Koalitionsbruch und Reformstopp: Was das Ende der Ampel-Koalition für Apotheken bedeutet
Der politische Paukenschlag des Koalitionsendes in Deutschland hat die Apothekenbranche erschüttert. Am gestrigen Mittwoch entließ Bundeskanzler Olaf Scholz den bisherigen Finanzminister und FDP-Chef Christian Lindner, was das Ende der Ampel-Koalition besiegelte. Dieser unerwartete Schritt stellt eine Zäsur für die politische Landschaft und bringt Unsicherheiten für zahlreiche Branchen, insbesondere für das Apothekenwesen. Geplante Reformen stehen plötzlich auf der Kippe, und die wirtschaftlichen Probleme in der Arzneimittelversorgung drohen sich weiter zu verschärfen.
Die Apothekenreform von Gesundheitsminister Karl Lauterbach dürfte angesichts der Koalitionskrise nun endgültig gescheitert sein. Diese Reform zielte darauf ab, das Apothekensystem grundlegend umzugestalten. Besonders brisant war die geplante Einführung der sogenannten "Apotheke ohne Apotheker," die den Weg für weitgehend digitalisierte Apotheken geebnet hätte. Das Konzept war äußerst umstritten, da es die traditionelle Rolle des Apothekers infrage stellte und die Präsenzapotheke wirtschaftlich gefährdet hätte. Mit dem Bruch der Koalition und dem voraussichtlichen Stopp der Reform bleibt dieses Modell jedoch Theorie. Die Abschaffung der variablen Abgabehonorierung zugunsten eines erhöhten Fixums fällt ebenfalls weg, was einerseits Stabilität bringt, andererseits aber finanzielle Spielräume blockiert, die für viele Apotheken überlebenswichtig wären.
Neben dem Wegfall von Risiken geht jedoch auch der Verlust potenzieller Chancen einher. Der Reformplan hatte neben umstrittenen Maßnahmen auch vielversprechende Neuerungen enthalten. So sollten Apotheken zukünftig pharmazeutische Dienstleistungen erweitern und bestimmte Impfungen mit Totimpfstoffen anbieten dürfen. Auch die Rückkehr der Großhandelsskonti war ein Punkt, auf den viele Apotheken gesetzt hatten, um wirtschaftlich zu überleben. Das anhaltende Verbot dieser Skonti führt seit Jahren zu erheblichen finanziellen Einbußen für viele Apotheken, die dringend auf Entlastung angewiesen sind. Die gesetzliche Anpassung der Vergütungshonorare bleibt ebenfalls aus, obwohl die Apothekenbranche massiv unter dem Preisdruck und stagnierenden Gebühren leidet. Verhandlungen mit dem GKV-Spitzenverband über eine mögliche Honoraranpassung wurden ursprünglich als Chance für die Branche betrachtet, um sich finanziell neu aufzustellen und die Versorgungssicherheit langfristig zu gewährleisten. Ohne eine tragfähige Vereinbarung steht die Branche jedoch weiterhin unter Druck.
Politische Unsicherheit prägt das Bild weiter. Lauterbachs Zukunft als Gesundheitsminister ist derzeit ungewiss. Sollte er im Zuge der Koalitionsneubildung seinen Posten räumen, ist nicht absehbar, welche gesundheitspolitischen Prioritäten in einer künftigen Regierung gesetzt werden. Eine Neubesetzung des Ministeriums könnte die Apothekenbranche weiter destabilisieren, da neue Reformideen oder bisherige Pläne unvorhergesehen angepasst werden könnten. Ohne verlässliche politische Rückendeckung gestaltet sich die finanzielle Planung für viele Apotheken äußerst schwierig. Ein Ende der wirtschaftlichen Durststrecke ist für die Branche nicht in Sicht, und viele kleinere Apotheken könnten gezwungen sein, ihre Türen endgültig zu schließen.
Die derzeitige Lage der Apothekenlandschaft verdeutlicht eine wachsende Kluft zwischen den politisch angedachten Reformen und den tatsächlichen Bedürfnissen der Apotheken. Die schleppende Umsetzung von Unterstützungsmaßnahmen und die fehlende Berücksichtigung der wirtschaftlichen Realitäten drohen, die Versorgungslandschaft nachhaltig zu verändern. Bis zur Bildung einer neuen Regierung und der Klärung der gesundheitspolitischen Richtung wird die Belastung der Apotheken anhalten – für viele möglicherweise zu lange.
Der Koalitionsbruch bringt eine politische und wirtschaftliche Schieflage mit sich, die die Apothekenbranche vor eine Zerreißprobe stellt. Auf den ersten Blick mag das Ende der Ampel-Regierung den Apotheken eine umstrittene Reform ersparen, die das traditionelle System auf den Kopf gestellt hätte. Die geplante „Apotheke ohne Apotheker“ hätte weitreichende Folgen für die klassische Präsenzapotheke gehabt, indem sie digitalen Modellen Vorrang einräumte und damit das Geschäftsmodell der inhabergeführten Apotheke bedrohte. Das Ende dieser Reform könnte von vielen als Sieg der traditionellen Apotheke gewertet werden. Doch was als Erleichterung erscheint, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als neuer Unsicherheitsfaktor.
Die politische Instabilität wirkt sich negativ auf eine Branche aus, die auf verlässliche Rahmenbedingungen angewiesen ist. Die Entscheidung, Skonti weiterhin zu verbieten und Honoraranpassungen auf unbestimmte Zeit zu verschieben, lässt die Apotheken in einer prekären Lage zurück. Für viele Apotheker sind Skonti und eine stabile Honorierung keine Luxusmaßnahmen, sondern essentielle Bausteine für das wirtschaftliche Überleben. Die anhaltenden Einschränkungen verschärfen die Situation vieler kleinerer Apotheken, die kaum in der Lage sind, den Wettbewerb mit großen Versandapotheken zu bestehen. Die finanzielle Belastung ist so groß, dass etliche Apotheken bereits an der Grenze zur Existenzgefährdung arbeiten – ein Zustand, der durch den Koalitionsbruch nur noch prolongiert wird.
Ein weiteres Problem stellt die Zukunft der gesundheitspolitischen Führung dar. Sollte Lauterbach den Ministerposten abgeben, ist ungewiss, in welche Richtung die Gesundheitspolitik steuern wird. Ein Wechsel des Ministers könnte neue Reformansätze mit sich bringen, doch in einer Branche, die ohnehin stark reguliert ist, bedeuten solche Veränderungen oft nur weitere Hürden. Für die Apotheken ist klar: Die Unsicherheiten sind zu groß, um langfristige Strategien und Investitionen zu planen. Dies führt zu einer Kettenreaktion, in der jede ausbleibende Reform und jedes unentschlossene Handeln die Belastung vergrößert und den Fortbestand zahlreicher Apotheken infrage stellt.
Die Apothekerschaft muss sich nun auf eine ungewisse Zukunft einstellen. In der aktuellen Situation bleibt ihnen kaum etwas anderes übrig, als die wirtschaftliche Effizienz zu steigern und sämtliche Potenziale auszuschöpfen. Hierzu zählen neben der Optimierung interner Prozesse auch verstärkte Kundenbindung und die Implementierung digitaler Lösungen, wie etwa E-Rezept- und digitale Beratungsangebote. Doch auch diese Maßnahmen sind kein Allheilmittel. Solange die politische Unterstützung fehlt und notwendige Reformen nicht in greifbare Nähe rücken, ist die Substanz vieler Apotheken akut gefährdet.
Die Politik steht in der Verantwortung, Lösungen zu entwickeln, die den wirtschaftlichen Herausforderungen gerecht werden und der Apothekenbranche nicht nur ideelle, sondern auch pragmatische Unterstützung bieten.
Politische Hängepartie nach Ampel-Aus: Gesundheitsbranche in der Warteschleife
Der überraschende Bruch der Ampelkoalition sorgt in Deutschland für politische Verwerfungen und Verunsicherung in der Gesundheitsbranche. Am selben Tag, an dem Donald Trump erneut die Präsidentschaftswahlen in den USA gewann, wurde das Ende der Koalition zwischen SPD, Grünen und FDP bekannt. Nun fragen sich nicht nur Bürgerinnen und Bürger, sondern auch die Akteure im Gesundheitswesen, wie es politisch weitergehen soll und welche Reformen in den kommenden Monaten tatsächlich noch umgesetzt werden können.
Der Präsident des Verbands forschender Arzneimittelhersteller (vfa), Han Steutel, forderte in einer Presseerklärung „Planungssicherheit und Verlässlichkeit“. Die Politik müsse nun parteiübergreifend an einem Strang ziehen, um entscheidende Maßnahmen für das Land zu beschließen. Es gehe nicht nur um den Bundeshaushalt, sondern auch um die versprochenen Entlastungen für die Wirtschaft. Laut Steutel braucht Deutschland in Zeiten globaler Unsicherheiten wie nie zuvor Stabilität, um weiterhin handlungsfähig zu bleiben.
Auch Kai Joachimsen, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI), äußerte ähnliche Sorgen. „Die pharmazeutische Branche ist auf verlässliche Rahmenbedingungen angewiesen“, sagte Joachimsen und sprach sich für eine schnelle Regierungsbildung aus. Die Branche sei darauf angewiesen, dass die Versorgungssicherheit für Patientinnen und Patienten in Deutschland gewährleistet werde. Ein besonders attraktiver Vorschlag sei dabei das von Ex-Finanzminister Christian Lindner vorgeschlagene Gesetzesmoratorium. Neue Gesetze sollten demnach nur dann erlassen werden, wenn sie keine zusätzliche bürokratische Belastung für die Wirtschaft mit sich brächten.
Im Hinblick auf die geplante Krankenhausreform von Gesundheitsminister Karl Lauterbach gehen die Meinungen auseinander. Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach warnte, dass der aktuelle Gesetzesentwurf die Versorgung in ländlichen Regionen gefährden könnte. Sie appellierte an die Bundesregierung, den Weg für Neuwahlen freizumachen und eine schnelle Entscheidung herbeizuführen, statt in der Übergangszeit wichtige, aber umstrittene Reformen durchzudrücken. Gerald Gaß, Vorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), fordert ebenfalls eine schnelle Klärung. Er sieht jedoch eine Überweisung der Reform in den Vermittlungsausschuss als geeignetes Mittel, um die Pläne auf ihre wesentlichen Elemente zu beschränken und gegebenenfalls anzupassen.
Enttäuschung herrscht auch in der Ärzteschaft. Der Hausärzteverband zeigt sich kritisch gegenüber der bisherigen Arbeit Lauterbachs. „Drei Jahre ohne Fortschritt“, bilanzierten die Verbandsvorsitzenden Nicola Buhlinger-Göpfarth und Markus Beier. Das Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG), das bereits vor der Verabschiedung steht und Maßnahmen zur Entbudgetierung der Hausarztleistungen vorsieht, sei ein wesentlicher Punkt, um die wohnortnahe Versorgung der Bevölkerung zu sichern. Fehlt dieses Gesetz, drohten noch mehr Praxis-Schließungen und eine Verschlechterung der Gesundheitsversorgung, vor allem in strukturschwachen Regionen.
Auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) glaubt kaum noch an eine Umsetzung der geplanten Reformen in dieser Legislaturperiode. KBV-Chef Andreas Gassen kritisierte, dass der Reformbedarf zwar allgemein anerkannt sei, aber durch politische Querelen und Verfehlungen die drängendsten Probleme unbearbeitet geblieben seien. Es gehe dabei um die Reform der Notfallversorgung, das GVSG und das Digitalagenturgesetz. „Für diese Gesetze wird es kaum noch politische Mehrheiten geben“, ergänzte der stellvertretende Vorsitzende Stephan Hofmeister. Der Stillstand in der Gesetzgebung belaste die ohnehin stark beanspruchte Branche und erschwere die medizinische Versorgung zusätzlich.
Der Bruch der Ampelkoalition hinterlässt eine große Leerstelle in der deutschen Gesundheitspolitik, die von Unsicherheiten und Blockaden geprägt ist. Mitten in einer Zeit, in der viele Menschen dringend auf gesundheitliche Reformen angewiesen sind, kämpfen die Akteure der Branche um Planungssicherheit und verlässliche Rahmenbedingungen. Die Forderungen der Pharmaindustrie und der Kliniken nach einer schnellen Regierungsbildung sind ein dringlicher Appell an die Verantwortung der politischen Parteien, nicht die Zukunft des Gesundheitssystems und die Versorgungssicherheit der Menschen aufs Spiel zu setzen.
Doch die tiefe Enttäuschung der Ärzteschaft zeigt auch, wie zermürbend die letzten Jahre für die medizinische Versorgung in Deutschland waren. Statt pragmatischer Lösungen wurden durch parteipolitische Kämpfe wertvolle Jahre verloren. Viele der geplanten Reformen – sei es die Entbudgetierung der Hausärzte oder das Gesetz zur Stärkung der Notfallversorgung – adressieren fundamentale Probleme, deren Lösung nicht weiter aufgeschoben werden kann. Die Reformpläne sind oft gut gemeint, aber schlecht ausgeführt und selten auf die Realitäten der Praxis zugeschnitten. Das Beispiel des Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetzes zeigt, dass das Vertrauen der Ärzte in die Politik erheblich gelitten hat.
Die politische Verantwortungslosigkeit, die sich nun durch den plötzlichen Koalitionsbruch zeigt, gefährdet nicht nur den Fortschritt, sondern könnte letztlich auch die Versorgungssicherheit gefährden. Die verbleibende politische Unsicherheit darf nicht als Ausrede genutzt werden, um weiterhin dringliche Entscheidungen zu verschleppen.
Apothekenschließungen gefährden Versorgung – Versandhandel als schwacher Ersatz
In den USA hat eine neue Studie die Folgen von Apothekenschließungen auf die Medikamentenversorgung untersucht und dabei erschreckende Lücken aufgezeigt, die insbesondere für chronisch kranke Menschen gefährlich werden könnten. Die Untersuchung, die im Bundesstaat Colorado durchgeführt wurde, legt den Fokus auf Antikonvulsiva – Medikamente, die hauptsächlich zur Behandlung von Epilepsie eingesetzt werden. Epilepsiepatienten sind auf eine kontinuierliche und verlässliche Einnahme dieser Medikamente angewiesen, da Unterbrechungen schnell zu schwerwiegenden gesundheitlichen Komplikationen führen können. Die Forscher wollten herausfinden, ob Versandapotheken die Versorgungslücken auffangen können, die durch die Schließungen entstehen – und stießen dabei auf beunruhigende Erkenntnisse.
Zwischen 2009 und 2015 schlossen in Colorado insgesamt 39 Apotheken, während 783 Standorte weiterbetrieben wurden. Ein Großteil der geschlossenen Einrichtungen waren unabhängige Apotheken, die vor allem in städtischen Regionen lagen. Den Berechnungen zufolge betrafen die Schließungen rund 3.614 Personen, die regelmäßig Antikonvulsiva benötigten. In ihrer Analyse betrachteten die Forscher sowohl Apotheken vor Ort als auch den Versandhandel, um die Wirkung beider Versorgungswege auf die Therapietreue und den Medikamentenverbrauch zu untersuchen. In einer weiteren Analyse schlossen sie den Versandhandel aus, um zu sehen, ob dieser die entstehende Versorgungslücke kompensieren kann.
Das Ergebnis der Studie zeigt, dass Apothekenschließungen tatsächlich zu einer signifikanten Abnahme bei der Medikamentenversorgung führen. Durchschnittlich verringerte sich die Anzahl eingelöster Rezepte für Antikonvulsiva um 0,15 pro Patient und Monat, was rund 4,5 Tagesdosen entspricht. Hochgerechnet bedeutet dies, dass die Betroffenen über einen Zeitraum von sechs Monaten einen Medikamentenrückstand von etwa einem Monat erleiden – eine Lücke, die von den Autoren der Studie als klinisch relevant eingestuft wird. Diese Unterbrechungen gefährden nicht nur die Therapietreue, sondern können auch die gesundheitliche Stabilität der Patienten gefährden. Epilepsiebedingte Krisen oder Anfälle könnten häufiger auftreten, wenn die Betroffenen nicht ausreichend versorgt werden.
Besonders alarmierend ist das Ergebnis, dass Versandapotheken den Rückgang der Medikamentenversorgung durch die Schließungen von Vor-Ort-Apotheken nicht signifikant abfedern konnten. Das System des Versandhandels scheint in Fällen, in denen schnelle und persönliche Beratung gefragt ist, nicht ausreichend zu sein, um eine kontinuierliche Medikamentenversorgung sicherzustellen. Das legt nahe, dass der Versandhandel in seiner aktuellen Form die Rolle der wohnortnahen Apotheke nicht ersetzen kann.
Die Studienautoren betonen allerdings, dass sich ihre Untersuchung auf eine spezifische Medikamentenklasse und einen einzigen Bundesstaat bezieht. Auch wurde die Bandbreite der ethnischen Zugehörigkeiten der untersuchten Patientenpopulation eingeschränkt berücksichtigt, und es fehlen Angaben zur Indikation. Dennoch gibt es Hinweise darauf, dass Apothekenschließungen allgemein negative Effekte auf die Therapietreue und die Gesundheit chronisch kranker Patienten haben können. Frühere Studien zu anderen Medikamentengruppen, etwa für kardiovaskuläre Erkrankungen, haben ähnliche Muster aufgezeigt. Ein Rückgang der Apotheken vor Ort scheint demnach ein allgemeines Risiko für die Gesundheitsversorgung darzustellen, das über den spezifischen Medikamententyp hinausgeht.
Diese Studie unterstreicht eindringlich die unverzichtbare Rolle von Vor-Ort-Apotheken im Gesundheitssystem und zeigt, dass der Versandhandel allein nicht in der Lage ist, die Lücken, die durch Apothekenschließungen entstehen, zu schließen. In Zeiten, in denen viele auf die digitale Versorgung setzen, wird klar, dass der Versandhandel nicht für alle Patientengruppen eine tragfähige Lösung ist. Gerade bei chronisch kranken Menschen, die auf eine regelmäßige und verlässliche Medikation angewiesen sind, reichen rein digitale Angebote nicht aus. Versandapotheken sind oft unpersönlich, schwer erreichbar und bieten nicht die schnelle, persönliche Unterstützung, die in kritischen Momenten benötigt wird.
Ein weiteres Problem ist, dass viele Patienten, insbesondere ältere und gesundheitlich eingeschränkte Menschen, Schwierigkeiten haben, sich im Online-Bereich zurechtzufinden oder die Logistik des Versandhandels in ihren Alltag zu integrieren. Für diese Menschen ist die nahegelegene Apotheke eine wichtige Anlaufstelle – ein Ort, an dem sie nicht nur Medikamente, sondern auch Beratung und Hilfe erhalten. Eine wohnortnahe Apotheke bietet zudem die Möglichkeit, akute Medikationsprobleme sofort zu lösen und den Patienten individuelle Hilfestellung zu geben.
In Deutschland und anderen europäischen Ländern stehen Apotheken ebenfalls unter Druck. Sparmaßnahmen, Regulierungen und die steigende Konkurrenz durch den Versandhandel führen zunehmend zur Schließung kleiner, unabhängiger Apotheken, vor allem in ländlichen Gebieten und zunehmend auch in städtischen Regionen. Das Risiko, dass die medizinische Versorgung chronisch kranker Menschen gefährdet wird, steigt auch hier. Die Studie aus Colorado sollte daher als Weckruf verstanden werden: Eine Reduzierung der Vor-Ort-Apotheken könnte ernsthafte Folgen für die gesundheitliche Versorgung haben, die langfristig weder durch Versandhandel noch durch digitale Gesundheitsdienstleister abgefedert werden können.
Ungewisse Zukunft für „Mission: Apotheke vor Ort“ trotz erfolgreichem Start
Die „Mission: Apotheke vor Ort“ sorgt seit fünf Monaten in den sozialen Medien für Aufmerksamkeit und hat zum Ziel, die schwierige Lage der Vor-Ort-Apotheken in Deutschland ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Ariel Wagner, PTA aus Bodman-Ludwigshafen und Initiator der Kampagne, gründete sie im Juni gemeinsam mit einer Gruppe engagierter Apothekerinnen und Apotheker. Unterstützt wird das Projekt von Murat Baskur, Christian Kraus, Pinelopi Argiti, Andreas Pfleger sowie Anne und Primin Burth, die gemeinsam daran arbeiten, über Missstände in der Gesundheitsversorgung aufzuklären und politische Veränderungen anzuregen.
Seit Kampagnenstart hat „Mission: Apotheke vor Ort“ sowohl finanziell als auch medial an Fahrt gewonnen. Durch Spenden in Höhe von über 120.000 Euro konnten zahlreiche Inhalte für die sozialen Netzwerke produziert werden, die das Gesundheitswesen kritisch beleuchten. Die Kampagne, die auf Instagram bereits 1734 Follower und auf YouTube 1500 Abonnenten zählt, erreicht eine beachtliche Reichweite. Ein Beispiel ist ein Video, in dem Wagner seine Bedenken bezüglich des Gesundheitsministers Karl Lauterbach äußert – dieses wurde allein auf Facebook mehr als 800.000 Mal aufgerufen.
Ariel Wagner nutzte kürzlich eine Zoom-Konferenz, um eine erste Bilanz zu ziehen. Die Initiative habe trotz der Herausforderungen einen beeindruckenden Start hingelegt, so Wagner, der sich über die Unterstützung und das Engagement vieler Kolleginnen und Kollegen freute. Besonders bedankte er sich bei der freien Apothekerschaft und bei der Noweda, die von Beginn an zur Seite standen. Laut Wagner sind der wachsende Einfluss großer Versandapotheken sowie die mangelnde Information der Öffentlichkeit über die Herausforderungen der Vor-Ort-Apotheken akute Probleme, die die „Mission: Apotheke vor Ort“ adressieren will.
Für das kommende Jahr steht die Kampagne jedoch vor Herausforderungen. Da bisher alle organisatorischen Aufgaben über Wagners See-Apotheke abgewickelt wurden, ist ein Umdenken in der Struktur erforderlich, da diese Vorgehensweise künftig nicht mehr praktikabel ist. Wagner schlug vor, die Organisation in einen Verein oder eine GmbH zu überführen, und appellierte an seine Unterstützerinnen und Unterstützer, sich künftig stärker einzubringen. Ohne zusätzliche Kräfte sei es unmöglich, die bisherigen Aktivitäten in vollem Umfang fortzuführen, erklärte Wagner, der auf Hilfe bei Recherche, Kommunikation und Organisation angewiesen ist.
Sollte die „Mission: Apotheke vor Ort“ keine langfristige Lösung finden, so könnte die Kampagne, so Wagner, nur bis Februar weiterlaufen. Das Budget sei nicht ausreichend, um Aufgaben an externe Dienstleister zu vergeben. Wagner gab zu, dass die derzeitige Arbeitsbelastung für ihn allein nicht mehr tragbar sei. Die Zukunft der Kampagne ist daher ungewiss, und die nächsten Monate werden entscheidend dafür sein, ob die Initiative fortgeführt oder eingestellt wird.
Die „Mission: Apotheke vor Ort“ zeigt eindrucksvoll, wie eine engagierte Kampagne innerhalb kurzer Zeit ein breites Publikum erreicht und gesellschaftlich relevante Themen anstößt. Ariel Wagner und sein Team haben einen Nerv getroffen: Die Öffentlichkeit soll verstehen, wie wichtig Vor-Ort-Apotheken sind und welche Risiken die Ausweitung großer Online-Anbieter mit sich bringt.
Doch die Zukunft der Kampagne hängt am seidenen Faden. Die bisherigen Strukturen stoßen an ihre Grenzen, und das Team benötigt dringend Unterstützung. Die Frage, ob eine Graswurzelbewegung wie diese auch dauerhaft bestehen kann, ist offen. Es bleibt zu hoffen, dass die Kampagne eine tragfähige Basis findet und die „Mission: Apotheke vor Ort“ weiterhin als starke Stimme für Apotheken und Patientinnen und Patienten in Deutschland bestehen kann.
BGH-Skonto-Urteil belastet Apotheken: Rohgewinn bricht ein
Das Skonto-Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) hat weitreichende Folgen für die Apothekenbranche. Seit Juni dieses Jahres spüren Apothekenbetreiber die finanziellen Auswirkungen des Urteils deutlich, da die Großhändler ihre bisherigen Konditionen angepasst und die Skonti stark gekürzt haben. Für viele Apotheken bedeutet dies einen signifikanten Einbruch im Rohgewinn, wie eine aktuelle Auswertung zeigt.
Ursache des Rückgangs ist die Entscheidung des BGH, die Skontogewährung strikter zu regulieren und die Rabattpolitik der Großhändler genauer zu definieren. Dadurch bleibt Apotheken weniger finanzieller Spielraum, während zugleich die Betriebskosten und der Druck auf die Gewinnmargen weiter steigen. Apotheken müssen sich nun auf veränderte Bedingungen einstellen, die insbesondere kleinere Betriebe stark belasten könnten.
Die Anpassungen der Großhändler könnten langfristig zu strukturellen Veränderungen im Markt führen. Die Rolle der Skonti, bisher eine wichtige Entlastung für die ohnehin angespannten Finanzen vieler Apotheken, wird künftig eingeschränkt bleiben. Infolge dieser Maßnahmen wird es für Apotheken entscheidend sein, ihre Einkaufs- und Preisstrategien anzupassen, um betriebswirtschaftlich handlungsfähig zu bleiben.
Die Reaktionen innerhalb der Branche zeigen ein hohes Maß an Besorgnis. Apothekerverbände warnen davor, dass insbesondere inhabergeführte Apotheken, die stark von Großhandelsrabatten abhängig sind, langfristig in Existenznot geraten könnten. Der Bundesverband Deutscher Apothekerverbände (ABDA) fordert die Politik daher auf, Maßnahmen zu prüfen, die die wirtschaftliche Situation der Apotheken stabilisieren könnten.
Das Skonto-Urteil des BGH offenbart erneut die verwundbare Lage vieler Apotheken in Deutschland. Während die Entscheidung juristisch nachvollziehbar ist, zeigt sie zugleich auf, wie sehr Apotheken auf stabile Rahmenbedingungen angewiesen sind. Die Anpassung der Großhandelskonditionen verstärkt den Kostendruck und belastet insbesondere kleinere, inhabergeführte Apotheken.
Angesichts der ohnehin hohen Anforderungen und der oft geringen Margen müssen Apotheken nun ihre strategische Ausrichtung überdenken, um die wirtschaftlichen Folgen abzufedern. Doch es ist fraglich, ob dies in einer Zeit, in der Apotheken ohnehin mit Personalmangel und immer neuen Regulierungen zu kämpfen haben, ausreichend sein wird.
Die Politik ist gefragt, hier unterstützend einzugreifen. Denn ohne Entlastungen und wirtschaftliche Stabilisierung droht ein Rückgang der flächendeckenden Apothekenversorgung, insbesondere im ländlichen Raum. Ein solcher Verlust wäre nicht nur für die betroffenen Apotheken schmerzlich, sondern für das gesamte Gesundheitssystem in Deutschland ein Rückschritt.
Bayerns Apotheker stemmen sich gegen „Apotheke light“ – Politischer Umbruch verstärkt Widerstand gegen das Apotheken-Reformgesetz
Die Delegiertenversammlung der Bayerischen Landesapothekerkammer (BLAK) am 6. November 2024 in München stand im Zeichen des politischen Widerstands und des Drangs, die bestehende Apothekenstruktur zu verteidigen. Während Bundeskanzler Olaf Scholz am Abend desselben Tages die Ampel-Koalition auflöste und Finanzminister Christian Lindner entließ, diskutierte die Apothekerschaft in München über das Apotheken-Reformgesetz (ApoRG), das die Branche seit Monaten aufwühlt. Neben der Reform standen auch die Neustrukturierung der ABDA und die dringend benötigte Nachwuchsgewinnung auf der Agenda.
Präsident Thomas Benkert, zugleich Präsident der Bundesapothekerkammer (BAK), machte in einem leidenschaftlichen Bericht deutlich, warum das ApoRG in seiner aktuellen Fassung für die Apothekerschaft nicht akzeptabel ist. Besonders die Einführung einer „Apotheke light“, die ohne die Anwesenheit einer Apothekerin oder eines Apothekers betrieben werden könnte, sorgt für Unverständnis und Ablehnung. „Wir brauchen unsere Struktur“, bekräftigte Benkert und verwies auf die Bedeutung der persönlichen und fachkundigen Beratung in jeder Apotheke. Für ihn sei dies ein unverhandelbarer Bestandteil der Versorgungssicherheit. Die Apothekerschaft sei sich einig, dass das Gesetz in dieser Form nicht zu unterstützen sei, solange die verpflichtende Anwesenheit von qualifiziertem Personal infrage gestellt werde.
Die Debatte über die Struktur der Apothekerschaft ging jedoch über das ApoRG hinaus und bezog sich auch auf die internen Veränderungen der ABDA. Eine kürzlich beschlossene Satzungsänderung, die den Status der Hauptversammlung als Organ der ABDA aufhebt und deren Beschlüsse nur noch als „sachgerecht zu berücksichtigen“ einstuft, sorgte für Unmut. Kritiker wie Dr. Matthias Schneider aus Dillingen befürchten eine Entmachtung der Hauptversammlung und stellten einen Antrag zur Rücknahme der Änderung. In der Diskussion verdeutlichten Dr. Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbands (DAV), und Thomas Benkert, dass die Änderung notwendig sei, um die ABDA auf die Anforderungen der schnellen politischen Prozesse in Berlin besser auszurichten. Die Anpassung erlaube der ABDA, agiler auf berufspolitische Entwicklungen zu reagieren, ohne durch ein ganzes Jahr an bindende Beschlüsse gebunden zu sein. „Kein Antrag des Deutschen Apothekertages bleibt unberücksichtigt“, versicherte Benkert und erklärte, dass die Hauptversammlung weiterhin als Wegweiser für die politische Willensbildung der ABDA diene. Nach einer kontroversen Debatte wurde der Antrag zur Rücknahme der Satzungsänderung knapp abgelehnt.
Auch die Nachwuchsgewinnung bleibt ein drängendes Thema für die Apothekerschaft in Bayern. Im Rahmen der Versammlung stellte die BLAK eine neue Kampagne vor, die unter dem Motto „Du machst Bayern gesund“ Schüler und junge Menschen gezielt für Apothekenberufe begeistern soll. Diese bayernspezifische Initiative versteht sich als Ergänzung zur bundesweiten ABDA-Kampagne „How to sell drugs offline (fast)“ und soll das Berufsfeld Pharmazie attraktiver gestalten. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Auszeichnung „Bayerische Ausbildungsapotheke“, die Apotheken seit 2022 für hohe Ausbildungsstandards verleiht. Aktuell sind 148 Apotheken im Freistaat zertifiziert, und der Geltungszeitraum der Zertifikate wird nach drei Jahren überprüft. Geplant ist zudem, die Auszeichnung künftig auf Krankenhausapotheken auszuweiten. Eine Arbeitsgruppe soll das Curriculum erarbeiten und an die besonderen Anforderungen in Krankenhausapotheken anpassen.
Ein weiteres Thema war die anstehende Neuwahl des BAK-Vorstandes Ende November. Präsident Thomas Benkert bestätigte, dass er nicht erneut für das Amt kandidieren wird. Als potenzieller Nachfolger gilt Dr. Armin Hoffmann, derzeit Präsident der Apothekerkammer Nordrhein (AKNR) und Leiter der Qualitätssicherung bei Bayer. Hoffmann machte in seiner Rede deutlich, dass die Apothekerschaft dringend auf gesellschaftliche Veränderungen reagieren müsse. Insbesondere der demografische Wandel, der eine wachsende Zahl älterer Patienten bei gleichzeitig abnehmender Zahl berufstätiger Apothekerinnen und Apotheker mit sich bringt, sei eine Herausforderung. Hoffmann betonte die Notwendigkeit, die ABDA strukturell zu modernisieren, um in einem sich wandelnden Umfeld effektiv bestehen zu können.
Die politischen Entwicklungen rund um das Ende der Ampel-Koalition könnten das ApoRG in einem neuen Licht erscheinen lassen. Das Reformvorhaben, das neben einer grundlegenden Umstrukturierung der Apotheken auch eine Honorarerhöhung und den Bürokratieabbau umfassen sollte, wird nun möglicherweise verzögert oder gar aufgehoben. Die Apothekerschaft hofft, dass eine zukünftige Regierung die Anliegen der Apotheken stärker berücksichtigen wird, vor allem im Hinblick auf die Bedeutung der inhabergeführten Apotheken für die Versorgungssicherheit.
Die Apothekerschaft hat in den letzten Monaten eindrucksvoll demonstriert, wie wichtig ihr die Sicherung der persönlichen und fachkundigen Betreuung in jeder einzelnen Apotheke ist. Der entschiedene Widerstand gegen die „Apotheke light“ verdeutlicht die Grundüberzeugung, dass Qualität in der Versorgung nur mit einer fachlich versierten Apothekerin oder einem Apotheker vor Ort sichergestellt werden kann. Das Apotheken-Reformgesetz (ApoRG) wurde ursprünglich mit dem Ziel entworfen, das System zu modernisieren und effizienter zu gestalten, doch in den Augen der Apothekerschaft gefährdet es stattdessen die Struktur, auf der die Apothekenlandschaft in Deutschland aufgebaut ist.
Die geplante Neustrukturierung der ABDA zeigt, dass auch intern Veränderungen notwendig sind, um sich den immer komplexeren Anforderungen anzupassen. Die Entscheidung, die Hauptversammlung als Organ abzuschaffen, mag auf den ersten Blick wie eine Entmachtung erscheinen. Doch wie Benkert und Hubmann betonten, könnte die neue Struktur der ABDA die Agilität verleihen, die sie benötigt, um schneller auf berufspolitische Entwicklungen in Berlin zu reagieren. In der Tat ist es für die politische Arbeit in einer sich rasant verändernden Landschaft hinderlich, wenn Beschlüsse über ein Jahr hinweg bindend sind, ohne Raum für Anpassungen zu lassen.
Der kommende Wechsel an der Spitze der BAK markiert zudem eine neue Ära, in der die Apothekerschaft vor großen gesellschaftlichen Herausforderungen steht. Armin Hoffmann bringt mit seiner Erfahrung und seiner modernen Ausrichtung als Präsident der AKNR eine Vision mit, die auf die Dynamik und den Wandel im Gesundheitssystem reagiert. Die Nachwuchsgewinnung und die Anpassung an den demografischen Wandel sind keine isolierten Aufgaben, sondern Teil eines übergeordneten Ziels, die Apotheken in Deutschland als integralen und unverzichtbaren Bestandteil der Gesundheitsversorgung zu erhalten.
Das Ende der Ampel-Koalition könnte eine Chance sein, die Belange der Apothekerschaft neu zu positionieren. Das bisherige politische Klima stellte das Apotheken-Reformgesetz oft in den Vordergrund, ohne auf die Stimmen der Fachleute zu hören. Mit einer möglichen neuen politischen Ausrichtung besteht nun die Hoffnung, dass die Forderungen der Apothekerschaft mehr Gehör finden und das ApoRG überarbeitet oder sogar komplett neu gestaltet wird. In einer Zeit, in der der Gesundheitssektor vor einem tiefgreifenden Wandel steht, wäre dies ein wichtiges Signal dafür, dass die Versorgungssicherheit der Bevölkerung an oberster Stelle steht und die Qualität der Apothekerschaft als Garant dieser Sicherheit anerkannt wird.
Politische Neuordnung gefordert – Pharmabranche drängt auf rasches Handeln
Nach dem überraschenden Zerfall der Ampelkoalition und der Entlassung von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) durch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) fordert der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) eine umgehende politische Neuordnung. Die Pharmabranche, eine tragende Säule für die Gesundheitsversorgung in Deutschland, sieht sich durch die politische Instabilität in ihrer Planungssicherheit bedroht. Der BPI betont, dass stabile Rahmenbedingungen und eine handlungsfähige Regierung unverzichtbar seien, um die Versorgungssicherheit für Patienten gewährleisten zu können.
Bundeskanzler Scholz kündigte an, bis Weihnachten alle dringend notwendigen Gesetzesvorhaben zur Abstimmung zu stellen und im Januar im Bundestag die Vertrauensfrage zu klären. Im März sollen voraussichtlich Neuwahlen stattfinden. Dennoch bleibt für den BPI der politische Fahrplan zu zögerlich. Die Branche sieht in der derzeitigen Übergangsphase eine Belastung für die notwendigen Schritte, die zur Entlastung und wirtschaftlichen Stabilität der Pharmabranche erforderlich seien.
In einer Pressemitteilung drückt der BPI seine Besorgnis über die Dauer des Prozesses aus. Laut Hauptgeschäftsführer Kai Joachimsen braucht die Branche „so schnell wie möglich eine neue, handlungsfähige Regierung und politische Klarheit“. Besonders die Verfügbarkeit von Ansprechpartnern und die Festlegung klarer politischer Prioritäten sind für den Verband entscheidend, um den Pharmastandort Deutschland zukunftssicher aufzustellen.
Die Pharmabranche, die bereits durch das Medizinforschungsgesetz positive Impulse erhalten hat, sieht sich dennoch mit zahlreichen Regulierungen und administrativen Anforderungen konfrontiert, die die Unternehmen zusätzlich belasten. Der BPI fordert daher von der Politik Maßnahmen, die die pharmazeutischen Unternehmen entlasten und eine langfristige wirtschaftliche Stabilität sicherstellen. Ohne eine handlungsfähige Regierung droht, laut Joachimsen, ein weiterer Anstieg bürokratischer Hürden, der den Standort Deutschland im internationalen Wettbewerb schwächen könnte.
Neben der nationalen Versorgungssicherheit betont der BPI die Bedeutung einer stabilen Regierung für die internationale Wahrnehmung Deutschlands und der EU als attraktiver Standort für die Pharmaindustrie. Die Branche bleibt in Kontakt mit politischen Entscheidungsträgern und fordert Lösungen, um die Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu sichern.
Der Ruf des BPI nach einer schnellen politischen Neuordnung ist ein Appell, den die Bundesregierung ernst nehmen sollte. In einem globalen Wettbewerb ist die Pharmabranche ein Garant für wirtschaftliche Stabilität und medizinische Versorgungssicherheit. Die Ungewissheit durch die politische Instabilität gefährdet nicht nur den Standort Deutschland, sondern auch das Vertrauen in eine der wichtigsten Industrien für das Wohlergehen der Bevölkerung. Die politische Führung ist aufgefordert, dem Sektor die nötige Sicherheit zu geben und die Rahmenbedingungen zu schaffen, die Unternehmen brauchen, um ihre Rolle in der Gesundheitsversorgung voll auszufüllen.
Weltschmerz und Krisenstimmung: Wie Menschen der globalen Erschöpfung begegnen
In einer Zeit, die von globalen Krisen wie Klimawandel, politischer Instabilität und pandemischen Nachwirkungen geprägt ist, erleben viele Menschen das Phänomen des „Weltschmerzes“. Dieses tiefsitzende Gefühl der Traurigkeit und Ohnmacht gegenüber den Problemen der Welt ist mehr als nur eine kurzzeitige Verstimmung – es beeinflusst zunehmend das Wohlbefinden und die mentale Gesundheit breiter Bevölkerungsschichten. Der Begriff „Weltschmerz“ stammt aus der deutschen Romantik des 18. Jahrhunderts und beschreibt eine innere Trauer über die Diskrepanz zwischen Ideal und Realität. Heute scheint der Begriff aktueller denn je. Für viele ist es die schier endlose Flut an Negativnachrichten, die die mentale Belastung verstärkt und ein Gefühl der Hilflosigkeit erzeugt.
Psychologen und Fachleute der Positiven Psychologie betonen, dass eine bewusste Auseinandersetzung mit diesem emotionalen Zustand helfen kann, die Balance wiederzufinden. Dorothee Salchow von der Deutschen Gesellschaft für Positive Psychologie erklärt: „Gerade in Krisenzeiten ist es wichtig, sich nicht zu isolieren, sondern die eigenen Ängste und Unsicherheiten mit anderen zu teilen.“ Studien belegen, dass Gespräche und soziale Kontakte Ängste reduzieren und Gemeinschaft schaffen. Diese soziale Bindung ist eine wichtige Ressource, um dem Gefühl der Ohnmacht entgegenzuwirken.
Ein zweiter Ansatz, der in der Psychologie häufig empfohlen wird, ist der bewusste und gezielte Konsum von Nachrichten. Menschen, die ständig negativ geprägte Informationen aufnehmen, erleben eine deutlich höhere mentale Belastung. Ein strukturierter Medienkonsum, bei dem Nachrichten nur zu bestimmten Zeiten und nicht unmittelbar nach dem Aufwachen konsumiert werden, kann helfen, die mentale Last zu verringern. So bleibe man informiert, ohne in eine Negativspirale zu geraten.
Salchow betont zudem die Bedeutung von kleinen, positiven Handlungen im Alltag. „Auch wenn es sich manchmal so anfühlt, als hätte man keinen Einfluss auf die großen Probleme der Welt, kann jeder im Kleinen einen Unterschied machen“, so Salchow. Die bewusste Entscheidung, im Alltag Gutes zu tun – sei es durch kleine Gefälligkeiten, Freiwilligenarbeit oder auch nur eine aufmunternde Nachricht an einen Freund – erhöht das Gefühl der Selbstwirksamkeit. Dies steigert nicht nur das eigene Wohlbefinden, sondern zeigt auch, dass man selbst in schwierigen Zeiten einen Beitrag leisten kann.
Der Weltschmerz kann sich jedoch auch physisch auswirken. Die konstant hohe Stressbelastung, die durch das Gefühl von Unsicherheit und Unkontrollierbarkeit entsteht, führt zu einer erhöhten Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin und Cortisol. Um diesen Hormonen entgegenzuwirken, empfiehlt Salchow körperliche Bewegung: „Unser Körper braucht Aktivität, um die Stresshormone abzubauen. Früher wurde dies durch Flucht oder Kampf bewältigt – heute hilft uns gezielte Bewegung, den Stresspegel zu regulieren.“ Studien zeigen, dass regelmäßige Bewegung nicht nur das emotionale Wohlbefinden steigert, sondern auch das Stresslevel senkt und die Schlafqualität verbessert.
Für besonders belastende Situationen, in denen Menschen in eine Art Lethargie oder „Freeze“-Reaktion verfallen, schlagen Therapeuten Techniken vor, die die Sinne aktivieren. Ein bewusster, langsamer Gang oder intensives Kauen können den Körper aus dieser Erstarrung lösen und dabei helfen, neue Energie zu schöpfen. Michele DeMarco, Psychologin und Autorin bei „Psychology Today“, beschreibt Weltschmerz als eine Art inneren Alarm. Dieser Schmerz sei zwar unangenehm, jedoch auch eine Erinnerung an das eigene Mitgefühl und den Wunsch, eine bessere Welt zu schaffen.
Der Weltschmerz ist das Echo unserer Empathie, unserer Sehnsucht nach einer besseren Welt und unserem Wunsch, etwas zu bewirken. Die heutige Zeit ist herausfordernd, und der Druck scheint nie abzunehmen. Doch genau in diesem Moment zeigt sich auch die Stärke des Menschen. In einer Welt, die uns ständig mit negativen Schlagzeilen konfrontiert, ist die Fähigkeit zur Resilienz und zum bewussten Perspektivwechsel entscheidend. Indem wir uns auf unsere zwischenmenschlichen Stärken besinnen und positive Handlungen setzen, leisten wir unseren Beitrag zur eigenen mentalen Gesundheit und inspirieren andere. Die Welt wird durch kleine Taten verändert, und oft sind es genau diese Momente, die uns selbst wieder Hoffnung geben.
WHO-Prioritätenliste: Impfstoffentwicklung gegen endemische Erreger soll weltweite Krankheitslast mindern
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat jüngst eine neue Prioritätenliste für die Impfstoffentwicklung veröffentlicht, die gezielt auf endemische Krankheitserreger abzielt. Diese Liste soll die Forschungs- und Entwicklungsbemühungen im Rahmen der Immunisierungsagenda 2030 lenken und fokussiert dabei auf Krankheitserreger, die regional hohe Krankheitslasten, Antibiotikaresistenzen und weitreichende sozioökonomische Auswirkungen verursachen. In einer umfassenden Analyse, die am 5. November im wissenschaftlichen Magazin »eBioMedicine« publiziert wurde, präsentiert ein Forschungsteam um Dr. Mateusz Hasso-Agopsowicz von der WHO in Genf die Ergebnisse dieser Auswertung. Die Studie hebt hervor, wie wichtig eine gezielte Priorisierung von Impfstoffen ist, um Ressourcen bestmöglich zu nutzen und den Zugang zu schützenden Impfungen für alle Menschen, unabhängig von ihrer Region, sicherzustellen.
Die Prioritätenliste entstand durch eine multikriterielle Entscheidungsanalyse, die verschiedene Faktoren wie Krankheitslast, epidemiologische Entwicklungen, die Durchführbarkeit von Impfkampagnen und die sozioökonomischen Auswirkungen der Krankheiten in den Vordergrund stellte. Hierbei wurden nicht nur die Expertise von WHO-Fachleuten, sondern auch Beiträge globaler Gesundheitsorganisationen und Interessensgruppen berücksichtigt. Dieser breite Konsens ist wesentlich, um sicherzustellen, dass die Priorisierung den tatsächlichen Gesundheitsbedürfnissen entspricht und gleichzeitig die verfügbaren Mittel sinnvoll eingesetzt werden.
Im Ergebnis wurde die Impfstoffentwicklung in drei Kategorien eingeteilt. Die erste Gruppe umfasst Erreger, für die ein hoher Forschungsaufwand notwendig ist. Zu diesen zählen die Streptokokken der Gruppe A, das Hepatitis-C-Virus, HIV-1 und Klebsiella pneumoniae. Die zweite Kategorie widmet sich Erregern, für die bereits Impfstoffe existieren, die jedoch weiterentwickelt werden müssen. Darunter fallen das Zytomegalievirus, breit schützende Influenzaimpfstoffe, sowie Impfstoffe gegen Leishmania-Arten, nicht typhöse Salmonellen, Noroviren, Plasmodium falciparum (Malaria), Shigella-Arten und Staphylococcus aureus. In der letzten Kategorie befinden sich Impfstoffe, die kurz vor der Marktzulassung oder politischen Empfehlung stehen. Dazu zählen Präparate gegen das Dengue-Virus, Streptokokken der Gruppe B, extraintestinale pathogene Escherichia-coli-Arten, Mycobacterium tuberculosis und das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV).
Mit dieser Prioritätenliste hofft die WHO, nicht nur die Impfstoffentwicklung gezielt zu fördern, sondern auch die bestehenden gesundheitlichen und wirtschaftlichen Lasten durch vermeidbare Krankheiten zu verringern. Diese Liste soll regelmäßig überarbeitet werden, um auf neue wissenschaftliche Erkenntnisse und sich verändernde Gesundheitsbedürfnisse zu reagieren.
Die WHO setzt mit dieser Prioritätenliste ein klares Zeichen: Globale Gesundheitsstrategien müssen zielgerichtet und ressourceneffizient sein. In Zeiten wachsender Antibiotikaresistenzen und einer zunehmenden sozialen und wirtschaftlichen Belastung durch Infektionskrankheiten ist eine klare Priorisierung der Impfstoffentwicklung unerlässlich. Indem die WHO Erreger auflistet, deren Bekämpfung dringlich ist, zeigt sie die Richtung auf, die Impfstoffforscher und Gesundheitsbehörden weltweit einschlagen müssen. Nur durch gebündelte und strategisch geplante Forschung wird es möglich sein, den Zugang zu lebensrettenden Impfstoffen nachhaltig zu sichern.
Hohe Zahl an Atemwegserkrankungen in Deutschland: Apotheken als erste Anlaufstelle für Prävention und Versorgung
Deutschland sieht sich in der aktuellen Herbstsaison mit einer weiterhin hohen Zahl an Atemwegserkrankungen konfrontiert. Laut einem Bericht des Robert Koch-Instituts (RKI) erkrankten in der letzten Oktoberwoche rund sechs Millionen Menschen an akuten Atemwegsinfektionen, wobei vor allem Rhinoviren und Coronaviren dominieren. Grippeviren und das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) spielen bisher nur eine untergeordnete Rolle. Während die Erkrankungsrate bei Erwachsenen leicht gesunken ist, zeigt sich bei Kindern ein moderater Anstieg. Die Zahl schwer verlaufender Infektionen bleibt erfreulicherweise auf niedrigem Niveau.
Die Daten des RKI basieren auf Schätzungen und freiwilligen Meldungen über ein Online-Portal. Dabei ist die geschätzte Corona-Inzidenz in der Bevölkerung seit Ende September leicht zurückgegangen und liegt aktuell bei etwa 700 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner. Letzte Woche wurden dem RKI rund 8.630 laborbestätigte Corona-Fälle gemeldet, ein Rückgang gegenüber 12.310 Fällen in der Vorwoche. Der Rückgang der Infektionen könnte jedoch aufgrund von Feiertagen und Herbstferien in einigen Bundesländern schwanken, was möglicherweise zu Verzerrungen in den Werten führt.
Inmitten dieser saisonalen Erkältungswelle kommen auf Apotheken erhöhte Anforderungen zu. Apotheker verzeichnen eine verstärkte Nachfrage nach Erkältungspräparaten und Hustenmitteln, da sich viele Patienten wegen ihrer Symptome Rat und Unterstützung suchen. Rhinoviren, die klassischen Erkältungserreger, treten verstärkt auf und sorgen für eine hohe Nachfrage an Produkten zur Linderung von Halsschmerzen, verstopfter Nase und Husten.
Apotheken geraten angesichts dieser Entwicklung nicht nur bei der Versorgung mit Medikamenten in den Fokus, sondern auch als wichtige Informationsquelle für Präventionsmaßnahmen. Apotheker weisen verstärkt auf präventive Hygienemaßnahmen hin, die weiterhin eine bedeutende Rolle in der Reduktion von Ansteckungen spielen. Hierzu gehören regelmäßiges Händewaschen und das Tragen von Masken – Maßnahmen, die vor allem Risikogruppen wie ältere Menschen schützen können. Parallel dazu rücken Grippe- und Coronaimpfungen in den Fokus der Empfehlungen. Auch wenn die Grippewelle bislang ausgeblieben ist, könnten sich die Impfungen angesichts der ansteigenden Erkältungszahlen noch als wichtiger Schutzfaktor herausstellen.
Neben den Präventionsmaßnahmen sehen sich Apotheken auch in der Rolle, die Bevölkerung durch Verfügbarkeit von Selbsttests auf Corona zu unterstützen. Insbesondere bei ersten Symptomen kann eine Abklärung durch einen Test dabei helfen, sich bei Bedarf rechtzeitig zu isolieren und eine unbewusste Weiterverbreitung zu verhindern.
Das aktuelle Geschehen fordert von Apotheken ein vorausschauendes Bestandsmanagement, um die saisonale Nachfrage nach Erkältungs- und Präventionspräparaten zu decken. Ein erhöhter Vorrat an gängigen Erkältungsmitteln sowie an Schnelltests könnte sich in den kommenden Wochen als wertvoll erweisen.
Die Herbstwelle der Atemwegserkrankungen verdeutlicht erneut, wie unentbehrlich Apotheken für die Gesellschaft sind. Sie sind weit mehr als Orte der Medikamentenausgabe: Sie sind zentrale Anlaufstellen für Gesundheitsfragen, Prävention und Sicherheit. In Zeiten hoher Infektionszahlen bieten Apothekerinnen und Apotheker eine wichtige Orientierung. Sie beraten nicht nur zur Linderung akuter Beschwerden, sondern leisten Aufklärungsarbeit, die die Präventionsmaßnahmen verstärkt in das Bewusstsein der Menschen rückt.
Die Rolle der Apotheken in der Gesundheitsversorgung wird häufig unterschätzt. Gerade in Krisenzeiten zeigt sich jedoch, wie wichtig es ist, eine flächendeckende Versorgung durch gut ausgebildete Fachkräfte aufrechtzuerhalten. Ihr Wissen über Krankheitsverläufe, Risikogruppen und Prävention ist unersetzlich und schützt nicht nur einzelne Patienten, sondern die gesamte Gesellschaft. In dieser Rolle der "Schutzschilde der Gemeinschaft" verdienen Apotheken Anerkennung und Unterstützung durch die Politik – sowohl im Rahmen der Reformen als auch bei finanziellen Förderungen.
USA planen rigorosen »Biosecure Act«: Sorge um globale Arzneimittelversorgung wächst
Der amerikanische »Biosecure Act« sorgt für Aufsehen in der internationalen Pharma- und Biotechbranche. Der Gesetzesentwurf, den das US-Repräsentantenhaus bereits verabschiedet hat und der nun dem Senat vorgelegt wird, sieht eine Einschränkung der Zusammenarbeit zwischen westlichen und chinesischen Biotechnologieunternehmen vor. Ziel des Gesetzes ist es, sensible Forschungs- und Entwicklungsdaten aus klinischen Studien vor potenziellem Zugriff durch die chinesische Regierung zu schützen. Dabei richtet sich der »Biosecure Act« konkret gegen einige der weltweit größten chinesischen Biotech-Konzerne wie die BGI Group, WuXi Apptec und WuXi Biologics, denen die US-Regierung eine potenzielle Nähe zur Kommunistischen Partei Chinas nachsagt. Diese Unternehmen werden künftig von Bundesaufträgen in den USA ausgeschlossen und internationale Firmen, die in den USA tätig sind, sollen dazu angehalten werden, ihre Kooperationen mit diesen chinesischen Partnern zu beenden.
Die Begründung der US-Regierung beruht auf der Sorge, dass durch die Kooperation in der Arzneimittelfertigung und Forschung westlicher Firmen sicherheitskritische Informationen ungewollt an chinesische Regierungsbehörden weitergegeben werden könnten. Besonders betroffen wären klinische Studien und biotechnologische Entwicklungen, die sowohl wirtschaftlich als auch in Sicherheitsfragen von strategischer Bedeutung für die USA sind. „Der Schutz unserer Forschung und Technologien hat oberste Priorität“, betonte ein Sprecher des Repräsentantenhauses gegenüber amerikanischen Medien.
Doch der Widerstand gegen das Gesetz ist groß. Kritiker, darunter internationale Pharmaunternehmen und Branchenvertreter, warnen vor den potenziell gravierenden Auswirkungen auf die globale Arzneimittelversorgung. WuXi Biologics, einer der führenden Auftragsfertiger für Arzneimittel weltweit, sieht durch das Gesetz die Innovationskraft der Branche in Gefahr. „Diese Maßnahmen könnten den Zugang zu lebenswichtigen Medikamenten für Patienten weltweit einschränken“, hieß es in einem Statement des Unternehmens. WuXi Apptec, ein Schwesterunternehmen von WuXi Biologics, erklärte, dass keinerlei unautorisierte Datenweitergabe an chinesische Behörden stattfinde und dass die Bedenken der USA unbegründet seien.
Die NZZ kommentierte das Gesetz als potenziellen Angriff auf die kosteneffiziente internationale Arbeitsteilung, die für die Herstellung vieler Pharmaprodukte, darunter auch lebenswichtiger Medikamente, entscheidend ist. China ist weltweit führend in der Produktion einfacher, aber essenzieller Arzneimittelbestandteile und hat in den letzten Jahren durch regulatorische Reformen und den Ausbau von Qualitätsstandards im Biotech-Bereich deutlich an Attraktivität für ausländische Investoren gewonnen. Dies führte zu einem regelrechten Boom in der chinesischen Biotech-Industrie, deren Marktanteil an klinischen Studien im Jahr 2022 fast 28 Prozent der weltweiten Aktivitäten ausmachte.
Die Konsequenzen des »Biosecure Act« zeichnen sich bereits ab: WuXi Biologics und WuXi Apptec haben begonnen, ihre US-Produktionsstätten im Bundesstaat Pennsylvania zu verkaufen, um ihre Geschäftsmodelle an die neuen US-Vorgaben anzupassen. Der Handel zwischen den USA und China, bereits belastet durch eine Vielzahl protektionistischer Maßnahmen, könnte durch dieses Gesetz in eine neue Krise schlittern und auch Unternehmen außerhalb der USA dazu zwingen, ihre chinesischen Partnerschaften zu überdenken.
Die Auswirkungen des Gesetzes auf die Pharmaindustrie sind unklar, doch sie könnten weitreichend sein. Internationale Pharmafirmen, die bisher stark auf kostengünstige Auftragsfertiger aus China gesetzt haben, könnten in der Versorgungssicherheit eingeschränkt werden. Sollte der Senat das Gesetz ratifizieren, steht die internationale Pharmaindustrie vor einer grundlegenden Neuordnung ihrer globalen Produktions- und Lieferketten.
Der »Biosecure Act« ist ein deutlicher Ausdruck des verschärften US-Protektionismus unter dem Deckmantel der nationalen Sicherheit. Während das Ziel, sensible Daten vor fremden Zugriffen zu schützen, berechtigt ist, droht das Gesetz die bereits fragilen Handelsbeziehungen zwischen den USA und China weiter zu belasten. Die Sorge der USA um den Schutz kritischer biotechnologischer Informationen mag aus strategischer Sicht nachvollziehbar sein, doch die potenziellen Folgen für die Versorgung mit essenziellen Arzneimitteln könnten verheerend sein. Ein internationales Pharmasystem ist nur dann resilient, wenn es auf eine effiziente Arbeitsteilung und stabile Handelsbeziehungen bauen kann. Die Pharmaindustrie könnte, wie so viele andere Wirtschaftszweige, zur Spielfigur geopolitischer Machtkämpfe werden.
Eisenmangel: Unsichtbare Gefahr für Gesundheit und Alltag
Eisen ist eines der essenziellen Spurenelemente im menschlichen Körper und erfüllt zahlreiche lebenswichtige Funktionen, darunter die Bildung von Hämoglobin, dem Protein, das für den Sauerstofftransport im Blut zuständig ist. Doch trotz seiner Bedeutung bleibt ein Eisenmangel oft unerkannt, da die Symptome schleichend auftreten und leicht mit allgemeiner Müdigkeit oder Stress verwechselt werden können. Typische Anzeichen sind neben einer auffallenden Blässe auch Konzentrationsschwierigkeiten, schnelle Erschöpfung und eine erhöhte Infektanfälligkeit.
Die Deutsche Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie (DGTI) weist darauf hin, dass insbesondere Frauen im gebärfähigen Alter von Eisenmangel betroffen sind. Der regelmäßige Blutverlust während der Menstruation führt dazu, dass ihre Eisenspeicher schneller erschöpft sind. Aber auch während der Schwangerschaft und Stillzeit steigt der Eisenbedarf deutlich an, was die Gefahr eines Mangels zusätzlich verstärken kann. Ein unzureichender Eisenhaushalt kann dabei nicht nur die körperliche, sondern auch die geistige Leistungsfähigkeit stark beeinträchtigen.
Zur Vorbeugung raten Fachleute zu einer eisenreichen Ernährung. Besonders Fleisch, Hülsenfrüchte und grünes Blattgemüse enthalten größere Mengen an Eisen. Da pflanzliches Eisen jedoch weniger gut vom Körper aufgenommen wird, kommt Vitamin C als natürlicher Verstärker ins Spiel. Zitrusfrüchte, Paprika oder ein Glas Saft zur Mahlzeit fördern die Eisenaufnahme und helfen so, einen Mangel zu verhindern. Die DGTI warnt allerdings vor bestimmten Getränken wie Kaffee, schwarzem Tee und Rotwein, die durch ihre Inhaltsstoffe die Eisenaufnahme hemmen können und daher besser nicht zum Essen getrunken werden sollten.
Ein weiteres Augenmerk liegt auf den Eisenwerten bei Blutspendern. Vor jeder Blutspende wird der Hämoglobinwert bestimmt, um sicherzustellen, dass der Spender oder die Spenderin genügend Eisenreserven hat. Ein niedriger Wert schließt eine Blutspende aus, um die Gesundheit der Spenderin oder des Spenders nicht zu gefährden. Da eine Blutspende immer einen gewissen Eisenverlust bedeutet, sind regelmäßige Spender besonders dazu angehalten, ihren Eisenbedarf im Auge zu behalten.
Eisenmangel ist mehr als nur ein kleines Gesundheitsproblem. Die Symptome wie Müdigkeit oder Konzentrationsschwierigkeiten beeinträchtigen nicht nur das Wohlbefinden, sondern haben auch langfristige Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit und die allgemeine Lebensqualität. Insbesondere Frauen, die durch biologische Faktoren einen erhöhten Bedarf haben, sollten auf ihren Eisenhaushalt achten. Es wird deutlich, dass eine bewusstere Ernährung und eine gezielte Unterstützung durch Vitamin C wichtige Schritte sein können, um einem Mangel entgegenzuwirken.
In der Diskussion um Eisenmangel fehlt jedoch häufig der Hinweis auf die Notwendigkeit regelmäßiger Gesundheitschecks, die solche Defizite rechtzeitig erkennen lassen. Hier könnten präventive Maßnahmen im Gesundheitswesen einen bedeutenden Unterschied machen. Gerade in Zeiten, in denen Eisenmangel häufig erst spät erkannt wird, ist der Zugang zu umfassender Aufklärung und regelmäßigen Kontrollen unverzichtbar.
Von Engin Günder, Fachjournalist