Auslandstransfer für Hochpreismedikamente: Wenn Apotheken auf versteckte Risiken stoßen
Die Belieferung von Patienten mit hochpreisigen Medikamenten bringt Apotheken zunehmend in eine schwierige Lage. Ein aktueller Fall aus Hannover verdeutlicht die Herausforderung: Eine Apotheke, die regelmäßig teure Spezialpräparate für chronisch kranke Stammkunden bestellt, erhielt kürzlich eine ungewöhnliche Zahlungsaufforderung. Statt wie gewohnt auf ein deutsches Bankkonto zu überweisen, wurde die Apotheke aufgefordert, den Betrag für ein japanisches Medikament ins Ausland zu senden – eine kleine Änderung, die jedoch erhebliche Konsequenzen mit sich bringt.
Diese Aufforderung zur Auslandstransaktion hat bei der betroffenen Apotheke nicht nur für Verwirrung, sondern auch für Skepsis gesorgt. Internationale Überweisungen kosten hohe Bankgebühren und sind mit zusätzlichen bürokratischen Schritten verbunden, die nicht nur zeitaufwendig, sondern auch riskant sind. „Das kostet mich horrende Gebühren, und ich kann nicht sicher sein, dass das Geld wirklich beim Hersteller ankommt,“ äußerte die Apotheke besorgt. Angesichts der bereits knappen Margen stellt diese finanzielle Belastung durch zusätzliche Bankgebühren ein ernstzunehmendes Problem dar. Noch kritischer ist die Frage der Sicherheit und Transparenz: Geld ohne die üblichen Kontrollmechanismen ins Ausland zu überweisen, erscheint wie ein unkalkulierbares Risiko.
Hinzu kommen organisatorische Hindernisse. Internationale Überweisungen sind nicht nur teurer, sondern auch langsamer und können je nach Bankregulierung sogar verzögert werden. Die Apotheke, die auf zuverlässige Lieferzeiten und eine reibungslose Abwicklung angewiesen ist, sieht sich durch diese neuen Anforderungen in ihrer alltäglichen Arbeit behindert – Ressourcen, die besser in die direkte Versorgung der Patienten fließen könnten.
Dieser Fall beleuchtet die wachsenden Herausforderungen in der Medikamentenversorgung. Gerade Apotheken, die auf hochpreisige Spezialpräparate angewiesen sind, sehen sich immer häufiger mit Forderungen internationaler Hersteller konfrontiert. Für solche Spezialmedikamente, die oft über lange internationale Lieferketten laufen, sind Auslandstransaktionen und die damit verbundenen Risiken ein zunehmendes Problem. Branchenexperten weisen darauf hin, dass Apotheken bei jeder Zahlungsaufforderung besonders aufmerksam sein sollten und empfehlen, bei Unsicherheiten Rücksprache mit dem jeweiligen Pharmaunternehmen zu halten und Sicherheitsmaßnahmen für solche Transaktionen zu implementieren.
Einige Apotheken haben bereits Maßnahmen ergriffen, um die Sicherheit bei internationalen Zahlungen zu erhöhen. Verschlüsselte Kommunikation oder die Nutzung spezialisierter Zahlungsdienstleister, die auf internationale Überweisungen spezialisiert sind, können Risiken minimieren. Dennoch ist das Problem noch nicht ausreichend adressiert, und auch die Politik könnte unterstützend tätig werden, indem sie gesetzliche Rahmenbedingungen schafft, die Apotheken im internationalen Zahlungsverkehr besser schützen. Für kleine Apotheken, die oft am Limit ihrer finanziellen Belastbarkeit arbeiten, könnte eine solche Entlastung entscheidend sein.
Die Frage bleibt offen, ob Apotheken in Zukunft weiterhin die zusätzlichen Kosten und Risiken internationaler Zahlungswege allein tragen müssen oder ob es auf politischer und wirtschaftlicher Ebene Lösungen geben wird, die die Versorgungssicherheit verbessern.
Dieser Fall zeigt auf eindrückliche Weise, mit welchen strukturellen Problemen Apotheken konfrontiert sind. Neben knappen Margen und strengen Regulierungen kämpfen sie zunehmend auch mit unerwarteten Zusatzkosten, die durch internationale Zahlungen entstehen. Die Diskrepanz zwischen den nationalen Anforderungen und den internationalen Geschäftspraktiken ist eine der größten Herausforderungen, mit denen Apothekenbetreiber konfrontiert sind. Wenn ein Pharmaunternehmen plötzlich auf Zahlungen ins Ausland besteht, wirkt das für viele Apotheken wie eine unnötige Belastung.
Gerade bei hochpreisigen Medikamenten bleibt wenig Spielraum für unvorhergesehene Kosten. Die Verantwortung für die Gesundheit der Patienten bei gleichzeitig geringen Gewinnmargen ist bereits anspruchsvoll. Durch die zusätzlichen Gebühren für internationale Überweisungen erhöht sich der finanzielle Druck erheblich – ein Risiko, das Apotheken allein tragen müssen, obwohl es sich um systembedingte Herausforderungen handelt.
Eine Lösung für dieses Problem ist komplex und erfordert die Zusammenarbeit auf verschiedenen Ebenen. Apotheken müssen eigene Prozesse entwickeln, um internationale Zahlungen sicher und transparent abzuwickeln. Gleichzeitig wäre es wünschenswert, dass die Politik gesetzliche Unterstützung bietet, um Apotheken in dieser Frage zu entlasten. Auch die Pharmaindustrie könnte ihren Beitrag leisten, indem sie Apotheken flexiblere und transparentere Zahlungswege zur Verfügung stellt.
Letztlich zeigt dieser Fall, wie wichtig stabile Strukturen im Gesundheitssystem sind. Wenn Apotheken zunehmend finanzielle Risiken eingehen müssen, die eigentlich nicht in ihrem Verantwortungsbereich liegen, kann dies langfristig die Versorgungssicherheit gefährden. Es ist dringend erforderlich, dass eine umfassende Strategie entwickelt wird, um Apotheken im internationalen Zahlungsverkehr zu unterstützen und sie vor unverhältnismäßigen Kosten und Risiken zu schützen.
Einmalanlage oder Sparplan? So finden Apotheker den passenden Weg zur Vermögensbildung
In wirtschaftlich herausfordernden Zeiten stehen viele Anleger, darunter auch Apotheker, vor der Frage, wie sie ihr Kapital optimal investieren können: in Form einer Einmalanlage oder eines regelmäßigen Sparplans. Beide Ansätze haben ihre Vorzüge und Risiken, doch die Entscheidung hängt entscheidend von der persönlichen Finanzstrategie und der Risikobereitschaft ab.
Eine Einmalanlage bietet den Vorteil, sofort am Markt beteiligt zu sein und somit von möglichen Kursanstiegen direkt zu profitieren. Dies kann vor allem in Phasen niedriger Kurse von Vorteil sein. Doch diese Strategie birgt auch ein erhebliches Risiko, da eine ungünstige Marktentwicklung zum Zeitpunkt der Investition zu kurzfristigen Verlusten führen kann. Für Apotheker, die bereits über eine stabile finanzielle Basis verfügen und langfristig denken, kann diese Variante eine Möglichkeit zur Maximierung der Renditen bieten. Allerdings sollten sie bereit sein, mögliche Schwankungen auszusitzen und auf eine langfristige Erholung des Marktes zu vertrauen.
Im Gegensatz dazu erlaubt der Sparplan eine gestaffelte Investition, die durch regelmäßige Einzahlungen das Risiko von Kursschwankungen abfedert. Diese Methode nutzt den sogenannten Durchschnittskosteneffekt: Bei niedrigen Kursen werden mehr Anteile erworben, bei hohen Kursen weniger, was über Zeit zu einem Durchschnittspreis führt und das Risiko reduziert. Apotheker, die einen vorsichtigeren Ansatz verfolgen und regelmäßige Beträge investieren möchten, finden im Sparplan eine stabile Alternative. Er bietet zudem die Flexibilität, bei Bedarf Einzahlungen anzupassen oder vorübergehend auszusetzen, was besonders in wirtschaftlich unsicheren Zeiten von Vorteil sein kann.
Letztendlich ist die Entscheidung zwischen einer Einmalanlage und einem Sparplan keine Frage von richtig oder falsch, sondern eine Abwägung individueller Ziele und finanzieller Spielräume. Apotheker, die eine umfassende Finanzstrategie für die Altersvorsorge oder den Vermögensaufbau verfolgen, sollten im Zweifelsfall eine professionelle Beratung in Betracht ziehen, um die für sie passende Strategie zu finden und Marktchancen optimal zu nutzen.
Für Apotheker ist die Wahl der richtigen Anlagestrategie eine bedeutende Entscheidung, die gut durchdacht sein will. Eine Einmalanlage erfordert Mut und Vertrauen in den Markt, was sich bei positivem Verlauf jedoch auszahlen kann. Der Sparplan hingegen bietet eine solide Methode, um das Risiko zu minimieren und eine schrittweise Vermögensbildung zu erreichen, die sich gerade in volatilen Zeiten bewährt. Jeder Ansatz hat seine Stärken – entscheidend ist, dass Apotheker ihre individuelle Risikobereitschaft und finanziellen Ziele kennen, um die für sie optimale Anlagestrategie zu wählen.
Lohnabzüge auf Rekordniveau: Sozialabgaben treiben Apotheken an die Belastungsgrenze
Die Belastung der Arbeitnehmer durch Sozialabgaben hat in Deutschland ein neues Hoch erreicht: Aktuell fließen durchschnittlich 41,7 Prozent des Bruttolohns in die Sozialkassen – ein Wert, der in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter steigen wird. Vor allem die Krankenkassen-Beiträge stehen dabei im Zentrum, denn bereits für das kommende Jahr haben sich deutliche Erhöhungen angekündigt. Hintergrund sind steigende Gesundheitskosten, insbesondere im Zuge von Inflation und Fachkräftemangel im Gesundheitssystem. Auch die Rentenkassen geraten zunehmend unter Druck, was eine Anpassung der Rentenbeiträge wahrscheinlich macht.
Für Apothekenbetreiber bringt die Entwicklung zusätzliche Herausforderungen mit sich, da nicht nur die eigenen Sozialabgaben steigen, sondern auch jene für das Personal. Die finanziellen Belastungen, die sich aus Lohnnebenkosten, Krankenkassenbeiträgen und Arbeitgeberanteilen ergeben, verschärfen die ohnehin angespannte wirtschaftliche Lage vieler Apotheken in Deutschland. Zudem ist der Spielraum für Anpassungen begrenzt: Höhere Sozialabgaben könnten in Preissteigerungen oder Reduzierungen des Angebots münden, was die Position vieler Apotheken am Markt weiter schwächen könnte.
Es gibt jedoch politische Forderungen und Reformansätze, die Abgabenlast für bestimmte Branchen und Berufsgruppen zu reduzieren oder zu stabilisieren. Modelle wie eine stärkere Subventionierung der Krankenkassenbeiträge oder alternative Finanzierungsmöglichkeiten der Rentenversicherung sind immer wieder im Gespräch, bleiben jedoch bislang umstritten und schwer umsetzbar.
Für Apothekenbetreiber bedeutet dies, ihre Kostenstruktur fortlaufend zu überprüfen und möglicherweise strategische Anpassungen vorzunehmen. Der Einsatz digitaler Technologien zur Effizienzsteigerung oder die Einführung zusätzlicher Dienstleistungen könnten dazu beitragen, die wirtschaftlichen Herausforderungen abzufedern. Gleichzeitig bleibt abzuwarten, ob die Politik künftig Entlastungsmaßnahmen speziell für das Gesundheitswesen ergreifen wird, um die zunehmenden Kosten für Betriebe und Beschäftigte zu dämpfen.
Die wachsenden Sozialabgaben sind für Apothekenbetreiber ein doppeltes Problem: Einerseits erhöhen sich die Abgaben für die eigene Belegschaft, andererseits führt dies zu einem Abfluss an Kaufkraft, da Arbeitnehmer netto weniger verdienen. Damit verringert sich die finanzielle Basis für Kundenausgaben, was besonders für kleine und mittelständische Apotheken in ländlichen Regionen eine existenzielle Bedrohung darstellen kann. Gleichzeitig zeigt sich, wie wichtig eine strukturelle Reform des Sozialsystems wäre, die eine Balance zwischen Belastung und Leistungsfähigkeit der Unternehmen sowie dem sozialen Schutz der Arbeitnehmer findet.
Die Politik steht in der Verantwortung, Konzepte zur langfristigen Stabilisierung des Sozialversicherungssystems zu entwickeln, die nicht einseitig auf dem Rücken der Beitragszahler lasten. Für Apotheken bleibt es daher unerlässlich, ihre Rolle als systemrelevanter Gesundheitsversorger hervorzuheben und sich für passgenaue Entlastungsmaßnahmen einzusetzen. Ohne eine realistische Lösung droht eine Abwärtsspirale, die durch immer höhere Abgaben und wirtschaftliche Schwächung des Mittelstands verstärkt wird.
Grundsteuerreform: Wie viel Eigentümer wirklich zahlen müssen
Die Grundsteuerreform sorgt derzeit für erhebliche Verunsicherung bei Immobilienbesitzern und Kommunen. Bereits in wenigen Monaten tritt die Reform in Kraft, doch viele Fragen bleiben offen. Die neuen Berechnungsgrundlagen führen zu deutlichen Veränderungen, wobei die konkrete Höhe der künftigen Grundsteuerzahlungen für viele Eigentümer noch unklar ist. Dies liegt an den unterschiedlichen Bewertungsmodellen, die auf Landesebene unterschiedlich gehandhabt werden. Während einige Bundesländer am Bundesmodell festhalten, setzen andere auf eigene Berechnungsvarianten, was erhebliche Unterschiede bei der Steuerlast zur Folge haben kann.
Das Ziel der Reform, die Bewertungsgrundlagen gerechter zu gestalten und veraltete Bewertungsmaßstäbe abzulösen, wurde bereits 2019 beschlossen. Doch die Umsetzung erweist sich als komplex und hat eine umfangreiche Datenerhebung notwendig gemacht. Hauseigentümer wurden aufgefordert, ihre Grundstücks- und Immobiliendaten für die Neubewertung zu melden, was insbesondere in den letzten Monaten zu einem starken Anstieg der Anfragen und zur Verunsicherung bei Finanzämtern und Steuerberatern führte.
Ein besonderes Augenmerk liegt auf den Auswirkungen für verschiedene Eigentümergruppen. Kleine und mittelgroße Vermieter, die ihre Immobilien häufig zur Altersvorsorge nutzen, fürchten steigende Abgaben, die im schlimmsten Fall an Mieter weitergegeben werden könnten. Auch für Gewerbeimmobilienbesitzer und Landwirte stehen teils hohe Steuerbelastungen im Raum, je nach Lage und Wert der Immobilien.
Experten betonen, dass die neue Grundsteuerlast künftig stärker an der individuellen Wertentwicklung des Bodens sowie an der Nutzung der Immobilie orientiert sein wird. Dies soll sicherstellen, dass teure Innenstadtlagen mit deutlich höheren Abgaben belegt werden, während ländliche Regionen entlastet werden. Die Realisierbarkeit und langfristigen Auswirkungen dieses Modells werden jedoch kritisch betrachtet. Kommunen sehen das Modell mit gemischten Gefühlen, da es zu einer Neuverteilung von Einnahmen führen könnte, was für finanzschwache Gemeinden neue Herausforderungen bedeuten könnte.
Die finalen Steuerbescheide werden 2025 versandt, und viele Eigentümer warten gespannt auf klare Informationen zur Höhe ihrer künftigen Abgaben. Fachleute empfehlen bereits jetzt, Rücklagen zu bilden und sich auf mögliche Erhöhungen vorzubereiten.
Die Grundsteuerreform mag auf den ersten Blick wie ein gerechter und notwendiger Schritt wirken, doch birgt sie eine erhebliche Unsicherheit für viele Immobilieneigentümer. Die regionalen Unterschiede im Bewertungsmodell führen nicht nur zu Intransparenz, sondern auch zu einer potenziellen Ungleichheit bei der Steuerlast. Was ursprünglich als Entlastung und Vereinfachung angekündigt wurde, droht zu einer bürokratischen Hürde für viele zu werden. Auch die Gemeinden stehen vor Herausforderungen, denn sie wissen nicht, ob die geplanten Einnahmen tatsächlich wie erwartet fließen werden. Es bleibt abzuwarten, ob die Reform ihrem Anspruch gerecht wird oder ob Nachbesserungen erforderlich sein werden. Der Gesetzgeber ist in der Pflicht, nachzubessern und die Eigentümer rechtzeitig zu informieren, um weitere Unsicherheiten zu vermeiden.
Rezeptur-Retaxationen: Apotheken im rechtlichen Spannungsfeld
Seit Anfang des Jahres befinden sich Apothekenbetreiber in Deutschland in einer prekären Lage, die durch die Kündigung der Hilfstaxe-Anlagen für Stoffe und Gefäße durch den Deutschen Apothekerverband (DAV) ausgelöst wurde. Diese Regelung, die bisher die Grundlage für die Abrechnung von Rezepturen bildete, wurde am 31. Dezember 2023 aufgekündigt, nachdem die Verhandlungen zwischen dem DAV und dem Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-SV) gescheitert waren. Der Grund für das Scheitern liegt in der Weigerung der Krankenkassen, die gestiegenen Kosten für Rezepturen zu berücksichtigen. Während die Herstellungskosten in Apotheken seit Jahren steigen, erfolgte die letzte Preisanpassung der Hilfstaxe Anfang 2019.
Infolge dieses vertragslosen Zustands empfiehlt der DAV den Apotheken, die Abrechnung der verwendeten Stoffe und Gefäße gemäß §§ 4 und 5 der Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV) durchzuführen. Doch die Krankenkassen, allen voran große Verbände wie die AOKen, lehnen diese Abrechnungsweise ab und retaxieren bereits abgerechnete Rezepturen auf Teilbeträge. Diese Praxis führt zu erheblichen finanziellen Einbußen bei Apotheken und stellt besonders kleinere Betriebe vor wirtschaftliche Risiken. Bereits jetzt haben Verbände wie der Bayerische Apothekerverband (BAV) und der Hessische Apothekerverband (HAV) Einsprüche gegen die Retaxationsentscheidungen der Krankenkassen eingelegt. Diese wurden jedoch teilweise abgelehnt, wie es bei der AOK Bayern bereits der Fall ist.
Apothekenbetreiber sehen sich dadurch in einer schwierigen Situation. Sollte der Einspruch abgelehnt werden, bleibt ihnen nur der Weg vor Gericht, um die vollständige Erstattung der Rezepturkosten einzufordern. Für viele bedeutet dies ein hohes finanzielles und zeitliches Risiko. Retaxationen durch Kassen wie DAK, BKK und Dienstleister wie SpectrumK haben sich in letzter Zeit gehäuft, sodass der DAV in der Durchführung eines Musterprozesses nun die beste Lösung sieht, um eine verbindliche Klärung der rechtlichen Situation herbeizuführen. Dieser Musterprozess soll die relevanten rechtlichen Fragen zur Abrechnung im vertragslosen Zustand aufarbeiten und eine allgemeingültige Regelung schaffen.
Ein Musterprozess hat den Vorteil, dass die Einrede der Verjährung für ähnliche Fälle üblicherweise ausgesetzt wird. Dadurch können Apotheken ihre Ansprüche auch rückwirkend geltend machen, sobald eine Entscheidung gefallen ist. Bis dahin müssten jedoch alle offenen Forderungen ruhen, was für viele Apothekenbetreiber eine wirtschaftliche Unsicherheit darstellt. Gerade für kleinere Apotheken, die auf eine verlässliche Kalkulationsbasis angewiesen sind, kann dieser Zustand belastend sein. Ein Musterprozess bietet die Hoffnung auf langfristige Klarheit, doch die Verhandlungen zwischen DAV und Krankenkassen sind ins Stocken geraten. Laut der Pharmazeutischen Zeitung (PZ) gibt es bisher keine detaillierten Verhandlungen, was die Unsicherheit im Apothekenmarkt weiter verstärkt.
Die derzeitige Lage der Apotheken im Kontext der Rezeptur-Retaxationen offenbart die dringende Notwendigkeit, die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Abrechnung zu klären. Rezepturen sind für Apotheken eine wesentliche Dienstleistung, die sowohl zeitaufwendig als auch kostenintensiv ist. Die Herstellung erfordert qualifiziertes Personal, hochwertige Zutaten und spezialisierte Ausrüstung, um den individuellen Bedürfnissen der Patienten gerecht zu werden. Die letzten Preisvereinbarungen für Rezepturen liegen jedoch bereits fünf Jahre zurück, während die Kosten für Apotheken kontinuierlich gestiegen sind. Dass die Krankenkassen dennoch auf einer niedrigeren Erstattung bestehen und abgerechnete Beträge retaxieren, erschwert den Apotheken den wirtschaftlichen Alltag erheblich.
Der DAV hat daher die Verantwortung, diesen Zustand schnellstmöglich zu klären und Rechtssicherheit zu schaffen. Ein Musterprozess ist ein sinnvoller Schritt, um die relevanten Fragen umfassend zu klären und Einzelprozesse zu vermeiden. Allerdings benötigt dieser Prozess Zeit, was die angespannte Lage der Apotheken weiterhin verlängert. Ein schneller Kompromiss wäre für die Apothekenbetreiber ebenso wichtig wie eine langfristige Lösung, doch bisher scheint eine Verhandlungsbereitschaft seitens der Krankenkassen zu fehlen.
Die Krankenkassen wiederum sollten sich der Bedeutung der Apotheken bewusst sein und die notwendige Fairness zeigen, insbesondere in einem ohnehin schwierigen Marktumfeld. Die Retaxationspraxis der Krankenkassen wirkt wie ein zusätzlicher Schlag gegen die wirtschaftliche Stabilität vieler Apotheken, die ohnehin unter starkem Kostendruck stehen. Für die Apotheken ist es unerlässlich, dass die Krankenkassen mit Augenmaß agieren und eine Lösung anstreben, die der tatsächlichen Kostenentwicklung gerecht wird.
Apotheken im Fokus: CardLink-Kampagne stärkt Vor-Ort-Versorgung
Mit der groß angelegten Werbeoffensive von ihreApotheken.de (iA.de) rund um das CardLink-Verfahren wird für Apothekenbetreiber die Bedeutung der Kundenbindung und des Serviceangebots vor Ort erneut ins Zentrum gerückt. Die Kampagne soll die Reichweite der stationären Apotheken im digitalen Zeitalter sichern und Verbrauchern das CardLink-Verfahren als unkomplizierte Option nahebringen, ihre Rezepte in der Apotheke vor Ort einzulösen.
Eine zentrale Herausforderung für Apothekenbetreiber ist es, sicherzustellen, dass die Abläufe im Zusammenhang mit der CardLink-Nutzung reibungslos funktionieren. Dazu gehört die Schulung des Apothekenpersonals, um Kunden gezielt zu informieren und bei der Anwendung der digitalen Schnittstellen zu unterstützen. Viele Patientinnen und Patienten sind mit dem Verfahren noch nicht vertraut, sodass eine proaktive Kundenansprache entscheidend sein kann, um Verunsicherung abzubauen und das Vertrauen in den Service zu stärken.
Zusätzlich zur technischen Umsetzung und Schulung der Mitarbeiter ist die Kommunikation vor Ort entscheidend. Apothekenbetreiber können beispielsweise Informationsmaterialien bereithalten oder bei direkten Gesprächen die Vorteile des CardLink-Verfahrens erläutern. Das Ziel ist klar: Die lokale Apotheke soll als Hauptansprechpartner für die Medikamentenversorgung gestärkt und der Abwanderung zum Versandhandel entgegengewirkt werden.
Auch das Engagement in der digitalen Welt bleibt für Apotheken wichtig. Durch die Präsenz der Kampagne auf reichweitenstarken Plattformen wie bild.de und durch den Einsatz in Printmedien des Burda-Verlags wird die Reichweite der Vor-Ort-Apotheken bundesweit ausgebaut. Gerade durch diese neuen digitalen Kontaktpunkte können Apothekenbetreiber ihre Angebote modern und zeitgemäß darstellen, ohne ihre traditionelle Rolle aufzugeben. Es gilt, die Balance zwischen den digitalen Anforderungen und dem persönlichen Service vor Ort zu finden, um den gestiegenen Ansprüchen der Kunden gerecht zu werden.
Für Apothekenbetreiber bietet sich durch die CardLink-Kampagne eine zusätzliche Möglichkeit, das Vertrauen der Kundschaft in die stationäre Apotheke zu stärken. Simon Bücher vom Zukunftspakt Apotheke hebt hervor, dass die lokalen Apotheken in puncto Geschwindigkeit und Service den Versandhändlern weit überlegen sind. Mit gezielter Kundenansprache und den Vorteilen der CardLink-Nutzung können Apotheken diesen Vorsprung ausbauen und ihre Position festigen.
Die CardLink-Kampagne kommt für Apotheken zu einem entscheidenden Zeitpunkt. Der Konkurrenzdruck durch den Versandhandel und die wachsende Digitalisierung des Gesundheitswesens haben den lokalen Apotheken in den letzten Jahren zunehmend zu schaffen gemacht. Das CardLink-Verfahren kann hier eine Brücke schlagen, um die digitalen Anforderungen der Kunden zu erfüllen, ohne die Nähe und das Vertrauen zu verlieren, die der stationären Apotheke ihre Stärke verleihen.
Apotheken müssen die Chance ergreifen, ihre traditionellen Stärken mit den modernen Erwartungen zu verbinden. CardLink könnte der Schlüssel sein, um dem Versandhandel entgegenzutreten und gleichzeitig ein junges, digitales Publikum anzusprechen, das Flexibilität und Schnelligkeit erwartet. Dies wird jedoch nur dann gelingen, wenn Apotheken sich auch intern auf den Wandel einstellen und das Personal sowie die Technik auf die neuen Anforderungen vorbereiten. In Zeiten, in denen das Gesundheitswesen zunehmend digitalisiert wird, kann die Apotheke vor Ort durch innovative Lösungen wie CardLink ihren Platz festigen und die Kundenbindung nachhaltig stärken.
Neues Stada-Werk stärkt Medikamentenproduktion in Europa
Der Pharmakonzern Stada hat in Turda, Rumänien, eine neue Produktionsstätte eröffnet, die bis zu 150 Millionen Medikamentenpackungen pro Jahr herstellen soll. Mit dieser Investition von 70 Millionen Euro reagiert Stada auf die wachsende Nachfrage nach einer stabilen und nachhaltigen Arzneimittelversorgung in Europa. Der Chief Technical Officer Miguel Pagan Fernandez hob die strategische Bedeutung des Projekts hervor: „Diese EU-Investition ist ein wichtiger Schritt, um die zuverlässige Versorgung mit lebenswichtigen Medikamenten zu sichern.“ Die Anlage, die Ende 2022 in Bau ging, schafft insgesamt 375 neue Arbeitsplätze und soll eine breite Palette an Medikamenten, darunter Antidepressiva, Antihistaminika, Antidiabetika und entzündungshemmende Präparate, produzieren.
Der Standort in Turda integriert ein automatisiertes Lager mit einer Kapazität von 7400 Paletten, über das auch rezeptfreie Produkte effizient verteilt werden können. Mit Photovoltaik-Paneelen und energiesparender Beleuchtung wurde das Werk zudem nachhaltig errichtet. Aktuell deckt Stada 45 Prozent seines Stromverbrauchs mit erneuerbaren Energien, eine Quote, die laut Unternehmensangaben kontinuierlich steigen soll. „In Bezug auf Design und Energieeffizienz setzt das Werk neue Maßstäbe“, so Pagan Fernandez weiter.
Die neue Anlage in Turda ermöglicht Synergien mit weiteren Stada-Standorten in der Region, darunter Labore in Timisoara und Produktionszentren auf dem Westbalkan. Sie stellt einen wichtigen Knotenpunkt im europäischen Netzwerk des Unternehmens dar, das neben der deutschen Zentrale in Bad Vilbel insgesamt zehn Produktionsstätten in sechs Ländern umfasst. Diese strategische Erweiterung soll die Versorgungssicherheit verbessern und Engpässe in der Medikamentenlieferung vermeiden helfen.
Die neue Produktionsstätte in Rumänien zeigt, wie der Pharmakonzern Stada mit vorausschauenden Investitionen auf die wachsenden Herausforderungen in der europäischen Arzneimittelversorgung reagiert. Durch die Produktionserweiterung schafft Stada nicht nur Arbeitsplätze, sondern setzt auch ein Zeichen für mehr Eigenständigkeit und Sicherheit in der Medikamentenproduktion innerhalb der EU. Gerade in Zeiten globaler Lieferkettenprobleme und geopolitischer Spannungen ist der Ausbau einer regionalen Produktionsbasis ein entscheidender Vorteil. Dabei beweist das Unternehmen Weitsicht, indem es auf Nachhaltigkeit setzt und mit innovativen Energielösungen eine zukunftsorientierte Produktionsstruktur aufbaut.
Aktives Folat in Schwangerschaftsnahrung: Keine Vorteile gegenüber synthetischer Folsäure
Immer mehr Nahrungsergänzungsmittel für Schwangere enthalten „aktives Folat“, das als Alternative zur klassischen synthetischen Folsäure angeboten wird. Doch laut einer aktuellen Meldung des niederländischen Pharmakovigilanzzentrums Lareb gibt es keine wissenschaftlich belegten Vorteile von „aktivem Folat“ gegenüber Folsäure, die seit Jahrzehnten in der Schwangerenvorsorge verwendet wird. Folsäure, die synthetische Form des Vitamins B11, ist unerlässlich, um den gesteigerten Bedarf während der Schwangerschaft zu decken. Fehlt es der Mutter an Folsäure, drohen dem ungeborenen Kind Fehlbildungen wie Neuralrohrdefekte, Herzfehler oder sogar Frühgeburten und geringes Geburtsgewicht. Deshalb empfiehlt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) Frauen mit Kinderwunsch, täglich 400 Mikrogramm synthetische Folsäure einzunehmen – idealerweise vier Wochen vor der geplanten Empfängnis und bis zur zwölften Schwangerschaftswoche.
Der Hintergrund der „aktiven Folat“-Debatte: Einige Hersteller von Schwangerschaftsnahrung behaupten, dass Menschen mit genetischen Variationen Schwierigkeiten haben könnten, synthetische Folsäure vollständig in die aktive Form, das sogenannte L-Methylfolat (5-MTHF), umzuwandeln. Diese Variation betrifft das Enzym MTHFR, das bei etwa 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung nur etwa 65 Prozent der normalen Enzymaktivität erreicht. Doch laut Lareb führt die empfohlene Dosis von 400 Mikrogramm synthetischer Folsäure auch bei diesen Frauen zu ausreichend hohen aktiven Folatwerten im Blut. Auch sei zu bedenken, dass bislang alle relevanten Studien zur Prophylaxe von Fehlbildungen mit synthetischer Folsäure durchgeführt wurden, was deren Wirksamkeit belegt, während solche Belege für „aktives Folat“ bislang fehlen.
Lareb betont daher, dass es nicht die Form des Folats ist, sondern die rechtzeitige und korrekte Dosierung, die den präventiven Effekt gegen angeborene Fehlbildungen sichert. Wichtig sei eine Einnahme vier Wochen vor Eintritt der Schwangerschaft und die tägliche Einnahme von 400 Mikrogramm bis zur zehnten (laut niederländischer Empfehlung) oder zwölften Schwangerschaftswoche.
Ein weiterer Aspekt der Diskussion ist die Bioverfügbarkeit von Folat und Folsäure: Während natürliche Folatquellen eine geringere Bioverfügbarkeit aufweisen, kann synthetische Folsäure bei Einnahme auf nüchternen Magen besser aufgenommen werden. Folat-Äquivalente helfen hier, die Werte vergleichbar zu machen: 1 Mikrogramm Folat-Äquivalent entspricht entweder 1 Mikrogramm aus natürlichen Quellen oder 0,5 Mikrogramm synthetischer Folsäure auf nüchternen Magen. Die Empfehlungen zur Substitution setzen auf synthetische Folsäure als Ergänzung zu einer folatreichen Ernährung, um den gestiegenen Bedarf sicher zu decken.
Die Entscheidung vieler Schwangeren, auf Nahrungsergänzungsmittel mit „aktivem Folat“ zurückzugreifen, basiert häufig auf Marketingaussagen, die wissenschaftlich nicht belegt sind. Es wird suggeriert, dass genetische Unterschiede in der Folat-Umwandlung bedeuten könnten, synthetische Folsäure sei für manche Frauen weniger wirksam. Doch die klare Stellungnahme von Lareb zeigt, dass auch bei diesen Frauen die empfohlene Folsäuredosis zu einem ausreichenden aktiven Folatspiegel führt. Die Wirksamkeit von synthetischer Folsäure ist wissenschaftlich fundiert und über Jahrzehnte erprobt – „aktives Folat“ kann diesen Nachweis bislang nicht erbringen. Damit steht die zentrale Empfehlung: Frauen sollten frühzeitig Folsäure einnehmen, und zwar konsequent in der empfohlenen Dosierung und im vorgegebenen Zeitraum.
Heilsbringer oder Illusion? – Psychedelika in der Therapie von Depression und Angststörungen
In Berlin diskutierten führende Experten aus Medizin, Psychologie und Philosophie über die therapeutischen Möglichkeiten und Risiken von Psychedelika wie Psilocybin, LSD und MDMA. Die kontroverse Frage stand im Raum, ob psychedelische Substanzen eine wirkliche Alternative zu konventionellen Behandlungsmethoden für psychische Erkrankungen darstellen oder ob sie vielmehr eine gefährliche Illusion einer raschen Heilung erzeugen. Angesichts der zunehmenden Popularität dieser Substanzen, die in Studien teilweise beeindruckende Ergebnisse zeigen, wird das Potenzial psychedelischer Therapieansätze derzeit intensiv untersucht.
Neben dem bereits zugelassenen Esketamin-Nasenspray bei schweren Depressionen sind die meisten psychedelischen Substanzen bislang noch nicht für therapeutische Zwecke zugelassen. Die bisherigen Studien legen jedoch nahe, dass Substanzen wie MDMA bei posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) oder Psilocybin bei Depressionen und Angststörungen vielversprechende Ergebnisse liefern könnten. Dennoch blieb ein Zulassungsantrag für MDMA in den USA bislang erfolglos, da die fehlende Verblindung der Studien als Mangel betrachtet wurde – eine Herausforderung, die sich bei psychedelischen Substanzen aufgrund ihrer starken Bewusstseinsveränderung nur schwer umgehen lässt.
Dr. Andrea Jungaberle, Notfallmedizinerin und Chefärztin der OVID Clinic Berlin, schilderte die emotionalen Eindrücke der Patienten während einer psychedelischen Therapie. Viele berichten von intensiven, teils überwältigenden Erfahrungen, die ihre Wahrnehmung der Realität tiefgreifend verändern. Solche Erlebnisse können laut dem Berliner Psychologen Dr. Jakob Hein hilfreich sein, um tief verwurzelte Ängste zu durchleben und zu überwinden. Diese Erfahrungen, die eine neue Selbstwahrnehmung ohne innere Zensur fördern, können das therapeutische Potenzial erheblich erweitern und bei einigen Patienten zu langfristigen Veränderungen führen.
Die kulturelle Bedeutung psychedelischer Substanzen hob der Philosoph Dr. Sascha Benjamin Fink von der Universität Erlangen-Nürnberg hervor. Er sieht das universelle Interesse an bewusstseinserweiternden Erfahrungen als tief im menschlichen Streben nach Auszeiten und innerem Frieden verankert. Historisch wurden psychedelische Pflanzen oft von Schamanen eingesetzt, um in Ritualen spirituelle Heilung zu erwirken. Diese kulturelle Einbindung kontrastiert jedoch stark mit dem modernen Ansatz, der psychedelische Substanzen als kontrolliertes Therapiewerkzeug sieht. Gleichzeitig könnten, so Fink, die durch Psychedelika erzeugten metaphysischen Erfahrungen auch Risiken bergen, indem sie eine "antiwissenschaftliche" Weltsicht fördern.
Die Experten waren sich einig, dass psychedelische Therapieansätze stets unter strenger therapeutischer Aufsicht erfolgen müssen, um Risiken zu minimieren. Sie betonten, dass die Anwendung in einem strukturierten, klinischen Rahmen entscheidend ist und keinesfalls mit einem unkontrollierten Freizeitkonsum gleichzusetzen ist. Zudem garantieren in der Therapie eingesetzte Substanzen medizinische Qualität und Reinheit, während auf dem Schwarzmarkt kontaminierte oder unsachgemäße Produkte erhebliche gesundheitliche Risiken bergen.
Doch was bedeuten solche Ansätze für das Vertrauen in konventionelle Therapien? Fink warnte davor, dass die öffentliche Begeisterung für psychedelische Therapieerfolge die Akzeptanz bewährter Methoden gefährden könnte. Er verwies auf die Bedeutung einer gut informierten Öffentlichkeit, um das Vertrauen in wissenschaftliche Standards zu stärken. "Metaphysische Erfahrungen mögen für Einzelne erleuchtend wirken," sagte Fink, "doch für die Gesellschaft stellt sich die Frage, wie gesund solche Weltbilder sind."
Die Faszination für psychedelische Therapien ist greifbar und könnte das Gesundheitswesen revolutionieren, wenn die Effekte tatsächlich nachhaltig sind und Patienten langfristig ohne Medikation auskommen. Doch die Risiken, die eine derart tiefgreifende Veränderung der Wahrnehmung und des Selbstbewusstseins mit sich bringt, dürfen nicht unterschätzt werden. Der Ansatz, durch einen "Heilungstrip" rasch Erleichterung von Depressionen und Traumata zu finden, klingt verlockend, doch er erfordert höchste Vorsicht und klare Grenzen.
Der Vergleich zu konventionellen Therapien und die Frage, wie Patienten durch neu entdeckte Welten navigieren, ohne die Realität zu verlieren, ist wesentlich. Gleichzeitig sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass diese Therapieform durch ihre Einzigartigkeit und den noch offenen Forschungsbedarf auch Skepsis hervorruft. Die Aufgabe der Wissenschaft und der therapeutischen Praxis muss daher sein, die Möglichkeiten und Grenzen dieser Substanzen differenziert zu betrachten und sicherzustellen, dass Patienten unter größtmöglicher Sicherheit profitieren.
Psychedelika könnten eine wertvolle Ergänzung im therapeutischen Spektrum sein – ein "Königsweg" zur Heilung sind sie jedoch nicht.
Pflanzenkraft gegen Erkältung – Phytopharmaka als wirkungsvolle Option bei Atemwegsinfekten
Die Pflanzenheilkunde bietet nach wie vor eine wertvolle Alternative für die Behandlung von Erkältungshusten und akuter Bronchitis, wie aktuelle Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie zeigen. Laut ihrer S2k-Leitlinie ist die systemische Anwendung pflanzlicher Vielstoffpräparate nicht nur effektiv, sondern zeigt in klinischen Studien oft eine schnellere Linderung der Symptome im Vergleich zu synthetischen Mitteln. Studien bestätigen, dass bestimmte Extrakte nicht nur die Intensität des Hustens verringern, sondern auch den Heilungsverlauf beschleunigen können. Dies ist gerade in der kalten Jahreszeit von Bedeutung, da viele Menschen bei ersten Erkältungssymptomen nach bewährten und schonenden Heilmethoden suchen.
Empfehlenswert sind laut Leitlinie Präparate mit Extrakten von Efeu, Thymian und Primel, die einzeln oder kombiniert eingesetzt werden. So enthält etwa das bekannte Prospan® Efeu als Einzelextrakt, während Bronchipret® Tropfen eine Kombination aus Efeu und Thymian aufweist. Auch Pelargonium sidoides, enthalten in Umckaloabo®, zeigt positive Effekte bei akuter Bronchitis und wird bereits bei Kindern ab einem Jahr angewandt. Darüber hinaus wird der Extrakt EPs® 7630 wegen seines breiten Wirkungsspektrums gelobt: Neben seiner nachgewiesenen Wirksamkeit gegen Viren wie Rhino- und Influenzaviren sowie SARS-CoV-2 unterstützt er auch die Immunabwehr und beugt so einer Ausbreitung der Infektion vor.
Neuere Studien haben zudem die Vorteile von Monoextrakten wie Efeu untersucht. In einer Vergleichsstudie, an der 328 Patienten teilnahmen, zeigten sich Prospan-Hustentropfen in der Wirkung auf den Bronchitis Severity Score überlegen. Die Teilnehmer mit Efeu-Einzelextrakt erlebten eine spürbare Symptomreduktion bereits am zweiten Behandlungstag – eine Verbesserung, die bei kombinierten Präparaten erst später eintrat. Dr. Justus de Zeeuw, Erstautor der Studie, hob bei einer Pressekonferenz hervor, dass Monoextrakte aufgrund ihres schnelleren Wirkeintritts eine effektive Alternative zu Kombipräparaten darstellen könnten.
Ein weiteres interessantes Beispiel bietet Gelomyrtol® forte, ein pflanzliches Arzneimittel auf Basis ätherischer Öle, das auch bei Covid-19-Patienten Erfolge zeigte. In einer 2022 veröffentlichten Studie wiesen hospitalisierte Patienten mit zusätzlicher ELOM-080-Therapie signifikant geringeren Sauerstoffbedarf auf und erlebten nach Entlassung weniger Atemnot. Eine aktuelle Studie untersucht nun, ob das Präparat auch bei ambulanten Covid-19-Patienten eine Verbesserung erzielen kann. Die Ergebnisse sollen demnächst veröffentlicht werden.
Insgesamt sind Vielstoffpräparate ein unverzichtbarer Bestandteil der Therapie bei Atemwegsinfekten. Die Studienlage spricht für ihren Einsatz, und die Nachfrage nach pflanzlichen Alternativen dürfte weiter steigen, da sie nicht nur eine natürliche Option bieten, sondern durch ihre wissenschaftlich belegte Wirksamkeit auch Vertrauen schaffen.
Phytopharmaka erleben derzeit eine Renaissance – und das zurecht. In einer Zeit, in der Patienten verstärkt nach sanften und natürlichen Behandlungsmethoden suchen, überzeugt die Pflanzenheilkunde mit Vielstoffpräparaten, die nicht nur lindernde, sondern auch präventive Wirkung zeigen. Ihre breite Wirkungsweise bietet den Vorteil, verschiedene Krankheitssymptome gleichzeitig zu behandeln und den Heilungsprozess insgesamt zu fördern.
Besonders in der Erkältungszeit greifen viele Menschen vermehrt auf pflanzliche Arzneimittel zurück, die ihnen nicht nur eine wirksame Behandlung versprechen, sondern auch weniger Nebenwirkungen haben. In Deutschland sind Präparate wie Efeu- und Thymian-Extrakte seit Jahren bewährt und konnten ihre Wirksamkeit in klinischen Studien unter Beweis stellen.
Doch die Pflanzenheilkunde kann noch mehr: Gerade Präparate wie Gelomyrtol® forte, die bei schweren Atemwegserkrankungen wie Covid-19 helfen können, zeigen das große Potenzial der Phytopharmaka. Es wäre daher an der Zeit, dass solche Arzneimittel einen festen Platz in der modernen Medizin erhalten und weiter erforscht werden, um ihre Einsatzmöglichkeiten zu erweitern und noch mehr Patienten zu erreichen.
Die Studienlage ist vielversprechend, die Erfolge bei der Behandlung diverser Atemwegserkrankungen sprechen für sich. Vielstoffgemische sind wahre „Vieleskönner“ – es liegt nun an Ärzten und Apothekern, diese wertvolle Therapieoption in der Versorgung zu etablieren.
Homöopathie nur noch als Zusatzleistung? Ärzteschaft fordert Ende der Kassenfinanzierung
Der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Klaus Reinhardt, hat erneut betont, dass die Finanzierung homöopathischer und anthroposophischer Behandlungen nicht durch die gesetzlichen Krankenkassen getragen werden sollte. „Es gibt keine wissenschaftliche Evidenz für die Wirksamkeit von Homöopathie,“ erklärte Reinhardt gegenüber der Rheinischen Post. Stattdessen schlägt er vor, dass Patientinnen und Patienten, die solche alternativen Heilmethoden wünschen, dies durch individuelle Zusatzbeiträge finanzieren sollten. Diese Maßnahme würde die Finanzierung dieser Leistungen aus den Beitragseinnahmen der Krankenkassen ausschließen und ausschließlich auf freiwilliger Basis ermöglichen.
Im Mai beschlossen die Delegierten des Deutschen Ärztetags, dass homöopathische Leistungen aus der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) gestrichen werden sollen. Die Homöopathie entspreche laut Reinhardt nicht den Grundsätzen der evidenzbasierten Medizin und könne daher nicht als erstattungsfähige ärztliche Leistung betrachtet werden. In der Praxis sei die Anwendung homöopathischer Methoden in Diagnostik und Therapie meist weder mit der rationalen Medizin noch mit einem gebotenen Verständnis medizinischer Verantwortung vereinbar.
Der Vorstoß der Ärzteschaft findet in der Politik ebenfalls Widerhall. Im Rahmen des geplanten Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetzes (GVSG) hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zunächst einen Passus vorgesehen, der die Erstattung von Homöopathie durch die gesetzlichen Krankenkassen grundsätzlich untersagen sollte. Dieser Entwurf wurde jedoch nach einer Welle des Widerstands nicht in das endgültige Gesetz aufgenommen. Lauterbach hatte argumentiert, dass durch die Abschaffung der Kassenfinanzierung von Homöopathie jährliche Einsparungen von bis zu 50 Millionen Euro möglich seien. Kritiker des Vorhabens, darunter homöopathische Ärzte und Patientenvertreter, argumentierten hingegen, dass die Nachfrage nach Homöopathie groß sei und eine plötzliche Streichung massive Kostensteigerungen für Patienten bedeuten könnte.
Eine Online-Petition gegen Lauterbachs Pläne, initiiert vom Kinderarzt Stefan Schmidt-Troschke, verzeichnete über 200.000 Unterstützer. Die Petition argumentiert, dass homöopathische und anthroposophische Medizin in der Bevölkerung geschätzt werde und zur Gesundheitsversorgung gehöre. „Homöopathie genießt eine besonders hohe Wertschätzung,“ so Schmidt-Troschke in einem offenen Schreiben.
Der Ausschluss homöopathischer Leistungen aus der Standardversorgung bleibt dennoch auf der politischen Agenda. Auch wenn der betreffende Passus im finalen Gesetz nicht enthalten ist, geht Lauterbach davon aus, dass das Thema in parlamentarischen Debatten erneut aufgegriffen wird.
Die Forderung nach einer Streichung der Homöopathie aus der kassenfinanzierten Versorgung ist eine konsequente Entscheidung, die das Gesundheitssystem weiter auf Evidenz und wissenschaftlich belegte Verfahren fokussieren soll. Die Homöopathie steht seit jeher im Spannungsfeld zwischen medizinischer Skepsis und populärer Akzeptanz. Zwar ist der Wunsch vieler Patienten nach alternativen Heilmethoden legitim und nachvollziehbar, doch müssen Entscheidungen zur Erstattungsfähigkeit am Nutzen für das Allgemeinwohl gemessen werden.
Karl Lauterbachs ursprünglicher Vorstoß, die Kassenfinanzierung für Homöopathie generell zu beenden, trifft genau diesen Punkt und könnte für langfristige Kosteneinsparungen sorgen. Die Forderung der Ärzteschaft, homöopathische Behandlungen nur noch durch Zusatzbeiträge zu finanzieren, ist daher eine pragmatische Lösung, die sowohl den Bedürfnissen der Befürworter als auch den Anforderungen an eine evidenzbasierte Gesundheitsversorgung gerecht wird. Ein umfassendes Gesundheitssystem muss gewährleisten, dass die Mittel sinnvoll und zielgerichtet eingesetzt werden – eine Anforderung, der die Homöopathie derzeit nicht entspricht.
Gleichzeitig ist jedoch anzuerkennen, dass der hohe Zuspruch zur Homöopathie einen gesellschaftlichen Bedarf an alternativen Therapieansätzen widerspiegelt, der nicht ignoriert werden kann.
Von Engin Günder, Fachjournalist