlen können.
Das Ergänzungssortiment bietet Apotheken die Möglichkeit, sich vom Wettbewerb abzuheben und zusätzliche Erträge zu erzielen. Doch nicht jede Apotheke kann von einem breiten Zusatzsortiment profitieren. Apothekenleiter sollten daher genau abwägen, welche Produkte für ihre Kunden wirklich relevant sind, um das volle Potenzial auszuschöpfen. Eine strategische Anpassung an die demografische und wirtschaftliche Struktur der eigenen Kundschaft ist essenziell. Nur so lässt sich vermeiden, dass wertvolle Ressourcen in unpassende Waren investiert werden. In Zeiten knapper Margen kann ein gezielt aufgebautes Ergänzungssortiment jedoch einen echten Wettbewerbsvorteil bieten.
Niedersachsen erlaubt Import von Kochsalzlösung zur Überbrückung von Versorgungsengpass
In Niedersachsen wurde eine entscheidende Maßnahme ergriffen, um den aktuellen Versorgungsmangel an isotonischer Kochsalzlösung zu bekämpfen. Das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung hat eine Allgemeinverfügung erlassen, die das Inverkehrbringen von importierten natriumchloridhaltigen Lösungen, wie Kochsalzlösungen, gestattet, auch wenn diese nicht nach dem deutschen Arzneimittelgesetz (AMG) zugelassen sind. Diese Entscheidung ist eine Reaktion auf die Feststellung des Bundesgesundheitsministeriums (BMG), das einen Engpass bei diesen Arzneimitteln festgestellt hatte. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte bereits angekündigt, diesen Mangel durch Importe abzumildern.
Laut der Verfügung dürfen Apotheken, Krankenhausapotheken und Arzneimittelgroßhandlungen nun isotonische Kochsalzlösungen aus anderen Ländern importieren, sofern diese in den Herkunftsländern zugelassen sind und die zuständigen Behörden in Deutschland eine Genehmigung für deren Einfuhr und Vertrieb erteilt haben. Dies geschieht in direktem Bezug auf die Bekanntmachung des BMG zum Versorgungsmangel. Für die Sicherheit der Patienten ist jedoch vorgeschrieben, dass eine Packungsbeilage oder ein Begleitdokument in deutscher Sprache zur Verfügung gestellt wird.
Hintergrund des Versorgungsengpasses sind Produktionsprobleme sowie Lieferschwierigkeiten bei den Herstellern. Kochsalzlösungen spielen eine zentrale Rolle in der medizinischen Versorgung, da sie für die Spülung von Wunden, Kathetern und Organen, bei Flüssigkeitsverlust sowie als Trägerlösung für Medikamente wie Antibiotika unverzichtbar sind. Daher hat der niedersächsische Gesundheitsminister Dr. Andreas Philippi (SPD) betont, dass diese Maßnahme notwendig sei, um eine kritische Versorgungslücke zu vermeiden. „Wir nutzen unseren Spielraum, um die Versorgung sicherzustellen und einer prekären Lage vorzubeugen“, sagte Philippi. Die Erleichterung der Einfuhr sei ein kurzfristiger Schritt, doch es bedürfe langfristiger Lösungen, um ähnliche Versorgungsprobleme künftig zu verhindern. Er forderte, die Abhängigkeit von ausländischen Lieferanten zu reduzieren und wieder mehr eigene Produktionskapazitäten in Deutschland aufzubauen.
Die derzeitige Situation verdeutlicht jedoch ein tieferes strukturelles Problem in der Arzneimittelversorgung. Obwohl die Maßnahmen der Bundesregierung sinnvoll erscheinen, reichen sie offenbar nicht aus, um die grundlegenden Schwächen in der Lieferkette zu beheben. Philippi betonte, dass es eine offene Debatte über die finanzielle Tragfähigkeit des Gesundheitssystems und die zukünftigen Rahmenbedingungen für die heimische Arzneimittelproduktion brauche.
Die getroffene Regelung zur Erleichterung von Importen bleibt so lange in Kraft, bis das Bundesgesundheitsministerium den Versorgungsmangel offiziell als behoben erklärt.
Die Entscheidung der niedersächsischen Landesregierung, den Import von isotonischer Kochsalzlösung zu erleichtern, ist ein pragmatischer Schritt, um einem akuten Versorgungsengpass entgegenzuwirken. Sie zeigt jedoch deutlich, dass die strukturellen Schwächen in der Arzneimittelversorgung längst nicht mehr ignoriert werden können. Zu sehr hat sich Deutschland in den letzten Jahren von internationalen Lieferketten abhängig gemacht, was in Krisenzeiten zu erheblichen Problemen führt. Die Forderung von Gesundheitsminister Dr. Andreas Philippi nach einer Stärkung der heimischen Produktionskapazitäten ist daher nicht nur vernünftig, sondern dringend erforderlich.
Der Engpass bei einem so grundlegenden Arzneimittel wie Kochsalzlösung offenbart auch die Fragilität der Gesundheitsversorgung im Land. Wenn die Versorgung bei derart lebenswichtigen Produkten ins Stocken gerät, müssen langfristige Lösungen gefunden werden, die über kurzfristige Importe hinausgehen. Eine Rückbesinnung auf nationale Produktion und kürzere Lieferketten könnte der Schlüssel sein, um ähnliche Krisen in Zukunft zu vermeiden.
Die Herausforderung bleibt jedoch, diese notwendigen Maßnahmen politisch und wirtschaftlich zu realisieren. Die Diskussion um die Kosten, die auf die Versicherten zukommen, sowie die Bedingungen für die Arzneimittelindustrie muss transparent und umfassend geführt werden. Es geht letztlich nicht nur um Versorgungssicherheit, sondern um die Zukunftsfähigkeit des gesamten Gesundheitswesens.
Thüringer Heilberufe fordern verbesserte Versorgungsstrukturen und setzen auf politischen Dialog
Die Heilberufe in Thüringen, darunter Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten und Apotheker, haben in einem gemeinsamen Schreiben an die neuen Fraktionen des Thüringer Landtags ihre zentralen Forderungen für die kommende Legislatur formuliert. Im Fokus stehen dabei eine auskömmliche Finanzierung und der Abbau von Bürokratie, um die Zukunft der wohnortnahen Gesundheitsversorgung zu sichern. Der Thüringer Apothekerverband (ThAV) sowie die Landesapothekerkammer unterstützen diese Forderungen und appellieren an die Politik, konkrete Maßnahmen zu ergreifen.
Eine wesentliche Forderung betrifft die Finanzierung der Apotheken und Arztpraxen. Angesichts steigender Betriebskosten und der Inflation sei es unabdingbar, dass die Vergütungssysteme entsprechend angepasst werden. Nur so könne die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung aufrechterhalten werden, insbesondere in ländlichen Regionen, die bereits jetzt von einer Unterversorgung bedroht seien. „Wir brauchen eine verlässliche und faire Finanzierung, die nicht nur kurzfristige Lösungen bietet, sondern langfristige Planungssicherheit gewährleistet“, betonten Stefan Fink, Vorsitzender des ThAV, und Ronald Schreiber, Präsident der Landesapothekerkammer Thüringen.
Die Heilberufe fordern zudem eine Stärkung der ambulanten Versorgung, um den stationären Bereich zu entlasten. Insbesondere müsse mehr Personal eingestellt und besser bezahlt werden, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Hierfür sei es unerlässlich, die Ausbildungs- und Studienkapazitäten in den Heilberufen zu erweitern. Zudem müsse das Personal im Gesundheitswesen angemessen vergütet werden, um Abwanderungen in andere Branchen zu verhindern.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Digitalisierung des Gesundheitswesens. Die Heilberufe betonen, dass eine sinnvolle und durchdachte Digitalisierung nur dann gelingen könne, wenn die entsprechenden Systeme benutzerfreundlich, funktional und datensicher seien. Ziel müsse es sein, die Effizienz der Versorgung zu steigern und den Patienten sowie den Leistungserbringern spürbare Erleichterungen zu bieten.
Die Vertreter der Heilberufe haben in diesem Zusammenhang ihre Gesprächsbereitschaft mit der Politik bekräftigt. „Wir stehen bereit, gemeinsam mit den politischen Entscheidungsträgern Lösungen zu erarbeiten, die eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung in Thüringen sichern“, erklärten Fink und Schreiber. Die derzeitigen Koalitionsverhandlungen zwischen CDU, SPD und dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) bieten dabei eine Gelegenheit, die Anliegen der Heilberufe auf die politische Agenda zu setzen.
Der Ausgang der Verhandlungen bleibt jedoch offen. Angesichts des Wahlerfolgs der AfD, die in Thüringen als rechtsextrem eingestuft wird, versuchen die etablierten Parteien eine Regierungsbildung ohne die Beteiligung der AfD zu realisieren. In einem ersten Entwurf des Koalitionspapiers wird bereits die Stärkung der Landapotheken als wichtiges Ziel festgehalten. Dies gilt als entscheidender Schritt, um die medizinische Versorgung in den ländlichen Gebieten Thüringens zu sichern.
Die Forderungen der Heilberufe in Thüringen sind weder neu noch überzogen, sondern spiegeln die dringenden Herausforderungen wider, mit denen das Gesundheitswesen konfrontiert ist. In Zeiten, in denen die Inflation die Betriebskosten in die Höhe treibt und der Fachkräftemangel in vielen Heilberufen immer gravierender wird, ist eine nachhaltige und verlässliche Finanzierung unerlässlich. Gerade in ländlichen Regionen droht ohne rasches Handeln der Kollaps der medizinischen Versorgung.
Die Politik muss diesen Hilferuf ernst nehmen. Apotheken und Arztpraxen bilden das Rückgrat der wohnortnahen Versorgung. Werden sie nicht ausreichend unterstützt, ist die gesundheitliche Betreuung der Bevölkerung gefährdet. Die Heilberufe haben recht, wenn sie darauf drängen, dass die Digitalisierung nicht um ihrer selbst willen vorangetrieben wird, sondern durchdacht und praxisnah gestaltet wird.
Es bleibt zu hoffen, dass die neue Landesregierung in Thüringen den Dialog mit den Heilberufen ernsthaft aufnimmt und die Weichen für eine zukunftsfähige Gesundheitsversorgung stellt. Angesichts der politischen Spannungen, die die AfD-Erfolge mit sich bringen, könnte die Zusammenarbeit der etablierten Parteien auf Landesebene ein Weg sein, um die dringend benötigten Reformen im Gesundheitswesen in Gang zu bringen.
Erstattungsprobleme in US-Apotheken: Kriminelle profitieren von sinkenden Preisen
In den USA sehen sich Apotheken mit einer wachsenden Bedrohung konfrontiert: Während die Erstattungspreise für verschreibungspflichtige Medikamente sinken, steigt die Kriminalität im Zusammenhang mit gefälschten Arzneimitteln. Pharmacy Benefit Manager (PBMs), die als Vermittler zwischen Krankenversicherungen, Pharmaunternehmen und Apotheken fungieren, erstatten Apotheken oft weniger als die Anschaffungskosten für Medikamente. Diese Situation hat sich in den letzten zehn Jahren erheblich verschärft und bedroht zunehmend die wirtschaftliche Existenz vieler Apotheken.
Der Zusammenschluss Partnership for Safe Medicines (PSM), der sich für die Sicherheit von verschreibungspflichtigen Medikamenten und den Schutz vor Arzneimittelfälschungen einsetzt, warnt vor den Folgen dieser Entwicklung. In einigen Fällen erhalten Apotheken nur den durchschnittlichen Großhandelspreis abzüglich 25,5 Prozent für bestimmte Markenarzneimittel. Das bedeutet, dass Apotheken bei der Abgabe dieser Medikamente Verluste machen. Besonders betroffen sind teure Präparate wie das HIV-Medikament Biktarvy®, bei denen die Differenz zwischen Erstattung und Einkaufspreis besonders hoch ist.
Die wirtschaftlichen Engpässe zwingen viele Apotheken dazu, nach günstigeren Einkaufsquellen zu suchen, um die Versorgung ihrer Patienten aufrechtzuerhalten. Doch diese Strategie birgt ein erhebliches Risiko: Kriminelle haben es zunehmend auf den legalen Arzneimittelmarkt abgesehen und nutzen die angespannte Situation aus. Sie schleusen gefälschte Medikamente über vermeintlich legale Großhändler in die Versorgungskette ein. Diese Händler besitzen oft eine rechtmäßige Großhandelslizenz, doch die Lieferdokumente, die die Herkunft der Medikamente nachweisen sollen, sind gefälscht.
Besonders problematisch ist die Tatsache, dass viele Apotheken unter dem hohen Arbeitsdruck nicht die Zeit haben, die Lieferketten vollständig zu überprüfen. Die gefälschten Arzneimittel lassen sich schwer von echten unterscheiden, was die Gefahr für Patienten erhöht, gefälschte Medikamente zu erhalten. Für Kriminelle ist es angesichts der prekären Erstattungslage leicht, sich in die legale Lieferkette einzuschleusen und ihre gefälschten Produkte an Apotheken zu verkaufen.
Angesichts dieser Entwicklung fordert Partnership for Safe Medicines, dass die Erstattungsmechanismen reformiert werden müssen, um die Apotheken zu schützen und den illegalen Handel mit gefälschten Medikamenten zu unterbinden. Eine faire und kostendeckende Erstattung für verschreibungspflichtige Medikamente ist unerlässlich, um die Versorgungssicherheit und die Patientensicherheit zu gewährleisten.
Die anhaltenden Erstattungsprobleme in den USA sind mehr als nur ein wirtschaftliches Problem für Apotheken. Sie öffnen Kriminellen Tür und Tor, um gefälschte Medikamente in die Versorgungskette einzuschleusen. Die finanziellen Verluste, die Apotheken durch unzureichende Erstattungen erleiden, zwingen sie dazu, Risiken einzugehen, die letztlich auf Kosten der Patientensicherheit gehen. Es ist erschreckend, dass kriminelle Netzwerke die Schwächen im System so gezielt ausnutzen können, während Apotheken und Patienten den Preis dafür zahlen.
Eine Reform der Erstattungssysteme ist dringend erforderlich. Apotheken müssen wirtschaftlich stabil sein, um qualitativ hochwertige und sichere Arzneimittel anbieten zu können. Die Politik und die PBMs sind in der Pflicht, Lösungen zu finden, die nicht nur die Apotheken, sondern auch die Patienten schützen. Ohne diese Reformen werden die Probleme weiter eskalieren, und es wird nur eine Frage der Zeit sein, bis der nächste große Skandal um gefälschte Medikamente das Vertrauen in das Gesundheitssystem weiter untergräbt.
Blutzuckermessgeräte im Test: Präzision bleibt oft auf der Strecke
Für Menschen mit Diabetes ist die regelmäßige Kontrolle des Blutzuckerspiegels entscheidend, um die richtige Insulindosis zu bestimmen. Die Stiftung Warentest hat in ihrer aktuellen Untersuchung elf Blutzuckermessgeräte auf ihre Genauigkeit hin geprüft – mit überraschenden Ergebnissen. Nicht alle Geräte liefern präzise Messwerte, was für die Betroffenen riskante Folgen haben kann.
In der November-Ausgabe 2024 von „test“ wurden insgesamt 30 Diabetiker in den Test einbezogen. Jedes Gerät musste 120 Messungen absolvieren, die anschließend mit den Ergebnissen einer Labormethode verglichen wurden. Das Urteil fiel unterschiedlich aus: Während drei Geräte eine „sehr gute“ Bewertung erhielten, schnitten zwei nur mit „befriedigend“ und eines sogar mit „ausreichend“ ab. Besonders überzeugten das „Next“-Modell von Contour (Note 1,2) und das „Ultra Plus Reflect“ von Onetouch (Note 1,5). Beide Geräte lieferten konstant präzise Ergebnisse und punkten zudem mit einfacher Handhabung. Sie kosten jeweils unter 30 Euro, womit sie im mittleren Preissegment liegen.
Neben der Messgenauigkeit spielt der Preis für Teststreifen eine wichtige Rolle. Diabetiker, die Insulin spritzen, benötigen oft mehrere Teststreifen pro Tag, was sich auf die jährlichen Kosten auswirkt. Laut Stiftung Warentest können diese je nach Modell stark variieren: Bei den günstigsten Teststreifen belaufen sich die Kosten auf etwa 600 Euro pro Jahr, während die teuersten Streifen bis zu 1000 Euro kosten. Zwar übernehmen Krankenkassen in der Regel die Kosten für Insulinabhängige, jedoch haben viele Kassen Verträge mit bestimmten Herstellern. Patienten, die ein anderes Gerät bevorzugen, müssen in Absprache mit ihrem Arzt und der Krankenkasse auf eine individuelle Lösung hoffen.
Die Testergebnisse unterstreichen die Bedeutung einer sorgfältigen Wahl des Blutzuckermessgeräts. Nicht nur die Anschaffungskosten, sondern auch die laufenden Ausgaben für Teststreifen und vor allem die Messgenauigkeit sind entscheidende Faktoren für die Gesundheit. Die Stiftung Warentest empfiehlt, sich umfassend zu informieren und gegebenenfalls mit der Krankenkasse zu verhandeln, um das passende Gerät zu erhalten.
Die Ergebnisse des Tests verdeutlichen einmal mehr, dass Präzision im Gesundheitsbereich keine Verhandlungssache sein darf. Es ist alarmierend, dass einige Blutzuckermessgeräte im Test ungenaue Ergebnisse liefern – ein Risiko, das Menschen mit Diabetes nicht eingehen sollten. Die Kontrolle des Blutzuckers ist für Betroffene elementar, um akute Komplikationen wie Unter- oder Überzuckerungen zu vermeiden. Dass hierbei die Messgenauigkeit einiger Geräte nicht den Erwartungen entspricht, ist inakzeptabel.
Ein weiterer Punkt ist die finanzielle Belastung durch die Teststreifen, die sich im Laufe des Jahres zu hohen Summen addieren können. Dass Krankenkassen oftmals an Verträge mit bestimmten Herstellern gebunden sind, erschwert den Zugang zu optimalen Geräten zusätzlich. Hier wäre mehr Flexibilität wünschenswert, um den individuellen Bedürfnissen der Patienten gerecht zu werden. Letztlich sollte die Wahl des Blutzuckermessgeräts weder eine Frage des Preises noch der Bürokratie sein – sie muss sich ausschließlich an der Gesundheit der Betroffenen orientieren.
Neuer Hoffnungsträger in der Behandlung von Colitis ulcerosa – Tulisokibart zeigt beeindruckende Phase-II-Daten
In der Behandlung von Colitis ulcerosa könnte ein neuer monoklonaler Antikörper namens Tulisokibart (PRA023) zukünftig eine entscheidende Rolle spielen. Der Wirkstoff richtet sich gegen das Tumornekrosefaktor-ähnliche Zytokin 1A (TL1A), das maßgeblich an den entzündlichen Prozessen im Darm beteiligt ist. Besonders vielversprechend sind nun die Ergebnisse einer Phase-II-Studie, die im „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht wurden.
Die Studie, bekannt unter dem Namen ARTEMIS-UC, wurde von Prometheus Biosciences, einer Tochterfirma von MSD, gesponsert. Sie umfasste 135 Patienten mit moderat bis stark aktiver Colitis ulcerosa, die entweder auf Glucocorticoide angewiesen waren oder bei denen andere Behandlungen nicht den gewünschten Erfolg gebracht hatten. Die Patienten erhielten entweder Tulisokibart in einer Dosierung von 1000 mg am ersten Tag und 500 mg in den Wochen 2, 6 und 10, oder Placebo-Infusionen.
Nach zwölf Wochen befanden sich 26 Prozent der Patienten in der Tulisokibart-Gruppe in klinischer Remission, verglichen mit nur 1 Prozent in der Placebo-Gruppe. Ein weiterer Teil der Studie konzentrierte sich auf Patienten, die genetisch eine höhere Wahrscheinlichkeit eines Ansprechens auf den Wirkstoff aufwiesen. In dieser Subgruppe betrug die Remissionsrate unter Tulisokibart 32 Prozent, während sie unter Placebo bei 11 Prozent lag.
Nebenwirkungen, hauptsächlich leicht bis moderat, traten in beiden Gruppen in vergleichbarem Ausmaß auf, und auch das Risiko von Infektionen war nahezu gleich verteilt. Die Forscher sehen in diesen Ergebnissen einen großen Fortschritt für die Behandlung von Colitis ulcerosa, insbesondere bei therapierefraktären Patienten, die bisher nur unzureichend auf bestehende Therapien angesprochen haben.
Die positiven Phase-II-Daten geben Anlass zur Hoffnung, dass Tulisokibart zu einem wichtigen Baustein in der Therapie chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen werden könnte. Der Hersteller hat bereits mit der Rekrutierung für eine Phase-III-Studie begonnen, um die Wirksamkeit und Sicherheit des Antikörpers weiter zu untersuchen.
Mit Tulisokibart scheint sich eine neue Ära in der Behandlung von Colitis ulcerosa anzubahnen. Die Phase-II-Daten zeigen deutlich, dass der Antikörper bei Patienten, die auf herkömmliche Therapien nicht mehr ansprechen, ein wirksames Mittel zur Symptomlinderung darstellen könnte. Besonders beeindruckend ist die hohe Remissionsrate in einer Patientengruppe, die bislang nur begrenzte Therapiemöglichkeiten hatte. Wenn diese Ergebnisse in der laufenden Phase-III-Studie bestätigt werden, könnte Tulisokibart eine wichtige Rolle in der Therapie von Colitis ulcerosa einnehmen und möglicherweise sogar zu einem Standard in der Behandlung werden.
Das Ausbleiben schwerwiegender Nebenwirkungen, die vergleichbare Rate an Infektionen und die gezielte Wirkung auf das Zytokin TL1A heben Tulisokibart von anderen Therapien ab und könnten den Weg zu einer spezifischeren und personalisierten Behandlung von Darmentzündungen ebnen. Die Entwicklungen sind daher mit Spannung zu verfolgen, da sie einen bedeutenden Fortschritt in der Versorgung von Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen darstellen könnten.
Von Engin Günder, Fachjournalist