Machtwechsel bei der ABDA: Was der historische Eklat bedeutet
Die Mitgliederversammlung der ABDA sorgte mit einer überraschenden Entscheidung für einen historischen Moment: Die amtierende Präsidentin Gabriele Regina Overwiening erhielt keine Mehrheit für eine zweite Amtszeit. Mit 52 zu 48 Prozent der Stimmen wurde sie faktisch abgewählt, ein Novum in der Geschichte der Organisation. Der Wahlvorgang im Berliner Apothekerhaus am 11. Dezember verlief somit anders als die sonst üblichen „Friedenswahlen“, bei denen das Amt in der Regel ohne Gegenstimmen bestätigt wird.
Der ehemalige ABDA-Präsident Friedemann Schmidt, der die Wahl als Ehrenpräsident und Beobachter verfolgte, zeigte sich sichtlich überrascht. „Ich war geschockt“, erklärte Schmidt später. Zwar sei Unzufriedenheit im Vorfeld bekannt gewesen, doch ein so knappes und richtungsweisendes Ergebnis habe er nicht erwartet. Schmidt sprach in einem Interview von einem „Warnschuss“, der möglicherweise außer Kontrolle geraten sei. Trotz der unerwarteten Dynamik sieht er in dem Wahlergebnis einen Beweis funktionierender demokratischer Mechanismen innerhalb der Organisation.
Die Hintergründe der Unzufriedenheit sind komplex. Die ABDA steht traditionell vor der Herausforderung, die Interessen ihrer zwei tragenden Säulen – Kammern und Verbände – in Einklang zu bringen. Zudem hat sich in den vergangenen Jahren eine neue Konfliktlinie zwischen konservativen und progressiven Kräften herausgebildet. Overwiening hatte ursprünglich eine progressive Agenda verfolgt, musste jedoch angesichts politischer Herausforderungen wie der drohenden Apothekenreform und den wirtschaftlichen Belastungen durch Inflation einen Kurswechsel hin zu konservativeren Positionen vollziehen. Dieser Strategiewechsel dürfte ihren Rückhalt in Teilen der Organisation geschwächt haben.
Schmidt wies darauf hin, dass die Amtsführung der Präsidentin durch externe Faktoren erheblich erschwert wurde. Neben der wirtschaftlich angespannten Lage und einer wachsenden Unzufriedenheit in der Apothekerschaft habe die ABDA insbesondere auf die Reformpläne eines Gesundheitsministers reagieren müssen, der die Interessen der Apotheken nicht ausreichend berücksichtigt habe. Dennoch betonte Schmidt, dass es bei der ABDA jetzt auf einen echten Neuanfang ankommt.
Die nächste Wahl, die für den 23. Februar geplant ist, könnte eine wegweisende Entscheidung für die Zukunft der ABDA darstellen. Die Organisation steht vor der Frage, ob sie auf erfahrene Führung oder einen mutigen Neustart setzen soll. Schmidt sieht in der aktuellen Struktur der ABDA mit erfahrenen und neuen Kräften im DAV und der BAK eine solide Basis, um einen frischen Impuls zu wagen. Er warnt jedoch, dass die kommenden vier Jahre von massiven gesellschaftlichen und politischen Verteilungskämpfen geprägt sein werden. Dies erfordere nicht nur diplomatisches Geschick, sondern auch eine visionäre Persönlichkeit, die neue Antworten auf drängende Fragen liefern könne.
Die Apothekerorganisation sieht sich damit vor einem entscheidenden Wendepunkt. Die Erwartungen an die neue Spitze sind hoch, und die Herausforderungen könnten größer kaum sein. Die nächste Wahl wird nicht nur ein personelles, sondern vor allem ein strategisches Signal für die Zukunft der Apotheken setzen.
Die Wahl zur ABDA-Präsidentschaft hat deutlich gemacht, dass die Apothekerschaft sich in einer kritischen Phase befindet. Der überraschende Machtwechsel ist mehr als eine interne Auseinandersetzung – er ist ein Ausdruck des zunehmenden Drucks auf die Organisation, sich den großen Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft zu stellen.
Es geht längst nicht mehr nur darum, die Balance zwischen Kammern und Verbänden zu finden. Die wachsende Spaltung zwischen konservativen und progressiven Kräften zeigt, dass die ABDA dringend eine strategische Neuorientierung benötigt. Die kommenden Jahre werden geprägt sein von Verteilungskämpfen, Reformdruck und der Notwendigkeit, wirtschaftliche Stabilität in einem unsicheren Umfeld zu gewährleisten. Hierfür braucht es eine Führungsfigur, die sowohl innovativ als auch pragmatisch handelt.
Das Ergebnis der Mitgliederversammlung mag auf den ersten Blick wie eine Schwächung der Organisation wirken, doch es birgt auch Chancen. Die ABDA hat bewiesen, dass sie nicht in alten Strukturen verharrt, sondern bereit ist, demokratische Prozesse zu leben. Dies könnte ein Signal an die Basis sein, dass Veränderungen möglich sind – wenn auch nicht ohne Risiken.
Die nächste Wahl wird zeigen, ob die Apothekerschaft den Mut hat, neue Wege zu gehen. Es wird Zeit, dass die ABDA nicht nur reagiert, sondern gestaltet. Dafür braucht es eine starke und zukunftsorientierte Führung, die das Vertrauen der Apothekerschaft zurückgewinnt und den Berufsstand in eine schwierige, aber vielversprechende Zukunft führt.
Digitalisierungschaos: SPD fordert Ausbau der Gematik zur Digitalagentur
Die jüngste Störung des E-Rezept-Systems hat erneut für erhebliche Probleme in deutschen Apotheken gesorgt. Betroffene berichteten von massiven Einschränkungen im Betriebsablauf, da das System in weiten Teilen des Landes lahmgelegt war. Dies veranlasste den SPD-Bundestagsabgeordneten Matthias Mieves, scharfe Kritik an der aktuellen Digitalpolitik zu üben und den Ausbau der Gematik zu einer leistungsstarken Digitalagentur zu fordern.
In einem Beitrag auf LinkedIn sprach Mieves von „digitaler Geiselhaft“, in der sich Apotheken und Arztpraxen durch die mangelnde Handlungsbereitschaft der Politik befänden. Der Sozialdemokrat kritisierte insbesondere die FDP, der er vorwarf, die nötige Reform der digitalen Gesundheitsinfrastruktur zu blockieren. „Die Apotheken und Praxen fragen sich doch zu Recht, was die Politik tut, um solche wiederkehrenden Störungen zu verhindern. Wie soll das erst mit der elektronischen Patientenakte werden?“, schrieb Mieves.
Die SPD verfolgt das Ziel, die Gematik, die bislang primär für die Bereitstellung der Telematikinfrastruktur und die Zulassung von Hersteller-Systemen zuständig ist, in eine Digitalagentur mit erweiterten Kompetenzen umzuwandeln. Der bereits vom Bundesgesundheitsministerium vorgelegte Gesetzentwurf sieht vor, dass die Agentur zukünftig hoheitliche Aufgaben wie Zertifizierungen und Maßnahmen zur Gefahrenabwehr übernimmt. Außerdem sollen Interoperabilitätsvorgaben verbindlicher gestaltet und Hersteller bei Softwarefehlern haftbar gemacht werden.
Mieves zeigte sich entschlossen, diese Reform trotz der politischen Blockaden voranzutreiben. Er warf der FDP vor, sich aus parteitaktischen Gründen einer Zusammenarbeit mit der rot-grünen Minderheitsregierung zu verweigern. Dabei habe die FDP das Konzept der Digitalagentur in der Vergangenheit selbst unterstützt. Auch die Union kritisierte Mieves, da sie die gesundheitspolitische Arbeit der laufenden Legislaturperiode faktisch für beendet erklärt habe.
Ohne die Reform der Gematik sei mit weiteren Störungen wie der jüngsten bei der CompuGroup zu rechnen, warnte der SPD-Politiker. Es sei unverantwortlich, das Vertrauen der Apotheken und Ärzte in die digitale Infrastruktur weiter zu gefährden. „Wenn das System hakt, können wir doch nicht die Gesundheitsberufe für den Wahlkampf in Geiselhaft nehmen“, betonte Mieves.
Er appellierte an die demokratischen Parteien, wenigstens die grundlegendsten Maßnahmen wie verbindliche Interoperabilitätsvorgaben noch in diesem Jahr zu verabschieden. Über Details könne später gestritten werden. Für ihn sei klar: Ohne klare Durchgriffsrechte und strukturelle Reformen bleibe die digitale Transformation des Gesundheitswesens ein Problemfall.
Die erneute Störung des E-Rezept-Systems zeigt einmal mehr die Defizite in der digitalen Infrastruktur des deutschen Gesundheitswesens auf. Die Apotheken stehen dabei an vorderster Front – als Dienstleister für Millionen von Patienten und zugleich als Leidtragende der technologischen Schwächen. Es ist bezeichnend, dass eine zentrale Institution wie die Gematik zwar Spezifikationen festlegen und Systeme zulassen kann, jedoch keine gesetzliche Grundlage besitzt, um bei Störungen einzugreifen.
Matthias Mieves bringt mit seiner Forderung nach einer Digitalagentur einen wichtigen Punkt auf den Tisch. Die Digitalisierung der Gesundheitsversorgung ist keine optionale Entwicklung, sondern eine zwingende Notwendigkeit. Wer heute Reformen blockiert, gefährdet nicht nur den Fortschritt, sondern auch die Versorgungssicherheit. Angesichts des bevorstehenden Ausbaus der elektronischen Patientenakte ist ein stabiles und leistungsfähiges System unverzichtbar.
Die Kritik an der FDP und der Union mag scharf formuliert sein, doch sie trifft einen wunden Punkt: Politische Blockaden und parteitaktische Spielchen dürfen nicht auf Kosten der Apotheken, Ärzte und letztlich der Patienten ausgetragen werden. Der Handlungsbedarf ist längst offensichtlich, die Lösungen liegen auf dem Tisch. Es bleibt zu hoffen, dass die Parteien den Ernst der Lage erkennen und sich auf einen konstruktiven Weg einigen können – bevor das Vertrauen in die digitale Gesundheitsversorgung irreparabel Schaden nimmt.
Digitalisierungschaos: SPD fordert Ausbau der Gematik zur Digitalagentur
Die jüngste Störung des E-Rezept-Systems hat erneut für erhebliche Probleme in deutschen Apotheken gesorgt. Betroffene berichteten von massiven Einschränkungen im Betriebsablauf, da das System in weiten Teilen des Landes lahmgelegt war. Dies veranlasste den SPD-Bundestagsabgeordneten Matthias Mieves, scharfe Kritik an der aktuellen Digitalpolitik zu üben und den Ausbau der Gematik zu einer leistungsstarken Digitalagentur zu fordern.
Die Geräte lassen sich in zwei Kategorien einteilen: Handgeräte und Tischmodelle. Besonders die Handgeräte konnten die Tester überzeugen. Sie punkten durch ihre Flexibilität und geringe Lautstärke. Im Gegensatz zu den teils lauten Tischmodellen, die bis zu 60 Dezibel erreichen können, arbeiten Handgeräte deutlich leiser und sind zudem dank Batteriebetrieb oder Akkus auch unterwegs einsetzbar.
Die Testsieger unter den Handgeräten sind das Modell „IH 57“ von Beurer und das Modell „Boy Free“ von Pari. Beide erhielten die Note 1,5. Das Beurer-Gerät kostet rund 60 Euro, während das Pari-Modell mit etwa 250 Euro deutlich teurer ist. Das beste Tischgerät im Test, das Modell „Compact2“ von Pari, erhielt die Note 1,7 und ist für etwa 106 Euro erhältlich.
Neben der Funktionalität ist die Wahl des Zubehörs entscheidend. Für Lungenerkrankungen empfehlen Experten die Verwendung eines Mundstücks, da dies den Nebel direkt in die unteren Atemwege leitet. Masken hingegen verlieren bis zu 50 Prozent des Wirkstoffnebels an die Nasenschleimhäute. Für Erkrankungen wie Nasennebenhöhlenentzündungen eignen sich Masken oder Nasenstücke besser.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die regelmäßige Reinigung der Geräte. Um Keimbildung zu vermeiden, sollten die einzelnen Bestandteile nach jeder Nutzung gründlich gereinigt werden. Verschleißteile wie Masken, Mundstücke oder Schläuche sollten bei häufiger Nutzung mindestens einmal jährlich ausgetauscht werden.
Für Patienten, die ein Inhalationsgerät benötigen, gibt es gute Nachrichten: Viele Krankenkassen übernehmen die Kosten, sofern das Gerät ärztlich verordnet wurde. Allerdings erstatten sie meist nur einen Teilbetrag, sodass Patienten bei teureren Modellen die Differenz selbst tragen müssen. Verbraucher sollten sich daher vor dem Kauf über die genauen Bedingungen bei ihrer Krankenkasse informieren.
Die Stiftung Warentest zieht ein durchweg positives Fazit: Die getesteten Modelle erfüllen hohe Ansprüche in Funktionalität, Handhabung und Sicherheit. Insbesondere Handgeräte bieten eine flexible und komfortable Lösung für den Alltag von Betroffenen.
Der Test der Stiftung Warentest bestätigt erneut, wie wichtig die Auswahl des passenden Inhalationsgeräts für Patienten mit Atemwegserkrankungen ist. Dabei zeigt sich: Qualität muss nicht zwangsläufig teuer sein. Das Modell von Beurer beweist, dass auch preisgünstige Geräte hervorragende Ergebnisse liefern können.
Besonders positiv fällt auf, dass Handgeräte durch ihre Mobilität und geringe Lautstärke im Alltag besser geeignet sind als Tischmodelle. Doch auch diese finden ihre Berechtigung, etwa durch ihre Robustheit und höhere Kapazität, was sie für die Nutzung zu Hause attraktiv macht.
Kritisch bleibt der Punkt der Kostenübernahme durch die Krankenkassen. Zwar ist die Erstattung ein wichtiger Schritt, doch die begrenzten Beträge zwingen viele Patienten dazu, zusätzliche Kosten selbst zu tragen. Dies könnte für einkommensschwache Gruppen eine Hürde darstellen und den Zugang zu hochwertigen Geräten erschweren. Hier wäre eine flexiblere Regelung im Sinne der Betroffenen wünschenswert.
Nicht zuletzt zeigt der Test, wie entscheidend die richtige Pflege der Geräte ist. Regelmäßige Reinigung und Wartung sollten für jeden Nutzer selbstverständlich sein, denn nur so können Inhalationsgeräte ihre volle Wirkung entfalten. Die Testergebnisse geben Betroffenen Orientierung und zeigen, dass moderne Geräte hohe Standards erfüllen. Es bleibt zu hoffen, dass diese Qualität künftig allen Patienten zugänglich gemacht wird.
Notdienstpauschale sinkt leicht: Apotheken zwischen Mehrbelastung und finanziellen Zwängen
Die Notdienstpauschale für Apotheken wurde für das dritte Quartal 2024 auf 465,98 Euro pro geleistetem Vollnotdienst festgelegt. Wie der Nacht- und Notdienstfonds (NNF) des Deutschen Apothekerverbands (DAV) bekanntgab, bedeutet dies einen Rückgang um 1,7 Prozent im Vergleich zum zweiten Quartal, in dem noch 474,02 Euro gezahlt wurden. Trotz des leichten Rückgangs stellt dies einen Anstieg von 12 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal dar, als die Pauschale lediglich 415,10 Euro betrug. Die Auszahlung der Beträge ist für die kommende Woche geplant und soll direkt an die Apotheken erfolgen.
Zwischen Juli und September 2024 wurden nach Angaben des NNF insgesamt 88.089 Vollnotdienste von Apotheken durchgeführt. Das sind 590 mehr als im zweiten Quartal, allerdings rund 7.200 weniger als im dritten Quartal des Vorjahres. Dieser Rückgang deutet darauf hin, dass die Zahl der Apotheken weiter abnimmt, was die Last auf die verbleibenden Betriebe erhöht.
Die Berechnung der Notdienstpauschale basiert auf den Einnahmen aus einem Festzuschlag von 21 Cent, der pro abgegebener verschreibungspflichtiger Arzneimittelpackung (Rx-Packung) erhoben wird, wie in § 3 Absatz 1 Satz 1 der Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV) festgelegt. Im dritten Quartal 2024 wurden etwa 195,7 Millionen Rx-Packungen abgegeben. Dies entspricht einem leichten Rückgang von 0,83 Prozent gegenüber dem zweiten Quartal, aber einem Zuwachs von 3,76 Prozent im Vergleich zum dritten Quartal 2023.
Der Rückgang der Notdienstpauschale um 8,04 Euro gegenüber dem Vorquartal spiegelt die veränderte Einnahmesituation wider. Während die Zahl der abgegebenen Packungen im Jahresvergleich gestiegen ist, war die Gesamtverteilung der Mittel auf eine größere Anzahl geleisteter Notdienste aufzuteilen. Dies führt zu einer geringeren Pauschale pro Dienst, obwohl der Bedarf an nächtlicher und notdienstlicher Versorgung offensichtlich wächst.
Die Entwicklung verdeutlicht die strukturellen Herausforderungen, mit denen Apotheken konfrontiert sind. Trotz eines Anstiegs bei den abgegebenen Rx-Packungen und einer höheren Pauschale im Vergleich zum Vorjahr ist die finanzielle Belastung der Apotheken unverändert hoch. Hinzu kommt, dass die sinkende Zahl von Apotheken, insbesondere in ländlichen Regionen, die Versorgungslast ungleich verteilt.
Die Notdienstpauschale ist ein Spiegelbild der Lage der Apotheken in Deutschland. Der leichte Rückgang mag auf den ersten Blick unbedeutend wirken, doch die strukturellen Probleme, die dahinterstehen, sind alarmierend. Apotheken übernehmen nicht nur tagsüber, sondern auch nachts und an Wochenenden eine zentrale Rolle in der Gesundheitsversorgung. Dass ihre Vergütung in Relation zu den gestiegenen Kosten und Belastungen nicht ausreichend angepasst wird, zeigt, wie wenig ihre Arbeit im politischen Diskurs gewürdigt wird.
Der Rückgang der Pauschale trotz einer gestiegenen Zahl abgegebener Arzneimittelpackungen und einer höheren Anzahl geleisteter Notdienste verdeutlicht die Abhängigkeit der Vergütung von einem System, das auf stabilen Einnahmen basiert. Doch genau diese Stabilität ist in Zeiten wachsender Unsicherheiten, bürokratischer Anforderungen und eines immer stärker spürbaren Apothekensterbens in Gefahr.
Es braucht nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern auch eine nachhaltige Strategie, um die Apothekenlandschaft in Deutschland zu stärken. Die Konzentration auf urbane Zentren darf nicht weiter voranschreiten, da dies die flächendeckende Versorgung untergräbt. Ein gerechter Ausgleich für die erbrachten Leistungen, verbunden mit dem Abbau von bürokratischen Hürden, wäre ein wichtiger Schritt.
Die Politik muss erkennen, dass Apotheken nicht nur wirtschaftliche Einheiten, sondern unverzichtbare Versorgungsstützen sind. Ohne ein tragfähiges Konzept droht ein Dominoeffekt: weniger Apotheken, mehr Belastung für die verbliebenen Betriebe und letztlich eine eingeschränkte Versorgung für die Bevölkerung. Es ist höchste Zeit zu handeln – bevor die Herausforderungen unüberwindbar werden.
MedEssist und Uber Direct: Partnerschaft für flexiblere Medikamentenlieferungen
Das kanadische Healthtech-Start-up MedEssist hat eine strategische Partnerschaft mit dem Lieferdienst Uber Direct angekündigt. Ziel dieser Kooperation ist es, Apotheken in Kanada und den Vereinigten Staaten logistisch zu entlasten, indem ein Netzwerk von Fahrern für die Medikamentenauslieferung zur Verfügung gestellt wird. Diese Lösung soll nicht nur die Arbeitsbelastung der Apothekenteams verringern, sondern auch die Patientenversorgung verbessern, insbesondere für Menschen mit eingeschränkter Mobilität oder in abgelegenen Regionen.
Laut Joella Almeida, CEO und Mitgründerin von MedEssist, schließt das neue Angebot eine bedeutende Lücke im Gesundheitssystem. „In dringenden Situationen übernehmen Apothekeninhaber oft selbst die Auslieferung, was in keinem anderen Bereich der Gesundheitsversorgung der Fall ist“, so Almeida. Durch die Integration von Uber Direct in das MedEssist Pharmacy Dashboard wird den Apotheken eine einfache Möglichkeit geboten, Lieferungen effizient und flexibel zu organisieren. Das System ist so gestaltet, dass es sowohl in urbanen Zentren als auch in kleineren Gemeinden eine zuverlässige Lieferung sicherstellt.
Bernie Huddlestun, Leiter von Uber Direct für die USA und Kanada, betonte die Vorteile dieser Zusammenarbeit: „Mit unserer Infrastruktur wollen wir Apotheken dabei unterstützen, ihren Kundenservice zu verbessern und gleichzeitig ihre Betriebskosten zu senken.“ Für Patienten bedeutet dies eine flexiblere und schnellere Versorgung mit benötigten Medikamenten, während Apotheken entlastet und ihre Ressourcen effizienter eingesetzt werden können.
MedEssist wurde 2018 gegründet und bietet eine Plattform zur Modernisierung von Apothekenprozessen. Die Zusammenarbeit mit Uber Direct ist ein weiterer Schritt in Richtung einer digitalisierten und patientenorientierten Gesundheitsversorgung.
Die Partnerschaft zwischen MedEssist und Uber Direct könnte den Apothekenmarkt in Nordamerika nachhaltig verändern. Indem logistische Aufgaben ausgelagert werden, können sich Apotheken stärker auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren: die pharmazeutische Beratung und Betreuung der Patienten. Vor allem kleine Apotheken, die bisher mit begrenzten Ressourcen Lieferungen organisiert haben, profitieren von diesem Ansatz.
Doch die Initiative geht weit über reine Entlastung hinaus. Sie adressiert strukturelle Herausforderungen im Gesundheitswesen, wie die Versorgung von Patienten in ländlichen Regionen oder mit eingeschränkter Mobilität. Gleichzeitig wirft die Zusammenarbeit Fragen auf, etwa zur Datensicherheit bei der Integration von Drittanbieter-Software oder zu möglichen Abhängigkeiten von großen Logistikdienstleistern. Dennoch könnte dieses Modell eine Blaupause für ähnliche Projekte in anderen Ländern werden und Apotheken langfristig neue Perspektiven eröffnen.
Kokainkonsum in Deutschland: Eine wachsende Gefahr
Der Konsum illegaler Drogen in Deutschland hat einen besorgniserregenden Höchststand erreicht. Laut dem aktuellen Bericht der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) greifen immer mehr Menschen zu Kokain und anderen Stimulanzien. Das Bundesgesundheitsministerium meldet mit Bezug auf den REITOX-Jahresbericht, dass sich der Anteil der 18- bis 59-Jährigen, die mindestens einmal jährlich Kokain konsumieren, innerhalb von sechs Jahren von 0,6 auf 1,6 Prozent fast verdreifacht hat. Dies entspricht rund 1,3 Millionen Menschen allein in dieser Altersgruppe.
Die Beratungs- und Behandlungszahlen im Zusammenhang mit Kokain steigen ebenfalls. Mittlerweile betreffen rund 10 Prozent der Hilfsanfragen im Bereich illegaler Drogen Konsumenten dieser Substanz. Burkhard Blienert, Drogenbeauftragter der Bundesregierung, spricht von einer „ernsten Lage“, die sowohl auf gesellschaftlicher als auch auf politischer Ebene dringende Maßnahmen erfordert.
Auch der Drogenschmuggel nach Deutschland zeigt eine deutliche Zunahme. Im Jahr 2023 wurden laut Polizei und Zoll insgesamt 43 Tonnen Kokain beschlagnahmt – ein massiver Anstieg gegenüber den acht Tonnen, die 2017 sichergestellt wurden. Die hohe Verfügbarkeit spiegelt sich auch in den steigenden Konsumzahlen wider.
Parallel dazu klettert die Zahl der Drogentoten auf einen neuen Höchststand. 2227 Menschen verloren im vergangenen Jahr ihr Leben infolge von Drogenmissbrauch – eine Zahl, die seit Beginn der Aufzeichnungen nicht erreicht wurde. Zwei Drittel der Fälle sind auf Mischkonsum zurückzuführen, der die ohnehin hohen Risiken weiter verstärkt.
Regionale Unterschiede zeigen, dass der höchste pro Kopf Drogenkonsum in Berlin gemessen wird, gefolgt von Bayern, Bremen, Hamburg und Nordrhein-Westfalen. Diese Verteilung unterstreicht die Notwendigkeit gezielter regionaler Präventionsstrategien, die auf die jeweiligen sozialen und wirtschaftlichen Gegebenheiten abgestimmt sind.
Blienert fordert umfassende Maßnahmen: von einer stärkeren Bekämpfung der organisierten Kriminalität über schnellere Analysen bei Vergiftungen und Todesfällen bis hin zu niedrigschwelligen Angeboten für Suchtkranke. Gleichzeitig mahnt er an, die Stigmatisierung von Konsumenten zu beenden: „Drogenkonsumierende und Suchtkranke dürfen nicht an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden.“
Die Bundesregierung sieht sich angesichts dieser alarmierenden Zahlen unter Druck, sowohl präventiv als auch repressiv stärker gegen die Problematik vorzugehen. Es bedarf einer entschlossenen und gut koordinierten Strategie, um sowohl die Ursachen des Konsums als auch dessen Folgen effektiv zu bekämpfen.
Die Zahlen zum steigenden Kokainkonsum und der wachsenden Zahl an Drogentoten sind ein deutlicher Weckruf. Sie zeigen, dass weder repressive Maßnahmen allein noch halbherzige Präventionsstrategien ausreichen, um das Problem einzudämmen. Was notwendig ist, ist ein umfassender Ansatz, der über den Tellerrand der bisherigen Drogenpolitik hinausgeht.
Ein Schlüsselpunkt liegt in der Prävention. Es reicht nicht, auf Schulen und Jugendarbeit zu setzen, wenn die soziale und wirtschaftliche Unsicherheit in vielen Teilen der Gesellschaft zunimmt. Drogenkonsum ist oft Symptom tieferliegender Probleme – Armut, Perspektivlosigkeit und soziale Isolation. Diese Ursachen müssen systematisch angegangen werden.
Gleichzeitig müssen bestehende Hilfsangebote ausgebaut und entstigmatisiert werden. Wer den Weg in eine Beratungsstelle findet, darf nicht mit Vorurteilen konfrontiert werden, sondern braucht Unterstützung. Doch Prävention und Beratung dürfen nicht auf Kosten der Strafverfolgung vernachlässigt werden. Die rekordhohen Mengen beschlagnahmten Kokains verdeutlichen, dass die organisierte Kriminalität ihre Netzwerke immer weiter ausbaut. Hier braucht es einen stärkeren Fokus auf internationale Zusammenarbeit und die Trockenlegung finanzieller Strukturen.
Die Drogenbeauftragte hat recht: Diese Krise darf nicht ignoriert werden. Doch sie ist kein isoliertes Problem. Der Kampf gegen Drogen ist zugleich ein Kampf für eine gerechtere Gesellschaft, die soziale Sicherheit und Perspektiven für alle bietet.
Elektronische Patientenakte: Kinderärzte fordern Nachbesserungen bei Minderjährigen
Die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) steht bevor: Ab Frühjahr 2025 soll die digitale Akte standardmäßig für alle Bürgerinnen und Bürger eingerichtet werden, sofern sie nicht aktiv widersprechen. Doch gerade im Umgang mit Minderjährigen gibt es zahlreiche ungeklärte Fragen, die der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) als erhebliches Problem ansieht. In einem offenen Schreiben an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach fordert der BVKJ umfassende Nachbesserungen, um rechtliche Unsicherheiten und datenschutzrechtliche Risiken zu vermeiden.
Ein zentraler Kritikpunkt betrifft den Umgang mit den Einträgen in der ePA, wenn sich die Sorgeberechtigten uneinig sind. Der BVKJ bemängelt, dass bislang unklar ist, ob der Widerspruch eines Elternteils genügt, um die Anlage der Akte zu verhindern. Ärzte seien außerdem verpflichtet, sensible Daten zu speichern, auch wenn diese möglicherweise zu Stigmatisierung oder Diskriminierung führen könnten. Dies sei, so der BVKJ, eine unzumutbare Belastung, insbesondere wenn Ärzte überzeugt seien, dass die Speicherung nicht im besten Interesse des Kindes liegt.
Weiterhin problematisch ist die Handhabung von Datenschutzfragen bei Jugendlichen unter 15 Jahren. Diese haben derzeit keine Möglichkeit, ihre Sorgeberechtigten von bestimmten Einträgen auszuschließen, selbst wenn dies in ihrem Interesse liegt. Fälle wie die Beratung zur Verhütung oder die Verschreibung entsprechender Mittel können so nicht vertraulich behandelt werden.
Besonders kritisch sieht der Verband die Situation, wenn Elternteile das Sorgerecht verlieren. Bislang fehlt eine klare Regelung, wie und durch wen die Zugriffsrechte auf die ePA in solchen Fällen entzogen werden. Gerade in Kinderschutzfällen könnte dies dazu führen, dass sensible Daten in die Hände von Personen gelangen, die keine Berechtigung mehr haben und potenziell eine Gefahr für das Kind darstellen könnten.
Der Präsident des BVKJ, Michael Hubmann, fordert in einer Pressemitteilung ein Umdenken. „Der Wunsch nach Nichtspeicherung muss jederzeit berücksichtigt werden, auch wenn er nur von einem Elternteil oder einem Jugendlichen ab 14 Jahren geäußert wird“, so Hubmann. Zudem müsse die Einführung bei Minderjährigen von einem Opt-Out- auf ein Opt-In-Modell umgestellt werden, da Kinder und Jugendliche keine Verantwortung für mögliche langfristige Nachteile der ePA übernehmen könnten.
Auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) unterstützt diese Forderungen. Sie fordert, dass Diagnosedaten und Abrechnungsinformationen ausschließlich von den Versicherten selbst eingesehen werden können und nur bei Bedarf an behandelnde Personen weitergegeben werden. Darüber hinaus kritisiert die KBV die mangelnde Information der Bevölkerung über die ePA. Eine Umfrage der Gematik zeigt, dass 41 Prozent der Deutschen im Oktober 2024 noch nie von der elektronischen Patientenakte gehört hatten.
Während der BVKJ die Digitalisierung des Gesundheitswesens grundsätzlich befürwortet, sieht er in den bestehenden Regelungen erhebliche Defizite, die vor der Einführung behoben werden müssen. Ohne gesetzliche Nachbesserungen drohen Ärzten und Patienten gleichermaßen Unsicherheiten, die das Ziel einer modernen und funktionalen Gesundheitsversorgung gefährden.
Die elektronische Patientenakte verspricht, die Gesundheitsversorgung moderner und effizienter zu machen – ein Ziel, das angesichts wachsender Herausforderungen im Gesundheitssystem dringender denn je ist. Doch wie so oft bei digitalen Großprojekten zeigen sich die Schwächen in der Umsetzung. Gerade beim sensiblen Umgang mit den Daten von Minderjährigen werden grundlegende Fragen bislang ignoriert, obwohl die möglichen Konsequenzen erheblich sind.
Wenn Ärzte gezwungen sind, Daten gegen ihr eigenes Urteil einzutragen, gefährdet das nicht nur das Vertrauen in die ePA, sondern auch die Arzt-Patienten-Beziehung. Noch gravierender sind die Lücken im Datenschutz. Dass Jugendliche unter 15 Jahren keinerlei Möglichkeit haben, den Zugriff ihrer Sorgeberechtigten auf vertrauliche Informationen zu beschränken, ist ein eklatanter Verstoß gegen ihr Recht auf Privatsphäre.
Die Forderung nach einem Opt-In-Modell ist angesichts der Komplexität und Sensibilität der Materie nicht nur berechtigt, sondern notwendig. Minderjährige können die Tragweite ihrer Entscheidungen oft nicht abschätzen, und ein Zwang zur Teilnahme untergräbt das Prinzip der informierten Zustimmung.
Wenn die Politik die Chancen der ePA nutzen will, muss sie die Sorgen der Fachwelt ernst nehmen. Die Einführung einer digitalen Patientenakte darf nicht überstürzt erfolgen – erst recht nicht auf Kosten der schwächsten Mitglieder unserer Gesellschaft. Ein Scheitern der ePA in der Kinder- und Jugendmedizin wäre nicht nur ein Rückschlag für die Digitalisierung, sondern auch ein Versäumnis, das Vertrauen der Bevölkerung in das Gesundheitssystem zu stärken.
Impfschutz in Deutschland: Lücken bei Kindern und Senioren alarmieren Experten
Das Robert Koch-Institut (RKI) hat alarmierende Zahlen zur Impfbereitschaft in Deutschland veröffentlicht. Während Impfungen in der Vergangenheit Krankheiten wie Masern, Polio und Diphtherie massiv zurückdrängten, zeigt sich heute ein bedenklicher Trend. Viele Kinder werden nicht rechtzeitig geimpft, und bei Erwachsenen, insbesondere älteren Menschen, sind die Impfquoten erschreckend niedrig.
Die Grundimmunisierung gegen Polio, die bis zum Alter von zwölf Monaten abgeschlossen sein sollte, haben nur 21 Prozent der einjährigen Kinder vollständig erhalten. Versäumte Impfungen werden häufig nachgeholt, doch auch im Alter von zwei Jahren verfügen lediglich 77 Prozent der Kinder über einen vollständigen Impfschutz. Ähnlich problematisch ist die Lage bei Diphtherie: Nur 64 Prozent der 15 Monate alten Kinder des Geburtsjahrgangs 2021 sind vollständig geimpft.
Besonders gefährlich ist die Situation bei älteren Menschen, die ein höheres Risiko für Komplikationen bei Infektionskrankheiten haben. In der vergangenen Grippesaison 2023/2024 ließen sich lediglich 16 Prozent der über 60-Jährigen gegen Covid-19 impfen. Die Grippeimpfung erhielten nur 38 Prozent. Das zusätzliche Angebot, Impfungen auch in Apotheken durchführen zu lassen, konnte die niedrigen Quoten bislang nicht entscheidend steigern.
Ein zentrales Problem ist das weitgehende Verschwinden vieler durch Impfungen bekämpfter Krankheiten. Laut dem STIKO-Vorsitzenden Professor Reinhard Berner kennen viele Menschen die Gefährlichkeit von Infektionen wie Diphtherie oder Polio nicht mehr. Gleichzeitig hat die Corona-Pandemie das Vertrauen in Impfungen geschwächt. Falsche Informationen über angebliche Gefahren und Nebenwirkungen, die vielfach über soziale Medien verbreitet werden, verstärken die Skepsis zusätzlich.
Die gesundheitlichen Folgen sind weitreichend. So warnen Experten vor einem Zusammenbruch des Herdenschutzes, sollte die Durchimpfungsrate weiter sinken. Ein aktuelles Beispiel sind Masernausbrüche: 2024 wurden bereits 636 Fälle gemeldet, deutlich mehr als in den Vorjahren.
Auch strukturelle Hürden erschweren den Zugang zu Impfungen. Bildungsferne Bevölkerungsgruppen und Menschen ohne festen Hausarzt sind schwer zu erreichen. Gleichzeitig liegt es an den zuständigen Institutionen, durch gezielte Aufklärungskampagnen die Bedeutung von Impfungen wieder stärker ins Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken.
Die parallele Zirkulation von Atemwegserkrankungen wie Influenza, RSV und SARS-CoV-2 hat die Krankheitslast in Deutschland spürbar erhöht. Allein in der ersten Dezemberwoche wurden laut RKI rund 8.600 akute Atemwegserkrankungen pro 100.000 Einwohner registriert – ein deutlich höherer Wert als vor der Pandemie.
Impfschutz ist ein zentraler Baustein der öffentlichen Gesundheit. Die aktuellen Zahlen verdeutlichen, dass entschlossene Maßnahmen notwendig sind, um Impflücken zu schließen. Dazu gehören bessere Informationskampagnen, niedrigschwellige Angebote und eine stärkere Einbindung aller Beteiligten, von Ärzten bis zu Apothekern. Ohne solche Anstrengungen drohen die Erfolge der vergangenen Jahrzehnte, die durch Impfprogramme erzielt wurden, rasch wieder verloren zu gehen.
Die Impfbereitschaft in Deutschland befindet sich an einem gefährlichen Tiefpunkt. Was jahrzehntelang als Erfolg gefeiert wurde – die weitgehende Eindämmung schwerer Infektionskrankheiten – scheint zunehmend in Vergessenheit zu geraten. Die aktuellen Zahlen des Robert Koch-Instituts sind ein Weckruf. Sie machen deutlich, dass wirksame Impfprogramme nicht allein von der Verfügbarkeit moderner Medizin abhängen, sondern auch von einem gesellschaftlichen Bewusstsein für deren Bedeutung.
Ein zentraler Aspekt ist dabei die Bildung. Menschen aus bildungsfernen Haushalten oder ohne Zugang zu ausreichenden Gesundheitsinformationen bleiben oft ungeschützt. Diese Lücken zu schließen, ist nicht nur Aufgabe von Ärzten, sondern erfordert ein gesellschaftliches Umdenken. Impfungen retten Leben – und das muss klar kommuniziert werden.
Besonders erschreckend ist der Rückgang der Impfquoten bei älteren Menschen. In einer alternden Gesellschaft, in der das Risiko schwerer Krankheitsverläufe steigt, ist dies ein alarmierender Befund. Die Möglichkeit, sich in Apotheken impfen zu lassen, ist ein Schritt in die richtige Richtung, reicht aber nicht aus. Es braucht zusätzliche Anreize, niedrigschwellige Zugänge und eine konsequente Aufklärungskampagne, die falsche Informationen entkräftet.
Das eigentliche Dilemma liegt jedoch tiefer. Impfungen verhindern Krankheiten, die viele Menschen heute kaum noch kennen. Das sollte jedoch kein Argument gegen, sondern ein Argument für eine Impfung sein. Wenn wir diese Botschaft nicht vermitteln können, riskieren wir nicht nur die Gesundheit Einzelner, sondern die Sicherheit aller.
Neue Hoffnung für junge Betroffene: G-BA bringt DMP für Kinder und Jugendliche mit Adipositas auf den Weg
Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat erstmals ein Disease-Management-Programm (DMP) speziell für Kinder und Jugendliche mit Adipositas beschlossen. Dieses strukturierte Behandlungsprogramm zielt darauf ab, die Folgen dieser chronischen Erkrankung zu lindern und die Gesundheit junger Betroffener langfristig zu verbessern. Sollte das Bundesgesundheitsministerium den Beschluss nicht beanstanden, könnten bereits im kommenden Jahr regionale Verträge geschlossen werden, um die Umsetzung des Programms zu regeln.
Laut der repräsentativen Studie »KiGGS Welle 2« des Robert-Koch-Instituts (RKI) aus den Jahren 2014 bis 2017 sind 15,4 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland übergewichtig. Besorgniserregend ist der Anteil derjenigen mit Adipositas, der bei 5,9 Prozent liegt. Diese Kinder und Jugendlichen weisen bereits in jungen Jahren ein erhöhtes Risiko für metabolische Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen oder Insulinresistenzen auf. Ohne geeignete Maßnahmen zieht sich die Adipositas häufig bis ins Erwachsenenalter und führt zu gravierenden Folgeerkrankungen wie Typ-2-Diabetes oder Herz-Kreislauf-Leiden.
Das neue DMP richtet sich an Kinder ab fünf Jahren. Voraussetzung ist jedoch die Verfügbarkeit eines regionalen Schulungsprogramms. Fehlt dieses, können Kinder ab acht Jahren in das Programm aufgenommen werden. Zentraler Bestandteil ist eine multimodale Patientenschulung, die mindestens Module zu Ernährung und Bewegung umfasst. Ziel ist es, nachhaltige Verhaltensänderungen bei den jungen Patienten und ihren Familien zu bewirken. Betreuende Hausärztinnen und Hausärzte, meist aus dem Bereich Kinder- und Jugendmedizin, übernehmen die Koordination. In besonderen Fällen können spezialisierte Einrichtungen diese Rolle übernehmen.
Die technische Umsetzung des Programms ist ebenfalls Bestandteil der Planung. Softwarehersteller sollen rechtzeitig informiert werden, um die notwendigen Dokumentationsanforderungen zu erfüllen. Dies gewährleistet, dass die Behandlungsergebnisse messbar sind und die Wirksamkeit des Programms evaluiert werden kann.
Der G-BA betont, dass das Programm nicht nur auf die Reduktion von Übergewicht abzielt, sondern auch darauf, die körperliche und psychische Lebensqualität der Betroffenen zu steigern. Neben dem neuen Angebot für Kinder gibt es bereits ein DMP für Erwachsene mit Adipositas, das jedoch noch nicht flächendeckend verfügbar ist. Insgesamt stehen in Deutschland zwölf DMP für verschiedene chronische Erkrankungen zur Verfügung, von denen aktuell mehr als sieben Millionen Menschen profitieren.
Mit dem Beschluss unterstreicht der G-BA die Bedeutung von Prävention und frühzeitiger Intervention bei Adipositas, um die langfristigen gesundheitlichen Belastungen zu minimieren. Das neue DMP könnte ein entscheidender Schritt sein, um der wachsenden Herausforderung durch Übergewicht und Adipositas im jungen Alter zu begegnen.
Der Beschluss des G-BA, ein DMP für Kinder und Jugendliche mit Adipositas einzuführen, ist längst überfällig. Die Zahlen sprechen für sich: Fast jedes sechste Kind in Deutschland ist übergewichtig, fast jedes zwanzigste adipös. Es ist eine stille Epidemie, die nicht nur das Gesundheitssystem belastet, sondern auch das Leben der Betroffenen maßgeblich beeinflusst. Mit dem neuen DMP wird endlich anerkannt, dass Adipositas nicht nur ein individuelles, sondern ein gesamtgesellschaftliches Problem ist, das einen strukturierten und langfristigen Ansatz erfordert.
Besonders positiv hervorzuheben ist der Fokus auf Patientenschulungen, die die Grundlagen für eine nachhaltige Veränderung des Lebensstils schaffen sollen. Ernährung und Bewegung sind keine schnellen Lösungen, sondern erfordern eine tiefgreifende Integration in den Alltag – für die Kinder und ihre Familien. Dass Betreuungspersonen aktiv eingebunden werden, ist daher ein entscheidender Aspekt.
Doch es gibt auch Herausforderungen: Die erfolgreiche Umsetzung hängt stark von regionalen Ressourcen und der Bereitschaft zur Zusammenarbeit ab. Ohne ausreichend Schulungsangebote und technische Infrastruktur bleibt das Programm nur ein theoretischer Plan. Es liegt nun an den regionalen Vertragspartnern und Softwareentwicklern, die Basis für eine funktionierende Praxis zu schaffen.
Der G-BA hat einen wichtigen Impuls gesetzt, doch das eigentliche Ziel liegt noch in weiter Ferne: Adipositas muss langfristig nicht nur behandelt, sondern auch präventiv verhindert werden. Dieses DMP ist ein guter Anfang – die Arbeit daran darf jedoch nicht enden, sobald die ersten Ergebnisse vorliegen. Es ist Zeit, Adipositas in der Kindheit konsequent als das zu behandeln, was sie ist: eine chronische Erkrankung, die entschlossenes Handeln erfordert.
Neuer Schutz gegen Covid-19: Zulassungsempfehlungen für innovative Impf- und Antikörpertherapien
In der letzten Sitzung des Ausschusses für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) sind wegweisende Entscheidungen für die Bekämpfung von Covid-19 getroffen worden. Zwei neue Präparate, die innovative Ansätze in der Prävention und Behandlung bieten, haben eine Zulassungsempfehlung erhalten. Dabei handelt es sich um den selbst-amplifizierenden mRNA-Impfstoff Zapomeran (Handelsname Kostaive®) und den monoklonalen Antikörper Sipavibart (Handelsname Kavigale®).
Der Impfstoff Zapomeran, entwickelt vom US-Unternehmen Arcturus Therapeutics, basiert auf einer neuen Technologie, die die bisherige mRNA-Plattform erweitert. Neben der codierten Information für das SARS-CoV-2-Spike-Protein enthält der Wirkstoff eine Bauanleitung für ein Replikase-Enzym, das nach Verabreichung die mRNA im Körper vervielfältigt. Dies führt zu einer stärkeren und länger anhaltenden Immunantwort bei gleichzeitig reduzierter Dosis. Klinische Studien zeigen, dass Zapomeran bei grundimmunisierten Probanden eine überlegene Immunogenität im Vergleich zu etablierten Impfstoffen wie Comirnaty® von BioNTech/Pfizer aufweist. Bislang ist der Impfstoff nur in Japan zugelassen und zielt auf die JN.1-Variante von SARS-CoV-2 ab.
Der monoklonale Antikörper Sipavibart von AstraZeneca ist speziell für immungeschwächte Menschen entwickelt worden. Er bindet an die Rezeptorbindungsdomäne des viralen Spike-Proteins und neutralisiert das Virus, bevor es Zellen infizieren kann. Zulassungsstudien belegen, dass das Risiko einer symptomatischen Covid-19-Erkrankung im Vergleich zu bisherigen Antikörpertherapien und Placebo signifikant reduziert werden konnte. Sipavibart soll als Lösung für intramuskuläre Injektionen und intravenöse Infusionen verfügbar sein und bietet eine wichtige Option für Personen, deren Immunsystem nicht in der Lage ist, durch Impfungen ausreichend Schutz aufzubauen.
Die häufigsten Nebenwirkungen beider Präparate sind lokalisierte Reaktionen an der Injektionsstelle sowie systemische Symptome wie Müdigkeit und Kopfschmerzen. Die endgültige Zulassungsentscheidung durch die Europäische Kommission wird in den kommenden Monaten erwartet.
Mit diesen Empfehlungen könnten neue Präventions- und Behandlungsstrategien den Weg in die breite Anwendung finden, insbesondere für Personen, die durch herkömmliche Impfungen oder Therapien nicht ausreichend geschützt sind. Der Fortschritt bei mRNA-Technologien sowie der Antikörperentwicklung zeigt, dass die Forschung kontinuierlich an neuen Lösungen arbeitet, um die Pandemie besser zu kontrollieren.
Die Empfehlungen des CHMP sind ein Zeichen für den anhaltenden Innovationsgeist in der Pandemiebekämpfung. Insbesondere die selbst-amplifizierende mRNA-Technologie von Zapomeran bietet das Potenzial, bestehende Impfstoffkonzepte nicht nur zu ergänzen, sondern nachhaltig zu verbessern. Eine stärkere Immunantwort bei geringerer Dosis könnte künftig sowohl Produktions- als auch Logistikketten entlasten – ein wesentlicher Vorteil, gerade bei globalen Impfkampagnen.
Auch Sipavibart adressiert eine oft übersehene Patientengruppe: immungeschwächte Menschen. Für diese Personen war der Schutz vor Covid-19 bisher begrenzt. Der monoklonale Antikörper bietet hier eine gezielte Lösung und unterstreicht, dass individualisierte Therapien in der modernen Medizin an Bedeutung gewinnen.
Doch trotz der Euphorie bleiben Fragen: Wie schnell können diese Produkte tatsächlich verfügbar gemacht werden, und wie sieht es mit den Kosten aus? Gerade in einem Umfeld, in dem Gesundheitssysteme weltweit unter Druck stehen, wird der Zugang zu diesen innovativen Therapien entscheidend sein.
Die positiven Entwicklungen dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Pandemie weiterhin Anpassung und Vorsorge erfordert. Die Zulassung dieser Präparate ist ein Schritt in die richtige Richtung, doch ihr Erfolg wird letztlich daran gemessen, wie effektiv sie in der Praxis eingesetzt werden können.
25 Jahre Apotheker Helfen: Wissenstransfer und Hilfe weltweit
Die Hilfsorganisation Apotheker Helfen e.V. feiert 2024 ihr 25-jähriges Bestehen. Der Verein, der sich auf die sichere Arzneimittelversorgung in Krisengebieten spezialisiert hat, fokussiert sich zunehmend auf die Ausbildung und Fortbildung medizinischer Fachkräfte. Projekte in afrikanischen Ländern standen dabei im Mittelpunkt der Jubiläumsaktivitäten.
Thomas Benkert, Vorsitzender des Vereins, unterstrich anlässlich des Jubiläums die Bedeutung der Arbeit: „Unser Ziel, die Gesundheitsversorgung auch in schwierigsten Bedingungen zu sichern und zu verbessern, behalten wir immer im Blick.“ Neben der Katastrophenhilfe ist die Entwicklungszusammenarbeit ein zentraler Pfeiler des Vereins. Die Vermittlung pharmazeutischen Wissens, etwa durch Schulungen für Apothekenpersonal, gehört zu den Kernaufgaben.
Ein besonderes Highlight des Jubiläumsjahres war das Projekt in Lesotho, bei dem rund 50.000 Euro in die Schulung von Mitarbeitenden in zehn Gesundheitseinrichtungen investiert wurden. Gemeinsam mit Partnerorganisationen wie dem Ecumenical Pharmaceutical Network (EPN) und der Christian Health Association of Lesotho (CHAL) wurden Fachkräfte intensiv in Arzneimittelabgabe und Warenwirtschaft geschult. Dr. Andreas Wiegand, Geschäftsführer von Apotheker Helfen, erläuterte, dass die Ergebnisse des Projekts im Jahr 2025 evaluiert werden sollen, um die Nachhaltigkeit der Maßnahmen sicherzustellen.
In Tansania setzte der Verein erstmals einen Zertifikatskurs für „Onkologische Pharmazie“ um. Apothekerinnen und Apotheker lernten unter anderem den sicheren Umgang mit Onkologika sowie die Einhaltung steriler Bedingungen bei der Zubereitung und Verabreichung. Der Kurs, der in Zusammenarbeit mit dem Kilimanjaro Christian Medical Center (KCMC) und dem Deutschen Institut für Ärztliche Mission (Difäm) entwickelt wurde, ist von tansanischen Behörden anerkannt.
Neben langfristigen Projekten engagiert sich Apotheker Helfen auch spontan bei humanitären Notfällen. So sprang der Verein 2024 in Tadschikistan ein, um Kinder mit Epidermolysis bullosa mit dringend benötigten Verbandsmaterialien zu versorgen, nachdem Lieferungen aus Russland ausgeblieben waren. Ein weiteres Projekt in Bolivien widmete sich der Früherkennung von Herzerkrankungen bei Kindern. In einem Workshop wurden 67 Fachkräfte geschult, um Diagnosen zu verbessern und den Zugang zu lebensrettenden Operationen zu erleichtern.
Die Organisation arbeitet zudem an digitalen Lösungen für die Wissensvermittlung. Im Jahr 2024 wurde eine neue Toolbox mit Materialien zu nicht-übertragbaren Erkrankungen wie Diabetes, Krebs und Herz-Kreislauf-Leiden veröffentlicht. Diese ergänzt bestehende Sammlungen und steht Mitarbeitenden in Gesundheitseinrichtungen online zur Verfügung.
Mit Blick auf die Zukunft plant der Verein weitere Investitionen in die Aus- und Weiterbildung pharmazeutischen Fachpersonals. „Wir setzen weiterhin auf eine nachhaltige Gesundheitsversorgung durch qualifiziertes Personal“, erklärte Benkert. Zugleich dankte er allen Spenderinnen und Spendern, deren Unterstützung die Arbeit des Vereins ermöglicht.
Die Arbeit von Apotheker Helfen ist ein Beispiel dafür, wie gezielte Entwicklungszusammenarbeit nachhaltige Veränderungen bewirken kann. Gerade in Regionen mit mangelnder medizinischer Infrastruktur ist der Aufbau pharmazeutischen Fachwissens essenziell. Durch die Kombination aus langfristigen Schulungsprojekten und spontaner Hilfe in akuten Notlagen gelingt es der Organisation, gezielt dort anzusetzen, wo die Not am größten ist.
Besonders beeindruckend ist die Verbindung aus traditioneller humanitärer Hilfe und modernen Ansätzen wie digitalen Toolboxen, die Fachwissen breit zugänglich machen. Diese Strategie zeigt, wie Innovation und Erfahrung Hand in Hand gehen können, um Menschen in schwierigen Lebenssituationen zu helfen.
Dennoch bleibt die Abhängigkeit von Spenden eine Herausforderung. Die kontinuierliche Unterstützung durch die Gesellschaft ist unverzichtbar, um Projekte wie jene in Lesotho oder Tansania auch in Zukunft erfolgreich fortzuführen. Apotheker Helfen beweist eindrucksvoll, wie wichtig es ist, Wissen zu teilen und langfristige Strukturen aufzubauen – eine Aufgabe, die in einer globalisierten Welt relevanter ist denn je.
Weihnachten ohne Stress: Wie Gastgeber das Fest entspannt gestalten können
Weihnachten ist das Fest der Liebe und Besinnlichkeit, doch oft wird es von Stress und hohen Erwartungen überschattet. Besonders Gastgeberinnen und Gastgeber fühlen sich in der Verantwortung, allen Ansprüchen gerecht zu werden. Laut der Diplom-Psychologin und Coachin Daniela Pawelczak aus Vechelde liegt ein Schlüssel zu einem entspannten Fest darin, sich von Perfektionismus zu verabschieden. „Die oft idealisierten Bilder von perfekt dekorierten Räumen und aufwendigen Festessen setzen uns unter Druck. Doch die Realität sieht anders aus, und das ist völlig in Ordnung“, erklärt sie.
Pawelczak rät dazu, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: das Zusammensein mit der Familie. Ein einfacher, aber effektiver Ansatz sei es, Aufgaben zu delegieren und Gäste aktiv einzubeziehen. „Gastgeber müssen nicht alles alleine stemmen. Bitten Sie andere, einen Teil zum Fest beizutragen, etwa die Vorspeise, den Wein oder den Nachtisch“, empfiehlt die Psychologin. Dies reduziere nicht nur den Stress für die Gastgeber, sondern ermögliche es den Gästen, sich stärker einzubringen.
Auch die Gestaltung des Festes sollte gezielt geplant werden, um eine entspannte Atmosphäre zu fördern. Aktivitäten wie ein gemeinsamer Spaziergang oder Gesellschaftsspiele schaffen Raum für lockere Gespräche und sorgen für positive Erlebnisse. Pawelczak betont, dass Konfliktthemen vermieden werden sollten: „Überlegen Sie vorab, welche Themen für gute Gespräche sorgen. Falls jemand schwierige Themen anspricht, hilft es, diese höflich auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben.“
Für langanhaltende Konflikte in Familien empfiehlt Pawelczak, diese vor Weihnachten in einem klärenden Gespräch anzusprechen. Solche Absprachen könnten die Festtage erheblich entspannen. Wichtig sei es, sich von überhöhten Ansprüchen zu lösen: „Es ist kein 5-Sterne-Menü nötig, um ein schönes Weihnachtsfest zu haben. Der Fokus sollte auf dem gemeinsamen Erleben liegen.“ Mit einer wohlwollenden Haltung sich selbst und anderen gegenüber könne Weihnachten zu einer harmonischen Zeit für alle Beteiligten werden.
Weihnachten, ein Fest, das für Wärme und Zusammenhalt steht, wird allzu oft zur Stressfalle. Der Wunsch, alles perfekt zu machen, lässt uns das Wesentliche aus den Augen verlieren: die Freude an der gemeinsamen Zeit. Doch genau hier liegt die Lösung. Loslassen, delegieren und bewusst planen – diese Prinzipien könnten die Grundlage für ein harmonisches Fest sein. Es geht nicht darum, Erwartungen von Hochglanzmagazinen zu erfüllen, sondern eine echte Verbindung zu schaffen. Wer sich selbst Druck nimmt und Gäste einbindet, macht Weihnachten nicht nur entspannter, sondern auch authentischer. Denn das schönste Geschenk ist, wenn sich alle wohlfühlen – auch die Gastgeber.
Von Engin Günder, Fachjournalist