Reform der Notdienstplanung in Bayern: Kritik trotz technologischer Fortschritte
Im Januar nächsten Jahres tritt in Bayern eine innovative Reform der Notdienstplanung für Apotheken in Kraft, die von künstlicher Intelligenz (KI) gesteuert wird. Ziel dieser Maßnahme ist es, die medizinische Versorgung in den ländlichen Regionen Bayerns zu verbessern, wo Apotheken nicht flächendeckend verteilt sind. Die bayerische Regierung verspricht, dass durch die neue Planung 92 Prozent der Landesbevölkerung nicht mehr als 20 Kilometer bis zur nächsten diensthabenden Apotheke fahren müssen. Doch nicht alle teilen diesen Optimismus.
Dr. Gundula Weigand, die Betreiberin der Stadtapotheke in Bad Königshofen, steht der neuen Regelung skeptisch gegenüber. Ihrer Erfahrung nach wird die neue KI-gesteuerte Planung nicht in allen Fällen die erhoffte Abdeckung gewährleisten. Sie berichtet, dass es allein im Januar an drei unterschiedlichen Tagen vorkommen wird, dass einige Patienten fast 40 Kilometer zurücklegen müssen, um eine notdiensthabende Apotheke zu erreichen. Diese erhebliche Abweichung von den Planzielen zeigt die möglichen Grenzen und Schwachstellen der KI-gestützten Systeme auf.
Die Herausforderung besteht darin, dass die geografischen und demografischen Besonderheiten ländlicher Regionen eine komplexe Dynamik erzeugen, die schwer vorherzusagen und zu steuern ist. Experten weisen darauf hin, dass solche technologischen Lösungen zwar theoretisch gut konzipiert sind, ihre praktische Umsetzung jedoch oft an lokalen Realitäten scheitert. Die Diskrepanz zwischen der theoretischen Reichweite der neuen Planung und der tatsächlichen Erreichbarkeit wirft kritische Fragen bezüglich der Effektivität und Anpassungsfähigkeit des KI-Systems auf.
Die Initiative Bayerns, die Notdienstplanung für Apotheken mittels KI zu optimieren, ist ein mutiger Schritt in Richtung Digitalisierung und Technologisierung des Gesundheitswesens. Diese Entwicklung könnte als Vorbild für andere Bundesländer dienen, die mit ähnlichen Herausforderungen in der flächendeckenden medizinischen Versorgung konfrontiert sind. Jedoch offenbart die frühzeitige Kritik von Apothekern wie Dr. Weigand wichtige Einsichten: Technologie ist kein Allheilmittel.
Es ist essenziell, dass solche technologischen Implementierungen nicht isoliert betrachtet werden. Die Einbindung von lokalem Feedback und die kontinuierliche Anpassung an die geographischen sowie sozialen Gegebenheiten sind entscheidend für den Erfolg. Nur durch eine solche integrative Herangehensweise kann sichergestellt werden, dass die Technologie die Bedürfnisse der Menschen erfüllt und nicht zusätzliche Hürden schafft.
Darüber hinaus sollten solche Reformen auch begleitet werden von einer transparenten Kommunikation und einer öffentlichen Diskussion, um das Verständnis und die Akzeptanz in der Bevölkerung zu fördern. Die kritischen Stimmen wie die von Dr. Weigand bieten wertvolle Perspektiven, die in die fortlaufende Optimierung der Systeme einfließen müssen, um die Versorgung wirklich zu verbessern und nicht unbeabsichtigt zu verschlechtern. Nur durch eine solche ganzheitliche Betrachtung kann die KI ihr volles Potenzial entfalten und die Versorgungslücken effektiv schließen.
Innovative Vernetzung: Das E-Hilfsmittelrezept auf dem Vormarsch
Ab Juli 2027 wird das elektronische Hilfsmittelrezept (E-Hilfsmittelrezept) in ganz Deutschland verpflichtend eingeführt. Um die Umsetzung vorab zu testen, läuft bereits ein Modellprojekt, das es Versicherten ermöglicht, elektronische Verordnungen zu nutzen. Teilnehmen können Versicherte bei der AOK Bayern, Barmer, BIG direkt gesund, DAK-Gesundheit, Hanseatische Krankenkasse (HEK), IKK classic und Techniker Krankenkasse (TK). Diese erhalten die Möglichkeit, E-Verordnungen direkt auf ihr Smartphone zu bekommen und diese an spezialisierte Anbieter weiterzuleiten.
Die vollständig digitale Abwicklung von Genehmigung und Abrechnung soll Effizienz und Benutzerfreundlichkeit steigern. Der Fokus liegt zunächst auf orthopädischen Hilfsmitteln und Produkten der Reha-Technik wie Bandagen, Einlagen oder Gehhilfen.
Apotheken, die am Pilotprojekt teilnehmen wollen, stehen jedoch vor finanziellen Herausforderungen. Die Anbindung an die IT-Struktur der Dienstleister ist kostenpflichtig, ohne dass eine zusätzliche Vergütung vorgesehen ist. Die Apotheken müssen eine Beitrittserklärung unterzeichnen und sich mit den technischen Anforderungen vertraut machen, die nach dem bundesweiten Rollout 2027 nicht mehr nötig sein werden. Ab dann wird die Nutzung der Telematikinfrastruktur der Gematik für alle Beteiligten obligatorisch.
Das Modellprojekt des E-Hilfsmittelrezeptes spiegelt den fortschreitenden digitalen Wandel im Gesundheitswesen wider und verspricht eine effizientere, patientenzentrierte Versorgung. Doch die anfänglichen Kosten und der technische Aufwand stellen gerade für kleinere Apotheken eine erhebliche Belastung dar. Diese Investitionen könnten langfristig jedoch eine höhere Kosteneffizienz und verbesserte Patientenbetreuung ermöglichen. Es bleibt abzuwarten, wie die Apotheken die finanziellen und administrativen Hürden meistern und ob die digitalen Neuerungen die erhofften Vorteile tatsächlich realisieren können. Während die Einführung des E-Hilfsmittelrezeptes eine logische Weiterentwicklung darstellt, muss der Prozess sorgfältig gesteuert werden, um eine inklusive und gerechte Implementierung zu gewährleisten.
Apothekerkammer Westfalen-Lippe Engagiert Sich Politisch im Vorfeld der Kommunalwahlen
In einer bemerkenswerten Entwicklung hat die Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL) ihre politische Präsenz verstärkt, indem sie erstmals an einem kommunalen Parteitag teilnahm. Dies geschah auf dem Aufstellungsparteitag der CDU in Dortmund, der als Plattform diente, um wichtige Themen rund um die Apotheken vor Ort anzusprechen. Der AKWL-Vizepräsident Frank Dieckerhoff, der auch Apothekeninhaber in Dortmund ist, nutzte diese Gelegenheit, um die dringenden Anliegen der Apothekerschaft direkt vor Ort zu vertreten.
Dieckerhoff hob hervor, wie essentiell es ist, dass die Bedürfnisse und Herausforderungen der lokalen Apotheken nicht nur auf der Bundes- und Landesebene Beachtung finden, sondern auch auf kommunaler Ebene. Ein besonderer Fokus lag dabei auf der Sicherstellung der wohnortnahen Versorgung und den Schwierigkeiten, die sich aus dem Nacht- und Notdienst ergeben. Durch den direkten Austausch mit den Kommunalpolitikern konnten diese Punkte effektiv kommuniziert werden.
Etwa 180 Delegierte sowie zahlreiche Gäste waren anwesend, was den fruchtbaren Boden für einen intensiven Dialog und eine erhöhte Sichtbarkeit der Apothekenproblematik bot. Neben Dieckerhoff war auch Stefan Lammers, Bereichsleiter IT & Mitgliederverwaltung der Kammer, zugegen, der die organisatorischen Aspekte der Apothekenführung unterstrich. Die positive Resonanz der Delegierten auf die angesprochenen Themen bestätigte die Notwendigkeit einer solchen politischen Einmischung und zeigte den Willen zur Zusammenarbeit auf.
Diese Bemühungen der AKWL verdeutlichen ein proaktives Engagement in der politischen Landschaft, das darauf abzielt, die Rahmenbedingungen für Apotheken zu verbessern und die lokale Versorgung zu sichern. Die Teilnahme an weiteren kommunalen Ereignissen ist geplant, um die Anliegen der Apothekerschaft kontinuierlich zu vertreten und auf die politische Agenda zu setzen.
Die aktive Teilnahme der Apothekerkammer Westfalen-Lippe am kommunalen Parteitag der CDU in Dortmund markiert einen strategisch wichtigen Schritt für die Apothekerschaft. Durch solch direktes Engagement können Apotheken ihre spezifischen Anliegen direkt in den politischen Diskurs einbringen und auf die Notwendigkeit lokaler Unterstützung hinweisen. Dieses Vorgehen ist ein Beispiel dafür, wie fokussierte politische Arbeit die Wahrnehmung und die Unterstützung für branchenspezifische Belange steigern kann. Es verdeutlicht, dass die politische Vertretung auf allen Ebenen essenziell ist, um die Versorgung und die Dienstleistungen, die Apotheken der Bevölkerung bieten, nachhaltig zu sichern. Die positive Reaktion der Parteitagsteilnehmer zeigt zudem, dass die politischen Entscheidungsträger offen für Dialog und Kooperation sind, was die Chancen auf tatsächliche Veränderungen und Unterstützung erhöht. Dieser Ansatz sollte von anderen Kammern und Verbänden als Vorbild genutzt werden, um die Interessen ihrer Mitglieder effektiv auf allen politischen Ebenen zu vertreten.
Migräneauslöser neu betrachtet: Zwischen Mythos und Wissenschaft
Migräne ist mehr als nur ein Kopfschmerz – sie ist eine komplexe neurologische Erkrankung, die Millionen Menschen weltweit betrifft. Lange Zeit galten bestimmte Umwelt- und sensorische Reize als Auslöser für Migräneattacken. Aktuelle Studien jedoch hinterfragen diese Annahme und beleuchten die wahren Zusammenhänge zwischen sogenannten Triggern und Migräneanfällen.
Die Forschung zeigt, dass viele der traditionell verdächtigen Auslöser – von Stress und bestimmten Nahrungsmitteln bis hin zu Wetterveränderungen – tatsächlich Vorboten einer herannahenden Migräneattacke sein könnten. Diese Prämonitionssymptome, die oft Stunden oder Tage vor dem eigentlichen Kopfschmerz auftreten, wurden bisher fälschlicherweise als Trigger identifiziert. Eine umfassende prospektive Studie, die Patienten mit einer Smartphone-App über drei Monate hinweg begleitete, offenbarte, dass viele vermeintliche Auslöser statistisch kaum mit den tatsächlichen Migräneattacken korrelierten.
Das traditionelle Vermeiden von Triggern wird daher zunehmend hinterfragt. Experten empfehlen stattdessen einen ganzheitlicheren Ansatz im Umgang mit der Krankheit. Dazu gehören verhaltenstherapeutische Maßnahmen und die Etablierung eines regulierten Lebensrhythmus. Diese Methoden helfen nicht nur bei der Bewältigung der Krankheit, sondern verbessern auch die allgemeine Lebensqualität der Betroffenen.
Die aktuelle Forschung eröffnet neue Perspektiven im Verständnis und in der Behandlung von Migräne. Während die Identifizierung von echten Triggern weiterhin eine Rolle spielen kann, legt der wissenschaftliche Fortschritt nahe, dass eine Anpassung der Behandlungsstrategien notwendig ist, um die tatsächlichen Bedürfnisse der Patienten zu adressieren.
Die neuesten Erkenntnisse zum Thema Migräne tragen wesentlich dazu bei, dass Betroffene und Behandelnde ein tieferes Verständnis für die Dynamik dieser belastenden Erkrankung entwickeln. Das Hinterfragen überholter Annahmen ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu effektiveren und individuelleren Behandlungsmethoden. Es ist an der Zeit, dass wir die Migräne nicht mehr nur als eine Ansammlung von Symptomen sehen, die es zu vermeiden gilt, sondern als eine Gelegenheit, die Resilienz der Patienten zu stärken und ihnen Werkzeuge an die Hand zu geben, mit denen sie ihr Leiden aktiv und selbstbestimmt managen können.
Sicherer Kälteschutz für Kinderhaut: Ökotest testet Wind- und Wettercremes
Wind- und Wettercremes sind für viele Eltern unverzichtbar, um empfindliche Kinderhaut bei Kälte und Nässe zu schützen. Ökotest hat kürzlich 18 solcher Cremes auf den Prüfstand gestellt und sowohl Inhaltsstoffe als auch Verpackung und Kennzeichnung bewertet. Das Ergebnis: Die Mehrheit der Produkte überzeugt mit sehr guten oder guten Noten. Dennoch gibt es Ausreißer, die Eltern beim Kauf berücksichtigen sollten.
16 der getesteten Cremes erhielten die Bewertung „sehr gut“ oder „gut“. Sie sind frei von problematischen Inhaltsstoffen und bieten zuverlässigen Schutz. Zu den getesteten Marken gehören sowohl Naturkosmetikprodukte als auch konventionelle Cremes aus Apotheken, Drogerien und Supermärkten. Besonders gelobt wurden Produkte wie die „Baybies Wind- & Wettercreme“ und die „Paediprotect Wind- & Wettercreme LSF 15“, die auf Duftstoffe verzichten.
Einen Schatten auf das gute Gesamtergebnis warf die „Grüne Erde Mutter & Kind Wind & Wetter-Creme“. Das Naturkosmetikprodukt enthält Tonerde, die naturgemäß Schwermetalle wie Arsen und Blei enthalten kann. Im Test wurden bedenkliche Mengen an Arsen nachgewiesen. Obwohl dies laut Bundesinstitut für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit nicht zwingend ein Gesundheitsrisiko darstellt, bemängelt Ökotest den fehlenden Versuch des Herstellers, diese Stoffe zu minimieren.
Auch bei der Kennzeichnung gab es Kritik. Einige Produkte enthalten allergene Duftstoffe, die nicht korrekt deklariert wurden. Das ist besonders problematisch bei Produkten, die als parfümfrei beworben werden. Verbraucher:innen müssten sich auf die Angaben der Hersteller verlassen können, so Ökotest.
In Apotheken sind ebenfalls getestete Produkte erhältlich. Der „Weleda Baby Wind- und Wetterbalsam“ und die „Paediprotect Wind- & Wettercreme LSF 15“ schnitten mit der Note „gut“ ab. Beide überzeugen durch hochwertige Inhaltsstoffe, allerdings kritisiert Ökotest die Verpackung der Weleda-Creme, da die Aluminiumtube zusätzlich in einem Umkarton steckt, der als unnötig bewertet wurde.
Insgesamt zeigt der Test, dass Eltern eine breite Auswahl an sicheren und hautverträglichen Produkten haben. Ob in der Apotheke, Drogerie oder im Supermarkt – der Schutz der Kinderhaut ist bei den meisten getesteten Cremes gewährleistet. Ökotest betont jedoch die Bedeutung transparenter Angaben und sorgfältiger Auswahl, besonders bei Naturkosmetikprodukten.
Der jüngste Test von Ökotest unterstreicht, wie wichtig es ist, bei der Wahl von Kinderpflegeprodukten genau hinzuschauen. Die gute Nachricht: Der Großteil der getesteten Wind- und Wettercremes bietet sicheren Schutz und ist unbedenklich. Besonders erfreulich ist, dass auch preisgünstige Produkte hohe Standards erfüllen.
Allerdings zeigt der Test auch, dass der Begriff Naturkosmetik nicht automatisch gleichbedeutend mit unbedenklich ist. Der Fall der „Grüne Erde“-Creme sollte ein Weckruf sein, dass auch natürliche Inhaltsstoffe Risiken bergen können. Hier liegt es an den Herstellern, mehr Verantwortung zu übernehmen und kritische Substanzen zu minimieren.
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Transparenz bei der Kennzeichnung. Eltern sollten darauf vertrauen können, dass die Angaben auf den Verpackungen korrekt sind. Es ist nicht akzeptabel, dass allergene Duftstoffe in vermeintlich parfümfreien Produkten nicht deklariert werden.
Für Apothekenprodukte wie den Weleda-Balsam bleibt eine Diskussion über Verpackung sinnvoll. Nachhaltigkeit sollte auch in diesem Bereich eine Rolle spielen. Denn Schutz der Kinderhaut und der Umwelt dürfen kein Widerspruch sein.
Offene Immobilienfonds: Warum der Einstieg aktuell ein Risiko ist
Offene Immobilienfonds, einst als verlässliche Anlageoption für konservative Investoren geschätzt, erleben eine schwierige Phase. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie, die weltweit steigenden Zinssätze und der kontinuierliche Rückgang der Immobilienwerte haben das einst stabile Fundament dieser Fonds ins Wanken gebracht. In den vergangenen Jahren mussten viele Fonds ihre Liquiditätsreserven mobilisieren, um Rücknahmen bedienen zu können.
Die aktuellen Marktentwicklungen lassen Anleger zögern. Vor allem die Zinswende stellt ein zentrales Problem dar: Höhere Finanzierungszinsen drücken die Bewertung von Immobilien, was wiederum die Renditeaussichten der Fonds belastet. Gleichzeitig sinkt die Nachfrage nach Büroflächen aufgrund des Homeoffice-Trends, was die Erträge in diesem Sektor weiter unter Druck setzt.
Anleger, die auf eine Erholung der Immobilienmärkte setzen, müssen Geduld mitbringen. Experten raten derzeit von einem Neueinstieg ab, da die Renditen in den kommenden Jahren voraussichtlich unter den Erwartungen bleiben werden. Stattdessen empfehlen sie, bestehende Investitionen genau zu beobachten und bei Bedarf selektiv umzuschichten.
Die Frage bleibt jedoch, ob das Halten der Anteile die richtige Strategie ist. „Langfristig orientierte Anleger könnten von einer Markterholung profitieren, sollten sich jedoch bewusst sein, dass offene Immobilienfonds keine risikofreie Anlage mehr darstellen“, so ein Branchenexperte. Die Unsicherheiten in der Branche könnten dazu führen, dass sich die strukturellen Probleme in diesem Segment weiter verschärfen.
Offene Immobilienfonds galten lange als sicherer Hafen für Anleger, die eine stabile Rendite suchten. Doch die Zeiten haben sich geändert. Die Kombination aus pandemiebedingten Herausforderungen, steigenden Zinsen und einem schwächelnden Immobilienmarkt zeigt eindrucksvoll, dass selbst vermeintlich solide Investments Risiken bergen können.
Ein sofortiger Ausstieg wäre für viele Anleger jedoch überstürzt. Wer bereits investiert ist, sollte Ruhe bewahren und die Entwicklung der Märkte beobachten. Kurzfristige Turbulenzen könnten sich mittel- bis langfristig stabilisieren, insbesondere wenn sich die Zinsen normalisieren und die Immobilienmärkte eine Bodenbildung erreichen.
Dennoch bleibt die Branche gefordert. Fondsanbieter müssen innovative Lösungen finden, um das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen und ihre Portfolios an die veränderten Marktbedingungen anzupassen. Neueinsteiger sollten sich der Risiken bewusst sein und Alternativen prüfen. Am Ende ist eine umfassende Beratung entscheidend, um Fehlentscheidungen zu vermeiden.
Der aktuelle Markt zeigt, dass der Immobiliensektor kein Selbstläufer ist – und dass Anleger heute genauer hinschauen müssen als je zuvor.
Showdown um die ABDA-Spitze: Overwiening gegen Preis?
Nach der geplatzten Wiederwahl von ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening zeichnet sich ein spannender Machtkampf um die Führung der Standesvertretung ab. Am 16. Januar 2025 soll die Entscheidung fallen, wer die Leitung der ABDA übernimmt. Sowohl die Bundesapothekerkammer (BAK) als auch der Deutsche Apothekerverband (DAV) arbeiten daran, je eine Kandidatin oder einen Kandidaten für die Wahl aufzustellen. Es scheint möglich, dass ein Duell zwischen Overwiening und Thomas Preis bevorsteht.
Am 11. Dezember 2024 hatte die Mitgliederversammlung der amtierenden Präsidentin die Zustimmung für eine zweite Amtszeit mit 48 zu 52 Prozent verweigert. Diese knappe Abstimmung gilt als Ausdruck tiefgreifender Spannungen innerhalb der Standespolitik. Overwiening selbst hatte nach der Niederlage angekündigt, nicht erneut kandidieren zu wollen. Doch Berichten zufolge könnte die BAK sie trotz dieser Ankündigung nochmals ins Rennen schicken.
Parallel dazu wird vermutet, dass der DAV den Vorsitzenden des Apothekerverbands Nordrhein, Thomas Preis, als Kandidaten vorschlagen könnte. Preis gilt als erfahrene und durchsetzungsstarke Persönlichkeit, die in über 25 Jahren als Verbandschef breite Anerkennung gefunden hat. Weder Overwiening noch Preis wollten sich bislang öffentlich zu einer möglichen Kandidatur äußern.
Obwohl das Rennen offiziell noch offen ist, halten Beobachter eine Kampfabstimmung für wahrscheinlich. Beide potenziellen Kandidaten bringen die notwendige Erfahrung und Ambition mit, um die Position des Präsidenten anzustreben. Ein Szenario, bei dem die Verliererin oder der Verlierer anschließend das Amt des Vizepräsidenten übernimmt, wird jedoch als unwahrscheinlich angesehen.
Mit Spannung wird erwartet, wie die Gremien der ABDA die endgültige Liste der Kandidaturen gestalten. Die Entscheidung könnte nicht nur die strategische Ausrichtung der ABDA in den kommenden Jahren prägen, sondern auch Auswirkungen auf die Geschlossenheit der Standesvertretung haben. Die neue Führung wird vor der Herausforderung stehen, die Interessen der Apothekerschaft in einem schwierigen politischen Umfeld zu vertreten und gleichzeitig interne Konflikte zu lösen.
Die ABDA steht an einem Scheideweg. Die Wahl des neuen Präsidiums ist mehr als nur eine Personalentscheidung – sie ist ein Test für die Fähigkeit der Standesvertretung, in turbulenten Zeiten Geschlossenheit zu bewahren. Die Abstimmungsniederlage von Gabriele Regina Overwiening hat tiefe Gräben sichtbar gemacht, die nicht nur das Vertrauen in die amtierende Führung erschüttert haben, sondern auch die politische Handlungsfähigkeit der ABDA in Frage stellen.
Sollte es tatsächlich zu einem Duell zwischen Overwiening und Thomas Preis kommen, wird dies den innerverbandlichen Wettbewerb auf eine neue Ebene heben. Beide Kandidaten stehen für Erfahrung und Durchsetzungskraft, doch die Wahl könnte auch die Fronten verhärten, anstatt die dringend benötigte Einheit zu fördern. Ein Führungswechsel bietet die Chance für einen Neustart, birgt jedoch auch Risiken, wenn persönliche und politische Differenzen die inhaltliche Arbeit überschatten.
Für die ABDA-Mitglieder steht nun die Verantwortung im Vordergrund, eine Entscheidung zu treffen, die nicht nur die besten Qualifikationen belohnt, sondern auch die Einheit der Standesvertretung stärkt. Wer auch immer das Rennen macht, die Erwartungen sind hoch: Eine klare Strategie, ein verbindender Führungsstil und vor allem die Fähigkeit, die Apothekerschaft unter einem Dach zu vereinen, sind unverzichtbar. Die Wahl im Januar wird zeigen, ob die ABDA in der Lage ist, diese Herausforderung zu meistern – oder ob sie weiterhin in internen Kämpfen gefangen bleibt.
Steigende Kassenbeiträge und ein marodes System: Wie der Gesundheitssektor neu gedacht werden muss
Die Betriebskrankenkassen stehen vor einer finanziellen Zerreißprobe. Laut Anne-Kathrin Klemm, Vorständin der BKK, zeichnet sich eine dramatische Dynamik bei den Ausgaben ab, die alle bisherigen Entwicklungen übertrifft. Besonders betroffen sind der stationäre Bereich mit einem Anstieg von fast acht Prozent sowie Arzneimittel, Heil- und Hilfsmittel und Fahrkosten. Klemm warnt vor einer „Rette-sich-wer-kann-Mentalität“, die durch Mitnahmeeffekte gekennzeichnet ist. Gleichzeitig kann die Einnahmenseite mit der Ausgabendynamik nicht Schritt halten.
Die Folge sind weiter steigende Beiträge. Die prognostizierten 2,5 Prozent für 2025 reichen bei weitem nicht aus, um die finanzielle Schieflage zu beheben. Bereits zum Jahresanfang rechnet Klemm mit deutlich höheren Steigerungen, was viele Krankenkassen an ihre Belastungsgrenze bringen könnte. Diese Situation wird von einer öffentlichen Debatte begleitet, in der Stimmen laut werden, die die Vielzahl an Krankenkassen infrage stellen. Klemm widerspricht jedoch entschieden: „Effiziente Strukturen wie die Betriebskrankenkassen senken die Verwaltungskosten und sichern Wettbewerb.“ Trotzdem seien im nächsten Jahr Fusionen unvermeidbar – nicht nur bei kleinen Kassen, sondern auch bei großen Akteuren.
Ein weiterer Schwerpunkt der Betriebskrankenkassen liegt auf einer verstärkten Lotsenfunktion für Versicherte. Durch datengestützte Analysen, ermöglicht durch § 25b SGB V, sollen gezielte Präventionsangebote geschaffen werden, um Pflegebedürftigkeit und schwere Erkrankungen zu vermeiden. Gleichzeitig verweist Klemm auf die zunehmende Verkürzung von Arztgesprächen, die Krankenkassen stärker in die Verantwortung nehme. „Wir können Versorgungslücken schließen, ohne die Hoheit der Ärzteschaft anzutasten,“ so Klemm.
Die Zusammenarbeit mit dem Bundesgesundheitsministerium gestaltet sich aus Sicht der Krankenkassen jedoch schwierig. Klemm kritisiert die geringe Einbindung der Kassen in die Gesetzgebung und verweist auf Minister Karl Lauterbachs öffentliche Bezeichnung der Kassen als „reine Lobbyisten“. Statt die Expertise der Krankenkassen zu nutzen, habe Lauterbach auf eigens ausgewählte Expertengremien gesetzt. Besonders umstritten ist das „Gesundes-Herz-Gesetz“, das detaillierte Vorgaben für Statin-Verordnungen macht – ein Eingriff, der laut Klemm eigentlich den Leitlinien der Ärzteschaft obliegt.
Für die Zukunft fordert Klemm einen tiefgreifenden Strukturwandel im Gesundheitswesen. Der Zugang zur Versorgung müsse besser gesteuert werden, um Versorgungsbrüche zu verhindern. Digitale Lösungen wie in der Schweiz oder Finnland könnten eine Inspiration sein, ohne dabei die traditionellen Elemente des deutschen Systems vollständig zu ersetzen.
Trotz aller Probleme sieht Klemm auch Chancen. Der immense Druck im System zwinge alle Akteure zu mehr Dialog und Kompromissbereitschaft. „Wir müssen das Geld, das im System ist, endlich sinnvoller verteilen,“ betont Klemm. Eine rein kostenbasierte Kürzung des Leistungskatalogs könne hingegen keine nachhaltige Lösung sein.
Die Warnungen von Anne-Kathrin Klemm zeichnen ein düsteres, aber realitätsnahes Bild des deutschen Gesundheitswesens. Die steigenden Beiträge sind nicht nur ein Symptom, sondern auch ein Signal für ein tief verwurzeltes Strukturproblem. Jahrzehntelang wurde das System mit Flickschusterei stabilisiert, ohne die notwendigen Reformen anzugehen. Nun stehen die Krankenkassen vor der schwierigen Aufgabe, in einem Umfeld explodierender Kosten und wachsender Versorgungsbrüche zu bestehen.
Die Kritik an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbachs Führung unterstreicht, wie wichtig ein echter Dialog zwischen den Beteiligten ist. Gesetze wie das „Gesundes-Herz-Gesetz“ zeigen, dass Detailregelungen oft mehr Schaden anrichten, als sie Nutzen bringen. Was das System jetzt braucht, ist ein mutiger, aber gut durchdachter Umbau. Die Ansätze aus der Schweiz und Finnland sind keine Patentrezepte, bieten aber wertvolle Anregungen.
Es bleibt zu hoffen, dass der Druck die Verantwortlichen tatsächlich zu einem Neuanfang bewegt. Die Zeit für halbherzige Maßnahmen ist längst abgelaufen. Ein nachhaltiger Wandel ist überfällig – für die Versicherten, die Krankenkassen und das gesamte Gesundheitswesen.
Unsichere Zukunft für FDP-Gesundheitspolitiker: Ullmann und Lütke vor dem Aus
Die bayerische FDP steht vor schwierigen personellen Entscheidungen, die die politische Zukunft zweier prominenter Gesundheitspolitiker der Partei gefährden. Andrew Ullmann, der sich als gesundheitspolitischer Sprecher der FDP im Bundestag insbesondere für eine verbesserte Vergütung der Apotheken einsetzte, steht auf Platz 18 der bayerischen Landesliste. Dieser hintere Rang reduziert seine Chancen erheblich, erneut über die Liste in den Bundestag einzuziehen. Auch ein Direktmandat in seinem Wahlkreis Würzburg erscheint aufgrund der derzeitigen Umfragewerte der FDP als nahezu ausgeschlossen.
Bereits bei der Bundestagswahl 2021 konnte Ullmann dort lediglich 10,6 Prozent der Erststimmen gewinnen und landete hinter dem CSU-Kandidaten Paul Lehrieder auf dem vierten Platz. Aktuelle Umfragen sehen die FDP bundesweit bei nur 4 Prozent – ein Niveau, das Erinnerungen an das Jahr 2013 weckt, als die Partei den Wiedereinzug in den Bundestag knapp verfehlte. Sollte sich dieses Szenario wiederholen, droht der Partei erneut ein bitteres politisches Aus.
Auch Kristine Lütke, die als Obfrau im Gesundheitsausschuss und Berichterstatterin für Apothekenthemen tätig ist, befindet sich nicht auf einem vorderen Platz der bayerischen Landesliste. Wie Ullmann verpasste sie den Sprung unter die Top-15 der Kandidaten, was ihre Wiederwahl nahezu unmöglich macht. Mit Stephan Thomae und Lukas Köhler stehen zudem weitere bekannte FDP-Abgeordnete ohne realistische Wahlchancen da.
Eine Ausnahme bildet Susanne Seehofer, die Tochter des ehemaligen CSU-Ministerpräsidenten Horst Seehofer. Sie erreichte Platz drei der Landesliste und hat damit gute Aussichten, für die FDP in den Bundestag einzuziehen. Ihre Kandidatur verdeutlicht die wachsende politische Vielfalt innerhalb der Seehofer-Familie, während die FDP insgesamt mit schweren Verlusten kämpft.
Der Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) verfolgt hingegen eine andere Strategie. Obwohl er keinen Platz auf der nordrhein-westfälischen Landesliste seiner Partei einnimmt, ist sein Direktmandat im Wahlkreis Leverkusen – Köln IV nahezu sicher. Bei der Bundestagswahl 2021 holte er hier 45,6 Prozent der Erststimmen und bewies damit eine stabile Basis.
Während sich die FDP bayernweit mit internen Herausforderungen und einem dramatischen Abwärtstrend konfrontiert sieht, bleibt die politische Zukunft Lauterbachs trotz parteiinterner Umstellungen unangefochten. Die Liberalen hingegen müssen dringend an ihrer öffentlichen Wahrnehmung arbeiten, um ihr Comeback von 2017 nicht erneut aufs Spiel zu setzen.
Die FDP steht vor einer Zerreißprobe. Die internen Machtverhältnisse, die in den Landeslisten zum Ausdruck kommen, entlarven eine Partei, die nicht nur mit schlechten Umfragewerten, sondern auch mit ihrer strategischen Ausrichtung hadert. Besonders bitter ist die Situation für Andrew Ullmann und Kristine Lütke. Beide Gesundheitspolitiker haben sich in der aktuellen Legislaturperiode mit viel Engagement eingebracht, insbesondere für die Belange der Apotheken – einem zentralen Thema im deutschen Gesundheitssystem. Dennoch bleibt ihre politische Zukunft aufgrund ihrer hinteren Listenplätze ungewiss.
Diese Entwicklung wirft die Frage auf, welche Signale die FDP an ihre Wählerschaft senden möchte. Gesundheitspolitik und Apothekenthemen sind Felder, in denen die Liberalen zuletzt Profil zeigten. Der drohende Verlust von Fachwissen und Erfahrung in diesem Bereich könnte die Partei langfristig schwächen. Auch das immer wiederkehrende Problem der Fokussierung auf prominente Quereinsteiger, wie im Fall von Susanne Seehofer, lässt die Parteibasis oft ratlos zurück. Der Widerspruch zwischen idealistischer Programmatik und opportunistischer Personalpolitik könnte der FDP teuer zu stehen kommen.
Die FDP steht vor einer Weggabelung. Ohne einen klaren Kurswechsel – sowohl inhaltlich als auch personell – droht der Partei nicht nur der Verlust weiterer Mandate, sondern auch ihrer Glaubwürdigkeit als liberale Kraft im deutschen Bundestag.
Augentoxizitäten durch Antikörper-Wirkstoff-Konjugate: Ein unterschätztes Risiko in der Onkologie
Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (AWK) haben in der Behandlung fortgeschrittener Krebserkrankungen einen festen Platz eingenommen. Doch die gezielte Therapie birgt ein unerwartetes Risiko: okuläre Nebenwirkungen, die in der Onkologie bislang selten auftraten. Experten warnen vor den teils gravierenden Auswirkungen auf die Augen und fordern eine stärkere Sensibilisierung für dieses Thema.
AWK bestehen aus einem tumorspezifischen Antikörper, der ein Zellgift an Tumorzellen heranführt und dort freisetzt. Diese innovative Wirkweise ermöglicht eine hochspezifische Therapie. Allerdings zeigt sich zunehmend, dass auch gesunde Zellen von den toxischen Effekten betroffen sein können, insbesondere solche im Auge. Studien belegen, dass Nebenwirkungen wie Keratopathien, Trockenes Auge und verschwommenes Sehen bei bis zu 43 Prozent der behandelten Patienten auftreten können. Bei einzelnen Präparaten wie Mirvetuximab Soravtansin (Elahere®) und dem nicht mehr in der EU zugelassenen Belantamab Mafodotin (Blenrep®) werden diese Effekte sogar als „signifikante Off-Target-Toxizität“ klassifiziert.
Die Ursachen der Augenschäden sind vielfältig. Einerseits können die Antigene, an die die Antikörper binden, auch in gesunden Geweben vorkommen. Andererseits führen instabile Linker oder die Freisetzung des Zellgifts aus dem Tumorgewebe zu einer systemischen Verteilung der toxischen Substanzen. Die Augen sind besonders anfällig, da sie aufgrund ihrer hohen Durchblutung und der raschen Zellregeneration anfällig für systemische Wirkstoffe sind.
In der klinischen Praxis werden die okulären Nebenwirkungen häufig spät erkannt. Eine Ursache hierfür ist, dass sie erst nach längerer Behandlungsdauer auftreten und in den Studienphasen oft unzureichend dokumentiert wurden. Zudem sind viele Onkologen nicht darauf vorbereitet, da diese Nebenwirkungen bei anderen Krebsmedikamenten kaum auftreten. Unterstützung könnten engere Kooperationen mit Ophthalmologen bieten, die gezielt auf Augentoxizitäten achten und frühzeitig Tests wie den Schirmer-Test einsetzen, um die Tränenproduktion zu messen.
Zur Prävention empfehlen Experten den Einsatz von Corticosteroid-haltigen Augentropfen, kühlenden Augenmasken und eine Verlängerung der Infusionszeiten. Langfristig könnten chemische Anpassungen der Linker-Strukturen oder zusätzliche Antikörper gegen die toxischen Komponenten helfen, das Risiko zu minimieren.
AWK bieten zweifellos große Chancen in der Krebstherapie. Doch die häufig unterschätzten Risiken für die Augen erfordern ein Umdenken. Eine intensivere Schulung der Onkologen, strengere Vorgaben in Leitlinien und eine systematischere Zusammenarbeit mit Ophthalmologen sind essenziell, um Patienten vor bleibenden Schäden zu bewahren.
Die Augen sind ein empfindliches Organ – und eine toxische Belastung kann hier weitreichende Folgen haben. Dass Antikörper-Wirkstoff-Konjugate, die eigentlich gezielt gegen Tumoren wirken sollen, so häufig Augenschäden verursachen, ist alarmierend. Diese Nebenwirkungen sind nicht nur belastend für die Betroffenen, sie könnten auch dauerhafte Schäden hinterlassen, die die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen.
Es ist höchste Zeit, dass die onkologische Praxis diesem Thema mehr Beachtung schenkt. Onkologen müssen geschult werden, frühzeitig auf Symptome wie Trockenes Auge oder verschwommenes Sehen zu achten und entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten. Gleichzeitig müssen auch Ophthalmologen in den Behandlungsprozess integriert werden, um eine optimale Betreuung der Patienten zu gewährleisten.
Pharmazeutische Unternehmen und Wissenschaftler stehen hier in der Pflicht, die Wirkstoffe und ihre Trägersysteme weiter zu optimieren. Technische Innovationen wie stabilere Linker oder spezifischere Antikörper könnten den Schlüssel für eine sicherere Anwendung von AWK liefern.
Die Augen der Patienten dürfen nicht zum Preis für den Fortschritt in der Onkologie werden. Eine stärker interdisziplinäre Zusammenarbeit und ein kritischer Blick auf die aktuellen Behandlungsstrategien sind der Weg, um die Balance zwischen Therapieerfolg und Nebenwirkungsmanagement zu finden.
Stofftaschentücher im Alltag: Nachhaltig, aber hygienisch bedenklich?
In Zeiten wachsender Umweltprobleme und einem steigenden Bewusstsein für Nachhaltigkeit gewinnen Stofftaschentücher zunehmend an Aufmerksamkeit. Während Papiertaschentücher bequem und praktisch erscheinen, sind sie durch ihren hohen Ressourcenverbrauch und ihre fehlende Wiederverwertbarkeit in der Kritik. Laut dem Umweltbundesamt erfordert die Produktion von Hygienepapieren wie Papiertaschentüchern erhebliche Mengen an Holz, Wasser und Energie. Nach Gebrauch landen sie im Restmüll und können nicht recycelt werden.
Stofftaschentücher, oft aus Baumwolle gefertigt, bieten eine umweltfreundlichere Alternative. Sie lassen sich mehrfach verwenden und sind in der Waschmaschine leicht mit anderen Textilien zu reinigen. Dennoch stellt sich die Frage, wie es um die Hygiene dieser wiederverwendbaren Varianten bestellt ist – insbesondere in der Erkältungszeit.
Hygieneexperten weisen darauf hin, dass Einmalprodukte im Hinblick auf Infektionsrisiken die sicherere Wahl sind. Markus Egert, Professor für Mikrobiologie und Hygiene, betont, dass Viren und Bakterien im feuchten Milieu eines benutzten Taschentuchs stunden- bis tagelang infektiös bleiben können. Ein Wegwerfen nach einmaligem Gebrauch minimiert das Risiko der Weiterverbreitung. Wird ein Stofftaschentuch jedoch in der Hosentasche aufbewahrt oder mehrfach verwendet, steigt das Risiko einer Übertragung von Krankheitserregern, etwa durch Kontakt mit Händen oder Oberflächen.
Wer dennoch auf Stofftaschentücher setzt, sollte besondere Vorsichtsmaßnahmen beachten. Diese umfassen das sofortige Trocknen nach der Nutzung, eine getrennte Aufbewahrung in einem verschließbaren Beutel und regelmäßiges Händewaschen. Zur Reinigung empfiehlt sich das Waschen bei 60 Grad mit einem bleichmittelhaltigen Vollwaschmittel. Bleichmittel entfernen nicht nur Flecken, sondern wirken auch gegen Viren und Bakterien.
In der Diskussion um Nachhaltigkeit stehen Papiertaschentücher dennoch nicht völlig abseits. Recycling-Taschentücher aus Altpapier bieten eine umweltschonendere Alternative zu herkömmlichen Einwegprodukten. Sie verbinden hygienische Sicherheit mit einem kleineren ökologischen Fußabdruck.
Der Gedanke, mit Stofftaschentüchern einen Beitrag zur Müllvermeidung zu leisten, ist lobenswert. Doch die Debatte um Nachhaltigkeit darf nicht über die hygienischen Risiken hinwegtäuschen. Gerade in der Erkältungszeit, wenn die Ansteckungsgefahr ohnehin hoch ist, sollte die Gesundheit oberste Priorität haben. Es ist fraglich, ob die im Alltag notwendigen Hygienemaßnahmen – wie das sofortige Trocknen und die getrennte Lagerung – von den meisten Menschen konsequent umgesetzt werden können. Hier stoßen gute Absichten oft an praktische Grenzen.
Eine Lösung könnte in der verstärkten Nutzung von Recycling-Papiertaschentüchern liegen. Sie bieten einen guten Kompromiss zwischen Hygiene und Umweltfreundlichkeit. Gleichzeitig zeigt das Thema, wie wichtig es ist, individuelle Entscheidungen im Kontext von Alltagstauglichkeit, Gesundheitsrisiken und ökologischer Verantwortung zu betrachten. Nachhaltigkeit ist wichtig, darf aber nicht auf Kosten der Gesundheit gehen.
Von Engin Günder, Fachjournalist