Apotheken gefährdet: Menschliche Fehler als Hauptursache für Cyberangriffe
Apotheken haben eine zentrale Rolle im Gesundheitswesen und tragen täglich die Verantwortung für den Schutz sensibler Patientendaten. Doch eine neue, umfassende Studie zeigt, dass viele Apotheken gefährliche Sicherheitslücken in ihren IT-Systemen aufweisen – und das vor allem durch menschliche Fehler. Laut der Untersuchung stellen unachtsame Handlungen der Mitarbeiter, unzureichende Schulungen und die Vernachlässigung grundlegender Sicherheitsmaßnahmen das größte Risiko für die Cybersicherheit in Apotheken dar.
Trotz der immer stärkeren Digitalisierung im Gesundheitswesen sind viele Apotheken nicht ausreichend auf die Bedrohungen aus dem Cyberraum vorbereitet. Die zunehmende Vernetzung von Apotheken, die Digitalisierung der Medikamentenabgabe und die Einführung des E-Rezepts haben neue Herausforderungen für die IT-Sicherheit geschaffen. Besonders auffällig ist, dass viele Apotheken immer noch mit veralteter Software arbeiten und keine regelmäßigen Updates durchführen. Dies macht sie zu einem bevorzugten Ziel für Cyberkriminelle.
In der Studie wurden besonders häufige Fehler im Umgang mit sensiblen Daten und der IT-Infrastruktur identifiziert. Viele Mitarbeiter greifen täglich auf Patientendaten zu, ohne sich der Risiken bewusst zu sein. Der Umgang mit Passwörtern wird häufig als nicht sicher genug angesehen. Auch der Zugriff auf Computersysteme über ungeschützte Netzwerke und unsichere Geräte stellt eine erhebliche Gefahr dar. In stressigen Arbeitssituationen, wie etwa während der Medikamentenausgabe oder in Notfällen, steigt das Risiko von Fehlern, da Sicherheitsvorkehrungen aus Zeitdruck oder Unachtsamkeit vernachlässigt werden.
Ein weiteres großes Problem ist die mangelhafte Schulung der Mitarbeiter. In vielen Apotheken gibt es keine regelmäßigen Fortbildungen zu Cybersicherheit und Datenschutz. Angesichts der stetig zunehmenden Bedrohungen durch Phishing-Angriffe, Ransomware und andere Cyberangriffe sind solche Schulungen jedoch unerlässlich. Laut der Studie sind es gerade die einfachen, aber verhängnisvollen Fehler wie das Klicken auf Phishing-E-Mails oder das Speichern von Passwörtern auf unsicheren Geräten, die zu den schwerwiegenden Sicherheitslücken führen.
Die Experten raten Apotheken dringend dazu, Cybersicherheit als langfristige Unternehmensstrategie zu etablieren. Dabei müssen nicht nur technische Sicherheitsmaßnahmen wie die Verschlüsselung von Daten, die Einführung von Zwei-Faktor-Authentifizierung und regelmäßige Software-Updates ergriffen werden, sondern auch organisatorische Maßnahmen wie die Schulung des gesamten Teams. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Abschluss einer Cyber-Versicherung, die Apotheken vor finanziellen Verlusten durch Cyberangriffe schützt.
Die Studie unterstreicht, dass die Einführung eines umfassenden Sicherheitskonzepts für Apotheken unumgänglich ist. Dazu gehört auch die Implementierung eines Notfallplans, um im Falle eines Angriffs schnell und effizient reagieren zu können. Die Experten empfehlen, dass Apotheken ihre IT-Infrastruktur regelmäßig überprüfen und externe IT-Sicherheitsberater hinzuziehen, um potenzielle Schwachstellen zu identifizieren und zu schließen.
In Deutschland sind bereits mehrere Apotheken Opfer von Cyberangriffen geworden, bei denen wertvolle Patientendaten gestohlen und Systeme lahmgelegt wurden. Die Auswirkungen dieser Angriffe sind gravierend: Neben den finanziellen Verlusten durch Ausfälle und Wiederherstellungskosten ist das Vertrauen der Patienten in die Apotheken ebenfalls gefährdet. Um solchen Szenarien vorzubeugen, müssen Apothekenbetreiber ein stärkeres Bewusstsein für Cybersicherheit entwickeln und alle notwendigen Schritte unternehmen, um ihre Systeme zu schützen.
Die Studie zeigt in erschreckender Deutlichkeit, dass Apotheken in Sachen Cybersicherheit erheblichen Nachholbedarf haben. In einer Zeit, in der Cyberkriminalität täglich zunimmt und immer ausgeklügelter wird, dürfen Apotheken nicht länger ignorieren, dass die Sicherheit ihrer IT-Systeme genauso wichtig ist wie die pharmazeutische Versorgung der Patienten. Diejenigen, die noch nicht handeln, setzen nicht nur ihre eigenen finanziellen Interessen aufs Spiel, sondern gefährden auch die Sicherheit und das Vertrauen ihrer Patienten.
Die menschliche Komponente stellt hierbei das größte Risiko dar. Es ist oft nicht die Technologie, die versagt, sondern die Menschen, die sie nutzen. Ein unbedachter Klick auf eine Phishing-Mail oder das Abrufen von Daten auf einem unsicheren Gerät können verheerende Folgen haben. Diese einfachen Fehler führen oft dazu, dass Cyberkriminelle in die Systeme eindringen und wertvolle Daten stehlen. In einer Branche, die mit sensiblen Gesundheitsdaten arbeitet, kann ein solcher Vorfall nicht nur zu finanziellen Verlusten führen, sondern auch das Vertrauen der Kunden dauerhaft schädigen.
Es ist höchste Zeit, dass Apotheken ihre Verantwortung in der Cybersicherheit ernst nehmen. Die Einführung von Sicherheitsstrategien, die sowohl technologische als auch organisatorische Maßnahmen umfassen, muss oberste Priorität haben. Dazu gehört die regelmäßige Schulung des gesamten Teams, die Einführung von strikten Passwort- und Zugriffskontrollen, sowie die kontinuierliche Aktualisierung der IT-Systeme.
Ein weiteres wichtiges Thema ist der Abschluss einer Cyber-Versicherung. Diese sollte längst zur Standardmaßnahme für Apotheken gehören, um sich gegen die finanziellen Schäden abzusichern, die durch einen Cyberangriff entstehen können. Die Versicherung bietet nicht nur Schutz bei finanziellen Verlusten, sondern unterstützt auch bei der Wiederherstellung von Daten und Systemen, die nach einem Angriff wiederhergestellt werden müssen.
Es zeigt sich, dass Cybersicherheit in Apotheken nicht länger nur eine technische Aufgabe ist, sondern eine unternehmerische Verantwortung darstellt. Die Apotheker müssen ihre digitalen Infrastrukturen genauso ernst nehmen wie ihre pharmazeutische Expertise. Denn ein Cyberangriff ist nicht nur ein IT-Problem, sondern auch ein Problem für das gesamte Geschäftsmodell. Wenn Apothekenbetreiber ihre Verantwortung in diesem Bereich nicht wahrnehmen, riskieren sie nicht nur ihre Existenzgrundlage, sondern auch das Vertrauen ihrer Patienten. Es ist an der Zeit, den digitalen Schutz genauso zu priorisieren wie den Schutz der Gesundheit der Patienten.
Gefahren im Lichterglanz: Wie Silvesterfeuerwerk Verletzungen fordert
Jedes Jahr begrüßen Millionen von Menschen weltweit das neue Jahr mit spektakulären Feuerwerken. Doch der Umgang mit Pyrotechnik birgt erhebliche Risiken, die allzu oft schwere Verletzungen zur Folge haben. Fachgesellschaften wie die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) und die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) warnen eindringlich vor den Gefahren und mahnen zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit den bunten Lichtern am Himmel.
Die Statistiken sind alarmierend: Die DOG verzeichnet jährlich Hunderte von Augenverletzungen, die durch unsachgemäß gehandhabte Feuerwerkskörper verursacht werden. Die Zahl der Verletzungen hat sich seit der COVID-19-Pandemie sogar noch erhöht. Besonders betroffen sind dabei oft Kinder und Jugendliche, die entweder durch Unachtsamkeit oder durch das Spielen mit nicht gezündeten Resten von Feuerwerkskörpern schwere Schäden erleiden.
Nicht nur Augenverletzungen, sondern auch schwere Handverletzungen häufen sich um den Jahreswechsel. Die DGOU berichtet, dass Silvester der gefährlichste Tag des Jahres für Handverletzungen ist. Viele dieser Verletzungen entstehen durch den Gebrauch von selbstgebastelten Böllern, die unberechenbar explodieren und irreparable Schäden verursachen können.
Um diesen Risiken vorzubeugen, raten Experten zu folgenden Sicherheitsmaßnahmen: Nur geprüfte Feuerwerkskörper verwenden, eine Schutzbrille tragen, Kinder von Feuerwerkskörpern fernhalten, Alkoholkonsum beim Hantieren mit Feuerwerk vermeiden und idealerweise das Zünden den Profis überlassen. Darüber hinaus sollte jeder, der Feuerwerk zündet, die Anweisungen auf den Produkten genau befolgen und sich bewusst sein, dass jeder leichtsinnige Umgang mit Pyrotechnik schwere Konsequenzen nach sich ziehen kann.
Die Faszination für Feuerwerk ist tief in unserer Kultur verankert. Doch diese Begeisterung darf nicht über die Sicherheit gestellt werden. Es ist höchste Zeit, dass sowohl die Verbraucher als auch die Behörden ein neues Bewusstsein für die Gefahren von Silvesterfeuerwerken entwickeln. Jede Verletzung, die durch fahrlässigen Umgang mit Feuerwerkskörpern entsteht, ist eine Verletzung zu viel.
Es bedarf einer strengeren Regulierung und Kontrolle des Verkaufs von Pyrotechnik. Zudem sollten Informationskampagnen, die vor den Risiken warnen und sichere Umgangsweisen aufzeigen, intensiviert werden. Ein verantwortungsvoller Umgang mit Feuerwerkskörpern kann das Risiko von Unfällen erheblich senken und so dazu beitragen, dass die Silvesternacht eine sichere und freudige Erfahrung für alle bleibt. Letztendlich geht es darum, das neue Jahr gesund und glücklich zu beginnen, anstatt es in einer Notaufnahme zu beenden.
Rückzug von Alofisel®: Ein Fallbeispiel für Marktkontrolle und Patientensicherheit
Im Fokus der medizinischen und pharmazeutischen Industrie steht erneut ein signifikanter Fall, der die strengen Regulierungsmechanismen innerhalb der EU verdeutlicht. Der Rote-Hand-Brief, der kurz vor Weihnachten verschickt wurde, markierte das Ende für das Medikament Darvadstrocel, bekannt unter dem Handelsnamen Alofisel®. Dieses Präparat war ursprünglich zur Behandlung von komplexen perianalen Fisteln bei erwachsenen Patienten mit Morbus Crohn zugelassen, die auf traditionelle oder biologische Therapien unzureichend reagiert hatten.
Die Entscheidung zum Marktrückzug erfolgte nach den enttäuschenden Ergebnissen der ADMIRE-CD II-Studie. Diese randomisierte, placebokontrollierte Studie mit 568 Teilnehmern sollte den klinischen Nutzen von Alofisel bestätigen, konnte jedoch weder den primären Endpunkt einer kombinierten Remission nach 24 Wochen noch irgendwelche sekundären Endpunkte erreichen. Die Daten zeigten somit klar, dass die erhoffte Wirksamkeit ausblieb und die Risiken die potenziellen Vorteile überwogen.
Diese Entwicklung unterstreicht die Notwendigkeit und Effektivität der Nachmarktkontrollverfahren in der pharmazeutischen Industrie. Der Prozess, der zur Marktrücknahme führte, zeigt, wie kritisch die laufende Überwachung und Bewertung der Medikamente für die öffentliche Gesundheit ist. Es handelt sich hierbei nicht nur um einen Schutzmechanismus für Patienten, sondern auch um ein wesentliches Element zur Wahrung des Vertrauens in medizinische Produkte und deren Hersteller.
Der Fall Alofisel® ist mehr als nur eine Fußnote in der Pharmaziegeschichte. Er repräsentiert ein kritisches Beispiel für die Bedeutung von Transparenz und Rigorosität im regulatorischen Prozess. Die EU-weite Rücknahme zeigt, dass das System funktioniert und dass der Schutz der Patientensicherheit an erster Stelle steht. Während der Verlust eines Medikaments, besonders eines mit großem therapeutischen Potenzial, enttäuschend ist, dient es als wichtige Erinnerung daran, dass die Wirksamkeit und Sicherheit nicht kompromittiert werden dürfen. Dieser Fall sollte als Katalysator dienen, um die Forschung und Entwicklung in der Pharmaindustrie weiter zu stärken und zu verbessern, um sicherzustellen, dass neue Therapien nicht nur innovativ, sondern auch unbedingt sicher und wirksam sind.
Das Erbe von Karl Philipp Engelhard: Ein Jahrhundert pharmazeutischer Innovation
Am 27. Dezember 2024 markiert der 100. Todestag von Karl Philipp Engelhard, einem Pionier in der pharmazeutischen Industrie, dessen Erfindungen noch heute die Basis für moderne Medizinprodukte bilden. Engelhards Karriere begann in der Rosenapotheke in Frankfurt am Main, einem Familienbetrieb, den er von seinem Vater übernahm. Dort entwickelte er eine bahnbrechende Rezeptur aus Isländisch Moos zur Behandlung von Halsschmerzen, die als Vorläufer der heutigen isla®-Lutschpastillen gilt.
Im Jahr 1872 erweiterte Engelhard seinen Wirkungskreis erheblich, indem er die Fabrik für pharmazeutische Präparate gründete. Diese Entscheidung katalysierte nicht nur das Wachstum seines Unternehmens, sondern setzte auch einen Meilenstein in der Geschichte der pharmazeutischen Industrie. Die Produkte von Engelhard Arzneimittel, darunter das revolutionäre Antibiotikum Penicillin, das später von seinen Söhnen Paul und Max weiterentwickelt wurde, haben unzählige Leben gerettet und die medizinische Landschaft dauerhaft verändert.
Trotz globaler Expansion und der Positionierung als internationaler Akteur bleibt das Unternehmen seiner ursprünglichen Philosophie treu: der Verpflichtung zu verantwortungsvoller Medizin mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit und Kontinuität. Auch fast ein Jahrhundert nach seinem Tod sind die Prinzipien von Karl Philipp Engelhard im täglichen Betrieb der Firma spürbar. Engelhard Arzneimittel bleibt am historischen Standort nahe Frankfurt verwurzelt, ein Zeugnis für die Loyalität gegenüber der Region, die den Grundstein für ihren globalen Erfolg legte.
Das Erbe von Karl Philipp Engelhard ist ein leuchtendes Beispiel dafür, wie visionäres Denken und unternehmerischer Mut über Generationen hinweg nachhallen können. In einer Zeit, in der schnelle Gewinne oft über nachhaltige Entwicklung gestellt werden, bietet Engelhards Geschichte eine erfrischende Erinnerung an die Bedeutung von Langfristigkeit und ethischem Handeln in der Wirtschaft. Sein Ansatz, Innovation mit Verantwortung zu verbinden, hat nicht nur sein Unternehmen, sondern auch die gesamte pharmazeutische Branche geprägt. Anlässlich seines 100. Todestages sollten wir nicht nur seine Errungenschaften feiern, sondern auch die zeitlosen Prinzipien reflektieren, die diese Errungenschaften möglich machten. Dieser Geist der Verantwortung und Innovation ist es, der echte Pioniere auszeichnet und ihnen ein dauerhaftes Vermächtnis sichert.
Neue Erkenntnisse über HDL-Cholesterin: Herausforderungen in der Risikobewertung bei Typ-2-Diabetes
In einer bahnbrechenden Studie unter der Leitung von Professor Dr. David Tak Wai Lui von der School of Clinical Medicine der University of Hong Kong wurden neue Aspekte des Zusammenhangs zwischen HDL-Cholesterin (HDL-C) und dem Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse (MACE) bei Menschen mit Typ-2-Diabetes beleuchtet. Die in der renommierten Zeitschrift "BMC Medicine" veröffentlichten Ergebnisse könnten die bisherigen Richtlinien zur Bewertung und Behandlung von kardiovaskulären Risiken bei Diabetikern verändern.
Die Studie umfasste fast 600.000 Erwachsene, deren Diabetes zwischen 2008 und 2020 diagnostiziert wurde. Die Forschungsarbeit zielte darauf ab, das Verständnis der Rolle von HDL-C im Kontext von Typ-2-Diabetes zu vertiefen. Patienten mit früheren kardiovaskulären Ereignissen, terminaler Niereninsuffizienz oder jene, die innerhalb eines Monats nach der ersten HDL-C-Messung verstorben waren, wurden von der Analyse ausgeschlossen.
Die Teilnehmer wurden auf der Grundlage ihrer HDL-C-Werte in drei Kategorien eingeteilt: niedrige, mittlere und hohe HDL-C. Überraschenderweise zeigten die Ergebnisse, dass sowohl sehr niedrige als auch sehr hohe HDL-C-Werte mit einem erhöhten Risiko für MACE verbunden sind. Dies steht im Gegensatz zur traditionellen Auffassung, dass hohe HDL-C-Werte generell vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen.
Die Forscher stellten eine U-förmige Beziehung zwischen den HDL-C-Werten und dem Risiko für MACE fest. Dies deutet darauf hin, dass sowohl zu niedrige als auch zu hohe Werte potenziell gefährlich sein können. Die Ergebnisse blieben auch nach Anpassungen für Alter, Geschlecht und andere gesundheitliche Faktoren bestehen, was die Bedeutung dieser Entdeckung unterstreicht.
Die Ergebnisse dieser Studie werfen wichtige Fragen auf über die Komplexität der HDL-C-Partikel und deren Rolle bei der Entstehung kardiovaskulärer Erkrankungen. Es wird vermutet, dass sehr hohe HDL-C-Werte auf genetische Varianten, Dysfunktionen oder eine veränderte Zusammensetzung der HDL-Partikel zurückzuführen sein könnten, die ihre schützende Wirkung beeinträchtigen.
Die neue Studie über den Zusammenhang zwischen HDL-Cholesterin und kardiovaskulären Risiken bei Typ-2-Diabetikern bietet wertvolle Einblicke, die das Potenzial haben, die Behandlungsstrategien grundlegend zu verändern. Sie mahnt zur Vorsicht bei der Verallgemeinerung der "guten" Eigenschaften von hohem HDL-C und betont die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtung des Lipidprofils bei der Risikobewertung. Angesichts der globalen Prävalenz von Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen könnte eine solche Nuancierung in der medizinischen Praxis dazu beitragen, maßgeschneiderte Therapien zu entwickeln, die sowohl effektiv als auch sicher sind.
Dauerhafte Lieferengpässe bei Medikamenten: Gesetzliche Maßnahmen ohne spürbare Wirkung
Die Arzneimittelversorgung in Deutschland bleibt angespannt. Mehr als drei Millionen gesetzlich Versicherte sind aktuell von Lieferengpässen betroffen, wie eine aktuelle Analyse des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) zeigt. Trotz politischer Gegenmaßnahmen, wie dem Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG), konnte die Verfügbarkeit essenzieller Medikamente nicht nachhaltig verbessert werden.
Besonders gravierend war die Situation im Dezember 2022, als Apotheken die Nichtverfügbarkeit rabattgebundener Arzneimittel für rund sechs Millionen Versicherte dokumentierten. Ein Viertel der Patientinnen und Patienten mit mindestens einer Verordnung war betroffen. Im Fokus standen damals Kinderarzneimittel wie Fiebersäfte und Antibiotika. Auch zu Beginn des Jahres 2023 stieg der Anteil auf alarmierende 25 Prozent.
Die Ursachen sind vielfältig. Experten weisen darauf hin, dass sich die Zahl der Hersteller aufgrund hoher Kosten kontinuierlich reduziert hat. Gleichzeitig wird ein Großteil der Produktion in asiatische Länder ausgelagert, um Kosten zu sparen. Diese Abhängigkeit führt dazu, dass Unterbrechungen in der Lieferkette massive Versorgungsprobleme nach sich ziehen können.
Mit dem ALBVVG wollte die Bundesregierung gegensteuern. Ziel war, die Verfügbarkeit von Kinderarzneimitteln zu verbessern, Antibiotikaproduktionen in der EU zu fördern und durch flexiblere Abgabemöglichkeiten Engpässe abzufedern. Doch laut Zi-Daten blieb der Effekt gering. Im Zeitraum Januar bis Juli 2024 mussten Apotheken nur in wenigen Fällen auf Rezepturen ausweichen. Der Vorstandsvorsitzende des Zi, Dominik von Stillfried, erklärte, dass die Engpasszahlen wieder auf das Niveau von Anfang 2022 gestiegen seien. Auch ein Blick auf die Liste des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zeige kaum Verbesserungen: Mehr als 500 Präparate sind weiterhin nicht verfügbar.
Betroffen sind unter anderem GLP-1-Rezeptoragonisten, die sowohl bei Typ-2-Diabetes als auch zur Gewichtsreduktion eingesetzt werden. Die enorme Nachfrage führt dazu, dass die Produktionskapazitäten nicht ausreichen. Dies sorgt nicht nur für Versorgungsprobleme, sondern belastet Arztpraxen durch erhöhten Beratungsbedarf und steigende Therapiekosten erheblich. Engpässe bei Antibiotika und Asthmasprays wie Salbutamol dauern oft monatelang an.
Kritik kommt auch aus der Ärzteschaft. Zwar wurden finanzielle Anreize für Hersteller geschaffen, doch das grundsätzliche Problem – die geringe Zahl von Wirkstoffproduzenten – bleibt ungelöst. Von Stillfried bezeichnete das Gesetz als „kleines Pflaster“ auf eine tiefgreifende Wunde. Die tatsächlichen Kosten des Gesetzes seien laut Zi schwer zu beziffern und könnten nur von den Krankenkassen beurteilt werden.
Die anhaltenden Lieferengpässe werfen Fragen zur Zukunft der Arzneimittelversorgung auf. Experten fordern weitergehende politische Maßnahmen, um die Abhängigkeit von einzelnen Herstellern zu reduzieren und die Produktion in Europa zu stärken.
Die anhaltende Misere bei der Versorgung mit Medikamenten ist ein Armutszeugnis für das deutsche Gesundheitssystem. Trotz guter Absichten bleiben die Maßnahmen der Politik Stückwerk. Das ALBVVG zeigt, wie schwerfällig und wenig durchdacht gesetzgeberische Eingriffe in komplexe Lieferketten sein können.
Es ist höchste Zeit, dass die Politik den Fokus auf die strukturellen Ursachen legt. Die Abhängigkeit von asiatischen Produktionsstandorten ist nicht nur ein Problem für die Verfügbarkeit, sondern auch für die Versorgungssicherheit in Krisenzeiten. Ein entschlossener Ausbau europäischer Produktionskapazitäten muss oberste Priorität haben.
Gleichzeitig ist es nicht hinnehmbar, dass Patienten und medizinisches Personal die Konsequenzen einer verfehlten Gesundheits- und Wirtschaftspolitik tragen müssen. Der zusätzliche Aufwand in Arztpraxen, Apotheken und Krankenhäusern verschärft die ohnehin angespannte Lage im Gesundheitssystem.
Die Politik muss erkennen, dass kurzfristige Lösungen wie finanzielle Anreize für Hersteller nicht ausreichen. Ein langfristiger Masterplan für die Arzneimittelproduktion in Europa ist unerlässlich – alles andere wäre ein unverantwortliches Spiel mit der Gesundheit der Bevölkerung.
Stressabbau und Familienzeit: Die neuen Vorsätze der Deutschen
Zu Beginn des neuen Jahres blicken viele Menschen auf ihre Lebensgewohnheiten und formulieren gute Vorsätze, die oft von Gesundheit und Lebensqualität geprägt sind. Einer aktuellen repräsentativen Umfrage der Krankenkasse DAK-Gesundheit zufolge haben 40 Prozent der Deutschen neue Ziele für 2024 gesetzt. Besonders stark im Fokus stehen dabei die Reduktion von Stress und die bewusste Nutzung digitaler Medien.
Die Umfrage, die vom Institut Forsa durchgeführt wurde, zeigt, dass 68 Prozent der Befragten den Wunsch äußern, Stress zu vermeiden oder abzubauen. Dieser Wert ist der höchste seit 14 Jahren und zeigt, wie sehr die Belastungen des Alltags zunehmend ins Bewusstsein rücken. An zweiter Stelle steht mit 64 Prozent der Vorsatz, mehr Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen. Auch sportliche Betätigung bleibt ein zentraler Fokus, mit 61 Prozent der Befragten, die sich mehr Bewegung vornehmen.
Ein Trend, der besonders bei der jungen Generation auffällt, ist der Wunsch, die Zeit an Smartphone und Computer zu reduzieren. Während sich insgesamt 34 Prozent der Befragten dies vorgenommen haben – eine Verdopplung im Vergleich zu vor zehn Jahren – ist dieser Vorsatz bei den 14- bis 29-Jährigen mit 52 Prozent besonders ausgeprägt. Die Abkehr von der ständigen Erreichbarkeit und der digitale Detox gewinnen damit an Bedeutung.
Auch andere Themen stehen auf der Liste der guten Vorsätze: 56 Prozent möchten sich gesünder ernähren, 54 Prozent wünschen sich mehr Zeit für sich selbst, und 53 Prozent streben ein umweltfreundlicheres Verhalten an. Letzteres hat im Vergleich zum Vorjahr etwas an Bedeutung verloren, als noch 64 Prozent diesen Vorsatz äußerten. Weniger Fleischkonsum, sparsameres Verhalten und der Verzicht auf Alkohol sowie Fernsehen folgen mit geringerer Häufigkeit.
Die Motivation für diese Vorsätze ist häufig persönlicher Natur: Viele Befragte fühlen sich zu gestresst, gesundheitlich angeschlagen oder möchten Übergewicht abbauen. Andere wiederum werden durch akute Erkrankungen oder ärztlichen Rat zum Umdenken angeregt. Der Wunsch nach mehr Eigenverantwortung für die Gesundheit steht dabei oft im Vordergrund.
Die Ergebnisse der DAK-Umfrage verdeutlichen einen gesellschaftlichen Wandel in den Prioritäten der Deutschen. Stressabbau und die Rückkehr zu familiären Werten stehen sinnbildlich für den Wunsch nach mehr Balance im Leben. Besonders auffällig ist der Generationenwandel: Junge Menschen zeigen ein wachsendes Bewusstsein für die negativen Auswirkungen der digitalen Dauerpräsenz. Dies signalisiert nicht nur eine gesunde Selbstreflexion, sondern auch ein Umdenken in einer digitalisierten Welt, die oft Stress und Erreichbarkeitsdruck mit sich bringt.
Die Umsetzung solcher Vorsätze bleibt jedoch eine Herausforderung. Gerade Stressabbau erfordert mehr als nur guten Willen – er ist eng mit gesellschaftlichen Rahmenbedingungen wie Arbeitszeiten, sozialem Umfeld und digitaler Infrastruktur verbunden. Wenn dieser Wandel nachhaltig sein soll, müssen nicht nur Einzelpersonen, sondern auch Arbeitgeber und politische Akteure ihren Beitrag leisten.
Gesundheit und Familie als zentrale Werte zu betrachten, ist ein positiver Impuls. Es bleibt zu hoffen, dass diese Vorsätze nicht nur als kurzfristige Neujahrsmotive bleiben, sondern als langfristige Leitlinien für ein gesünderes und erfüllteres Leben wirken.
Gesundheitszentrum in Kyato: Hoffnungsträger braucht Unterstützung
Das Gesundheitszentrum in Kyato, Uganda, das mit finanzieller Unterstützung der Organisation Apotheker Helfen aufgebaut wurde, verzeichnet große Erfolge, steht jedoch vor neuen Herausforderungen. Innerhalb eines Jahres wurden dort über 6130 Patienten behandelt, darunter mehr als 2000 Kinder unter 13 Jahren. Besonders profitieren Schüler der nahegelegenen Grundschule, die von den Kalungu-Schwestern geleitet wird. Diese übernehmen nicht nur die Betreuung der Kinder bei Unfällen oder Krankheiten, sondern verantworten auch das Projektmanagement der Gesundheitsstation.
Die Klinik in Kyato hat sich zu einem wichtigen medizinischen Stützpunkt entwickelt. Neben der allgemeinen Patientenversorgung wurden 216 Schwangere vorgeburtlich betreut und 78 Geburten begleitet. Gleichzeitig gibt es einen umfassenden Diagnostik-Bereich, der Labortests für Malaria, Tuberkulose, HIV und Hepatitis B sowie grundlegende Blut- und Urinuntersuchungen anbietet. Laut einem Bericht des regionalen Projektleiters Bossa Henry ist die am häufigsten diagnostizierte Krankheit die Malaria tropica, die ohne Behandlung in etwa 20 Prozent der Fälle tödlich endet. Andere Erkrankungen wie Magen-Darm-Infektionen und Atemwegserkrankungen sind ebenfalls weit verbreitet.
Trotz der Erfolge ist die Apotheke des Gesundheitszentrums dringend auf Unterstützung angewiesen. Derzeit ist die Klinik gezwungen, Medikamente zu ungünstigen Preisen von größeren Apotheken zu beziehen. Dies belastet die ohnehin begrenzten Ressourcen. Um die Situation zu verbessern, plant das Zentrum, sich dem Uganda Catholic Medical Bureau (UCMB) anzuschließen. Dieser Schritt soll den Zugang zu vergünstigten Arzneimitteln erleichtern. Apotheker Helfen begleitet diesen Prozess und ruft zu weiteren Spenden auf, um die Versorgung der Bevölkerung langfristig zu sichern.
Dr. Beate Lettmeier, Projektkoordinatorin bei Apotheker Helfen, betont die Bedeutung weiterer finanzieller Hilfe: „Mit der Errichtung des Gesundheitszentrums haben wir eine Basis geschaffen, aber ohne zusätzliche Unterstützung können die stetig wachsenden Anforderungen nicht bewältigt werden.“ Die Organisation bittet daher um Spenden, um die medizinische und pharmazeutische Versorgung der Menschen in Kyato sicherzustellen.
Die Einrichtung in Kyato zeigt eindrücklich, wie gezielte Entwicklungszusammenarbeit das Leben vieler Menschen verbessern kann. Dennoch sind nachhaltige Strukturen erforderlich, um den langfristigen Betrieb sicherzustellen und die Abhängigkeit von externer Hilfe zu reduzieren.
Das Gesundheitszentrum in Kyato ist ein Paradebeispiel für den positiven Einfluss internationaler Hilfe, steht jedoch symbolisch für die Herausforderungen vieler Projekte in Entwicklungsländern. Während die medizinische Grundversorgung beeindruckend ausgebaut wurde, bleibt die Abhängigkeit von externer Unterstützung ein Schwachpunkt.
Die Anbindung an Organisationen wie das Uganda Catholic Medical Bureau ist ein richtiger Schritt, der sowohl die Effizienz steigert als auch die Selbstständigkeit fördert. Langfristig müssen jedoch auch lokale Akteure gestärkt und in die Verantwortung genommen werden, um die Nachhaltigkeit solcher Projekte zu gewährleisten.
Die beeindruckenden Zahlen – 6130 behandelte Patienten und eine umfassende Schwangerenbetreuung – sprechen für den Erfolg des Projekts. Doch diese Erfolge dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Finanzierung der Apotheke ein kritischer Punkt bleibt. Ohne Medikamente, die rechtzeitig und zu erschwinglichen Konditionen verfügbar sind, droht das Zentrum, seinen positiven Einfluss zu verlieren.
Es liegt nun an der internationalen Gemeinschaft und Unterstützern, den nächsten Schritt zu ermöglichen: Eine stabile Medikamentenversorgung, die nicht nur die laufenden Kosten deckt, sondern auch Raum für weiteres Wachstum schafft. Kyato kann so als Vorbild für andere Regionen dienen – vorausgesetzt, die Mittel sind vorhanden, um die Basisarbeit langfristig abzusichern.
Von Engin Günder, Fachjournalist