Das Jahr 2025 markiert für die deutsche Apothekenlandschaft eine Zeit der tiefgreifenden Herausforderungen und Unsicherheiten. Eine umfangreiche Erhebung von aposcope hat deutlich gemacht, dass sich Apothekerinnen und Apotheker, Pharmazeutisch-technische Assistenten (PTA) und Pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte (PKA) in einer Phase der Enttäuschung und Frustration befinden. Die Mehrheit der Befragten, insgesamt 94 Prozent, äußerten sich negativ über die Unterstützung der aktuellen Ampel-Regierung für die Vor-Ort-Apotheken. Eine weitere alarmierende Zahl ist, dass 82 Prozent keine positive Zukunft für die Branche sehen, solange es keine signifikanten Änderungen innerhalb der Standesvertretung ABDA gibt.
Die politische Landschaft, wie sie sich aus der Sicht der Apothekeninhaber darstellt, zeigt eine klare Tendenz zur CDU/CSU, die von 47 Prozent der Befragten unterstützt würde, wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahlen wären. Die SPD, die aktuell Teil der Regierungskoalition ist, erhielt in dieser Gruppe keine einzige Stimme. Das zeigt eine klare Unzufriedenheit mit der derzeitigen politischen Führung und deren Maßnahmen für den Gesundheitssektor.
Die Erwartungen an die Regierung sind klar formuliert: Eine Verbesserung der wirtschaftlichen Bedingungen für Apotheken steht mit 40 Prozent an der Spitze der Forderungen, gefolgt von mehr Anerkennung für die Gesundheitsberufe mit 34 Prozent und einem entschlosseneren Handeln in den Bereichen Sicherheit und Versorgung mit 24 Prozent.
Die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen für Apotheken sind vielfältig und komplex. Lieferengpässe, die 66 Prozent der Befragten als großes Problem sehen, Personalmangel (57 Prozent), steigende Bürokratie (56 Prozent), Konkurrenz durch den Online-Handel (55 Prozent) und die als zu gering empfundenen Honorare (49 Prozent) bilden die größten Sorgenfaktoren. Die Konsequenzen dieser Probleme sind gravierend: 92 Prozent glauben, dass die Zahl der Apotheken weiter abnehmen wird, besonders im ländlichen Bereich.
Trotz dieser Herausforderungen gibt es einen Bereich, in dem die Apotheken noch investieren möchten – die Digitalisierung. 38 Prozent der Befragten sehen hier Potenzial für zukünftige Investitionen. Dennoch planen viele Apotheken Einsparungen, vor allem bei Personal und in der Betriebsinfrastruktur. Besonders bezeichnend ist die Tatsache, dass 67 Prozent der Befragten ihrem jüngeren Ich nicht empfehlen würden, heute den Beruf des Apothekers zu ergreifen.
Kommentar:
Die Ergebnisse der aposcope-Umfrage sind ein deutliches Zeichen dafür, dass die deutsche Apothekenbranche in einer tiefen Krise steckt. Die überwältigende Unzufriedenheit mit der aktuellen politischen Unterstützung und die düstere Prognose für die Zukunft der Branche sind alarmierend. Die Ampel-Regierung muss erkennen, dass ohne eine grundlegende Neuausrichtung ihrer Gesundheitspolitik, insbesondere in Bezug auf die Unterstützung der Apotheken, die Versorgungssicherheit der Bevölkerung gefährdet sein könnte.
Es ist essentiell, dass die politischen Entscheidungsträger die spezifischen Bedürfnisse der Apotheken ernst nehmen und schnell handeln. Dies bedeutet nicht nur die Anpassung der Honorare, um die wirtschaftliche Lebensfähigkeit der Apotheken zu sichern, sondern auch die Schaffung von Anreizen für neue Talente, um in den Beruf einzusteigen. Zusätzlich muss die Bürokratie drastisch reduziert werden, um den Apotheken zu ermöglichen, sich auf ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren: die Versorgung der Gemeinschaft mit lebenswichtigen Medikamenten und die Beratung der Kunden.
Die zukünftige Gesundheitspolitik muss eine starke und unterstützende Rolle für die Apotheken vorsehen, die über bloße Lippenbekenntnisse hinausgeht. Es bedarf echter, greifbarer Maßnahmen, die die Apotheken in die Lage versetzen, sowohl den aktuellen als auch den zukünftigen Anforderungen des Gesundheitsmarktes gerecht zu werden. Nur durch eine solche ganzheitliche Herangehensweise kann die Apothekenbranche revitalisiert werden und ihre essenzielle Rolle im deutschen Gesundheitssystem gestärkt werden.
Von Engin Günder, Fachjournalist