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Apotheken-Nachrichten von heute - Update: Wegweisende Entscheidungen und ihre weitreichenden Folgen

Ein tiefer Einblick in die aktuellen rechtlichen, politischen und medizinischen Entwicklungen, die die Zukunft des Gesundheitssektors nachhaltig prägen

(PresseBox) (Karlsruhe, )
Die neuesten Entwicklungen im Gesundheits- und Versicherungswesen könnten weitreichende Folgen haben. Ein Urteil des OLG Dresden bestätigt die strikte Einhaltung von Fristen in der Unfallversicherung, während politische Verschiebungen in Sachsen und Thüringen die Zukunft der Apotheken prägen könnten. In Solingen erschüttert ein tragischer Anschlag die Apothekerschaft. Trotz neuer Gesetze bleiben Apotheken durch Lieferengpässe überlastet, während innovative Arzneimittel wie Mounjaro® und Crovalimab Hoffnung bieten. Doch auch Risiken wie Dosierprobleme bei Opiumtinktur und rückläufige HPV-Impfraten bedrohen die Gesundheit. Lesen Sie weiter, um mehr über diese und weitere wichtige Themen zu erfahren.

Unfallversicherung: Strenge Fristeneinhaltung für Leistungsanspruch bestätigt

Ein neues Urteil des Oberlandesgerichts (OLG) Dresden hat die Bedeutung von Fristen in der Unfallversicherung erneut in den Fokus gerückt. In der kürzlich gefällten Entscheidung bestätigte das Gericht die Wirksamkeit der standardmäßig in den Allgemeinen Unfallversicherungsbedingungen (AUB) festgelegten Fristen. Diese Fristen, so das Gericht, sind für die Durchsetzung von Ansprüchen aus der Unfallversicherung von zentraler Bedeutung.

Das Urteil verdeutlicht, dass Versicherungsnehmer strikt auf die Einhaltung der Fristen achten müssen, um ihren Versicherungsschutz nicht zu gefährden. Insbesondere die Fristen zur ärztlichen Feststellung der Invalidität und die Frist zum Eintritt der Invalidität sind in diesem Zusammenhang von großer Bedeutung. Laut den AUB des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) muss die Invalidität innerhalb eines bestimmten Zeitraums nach dem Unfall eintreten und ärztlich bestätigt werden, damit der Anspruch auf Leistungen bestehen bleibt.

In dem verhandelten Fall hatte ein Versicherungsnehmer die ärztliche Feststellung der Invalidität erst nach Ablauf der vorgesehenen Frist eingereicht, was zur Ablehnung der Leistung durch den Versicherer führte. Das OLG Dresden bestätigte diese Entscheidung und betonte, dass die Fristen in der Unfallversicherung als verbindlich anzusehen seien, da sie dem Versicherer die notwendige Planungssicherheit gewährleisten.

Das Urteil könnte weitreichende Konsequenzen für Versicherungsnehmer haben, die in Zukunft noch stärker auf die Einhaltung von Fristen achten müssen. Auch andere Obergerichte, darunter das OLG Frankfurt a.M. und das OLG Saarbrücken, haben in ähnlichen Fällen die Bedeutung der fristgerechten ärztlichen Feststellung der Invalidität unterstrichen.

Das Urteil des Oberlandesgerichts Dresden ist eine klare Mahnung an alle Versicherungsnehmer: Wer die Fristen in der Unfallversicherung nicht einhält, riskiert, seinen Versicherungsschutz zu verlieren. Dies mag auf den ersten Blick hart erscheinen, doch die Entscheidung ist nachvollziehbar. Die Fristen bieten nicht nur dem Versicherer eine notwendige Sicherheit, sondern sollen auch den Versicherten dazu anhalten, zeitnah zu handeln.

Es ist verständlich, dass nach einem Unfall andere Dinge im Vordergrund stehen können. Doch die Einhaltung der Fristen ist unerlässlich, um den Versicherungsschutz zu bewahren. Ein Versäumnis, selbst wenn es unverschuldet ist, kann fatale finanzielle Folgen haben. Die Versicherer dürfen sich auf die vereinbarten Bedingungen verlassen, und das ist auch gut so. Die klare Kommunikation und frühzeitige Aufklärung über diese Fristen durch die Versicherer bleibt jedoch ein entscheidender Punkt, um unnötige Härten zu vermeiden.

Insgesamt zeigt das Urteil, wie wichtig es ist, die Vertragsbedingungen seiner Versicherung genau zu kennen und rechtzeitig zu handeln. Die Rechtsprechung unterstreicht, dass Versicherungsnehmer in der Verantwortung stehen, sich über ihre Pflichten im Klaren zu sein. Diejenigen, die sich frühzeitig informieren und bei einem Unfall schnell reagieren, können sich auf den Schutz ihrer Unfallversicherung verlassen. Die anderen riskieren, im Ernstfall ohne Unterstützung dazustehen.

Landtagswahl in Sachsen: Rechtsruck droht – Was bedeutet das für die Apotheken?

kommenden Sonntag steht in Sachsen eine entscheidende Landtagswahl an, die die politische Landschaft des Bundeslandes nachhaltig verändern könnte. Die Umfragewerte deuten auf einen deutlichen Rechtsruck hin, der durch die steigende Popularität der AfD und des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW) befeuert wird. Während die CDU mit 32 Prozent noch knapp in Führung liegt, folgt die AfD mit 31 Prozent dicht dahinter. Das BSW hat sich mit 13 Prozent als drittstärkste Kraft etabliert, was zwar etwas weniger ist als in Thüringen, aber dennoch bedeutend für die politische Dynamik in Sachsen.

Für kleinere Parteien wie die SPD, die Grünen und die Linke wird es ein knappes Rennen um den Einzug in den Landtag, da sie sich in den Umfragen nur knapp über oder unter der Fünf-Prozent-Hürde befinden. Die FDP hingegen hat mit einem Prozent der Stimmen kaum Aussicht auf parlamentarische Vertretung.

Die möglichen Koalitionen zeichnen ein spannendes Bild: Eine Regierung aus CDU und AfD wäre rechnerisch möglich und würde sogar eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Landtag stellen. Dies könnte den beiden Parteien erheblichen Spielraum für weitreichende Gesetzesänderungen bieten. Eine andere mögliche Konstellation wäre eine Koalition zwischen der CDU und dem BSW, die ebenfalls eine Mehrheit sichern würde. Selbst hypothetische Dreierkoalitionen zwischen AfD, BSW und einer weiteren Partei wie SPD oder Grünen sind denkbar.

In der Gesundheitspolitik zeigt sich ein breites Spektrum an Positionen. Die CDU setzt sich für die Stärkung Sachsens als Standort der pharmazeutischen Industrie ein und will die flächendeckende Versorgung durch Vor-Ort-Apotheken sichern. Auch die Ausweitung der pharmazeutischen Dienstleistungen sowie die Erhöhung der Studienplätze in medizinischen Berufen stehen auf ihrer Agenda.

Die AfD hingegen erwähnt Apotheken lediglich im Kontext der Telemedizin, während das BSW in seinem Programm keinerlei gesundheitspolitische Positionen formuliert. Die Grünen möchten die Rolle der Apotheker stärken, indem sie ihnen durch erweiterte Dienstleistungen neue Kompetenzen zuweisen. Die Linke konzentriert sich auf eine sektorenübergreifende Gesundheitsversorgung, lässt jedoch die Apotheken unberücksichtigt. Die FDP hingegen betont die Bedeutung inhabergeführter Apotheken und spricht sich für den Erhalt des Fremdbesitzverbots aus.

In Anbetracht dieser Entwicklungen sind die Apothekerinnen und Apotheker in Sachsen aufgerufen, sich an der Wahl zu beteiligen und die Programme der Parteien sorgfältig zu prüfen. Die bevorstehenden politischen Veränderungen könnten weitreichende Auswirkungen auf ihre Berufsgruppe und die allgemeine Gesundheitsversorgung haben.

Die bevorstehende Landtagswahl in Sachsen offenbart nicht nur einen möglichen politischen Erdrutsch, sondern auch eine besorgniserregende Tendenz zur Verdrängung sachlicher Debatten durch populistische Parolen. Besonders alarmierend ist die Aussicht auf eine mögliche Regierungsbeteiligung der AfD, deren Positionen in vielen Bereichen, insbesondere der Gesundheitspolitik, kaum konkrete Lösungen bieten. Der schwache Bezug zu apothekenrelevanten Themen in den Programmen der anderen Parteien verdeutlicht zudem, wie wenig Aufmerksamkeit der lokalen Gesundheitsversorgung im politischen Diskurs gewidmet wird.

Es ist beunruhigend, dass gerade in einem so sensiblen Bereich wie der Gesundheitspolitik einige Parteien offenbar keine klare Agenda verfolgen. Dabei sind Apotheken ein elementarer Bestandteil der flächendeckenden Versorgung, insbesondere in ländlichen Regionen. Der Verzicht auf eine gezielte Förderung dieses Sektors könnte langfristig negative Folgen für die Gesundheitsversorgung der Bürger haben.

Diese Wahl bietet den Apothekern in Sachsen eine Gelegenheit, ein deutliches Zeichen zu setzen. Sie sollten sich nicht nur von populistischen Versprechungen blenden lassen, sondern die langfristigen Auswirkungen auf ihre Berufsgruppe und die Qualität der Versorgung im Blick behalten. Es ist an der Zeit, dass die Gesundheitspolitik wieder in den Mittelpunkt der politischen Diskussion rückt – nicht als Randthema, sondern als zentrales Anliegen, das die Lebensqualität aller Bürger betrifft.

Thüringen wählt: Welche Zukunft erwartet die Apotheken?

Am kommenden Sonntag stehen in den ostdeutschen Bundesländern Sachsen und Thüringen richtungsweisende Landtagswahlen an. Insbesondere die Zukunft der Apotheken, ein zentraler Bestandteil der Gesundheitsversorgung, wird in den Wahlprogrammen der Parteien thematisiert. Die Positionen der Parteien zu diesem Thema könnten entscheidend dafür sein, wie die gesundheitspolitische Landschaft in Thüringen und Sachsen in den kommenden Jahren gestaltet wird.

Die AfD, die in den jüngsten Umfragen in Thüringen mit knapp 30 Prozent führt, nimmt Apotheken nicht explizit in ihr Programm auf. Ihr Fokus liegt auf der Bekämpfung des Ärztemangels durch die Schaffung neuer Studienplätze und eine bevorzugte Vergabe an „Landeskinder“. Die Partei lehnt zudem die Legalisierung von Cannabis zu Genusszwecken ab und kritisiert scharf die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie.

Die CDU setzt auf ein Versprechen der Erreichbarkeit: Innerhalb von 20 Minuten soll jeder Bürger eine Arztpraxis und eine Apotheke erreichen können. Um dies zu gewährleisten, plant die Partei, Studienplätze in Medizin, Zahnmedizin und Pharmazie gezielt an Bewerber zu vergeben, die sich verpflichten, später in Thüringen zu arbeiten. Zudem möchte die CDU die Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apothekern intensivieren, unter anderem durch eine dauerhafte Implementierung des ARMIN-Projekts, das die Arzneimitteltherapiesicherheit verbessern soll.

Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), das ebenfalls um die Gunst der Wähler buhlt, thematisiert Apotheken nicht direkt. Die Partei legt ihren Schwerpunkt auf die Bindung von Ärzten an Thüringen durch Förderprogramme und die Reduktion der Anzahl der Krankenkassen, um Verwaltungskosten zu senken.

Die Linkspartei, die derzeit den Ministerpräsidenten in Thüringen stellt, setzt auf Maßnahmen gegen das Apothekensterben. Die Partei verweist auf die Erfolge ihrer bisherigen Regierungsarbeit, darunter Förderungen von bis zu 40.000 Euro für die Neugründung von Praxen und Apotheken. Zudem fordert sie eine Erhöhung der Studienplätze im Bereich Pharmazie.

Die SPD unterstützt ebenfalls Maßnahmen zur Förderung von Apotheken und Arztpraxen, besonders im ländlichen Raum. Sie sieht den Ausbau des Instituts für Pharmazie in Jena als wichtiges Projekt, um die Niederlassung von Apotheken zu fördern.

Die Grünen fordern ebenfalls den Erhalt von Apotheken im ländlichen Raum und setzen sich für den Ausbau der Telematikinfrastruktur ein, um eine bessere Vernetzung der Gesundheitsdienstleister zu gewährleisten.

Die FDP möchte, im Falle eines Wiedereinzugs in den Landtag, die Studiengebühren für Medizinstudiengänge abschaffen, sofern Absolventen sich verpflichten, nach ihrem Studium für mindestens fünf Jahre in Thüringen zu arbeiten.

Die Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen könnten die politische Landschaft in Deutschland nachhaltig beeinflussen, insbesondere mit Blick auf die Bundestagswahl im kommenden Jahr. Die Positionen der Parteien zur Zukunft der Apotheken und zur Gesundheitsversorgung insgesamt werden dabei eine wichtige Rolle spielen.

Die Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen sind nicht nur ein regionales Ereignis, sondern könnten weitreichende Konsequenzen für die politische Zukunft Deutschlands haben. Die Apothekenpolitik, obwohl oft im Schatten größerer Themen wie Migration oder Wirtschaftspolitik stehend, ist ein entscheidender Faktor für die Lebensqualität der Bürger, insbesondere im ländlichen Raum.

Die Parteien zeigen in ihren Wahlprogrammen unterschiedliche Ansätze, wie sie die Gesundheitsversorgung verbessern und Apotheken vor dem Aussterben bewahren wollen. Die CDU setzt auf eine Kombination aus Erreichbarkeit und gezielter Förderung, während Die Linke mit direkten Maßnahmen gegen das Apothekensterben punktet. Die Grünen und die FDP setzen auf strukturelle Verbesserungen und finanzielle Anreize, um den Beruf attraktiver zu machen.

Besorgniserregend ist allerdings das Fehlen einer klaren Apothekenpolitik bei Parteien wie der AfD und dem BSW. Angesichts des demografischen Wandels und des zunehmenden Ärztemangels ist es fahrlässig, diesen Bereich zu vernachlässigen. Eine funktionierende Gesundheitsversorgung ist das Rückgrat einer stabilen Gesellschaft – und Apotheken sind ein zentraler Bestandteil davon.

Die Wahlen am Sonntag werden zeigen, welche Vision die Wähler für die Zukunft ihrer Gesundheitsversorgung bevorzugen. Es bleibt zu hoffen, dass die neu gewählten Vertreter ihre Versprechen einlösen und die Apothekenlandschaft in Thüringen und Sachsen sichern und stärken. Denn ohne eine flächendeckende, gut funktionierende Apothekenversorgung droht insbesondere der ländliche Raum weiter abgehängt zu werden.

Tragischer Verlust: Apothekerin unter den Opfern des Anschlags in Solingen

Am vergangenen Freitag erschütterte ein mutmaßlich islamistisch motivierter Anschlag die Stadt Solingen. Unter den drei Todesopfern des tragischen Vorfalls befindet sich auch die 56-jährige Apothekerin Ines Wallusch. Die Apothekerkammer Nordrhein (AKNR) bestätigte diese traurige Nachricht und drückte auf ihrer Webseite ihre tiefe Trauer aus.

Ines Wallusch, geboren 1967, erhielt 1992 ihre Approbation und widmete sich seither mit großer Hingabe ihrer beruflichen Laufbahn. Sie setzte sich unermüdlich für die Gesundheit und das Wohl der Menschen in ihrer Region ein. Die AKNR würdigte Wallusch in einer Trauermeldung als geschätzte Kollegin, deren Engagement und Menschlichkeit nachhaltig in Erinnerung bleiben werden.

Der Angriff ereignete sich während eines Stadtfests in Solingen, bei dem neben den drei Todesopfern auch acht weitere Menschen verletzt wurden. Bereits am darauffolgenden Samstag nahm die Polizei drei Verdächtige fest, darunter den mutmaßlichen Haupttäter, einen 26-jährigen Mann syrischer Herkunft. Die Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ hat mittlerweile die Verantwortung für den Anschlag übernommen.

In ihrer Stellungnahme brachte die Apothekerkammer Nordrhein ihr tief empfundenes Mitgefühl für die Familie und die Angehörigen von Ines Wallusch zum Ausdruck. Der Verlust trifft nicht nur die Familie schwer, sondern auch die Apothekerschaft in Nordrhein und darüber hinaus.

Der Anschlag in Solingen ist eine schreckliche Erinnerung daran, wie fragil unsere Sicherheit in einer zunehmend polarisierten Welt geworden ist. Die Brutalität des Angriffs zeigt, dass extremistisches Gedankengut keine Grenzen kennt und auch die unscheinbarsten Momente unseres Alltags zerstören kann.

Ines Wallusch war nicht nur eine erfahrene Apothekerin, sondern auch ein wertvolles Mitglied ihrer Gemeinschaft, das sich unermüdlich für das Wohl anderer eingesetzt hat. Ihr gewaltsamer Tod ist nicht nur ein schmerzlicher Verlust für ihre Familie und Freunde, sondern auch für eine Gesellschaft, die Menschen wie sie dringend braucht.

Es ist wichtig, dass wir als Gemeinschaft zusammenstehen und solche Ereignisse nicht als Normalität hinnehmen. Gleichzeitig müssen wir uns fragen, wie wir besser verhindern können, dass radikale Ideologien in unserer Gesellschaft Fuß fassen. Der Kampf gegen Extremismus ist nicht nur eine Aufgabe der Sicherheitsbehörden, sondern erfordert die Wachsamkeit und den Einsatz eines jeden von uns.

Wir dürfen den Mut und die Menschlichkeit nicht verlieren, die Menschen wie Ines Wallusch täglich in ihrem Beruf und Leben gezeigt haben. Ihr Andenken sollte uns daran erinnern, dass Mitgefühl und Engagement stärker sind als jede Form von Hass.

Lieferengpassgesetz: Apotheken weiterhin überlastet

Das im letzten Jahr eingeführte Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) zeigt bislang kaum Wirkung. Diese ernüchternde Einschätzung äußerte Mathias Arnold, Vizepräsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA), im Gespräch mit dem ABDA-Newsroom. Laut Arnold müssen die Apothekenteams in Deutschland weiterhin jährlich mehrere Millionen Stunden Mehrarbeit leisten, um trotz der anhaltenden Lieferengpässe die Versorgung der Patientinnen und Patienten sicherzustellen. Das Gesetz, das ursprünglich dazu gedacht war, die Verfügbarkeit von Medikamenten zu verbessern, habe diese Belastungen bisher nicht signifikant reduziert.

Bereits im Februar hatte eine Umfrage unter Apothekeninhaberinnen und -inhabern gezeigt, dass wenig Hoffnung auf eine rasche Besserung der Lage besteht. Die Befragten äußerten sich skeptisch darüber, ob das ALBVVG tatsächlich ein geeignetes Mittel zur Bekämpfung der Lieferengpässe ist. Viele Apothekerinnen und Apotheker fühlen sich im Stich gelassen und beklagen den erheblichen Mehraufwand, der durch die Suche nach Ersatzpräparaten entsteht.

Besonders besorgniserregend ist die Situation im Hinblick auf die bevorstehende Erkältungssaison im Herbst. Arnold wies darauf hin, dass die Verfügbarkeit von Kinderarzneimitteln derzeit ungewiss ist. Die Nachfrage nach diesen Medikamenten hänge stark vom Infektionsgeschehen ab und sei schwer vorherzusagen. Arnold fordert in diesem Zusammenhang mehr Entscheidungsfreiheit für Apotheken vor Ort, damit sie schneller auf Engpässe reagieren können, ohne sich in bürokratischen Auseinandersetzungen mit den Krankenkassen zu verlieren.

In einem weiteren Punkt übte Arnold Kritik an den Reformplänen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Die geplanten Änderungen im Apothekenwesen müssten die Apotheken stärken und nicht schwächen, betonte er. Statt einer Absenkung des Versorgungsniveaus fordert Arnold eine pharmazeutische Aufwertung, eine Reduzierung der Bürokratie sowie eine Erhöhung der Honorare für alle Apotheken. Diese Maßnahmen seien notwendig, um die Rolle der Apotheken in der Gesundheitsversorgung nachhaltig zu sichern und zu stärken.

Das Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz sollte ein dringend notwendiges Instrument sein, um den wachsenden Problemen der Arzneimittelversorgung zu begegnen. Doch die Realität sieht anders aus: Die Apothekerinnen und Apotheker in Deutschland stehen weiterhin vor enormen Herausforderungen, die durch das Gesetz nicht ausreichend adressiert werden.

Die zusätzlichen Millionen Arbeitsstunden, die Apothekenteams jährlich aufbringen müssen, um die Versorgung trotz fehlender Medikamente sicherzustellen, sind ein deutliches Zeichen dafür, dass das ALBVVG bisher sein Ziel verfehlt hat. Die Belastungen für die Apotheken sind enorm, und die Aussicht auf eine Besserung ist düster. Es scheint, als ob das Gesetz mehr ein Placebo als eine echte Lösung ist.

Besonders problematisch wird die Situation, wenn man an die bevorstehende Erkältungssaison denkt, in der insbesondere Kinderarzneimittel knapp werden könnten. Wenn Apotheken weiterhin mit bürokratischen Hürden zu kämpfen haben und nicht die notwendige Entscheidungsfreiheit erhalten, um flexibel auf solche Engpässe zu reagieren, wird das Gesundheitssystem an einer seiner wichtigsten Stellen empfindlich geschwächt.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach muss seine Reformpläne gründlich überdenken. Statt das Apothekenwesen weiter zu schwächen, sollte er die wertvolle Rolle der Apotheken in der Gesundheitsversorgung anerkennen und stärken. Bürokratieabbau und eine angemessene Honorierung sind keine Luxusforderungen, sondern notwendige Schritte, um die Versorgungssicherheit in Deutschland zu gewährleisten.

Das ALBVVG in seiner jetzigen Form ist unzureichend. Es braucht eine Politik, die den Bedürfnissen der Menschen gerecht wird – und dazu gehört vor allem eine starke und gut ausgestattete Apothekenlandschaft.

Umbau im Untergrund: Eine Apotheke wird zum modernen Gesundheitszentrum

Nach einer umfangreichen Renovierungsphase hat die Dr. Beckers Central-Apotheke, gelegen im unterirdischen Stachus-Untergeschoss, ihr neues, zeitgemäßes Gesicht enthüllt. Die Umgestaltung, die im August 2023 begann und knapp ein Jahr später abgeschlossen wurde, war eine Reaktion auf die veränderten Bedürfnisse der Kundschaft sowie die Erfahrungen aus der Corona-Pandemie. Die Apotheke, eine der größten unterirdischen Apotheken Deutschlands, wurde von den Inhabern Roman Götz und Marcel Becker in einen modernen Gesundheitsort transformiert.

Die Entscheidung zum Umbau fiel nicht leicht, war jedoch notwendig. Die Apotheke, die 1970 von Dr. Dr. Helmut Becker gegründet wurde, ist in den letzten Jahrzehnten mit den Veränderungen in der Arbeits- und Einkaufswelt konfrontiert worden. Der zunehmende Leerstand in den Stachus-Passagen und die sinkende Kundenfrequenz während der Pandemie waren dabei ausschlaggebende Faktoren. Die Inhaber erkannten die Notwendigkeit, die Apotheke neu zu positionieren – weg vom klassischen Bild einer Apotheke als „Haus der Krankheit“ hin zu einem „Haus der Gesundheit“.

Der Umbau stellte dabei eine besondere Herausforderung dar, da die Apotheke schlauchförmig und ohne Tageslicht tief unter der Erde liegt. Ziel der Umgestaltung war es, kleine Räume und Inseln zu schaffen, die sowohl für pharmazeutische Dienstleistungen als auch für den klassischen Verkauf genutzt werden können. Trotz der räumlichen Enge sollte die Offizin offen und einladend wirken.

Besonderes Augenmerk lag auf der Gestaltung des Eingangsbereichs, der als „Visitenkarte“ der Apotheke fungiert. Der Haupteingang, der den Großteil der Kundenströme aufnimmt, wurde produktfrei und beruhigend gestaltet. Zwei humanoide Roboter sollen die Kunden willkommen heißen und bei der Orientierung unterstützen. Die Beleuchtung spielt ebenfalls eine zentrale Rolle: Sie wurde so konzipiert, dass sie den Raum optisch in die Tiefe führt und eine angenehme Atmosphäre schafft.

Neben den funktionalen Aspekten stand auch das Wohlbefinden der Kunden im Fokus. So wurde eine Ruhezone eingerichtet, die den Kunden eine kurze Auszeit vom hektischen Stadtleben ermöglicht. Hier können sie in einem akustisch abgeschotteten Raum entspannen und sich von beruhigenden Naturbildern inspirieren lassen.

Die Umgestaltung der Dr. Beckers Central-Apotheke war eine Operation am offenen Herzen. Trotz der laufenden Bauarbeiten blieb die Apotheke geöffnet, was für das Team vor Ort eine erhebliche Belastung darstellte. Dennoch konnte der Umbau erfolgreich abgeschlossen und die Apotheke modern und zukunftsorientiert neu aufgestellt werden.

Der Umbau der Dr. Beckers Central-Apotheke ist ein beeindruckendes Beispiel für die notwendige Modernisierung des Apothekenwesens in Deutschland. In einer Zeit, in der der stationäre Handel zunehmend unter Druck gerät, haben Roman Götz und Marcel Becker den Mut bewiesen, neue Wege zu gehen und ihre Apotheke konsequent an den veränderten Bedürfnissen der Kundschaft auszurichten.

Die Transformation der Apotheke zu einem Ort, der nicht nur Heilung, sondern auch Prävention und Wohlbefinden in den Mittelpunkt stellt, ist zukunftsweisend. Besonders hervorzuheben ist die innovative Nutzung der räumlichen Gegebenheiten im Untergrund. Die gelungene Kombination aus modernster Technologie, wie den humanoiden Robotern, und einem durchdachten Designkonzept, das auf Ruhe und Entspannung setzt, zeigt, dass Apotheken weit mehr sein können als bloße Medikamentenverkaufsstellen.

Der Umbau war nicht nur eine bauliche, sondern auch eine konzeptionelle Neuausrichtung. Die Apotheke hat sich von einem reinen Dienstleister für kranke Menschen zu einem umfassenden Gesundheitszentrum entwickelt. Dies ist ein Modell, das Schule machen könnte – und vielleicht sogar sollte.

Insgesamt ist die Neugestaltung der Dr. Beckers Central-Apotheke nicht nur eine Reaktion auf aktuelle Herausforderungen, sondern ein visionäres Projekt, das zeigt, wie Apotheken im 21. Jahrhundert aussehen und funktionieren können. Roman Götz und Marcel Becker haben bewiesen, dass es möglich ist, Tradition und Innovation erfolgreich zu vereinen. Es bleibt zu hoffen, dass dieser Mut zur Veränderung auch in anderen Bereichen des Apothekenwesens Nachahmer findet.

Schicksalswahl: CDU setzt auf 20-Minuten-Versprechen für ländliche Gesundheitsversorgung

In wenigen Tagen richten sich alle Augen auf Sachsen und Thüringen, wo am 1. September neue Landtage gewählt werden. Die Wahl könnte eine politische Zäsur bedeuten, da Umfragen einen möglichen Wahlsieg der AfD prognostizieren, die in beiden Bundesländern als rechtsextrem eingestuft wird. Ein Erstarken der AfD könnte das politische Gefüge in den Landtagen erheblich verändern und die Frage nach zukünftigen Koalitionen aufwerfen.

Während bundespolitische Themen wie Asyl und Migration oder der Ukrainekrieg im Wahlkampf präsent sind, stehen auf landespolitischer Ebene besonders die demografische Entwicklung und die Gesundheitsversorgung im Fokus. Vor allem die Sicherstellung der medizinischen und pharmazeutischen Versorgung in ländlichen Regionen wird von den Parteien thematisiert.

Die Linke in Thüringen sieht in der Anpassung der Gesundheitspolitik an den demografischen Wandel eine zentrale Aufgabe. Mit Fördermaßnahmen für die Niederlassung von (Zahn-)Medizinern und Pharmazeuten sowie der Erhöhung der Pharmazie-Studienplätze in Jena will sie das Apothekensterben stoppen und die medizinische Versorgung sichern.

Die CDU Thüringen setzt auf ihr "20-Minuten-Versprechen", wonach Arztpraxen und Apotheken innerhalb von 20 Minuten erreichbar sein sollen. Dieses Ziel soll durch eine gezielte Vergabe von Studienplätzen an Bewerber erreicht werden, die sich zur Niederlassung in unterversorgten Gebieten verpflichten. Die CDU möchte zudem die Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apothekern im Rahmen der Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen (ARMIN) ausbauen.

Auch die SPD Thüringen plant Maßnahmen zur Förderung der Niederlassung von Gesundheitsberufen auf dem Land und unterstützt den Neubau des Instituts für Pharmazie in Jena. Die Grünen setzen auf Fachkräfteoffensiven und den Ausbau telemedizinischer Angebote, um die Versorgung in ländlichen Regionen zu sichern.

Die FDP Thüringen befasst sich besonders intensiv mit der Gesundheitsversorgung. Sie plädiert für eine verbesserte Vergütung der Apothekenleistungen und den Ausbau der telemedizinischen Infrastruktur. Auch in Sachsen stehen ähnliche Themen im Vordergrund. Die CDU will die flächendeckende Versorgung durch Apotheken sicherstellen und die Pharmazieausbildung in Leipzig ausbauen. Die Grünen setzen auf eine stärkere Einbindung der Apotheker in die Patientenversorgung, während die FDP die Apotheken als zentrale Garanten der wohnortnahen Versorgung sieht.

Die AfD konzentriert sich auf die Erhöhung der Medizinstudienplätze und die Förderung alternativer Versorgungsangebote wie medizinischer Versorgungszentren. Das Bündnis Sahra Wagenknecht und die Freien Wähler setzen vor allem auf die Sicherstellung der Versorgung und mobile Angebote in ländlichen Gebieten.

Die Wahl am 1. September wird zeigen, welche Konzepte die Wähler überzeugen können und wie die zukünftige Gesundheitsversorgung in Sachsen und Thüringen gestaltet wird.

Die bevorstehenden Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen könnten als Meilenstein in die Geschichte eingehen. Während die Möglichkeit eines Erstarkens der AfD die politische Landschaft erschüttern könnte, rückt ein Thema in den Hintergrund, das für die Zukunft der Bürger in diesen Bundesländern von zentraler Bedeutung ist: die Gesundheitsversorgung, insbesondere in ländlichen Regionen.

Alle Parteien betonen die Notwendigkeit, die medizinische und pharmazeutische Versorgung auf dem Land zu sichern. Doch es bleibt die Frage, ob die vorgeschlagenen Maßnahmen tatsächlich ausreichen, um den Herausforderungen des demografischen Wandels und der Abwanderung zu begegnen. Das "20-Minuten-Versprechen" der CDU klingt ambitioniert, aber wie realistisch ist es angesichts der aktuellen Personal- und Ressourcensituation im Gesundheitswesen? Auch die Pläne der Linken zur Niederlassungsförderung sind lobenswert, doch wie effektiv sind finanzielle Anreize, wenn es gleichzeitig an strukturellen Verbesserungen mangelt?

Besonders bemerkenswert ist der umfassende Ansatz der FDP, die eine verbesserte Vergütung der Apothekenleistungen und den Ausbau der telemedizinischen Infrastruktur fordert. Diese Vorschläge könnten tatsächlich dazu beitragen, die Attraktivität des Berufsstands zu erhöhen und die Versorgung in unterversorgten Regionen zu verbessern.

Doch letztlich müssen sich alle Parteien die Frage gefallen lassen, ob sie den ländlichen Raum nicht bereits zu lange vernachlässigt haben. Jetzt, wo die Wahlen anstehen, häufen sich die Versprechen und Maßnahmenvorschläge. Die Herausforderung wird sein, diese nach der Wahl auch tatsächlich umzusetzen und nicht als leere Wahlkampfversprechen im Raum stehen zu lassen.

Die Wähler haben am 1. September die Wahl zwischen verschiedenen Konzepten zur Gesundheitsversorgung. Entscheidend wird sein, welche Partei das Vertrauen der Bürger gewinnen kann, um die dringend benötigten Verbesserungen tatsächlich in die Tat umzusetzen. Es bleibt zu hoffen, dass die Gesundheitspolitik nach der Wahl die Priorität erhält, die sie verdient.

Defizitäre Apotheken: Keine Seltenheit, aber eine Bedrohung für die regionale Versorgung

Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Stefan Schwartze, besuchte kürzlich den Kreis Herford, um sich ein umfassendes Bild von der wirtschaftlichen Lage der Apotheken in der Region zu machen. Dabei wurde deutlich, dass viele Apotheken mit erheblichen finanziellen Problemen zu kämpfen haben. Besonders alarmierend ist die Situation einer Apotheke im Kreis Herford, die bereits defizitär arbeitet. Sollte diese Apotheke schließen müssen, hätte dies gravierende Folgen für die regionale Gesundheitsversorgung, wie Jens Kosmiky, Vorsitzender der Bezirksgruppe Herford im Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL), betonte.

Kosmiky machte deutlich, dass die Schließung der betroffenen Apotheke eine "Katastrophe für die Region" bedeuten würde. Um dies zu verhindern, wird die Apotheke derzeit durch Quersubventionen von anderen Standorten am Leben gehalten. Dieses Beispiel steht sinnbildlich für die prekäre Lage vieler Apotheken in Westfalen-Lippe und darüber hinaus.

Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten vieler Apotheken lassen sich auf verschiedene Faktoren zurückführen. Seit über 20 Jahren wurde das Fixum, also der feste Honoraranteil für Apotheken, nicht angepasst, obwohl die Sach- und Personalkosten sowie die Inflation kontinuierlich gestiegen sind. Laut Kosmiky sind mittlerweile 10 Prozent der Apotheken defizitär, während ein Drittel der Apotheken in Deutschland wirtschaftlich gefährdet ist.

Zusätzlich zu den bestehenden Problemen könnte die geplante Reform des Apothekenhonorars durch das Bundesgesundheitsministerium (BMG) die Situation weiter verschärfen. Das im Apotheken-Reformgesetz (ApoRG) vorgesehene Modell sieht vor, das Fixum schrittweise zu erhöhen, gleichzeitig jedoch den variablen Honoraranteil zu kürzen. Diese Maßnahme soll angeblich kleineren Apotheken helfen, könnte jedoch laut Kosmiky und dem Kreisvertrauensapotheker Edward Mosch zu einer weiteren Verschlechterung der finanziellen Lage vieler Apotheken führen.

Besonders kritisch wird auch die geplante Änderung der Anwesenheitspflicht von approbierten Apothekern gesehen. Nach den Plänen des BMG sollen Apotheker künftig nur noch stundenweise in der Offizin anwesend sein müssen, während die Leitung der Apotheke in der übrigen Zeit einer pharmazeutisch-technischen Assistentin (PTA) übertragen werden könnte. Diese Änderung könnte zu Einschränkungen bei wichtigen Dienstleistungen wie Medikationsberatungen, Impfungen und der Herstellung individueller Rezepturen führen. Auch die sichere Versorgung mit Betäubungsmitteln sowie Nacht- und Notdienste könnten betroffen sein.

Stefan Schwartze zeigte sich besorgt über die geschilderten Probleme und kündigte an, die Sorgen und Bedenken der Apotheker in die politischen Beratungen in Berlin einzubringen.

Die wirtschaftliche Notlage vieler Apotheken in Deutschland ist ein alarmierendes Signal, das nicht länger ignoriert werden darf. Apotheken sind eine zentrale Säule der Gesundheitsversorgung, insbesondere in ländlichen Regionen, wo sie oft die einzige Anlaufstelle für Patienten darstellen. Die Tatsache, dass mittlerweile 10 Prozent der Apotheken defizitär arbeiten und ein Drittel wirtschaftlich gefährdet ist, ist ein deutliches Zeichen dafür, dass das aktuelle System nicht mehr funktioniert.

Die geplante Reform des Apothekenhonorars durch das Bundesgesundheitsministerium mag gut gemeint sein, doch sie geht an den realen Bedürfnissen der Apotheken vorbei. Eine bloße Erhöhung des Fixums bei gleichzeitiger Kürzung des variablen Honoraranteils wird die Situation nicht verbessern, sondern voraussichtlich verschlimmern. Stattdessen braucht es eine umfassende Reform, die die wirtschaftliche Grundlage der Apotheken nachhaltig stärkt und ihre zentrale Rolle in der Gesundheitsversorgung anerkennt.

Besonders problematisch sind die Pläne, die Anwesenheitspflicht von approbierten Apothekern zu lockern. Apotheker sind nicht nur Experten für Arzneimittel, sondern auch wichtige Berater für Patienten. Ihre Abwesenheit könnte zu einer Verschlechterung der Versorgungsqualität führen und das Vertrauen der Patienten in die Apotheken nachhaltig beschädigen.

Es ist dringend notwendig, dass die Politik die Warnsignale ernst nimmt und handelt, bevor es zu spät ist. Apotheken dürfen nicht weiter unter wirtschaftlichem Druck zusammenbrechen – denn sie sind unverzichtbar für die flächendeckende Gesundheitsversorgung in Deutschland.

Mounjaro®: Neue Therapieoption mit Herausforderungen bei Handhabung und Erstattung

Der neue GIP/GLP-1-Rezeptor-Agonist Tirzepatid, enthalten im Präparat Mounjaro®, sorgt derzeit für Aufmerksamkeit in der medizinischen Fachwelt. Das von Lilly hergestellte Arzneimittel wird als KwikPen® angeboten und richtet sich vor allem an Patienten mit Typ-2-Diabetes sowie an Personen, die Unterstützung im Gewichtsmanagement benötigen. Der Hersteller informiert aktuell über mehrere relevante Themen rund um die Handhabung und Erstattungsfähigkeit des Produkts.

Jeder Mounjaro-KwikPen enthält vier Dosen des Medikaments, das einmal wöchentlich subkutan injiziert wird. Bemerkenswert ist, dass der Pen aufgrund produktionstechnischer Erfordernisse überfüllt ist. Dies bedeutet, dass nach der letzten, vierten Injektion ein Restvolumen im Pen verbleibt. Dieser Rest ist nicht für eine weitere Anwendung vorgesehen und der Pen muss nach der vierten Dosis gemäß den geltenden Vorschriften entsorgt werden.

Ein weiterer Aspekt, den Lilly hervorhebt, betrifft die Entlüftung des Pens. Ähnlich wie bei Insulinpens muss der Mounjaro-KwikPen vor der ersten Anwendung entlüftet werden, um sicherzustellen, dass die injizierte Dosis korrekt abgegeben wird. Es wird darauf hingewiesen, dass maximal acht Entlüftungsvorgänge pro Pen möglich sind. Ein übermäßiges Entlüften kann zu einer vorzeitigen Blockade des Pens führen, sodass er möglicherweise nicht mehr bis zur vierten Dosis verwendet werden kann.

Auch die Verwendung der Pen-Nadeln bedarf besonderer Aufmerksamkeit. Vor jeder Injektion ist eine neue Nadel aufzusetzen, die nach der Anwendung wieder entfernt werden muss. Damit soll verhindert werden, dass die Nadel verstopft oder Luft in den Pen eindringt. Lilly weist darauf hin, dass die Nadeln nicht im Lieferumfang des KwikPens enthalten sind und separat verschrieben werden müssen. Der Pen ist mit Nadeln kompatibel, die den international standardisierten Richtlinien entsprechen.

Ein wichtiger Punkt für Patienten ist die Erstattungsfähigkeit des Präparats. Mounjaro ist für zwei Anwendungsgebiete zugelassen: die Behandlung von Typ-2-Diabetes und das Gewichtsmanagement. Während das Medikament bei Typ-2-Diabetes in allen Dosierungen vollständig verordnungs- und erstattungsfähig ist, gestaltet sich die Situation im Gewichtsmanagement anders. Hier wird Mounjaro als »Lifestyle-Arzneimittel« eingestuft, was einen generellen Ausschluss von der Kostenerstattung durch die Krankenkassen bedeutet. In der Lauer-Taxe ist das Präparat unabhängig von der Indikation eingetragen, mit dem Hinweis auf den Erstattungsausschluss für Lifestyle-Arzneimittel, außer bei Typ-2-Diabetes.

Die aktuelle Diskussion rund um Mounjaro zeigt, wie komplex die Handhabung und Erstattungsfähigkeit moderner Arzneimittel sein kann. Für Patienten und Fachkräfte ist es entscheidend, sich umfassend über die korrekte Anwendung und die finanziellen Aspekte zu informieren, um die bestmögliche Versorgung zu gewährleisten.

Die Einführung von Mounjaro® als neue Therapieoption für Patienten mit Typ-2-Diabetes und für das Gewichtsmanagement ist zweifellos ein Fortschritt in der modernen Medizin. Doch bei aller Begeisterung über die innovativen Möglichkeiten, die der GIP/GLP-1-Rezeptor-Agonist Tirzepatid bietet, zeigt sich einmal mehr, dass der Teufel im Detail steckt.

Der Umstand, dass der Pen überfüllt ist und nach der letzten Dosis ein Restvolumen verbleibt, mag aus produktionstechnischer Sicht verständlich sein, könnte jedoch bei Patienten zu Verwirrung und Unsicherheiten führen. Ähnlich verhält es sich mit der Entlüftung des Pens – eine notwendige, aber potenziell fehleranfällige Prozedur, die bei unsachgemäßer Durchführung den gesamten Behandlungsverlauf beeinträchtigen kann.

Besonders kritisch ist die Frage der Erstattungsfähigkeit. Während Patienten mit Typ-2-Diabetes von der vollen Kostenerstattung profitieren, bleibt vielen, die Mounjaro für das Gewichtsmanagement nutzen möchten, diese Option verwehrt. Dies offenbart ein grundlegendes Problem in der Kategorisierung von Arzneimitteln: Die Grenze zwischen medizinischer Notwendigkeit und Lifestyle-Produkt ist fließend und wird oft zu Lasten der Patienten gezogen, die auf solche Therapien angewiesen sind.

Die Diskussion um Mounjaro zeigt, wie wichtig es ist, die Bedürfnisse der Patienten ins Zentrum zu stellen. Es bleibt zu hoffen, dass in Zukunft mehr Klarheit und Fairness in der Erstattungsfrage geschaffen wird, um allen Patienten den Zugang zu innovativen Therapien zu ermöglichen, die ihr Leben verbessern können.

Dosierprobleme bei Opiumtinktur: AMK fordert bessere Patientensicherheit

Mehrere Apotheken haben der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) Probleme bei der Dosierung von Opiumtinktur gemeldet, die zur Behandlung schwerer Durchfälle eingesetzt wird. Das Medikament, das tropfenweise eingenommen wird, zeigte nach längerer Anwendung Schwankungen in Tropfengröße und -geschwindigkeit, wodurch eine präzise Dosierung erschwert wurde. Diese Unregelmäßigkeiten bergen das Risiko schwerwiegender Nebenwirkungen wie Atemdepression und Schläfrigkeit, warnt die AMK.

Um die gemeldeten Probleme zu überprüfen, beauftragte die AMK das Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker (ZL) mit der Untersuchung von Proben aus verschiedenen Apotheken. Die Ergebnisse bestätigten, dass die Dosierung über eine Tropfmontur während der vierwöchigen Haltbarkeitsfrist nach Anbruch der Flasche keine ausreichende Dosiergenauigkeit gewährleistet. Besonders bei einem Betäubungsmittel wie der Opiumtinktur, das in der Regel eine sehr genaue Dosierung erfordert, stellt dies ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar.

Die AMK hat daraufhin empfohlen, stabilere Dosiersysteme wie Dosierpumpen, Kolbenpipetten oder Oralspritzen mit SI-Einheiten zu verwenden, um die Genauigkeit der Dosierung zu verbessern und die Patientensicherheit zu erhöhen. Bisher hat sich der Hersteller des Präparats nicht zu einer möglichen Anpassung der Dosierhilfe geäußert. Lediglich ein Hinweis, die Flasche in der geschlossenen Hand zu erwärmen, um die Tropfgeschwindigkeit zu regulieren, wurde gegeben – dieser fehlt jedoch in der offiziellen Gebrauchsinformation, was die AMK zu einer Aktualisierungsforderung veranlasste.

Professor Dr. Martin Schulz, Vorsitzender der AMK, betonte in einer Pressemitteilung der ABDA die Notwendigkeit, dass sich Patientinnen und Patienten in Apotheken zur korrekten Anwendung der Opiumtinktur beraten lassen. Zugleich ruft er die Apotheken dazu auf, potenzielle Nebenwirkungen und Anwendungsprobleme an die AMK zu melden. Laut dem Deutschen Arzneiprüfungsinstitut (DAPI) wurden im Jahr 2023 etwa 39.000 Packungen Opiumtinktur für gesetzlich Versicherte verordnet, was die Dringlichkeit einer sicheren Dosierung unterstreicht.

Die Berichte über Dosierungsprobleme bei Opiumtinktur werfen ein Schlaglicht auf die kritische Bedeutung von Präzision bei der Anwendung von Betäubungsmitteln. In einer Zeit, in der Patientensicherheit höchste Priorität haben sollte, sind Schwankungen in der Dosierung eines so potenten Arzneimittels inakzeptabel. Es ist beunruhigend, dass der Hersteller bisher keine konkreten Schritte zur Verbesserung der Dosiergenauigkeit unternommen hat, obwohl die Risiken bekannt sind.

Die Empfehlung der AMK, stabilere Dosiersysteme einzusetzen, ist mehr als gerechtfertigt und sollte von allen Beteiligten ernst genommen werden. Die Verantwortung liegt nun bei Apotheken und Ärzten, ihre Patienten umfassend zu informieren und auf mögliche Gefahren hinzuweisen. Doch auch der Hersteller steht in der Pflicht, zügig auf die Problematik zu reagieren und sicherzustellen, dass das Medikament den höchsten Sicherheitsstandards entspricht.

Diese Situation zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, auf Qualitätsmängel in der Arzneimittelversorgung schnell und entschieden zu reagieren. Nur so kann das Vertrauen der Patienten in die Sicherheit ihrer Medikamente langfristig erhalten bleiben. Es bleibt zu hoffen, dass die notwendigen Änderungen rasch umgesetzt werden, bevor es zu ernsthaften Zwischenfällen kommt.

Skalpell und Kochlöffel: Präzision trifft Kulinarik

In einem einzigartigen Zusammenspiel von Medizin und Kulinarik haben der Sternekoch Fredrik Berselius und der Herzchirurg Dr. Nirav C. Patel ein außergewöhnliches Kochbuch veröffentlicht, das die Kunstfertigkeit beider Disziplinen auf eine innovative Weise vereint. Das Buch richtet sich sowohl an Mediziner als auch an Kochenthusiasten und zeigt auf, wie die Fertigkeiten eines Chirurgen in der Küche nicht nur sinnvoll angewendet, sondern auch weiterentwickelt werden können.

Das Werk betont die Bedeutung von Präzision, Sorgfalt und motorischer Finesse, die sowohl am OP-Tisch als auch in der Küche unabdingbar sind. Die Autoren heben hervor, dass sorgfältige Vorbereitung, ein durchdachtes Zeitmanagement und die Vermeidung von Kontaminationen wesentliche Elemente in beiden Berufen darstellen. Jede Seite des Buches zielt darauf ab, die Geschicklichkeit, das Urteilsvermögen und die Tastsensibilität der Leser zu schulen – mit praktischen Übungen, die direkt aus der medizinischen Praxis entlehnt sind.

Zu den innovativen Rezepten gehören etwa gefüllte Hähnchenflügel, bei denen das Skalpell zum präzisen Schneiden verwendet wird, oder eine Languste, in die mit einer Spritze Aromastoffe injiziert werden. Auch chirurgische Instrumente wie Pinzetten, Nadeln und Fäden kommen in der Küche zum Einsatz. So lautet eine der Anweisungen: „Schälen Sie eine Blaubeere mit einem Skalpell, ohne das Fruchtfleisch zu verletzen.“ Eine andere fordert dazu auf, einen Orangenschnitz aufzuschneiden und anschließend wieder zuzunähen.

Das Kochbuch gibt den Lesern auch wichtige Ratschläge mit auf den Weg, die sowohl in der Küche als auch im OP von Bedeutung sind: „Nichts übereilen. Nicht nervös werden.“ Diese Grundsätze sollen den Anwendern helfen, die Ruhe zu bewahren und die Kontrolle über ihre Handlungen zu behalten – egal, ob es sich um eine komplizierte Operation oder ein anspruchsvolles Gericht handelt.

Mit dieser Veröffentlichung bieten Berselius und Patel eine inspirierende Perspektive auf die Verbindung zweier hochspezialisierter Berufe. Ihr gemeinsames Ziel ist es, Mediziner dazu zu ermutigen, ihre Fähigkeiten auch in anderen Bereichen des Lebens zu verfeinern, und zu zeigen, dass das Streben nach Perfektion in der Küche ebenso wertvoll sein kann wie am Operationstisch.

Das ungewöhnliche Kochbuch von Fredrik Berselius und Dr. Nirav C. Patel eröffnet eine faszinierende Perspektive auf die Überschneidung zweier Welten, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Doch wie dieser innovative Ansatz zeigt, teilen Sterneküche und Chirurgie mehr Gemeinsamkeiten, als man zunächst vermuten würde. In beiden Bereichen ist Präzision der Schlüssel zum Erfolg, und die Fähigkeit, auch unter Druck ruhig und konzentriert zu arbeiten, ist unerlässlich.

Das Buch erinnert uns daran, dass handwerkliches Können universell ist und in verschiedenen Lebensbereichen Anwendung finden kann. Indem es die Leser dazu auffordert, ihre motorischen und sensorischen Fähigkeiten durch kulinarische Übungen zu schärfen, fördert es nicht nur eine neue Art des Denkens, sondern auch eine tiefere Wertschätzung für die Handwerkskunst in beiden Disziplinen.

In einer Zeit, in der Spezialisierung oft als oberstes Gebot gilt, ist es erfrischend, einen Ansatz zu sehen, der zur vielseitigen Entwicklung der eigenen Fähigkeiten ermutigt. Dieses Buch könnte sowohl für Mediziner als auch für Hobbyköche ein wertvolles Werkzeug sein – nicht nur, um ihre Fähigkeiten zu verbessern, sondern auch, um eine neue Leidenschaft für das Detail zu entdecken. Es zeigt eindrucksvoll, dass die Grenzen zwischen verschiedenen Berufen oft fließender sind, als wir glauben.

IQWiG gegen generelles Cholesterin-Screening bei Kindern: Neue Empfehlungen für gezieltes Vorgehen

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat sich gegen ein generelles Cholesterin-Screening bei Kindern und Jugendlichen zur Früherkennung von familiärer Hypercholesterinämie ausgesprochen. Diese Entscheidung basiert auf einer umfassenden Bewertung der aktuellen Studienlage, die nach Ansicht des IQWiG keinen nachweisbaren Nutzen eines solchen Screenings für die gesamte junge Bevölkerung belegen kann. Die Stellungnahme des Instituts, die am 26. August veröffentlicht wurde, könnte weitreichende Auswirkungen auf das geplante „Gesundes-Herz-Gesetz“ haben.

Familiale Hypercholesterinämie ist eine der häufigsten erblichen Stoffwechselstörungen in Deutschland. Betroffene leiden aufgrund von Genmutationen, die die Funktion des LDL-Cholesterin-Rezeptors beeinträchtigen, bereits in der Kindheit unter stark erhöhten LDL-Cholesterinwerten im Blut. Diese führen zu einem signifikant erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, einschließlich Herzinfarkten und Schlaganfällen, oft schon im jungen Erwachsenenalter.

Das „Gesundes-Herz-Gesetz“, initiiert von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), sieht ein flächendeckendes Screening aller Kinder und Jugendlichen vor, um diese gefährliche Erbkrankheit frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Hierzu sollen Blutfettuntersuchungen durchgeführt werden, die durch eine gezielte Ansprache über einen Fragebogen eingeleitet werden.

Das IQWiG betont jedoch, dass die vorliegenden Daten nicht ausreichen, um den Nutzen eines solchen Screenings bei allen Kindern und Jugendlichen zu belegen. Vielmehr sieht das Institut die Notwendigkeit, gezielt jene Kinder und Jugendlichen zu identifizieren, die aufgrund einer familiären Vorbelastung ein erhöhtes Risiko für frühzeitige Herzinfarkte und Schlaganfälle haben. Eine rechtzeitige Behandlung dieser Risikogruppe mit lipidsenkenden Statinen könnte das Risiko für spätere Herz-Kreislauf-Erkrankungen signifikant senken.

Als Alternative zu einem allgemeinen Screening schlägt das IQWiG daher ein Kaskaden-Screening vor. Dieses Verfahren konzentriert sich auf die Untersuchung von Kindern und Jugendlichen, deren Familienmitglieder bereits eine diagnostizierte familiäre Hypercholesterinämie aufweisen. Dadurch ließe sich eine effektivere Früherkennung in der besonders gefährdeten Gruppe erzielen, während unnötige Untersuchungen bei der breiten Bevölkerung vermieden würden.

Ob und in welcher Form das „Gesundes-Herz-Gesetz“ nach der Stellungnahme des IQWiG angepasst wird, bleibt abzuwarten. Die Debatte über die beste Strategie zur Früherkennung und Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen dürfte jedoch an Intensität gewinnen.

Die Entscheidung des IQWiG, sich gegen ein breites Cholesterin-Screening bei Kindern und Jugendlichen auszusprechen, ist ein wichtiger Denkanstoß in der Debatte um Präventionsmaßnahmen im Gesundheitswesen. Es zeigt, dass gut gemeinte Initiativen nicht immer den gewünschten Nutzen bringen und dass die Wissenschaftlichkeit über pauschalen Ansätzen stehen muss.

Das vorgeschlagene Kaskaden-Screening ist ein vernünftiger Kompromiss. Es berücksichtigt das individuelle Risiko und richtet den Fokus auf jene Kinder und Jugendlichen, die wirklich gefährdet sind. Dies könnte nicht nur die Effektivität der Früherkennung steigern, sondern auch die Ressourcen des Gesundheitssystems schonen.

Dennoch bleibt die Frage offen, wie Familien ohne bekannte Vorgeschichte erfasst werden können, da auch hier Risiken bestehen können, die bisher unerkannt blieben. Ein ausgewogener Ansatz, der individuelle Risikofaktoren stärker einbezieht, könnte der Schlüssel zu einer erfolgreichen Prävention sein. Ein solcher Ansatz würde nicht nur die Kosten-Nutzen-Effizienz verbessern, sondern auch die Akzeptanz in der Bevölkerung erhöhen.

Es ist nun an der Politik, diese differenzierte Perspektive in den Gesetzgebungsprozess einfließen zu lassen. Nur so kann sichergestellt werden, dass das „Gesundes-Herz-Gesetz“ nicht nur gut gemeint, sondern auch gut gemacht ist.

Wissenschaftler warnen vor möglichen Risiken beim Fastenbrechen

Fasten, insbesondere intermittierendes Fasten, wird zunehmend als gesundheitsfördernde Praxis anerkannt, die das Risiko altersbedingter Erkrankungen verringern und möglicherweise die Lebenserwartung verlängern kann. Eine aktuelle Studie, veröffentlicht im renommierten Fachjournal »Nature«, wirft jedoch ein neues Licht auf die potenziellen Gefahren, die mit dem Fastenbrechen verbunden sein könnten. Die Studie wurde von einem Forscherteam unter der Leitung von Dr. Shinya Imada und Dr. Saleh Khawaled vom David H. Koch Institute for Integrative Cancer Research am MIT in Cambridge, USA, durchgeführt.

Während Fasten dafür bekannt ist, die Regenerationsfähigkeit von Darmstammzellen zu fördern, haben die Forscher nun herausgefunden, dass diese Regeneration erst nach der Wiederaufnahme von Nahrung einsetzt. In Versuchen mit Mäusen stellten sie fest, dass die höchste Aktivität der Darmstammzellen 24 Stunden nach dem Fastenbrechen auftritt. Diese Zellen waren deutlich aktiver als diejenigen, die bei Mäusen ohne Fasten beobachtet wurden.

Die Studie zeigt jedoch auch eine beunruhigende Kehrseite: Während der Phase intensiver Zellregeneration nach dem Fastenbrechen steigt das Risiko für die Entstehung von Darmtumoren. Vor allem bei Mäusen, die nach dem Fasten Nahrung zu sich nahmen, entwickelten sich häufiger präkanzeröse Polypen. Der Verlust des Tumorsuppressorgens Apc während dieser Phase erhöhte die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung von Tumoren erheblich.

Die Forschenden betonen, dass diese Ergebnisse nicht eins zu eins auf den Menschen übertragbar sind, doch sie raten zur Vorsicht. Besonders bedenklich sei der Verzehr von mutagenen Substanzen wie verkohltem Fleisch direkt nach dem Fasten, da dies das Risiko für Krebsläsionen erhöhen könnte.

Der Studienleiter, Dr. Omer Yilmaz, wies darauf hin, dass die regenerative Wirkung des Fastens dennoch bedeutend sein könnte, beispielsweise für Menschen, die sich einer Strahlenbehandlung unterziehen, bei der die Darmschleimhaut geschädigt wird. Er betont jedoch die Notwendigkeit einer sorgfältigen Planung des Fastenbrechens, um gesundheitliche Risiken zu minimieren.

Diese Ergebnisse unterstreichen die komplexe Natur diätetischer Interventionen und die Notwendigkeit weiterer Forschung, um die Sicherheit und Wirksamkeit von Fastenpraktiken zu gewährleisten.

Die Erkenntnisse aus der jüngsten Studie zum Fastenbrechen werfen wichtige Fragen auf, die in der öffentlichen Diskussion über Fasten oft vernachlässigt werden. Während die gesundheitlichen Vorteile des Fastens weithin bekannt und anerkannt sind, zeigt diese Studie, dass der Übergang zurück zur Nahrungsaufnahme sorgfältig gesteuert werden muss. Der scheinbar einfache Akt des Essens nach dem Fasten kann, wie die Forschung zeigt, nicht nur regenerative Prozesse ankurbeln, sondern auch das Risiko für ernsthafte gesundheitliche Komplikationen erhöhen.

Besonders alarmierend ist die potenzielle Verbindung zwischen dem Fastenbrechen und einem erhöhten Darmkrebsrisiko. Diese Ergebnisse mahnen zur Vorsicht und erinnern uns daran, dass selbst gesundheitsfördernde Praktiken nicht ohne Risiken sind. Es ist entscheidend, dass wir Fasten nicht als Wundermittel betrachten, sondern als komplexe Intervention, die fundiertes Wissen und sorgfältige Planung erfordert.

Zugleich sollte die Forschung weitergeführt werden, um herauszufinden, wie diese Risiken minimiert werden können. Möglicherweise könnten gezielte Nahrungsergänzungen oder eine spezielle Diät während des Fastenbrechens die negativen Effekte abschwächen. Bis dahin bleibt es unerlässlich, dass wir Fasten mit Bedacht und unter Berücksichtigung individueller Gesundheitsrisiken angehen. Denn das Ziel sollte immer sein, den Körper zu stärken, ohne ihn unnötigen Gefahren auszusetzen.

Rückläufige HPV-Impfraten: Gefährdung der Krebsprävention bei Kindern

Die Impfrate gegen humane Papillomaviren (HPV) bei Kindern in Deutschland ist stark rückläufig. Dies geht aus dem aktuellen Arzneimittelreport 2024 der Barmer Krankenkasse hervor, der am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Der Bericht zeigt, dass etwa 40 Prozent der 14-jährigen Mädchen trotz Impfempfehlung nicht oder unvollständig gegen HPV geimpft sind. Jährlich betrifft dies rund 150.000 Mädchen. Diese Zahlen sind besonders besorgniserregend, da die HPV-Impfung nachweislich vor Gebärmutterhalskrebs und anderen Tumoren im Anogenitalbereich schützt.

Die regionalen Unterschiede sind erheblich: Während in Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg 71 bis 75 Prozent der 17-jährigen Mädchen vollständig geimpft sind, liegt die Quote in Bayern, Bremen und Baden-Württemberg nur bei 51 bis 55 Prozent. Besonders alarmierend ist der deutliche Einbruch der Impfrate gegen Ende der Coronapandemie. Zwischen 2021 und 2022 sank die Impfquote um 23,5 Prozent, verglichen mit dem Rekordjahr 2015 sogar um 37 Prozent.

Trotz des Rückgangs ist der Erfolg der HPV-Impfung belegt. So ist die Rate an Gebärmutterhalskrebs bei den 20- bis 29-jährigen Frauen zwischen 2011 und 2020/22 von 23 auf 7 Neuerkrankungen pro eine Million Frauen gesunken. Diese Entwicklung wird als direkter Effekt der Impfung gewertet, da die Erkrankungsraten bei nicht geimpften Frauen im Alter von 30 bis 39 Jahren stabil geblieben sind. Die derzeitige Impfquote von 60 Prozent liegt jedoch weit unter den von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) geforderten 90 Prozent, die notwendig wären, um Gebärmutterhalskrebs weltweit zu eliminieren.

Auch bei Jungen zeigt sich eine besorgniserregende Entwicklung. Seit 2018 gilt auch für sie eine Impfempfehlung, da die HPV-Impfung auch Jungen vor HPV-bedingten Tumoren schützt und indirekt zur Senkung der Ansteckungsgefahr bei Mädchen beiträgt. Dennoch liegt der Anteil der vollständig geimpften 13-jährigen Jungen mit 25 Prozent deutlich unter dem der Mädchen. Zwischen 2021 und 2022 sank die jährliche Impfquote bei Jungen um 31,8 Prozent.

Experten fordern nun umfassende Maßnahmen, um den Trend zu stoppen. Neben einer verstärkten Aufklärung der Eltern über die Sicherheit und Bedeutung der HPV-Impfung soll auch die Rolle der Kinderärzte gestärkt werden. Frühere Impftermine, wie die Integration der HPV-Impfung in die U10-Untersuchung, die derzeit geprüft wird, könnten ebenfalls helfen, die Impfquote zu erhöhen. Darüber hinaus wird ein digitales Impferinnerungssystem vorgeschlagen, das ungeimpfte oder unvollständig geimpfte Kinder rechtzeitig informiert.

Die HPV-Impfung gehört zu den sichersten Impfungen überhaupt, betonen Experten. Neben seltenen Komplikationen wie Ohnmachtsanfällen und allergischen Reaktionen gibt es keine Hinweise auf eine Beeinträchtigung des Sexuallebens oder der Fruchtbarkeit. Seit 2018 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die zweimalige HPV-Impfung für Jungen und Mädchen im Alter von 9 bis 14 Jahren. Für Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren sind drei Impfdosen erforderlich. Seit 2020 bietet die Barmer die Impfung auch als Satzungsleistung für Frauen und Männer im Alter von 18 bis 25 Jahren an.

Die rückläufigen Impfraten gegen HPV in Deutschland sind alarmierend und werfen ein Schlaglicht auf die Versäumnisse in der Gesundheitsaufklärung und -vorsorge. Trotz der nachgewiesenen Wirksamkeit der HPV-Impfung und ihrer Bedeutung für die Krebsprävention zeigen die aktuellen Zahlen, dass viele Eltern noch immer nicht ausreichend über den Nutzen der Impfung informiert sind. Es ist unerklärlich, dass in einer Zeit, in der medizinische Errungenschaften wie die HPV-Impfung Leben retten können, so viele Menschen zurückhaltend oder sogar ablehnend gegenüber diesem Schutz sind.

Die regionalen Unterschiede und der deutliche Einbruch der Impfraten nach der Pandemie zeigen, dass hier dringend gehandelt werden muss. Die Gesundheitsbehörden und Krankenkassen sollten verstärkt in Aufklärungskampagnen investieren und neue Wege der Kommunikation finden, um die Impfbereitschaft zu erhöhen. Ein digitales Impferinnerungssystem, wie es vorgeschlagen wurde, ist ein Schritt in die richtige Richtung, reicht jedoch nicht aus. Die Einbeziehung von Kinderärzten, die frühzeitige Information der Eltern und eine verstärkte öffentliche Diskussion über die Sicherheit und Notwendigkeit der Impfung sind unerlässlich.

Es darf nicht zugelassen werden, dass irrationale Ängste und Fehlinformationen den Schutz unserer Kinder vor lebensbedrohlichen Krankheiten gefährden. Die HPV-Impfung ist eine Chance, die wir nicht ungenutzt lassen dürfen. Es ist an der Zeit, dass wir als Gesellschaft den Wert der Prävention erkennen und die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um den Schutz vor HPV für alle Kinder sicherzustellen.

Subkutaner Durchbruch: Neue Hoffnung für PNH-Patienten mit Crovalimab

Die Europäische Kommission hat einen bedeutenden Fortschritt in der Behandlung der paroxysmalen nächtlichen Hämoglobinurie (PNH) erzielt. Der neue monoklonale Anti-C5-Antikörper Crovalimab, bekannt unter dem Handelsnamen PiaSky®, wurde offiziell für Patienten ab 12 Jahren zugelassen. Diese seltene, schwere Erkrankung, bei der das eigene Komplementsystem rote Blutkörperchen zerstört, betrifft weltweit etwa 20.000 Menschen. Ohne Therapie ist die Lebenserwartung stark verkürzt, da Betroffene unter Anämie, starker Müdigkeit und einem erhöhten Thromboserisiko leiden.

PiaSky® stellt in der PNH-Therapie eine Neuerung dar, da der Antikörper im Gegensatz zu bisherigen Behandlungen wie Eculizumab und Ravulizumab nicht intravenös verabreicht werden muss. Stattdessen kann die Behandlung alle vier Wochen subkutan erfolgen. Dies ermöglicht es gut geschulten Patienten, die Therapie selbstständig zu Hause durchzuführen. Hersteller Roche betont, dass diese Option die Therapielast erheblich reduzieren kann. Crovalimab bietet sowohl für PNH-Patienten, die zuvor bereits einen C5-Inhibitor erhalten haben, als auch für solche ohne Vorbehandlung eine effektive Behandlungsmöglichkeit.

In den Zulassungsstudien COMMODORE-1 und -2 konnte Crovalimab eine ähnliche Wirksamkeit wie Eculizumab nachweisen. Der Antikörper verhindert die komplementvermittelte Zerstörung roter Blutkörperchen und hilft damit, Bluttransfusionen zu vermeiden. Ein Großteil der Studienteilnehmer zeigte sich mit dem Wechsel auf die neue subkutane Therapie zufrieden. So bevorzugten 84 Prozent der Patienten, die zuvor Eculizumab erhalten hatten, die Behandlung mit PiaSky®. Auch im Vergleich zum neueren C5-Inhibitor Ravulizumab zeigte PiaSky® in den Studien eine bessere Patientenakzeptanz.

Die Verfügbarkeit des neuen Medikaments ist jedoch streng kontrolliert. PiaSky® wird nur im Rahmen eines speziellen Zugangsprogramms (CAP) vertrieben. Ärzte müssen dabei sicherstellen, dass Patienten entweder rechtzeitig mit einem tetravalenten Meningokokken-Impfstoff geimpft werden oder für einen bestimmten Zeitraum eine Antibiotikaprophylaxe erhalten. Diese Maßnahmen sind notwendig, um das Risiko schwerer bakterieller Infektionen während der Behandlung zu minimieren.

Mit der Zulassung von Crovalimab wurde ein wichtiger Schritt in der Behandlung von PNH getan. Die Möglichkeit einer subkutanen Selbstinjektion stellt eine erhebliche Entlastung für die Patienten dar und könnte langfristig ihre Lebensqualität verbessern.

Die Zulassung von Crovalimab markiert einen Meilenstein in der Behandlung von PNH. Seit Jahren kämpfen Betroffene mit den schweren Auswirkungen dieser seltenen Erkrankung, die nicht nur ihre Gesundheit, sondern auch ihre Lebensqualität erheblich beeinträchtigt. Die Einführung einer subkutanen Therapie ist in diesem Zusammenhang nicht nur ein medizinischer Fortschritt, sondern auch eine Erleichterung für den Alltag der Patienten.

Während intravenöse Behandlungen in spezialisierten Einrichtungen bislang den Standard darstellten, gibt PiaSky® den Betroffenen die Freiheit zurück, Teile ihrer Therapie selbstbestimmt zu gestalten. Der Patient wird zum aktiven Partner in seiner Behandlung, was gerade bei chronischen Erkrankungen wie PNH einen enormen psychologischen und praktischen Vorteil bietet.

Die Vorteile dieser neuen Therapieform sind offensichtlich: weniger Arztbesuche, mehr Flexibilität und eine vergleichbare Wirksamkeit zu bestehenden Therapien. Allerdings darf die strenge Kontrolle durch das CAP-Programm nicht übersehen werden. Die Notwendigkeit einer Impfung oder Antibiotikaprophylaxe zeigt, dass auch bei einem solchen Fortschritt immer Vorsicht geboten ist.

Insgesamt jedoch stellt Crovalimab eine echte Hoffnung für PNH-Patienten dar. Es bleibt zu hoffen, dass weitere Innovationen folgen, die den Betroffenen nicht nur ein längeres, sondern auch ein besseres Leben ermöglichen.

Cytisin bleibt verschreibungspflichtig: Ausschuss entscheidet gegen Selbstmedikation

Der Sachverständigen-Ausschuss für Verschreibungspflicht hat erneut entschieden, das pflanzliche Raucherentwöhnungsmittel Cytisin nicht für die Selbstmedikation freizugeben. Trotz wiederholter Anträge und einer Anpassung der Verpackung, die die sichere Anwendung durch Blister-Kennzeichnung unterstützen sollte, wurde der Antrag auf Entlassung aus der Verschreibungspflicht am 16. Juli 2024 abgelehnt. Die Entscheidung fiel mit sechs zu vier Stimmen gegen die Freigabe aus.

Die Ausschussmitglieder führten eine Reihe von Bedenken an, die sie zu ihrer Entscheidung bewogen. Insbesondere die Risiken für Frauen im gebärfähigen Alter wurden als kritischer Punkt hervorgehoben. So muss bei der Einnahme von Cytisin eine zuverlässige Verhütungsmethode angewendet werden, und bei hormoneller Kontrazeption sei zusätzlich eine Barrieremethode erforderlich. Cytisin ist zudem während Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert. Weitere Kontraindikationen betreffen Patienten mit schweren kardiovaskulären Erkrankungen, wie instabiler Angina pectoris, Arrhythmien sowie kürzlich durchgemachtem Myokardinfarkt oder Schlaganfall. Angesichts der Tatsache, dass kardiovaskuläre Erkrankungen bei Rauchern häufig vorkommen, hält der Ausschuss eine ärztliche Überwachung für zwingend erforderlich.

Ein weiterer Punkt der Diskussion waren mögliche psychiatrische Nebenwirkungen von Cytisin, die ebenfalls als problematisch eingestuft wurden. Obwohl diese Nebenwirkungen laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) als leicht bis mittelschwer beschrieben werden, sah der Ausschuss in den psychiatrischen Effekten ein potenzielles Risiko.

ApoRisk GmbH

Die ApoRisk® GmbH ist ein Versicherungsmakler und seit vielen Jahren Spezialist für Risiken der Apothekerinnen und Apothekern. Das Maklerunternehmen ist in der Apothekenbranche erfahren und unabhängig. Das Direktkonzept über die Internetportale aporisk.de und pharmarisk.de spart unseren Kunden viel Geld. Diese Ersparnis kommt dem hohen Wert und dem fairen Preis der Policen zugute.

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