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Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Sicherheit, Fortschritt und Verantwortung im Gesundheitswesen

Arzneimittelschutz, Depression und Patientensicherheit als Schlüssel für Stabilität und Innovation

(PresseBox) (Karlsruhe, )
In einer dynamischen Woche rücken zahlreiche Themen in den Fokus: In Apotheken zeigt der Schutz von kühlpflichtigen Arzneimitteln, wie entscheidend Prävention und spezialisierte Versicherungen für Vermögens- und Patientensicherheit sind. Währenddessen steht die elektronische Patientenakte (EPA) mit ihrem straffen Zeitplan auf dem Prüfstand, da Stimmen aus der Praxis eine verlängerte Testphase fordern. Im Berliner Paxlovid-Prozess wird der Wert eines Pandemie-Medikaments kontrovers diskutiert, und die ABDA intensiviert ihre politische Offensive, um zentrale Forderungen der Apothekerschaft im kommenden Koalitionsvertrag zu verankern. Zugleich zeigt der Umgang mit depressiven Verstimmungen, wie Alltagsbelastungen und Therapieansätze ineinandergreifen müssen, während alarmierende Zahlen des „Deutschland-Barometer Depression“ die Dringlichkeit einer besseren Versorgung unterstreichen. In der Behandlung von Neurodermitis wird die Basispflege trotz moderner Therapien als unverzichtbar hervorgehoben, während das Aktionsbündnis Patientensicherheit deutliche Reformen zur Stärkung der Patientensicherheit fordert. Eine Patientin, die Tabletten verweigert, wirft die Frage nach Adhärenz und Therapieerfolg auf, und eine Studie zeigt, wie ältere Tiere und Menschen ihre sozialen Kontakte bewusst reduzieren, um sich vor Risiken zu schützen. Diese Themen verdeutlichen die Dringlichkeit von Fortschritt, Sicherheit und Anpassungsfähigkeit in Gesellschaft und Gesundheitswesen.

Kühlgut in Apotheken: Notwendiger Schutz vor Verlust und Vermögensschäden

In Apotheken hat der Schutz von kühlpflichtigen Arzneimitteln eine herausragende Bedeutung. Ein Ausfall der Kühlung kann weitreichende Folgen haben, die nicht nur finanzielle Schäden verursachen, sondern auch die Verfügbarkeit lebenswichtiger Medikamente gefährden. Daher setzen immer mehr Apothekenbetreiber auf spezialisierte Kühlgut-Versicherungen, um Vermögensschäden abzusichern und rechtliche Anforderungen zu erfüllen.

Eine zuverlässige Lagerung kühlpflichtiger Produkte stellt Apotheken vor technische und organisatorische Herausforderungen. Regelmäßige Wartung und strenge Temperaturüberwachung gehören dabei zum Standard. Im Ernstfall, wie etwa bei einem Stromausfall oder technischen Defekt, muss die Kühlkette rasch wiederhergestellt werden, um Arzneimittelverluste zu vermeiden. Viele Apotheken nutzen moderne Alarmsysteme und Redundanzlösungen, die bei einem Kühlungsfehler automatisch ein Backup-System aktivieren.

Versicherungsexperten empfehlen eine eigenständige Kühlgut-Versicherung, da allgemeine Betriebshaftpflichtversicherungen oft nicht die speziellen Risiken abdecken, die bei einem Kühlverlust entstehen können. Eine solche Versicherung schützt Apothekenbetreiber vor den direkten Vermögensschäden und zusätzlichen Kosten, die durch die Neubeschaffung und kurzfristige Notmaßnahmen entstehen. Bei besonders teuren oder seltenen Medikamenten, die nur in begrenzten Mengen verfügbar sind, kann ein Ausfall erhebliche wirtschaftliche Folgen haben, was die Priorität einer Kühlgut-Versicherung erhöht.

Auch gesetzliche Anforderungen erfordern eine sorgfältige Absicherung. Viele Arzneimittel dürfen nur in einem bestimmten Temperaturbereich gelagert werden, und die Einhaltung dieser Temperaturkette muss im Schadensfall lückenlos nachgewiesen werden. Für Apotheken bedeutet dies eine umfassende Dokumentation der Lagerbedingungen. Versicherungen bieten zudem Unterstützung bei der Identifikation von Schwachstellen im Kühlsystem und können helfen, Prozesse zur Verbesserung der Risikovorsorge zu implementieren.

In der Praxis entscheiden sich immer mehr Apotheken für eine kombinierte Lösung aus technischer Überwachung, Notfallmanagement und spezialisierter Versicherung. Eine solide Absicherung wirkt sich nicht nur auf die Betriebssicherheit aus, sondern stärkt auch das Vertrauen der Kunden und sichert die langfristige Wettbewerbsfähigkeit der Apotheke. Die Beratung durch erfahrene Versicherungsanbieter hilft dabei, den individuellen Bedarf optimal zu decken und maßgeschneiderte Lösungen für das jeweilige Geschäftsmodell zu finden.

Die Absicherung kühlpflichtiger Medikamente ist längst keine rein technische Frage mehr – für Apotheken ist sie ein zentraler Teil des Risikomanagements. Der Ausfall einer Kühlung ist oft nicht nur ein wirtschaftlicher Schaden, sondern stellt auch eine Bedrohung für die Versorgungssicherheit dar. Eine spezialisierte Kühlgut-Versicherung ist hier ein unverzichtbares Element, um finanzielle Belastungen abzufedern und die lückenlose Versorgung zu gewährleisten.

Apotheken, die in moderne Sicherungssysteme investieren und das Risiko durch eine passende Versicherung minimieren, demonstrieren Verantwortungsbewusstsein und erhöhen gleichzeitig ihre Betriebssicherheit. Gerade in einer Branche, in der das Vertrauen der Patienten entscheidend ist, sollten Apotheken keine Risiken eingehen. Die Kühlgut-Versicherung ist somit nicht nur ein finanzieller Schutz, sondern auch ein wesentlicher Beitrag zur Kundenbindung und zur Absicherung des eigenen Betriebs.

EPA unter Druck: Testphase wird zum Stolperstein für die Digitalisierung

Die Einführung der elektronischen Patientenakte (EPA) in Deutschland steht vor einer entscheidenden Phase, doch der enge Zeitplan des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) sorgt für immer lautere Kritik. Offiziell soll die EPA ab dem 15. Januar 2025 flächendeckend verfügbar sein. Doch sowohl Softwarehersteller als auch medizinische Leistungserbringer halten diesen Termin für unrealistisch. Insbesondere die auf nur vier Wochen angesetzte Testphase wird zunehmend infrage gestellt.

In Modellregionen wie Franken, Hamburg und Nordrhein-Westfalen wurden für die Pilotphase vereinfachte Konformitätsbewertungsverfahren (KOB) eingeführt. Diese sollen den Prozess beschleunigen und die Softwareanpassung erleichtern. Doch außerhalb dieser Regionen bleibt das vollständige KOB-Verfahren Pflicht, was viele Anbieter zeitlich überfordert. Die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg äußerte bereits öffentlich Zweifel, dass der straffe Zeitplan eingehalten werden kann. Eine Verlängerung der Testphase scheint daher unausweichlich.

Experten warnen vor massiven Problemen bei einem überstürzten Roll-out. Die technische Komplexität der digitalen Vernetzung und die organisatorischen Anforderungen könnten im Regelbetrieb zu erheblichen Störungen führen. Besonders kritisiert wird, dass die bislang geplanten vier Wochen nicht ausreichen, um mögliche Fehler zu identifizieren und zu beheben. Branchenverbände fordern daher ein schrittweises Vorgehen, um die flächendeckende Einführung langfristig sicherzustellen.

Trotz der Bedenken bleibt das Ministerium stur. Eine Sprecherin erklärte, der Roll-out werde direkt nach der Testphase starten, sofern diese erfolgreich abgeschlossen werde. Kritische Nachfragen, wie das Ministerium die Vorbereitungen als ausreichend bewerten könne, blieben unbeantwortet. Gleichzeitig steigt der Druck auf die Branche, die geforderten technischen Standards in Rekordzeit umzusetzen. Einige Anbieter von Praxisverwaltungssystemen schlagen vor, den Start auf das zweite Quartal 2025 zu verschieben, um eine reibungslose Integration zu ermöglichen.

Die elektronische Patientenakte gilt als Schlüsselprojekt der Digitalisierung im Gesundheitswesen. Fehlerhafte Planungen oder ein überhasteter Start könnten jedoch nicht nur die Akzeptanz bei medizinischen Fachkräften beeinträchtigen, sondern auch das Vertrauen der Patienten in die neue Technologie gefährden. Branchenvertreter fordern daher dringend, Qualität vor Geschwindigkeit zu stellen. Der Erfolg der EPA hänge maßgeblich davon ab, ob die Einführung mit Bedacht und ausreichend Ressourcen durchgeführt werde.

Die kommenden Wochen werden zeigen, ob das BMG an seinem ambitionierten Termin festhält oder doch Zugeständnisse macht. Die Branche sieht in einer verlängerten Testphase keine Verzögerung, sondern eine Chance, die EPA zum Erfolg zu führen. Letztlich steht viel mehr auf dem Spiel als ein konkretes Datum: die Zukunft der Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen.

Die Einführung der elektronischen Patientenakte ist zweifellos ein Meilenstein für das deutsche Gesundheitswesen. Doch die derzeitige Planung des Bundesgesundheitsministeriums scheint weniger von realistischer Machbarkeit geprägt zu sein als von politischem Aktionismus. Eine Testphase von vier Wochen für ein derart komplexes Projekt ist schlicht unzureichend.

Das BMG riskiert durch seinen starren Zeitplan nicht nur technische Fehler, sondern auch das Vertrauen der Nutzer. Ärzte, Apotheker und Patienten sind auf ein System angewiesen, das von Anfang an reibungslos funktioniert. Probleme zu Beginn könnten die Akzeptanz langfristig schädigen und den Fortschritt der Digitalisierung massiv behindern.

Eine flexible Planung und die Bereitschaft, Zeit in die Qualitätssicherung zu investieren, wären Zeichen von Verantwortungsbewusstsein, nicht von Schwäche. Die Digitalisierung des Gesundheitswesens ist zu wichtig, um an unrealistischen Zeitplänen zu scheitern. Was zählt, ist nicht der schnelle Start, sondern die nachhaltige Integration eines funktionierenden Systems. Das BMG sollte die Forderungen der Branche ernst nehmen und die Testphase verlängern. Schließlich steht hier nicht nur der Erfolg der EPA auf dem Spiel, sondern auch die Glaubwürdigkeit eines zentralen Digitalisierungsprojekts.

Paxlovid-Prozess: Der schwierige Wert eines Pandemie-Medikaments

Am dritten Verhandlungstag im Prozess gegen einen Berliner Apotheker vor dem Landgericht Berlin rückte die Frage nach dem tatsächlichen Wert des Medikaments Paxlovid in den Fokus. Der Angeklagte hatte während der Corona-Pandemie 2701 Packungen ohne Rezept verkauft und Einnahmen in Höhe von 112.500 Euro erzielt. Die Staatsanwaltschaft sieht darin einen Schaden von 1,7 Millionen Euro, da sie den Einkaufspreis des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) von 791 Euro pro Packung zugrunde legt. Der tatsächliche Marktwert des Medikaments ist jedoch umstritten.

Zunächst sorgte eine neue Information aus dem Ministerium für Aufsehen: Thomas Müller, Abteilungsleiter für Arzneimittel und Medizinprodukte, bestätigte in einem Schreiben, dass der Einkaufspreis für Paxlovid 791 Euro brutto betrug. Zuvor war im Prozess lediglich der Preis von 665 Euro bekannt gewesen. Die Offenlegung dieser Zahl war keineswegs selbstverständlich, da das BMG eine geschwächte Verhandlungsposition bei zukünftigen zentralen Beschaffungen befürchtet. Dennoch unterstreicht die Aussage die Transparenzpflicht gegenüber der Justiz.

Die Wirtschaftsprüferin Stefanie Weisner erläuterte anschließend die handelsrechtliche Bewertung des Schadens. Sie machte deutlich, dass eine exakte Wertermittlung schwierig ist. Handelsrechtlich werden Anschaffungskosten und Nebenkosten wie Transport in die Bewertung einbezogen. Eine mathematische Genauigkeit sei jedoch nicht erreichbar, weshalb sie Szenarienmodelle vorschlug. Als Stichtag wählte sie den 1. Januar 2023 und berücksichtigte auch die verlängerten Haltbarkeiten des Medikaments. Ihr Fazit: Das BMG habe keine übermäßigen Mengen eingekauft, da viele Unsicherheiten in der Pandemie eine präzise Planung erschwerten. Dennoch müsse der Wert verfallener Packungen entsprechend korrigiert werden.

Die Verteidigung des Apothekers pochte darauf, dass der Wertverfall des Medikaments stärker in die Berechnung einfließen müsse. Der tatsächliche Marktwert, so der Verteidiger, sei deutlich niedriger. Die Staatsanwaltschaft hielt diese Argumentation für unangebracht und verwies darauf, dass die Vergütung für Paxlovid nicht am Markt, sondern am Erstattungssystem ausgerichtet war. Apotheken erhielten 30 Euro netto pro abgegebener Packung, Großhändler 20 Euro.

Der Prozess zeigt, wie komplex die Bewertung von Medikamenten in Ausnahmesituationen wie einer Pandemie ist. Mit dem nächsten Verhandlungstag am 3. Dezember wird deutlich, dass nicht nur der Angeklagte, sondern auch die Beschaffungspraxis des Bundes auf den Prüfstand steht.

Der Paxlovid-Prozess offenbart nicht nur die Schwierigkeiten eines Strafverfahrens gegen einen Apotheker, sondern auch die Schwächen staatlicher Beschaffungs- und Abrechnungssysteme. Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig schnelle und flexible Entscheidungen sind, doch Transparenz und Nachvollziehbarkeit dürfen dabei nicht auf der Strecke bleiben.

Der Streit um den tatsächlichen Wert von Paxlovid zeigt, dass klare Bewertungsmaßstäbe in Krisenzeiten fehlen. Der Ansatz der Staatsanwaltschaft, den Schaden auf Grundlage des Einkaufspreises zu berechnen, blendet Marktmechanismen und den Werteverfall nach der Pandemie aus. Andererseits macht die Verteidigung deutlich, wie schwierig es ist, einen fairen Marktwert zu ermitteln, wenn ein Medikament wie Paxlovid außerhalb der freien Marktwirtschaft gehandelt wird.

Letztlich sollte der Prozess eine Lehre für die Zukunft sein: Die Beschaffung medizinischer Produkte muss nicht nur transparent, sondern auch flexibel anpassbar sein, um Wertverluste zu minimieren. Gleichzeitig braucht es klare Regeln, wie staatliches Eigentum in Ausnahmesituationen genutzt werden darf. Nur so lassen sich solche Konflikte und Millionenschäden in der Zukunft vermeiden.

Strategische Offensive der Apotheken: ABDA setzt auf Einfluss im Koalitionsvertrag

Angesichts der vorgezogenen Bundestagswahl am 23. Februar intensiviert die ABDA ihre politischen Bemühungen, um die Zukunft der Apothekenlandschaft in Deutschland aktiv mitzugestalten. Das Ziel: Die zentralen Forderungen der Apothekerschaft sollen in die Wahlprogramme der Parteien und schließlich in den Koalitionsvertrag der kommenden Bundesregierung aufgenommen werden. Wie ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening in einem Livetalk erklärte, sei es entscheidend, „flink und strategisch“ die politischen Diskurse zu prägen.

Die wirtschaftliche Lage der Apotheken steht dabei im Mittelpunkt. Overwiening machte deutlich, dass viele Apotheken nur durch Selbstausbeutung die Versorgung aufrechterhalten können. Nach der Pandemie verschärfte der erhöhte Kassenabschlag die finanzielle Belastung erheblich. Dieses Vorgehen habe den Berufsstand zutiefst erschüttert, sei jedoch ein Weckruf für die Politik gewesen. Mittlerweile zeige sich ein Umdenken: Die essenzielle Rolle der Apotheken für die Gesundheitsversorgung werde zunehmend anerkannt, insbesondere in Hinblick auf die Herausforderungen des demografischen Wandels.

Um die Forderungen der Apothekerschaft nachhaltig zu verankern, plant die ABDA eine umfassende Reform ihrer Kommunikationsstrategien. Der „Wahlradar Gesundheit“ soll interaktiver und digitaler werden. Wie ABDA-Kommunikationschef Benjamin Rohrer erläuterte, könnten Kandidierende künftig durch Selfie-Videos oder digitale Statements ihre Positionen zu apothekenrelevanten Themen erläutern. Diese Inhalte sollen auf einer interaktiven Karte gebündelt und für Bürgerinnen und Bürger zugänglich gemacht werden. So könne die Apothekerschaft nicht nur während des Wahlkampfs, sondern auch darüber hinaus politischen Druck aufrechterhalten.

Parallel arbeitet die ABDA an der Präzisierung ihrer Kernforderungen. Diese sollen nach der Wahl in einem neuen Positionspapier formuliert werden, um die Koalitionsverhandlungen aktiv zu begleiten. Dabei stehen eine Soforthilfe für wirtschaftlich angeschlagene Apotheken sowie langfristige Investitionen in die flächendeckende Arzneimittelversorgung im Fokus.

Ein weiteres zentrales Anliegen ist die Nachwuchsförderung. Mit einer neu fokussierten Kampagne will die ABDA gezielt junge Menschen ansprechen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Frühere Initiativen wie die Social-Media-Kampagne „How to sell drugs offline“ erzielten bereits beachtliche Reichweiten. Mit einer noch stärkeren Präsenz auf Plattformen mit hohem „Pull-Faktor“ soll dieser Erfolg weiter ausgebaut werden.

Die kommenden Monate bis zur Regierungsbildung im Frühjahr 2024 sind für die Apothekerschaft entscheidend. Overwiening betonte, dass die Apotheke als unverzichtbare Säule des Gesundheitssystems nicht nur bewahrt, sondern nachhaltig gestärkt werden müsse. Der politische und gesellschaftliche Einsatz der ABDA könnte dabei wegweisend sein.

Die vorgezogene Bundestagswahl eröffnet der Apothekerschaft eine einmalige Chance, ihre Positionen strategisch in den politischen Fokus zu rücken. Die ABDA beweist durch ihre Initiative, dass sie die Bedeutung dieses Moments erkannt hat. Doch der Erfolg dieser Offensive wird maßgeblich von der Fähigkeit abhängen, klare, konsistente Botschaften zu formulieren und diese nachhaltig in den politischen Diskurs einzubringen.

Die wirtschaftlichen Probleme der Apotheken sind nicht neu, doch die Corona-Pandemie und der erhöhte Kassenabschlag haben sie massiv verschärft. Viele Apotheken stehen am Rande der Belastbarkeit, während gleichzeitig der Anspruch an eine flächendeckende Versorgung steigt. Die Politik hat inzwischen verstanden, dass eine Vernachlässigung dieser Gesundheitsversorger langfristig verheerende Folgen haben könnte. Doch Einsicht allein reicht nicht aus – es braucht konkrete Taten, und hier muss die ABDA hartnäckig bleiben.

Die Reform des „Wahlradar Gesundheit“ zeigt, dass die Apothekerschaft bereit ist, moderne Kommunikationsmittel zu nutzen, um ihre Anliegen zielgerichtet zu vermitteln. Digitale Formate wie Selfie-Videos oder interaktive Karten könnten die Transparenz erhöhen und die Bürgernähe stärken. Entscheidend wird jedoch sein, dass diese Maßnahmen nicht nur als kurzfristige Wahlkampfstrategien betrachtet werden, sondern als Teil eines langfristigen Plans, der die politische Relevanz der Apotheken dauerhaft sicherstellt.

Ein weiterer Schlüsselbereich ist die Nachwuchsförderung. Der zunehmende Fachkräftemangel bedroht die Zukunft der Apotheken mehr als jede finanzielle Krise. Hier muss die ABDA nicht nur auf kreative Kampagnen setzen, sondern auch systemische Lösungen vorantreiben, etwa in der Ausbildung und Attraktivitätssteigerung des Berufsbildes.

Die ABDA steht vor einer doppelten Herausforderung: Sie muss einerseits kurzfristige Hilfen für Apotheken einfordern und andererseits langfristige Strategien entwickeln, um die Branche zukunftssicher zu machen. Gelingt es, die Anliegen der Apothekerschaft als unverzichtbaren Bestandteil der politischen Agenda zu etablieren, könnte dies nicht nur die Apotheken stärken, sondern auch das gesamte Gesundheitssystem nachhaltig verbessern.

Wenn das Gemüt erdrückt – Depressive Verstimmung zwischen Alltag und Therapie

Depressive Verstimmungen gehören zu den häufigsten psychischen Belastungen in der modernen Gesellschaft. Sie treten oft in schwierigen Lebenssituationen auf, sei es durch den Verlust eines geliebten Menschen, berufliche Misserfolge oder gesundheitliche Diagnosen, die das Leben nachhaltig verändern. Vor allem in der dunklen Jahreszeit klagen viele Betroffene über eine „schwere Stimmung“, bedingt durch Lichtmangel und geringere körperliche Aktivität. Symptome wie Schlaflosigkeit, Antriebslosigkeit, Appetitverlust und eine allgemeine innere Unruhe belasten zusätzlich.

Die Grenze zwischen einer depressiven Verstimmung und einer ernsthaften Depression ist oft fließend. Experten empfehlen, bei anhaltenden Beschwerden, die über zwei Wochen hinausgehen, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Häufig verbirgt sich hinter scheinbar emotionalen Problemen auch eine organische Ursache, wie etwa eine Schilddrüsenerkrankung. Ohne ärztliche Untersuchung bleiben solche Zusammenhänge oft unentdeckt. Endogene Depressionen, die ohne äußeren Anlass auftreten, sind ebenfalls ein Fall für medizinische Fachkräfte und nicht für Selbstmedikation geeignet.

Bei leichteren depressiven Verstimmungen greifen viele auf pflanzliche Arzneimittel zurück. Johanniskraut, ein seit Jahrzehnten bewährtes Phytotherapeutikum, ist in verschiedenen Darreichungsformen wie Tees, Tinkturen oder Kapseln erhältlich. Die Europäische Arzneimittel-Agentur hat bestimmte Johanniskraut-Extrakte wissenschaftlich geprüft und ihre Wirksamkeit anerkannt. Dabei sollte jedoch die Einnahme sorgfältig überwacht werden, da Johanniskraut zahlreiche Wechselwirkungen verursacht. Es kann die Wirkung anderer Medikamente, wie hormoneller Verhütungsmittel, abschwächen und ist bei bestimmten Therapien kontraindiziert. Zudem tritt die Wirkung erst nach mehreren Wochen ein, was den Betroffenen bewusst sein sollte.

Alternativen wie Baldrian oder Lavendelöl können bei spezifischen Beschwerden wie Schlafstörungen oder innerer Unruhe helfen, bieten jedoch keine direkte antidepressive Wirkung. Sollten Symptome länger anhalten oder sich verschlimmern, ist dringend ein Arztbesuch zu empfehlen. Experten betonen, dass eine frühzeitige Intervention entscheidend ist, um die Entstehung einer schwereren Depression zu verhindern.

Depressive Verstimmungen sind keine seltene Erscheinung, sondern ein weit verbreitetes Phänomen in einer Gesellschaft, die von Leistungsdruck und steigender sozialer Isolation geprägt ist. Dennoch ist das Thema mit einem Stigma behaftet, das viele Betroffene daran hindert, frühzeitig Hilfe zu suchen. Während pflanzliche Präparate wie Johanniskraut in der Selbstmedikation eine wertvolle Option bieten, ersetzen sie keine professionelle Diagnostik und Therapie.

Es ist besorgniserregend, wie häufig anhaltende Symptome bagatellisiert werden – von Betroffenen selbst, aber auch von ihrem Umfeld. Die Verantwortung liegt nicht nur bei den Einzelnen, sondern auch bei der Gesellschaft, psychische Gesundheit als essenziellen Bestandteil des Wohlbefindens anzuerkennen. Aufklärung über Symptome, Ursachen und Behandlungsoptionen muss intensiviert werden, um die Schwelle für das Aufsuchen professioneller Hilfe zu senken.

Depressive Verstimmungen dürfen nicht als vorübergehende Befindlichkeitsstörung abgetan werden. Sie sind ein Signal, das ernst genommen werden muss – von jedem Einzelnen und von uns als Gemeinschaft.

Depression: Eine unsichtbare Belastung für Millionen

Jeder vierte Erwachsene unter 70 Jahren in Deutschland hat eigenen Angaben zufolge bereits die Diagnose Depression erhalten. Diese alarmierende Zahl stammt aus dem aktuellen „Deutschland-Barometer Depression“, einer repräsentativen Umfrage der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention. An der Befragung, die online durchgeführt wurde, nahmen 5000 Menschen im Alter zwischen 18 und 69 Jahren teil. Laut den Ergebnissen gaben 24 Prozent der Befragten an, von einer Depression betroffen zu sein, wobei jeder Fünfte aktuell unter einer depressiven Episode leidet.

Die Studie beleuchtet nicht nur die persönlichen Folgen der Erkrankung, sondern auch deren Auswirkungen auf das soziale Umfeld. 26 Prozent der Befragten fühlen sich als Angehörige depressiver Personen belastet. Besonders schwierig gestaltet sich die Situation für die 5 Prozent, die sowohl selbst betroffen sind als auch Angehörige einer erkrankten Person. Diese doppelte Belastung führt bei vielen Familien zu erheblichen Spannungen, wobei drei Viertel der Angehörigen die Erkrankung als große Herausforderung für das Familienleben beschreiben.

Die Symptome einer Depression reichen von einer gedrückten Stimmung und Antriebslosigkeit bis hin zu schwerwiegenden Begleiterscheinungen wie Schlafstörungen oder Suizidgedanken. Eine Diagnose wird gestellt, wenn mindestens zwei Hauptsymptome sowie zwei Nebensymptome über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen bestehen. Experten betonen die tiefgreifenden Auswirkungen der Erkrankung auf das Denken, Fühlen und Handeln der Betroffenen, die häufig ohne professionelle Hilfe keine Besserung erfahren.

Um die Krankheit zu behandeln, werden meist Antidepressiva und Psychotherapie eingesetzt. Beide Ansätze zielen darauf ab, die Symptome zu lindern und den Betroffenen zu helfen, langfristige Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe fordert angesichts der hohen Betroffenheit eine verstärkte Aufklärung über Depression und einen Ausbau der psychotherapeutischen Angebote in Deutschland. Gleichzeitig betont sie die Wichtigkeit, auch Angehörige stärker zu unterstützen.

Die Ergebnisse des „Deutschland-Barometer Depression“ verdeutlichen die enorme gesellschaftliche Bedeutung dieser Erkrankung. Trotz ihrer weiten Verbreitung bleibt Depression oft ein Tabuthema, das von Vorurteilen und Missverständnissen geprägt ist. Die Studie zeigt jedoch klar: Die psychische Gesundheit ist ein zentraler Baustein für ein funktionierendes soziales Miteinander – und damit eine Aufgabe für die gesamte Gesellschaft.

Die Zahlen des aktuellen „Deutschland-Barometer Depression“ sind ein Weckruf, der nicht überhört werden darf. Jede vierte Person unter 70 Jahren hat in Deutschland schon einmal eine Depression diagnostiziert bekommen. Das bedeutet, dass Millionen von Menschen direkt oder indirekt mit dieser oft unsichtbaren Erkrankung leben müssen. Dabei sind es nicht nur die Betroffenen, die unter den Folgen leiden, sondern auch ihre Familien. Die psychische Belastung zieht Kreise, die das gesamte soziale Gefüge einer Familie und oft darüber hinaus beeinträchtigen.

Es bleibt unverständlich, warum Depression trotz ihrer weiten Verbreitung immer noch mit einem Stigma behaftet ist. Die Bereitschaft, über psychische Gesundheit zu sprechen, ist in den letzten Jahren zwar gestiegen, doch das reicht nicht aus. Es bedarf eines systematischen Wandels, der bei der Schulung von Ärzten und Psychotherapeuten beginnt und sich über eine verbesserte Versorgungslage bis hin zu einer breiteren gesellschaftlichen Akzeptanz erstreckt.

Doch was bedeutet das für die Betroffenen? In erster Linie müssen sie niedrigschwellige und zeitnahe Unterstützung erhalten. Die oft monatelangen Wartezeiten auf einen Therapieplatz sind inakzeptabel. Gleichzeitig ist es wichtig, Angehörige als Teil des Genesungsprozesses einzubeziehen. Ihre Rolle wird häufig unterschätzt, dabei sind sie es, die den Alltag der Erkrankten am stärksten beeinflussen können.

Die Gesellschaft steht vor der Herausforderung, Depression endlich als das zu erkennen, was sie ist: eine ernsthafte, weit verbreitete Erkrankung, die Unterstützung auf allen Ebenen erfordert. Es ist an der Zeit, die Betroffenen und ihre Familien nicht nur mit Worten, sondern mit Taten zu entlasten.

Systemtherapie bei Neurodermitis: Warum Basispflege unverzichtbar bleibt

Patienten mit mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis benötigen oft mehr als nur eine einfache Hautpflege. Systemische Therapien, darunter moderne monoklonale Antikörper und JAK-Inhibitoren, haben die Behandlungsmöglichkeiten in den letzten Jahren deutlich erweitert. Dennoch bleibt die Basistherapie in Form von konsequenter Hautpflege unverzichtbar. Diese zentrale Botschaft betonte Professor Dr. Claudia Pföhler vom Universitätsklinikum des Saarlandes auf dem Heidelberger Herbstkongress.

Die Basispflege zielt darauf ab, die gestörte Hautbarriere zu stabilisieren und den Feuchtigkeitsverlust zu minimieren. Präparate mit Inhaltsstoffen wie Harnstoff, Glycerin oder Ceramiden sind dafür besonders geeignet. „Ohne eine solide Pflege kann keine andere Therapie dauerhaft erfolgreich sein“, erklärte Pföhler. Dabei legen viele Betroffene zunehmend Wert auf nachhaltige und vegane Produkte – ein Aspekt, der in der Beratung immer wichtiger wird.

Zusätzlich wies die Expertin auf die Problematik falscher Duschgewohnheiten hin. Zu häufiges, heißes Duschen mit aggressiven Reinigungsmitteln verschlimmere die Hautprobleme und könne den Juckreiz noch verstärken. Rückfettende Duschcremes oder -öle sowie spreitende Badezusätze seien hier die Mittel der Wahl. Insbesondere für Pollenallergiker sei abendliches Duschen sinnvoll, um allergene Partikel von der Haut zu entfernen.

Für Patienten, bei denen Lokaltherapien mit Corticosteroiden oder Calcineurin-Inhibitoren nicht ausreichen, kommen systemische Therapien infrage. Die aktualisierte S3-Leitlinie zur atopischen Dermatitis empfiehlt in solchen Fällen den Einsatz monoklonaler Antikörper wie Dupilumab, Tralokinumab oder Lebrikizumab. Dupilumab, das bereits ab einem Alter von sechs Monaten zugelassen ist, bleibt die erste Wahl aufgrund seiner breiten Anwendungsfelder und guten Verträglichkeit. Tralokinumab bietet eine Alternative, insbesondere bei Nebenwirkungen wie Konjunktivitis unter Dupilumab.

Eine schnellere Wirkung, insbesondere bei starkem Juckreiz, zeigen JAK-Inhibitoren wie Abrocitinib, Upadacitinib und Baricitinib. Diese Medikamente erfordern jedoch engmaschige Kontrollen und bergen Risiken wie ein erhöhtes Thromboserisiko. Daher sollten sie bei bestimmten Patientengruppen mit Vorsicht eingesetzt werden, so Pföhler.

Trotz moderner Medikamente bleibt Geduld gefragt. Monoklonale Antikörper entfalten ihre Wirkung oft erst nach mehreren Wochen. Eltern von betroffenen Kindern müsse vermittelt werden, dass ein sichtbarer Therapieerfolg bis zu 16 Wochen dauern kann.

Die Therapie der atopischen Dermatitis erfordert eine fein abgestimmte Kombination aus Basispflege, Lokaltherapie und gegebenenfalls systemischer Behandlung. „Was man herausgeduscht hat, kann man nicht wieder hineinschmieren“, fasste Pföhler bildhaft zusammen und unterstrich damit die essenzielle Rolle der Pflege für eine erfolgreiche Behandlung.

Die Behandlung der atopischen Dermatitis steht exemplarisch für einen Paradigmenwechsel in der Medizin: Neue Therapien revolutionieren die Möglichkeiten, doch grundlegende Maßnahmen wie die Basispflege bleiben essenziell. Der Fokus auf moderne Antikörper- und JAK-Inhibitoren ist berechtigt, da sie gerade bei schweren Fällen eindrucksvolle Ergebnisse liefern können. Doch wer glaubt, dass diese Medikamente allein die Lösung sind, greift zu kurz.

Die Pflege der Haut ist weit mehr als ein ergänzendes Element – sie bildet das Fundament jeder Therapie. Ohne sie können selbst die besten Medikamente langfristig nicht ihre volle Wirkung entfalten. Das Bewusstsein für die richtige Pflege und die Vermeidung von Fehlern, etwa durch falsche Duschgewohnheiten, muss daher weiter gestärkt werden. Hier liegt auch eine wichtige Aufgabe für Ärzte und Apotheker, die Patienten umfassend beraten sollten.

Gleichzeitig zeigt der zurückhaltende Einsatz von JAK-Inhibitoren, dass neben Innovation auch Vorsicht geboten ist. Die Risiken sind nicht zu unterschätzen, und eine präzise Auswahl der Patienten ist essenziell. Dennoch sollte der Zugang zu diesen vielversprechenden Wirkstoffen nicht unnötig eingeschränkt werden – sie können Lebensqualität schnell und nachhaltig verbessern.

Letztlich liegt der Schlüssel zum Erfolg in der Balance: Eine durchdachte Kombination aus Basismaßnahmen und modernen Therapien wird dem komplexen Krankheitsbild der atopischen Dermatitis gerecht und schafft die Grundlage für eine langfristige Verbesserung.

Patientensicherheit im Fokus: Apotheken als unverzichtbare Säule im Gesundheitswesen

Das Thema Patientensicherheit hat im deutschen Gesundheitswesen weiterhin erheblichen Nachholbedarf. Zu diesem Schluss kommt das Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS), das sich mit einer Petition an die Bundesregierung wendet. Ruth Hecker, Vorsitzende des APS, forderte bei einer Pressekonferenz am Dienstag, dass die Sicherheit von Patientinnen und Patienten künftig eine zentrale Rolle in allen Reformbestrebungen im Gesundheitswesen spielen müsse. „Die Sicherheitskultur in Deutschland bleibt hinter den Anforderungen zurück. Wir brauchen eine offene Fehlerkultur und eine transparente Datengrundlage, um vermeidbare Schäden zu erkennen und zu verhindern“, betonte Hecker.

Insbesondere im Hochrisikobereich Gesundheitswesen sei es in den vergangenen 20 Jahren zu wenig Fortschritt gekommen. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, fordert das APS die Einführung eines Nationalen Aktionsplans für Patientensicherheit. Dieser soll sich an dem Globalen Aktionsplan der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Patientensicherheit 2021-2030 orientieren und mit strukturierten finanziellen Mitteln sowie politischer Unterstützung umgesetzt werden. Ziel ist es, durch klare Rahmenbedingungen ein Gesundheitswesen zu schaffen, das nicht nur effizient, sondern vor allem sicher ist.

Mit einer Petition, die bereits prominente Unterstützung gefunden hat, möchte das APS die Dringlichkeit seiner Forderung unterstreichen. Zu den Unterzeichnenden zählt neben der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) auch die Präsidentin der ABDA, Gabriele Regina Overwiening. „Patientensicherheit ist untrennbar mit der Arzneimittelversorgung verbunden. Die Vor-Ort-Apotheken spielen dabei eine essenzielle Rolle“, erklärte Overwiening. Die niederschwellige Expertise von Apothekerinnen und Apothekern bei der Arzneimitteltherapie sei unverzichtbar für die Sicherheit der Patienten. Zudem warnte sie davor, dass der Verlust lokaler Apotheken fatale Folgen für die Gesundheitsversorgung haben könnte.

Das APS fordert die Bundesregierung auf, den WHO-Aktionsplan bis 2030 in Form eines nationalen Programms umzusetzen. Nur so könne Deutschland ein Gesundheitssystem garantieren, das nicht nur funktioniere, sondern auch die Sicherheit seiner Patientinnen und Patienten aktiv fördere.

Die Forderung nach mehr Patientensicherheit ist längst überfällig. Während andere Industrien Sicherheitsstandards konsequent etablieren, bleibt das Gesundheitswesen in Deutschland erschreckend zurückhaltend. Es ist paradox, dass in einem Land mit einem der teuersten Gesundheitssysteme der Welt vermeidbare Fehler weiterhin alltäglich sind. Das Fehlen einer offenen Fehlerkultur und der Mut zu transparenten Datengrundlagen zeigt, wie wenig Priorität diesem Thema bislang beigemessen wurde.

Apotheken spielen hierbei eine Schlüsselrolle. Sie sind nicht nur Anlaufstellen für Patientinnen und Patienten, sondern fungieren auch als Bindeglied in der Arzneimitteltherapie. Doch während ihre Bedeutung klar ist, kämpfen viele Vor-Ort-Apotheken ums Überleben. Statt bürokratische Hürden weiter zu erhöhen, muss die Politik Rahmenbedingungen schaffen, die die Apotheken als unverzichtbaren Bestandteil des Systems stärken.

Ein Nationaler Aktionsplan für Patientensicherheit könnte den nötigen Wendepunkt markieren. Dabei geht es nicht um Einzelmaßnahmen, sondern um ein umfassendes Konzept, das von der Fehlervermeidung bis zur strukturierten Finanzierung reicht. Die Unterstützung der ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening zeigt, dass die Bedeutung des Themas auch in der Praxis angekommen ist. Die Politik muss endlich handeln – im Interesse aller Patientinnen und Patienten.

Patientin lehnt Tabletten ab: Adhärenzprobleme gefährden Therapieerfolg

Eine Patientin, die der Naturheilkunde zugeneigt ist und Tabletten grundsätzlich ablehnt, sorgt bei behandelnden Ärzten und Apothekern für Besorgnis. Im Rahmen einer Medikationsanalyse kam ans Licht, dass sie eigenmächtig das Diabetes-Medikament Empagliflozin abgesetzt hatte. Diese Entscheidung begründete sie mit ihrer generellen Abneigung gegenüber Tabletten. Parallel dazu versuchte sie, ihren LDL-Cholesterinspiegel durch gesunde Ernährung und Sport zu senken. Zwar konnte sie nach eigenen Angaben den Wert von über 200 mg/dl auf 180 mg/dl reduzieren, doch der Zielbereich wurde damit nicht erreicht.

Ein weiteres Problem zeigte sich bei der Überprüfung ihrer Laborwerte: Ein erhöhter Harnsäurespiegel wurde festgestellt, ohne dass genaue Werte bekannt waren. Das Team aus Webinar-Teilnehmenden, darunter Fachärztinnen und Apotheker, identifizierte die mangelnde Adhärenz als Kernproblem. Es wurden Lösungsansätze diskutiert, um die Einnahmelast der Patientin zu verringern. Vorschläge reichten von der Verordnung eines Kombinationspräparats aus Statin und Ezetimib bis zur Anpassung der Candesartan-Dosierung auf eine tägliche Einmalgabe.

Die Allgemeinmedizinerin Dr. Annegret Fröbel unterstrich die Bedeutung positiver Verstärkung. Nach dem Jahreswechsel könne die Patientin bei konsequenter Einnahme nur noch drei Tabletten pro Tag benötigen, was als Erfolg betont werden solle. Zudem müsse die behandelnde Ärztin informiert werden, dass die Patientin Empagliflozin abgesetzt habe, möglicherweise aufgrund von Nebenwirkungen wie Harnwegsinfekten oder Vaginalmykosen.

Eine weitere Debatte entbrannte über den erhöhten Harnsäurespiegel. Einige Teilnehmende schlugen vor, Candesartan durch Losartan zu ersetzen, da letzteres den Harnsäurespiegel senken könne. Alternativ könnte ASS, das den Harnsäurespiegel erhöht, zugunsten von Clopidogrel abgesetzt werden. Doch auch hier war unklar, ob der Harnsäurespiegel tatsächlich klinisch relevant war.

Besonders auffällig war der unveränderte LDL-Wert von 180 mg/dl, trotz der Verordnung eines hochpotenten Statins wie Rosuvastatin. Im Patientengespräch offenbarte sich die Ursache: Die Patientin hatte das Statin schlichtweg nicht eingenommen. Laut Apotheker Göbel handelt es sich um ein häufiges Problem, da Statine oft mit negativen Vorurteilen behaftet sind. Dabei zählen sie zu den wichtigsten Medikamenten zur Senkung der Morbidität und Mortalität bei koronaren Herzkrankheiten.

Göbel resümierte, dass die mangelnde Adhärenz beim Statin das Hauptproblem sei. Es sei eine Herausforderung, Patienten von der Notwendigkeit und Wirksamkeit dieser Therapie zu überzeugen. Er zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass die Patientin ihr Versprechen, das Statin künftig einzunehmen, einhält. Der nächste Laborwert werde zeigen, ob die gemeinsam erarbeiteten Maßnahmen Früchte tragen.

Die Diskussion um diesen Fall offenbart ein wiederkehrendes Problem im Gesundheitssystem: die Herausforderung, Patientinnen und Patienten zu einer konsequenten Therapietreue zu bewegen. Besonders bei chronischen Erkrankungen ist Adhärenz entscheidend, um langfristige Erfolge zu erzielen. Doch individuelle Präferenzen und Vorurteile gegenüber bestimmten Arzneimitteln erschweren den Behandlungsprozess.

Dieser Fall zeigt eindrucksvoll, wie wichtig eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apothekern ist. Die Medikationsanalyse ermöglichte es, nicht nur die tatsächlichen Probleme zu identifizieren, sondern auch pragmatische Lösungen zu erarbeiten, die die Therapie an die Bedürfnisse der Patientin anpassen. Eine reduzierte Tablettenanzahl und eine zielgerichtete Kommunikation könnten der Schlüssel sein, um die Adhärenz zu verbessern.

Dennoch bleibt die Frage, wie nachhaltig solche Bemühungen sind. Die Eigenmächtigkeit der Patientin beim Absetzen von Medikamenten wie Empagliflozin deutet auf ein tieferes Vertrauensproblem hin, das nicht allein durch Tablettenreduktion gelöst werden kann. Hier sind Geduld, Aufklärung und ein langfristiger Dialog erforderlich.

Dieser Fall sollte als Erinnerung dienen, wie wichtig es ist, die Patientenzufriedenheit nicht nur als netten Zusatz, sondern als essenziellen Bestandteil des Therapieerfolgs zu betrachten. Nur durch eine enge Zusammenarbeit und klare Kommunikation kann verhindert werden, dass Vorurteile und Unsicherheiten den Erfolg moderner Therapien gefährden.

Kontaktarmut im Alter: Überlebensstrategie oder Rückzug?

Tiere und Menschen teilen mehr Gemeinsamkeiten, als es auf den ersten Blick erscheint. Eine neue Studie der Universität Leeds hat das Sozialverhalten älterer Tiere untersucht und offenbart: Mit zunehmendem Alter reduzieren viele Tiere bewusst ihre sozialen Kontakte. Dieses Verhalten, das unter anderem bei Rothirschen, Haussperlingen und sogar Fruchtfliegen beobachtet wurde, dient nicht etwa der Isolation, sondern dem Schutz vor Krankheiten. Ältere Individuen setzen damit auf eine Überlebensstrategie, die ihre Anpassungsfähigkeit an die Herausforderungen des Alters unterstreicht.

Die Forscher um Verhaltensökologe Dr. Josh A. Firth konnten bei Rothirschen feststellen, dass diese im Alter deutlich weniger gesellig werden. Während jüngere Tiere von sozialen Interaktionen profitieren, etwa durch das Erlernen von Verhaltensweisen oder das Bilden von Schutzgruppen, geht es älteren Tieren zunehmend darum, Risiken zu minimieren. „Weniger soziale Kontakte bedeuten weniger Ansteckungsgefahr“, erklärt Firth. Dieser Mechanismus könnte erklären, warum ältere Tiere eine Rückzugsstrategie verfolgen, die bei Menschen als Kauzigkeit oder Eigenbrötlertum wahrgenommen wird.

Ähnliche Tendenzen zeigen sich auch bei Haussperlingen. Mit dem Alter verkleinern die Vögel ihren Freundeskreis, und ihre Bedeutung innerhalb des sozialen Netzwerks sinkt. Dies ist teilweise auf den Verlust gleichaltriger Artgenossen zurückzuführen, aber auch auf die nachlassende Fähigkeit und den geringeren Bedarf, neue Kontakte zu knüpfen. Jungvögel hingegen sind auf den sozialen Austausch angewiesen, um von erfahreneren Artgenossen zu lernen. Für ältere Tiere hingegen ist der Aufwand neuer Interaktionen oft höher als der Nutzen.

Dieses Verhaltensmuster, das sich sogar bei Fruchtfliegen zeigt, deutet auf ein biologisches Grundprinzip hin. Die Forscher betonen, dass Tierpopulationen ideale Modelle sind, um grundlegende Mechanismen des Alterns zu erforschen. Insbesondere Wildtiere bieten Einblicke in das Kosten-Nutzen-Verhältnis von sozialem Verhalten, das evolutionär geprägt ist.

Die Wissenschaftler sehen in der interdisziplinären Erforschung des sozialen Alterns großes Potenzial. Während das biologische Altern auf die körperlichen Veränderungen fokussiert ist, beleuchtet das soziale Altern, wie sich Verhaltensweisen und Netzwerke mit der Zeit verändern. Die Erkenntnisse könnten nicht nur das Verständnis für Tierpopulationen vertiefen, sondern auch auf den Menschen übertragbar sein.

Der Rückzug im Alter wird oft mit Einsamkeit und Isolation gleichgesetzt – sowohl bei Menschen als auch bei Tieren. Doch die Ergebnisse der Universität Leeds zeigen eine andere Perspektive: Weniger soziale Kontakte im Alter sind nicht zwingend ein Zeichen von Schwäche, sondern vielmehr eine Strategie, die auf Überlebensfähigkeit und Anpassung hinweist.

Tiere zeigen uns, dass das Altern nicht nur biologische, sondern auch soziale Veränderungen mit sich bringt, die sinnvoll sein können. Auch Menschen könnten von diesen Erkenntnissen profitieren, indem sie Akzeptanz für veränderte Bedürfnisse im Alter entwickeln. Anstatt Rückzug als negativ zu bewerten, sollte man ihn als Teil einer natürlichen Entwicklung begreifen, die den Schutz und die Gesundheit des Individuums priorisiert.

Diese Studienergebnisse sind ein Plädoyer dafür, das Altern – bei Tieren und Menschen – in seiner Ganzheit zu betrachten. Es ist kein Defizit, sondern ein Wandel, der durch Anpassung geprägt ist. Für die Forschung könnte die vertiefte Auseinandersetzung mit diesen Mechanismen nicht nur evolutionäre Zusammenhänge offenbaren, sondern auch wertvolle Hinweise für den Umgang mit alternden Gesellschaften liefern.

Von Engin Günder, Fachjournalist

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